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So hier ist er nun mein Reisebericht meiner Kungsleden-Tour 2012.
Vorweg ein paar Bemerkungen zu meiner kleinen Kungsleden-Tour. Ich selbst habe bisher nur Erfahrungen auf Tagestouren in der Eifel und entlang des Rheins sammeln können. Also betrat ich mit der auf 14 Tage angelegten Tour völliges Neuland. Sowohl was Verpflegung, als auch Unterkunft angeht. Hinzu kommt noch, dass ich Student bin, meine Reisekasse also eher klein ausfällt. Daher war auch der Spielraum bei der Ausrüstung und der Verpflegung recht klein.
Dank outdoorseiten.net fühlte ich mich mit Packliste, Tipps und Tricks zu allem möglichen und natürlich einer Ausführlichen Kaufberatung vom Kocher bis hin zum Zelt doch recht fit für die Tour. Ein kleiner Rest von Lampenfieber oder sowas ähnlichem blieb natürlich.
Ausrüstung
Nun zu dem was ich so alles mit nach Abisko geschleppt habe. Im Nachhinein würde man sicher so manches anders machen, aber dazu dann später beim Fazit. Ich habe meine Packliste auf meiner persönlichen Homepage hochgeladen, da im Moment die GearList nicht ganz sauber funktioniert. Ich hoffe dies ist ok.
Anreise
Geplant war die An- und Abreise ja schon lange, schließlich wollte ich meine Reisekasse schonen und habe daher 92 Tage im Voraus meine Tickets bei DB und SJ bestellt. So kam ich dann auch in den Besitz von zwei Europa-Spezial-Tickets von und nach Malmö, sowie unheimlich kostengünstige Tickets der SJ von Malmö nach Abisko, beziehungsweise von Kvikkjokk nach Malmö. Leider alles mit Zugbindung und ohne Möglichkeit der Umbuchung. Aber man kann ja nicht alles haben.
Montag 16.07.2012 02:10 Uhr ging es endlich los mit meinem Urlaub. Vor die Freude des Unterwegsseins hat der liebe Gott nun aber einmal die Qual des Packens gestellt. Dank Packliste und klarer Volumen- und Gewichtsbegrenzung fällt das ganze diesmal aber gar nicht so chaotisch wie sonst immer. Trotzdem habe ich bereits am Freitag gepackt, damit ich auch ja nichts vergesse und vor allem um am Wochenende noch Platz und Zeit für meinen erwarteten Besuch hatte. Wie zu erwarten hat der IC, der mich von Köln aus durch die Nacht nach Hamburg bringen soll die für die DB obligatorischen 5 Minuten Verspätung. Bei einer erwarteten Fahrzeit von 37 Stunden und genügend Umsteigezeit an jedem der zu passierenden Bahnhöfe ist das aber nicht weiter schlimm. Verwunderlich ist da schon eher, dass ich sobald ich in Köln auf dem Bahnsteig stehe wohl irgendwie eine Schweden-Flagge auf die Stirn tätowiert zu haben scheine. Jedenfalls werde ich sofort von einer netten Frau, in Begleitung ihres Sohnes, angesprochen, ob ich auch nach Schweden fahren wolle und wie das wohl mit dem Umsteigen in Hamburg klappen könnte. Zum Glück hatte ich die Strecke ja schon einmal gemacht und konnte sie beruhigen, dass die Zeit sicher reichen würde. Als der IC dann da war, versuchte ich mir das letzte mal in Deutschland ein wenig Schlaf zu gönnen, was angesichts der doch recht harten Sitze in deutschen ICs leider scheiterte. Außer ein wenig dösen war nichts drin. Naja was soll es bin ja noch jung.
Gegen 7:15 Uhr komme ich in Hamburg an und erreiche ganz ohne Probleme den EC nach Kopenhagen. Auf dem Bahnsteig in Hamburg erkannte man dann schon, dass es Hauptreisezeit war und ich wohl auch in Lappland nicht wirklich allein sein würde. Alles voller Trekkingrücksäcke in unterschiedlichem Packzustand. Im Zug selbst habe ich dann ein nettes Pärchen kennen gelernt, dass sich für diesen Sommer den Padjelantaleden vorgenommen hatte. Wir tauschten letzte Tipps zu Zahlungsmethoden – VISA hilft immer – und Wetter – Wasser bestimmt das Bild – aus, bis wir nach Fährfahrt und viel Dänisch in Kopenhagen ankommen waren. Von dort ging es mit dem Öresundtåg weiter nach Malmö und endlich gab es wieder schwedische Durchsagen in der Bahn, Pressbyrån mit Kanelbullar und ICA wie ich es aus meinem Jahr in Uppsala gewöhnt war. In Malmö hatte ich so viel Aufenthalt, dass ich noch schnell in einen ICA gegangen bin und ein wenig Proviant aufgestockt habe. Ich hatte zwar eigentlich genug Essen für 14 Tage mit, aber für die Sicherheitstage hatte ich nicht bedacht. Also gab’s noch ein paar Tütengerichte, Polarbröd und Senf. Danach ging es ohne weitere Probleme nach Stockholm.
In Stockholm zeigt sich dann wieder, dass es sinnvoll ist das Internet immer in der Tasche zu haben. Denn ich hatte nicht mitbekommen, dass der Nachtzug von 21:05 Uhr auf 22:50 verlegt worden war. Also hatte ich noch mehr Zeit in Stockholm als eigentlich geplant. Zeit genug einen letzten Burger bei Burger King im Bahnhof zu essen und sich an der Zivilisation zu freuen die ich ja dann ab morgen hinter mir lassen sollte.
Auf dem Bahnsteig des Nachtzuges dann das aus Hamburg bekannte Bild. Trekkingrucksäcke überall. Nur waren es diesmal Dänen, Schweden, Schweizer und Deutsche und nicht die Interrail-Kinder aus Frankreich und Italien die auf den Zug warteten. Ich habe zwei nette Dänen getroffen, die auch den Kungsleden gehen wollten und wie ich auf ihrer ersten richtigen Trekkingtour waren. Sie schienen etwas mehr Geld zu haben, denn ich sah nur neues von Fjällräven, Wolfskin und Meindl. Die Schuhe sahen dafür nicht wirklich eingelaufen aus, aber zum Glück waren es ja ihre Füße die da durch mussten. Im Nachtzug hatte ich dann vier schwedische Studenten und einen alten Schweden im Abteil. Der ältere Mann kommentierte jeden Halt und sowieso die ganze Strecke und wollte mir als Ausländer alles mögliche über Schweden erklären. Die vier Studenten verdrehten ab und an die Augen und diskutierten voller Vorfreude ihren Trip über den Kungsleden bis nach Nikkaluokta. Die Studenten kamen aus Skåne und gaben mir am Morgen des 17.06.2012 netterweise ein Bier aus ihrem Vorrat aus. Wider Erwarten kein Lättöl sondern richtiges Bier und ich habe mich richtig über dieses Geschenk gefreut.
