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Rondane Hüttentour
Hövringen - Smuksjöseter - Mysuseter - Rondvassbu - Döralseter - Haverdalseter
....mit Gipfeltour auf den Storronden ab Rondvassbu
Einleitung:
Es ist unser erster Norwegenurlaub mit den Kindern…..abgesehen von einigen Kurztrips zu unseren Freunden nach Oslo. Zwischen 1993 und 2000 waren wir je 3 Wochen mit dem Zelt in Südnorwegen (südl. von Trondheim) unterwegs und 1998 haben wir eine lange 12 Wochentour durch ganz Skandinavien mit Schwerpunkt Norwegen mit dem Womo gemacht. Das war vor dem Eintritt ins Berufsleben. 2004 war ich noch mit meinem Vater auf einer Rucksacktour in der Hardangervidda unterwegs.
Unser Urlaub 2011 bestand aus 3 Teilen:
1. Besuch unser norwegischen Freunde in deren Hytte (Sommerhaus) am Meer in Fredrikstad
2. Trekkingtour in Rondane von Hütte zu Hütte
3. Noch die restliche Zeit im Fjordland verbummeln
Zeitraum 22. Juli bis 11. August 2011
Da dies hier ja das Outdoorforum ist werde ich hier nur den Bericht über den 2. Teil einstellen. Wenn auch die Berichte und die tollen Fotos der anderen Teile interessiert findet diese im Forum der Norwegenfreunde unter "Pa Tur". Im 3. Teil sind noch 2 Tageswanderungen zu Gletscherzungen beschrieben.
Hier der Link:
http://forum.norwegen-freunde.com/vi...193414#p193414
Kritik und FEEDBACK ausdrücklich erwünscht. Bei Fragen: her damit!
Vorstellung: Wir sind Alex (39), Hannah (fast 10), Elin (7) und ich (39)
Vorbereitung:
Die Reise, speziell die Wanderung wird schon seit Dezember geplant. Kartenmaterial Rondane besorgen, Route planen, Klamottenausstattung aufpimpen und die Kids einkleiden für die Wanderung. Was schleppen wir in den Rucksäcken mit? Was muss noch zusätzlich mit? Essen, Spielzeug,….
Nur in Rondane haben wir eine Wanderung geplant bekommen wo die Tagesetappen 4 h und mit einer Ausnahme max. 5h sind (reine norwegische Gehzeitangabe). Mehr wollen wir den Kids nicht zumuten, Elin ist im Mai gerade 7 geworden, Hannah (9) würde vielleicht auch was mehr schaffen. Letztes Jahr haben wir im Allgäu 2 Vortouren mit je 2 Hüttenübernachtungen gemacht. Gehzeitangabe dort 3 h pro Tag.
Die ganze Planung ist ein logistischer Kraftakt (so nannte es ein anderer Vater den wir unterwegs trafen). Wenn ich alleine wandern gehe muss ich nur für mich denken….
Alex packt alles. Donnerstag abends vor der Abfahrt steht alles in Kisten vor dem Auto. Ich wundere mich das alles in den Kangoo passt und alles was drin ist wird auf einer Liste abgehakt.
Anreise (zunächst bis zu unseren Freunden in Fredrikstad):
Am Freitag ging morgens um 3 der Wecker, alle sind sofort hellwach und Punkt 4 fahren wir ab. Wir wollen möglichst ohne Zwischenübernachtung die 1250 km bis Fredrikstad vor Oslo. Bis auf 40 Min Stau in HH und einen Tankstop fahren wir die 600 km bis zur Fähre in Putgarden durch. Nach ca. 20 Min sind wir auf dem Schiff (hatten nix gebucht). Es schaukelt ganz schön bei heftigem Regen. 3 haben Spaß, aber Alex ist froh als wir nach 45 Min in Dänemark ankommen. Wir fahren bei üblem Regen die 200 km bis Helsingör. Es ist nur 13 Grad und es kommt so wirklich keine Urlaubsstimmung auf. 20 Min dauert die Überfahrt nach Schweden, auch hier keine nennenswerte Wartezeit. Aber lustigerweise bessert sich das Wetter, man sieht schon drüben in Schweden die Sonne scheinen und dort sind es über 20 Grad. Komisch. Wir sind gegen 14:00 in Schweden und das Wetter hält bis zum Ziel….es wird immer wärmer.
Die Fahrt durch Schweden und später N nervt: so tolle leere Autobahnen und nur Tempo 100 erlaubt, teilweise nur 90. Kurzer Stau zur Rush-hour in Göteborg. Hinter Göteborg die erste Pause (außer den Fähren). Die Kids sind gut drauf, fahren gerne Auto und spielen mit dem Nitendo DS, lesen oder wir hören Harry Potter und 5 Freunde. Wenn das zu nervig ist kommen die Kopfhörer zum Einsatz. So ein i-Pod ist schon eine tolle Erfindung, lässt sich auch direkt übers Lenkrad bedienen.
Kurz vor der Grenze nach N sehe ich, nur ich (aber er war da!!!) noch einen Elch im Kornfeld an der Autobahn. 24 Bierdosen, 4 Fl Wein und der Obstler kommen auch unbemerkt über die 3. Grenze. In Fredrikstad dann kurze Suche nach der Hytte unserer Freunde. Erst dort erfahren wir von dem Attentat vor 4 h und nun verstehen wir auch wieso im Radio nur geredet wurde und keine Musik lief. Schlimm!!!!!!!!!! Die Fahnen hängen schon auf Halbmast.
.....wir bleiben 4 Nächte dort und danngehts weiter:
Wir fahren Dienstag gegen 10:00 ab. Ziel: Hövringen in Rondane. Wir sind auf unser Abenteuer dort gespannt. Die Fahrt bis Hamar klappt reibungslos. 100 bis 110 er Schnitt auf der Autobahn. Die Norweger fahren dort wohl 20 bis 30 km/h schneller als erlaubt wie Jon auch sagt….das liegt noch in der Toleranz an der finanziellen Schmerzgrenze falls man mal geblitzt wird (was wohl recht unwahrscheinlich sein soll). Nach Hamar wird’s nervig, viele Baustellen, keine Autobahn….es zieht sich.
Vor Hamar kaufen wir noch die hier im Forum oft angepriesenen Rosinenboller (vermutlich nicht DIE Boller). Wir sind von den Rosinendingern schwer enttäuscht. Sie schmecken wie fast alles norwegisches Gebäck scheußlich. Das Brot mögen wir die ersten Tage noch gerne. Aber der Süßkram schmeckt immer als wäre ein Stück Seife rein gefallen….vor allem in die Boller. Bäh! Vermutlich liegts an diesem ätzenden Kardamom. Gruselig, wieso backen die das überall mit rein? Da haben die norwegischen Bäcker noch Nachholbedarf. Brote haben zwar unterschiedlichste Formen, schmecken aber alle irgendwie gleich. Ich frage mich immer ob ich es wohl schaffe so ein Leib Brot auf Tennisballgröße zusammenzupressen. Irgendwann probiere ich das aus.
Wir kommen gegen 16:00 am Startpunkt unserer Wanderung in Hövringen an. Das ging in Serpentinen noch reichlich steil bis oberhalb der Baumgrenze aus dem Gudbrandsdalen rauf. Auf dem riesigen Parkplatz stehen nur 3 weitere Autos. Wir schmeißen die 30 NOK Parkgebühr pro Tag brav in den Kasten. Wir ziehen bei Nieselregen unsere Regenklamotten an. Rucksäcke wurden am Vorabend gepackt. Ich fülle noch schnell den halben Obstler in eine 0,5 l Fantaplastikflasche (was sich als sehr gute Idee herausstellte) und stopfe ihn mit 3 Dosen Kölsch für den ersten Abend in den Rucksack. Wer geizig ist muss schleppen.
Ganz grob die andern Sachen der Packliste:
- einmal Klamotten für Null Grad und Regen für jeden an
- je einmal Wechselklamotten für abends auf der Hütte
- Wasserschuhe = Trekkingsandalen
- Je ein Handtuch
- Diverse Medikamente, Blasenpflaster etc.
- Hüttenschlafsäcke
- Je Kulturbeutel mit Inhalt (kleine Duschzeug, Haarwasch etc.) + Rei in der Tube
- Kleinkram: Kamera, Taschenlampe, i-Pods, Feuerzeug, Landkarten, Handy, Ladekabel, Stift, Blätter, Geld, Papiere
- Haribo, Müsliriegel, Bifi, Getränkepulver, Flaschen zum Auffüllen, Lutscher,….
- Die Kinder tragen Mal- und Spielsachen, den Nitendo DS, Kuscheltier (Mausi), und noch ein wenig der Klamotten
Wir lassen das Auto mit den restlichen Sachen und einem recht mulmigen Gefühl zurück. Es steht an:
1. Etappe Hövringen – Smuksjöseter
(1,5 h lt. Angabe, wir brauchen 2h)
Die Orientierung in Hövringen fällt schwer. Sehr viele Hütten. Ich frage einen alten Norweger. Der spricht nur norwegisch aber ich kann mich mit meinem beschränkten norwegischen Wortschatz gut verständigen. Wir finden den richtigen Weg.
Wir müssen über sehr viele Bäche. Die führen viel Wasser. An einem müssen wir die Wasserschuhe anziehen. Ich bin schon drüben als die andern 3 in der Mitte auf einer kleinen Insel stehen. Die Kinder quieken, die Füße sind vor Kälte vom Wasser nicht mehr zu spüren. Die erste Meuterei. Es nieselt, ein wenig gespenstig. Dann wie im Horrorfilm für die Kids der Schreck: auf der Insel stolpern sie über einen Unterkiefer und einen Totenschädel (vermutlich Kuh oder Rentier). Der Schreck ist so groß das alle schnell drüben sind. Bedrohlich rücken ein paar Kühe an als die Füße wieder warm werden und wir die Schuhe wieder anziehen.
Wegen des kalten Wassers und des lästigen Schuhwechsels werden wir am nächsten Bach mutiger: Die Schuhe bleiben an, es wird schon gut gehen. Ein fataler Irrtum, jeder hat mindestens einen mit Wasser vollgelaufenen Schuh.






