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Warum sich Klebstoff und Träume nicht immer vertragen...
Reiseziel: Lappland
Reisezeit: Juli 2011
Teilnehmer: ich
Nachdem es heutzutage für Studenten fast schon normal ist, nach dem Studium erst einmal einen groß angelegten Urlaub zu machen, wollte ich da nicht zurückstecken. Nachdem ich schon oft mit dem Rucksack unterwegs war, teils in Deutschland, teils in Lappland, lag es nahe, meinen "Grand Holiday" mit Trekking zu verbringen. Die Frage, wo es hingehen sollte, war dann schon kniffliger. Mir war klar, dass es ein Langstreckenweg sein sollte, und der Appalachian Trail spukte auch mal kurz in meinem Kopf herum, aber ob das finanziell drin war, und ob ich meine Abneigung gegen zu warmes Klima und bescheuerte Einreisebestimmungen überwinden würde, stand auf einem anderen Blatt.
2008, als ich auf dem Padjelanteleden unterwegs war, fiel dann die Entscheidung, als ich vom Nordkalottleden hörte. Um die Tour noch bis in den Herbst zu ziehen, wollte ich ab Kvikkjokk noch bis Hemavan gehen und so auf eine Urlaubslänge von guten drei Monaten kommen.
Dank einiger Verzögerungen bei Studium dauerte es aber dann noch glatte drei Jahre, bis meine Traumtour dann endlich stattfinden konnte...
In drei Jahren kann allerdings viel passieren, was einem die Tourenplanung durchaus vermurksen kann, wenn man nicht aufpasst. Als Berechnungsgrundlage für meine Etappen und den Nahrungsbedarf nahm ich die Padjelanta-Tour von 2008, da diese Tour am ehestem dem entsprach, was ich vorhatte (schließlich ist der Padjelantaleden Teil des NKL). Blöderweise habe ich nicht berücksichtigt, dass ich 2008 noch geraucht habe und obendrein untrainiert auf Tour bin, und deswegen damals mein Stoffwechsel hoch und meine Laufleistung niedrig waren. Und so rutschte ich bei der Lebensmittelplanung in eine Spirale aus geringer Laufleistung, hohem Futterbedarf und daraus resultierendem hohem Rucksackgewicht, welches wieder zu Lasten der Laufleistung geht. Das Endergebnis war die irrige Annahme, dass ich auf der ersten Etappe! für 20 Tage Essen (incl. Notreserve) dabei haben müsste. Bei einem Kilo Futter pro Tag war das natürlich ein gewaltiger Brocken zu schleppen, und da meine Basisausrüstung auch nicht gerade UL war, hatte ich die zweifelhafte Ehre, zu beweisen, dass Deuter wirklich verflixt stabile Rucksäcke baut.
Naja, genug Vorgeplänkel, Zeit für den wichtigen Teil...
08. bis 10. Juli
Die Anreise erfolgte per Bahn, da ich Fliegen aus ideologischen Gründen nicht mag und ich wegen meines Gepäcks horrende Übergepäckgebühren hätte zahlen müssen.
Drei Tage in Zug, Fähre und Bus mögen einem lang erscheinen, aber bei geplanten 90 Tagen im Fjäll ist das vertretbar. Außerdem wird so die Anreise selbst schon zum Erlebnis und man hat genug Zeit, sich zu lösen. Wobei man vielleicht nicht unbedingt konsequent auf Liegeplätze verzichten sollte. Auf Sitzplätzen schläft es sich halt doch nicht allzu bequem.
Das einzige wirkliche Problem bei der Reise hatte ich in Stockholm, als ich vom Bahnhof zur Fähre wollte. Dank Bauarbeiten am Stockholm Central fand ich die Haltestelle für das Fährenshuttle nicht und musste letzten Endes mit dem Taxi fahren. Da Taxis in Stockholm unverschämt teuer sind, haben mich die 20 Minuten bis zum Hafen dann gleich mal umgerechnet 40 Euro gekostet. Abgesehen davon lief es aber trotz eines straffen Zeitplanes reibungslos, und so befand ich mich am 10.07. am späteren Nachmittag kurz vor Kautokeino, als plötzlich ein heftiges Gewitter losbrach.

Böses Vorzeichen oder doch nur ein Gewitter?