In Boden hieß es dann Abschied nehmen und Zug nach Abisko nehmen. Das Wetter war super und ich glaubte fast, dass meine Freundin auch hätte mitkommen können. 23°C und Sonnenschein sind nicht normal wie ich noch feststellen sollte. Der Zug nach Abisko hatte 10 Minuten Verspätung und so kam ich erst um 15:45 Uhr in Abisko Touriststation an.
Dort deckte ich mich erst einmal mit Mygga ein und kaufte außerdem wie versprochen Postkarten und Briefmarken. Mama, Bruder, Freundin und ein paar Freunde sollten einen Lebensgruß von mir erhalten. Auch schickte ich die versprochenen SMS und beging dabei einen Fehler der später noch peinlich werden sollte. Ich habe nämlich geschrieben, dass ich versuche mich innerhalb der nächsten drei Tage wieder per SMS zu melden.
17.07. Abisko Touriststaion – Nissonjåkka 4,5km
Gegen 16:40 Uhr geht es endlich los, der Himmel zieht sich schon zu, aber die Landschaft ist einfach atemberaubend, die Schlucht des Abiskojåkka und der Blick auf Giron und den Tjåmuhus ist einfach toll. Vor allem wenn man in den letzten Tagen nur im Zug gesessen hat und sich nicht wirklich bewegen konnte. Die Wege sind breit und ausgetreten, kein Wunder so nah an der Touriststation. Das für heute angedachte Etappenziel Nissonjåkka, einer der zwei Plätze im Abisko-Nationalpark an denen gezeltet werden darf, erreiche ich kurz vor 18:00 Uhr. Ich stelle mein Zelt auf und bin somit das zweite Zelt an diesem angeblich so überlaufenen Zeltplatz. Das andere Zelt sind die zwei Dänen aus Stockholm vom Bahnsteig. Sie sind bereits dabei ihren Kocher anzufeuern und Abendessen zu kochen.
Bei ihnen gibt es Nudeln mit Tomatensauce und Speck. Ich selbst mache mich über die in Malmö erstandene Fischsuppe und das Polarbröd mit Senf her. Nachdem es beim Abendessen ein wenig getröpfelt hat, was leider den vielen Mücken weniger ausgemacht hat als uns Dreien beim Essen, ist es als ich um 20:30 Uhr in meinen Schlafsack krieche wieder trocken, wenn auch bewölkt. Die vorletzte Nacht ohne Sonnenuntergang bricht an. Ist schon komisch so bei Tageslicht einzuschlafen.








18.07. Nissonjåkka – See 13km
Starte heute um 10:05 Uhr als letzter vom Zeltplatz am Nissonjåkka. Habe ziemlich lange geschlafen, war wohl den Nächten im Zug geschuldet. Nach meinem Müsli-Frühstück mit unfreiwilliger Eiweißbeilage (Mücken mögen Müsli) folge ich dem Nissonjåkka und dem Kungsleden in Richtung Abiskojaurestugan. Dabei zeigt sich mal wieder, dass der Kungsleden seinem zweiten Namen „Kungsvatten“ alle Ehre macht. Alles voll Wasser, eigentlich ist der Weg eher ein Bach als ein Weg aber naja noch hält das SnowSeal meine Schuhe noch trocken. Ich hoffe nur ich komme bald in höhere Regionen, sodass Wasser nicht gleich Mücken hervorbringt.
Um 13:05 Uhr erreiche ich dann die Abiskojaurestugan und ziehe aber gleich weiter, ich brauch ja nichts aus der Hütte und das Wetter ist auch nicht so schlecht. Bedeckt aber eben trocken. Um 14:15 Uhr ist dann das Ende des Nationalparks erreicht und es wäre rein theoretisch wieder erlaubt zu zelten. Nur ist es für meine Begriffe noch deutlich zu früh am Tag also gehe ich noch ein Stück weiter bis zu einem kleinen See etwa auf 1/3 der Strecke zwischen Abiskojaurestugan und Alesjaurestugan (N68,228946°, E18,584565°). Wetter ist weiterhin stabil, wenn auch nicht schön. Bewölkt mit leichten Schauern und leichtem Wind. Der Weg selbst ist ab der Abiskojaurestugan nicht mehr ganz so ausgetreten und besteht hauptsächlich aus Bohlen oder steinigen Wegabschnitten, die sich häufiger in Wasserläufe verwandeln. Als ich um 17:35 Uhr meinen Lagerplatz erreiche tun mir meine Füße und Oberschenkel weh und meine Hüften zeigen eine bedenklich rote Färbung. Ich hoffe nur, dass wird nicht schlimmer. Zelt aufbauen klappt heute aber schon viel besser als gestern und vor allem habe ich gelernt mein Zelt sauber zu halten. Geh nach einem Abendessen, bestehend aus Brot mit Senf und einer Portion Nudeln mit Tomatensauce recht schnell schlafen, da mir ja alles mögliche weh tut.






19.07. See – Meditationspalts 3 18km
Morgens um 09:00 Uhr stehe ich auf und mache mir wieder Müsli-Frühstück. Während des Frühstücks werden meine neuen Nachbarn begutachtet. Die müssen gestern Abend irgendwann angekommen sein und nutzen den selben See als Wasserquelle. Nach dem Frühstück wird schnell zusammengepackt. Dennoch komme ich nicht vor 10:00 Uhr los. Das Wetter ist nicht mehr so schön. Die Wolken hängen tiefer und auch der Weg wird immer weniger bequem. Hat schon lange nichts mehr mit den mir bekannten deutschen Mittelgebirgen zu tun. Zum Glück gibt es aber an den sumpfigen Stellen Planken, nur leider fehlt hier und da mal eine und so bekomme ich heute zum ersten mal Wasser in meine Schuhe. Aber zum Glück halten die Schuhe sonst schön trocken und das Wasser muss über die Schuhe laufen um an meine Füße zu kommen.
Trotz der schlechter werdenden Wege merkt man, dass ich auf einer der schwedischen Wanderautobahnen unterwegs bin. Man trifft alle halbe Stunde etwa jemanden.
Es ist mal wieder ein beplankter Weg und ich fühle mich sicher. Aber ich habe vergessen, was sowohl der Reiseführer als auch das Forum immer wieder berichteten, Planken können rutschig sein. Kurz nach 12 passiert es dann, ich rutsche aus, lande Gesicht voran in sumpfigen Gelände und bekomme so eine unfreiwillige Schlammpackung. Leider werden auch mein Pullover, Hose und Kamera nass. Kamera geht aber zum Glück noch, ich hoffe nur, das Objektiv hat kein Wasser gezogen. Jetzt bin ich von oben bis unten nass und ärgere mich über mich selbst. Dabei hatte ich kurz vorher noch tolle Tipps an einen Franzosen gegeben, der mit offenem Hüftgurt in Richtung Norden unterwegs war. Ich hab ihm dann den Rucksack richtig aufgesetzt und dafür eine Verbeugung und viele Danksagungen geerntet. Alles vergessen, Sumpf und Planken sei dank.