Die tolle und gemütliche Smuksjöseter ist bald erreicht. Schönes 4er Zimmer mit Du/WC.

Wir essen mitgebrachtes aufm Zimmer und ich gehe noch in die Sauna im Keller. Danach das Kölsch + Obstler. Wir sitzen noch lange in einer der vielen gemütlichen Sitzgruppen. Das Frühstück am nächsten Morgen ist 1a, wie im Hotel. Leider wie überall erst ab 8:00. Ab 7:00 oder noch früher wäre wesentlich wandererfreundlicher!!! Wieso ist das in N überall so? Das verstehe ich nicht, aber dazu später noch mehr.

Wir brechen um 10:15 auf zur:
2. Etappe Smuksjöseter – Mysuseter via Peer-Gynt-Hütte
(4 h lt. Angabe, wir brauchen 6 h)
Direkt nach dem Start ein kurzer Regenschauer, das fängt ja gut an. Der Regen hört aber schnell auf und den restlichen Tag ist es trocken und später teilweise sonnig. Angenehme Temperaturen zum Wandern….wie auf der ganzen Tour immer so zwischen 18 und 22 Grad. Wir kommen nach ca. 1,5 h zu den steinernen Peer-Gynt-Hütten. Nachdem wir die dortige Klamm bewundert haben sitzen wir draußen.










Peer-Gynt-Hytte. Dort gibts Getränke, Waffeln und Fisch zum mitnehmen. Übernachtung in 2 kleinen Steinhütten möglich, aber ich denke max. 8 Betten und ohne Frühstück....weiss es aber nicht genau. Kontakt wohl schwierig wie wir hörten.

Weiter geht es dann wieder durch sehr morastige Stellen, die immer mühselig und aufwändig umgangen werden müssen. Das sollte auf der ganzen Tour so bleiben. Das verlangsamt enorm und verlängert die Strecken. Die heutige Strecke ist toll und ab jetzt einsam. Erst als es runter nach Mysuseter geht wieder einige Birken, sonst nur Moose und niedriges Gestrüpp.






Die Zimmer auf Mysuseter sind die schlechtesten auf der Tour, wir wollen gar nicht dran denken wer alles schon in diesen Betten lag. Ein Bett muss ich erst noch fixieren und ein wenig zusammenkloppen sonst hält es nicht….selbst wenn man sich nicht bewegen sollte in der Nacht. Aber toller Aufenthaltsraum mit offenem Feuer und gemütlicher Essraum. Es gibt abends Elch. Vielmehr „Elchbolognese“ mit Reis und Salat, dazu leckere Preiselbeeren. (Wir hörten das es das am nächsten Tag auch gab…..vermutlich 3 Qubikmeter vorgekocht für den ganzen Sommer…..aber lecker!). Vorweg wie auch später immer eine Suppe und hinterher leckeren Nachtisch. Insges. vielleicht 20 Gäste. Der kultige Wirt spricht gut deutsch (Schwiegertochter aus Meck-Pomm). Von außen ist der erste Eindruck etwas ungepflegt. Das Frühstück wieder klasse. Es gibt wie auch auf den andern Hütten: Verschiedenen Marmeladen, Honig, verschiedene Müsli, diverse Käse und Wurstsorten, Cornflakes, Gurken, Tomaten, div. Heringssorten, Saft, Milch, Kaffee, Tee, Eier, Hafergröt (oder wie heißt das?), Obst…..Wahnsinn, da könnte manches Hotel noch was lernen.