Da ich der einzige Passagier im Bus war und ich nicht unbedingt Lust hatte, meine erste Nacht im Fjäll gleich bei Gewitter zu verbringen, lies ich mich vom Busfahrer beim Hotel absetzen. Das war aber auch nicht gerade billig und da das Gewitter so plötzlich verschwand, wie es gekommen war, bin ich dann doch noch losmarschiert.
Den Startpunkt zu finden war nicht besonders einfach, da ich für die ersten vier Kilometer keine Karte dabei hatte und der Weg hin zum Nordkalottleden nicht markiert ist. Ein Autofahrer, den ich kurzerhand angehalten habe, hat mir dann netterweise weitergeholfen und so stand ich am frühen Abend dann endlich mal am Ziel meiner (An)Reise.
Ich ging nur noch außer Sichtweite des Sami-Zentrums am Startpunkt und baute mein Zelt auf. Ich hatte noch eine Menge Schlaf nachzuholen...
11. Juli
In der Nacht hat es geregnet, aber viel zu hören war davon nicht gewesen, da die Mücken, die im Außenzelt gefangen sind, ebenfalls ein prasselndes Geräusch erzeugen. Dank beständigem, warmen Wind ist das Zelt aber schön trocken, als ich es verpacke.
Umsurrt von Moskitos und Knotts beginne ich meinen Marsch durch den Sumpf.

Hier weisen einem gnädigerweise Spuren den Weg
Sehr schnell mache ich die Entdeckung, dass mein MYOG-Kopfnetz zwar die Moskitos wunderbar abhält, aber die Maschen zu weit sind, um auch vor den Knotts zu schützen, und so sind meine Ohren und mein Hals bald voller Bisswunden. Korrekt gelesen, Bisswunden. Die Biester stechen einen nicht, sondern beißen die Haut auf und schlabbern dann das Blut. Folglich bluten die Zapfstellen dann noch eine Weile nach, was einem nach einer Zeit ein gewisses brutales Aussehen verschafft.
Der Rucksack trägt sich entgegen aller Befürchtungen überraschend gut. Zehn Kilo leichter wären natürlich schon deutlich angenehmer, aber dass sich ein Rucksack um so bequemer trägt, je leichter er ist, ist ja nichts neues.
Am Beahcegeasvarri darf ich dann die Erfahrung machen, dass die Markierung des NKL bisweilen ein Aufmerksamkeit forderndes Miststück ist. Einmal kurz nicht aufgepasst, und schon folge ich einer falschen Fährte auf die Bergkuppe. Dort oben habe ich zwar einen wunderbaren Ausblick über die Gegend und treffe die ersten Exemplare der ansässigen Avifauna, aber leider finde ich außer einer Art Gipfelbuch nichts, was an einen Wanderweg erinnert.
Ein Blick in die Karte verrät mir, dass ich erst einmal wieder abwärts muss, um wieder auf Kurs zu kommen. So weit die Theorie...
In der Praxis musste ich dann die ungefähren Koordinaten einer markanten Wegstelle aus der Karte herausmessen und diesen Punkt dann mit dem GPS suchen. Und da das Messen aus einer 1:100:000er Karte nicht sehr exakt ist, war es auch mehr Glück als Können, dass ich den Weg nach einer Stunde Unterholz-Safari wieder gefunden habe.
Leider hielt das Glück nicht lange an, und bereits im Tal verschwand die Markierung wieder und überließ es meiner Phantasie, mir einen Weg durch das Moor zu suchen.
Da das Wetter recht warm und die Blutsauger entsprechend aggressiv waren und ich, nachdem ich stellenweise bis zum Knie im Torf versunken bin, in Verbindung mit Restmüdigkeit von der Anreise wirklich miese Laune bekam, beschloss ich, bereits mittags auf einem trocken Flecken mein Lager aufzustellen und erst einmal eine Runde pennen zu gehen.

Meine Zuflucht
Am Abend hatte ich dann wirklich ausgeschlafen, und da ich heute zwar nicht mehr weitergehen, aber auch nicht nur untätig rumhocken wollte, schnappte ich mir Karte und GPS und machte mich auf die Jagd nach dem Weg. Ich beschloss, die Sache von hinten aufzurollen und querte das Moor frei Schnauze. Am Nordrand fand ich mittels Karte den Weg wieder und folgte ihm dann nach Süden, bis ich an der Stelle stand, wo ich ihn am Vormittag verloren hatte.
Mit dem guten Gewissen, dass ich am nächsten Tag in Ruhe weiterziehen kann, drückte ich mir noch schnell was zu essen rein, bevor ich vor den Knotts ins Zelt floh.