Um 15:10 Uhr erreiche ich dann nach recht sumpfigen Wegen und meiner ersten Flussquerung ohne Brücke – trockenen Fußes – Alesjaurestugan. Die erste richtige Stugan die ich betrete. Zuerst kaufe ich im Shop ein, es gibt neue Streichhölzer, denn meine aus Deutschland mitgebrachten sind nach nur einem Tag bereits feucht und funktionierten gestern am See nicht mehr wirklich. Außerdem gönne ich mir einen Kaffee und einen Keks. Auf die nächste Tour nehme ich jedenfalls zusätzlich zu den Streichhölzern auch noch einen Feuerstahl mit. Im Aufenthaltsraum mit Kamin und Schachbrett treffe ich eine nette Familie aus dem Saarland, die auch von Abisko kommen und schon einen Tag länger unterwegs sind. Sie wollen heute hier in der Alesjaurestugan bleiben und geben mir noch den Tipp, dass ich vor Aktse nicht absteigen soll sondern direkt auf den Skiefe steigen soll und mir so den elendigen Aufstieg sparen könnte. Mal sehen was meine Kondition und die Zeit sagen wenn ich dann da bin. Außerdem treffe ich auf einen Schweden, der fast das ganze Jahr hier oben unterwegs ist und von zwei Monaten Börsenhandel, sowie von seinem Vermögen lebt. Er meint ich soll noch bis zur Bastu bleiben und heute hier in Alesjaurestugan übernachten. Aber ich will heute noch weiter, meine Füße sind komischer Weise noch nicht müde. Also mache ich mich um 17:05 Uhr wieder auf den Weg. Kurz hinter der Stugan treffe ich auf einen netten Holländer der vor einem Fluss steht und die richtige Stelle zum furten sucht. Ich leihe ihm einen meiner zwei Trekkingstöcke und wir machen uns gemeinsam auf den Weg über den Fluss. Alles geht glatt und wir kommen trockenen Fußes über den Fluss. Ich kann und will sein Tempo aber nicht mitgehen und so verabschiedet er sich kurz hinter dem Fluss wieder und zieht seines Weges. Um 19:30 Uhr erreiche ich den Meditationsplats Nummer 3 (N68,228946°, E18,584565°). Ist einfach eine wunderbare Aussicht, so mit der Brücke und dem Fluss. Da meine rechte Hüfte jetzt nicht nur rot ist sondern schon eine offene Blase hat, beschließe ich an der Brücke zu zelten. Sicher spielt auch eine Rolle, dass es mal wieder angefangen hat stärker zu regnen und ich einen Franzosen aus Alesjaurestugan wieder treffe, der mir eröffnet, dass jetzt erst einmal kein Wasser mehr käme. Also Zelt aufgebaut und mit rauschendem Fluss nach einem Abendessen – Brot, Senf, Gummibären – in den Schlafsack gekrochen.





20.07. Meditationsplats 3 – Brücke am Tjäktjajåkka 15,5km
Morgens früh gefühlt wie immer wach geworden. Leider hat meine Uhr die Nacht nicht überlebt. War gestern wohl doch ein wenig feucht. Jedenfalls steht sie jetzt, sodass ich nicht sagen kann wieviel Uhr es ist als ich aufbreche. Nachdem ich meine Hüfte mit Pflaster versorgt habe und mein obligatorisches Müsli gefrühstückt habe, geht es endlich los. Am Fuße des Bossosvaras wartet dann das erste wirkliche Altschneefeld darauf durchquert zu werden. Ist schon was anderes durch losen matschigen Schnee zu stapfen ohne zu wissen was darunter ist. Ich bin jedenfalls froh, als ich wieder „festen“ Boden unter den Füßen habe. Ansonsten ist der Weg rauf zur Tjäktjastugan nicht anders als gestern. Heißt auch, dass man den Blick gesenkt halten muss um sich seine Bänder und Sehnen nicht beim nächsten Schritt zu zerstören. Aber daran habe ich mich inzwischen gewöhnt. Auf dem Weg rauf treffe ich mal wieder zwei Deutsche die mir eine nette Furterei prophezeien und sich freuen, dass der Weg weiter Talabwärts ein wenig besser wird.
Um 13:45 Uhr erreiche ich die Tjäktjastugan dann endlich. Dort treffe ich den Franzosen aus Alesjaurestugan wieder und auch die Dänen vom ersten Tag sind dort. Dem Franzosen ist die Hütte nicht geheuer und so kampiert er unterhalb der Brücke mit seinem Trangia und kocht Mittag. Ich werde es ihm gleichtun, nachdem ich festgestellt habe, dass der Hüttenwart nicht wirklich nett ist und vor allem aus einer normalen Mittagspause Geld herausschinden will. Also nach einem netten Gespräch mit den Dänen wieder zurück über die Brücke, Trangia an geschmissen und etwas hinuntergewürgt. Ich habe im Moment irgendwie keinen Hunger, was mich angesichts der Tagesleistungen und meinem eh schon geringen Gewicht etwas beunruhigt. Es kommt noch eine nette Schwedin vom Pass herunter und unterhält sich kurz mit mir. Ich erfahre, dass der Weg der mich erwartet „bits and pieces“ sei und nicht wirklich schön zu laufen. Naja was will man machen rüber muss man irgendwie und so schlimm wird es schon nicht werden. Jedenfalls dachte ich mir das als ich dann wieder aufgebrochen bin. Bis rauf auf den Pass hatte ich meine Meinung dann schon wieder geändert. Alles ein einziges loses Steinfeld über das man hin zum Pass balanciert. Oben angekommen verfluche ich die Wolken, die mir die Aussicht in beiden Richtungen versperren und setze mich erst einmal in die Hütte oben am Pass. Darin treffe ich einen Dänen, der mit seinen beiden Töchtern unterwegs ist. Ich freue mich immer wieder, wenn ich hier oben Kinder mit leuchtenden Augen treffe, die genau wie ich über die schöne Landschaft staunen und sich nichts aus den Strapazen machen die man dafür auf sich nehmen muss.
Stimmung wird wieder besser, nachdem ich einen Kaffee getrunken habe, hier nochmals Danke an die Dänen, und ein wenig was gegessen habe. Also wieder nach draußen und nun auf der anderen Seite weiter in Richtung Sälkastugan. Nach dem Pass ist das Wetter dann nur noch Wind und Regen. Schon komisch, wie sich das Wetter so von Tal zu Tal ändert und jegliche Vorhersage innerhalb von 15 Minuten ad absurdum führt. Auf dem Abstieg vom Tjäktjapass treffe ich wieder mal auf zwei Deutsche, diesmal wieder ein Pärchen. Sie wollen wissen wie weit es noch bis zum nächsten Wetterschutz ist. Die Hand der Frau weißt eine Verletzung auf und beide sehen angesichts des Weges und des Wetters nicht gerade glücklich aus.