Schöner Regenbogen am Morgen:

Morgens um 10:00 geht’s dann los zur
3. Etappe Mysuseter – Rondvassbu
(4 h lt. Angabe, wir brauchen 5 h)
Die heutige Etappe sollte ein unschönes Nachspiel haben.
Wir starten zunächst bei Sonne und laufen entlang eines reißenden Flusses, der durch eine Schlucht poltert. Oben ein toller Doppelwasserfall. Nach einer guten Stunde ziehen in der Ferne dunkle Wolken auf, die in unsere Richtung ziehen. Besser noch schnell eine Pause machen. Wir sitzen in der Sonne, eine halbe Stunde.





Als wir aufbrechen, ziehen wir gleich die Regenjacken an und den Regenschutz über den Rucksack. Dann ein richtiger Wolkenbruch. Hüftabwärts bis in die Schuhe bei allen alles nass. Oben bleibt alles trocken. Elin heult, weil die nasse Hose so unangenehm ist und an den Beinen klebt. Wir kommen am Parkplatz Spranget vorbei und nehmen die geschotterte Privatstraße. Der unmarkierte Weg auf der anderen Seite des Flusses scheint uns bei dem feuchten Unter´grund nicht sinnvoll.

Eine Pause macht mit den nassen Klamotten in der nassen Umgebung wenig Sinn. Die Hosen sind nach gut einer halben Stunde trocken, die Schuhe natürlich nicht. Es kommen aber wieder Wolken und es beginnt erneut zu regnen. Der Regen wird kräftiger und wir sind wieder klatschnass, als wir Rondvassbu erreichen. Die Strecke hat sich doch noch sehr gezogen. Wir bekommen ein 4er Zimmer, in das später noch 2 Norweger auf Matratzen auf dem Boden dazu kommen (Hütte überfüllt). Dadurch wird’s eng. Wir duschen, ziehen die 2. Garnitur an, hängen das nasse Zeug in den leistungsstarken Trockenraum. Alex isst eine Waffel ( inzwischen scheint sie Sonne) und die Kinder höhren i-Pod auf dem Bett.



Die Kinder gehen noch mit den Füssen in den a.....kalten See. Wir sahen tatsächlich gegen 10:00 abends Norweger drin schwimmen!

Gegessen wird in 2 Etappen. Wir sind in der 1. Gruppe um 19:00 Uhr. Der Hüttenmanager klingelt, als alle sitzen, ein Glöckchen und macht eine Ansage. Die Norweger neben uns helfen bei der Übersetzung. Es wurde die Menüfolge und der Wetterbericht angekündigt. Das Essen wird von mehreren professionell serviert. Spitze!
Jetzt zum Nachspiel:
Elin bekommt nachts weit über 39 Grad Fieber. Ihr geht es schlecht. Ist es ein Rückfall von Scharlach? Hatte sie 2-mal unmittelbar vor dem Urlaub. Wir entscheiden abzuwarten, obwohl wir Fiebersaft und Antibiotikum für Scharlach dabei haben.
Morgens ist es sonnig und wir entscheiden einen Tag abzuwarten. Elin liegt bis nachmittags im Bett, dann ist das Fieber weg und sie hat auch wieder Hunger. Alex und Hannah verbummeln den Tag in der Sonne, ich nutze den Tag für die
Besteigung des Storronden, 1000 Höhenmeter ( Angabe: rauf 3h, runter 2,5h ),
(ich brauche rauf 2h, runter knapp 2h). Ich nehme nur ein Matepacke (Essen), Fotoapparat und Wasser inkl. Rucksack von Hannah mit. Ich gehe sehr schnell und bald sind alle Schichten klatschnass durchgeschwitzt. Die Aussicht ist schon beim Aufstieg überwältigend.




Ich finde: ich war schon auf vielen Bergen, aber so einen Sch…hügel habe ich noch nie erklommen. Es geht nur über Geröll, kleine und große Steine. Ich denke, das ist die größte Schutthalde Europas. Die Fa. Metten ( Stein & Design ) bei uns in Overath verkauft so Steine zur Verschönerung des Vorgartens und Mauern für 100 bis 1000 Euro pro Stück. Hier liegen also Unmengen an Euros rum. Die Norweger sind steinreich! Ich überhole viele Wanderer, nur 2 Mädels sind hartnäckig schnell 20 Meter vor mir und ich kriege sie nicht ein
…..ich bin etwas frustriert das ich nicht schneller steigen kann. Schweizer wie ich am Gipfel erfahre. Ich tröste mich mit dem Gedanken das sie daheim Bergführer sind oder an diversen Bergläufen teilnehmen und diese regelmäßig gewinnen. Das muss so sein!!! Der Gipfel, die letzten 50 Höhenmeter, liegen in den Wolken und ich habe nur kurz eine Aussicht.


Ich ziehe alles an was ich dabei habe, friere trotzdem und die Arme werden von der Schulter abwärts taub. Es ist aber trocken, unten scheint wohl die Sonne. Nach einer halben Stunde mache ich mich auf den Rückweg. Die Bergführerinnen sind auch gerade losgehopst. Ich springe, laufe, hopse….man muss sich sehr konzentrieren bei all den Felsbrocken und Steinen. Die Mädels hole ich erst kurz vor Rondvassbu ein, trotzdem sind sie vor mir da denn ich muss noch einen Stein aus dem Schuh schütteln.

Was ich jetzt brauche? Bier! 65 NOK, fast 9 Euro. Egal!!! Dazu ein, zwei….Obstler aus der Fantaflasche. Elin scheint wieder OK. War wohl nur ein Fieber wegen der Anstrengung von dem vortäglichen Regenmarsch und zu wenig Pausen. Wir entscheiden: Wenn die Nacht fieberfrei und Elin morgen OK ist geht es weiter, sonst brechen wir ab. Abends wieder 3-Gang Menu mit Glockenansage: Morgen soll Kaiserwetter werden. Lachs zum Essen bis der Arzt kommt. Abends draußen noch ein großes Feuer und Livemusik von 3 extra angekarrten Musikern. Es ist wohl ein norwegischer Gedenktag (Christianisierung?). Sehr schön!


Zur Rondvassbu:
Auch hier muss ich wieder das tolle Frühstück loben. Allerdings auch erst um 8:00. Man sollte sich um 7:45 anstellen, denn der Andrang ist enorm (130 Schlafplätze + Überfüllung) und der Essraum zu klein. Erwähnt werden muss auch noch der üble Plumpsklo (der einzige auf der Wanderung), der der Hütte nicht würdig ist
. Man sch….auf einen Haufen unter sich, der vermutlich schon 15 Jahre in die Höhe gewachsen ist. Ansonsten ist die Hütte sehr professionell geführt. Wer Einsamkeit sucht ist hier wohl falsch. Ab Parkplatz Spranget kommen viele Tagestouristen und auch Mountainbiker. Außerdem ist die Hütte Startpunkt für die höchsten Gipfel Rondanes und hier kreuzen sich sehr viele Wanderwege im Herzen Rondanes. Vom Baby bis zum 80-jährigen haben wir alles auf der Hütte gesichtet. Trotzdem tolle Atmosphäre.
4. Etappe Rondvassbu – Döralseter
(4 h lt. Angabe, wir brauchen 6h…..ohne Boot über den Rondvatnet wären es 2 h mehr)
Wir beeilen uns beim Frühstück und haben vorher gepackt. Wir bekommen um 9:00 einen der 20 Plätze auf dem Boot übern See. Die Sonne scheint. Die Bootsfahrt spart 2 h Gehzeit. Tolle Fahrt, am Seeende gehen wir von Bord.