Reiseziel: Lappland
Reisezeit: Juli 2011
Teilnehmer: ich
Nachdem es heutzutage für Studenten fast schon normal ist, nach dem Studium erst einmal einen groß angelegten Urlaub zu machen, wollte ich da nicht zurückstecken. Nachdem ich schon oft mit dem Rucksack unterwegs war, teils in Deutschland, teils in Lappland, lag es nahe, meinen "Grand Holiday" mit Trekking zu verbringen. Die Frage, wo es hingehen sollte, war dann schon kniffliger. Mir war klar, dass es ein Langstreckenweg sein sollte, und der Appalachian Trail spukte auch mal kurz in meinem Kopf herum, aber ob das finanziell drin war, und ob ich meine Abneigung gegen zu warmes Klima und bescheuerte Einreisebestimmungen überwinden würde, stand auf einem anderen Blatt.
2008, als ich auf dem Padjelanteleden unterwegs war, fiel dann die Entscheidung, als ich vom Nordkalottleden hörte. Um die Tour noch bis in den Herbst zu ziehen, wollte ich ab Kvikkjokk noch bis Hemavan gehen und so auf eine Urlaubslänge von guten drei Monaten kommen.
Dank einiger Verzögerungen bei Studium dauerte es aber dann noch glatte drei Jahre, bis meine Traumtour dann endlich stattfinden konnte...
In drei Jahren kann allerdings viel passieren, was einem die Tourenplanung durchaus vermurksen kann, wenn man nicht aufpasst. Als Berechnungsgrundlage für meine Etappen und den Nahrungsbedarf nahm ich die Padjelanta-Tour von 2008, da diese Tour am ehestem dem entsprach, was ich vorhatte (schließlich ist der Padjelantaleden Teil des NKL). Blöderweise habe ich nicht berücksichtigt, dass ich 2008 noch geraucht habe und obendrein untrainiert auf Tour bin, und deswegen damals mein Stoffwechsel hoch und meine Laufleistung niedrig waren. Und so rutschte ich bei der Lebensmittelplanung in eine Spirale aus geringer Laufleistung, hohem Futterbedarf und daraus resultierendem hohem Rucksackgewicht, welches wieder zu Lasten der Laufleistung geht. Das Endergebnis war die irrige Annahme, dass ich auf der ersten Etappe! für 20 Tage Essen (incl. Notreserve) dabei haben müsste. Bei einem Kilo Futter pro Tag war das natürlich ein gewaltiger Brocken zu schleppen, und da meine Basisausrüstung auch nicht gerade UL war, hatte ich die zweifelhafte Ehre, zu beweisen, dass Deuter wirklich verflixt stabile Rucksäcke baut.
Naja, genug Vorgeplänkel, Zeit für den wichtigen Teil...
08. bis 10. Juli
Die Anreise erfolgte per Bahn, da ich Fliegen aus ideologischen Gründen nicht mag und ich wegen meines Gepäcks horrende Übergepäckgebühren hätte zahlen müssen.
Drei Tage in Zug, Fähre und Bus mögen einem lang erscheinen, aber bei geplanten 90 Tagen im Fjäll ist das vertretbar. Außerdem wird so die Anreise selbst schon zum Erlebnis und man hat genug Zeit, sich zu lösen. Wobei man vielleicht nicht unbedingt konsequent auf Liegeplätze verzichten sollte. Auf Sitzplätzen schläft es sich halt doch nicht allzu bequem.
Das einzige wirkliche Problem bei der Reise hatte ich in Stockholm, als ich vom Bahnhof zur Fähre wollte. Dank Bauarbeiten am Stockholm Central fand ich die Haltestelle für das Fährenshuttle nicht und musste letzten Endes mit dem Taxi fahren. Da Taxis in Stockholm unverschämt teuer sind, haben mich die 20 Minuten bis zum Hafen dann gleich mal umgerechnet 40 Euro gekostet. Abgesehen davon lief es aber trotz eines straffen Zeitplanes reibungslos, und so befand ich mich am 10.07. am späteren Nachmittag kurz vor Kautokeino, als plötzlich ein heftiges Gewitter losbrach.
Böses Vorzeichen oder doch nur ein Gewitter?
Da ich der einzige Passagier im Bus war und ich nicht unbedingt Lust hatte, meine erste Nacht im Fjäll gleich bei Gewitter zu verbringen, lies ich mich vom Busfahrer beim Hotel absetzen. Das war aber auch nicht gerade billig und da das Gewitter so plötzlich verschwand, wie es gekommen war, bin ich dann doch noch losmarschiert.