Der Abstieg und das schlechte Wetter haben aber einen schönen Nebeneffekt. Ich komme endlich in Gebiete voller Rentiere. Wie ich suchen auch die Rentiere Schutz vor dem Wind und dem Regen, wobei sie eindeutig im Vorteil sind weil sie wissen wie man sich hier zu bewegen hat und nicht auf Pfade oder Wege angewiesen sind. Außerdem sehe ich ein paar Fjällpipar (Mornellregenpfeifer) mit Jungen die sich von meiner Anwesenheit irgendwie überhaupt nicht gestört fühlen. Auf Grund des Regens sind die Wege jetzt nicht mehr steinig, sondern schlammig und ich wünsche mir zum ersten mal besseres Wetter herbei.
Um 21:02 Uhr versuche ich dann nochmal mit meinem Handy, was jetzt auch meine Uhr ist, Empfang nach Deutschland zu bekommen und so mein Versprechen einzulösen, dass ich mich wieder melden würde. Aber daraus wird nichts. Also wieder ein Tag ohne Rückmeldung nach Hause. Hoffentlich kommen meine Eltern nicht auf dumme Ideen. Da ich es aber eh nicht ändern kann wird das Zelt an der Brücke über den Tjäktjajåkka (N67,972480°E18,262569°) aufgestellt und ich mache mir mal wieder einmal essen. Dabei stelle ich fest, dass Selbstgedörrtes doch ganz gut ist bei Apetitlosigkeit. Man hat einfach mehr Auswahl als bei den Tütenprodukten die es so in den Hütten und bei Globi zu kaufen gibt. Nachdem der Wind irgendwie nicht beschließt abzuflauen habe ich ein wenig Angst um mein schönes neues Zelt und frage mich, wie stark der Wind da draußen wohl noch wird. Aber ich kann und will heute Abend nicht noch weiter also lege ich mich schlafen.





21.07. Brücke am Tjäktjajåkka – Singistugan 16km
Mein zweiter Tag ohne Uhr. Naja ist ja eigentlich auch egal hier draußen ist es eh immer mehr oder minder hell und der Tag besteht aus laufen, essen, schlafen und nachdenken. Es hat die ganze Nacht durch nur gestürmt und ich habe kaum ein Auge zu bekommen, wohl aus Sorge um mein Zelt und wegen den ungewohnten Geräuschen. Als ich dann beschließe, dass es wohl spät genug ist zum Aufstehen, meldet sich gleich meine rechte Hüfte wieder. Leider scheint das Tape aus meinem Erste Hilfe Set nicht wirklich zu halten, sodass die Wundauflage lose von der Hüfte flattert. Irgendwie doof wenn man sich wegen einer so kleinen Verletzung aus dem Schlafsack quälen muss und nicht einfach unbeschwert aufstehen kann. Zum Glück ist der Rest des Körpers da besser. Also noch eine Lage Tape und dann Zelt zusammenpacken.
Als ich das Zelt das erste mal verlasse, stehe ich plötzlich in mitten einer Herde Rentiere und die Tiere wundern sich, wo der komische Mensch auf einmal her kommt. Ich hocke mich zurück in meine Apsis und geh auf Rentierjagt, natürlich nur mit der Kamera. Ich hoffe es werden gute Fotos, muss aber Akku sparen und gucke deshalb nicht nach. Auf jeden Fall ein schönes Gefühl so in mitten einer Herde aufzustehen und dann ganz friedlich dabei zuzusehen, wie die Herde langsam weiter zieht.
Nach dieser unfreiwilligen Frühstückspause mit Besuch, baue ich mein Zelt ab und ziehe los in Richtung Sälkastugan. Das Wetter ist weiterhin hauptsächlich Wasser von oben, unten und hinten, dank dem Wind der mich schon den Nachtschlaf gekostet hat.
Um 10:45 Uhr erreiche ich dann Sälkastugan. Auf dem Weg dahin haben mich die Rentiere begleitet und das sowohl über Planken als auch durch diverse Bäche. Dabei habe ich immer wieder versucht um die Herde herum zu gehen ohne sie zu stören. Das hat mir nasse Stiefel eingehandelt, die aber immer noch dicht sind, obwohl sich das Leder inzwischen voll Wasser zieht.
In der Sälkastugan kaufe ich dann neues Leukoplast, damit die Wundauflage ihren Zweck erfüllen kann und es meiner Hüfte hoffentlich bald besser geht. Außerdem stelle ich fest, dass Mütter manchmal ganz gute Tipps abgeben und ich wohl eher auf meine Mama hätte hören sollen. So finden sich neben Leukoplast auf der Einkaufsliste auch noch Rosinen und Erdnüsse, hätte ich auch zu Hause schon einpacken können aber so habe ich sie immerhin nicht geschleppt. Rucksack ist ja eh schon schwer genug.
Da die Singistugan von hier ja nur noch 13 km weit weg ist und es ja erst 11:30 Uhr ist geht’s wieder los. Der Weg selbst ist wie schon rauf zum Tjäktjapass nur „bits & pieces“ und auch das Wetter mag sich heute irgendwie nicht ändern. Also weiterhin Regen und Wind. Immerhin kommt der Wind aus Norden und ich habe daher Rückenwind. Leider verlangt der Weg von mir, dass ich mich auf die Beschaffenheit konzentriere und so habe ich wenig Augen für die doch sehr schöne Landschaft im Tjäktjavagge.
Um 18:10 Uhr erreiche ich Singistugan und erschrecke erst einmal als ich auf das Thermometer gucke 0°C, kein Wunder, dass mir in meinem T-Shirt mit meinem Pulli ein wenig kalt ist. Die Hüttenwärte in Singi sind sehr nett. Ist eine ganze Familie mit drei Kindern, die gerade ihre Wäsche waschen als ich ankomme. Ich darf kostenlos in der Nähe der Hütte zelten und muss auch für die Toiletten nichts bezahlen. Nur für die Küche müsste man Zeltabgabe zahlen, aber ich habe ja meinen Trangia. Also baue ich mein Zelt auf und muss leider feststellen, dass mein schnelles Zusammenpacken am Morgen dazu geführt hat, dass das gesamte Innenzelt nass ist. Kein einziger trockener Fleck mehr im Zelt.
Endlich hat der Wind mal einen positiven Effekt. Nachdem ich mit meinem Abendessen fertig bin, es gibt Schupfnudeln mit Sauerkraut, ist mein Zelt wieder schön trocken. Zumindest das Innenzelt. Dennoch ist mir weiterhin kalt und ich überlege ernsthaft, ob es nicht sinnvoll wäre morgen in Richtung Kebnekaise abzubiegen und von dort den Bus nach Hause zu nehmen. Meine Hüfte und das kalte Wetter machen mir zu schaffen und ich merke förmlich wie ich immer dünner werde. Aber erst einmal schlafe ich noch eine Nacht darüber.