Am Seeende tolle Zeltplätze in den Wiesen. Viele Quellen und Bäche. Später weitet sich das Tal. Tolle Seen wollen zum Baden verführen. Um Elin zu schonen machen wir nach 45 Min eine frühe, erste Pause.



Eine Stunde später nach dem Abzweig nach Björnhollia eine zweite. Ab dort geht es stetig bergab. Mal wieder eine tolle Landschaft. Plötzlich entdecken die Kinder einen Lemming. Hannah hält dem Nager die Kamera 30 cm vor die Nase. Das findet der auf einmal gar nicht gut und macht mächtig Radau. Hannah ist so erschrocken das sie fast rückwärts umfällt. Der Kleine pustet sich aber auch mächtig auf
und ist so laut wie man sich das gar nicht vorstellen konnte.

Die letzten km nach Döralseter ziehen sich doch sehr und überraschend fängt es noch leicht zu regnen an.

Wir haben uns für „Nedre Döralseter“ entschieden, die zwar etwas teurer als Övre Döralseter ist, dafür aber einen besseren Standard hat. Außerdem heißt die Besitzerin Elin und unsere Elin wollte mal unbedingt jemanden mit dem gleichen Namen treffen. Wir fragen also die nette Frau gleich bei der Ankunft nach Elin. Sie ist es selber und die Freude bei unsere Kleinen ist groß.


Es sind 6 weitere Gäste auf der Hütte. Wir schlafen in einem der gemütlichen Nebengebäude. Das Essen ist wieder sehr gut.


Abends als die Kids im Bett sind unterhalten wir uns mit 2 netten Norwegerinnen. Das ist nach meiner Niederlage beim Rennen auf den Storronden der zweite Tiefschlag. Ich schätze die Damen auf Ende 60, Alex auf 80. Wir einigen uns auf die Mitte, trauen uns aber nicht zu fragen. Als wir ankamen waren wir durchaus platt
. Die Frauen erzählen das sie auch von Rondvassbu kommen. Ich zucke zusammen.
Als sie dann noch erwähnen das sie sich die uncoole Bootsfahrt gespart haben und lieber oben rum übern Berg entlang des Sees gelaufen sind
kann ich das kaum glauben. Noch 2 h Gehzeit mehr als wir
. Und dann noch eine feine Blumenbluse für das Abendessen mitgeschleppt. Und ohne mit der Wimper zu zucken erzählen sie das es morgen die 7 h nach Björnhollia geht. Das gibt mir den Rest. Mein Entschluss steht fest: Ich werde daheim einen Zivi beantragen der mich schiebt
. Wir sitzen noch bis Mitternacht im urgemütlichen Aufenthaltsraum.
Einschub:
Leider gibt es bei allen Hütten erst um 8:00 Frühstück. Das finden wir viel zu spät. 7:00 oder 6:30 wäre besser, immerhin ist es um 4:00 taghell. So kommen wir entspannt immer erst gegen 10:00 los, könnten aber eigentlich schon gut eine Stunde weg sein. Abendessen gibt’s dann dummerweise auch immer nur zur festen 18:00 Zeit (Ausnahme Rondvassbu). So bleibt bei Ankunft kaum Zeit für Dusche und das Waschen der ersten Garnitur. Und Zeit für ein Schläfchen ist sowieso nicht mehr. Das ist in den Alpen viiiiiel besser. Da gibt’s morgens schon früh das Frühstück und abends kann man auch bis 20:00 war aus der Karte essen….und Brotzeiten gibt’s auch noch danach.
5. Etappe Döralseter – Haverdalsseter (längste Etappe)
(5 h lt. Angabe, wir brauchen 7 h)
Diese Etappe ist in 2 völlig unterschiedliche Teile geteilt. Zunächst geht es 1,5 rauf und dann 1,5 h runter durch eine zugeschotterte Schlucht zwischen 2 Bergen. Dann den Rest entlang des Flusses durchs Tal.
Die Scharte ist total mit Geröll verstopft. Steinehüpfen wie am Storronden. Irre! Da wird man bekloppt! Um die Kinder bei Laune zu halten suchen wir abwechselnd Namen mit A. Bei jeder T-Markierung (DNT-Wanderzeichen, kommt alle paar Meter und ist auf die Steine gepinselt) ist ein anderer dran. Bis kein Name mehr einfällt, dann der nächste Buchstabe. Irgendwann wird jeder Name mit einem Haribo-Gummibärchen belohnt. Der Weg durch die Scharte ist gespenstig. Es wird immer enger und ich hoffe nur das der Berg sich nicht gerade jetzt entscheidet neue Brocken runter zu werfen. So ähnlich muss die Hölle sein, nur noch heißer.



Das Wetter ist klasse, Sonne pur und so gut 20 Grad. Auf der anderen Seite der Scharte ein anderes Bild: das grüne Haverdalen.

Wir latschen runter und auf der Brücke über den Fluß. Dann noch ca. 7 km am Fluss lang bis zur Haverdalseter. Wir sehen sehr viele Lemminge, lebendige und tote. Wir machen eine Pause am Fluss.



Kleines Bilderrätsel: Wer kennt den gesuchten Begriff?

Das ständige Umgehen von Moraststellen, Sümpfen und Bächen kostet viel Zeit und Kraft und verlängert den Weg. Der worse case tritt ein: Es sind noch ca. 1,5 h oder 4 km bis zum Ziel als wir alle kaum noch können. Der Wasservorrat geht zu Ende. Vor dem Trinken aus Flüssen wurde ausdrücklich gewarnt da die (toten) Lemminge einen Krankheitserreger übertragen der dann im Wasser ist. Die Zeit (Abendessen) drängt und viele lange Pausen sind nicht drin. Elin ist total platt. Um weiter zu kommen nehme ich sie zu meinem 13-kg-Rucksack immer wieder noch ein paar 100 Meter auf die Schulter. Sie schließt dabei die Augen und ich ächze. Irgendwann gegen 17:00 erreichen wir endlich die Haverdalseter.