Den Startpunkt zu finden war nicht besonders einfach, da ich für die ersten vier Kilometer keine Karte dabei hatte und der Weg hin zum Nordkalottleden nicht markiert ist. Ein Autofahrer, den ich kurzerhand angehalten habe, hat mir dann netterweise weitergeholfen und so stand ich am frühen Abend dann endlich mal am Ziel meiner (An)Reise.
Ich ging nur noch außer Sichtweite des Sami-Zentrums am Startpunkt und baute mein Zelt auf. Ich hatte noch eine Menge Schlaf nachzuholen...
11. Juli
In der Nacht hat es geregnet, aber viel zu hören war davon nicht gewesen, da die Mücken, die im Außenzelt gefangen sind, ebenfalls ein prasselndes Geräusch erzeugen. Dank beständigem, warmen Wind ist das Zelt aber schön trocken, als ich es verpacke.
Umsurrt von Moskitos und Knotts beginne ich meinen Marsch durch den Sumpf.
Hier weisen einem gnädigerweise Spuren den Weg
Sehr schnell mache ich die Entdeckung, dass mein MYOG-Kopfnetz zwar die Moskitos wunderbar abhält, aber die Maschen zu weit sind, um auch vor den Knotts zu schützen, und so sind meine Ohren und mein Hals bald voller Bisswunden. Korrekt gelesen, Bisswunden. Die Biester stechen einen nicht, sondern beißen die Haut auf und schlabbern dann das Blut. Folglich bluten die Zapfstellen dann noch eine Weile nach, was einem nach einer Zeit ein gewisses brutales Aussehen verschafft.
Der Rucksack trägt sich entgegen aller Befürchtungen überraschend gut. Zehn Kilo leichter wären natürlich schon deutlich angenehmer, aber dass sich ein Rucksack um so bequemer trägt, je leichter er ist, ist ja nichts neues.
Am Beahcegeasvarri darf ich dann die Erfahrung machen, dass die Markierung des NKL bisweilen ein Aufmerksamkeit forderndes Miststück ist. Einmal kurz nicht aufgepasst, und schon folge ich einer falschen Fährte auf die Bergkuppe. Dort oben habe ich zwar einen wunderbaren Ausblick über die Gegend und treffe die ersten Exemplare der ansässigen Avifauna, aber leider finde ich außer einer Art Gipfelbuch nichts, was an einen Wanderweg erinnert.
Ein Blick in die Karte verrät mir, dass ich erst einmal wieder abwärts muss, um wieder auf Kurs zu kommen. So weit die Theorie...
In der Praxis musste ich dann die ungefähren Koordinaten einer markanten Wegstelle aus der Karte herausmessen und diesen Punkt dann mit dem GPS suchen. Und da das Messen aus einer 1:100:000er Karte nicht sehr exakt ist, war es auch mehr Glück als Können, dass ich den Weg nach einer Stunde Unterholz-Safari wieder gefunden habe.
Leider hielt das Glück nicht lange an, und bereits im Tal verschwand die Markierung wieder und überließ es meiner Phantasie, mir einen Weg durch das Moor zu suchen.
Da das Wetter recht warm und die Blutsauger entsprechend aggressiv waren und ich, nachdem ich stellenweise bis zum Knie im Torf versunken bin, in Verbindung mit Restmüdigkeit von der Anreise wirklich miese Laune bekam, beschloss ich, bereits mittags auf einem trocken Flecken mein Lager aufzustellen und erst einmal eine Runde pennen zu gehen.
Meine Zuflucht
Am Abend hatte ich dann wirklich ausgeschlafen, und da ich heute zwar nicht mehr weitergehen, aber auch nicht nur untätig rumhocken wollte, schnappte ich mir Karte und GPS und machte mich auf die Jagd nach dem Weg. Ich beschloss, die Sache von hinten aufzurollen und querte das Moor frei Schnauze. Am Nordrand fand ich mittels Karte den Weg wieder und folgte ihm dann nach Süden, bis ich an der Stelle stand, wo ich ihn am Vormittag verloren hatte.
Mit dem guten Gewissen, dass ich am nächsten Tag in Ruhe weiterziehen kann, drückte ich mir noch schnell was zu essen rein, bevor ich vor den Knotts ins Zelt floh.
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