Vorweg ein paar Bemerkungen zu meiner kleinen Kungsleden-Tour. Ich selbst habe bisher nur Erfahrungen auf Tagestouren in der Eifel und entlang des Rheins sammeln können. Also betrat ich mit der auf 14 Tage angelegten Tour völliges Neuland. Sowohl was Verpflegung, als auch Unterkunft angeht. Hinzu kommt noch, dass ich Student bin, meine Reisekasse also eher klein ausfällt. Daher war auch der Spielraum bei der Ausrüstung und der Verpflegung recht klein.
Dank outdoorseiten.net fühlte ich mich mit Packliste, Tipps und Tricks zu allem möglichen und natürlich einer Ausführlichen Kaufberatung vom Kocher bis hin zum Zelt doch recht fit für die Tour. Ein kleiner Rest von Lampenfieber oder sowas ähnlichem blieb natürlich.
Ausrüstung
Nun zu dem was ich so alles mit nach Abisko geschleppt habe. Im Nachhinein würde man sicher so manches anders machen, aber dazu dann später beim Fazit. Ich habe meine Packliste auf meiner persönlichen Homepage hochgeladen, da im Moment die GearList nicht ganz sauber funktioniert. Ich hoffe dies ist ok.
Anreise
Geplant war die An- und Abreise ja schon lange, schließlich wollte ich meine Reisekasse schonen und habe daher 92 Tage im Voraus meine Tickets bei DB und SJ bestellt. So kam ich dann auch in den Besitz von zwei Europa-Spezial-Tickets von und nach Malmö, sowie unheimlich kostengünstige Tickets der SJ von Malmö nach Abisko, beziehungsweise von Kvikkjokk nach Malmö. Leider alles mit Zugbindung und ohne Möglichkeit der Umbuchung. Aber man kann ja nicht alles haben.
Montag 16.07.2012 02:10 Uhr ging es endlich los mit meinem Urlaub. Vor die Freude des Unterwegsseins hat der liebe Gott nun aber einmal die Qual des Packens gestellt. Dank Packliste und klarer Volumen- und Gewichtsbegrenzung fällt das ganze diesmal aber gar nicht so chaotisch wie sonst immer. Trotzdem habe ich bereits am Freitag gepackt, damit ich auch ja nichts vergesse und vor allem um am Wochenende noch Platz und Zeit für meinen erwarteten Besuch hatte. Wie zu erwarten hat der IC, der mich von Köln aus durch die Nacht nach Hamburg bringen soll die für die DB obligatorischen 5 Minuten Verspätung. Bei einer erwarteten Fahrzeit von 37 Stunden und genügend Umsteigezeit an jedem der zu passierenden Bahnhöfe ist das aber nicht weiter schlimm. Verwunderlich ist da schon eher, dass ich sobald ich in Köln auf dem Bahnsteig stehe wohl irgendwie eine Schweden-Flagge auf die Stirn tätowiert zu haben scheine. Jedenfalls werde ich sofort von einer netten Frau, in Begleitung ihres Sohnes, angesprochen, ob ich auch nach Schweden fahren wolle und wie das wohl mit dem Umsteigen in Hamburg klappen könnte. Zum Glück hatte ich die Strecke ja schon einmal gemacht und konnte sie beruhigen, dass die Zeit sicher reichen würde. Als der IC dann da war, versuchte ich mir das letzte mal in Deutschland ein wenig Schlaf zu gönnen, was angesichts der doch recht harten Sitze in deutschen ICs leider scheiterte. Außer ein wenig dösen war nichts drin. Naja was soll es bin ja noch jung.
Gegen 7:15 Uhr komme ich in Hamburg an und erreiche ganz ohne Probleme den EC nach Kopenhagen. Auf dem Bahnsteig in Hamburg erkannte man dann schon, dass es Hauptreisezeit war und ich wohl auch in Lappland nicht wirklich allein sein würde. Alles voller Trekkingrücksäcke in unterschiedlichem Packzustand. Im Zug selbst habe ich dann ein nettes Pärchen kennen gelernt, dass sich für diesen Sommer den Padjelantaleden vorgenommen hatte. Wir tauschten letzte Tipps zu Zahlungsmethoden – VISA hilft immer – und Wetter – Wasser bestimmt das Bild – aus, bis wir nach Fährfahrt und viel Dänisch in Kopenhagen ankommen waren. Von dort ging es mit dem Öresundtåg weiter nach Malmö und endlich gab es wieder schwedische Durchsagen in der Bahn, Pressbyrån mit Kanelbullar und ICA wie ich es aus meinem Jahr in Uppsala gewöhnt war. In Malmö hatte ich so viel Aufenthalt, dass ich noch schnell in einen ICA gegangen bin und ein wenig Proviant aufgestockt habe. Ich hatte zwar eigentlich genug Essen für 14 Tage mit, aber für die Sicherheitstage hatte ich nicht bedacht. Also gab’s noch ein paar Tütengerichte, Polarbröd und Senf. Danach ging es ohne weitere Probleme nach Stockholm.
In Stockholm zeigt sich dann wieder, dass es sinnvoll ist das Internet immer in der Tasche zu haben. Denn ich hatte nicht mitbekommen, dass der Nachtzug von 21:05 Uhr auf 22:50 verlegt worden war. Also hatte ich noch mehr Zeit in Stockholm als eigentlich geplant. Zeit genug einen letzten Burger bei Burger King im Bahnhof zu essen und sich an der Zivilisation zu freuen die ich ja dann ab morgen hinter mir lassen sollte.
Auf dem Bahnsteig des Nachtzuges dann das aus Hamburg bekannte Bild. Trekkingrucksäcke überall. Nur waren es diesmal Dänen, Schweden, Schweizer und Deutsche und nicht die Interrail-Kinder aus Frankreich und Italien die auf den Zug warteten. Ich habe zwei nette Dänen getroffen, die auch den Kungsleden gehen wollten und wie ich auf ihrer ersten richtigen Trekkingtour waren. Sie schienen etwas mehr Geld zu haben, denn ich sah nur neues von Fjällräven, Wolfskin und Meindl. Die Schuhe sahen dafür nicht wirklich eingelaufen aus, aber zum Glück waren es ja ihre Füße die da durch mussten. Im Nachtzug hatte ich dann vier schwedische Studenten und einen alten Schweden im Abteil. Der ältere Mann kommentierte jeden Halt und sowieso die ganze Strecke und wollte mir als Ausländer alles mögliche über Schweden erklären. Die vier Studenten verdrehten ab und an die Augen und diskutierten voller Vorfreude ihren Trip über den Kungsleden bis nach Nikkaluokta. Die Studenten kamen aus Skåne und gaben mir am Morgen des 17.06.2012 netterweise ein Bier aus ihrem Vorrat aus. Wider Erwarten kein Lättöl sondern richtiges Bier und ich habe mich richtig über dieses Geschenk gefreut.