Bei Regen wäre es zu einem Desaster in dieser Wildnis und Einöde gekommen. Wir schmeißen die Rucksäcke vor die Tür, holen Solo (Limo) und 60-Kronen-Bier. Dazu ein paar Obstler aus der schon halbleeren Fantaflasche. Das betüdelt und betäubt die Blasen an den Füssen (das erste Mal in den 15 Jahren wo ich die Schuhe habe, vermutlich wegen der Nässe durch die Sümpfe). Die sehen übel aus: Rohes Fleisch.
Wir sind die einzigen Gäste und die freundliche Thai-Frau (den norwegischen Mann haben wir nicht gesichtet, nur Schwiegerpapa und klein Stale (1 Jahr)) überrascht uns mit der Tatsache das es entgegen der Aussage unseres Reiseführers eine (neue) Dusche und Wasser-WC gibt. Sie hat nur für uns gekocht, wir hatten morgens angerufen, sonst keine Gäste….das Essen hätte für 12 gereicht. Das Zimmer ist toll, im Aufenthaltsraum prasselt abends ein Feuer.
Es kommt wie es kommen musste:
Elin bekommt wieder Fieber, weint, ist total erschöpft. Diesmal geben wir den Fiebersaft und machen uns Vorwürfe das es heute alles zu viel war. Der Fiebersaft wirkt schnell (wie der Obstler bei mir). Zu ihrem und unserm großen Schreck bekommt Elin nachts noch starkes Nasenbluten. Bettzeug rot, Matratze rot, Boden rot, Kind rot. Sieht erschreckend aus, hört aber schnell wieder auf und Elin schläft dann durch.
Der nächste Tag sollte mit nur 3 h zur angeblich tollen Grimsdalhytte ein Erholungstag werden, und dann am letzten Tag noch mal 4,5 h nach Hjerkinn. Wir entscheiden aber noch nachts abzubrechen.
Für uns 4 wird ein wahnsinniges Frühstück inkl. frisch gebackener Waffeln aufgefahren. Das hätte für 20 Personen gereicht.

Elin ist fieberfrei, gut drauf und würde durchaus weiterlaufen. Aber unsere Entscheidung steht fest. Wir loten aus wie wir hier weg kommen. Es gibt nur eine holprige Schotterpiste, ca. 1,5 h Fahrt bzw. 30 km bis ins Gudbrandsdal und dann noch weitere 10 km bis Dombas. Von dort müssten wir ein Taxi rufen. Plan B wäre wenn ich alleine 8 h nach Hövringen latsche und das Auto hole. Ich wäre bestimmt 10 bis 12 h unterwegs und das traue ich meinen Füßen mit Blasen nicht zu. Schade das die Omas von Döralseter nicht da sind, die hätten wir schicken können. Die freundliche Thailänderin telefoniert für uns mit dem Taxi. Wir einigen uns auf 1000 NOK + 90 NOK für Maut (Bompenger)….aber dann direkt bis zum Auto in Hövringen (ca. 50 – 60 km?). Das Taxi kann in ca. 3 h da sein, also gegen Mittag. 130 Euro fürs Taxi: Ohne Worte! Wir genießen den sonnigen Vormittag, machen Fotos.