In Boden hieß es dann Abschied nehmen und Zug nach Abisko nehmen. Das Wetter war super und ich glaubte fast, dass meine Freundin auch hätte mitkommen können. 23°C und Sonnenschein sind nicht normal wie ich noch feststellen sollte. Der Zug nach Abisko hatte 10 Minuten Verspätung und so kam ich erst um 15:45 Uhr in Abisko Touriststation an.
Dort deckte ich mich erst einmal mit Mygga ein und kaufte außerdem wie versprochen Postkarten und Briefmarken. Mama, Bruder, Freundin und ein paar Freunde sollten einen Lebensgruß von mir erhalten. Auch schickte ich die versprochenen SMS und beging dabei einen Fehler der später noch peinlich werden sollte. Ich habe nämlich geschrieben, dass ich versuche mich innerhalb der nächsten drei Tage wieder per SMS zu melden.
17.07. Abisko Touriststaion – Nissonjåkka 4,5km
Gegen 16:40 Uhr geht es endlich los, der Himmel zieht sich schon zu, aber die Landschaft ist einfach atemberaubend, die Schlucht des Abiskojåkka und der Blick auf Giron und den Tjåmuhus ist einfach toll. Vor allem wenn man in den letzten Tagen nur im Zug gesessen hat und sich nicht wirklich bewegen konnte. Die Wege sind breit und ausgetreten, kein Wunder so nah an der Touriststation. Das für heute angedachte Etappenziel Nissonjåkka, einer der zwei Plätze im Abisko-Nationalpark an denen gezeltet werden darf, erreiche ich kurz vor 18:00 Uhr. Ich stelle mein Zelt auf und bin somit das zweite Zelt an diesem angeblich so überlaufenen Zeltplatz. Das andere Zelt sind die zwei Dänen aus Stockholm vom Bahnsteig. Sie sind bereits dabei ihren Kocher anzufeuern und Abendessen zu kochen.
Bei ihnen gibt es Nudeln mit Tomatensauce und Speck. Ich selbst mache mich über die in Malmö erstandene Fischsuppe und das Polarbröd mit Senf her. Nachdem es beim Abendessen ein wenig getröpfelt hat, was leider den vielen Mücken weniger ausgemacht hat als uns Dreien beim Essen, ist es als ich um 20:30 Uhr in meinen Schlafsack krieche wieder trocken, wenn auch bewölkt. Die vorletzte Nacht ohne Sonnenuntergang bricht an. Ist schon komisch so bei Tageslicht einzuschlafen.








18.07. Nissonjåkka – See 13km
Starte heute um 10:05 Uhr als letzter vom Zeltplatz am Nissonjåkka. Habe ziemlich lange geschlafen, war wohl den Nächten im Zug geschuldet. Nach meinem Müsli-Frühstück mit unfreiwilliger Eiweißbeilage (Mücken mögen Müsli) folge ich dem Nissonjåkka und dem Kungsleden in Richtung Abiskojaurestugan. Dabei zeigt sich mal wieder, dass der Kungsleden seinem zweiten Namen „Kungsvatten“ alle Ehre macht. Alles voll Wasser, eigentlich ist der Weg eher ein Bach als ein Weg aber naja noch hält das SnowSeal meine Schuhe noch trocken. Ich hoffe nur ich komme bald in höhere Regionen, sodass Wasser nicht gleich Mücken hervorbringt.
Um 13:05 Uhr erreiche ich dann die Abiskojaurestugan und ziehe aber gleich weiter, ich brauch ja nichts aus der Hütte und das Wetter ist auch nicht so schlecht. Bedeckt aber eben trocken. Um 14:15 Uhr ist dann das Ende des Nationalparks erreicht und es wäre rein theoretisch wieder erlaubt zu zelten. Nur ist es für meine Begriffe noch deutlich zu früh am Tag also gehe ich noch ein Stück weiter bis zu einem kleinen See etwa auf 1/3 der Strecke zwischen Abiskojaurestugan und Alesjaurestugan (N68,228946°, E18,584565°). Wetter ist weiterhin stabil, wenn auch nicht schön. Bewölkt mit leichten Schauern und leichtem Wind. Der Weg selbst ist ab der Abiskojaurestugan nicht mehr ganz so ausgetreten und besteht hauptsächlich aus Bohlen oder steinigen Wegabschnitten, die sich häufiger in Wasserläufe verwandeln. Als ich um 17:35 Uhr meinen Lagerplatz erreiche tun mir meine Füße und Oberschenkel weh und meine Hüften zeigen eine bedenklich rote Färbung. Ich hoffe nur, dass wird nicht schlimmer. Zelt aufbauen klappt heute aber schon viel besser als gestern und vor allem habe ich gelernt mein Zelt sauber zu halten. Geh nach einem Abendessen, bestehend aus Brot mit Senf und einer Portion Nudeln mit Tomatensauce recht schnell schlafen, da mir ja alles mögliche weh tut.






19.07. See – Meditationspalts 3 18km
Morgens um 09:00 Uhr stehe ich auf und mache mir wieder Müsli-Frühstück. Während des Frühstücks werden meine neuen Nachbarn begutachtet. Die müssen gestern Abend irgendwann angekommen sein und nutzen den selben See als Wasserquelle. Nach dem Frühstück wird schnell zusammengepackt. Dennoch komme ich nicht vor 10:00 Uhr los. Das Wetter ist nicht mehr so schön. Die Wolken hängen tiefer und auch der Weg wird immer weniger bequem. Hat schon lange nichts mehr mit den mir bekannten deutschen Mittelgebirgen zu tun. Zum Glück gibt es aber an den sumpfigen Stellen Planken, nur leider fehlt hier und da mal eine und so bekomme ich heute zum ersten mal Wasser in meine Schuhe. Aber zum Glück halten die Schuhe sonst schön trocken und das Wasser muss über die Schuhe laufen um an meine Füße zu kommen.
Trotz der schlechter werdenden Wege merkt man, dass ich auf einer der schwedischen Wanderautobahnen unterwegs bin. Man trifft alle halbe Stunde etwa jemanden.
Es ist mal wieder ein beplankter Weg und ich fühle mich sicher. Aber ich habe vergessen, was sowohl der Reiseführer als auch das Forum immer wieder berichteten, Planken können rutschig sein. Kurz nach 12 passiert es dann, ich rutsche aus, lande Gesicht voran in sumpfigen Gelände und bekomme so eine unfreiwillige Schlammpackung. Leider werden auch mein Pullover, Hose und Kamera nass. Kamera geht aber zum Glück noch, ich hoffe nur, das Objektiv hat kein Wasser gezogen. Jetzt bin ich von oben bis unten nass und ärgere mich über mich selbst. Dabei hatte ich kurz vorher noch tolle Tipps an einen Franzosen gegeben, der mit offenem Hüftgurt in Richtung Norden unterwegs war. Ich hab ihm dann den Rucksack richtig aufgesetzt und dafür eine Verbeugung und viele Danksagungen geerntet. Alles vergessen, Sumpf und Planken sei dank.