Gegen 12:00 kommt das Taxi im Schritttempo die Piste raufgeholpert. Wir verlassen die Wildnis also völlig uncool in einem Taxi, hadern aber nicht damit sondern sind sicher eine vernünftige Entscheidung getroffen zu haben. Wir kommen wieder, irgendwann, vielleicht 2012! Auf der fast 2-stündigen Fahrt unterhalten wir uns nett mit der freundlichen Taxifahrerin (das Geschäft ihres Lebens?) und sehen sogar noch 2 Rentiere.
Alex und ich diskutieren noch sehr lange ob wir die Kleine überfordert haben. Die Strecke war lang, die Sonne brannte. Wir hatten trotzdem Spass. Ausschlaggebend war in meinen Augen der Zeitdruck (Frühstück so spät….), die vielen Umwege wegen der vollen Bäche und der Sümpfe……und dadurch zu wenig Pausen.
Als Fazit bleibt aber eine wahnsinnig tolle Wanderung in ebenso toller Natur mit unvergleichbaren Eindrücken.
Zu den Preisen: Wir zahlen auf den Hütten als DNT Mitglied für Übernachtung, Frühstück, 3-Gang-Abendessen und 10 Scheiben Brot als Matepacke zwischen 220 und 260 Euro. Da ist max. ein Bier und 2 Limo drin enthalten. Sonst haben wir nur Wasser bzw, den Tee nach dem Essen getrunken.
Unser Auto steht noch unversehrt an seinem Platz. Wir fahren noch bis Lom, wo wir nach einigem Suchen auf dem Hinweg doch noch eine schöne Hütte finden.
Dort beginnt der 3. Urlaubsteil. Wir fahren noch 5 Campinplätze an und unternehmen 2 Tageswanderungen zu Gletscherzungen, rudern auf einem See und sitzen in der Sonne. Wen das interessiert geht über den Link oben bzw. sucht im Forum der Norwegenfreunde unter "Pa tur". Die Wanderungen zum Gletscher sind dort auch beschrieben.
Rückfahrt, 3 Tage vorher in N via Internet gebucht:
Am Hafen in Kristiansand erfahren wir: Delayed, 1 h Verspätung. Also nix mit Abfahrt um 13:30. Die Leuchtschrift sagt: 3 Meter hohe Wellen und viel Wind. Die Dame am Schalter legt uns nahe die Seekrankheitstabletten anzunehmen und zu schlucken. Alex wird schon schlecht wenn sie ein Boot sieht. Ich nehme die Dinger nicht, mir wird in jeder Lebenslage schlecht, nur nicht auf Schiffen und Booten.
Dummerweise habe ich auch noch das Rundum - Sorglospacket mit dauerfuttern und Buffet gebucht. Das Buffet ist irre. Fleisch, Fisch, warm, kalt, Krabben, Früchte, Kuchen, Käse….auch Wein und Bier inklusive. Wir futtern was das Zeug hält. Zur großen Überraschung wird keinem schlecht, auch Alex nicht. Die Schnellfähre pflügt mit 80 km/h gen Dänemark. Echt hohe Wellen und rumlaufen geht kaum. Es schaukelt wie wild denn die Wellen kommen zunächst genau von der Seite. Also ich muss sagen: tolles Schiff, tolles Essen. Die Fjordline hat uns noch nie enttäuscht. Das alles für 145 Euro, 3 Tage vorher gebucht finde ich ganz OK. Auch früher von Egersund nach Hanstholm war die Fjordline immer gut. Die Parkerei im Rumpf ist allerdings abenteuerlich. Kaum Platz, alles wird zusammengepfercht.
Um 17:15 spuckt uns die Fähre aus. Knapp 1000 km bis daheim. Das klappt zügig. Wir machen nur 2 mal Fahrerwechsel und Tank- und Pinkelstop. Satt sind wir noch lange und außerdem ist noch was an Bord. Um 2:15 nach 9 h Fahrt sind wir daheim.
Noch 4 Tage und dann Montag wieder auf die Arbeit, Zeit um alles sacken zu lassen und um diesen Bericht zu schreiben.
Gruss,
FCElch und Familie
Hövringen - Smuksjöseter - Mysuseter - Rondvassbu - Döralseter - Haverdalseter
....mit Gipfeltour auf den Storronden ab Rondvassbu
Einleitung:
Es ist unser erster Norwegenurlaub mit den Kindern…..abgesehen von einigen Kurztrips zu unseren Freunden nach Oslo. Zwischen 1993 und 2000 waren wir je 3 Wochen mit dem Zelt in Südnorwegen (südl. von Trondheim) unterwegs und 1998 haben wir eine lange 12 Wochentour durch ganz Skandinavien mit Schwerpunkt Norwegen mit dem Womo gemacht. Das war vor dem Eintritt ins Berufsleben. 2004 war ich noch mit meinem Vater auf einer Rucksacktour in der Hardangervidda unterwegs.
Unser Urlaub 2011 bestand aus 3 Teilen:
1. Besuch unser norwegischen Freunde in deren Hytte (Sommerhaus) am Meer in Fredrikstad
2. Trekkingtour in Rondane von Hütte zu Hütte
3. Noch die restliche Zeit im Fjordland verbummeln
Zeitraum 22. Juli bis 11. August 2011
Da dies hier ja das Outdoorforum ist werde ich hier nur den Bericht über den 2. Teil einstellen. Wenn auch die Berichte und die tollen Fotos der anderen Teile interessiert findet diese im Forum der Norwegenfreunde unter "Pa Tur". Im 3. Teil sind noch 2 Tageswanderungen zu Gletscherzungen beschrieben.
Hier der Link:
http://forum.norwegen-freunde.com/vi...193414#p193414
Kritik und FEEDBACK ausdrücklich erwünscht. Bei Fragen: her damit!
Vorstellung: Wir sind Alex (39), Hannah (fast 10), Elin (7) und ich (39)
Vorbereitung:
Die Reise, speziell die Wanderung wird schon seit Dezember geplant. Kartenmaterial Rondane besorgen, Route planen, Klamottenausstattung aufpimpen und die Kids einkleiden für die Wanderung. Was schleppen wir in den Rucksäcken mit? Was muss noch zusätzlich mit? Essen, Spielzeug,….
Nur in Rondane haben wir eine Wanderung geplant bekommen wo die Tagesetappen 4 h und mit einer Ausnahme max. 5h sind (reine norwegische Gehzeitangabe). Mehr wollen wir den Kids nicht zumuten, Elin ist im Mai gerade 7 geworden, Hannah (9) würde vielleicht auch was mehr schaffen. Letztes Jahr haben wir im Allgäu 2 Vortouren mit je 2 Hüttenübernachtungen gemacht. Gehzeitangabe dort 3 h pro Tag.
Die ganze Planung ist ein logistischer Kraftakt (so nannte es ein anderer Vater den wir unterwegs trafen). Wenn ich alleine wandern gehe muss ich nur für mich denken….
Alex packt alles. Donnerstag abends vor der Abfahrt steht alles in Kisten vor dem Auto. Ich wundere mich das alles in den Kangoo passt und alles was drin ist wird auf einer Liste abgehakt.
Anreise (zunächst bis zu unseren Freunden in Fredrikstad):
Am Freitag ging morgens um 3 der Wecker, alle sind sofort hellwach und Punkt 4 fahren wir ab. Wir wollen möglichst ohne Zwischenübernachtung die 1250 km bis Fredrikstad vor Oslo. Bis auf 40 Min Stau in HH und einen Tankstop fahren wir die 600 km bis zur Fähre in Putgarden durch. Nach ca. 20 Min sind wir auf dem Schiff (hatten nix gebucht). Es schaukelt ganz schön bei heftigem Regen. 3 haben Spaß, aber Alex ist froh als wir nach 45 Min in Dänemark ankommen. Wir fahren bei üblem Regen die 200 km bis Helsingör. Es ist nur 13 Grad und es kommt so wirklich keine Urlaubsstimmung auf. 20 Min dauert die Überfahrt nach Schweden, auch hier keine nennenswerte Wartezeit. Aber lustigerweise bessert sich das Wetter, man sieht schon drüben in Schweden die Sonne scheinen und dort sind es über 20 Grad. Komisch. Wir sind gegen 14:00 in Schweden und das Wetter hält bis zum Ziel….es wird immer wärmer.
Die Fahrt durch Schweden und später N nervt: so tolle leere Autobahnen und nur Tempo 100 erlaubt, teilweise nur 90. Kurzer Stau zur Rush-hour in Göteborg. Hinter Göteborg die erste Pause (außer den Fähren). Die Kids sind gut drauf, fahren gerne Auto und spielen mit dem Nitendo DS, lesen oder wir hören Harry Potter und 5 Freunde. Wenn das zu nervig ist kommen die Kopfhörer zum Einsatz. So ein i-Pod ist schon eine tolle Erfindung, lässt sich auch direkt übers Lenkrad bedienen.
Kurz vor der Grenze nach N sehe ich, nur ich (aber er war da!!!) noch einen Elch im Kornfeld an der Autobahn. 24 Bierdosen, 4 Fl Wein und der Obstler kommen auch unbemerkt über die 3. Grenze. In Fredrikstad dann kurze Suche nach der Hytte unserer Freunde. Erst dort erfahren wir von dem Attentat vor 4 h und nun verstehen wir auch wieso im Radio nur geredet wurde und keine Musik lief. Schlimm!!!!!!!!!! Die Fahnen hängen schon auf Halbmast.
.....wir bleiben 4 Nächte dort und danngehts weiter:
Wir fahren Dienstag gegen 10:00 ab. Ziel: Hövringen in Rondane. Wir sind auf unser Abenteuer dort gespannt. Die Fahrt bis Hamar klappt reibungslos. 100 bis 110 er Schnitt auf der Autobahn. Die Norweger fahren dort wohl 20 bis 30 km/h schneller als erlaubt wie Jon auch sagt….das liegt noch in der Toleranz an der finanziellen Schmerzgrenze falls man mal geblitzt wird (was wohl recht unwahrscheinlich sein soll). Nach Hamar wird’s nervig, viele Baustellen, keine Autobahn….es zieht sich.
Vor Hamar kaufen wir noch die hier im Forum oft angepriesenen Rosinenboller (vermutlich nicht DIE Boller). Wir sind von den Rosinendingern schwer enttäuscht. Sie schmecken wie fast alles norwegisches Gebäck scheußlich. Das Brot mögen wir die ersten Tage noch gerne. Aber der Süßkram schmeckt immer als wäre ein Stück Seife rein gefallen….vor allem in die Boller. Bäh! Vermutlich liegts an diesem ätzenden Kardamom. Gruselig, wieso backen die das überall mit rein? Da haben die norwegischen Bäcker noch Nachholbedarf. Brote haben zwar unterschiedlichste Formen, schmecken aber alle irgendwie gleich. Ich frage mich immer ob ich es wohl schaffe so ein Leib Brot auf Tennisballgröße zusammenzupressen. Irgendwann probiere ich das aus.
Wir kommen gegen 16:00 am Startpunkt unserer Wanderung in Hövringen an. Das ging in Serpentinen noch reichlich steil bis oberhalb der Baumgrenze aus dem Gudbrandsdalen rauf. Auf dem riesigen Parkplatz stehen nur 3 weitere Autos. Wir schmeißen die 30 NOK Parkgebühr pro Tag brav in den Kasten. Wir ziehen bei Nieselregen unsere Regenklamotten an. Rucksäcke wurden am Vorabend gepackt. Ich fülle noch schnell den halben Obstler in eine 0,5 l Fantaplastikflasche (was sich als sehr gute Idee herausstellte) und stopfe ihn mit 3 Dosen Kölsch für den ersten Abend in den Rucksack. Wer geizig ist muss schleppen.
Ganz grob die andern Sachen der Packliste:
- einmal Klamotten für Null Grad und Regen für jeden an
- je einmal Wechselklamotten für abends auf der Hütte
- Wasserschuhe = Trekkingsandalen
- Je ein Handtuch
- Diverse Medikamente, Blasenpflaster etc.
- Hüttenschlafsäcke
- Je Kulturbeutel mit Inhalt (kleine Duschzeug, Haarwasch etc.) + Rei in der Tube
- Kleinkram: Kamera, Taschenlampe, i-Pods, Feuerzeug, Landkarten, Handy, Ladekabel, Stift, Blätter, Geld, Papiere
- Haribo, Müsliriegel, Bifi, Getränkepulver, Flaschen zum Auffüllen, Lutscher,….
- Die Kinder tragen Mal- und Spielsachen, den Nitendo DS, Kuscheltier (Mausi), und noch ein wenig der Klamotten
Wir lassen das Auto mit den restlichen Sachen und einem recht mulmigen Gefühl zurück. Es steht an:
1. Etappe Hövringen – Smuksjöseter
(1,5 h lt. Angabe, wir brauchen 2h)
Die Orientierung in Hövringen fällt schwer. Sehr viele Hütten. Ich frage einen alten Norweger. Der spricht nur norwegisch aber ich kann mich mit meinem beschränkten norwegischen Wortschatz gut verständigen. Wir finden den richtigen Weg.
Wir müssen über sehr viele Bäche. Die führen viel Wasser. An einem müssen wir die Wasserschuhe anziehen. Ich bin schon drüben als die andern 3 in der Mitte auf einer kleinen Insel stehen. Die Kinder quieken, die Füße sind vor Kälte vom Wasser nicht mehr zu spüren. Die erste Meuterei. Es nieselt, ein wenig gespenstig. Dann wie im Horrorfilm für die Kids der Schreck: auf der Insel stolpern sie über einen Unterkiefer und einen Totenschädel (vermutlich Kuh oder Rentier). Der Schreck ist so groß das alle schnell drüben sind. Bedrohlich rücken ein paar Kühe an als die Füße wieder warm werden und wir die Schuhe wieder anziehen.
Wegen des kalten Wassers und des lästigen Schuhwechsels werden wir am nächsten Bach mutiger: Die Schuhe bleiben an, es wird schon gut gehen. Ein fataler Irrtum, jeder hat mindestens einen mit Wasser vollgelaufenen Schuh.