Um 15:10 Uhr erreiche ich dann nach recht sumpfigen Wegen und meiner ersten Flussquerung ohne Brücke – trockenen Fußes – Alesjaurestugan. Die erste richtige Stugan die ich betrete. Zuerst kaufe ich im Shop ein, es gibt neue Streichhölzer, denn meine aus Deutschland mitgebrachten sind nach nur einem Tag bereits feucht und funktionierten gestern am See nicht mehr wirklich. Außerdem gönne ich mir einen Kaffee und einen Keks. Auf die nächste Tour nehme ich jedenfalls zusätzlich zu den Streichhölzern auch noch einen Feuerstahl mit. Im Aufenthaltsraum mit Kamin und Schachbrett treffe ich eine nette Familie aus dem Saarland, die auch von Abisko kommen und schon einen Tag länger unterwegs sind. Sie wollen heute hier in der Alesjaurestugan bleiben und geben mir noch den Tipp, dass ich vor Aktse nicht absteigen soll sondern direkt auf den Skiefe steigen soll und mir so den elendigen Aufstieg sparen könnte. Mal sehen was meine Kondition und die Zeit sagen wenn ich dann da bin. Außerdem treffe ich auf einen Schweden, der fast das ganze Jahr hier oben unterwegs ist und von zwei Monaten Börsenhandel, sowie von seinem Vermögen lebt. Er meint ich soll noch bis zur Bastu bleiben und heute hier in Alesjaurestugan übernachten. Aber ich will heute noch weiter, meine Füße sind komischer Weise noch nicht müde. Also mache ich mich um 17:05 Uhr wieder auf den Weg. Kurz hinter der Stugan treffe ich auf einen netten Holländer der vor einem Fluss steht und die richtige Stelle zum furten sucht. Ich leihe ihm einen meiner zwei Trekkingstöcke und wir machen uns gemeinsam auf den Weg über den Fluss. Alles geht glatt und wir kommen trockenen Fußes über den Fluss. Ich kann und will sein Tempo aber nicht mitgehen und so verabschiedet er sich kurz hinter dem Fluss wieder und zieht seines Weges. Um 19:30 Uhr erreiche ich den Meditationsplats Nummer 3 (N68,228946°, E18,584565°). Ist einfach eine wunderbare Aussicht, so mit der Brücke und dem Fluss. Da meine rechte Hüfte jetzt nicht nur rot ist sondern schon eine offene Blase hat, beschließe ich an der Brücke zu zelten. Sicher spielt auch eine Rolle, dass es mal wieder angefangen hat stärker zu regnen und ich einen Franzosen aus Alesjaurestugan wieder treffe, der mir eröffnet, dass jetzt erst einmal kein Wasser mehr käme. Also Zelt aufgebaut und mit rauschendem Fluss nach einem Abendessen – Brot, Senf, Gummibären – in den Schlafsack gekrochen.





20.07. Meditationsplats 3 – Brücke am Tjäktjajåkka 15,5km
Morgens früh gefühlt wie immer wach geworden. Leider hat meine Uhr die Nacht nicht überlebt. War gestern wohl doch ein wenig feucht. Jedenfalls steht sie jetzt, sodass ich nicht sagen kann wieviel Uhr es ist als ich aufbreche. Nachdem ich meine Hüfte mit Pflaster versorgt habe und mein obligatorisches Müsli gefrühstückt habe, geht es endlich los. Am Fuße des Bossosvaras wartet dann das erste wirkliche Altschneefeld darauf durchquert zu werden. Ist schon was anderes durch losen matschigen Schnee zu stapfen ohne zu wissen was darunter ist. Ich bin jedenfalls froh, als ich wieder „festen“ Boden unter den Füßen habe. Ansonsten ist der Weg rauf zur Tjäktjastugan nicht anders als gestern. Heißt auch, dass man den Blick gesenkt halten muss um sich seine Bänder und Sehnen nicht beim nächsten Schritt zu zerstören. Aber daran habe ich mich inzwischen gewöhnt. Auf dem Weg rauf treffe ich mal wieder zwei Deutsche die mir eine nette Furterei prophezeien und sich freuen, dass der Weg weiter Talabwärts ein wenig besser wird.
Um 13:45 Uhr erreiche ich die Tjäktjastugan dann endlich. Dort treffe ich den Franzosen aus Alesjaurestugan wieder und auch die Dänen vom ersten Tag sind dort. Dem Franzosen ist die Hütte nicht geheuer und so kampiert er unterhalb der Brücke mit seinem Trangia und kocht Mittag. Ich werde es ihm gleichtun, nachdem ich festgestellt habe, dass der Hüttenwart nicht wirklich nett ist und vor allem aus einer normalen Mittagspause Geld herausschinden will. Also nach einem netten Gespräch mit den Dänen wieder zurück über die Brücke, Trangia an geschmissen und etwas hinuntergewürgt. Ich habe im Moment irgendwie keinen Hunger, was mich angesichts der Tagesleistungen und meinem eh schon geringen Gewicht etwas beunruhigt. Es kommt noch eine nette Schwedin vom Pass herunter und unterhält sich kurz mit mir. Ich erfahre, dass der Weg der mich erwartet „bits and pieces“ sei und nicht wirklich schön zu laufen. Naja was will man machen rüber muss man irgendwie und so schlimm wird es schon nicht werden. Jedenfalls dachte ich mir das als ich dann wieder aufgebrochen bin. Bis rauf auf den Pass hatte ich meine Meinung dann schon wieder geändert. Alles ein einziges loses Steinfeld über das man hin zum Pass balanciert. Oben angekommen verfluche ich die Wolken, die mir die Aussicht in beiden Richtungen versperren und setze mich erst einmal in die Hütte oben am Pass. Darin treffe ich einen Dänen, der mit seinen beiden Töchtern unterwegs ist. Ich freue mich immer wieder, wenn ich hier oben Kinder mit leuchtenden Augen treffe, die genau wie ich über die schöne Landschaft staunen und sich nichts aus den Strapazen machen die man dafür auf sich nehmen muss.
Stimmung wird wieder besser, nachdem ich einen Kaffee getrunken habe, hier nochmals Danke an die Dänen, und ein wenig was gegessen habe. Also wieder nach draußen und nun auf der anderen Seite weiter in Richtung Sälkastugan. Nach dem Pass ist das Wetter dann nur noch Wind und Regen. Schon komisch, wie sich das Wetter so von Tal zu Tal ändert und jegliche Vorhersage innerhalb von 15 Minuten ad absurdum führt. Auf dem Abstieg vom Tjäktjapass treffe ich wieder mal auf zwei Deutsche, diesmal wieder ein Pärchen. Sie wollen wissen wie weit es noch bis zum nächsten Wetterschutz ist. Die Hand der Frau weißt eine Verletzung auf und beide sehen angesichts des Weges und des Wetters nicht gerade glücklich aus.
Der Abstieg und das schlechte Wetter haben aber einen schönen Nebeneffekt. Ich komme endlich in Gebiete voller Rentiere. Wie ich suchen auch die Rentiere Schutz vor dem Wind und dem Regen, wobei sie eindeutig im Vorteil sind weil sie wissen wie man sich hier zu bewegen hat und nicht auf Pfade oder Wege angewiesen sind. Außerdem sehe ich ein paar Fjällpipar (Mornellregenpfeifer) mit Jungen die sich von meiner Anwesenheit irgendwie überhaupt nicht gestört fühlen. Auf Grund des Regens sind die Wege jetzt nicht mehr steinig, sondern schlammig und ich wünsche mir zum ersten mal besseres Wetter herbei.
Um 21:02 Uhr versuche ich dann nochmal mit meinem Handy, was jetzt auch meine Uhr ist, Empfang nach Deutschland zu bekommen und so mein Versprechen einzulösen, dass ich mich wieder melden würde. Aber daraus wird nichts. Also wieder ein Tag ohne Rückmeldung nach Hause. Hoffentlich kommen meine Eltern nicht auf dumme Ideen. Da ich es aber eh nicht ändern kann wird das Zelt an der Brücke über den Tjäktjajåkka (N67,972480°E18,262569°) aufgestellt und ich mache mir mal wieder einmal essen. Dabei stelle ich fest, dass Selbstgedörrtes doch ganz gut ist bei Apetitlosigkeit. Man hat einfach mehr Auswahl als bei den Tütenprodukten die es so in den Hütten und bei Globi zu kaufen gibt. Nachdem der Wind irgendwie nicht beschließt abzuflauen habe ich ein wenig Angst um mein schönes neues Zelt und frage mich, wie stark der Wind da draußen wohl noch wird. Aber ich kann und will heute Abend nicht noch weiter also lege ich mich schlafen.





21.07. Brücke am Tjäktjajåkka – Singistugan 16km
Mein zweiter Tag ohne Uhr. Naja ist ja eigentlich auch egal hier draußen ist es eh immer mehr oder minder hell und der Tag besteht aus laufen, essen, schlafen und nachdenken. Es hat die ganze Nacht durch nur gestürmt und ich habe kaum ein Auge zu bekommen, wohl aus Sorge um mein Zelt und wegen den ungewohnten Geräuschen. Als ich dann beschließe, dass es wohl spät genug ist zum Aufstehen, meldet sich gleich meine rechte Hüfte wieder. Leider scheint das Tape aus meinem Erste Hilfe Set nicht wirklich zu halten, sodass die Wundauflage lose von der Hüfte flattert. Irgendwie doof wenn man sich wegen einer so kleinen Verletzung aus dem Schlafsack quälen muss und nicht einfach unbeschwert aufstehen kann. Zum Glück ist der Rest des Körpers da besser. Also noch eine Lage Tape und dann Zelt zusammenpacken.
Als ich das Zelt das erste mal verlasse, stehe ich plötzlich in mitten einer Herde Rentiere und die Tiere wundern sich, wo der komische Mensch auf einmal her kommt. Ich hocke mich zurück in meine Apsis und geh auf Rentierjagt, natürlich nur mit der Kamera. Ich hoffe es werden gute Fotos, muss aber Akku sparen und gucke deshalb nicht nach. Auf jeden Fall ein schönes Gefühl so in mitten einer Herde aufzustehen und dann ganz friedlich dabei zuzusehen, wie die Herde langsam weiter zieht.
Nach dieser unfreiwilligen Frühstückspause mit Besuch, baue ich mein Zelt ab und ziehe los in Richtung Sälkastugan. Das Wetter ist weiterhin hauptsächlich Wasser von oben, unten und hinten, dank dem Wind der mich schon den Nachtschlaf gekostet hat.
Um 10:45 Uhr erreiche ich dann Sälkastugan. Auf dem Weg dahin haben mich die Rentiere begleitet und das sowohl über Planken als auch durch diverse Bäche. Dabei habe ich immer wieder versucht um die Herde herum zu gehen ohne sie zu stören. Das hat mir nasse Stiefel eingehandelt, die aber immer noch dicht sind, obwohl sich das Leder inzwischen voll Wasser zieht.
In der Sälkastugan kaufe ich dann neues Leukoplast, damit die Wundauflage ihren Zweck erfüllen kann und es meiner Hüfte hoffentlich bald besser geht. Außerdem stelle ich fest, dass Mütter manchmal ganz gute Tipps abgeben und ich wohl eher auf meine Mama hätte hören sollen. So finden sich neben Leukoplast auf der Einkaufsliste auch noch Rosinen und Erdnüsse, hätte ich auch zu Hause schon einpacken können aber so habe ich sie immerhin nicht geschleppt. Rucksack ist ja eh schon schwer genug.
Da die Singistugan von hier ja nur noch 13 km weit weg ist und es ja erst 11:30 Uhr ist geht’s wieder los. Der Weg selbst ist wie schon rauf zum Tjäktjapass nur „bits & pieces“ und auch das Wetter mag sich heute irgendwie nicht ändern. Also weiterhin Regen und Wind. Immerhin kommt der Wind aus Norden und ich habe daher Rückenwind. Leider verlangt der Weg von mir, dass ich mich auf die Beschaffenheit konzentriere und so habe ich wenig Augen für die doch sehr schöne Landschaft im Tjäktjavagge.
Um 18:10 Uhr erreiche ich Singistugan und erschrecke erst einmal als ich auf das Thermometer gucke 0°C, kein Wunder, dass mir in meinem T-Shirt mit meinem Pulli ein wenig kalt ist. Die Hüttenwärte in Singi sind sehr nett. Ist eine ganze Familie mit drei Kindern, die gerade ihre Wäsche waschen als ich ankomme. Ich darf kostenlos in der Nähe der Hütte zelten und muss auch für die Toiletten nichts bezahlen. Nur für die Küche müsste man Zeltabgabe zahlen, aber ich habe ja meinen Trangia. Also baue ich mein Zelt auf und muss leider feststellen, dass mein schnelles Zusammenpacken am Morgen dazu geführt hat, dass das gesamte Innenzelt nass ist. Kein einziger trockener Fleck mehr im Zelt.
Endlich hat der Wind mal einen positiven Effekt. Nachdem ich mit meinem Abendessen fertig bin, es gibt Schupfnudeln mit Sauerkraut, ist mein Zelt wieder schön trocken. Zumindest das Innenzelt. Dennoch ist mir weiterhin kalt und ich überlege ernsthaft, ob es nicht sinnvoll wäre morgen in Richtung Kebnekaise abzubiegen und von dort den Bus nach Hause zu nehmen. Meine Hüfte und das kalte Wetter machen mir zu schaffen und ich merke förmlich wie ich immer dünner werde. Aber erst einmal schlafe ich noch eine Nacht darüber.



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