Die tolle und gemütliche Smuksjöseter ist bald erreicht. Schönes 4er Zimmer mit Du/WC.

Wir essen mitgebrachtes aufm Zimmer und ich gehe noch in die Sauna im Keller. Danach das Kölsch + Obstler. Wir sitzen noch lange in einer der vielen gemütlichen Sitzgruppen. Das Frühstück am nächsten Morgen ist 1a, wie im Hotel. Leider wie überall erst ab 8:00. Ab 7:00 oder noch früher wäre wesentlich wandererfreundlicher!!! Wieso ist das in N überall so? Das verstehe ich nicht, aber dazu später noch mehr.

Wir brechen um 10:15 auf zur:
2. Etappe Smuksjöseter – Mysuseter via Peer-Gynt-Hütte
(4 h lt. Angabe, wir brauchen 6 h)
Direkt nach dem Start ein kurzer Regenschauer, das fängt ja gut an. Der Regen hört aber schnell auf und den restlichen Tag ist es trocken und später teilweise sonnig. Angenehme Temperaturen zum Wandern….wie auf der ganzen Tour immer so zwischen 18 und 22 Grad. Wir kommen nach ca. 1,5 h zu den steinernen Peer-Gynt-Hütten. Nachdem wir die dortige Klamm bewundert haben sitzen wir draußen.










Peer-Gynt-Hytte. Dort gibts Getränke, Waffeln und Fisch zum mitnehmen. Übernachtung in 2 kleinen Steinhütten möglich, aber ich denke max. 8 Betten und ohne Frühstück....weiss es aber nicht genau. Kontakt wohl schwierig wie wir hörten.

Weiter geht es dann wieder durch sehr morastige Stellen, die immer mühselig und aufwändig umgangen werden müssen. Das sollte auf der ganzen Tour so bleiben. Das verlangsamt enorm und verlängert die Strecken. Die heutige Strecke ist toll und ab jetzt einsam. Erst als es runter nach Mysuseter geht wieder einige Birken, sonst nur Moose und niedriges Gestrüpp.






Die Zimmer auf Mysuseter sind die schlechtesten auf der Tour, wir wollen gar nicht dran denken wer alles schon in diesen Betten lag. Ein Bett muss ich erst noch fixieren und ein wenig zusammenkloppen sonst hält es nicht….selbst wenn man sich nicht bewegen sollte in der Nacht. Aber toller Aufenthaltsraum mit offenem Feuer und gemütlicher Essraum. Es gibt abends Elch. Vielmehr „Elchbolognese“ mit Reis und Salat, dazu leckere Preiselbeeren. (Wir hörten das es das am nächsten Tag auch gab…..vermutlich 3 Qubikmeter vorgekocht für den ganzen Sommer…..aber lecker!). Vorweg wie auch später immer eine Suppe und hinterher leckeren Nachtisch. Insges. vielleicht 20 Gäste. Der kultige Wirt spricht gut deutsch (Schwiegertochter aus Meck-Pomm). Von außen ist der erste Eindruck etwas ungepflegt. Das Frühstück wieder klasse. Es gibt wie auch auf den andern Hütten: Verschiedenen Marmeladen, Honig, verschiedene Müsli, diverse Käse und Wurstsorten, Cornflakes, Gurken, Tomaten, div. Heringssorten, Saft, Milch, Kaffee, Tee, Eier, Hafergröt (oder wie heißt das?), Obst…..Wahnsinn, da könnte manches Hotel noch was lernen.


Schöner Regenbogen am Morgen:

Morgens um 10:00 geht’s dann los zur
3. Etappe Mysuseter – Rondvassbu
(4 h lt. Angabe, wir brauchen 5 h)
Die heutige Etappe sollte ein unschönes Nachspiel haben.
Wir starten zunächst bei Sonne und laufen entlang eines reißenden Flusses, der durch eine Schlucht poltert. Oben ein toller Doppelwasserfall. Nach einer guten Stunde ziehen in der Ferne dunkle Wolken auf, die in unsere Richtung ziehen. Besser noch schnell eine Pause machen. Wir sitzen in der Sonne, eine halbe Stunde.





Als wir aufbrechen, ziehen wir gleich die Regenjacken an und den Regenschutz über den Rucksack. Dann ein richtiger Wolkenbruch. Hüftabwärts bis in die Schuhe bei allen alles nass. Oben bleibt alles trocken. Elin heult, weil die nasse Hose so unangenehm ist und an den Beinen klebt. Wir kommen am Parkplatz Spranget vorbei und nehmen die geschotterte Privatstraße. Der unmarkierte Weg auf der anderen Seite des Flusses scheint uns bei dem feuchten Unter´grund nicht sinnvoll.

Eine Pause macht mit den nassen Klamotten in der nassen Umgebung wenig Sinn. Die Hosen sind nach gut einer halben Stunde trocken, die Schuhe natürlich nicht. Es kommen aber wieder Wolken und es beginnt erneut zu regnen. Der Regen wird kräftiger und wir sind wieder klatschnass, als wir Rondvassbu erreichen. Die Strecke hat sich doch noch sehr gezogen. Wir bekommen ein 4er Zimmer, in das später noch 2 Norweger auf Matratzen auf dem Boden dazu kommen (Hütte überfüllt). Dadurch wird’s eng. Wir duschen, ziehen die 2. Garnitur an, hängen das nasse Zeug in den leistungsstarken Trockenraum. Alex isst eine Waffel ( inzwischen scheint sie Sonne) und die Kinder höhren i-Pod auf dem Bett.



Die Kinder gehen noch mit den Füssen in den a.....kalten See. Wir sahen tatsächlich gegen 10:00 abends Norweger drin schwimmen!

Gegessen wird in 2 Etappen. Wir sind in der 1. Gruppe um 19:00 Uhr. Der Hüttenmanager klingelt, als alle sitzen, ein Glöckchen und macht eine Ansage. Die Norweger neben uns helfen bei der Übersetzung. Es wurde die Menüfolge und der Wetterbericht angekündigt. Das Essen wird von mehreren professionell serviert. Spitze!
Jetzt zum Nachspiel:
Elin bekommt nachts weit über 39 Grad Fieber. Ihr geht es schlecht. Ist es ein Rückfall von Scharlach? Hatte sie 2-mal unmittelbar vor dem Urlaub. Wir entscheiden abzuwarten, obwohl wir Fiebersaft und Antibiotikum für Scharlach dabei haben.
Morgens ist es sonnig und wir entscheiden einen Tag abzuwarten. Elin liegt bis nachmittags im Bett, dann ist das Fieber weg und sie hat auch wieder Hunger. Alex und Hannah verbummeln den Tag in der Sonne, ich nutze den Tag für die
Besteigung des Storronden, 1000 Höhenmeter ( Angabe: rauf 3h, runter 2,5h ),
(ich brauche rauf 2h, runter knapp 2h). Ich nehme nur ein Matepacke (Essen), Fotoapparat und Wasser inkl. Rucksack von Hannah mit. Ich gehe sehr schnell und bald sind alle Schichten klatschnass durchgeschwitzt. Die Aussicht ist schon beim Aufstieg überwältigend.




Ich finde: ich war schon auf vielen Bergen, aber so einen Sch…hügel habe ich noch nie erklommen. Es geht nur über Geröll, kleine und große Steine. Ich denke, das ist die größte Schutthalde Europas. Die Fa. Metten ( Stein & Design ) bei uns in Overath verkauft so Steine zur Verschönerung des Vorgartens und Mauern für 100 bis 1000 Euro pro Stück. Hier liegen also Unmengen an Euros rum. Die Norweger sind steinreich! Ich überhole viele Wanderer, nur 2 Mädels sind hartnäckig schnell 20 Meter vor mir und ich kriege sie nicht ein



Ich ziehe alles an was ich dabei habe, friere trotzdem und die Arme werden von der Schulter abwärts taub. Es ist aber trocken, unten scheint wohl die Sonne. Nach einer halben Stunde mache ich mich auf den Rückweg. Die Bergführerinnen sind auch gerade losgehopst. Ich springe, laufe, hopse….man muss sich sehr konzentrieren bei all den Felsbrocken und Steinen. Die Mädels hole ich erst kurz vor Rondvassbu ein, trotzdem sind sie vor mir da denn ich muss noch einen Stein aus dem Schuh schütteln.

Was ich jetzt brauche? Bier! 65 NOK, fast 9 Euro. Egal!!! Dazu ein, zwei….Obstler aus der Fantaflasche. Elin scheint wieder OK. War wohl nur ein Fieber wegen der Anstrengung von dem vortäglichen Regenmarsch und zu wenig Pausen. Wir entscheiden: Wenn die Nacht fieberfrei und Elin morgen OK ist geht es weiter, sonst brechen wir ab. Abends wieder 3-Gang Menu mit Glockenansage: Morgen soll Kaiserwetter werden. Lachs zum Essen bis der Arzt kommt. Abends draußen noch ein großes Feuer und Livemusik von 3 extra angekarrten Musikern. Es ist wohl ein norwegischer Gedenktag (Christianisierung?). Sehr schön!


Zur Rondvassbu:
Auch hier muss ich wieder das tolle Frühstück loben. Allerdings auch erst um 8:00. Man sollte sich um 7:45 anstellen, denn der Andrang ist enorm (130 Schlafplätze + Überfüllung) und der Essraum zu klein. Erwähnt werden muss auch noch der üble Plumpsklo (der einzige auf der Wanderung), der der Hütte nicht würdig ist

4. Etappe Rondvassbu – Döralseter
(4 h lt. Angabe, wir brauchen 6h…..ohne Boot über den Rondvatnet wären es 2 h mehr)
Wir beeilen uns beim Frühstück und haben vorher gepackt. Wir bekommen um 9:00 einen der 20 Plätze auf dem Boot übern See. Die Sonne scheint. Die Bootsfahrt spart 2 h Gehzeit. Tolle Fahrt, am Seeende gehen wir von Bord.


Am Seeende tolle Zeltplätze in den Wiesen. Viele Quellen und Bäche. Später weitet sich das Tal. Tolle Seen wollen zum Baden verführen. Um Elin zu schonen machen wir nach 45 Min eine frühe, erste Pause.



Eine Stunde später nach dem Abzweig nach Björnhollia eine zweite. Ab dort geht es stetig bergab. Mal wieder eine tolle Landschaft. Plötzlich entdecken die Kinder einen Lemming. Hannah hält dem Nager die Kamera 30 cm vor die Nase. Das findet der auf einmal gar nicht gut und macht mächtig Radau. Hannah ist so erschrocken das sie fast rückwärts umfällt. Der Kleine pustet sich aber auch mächtig auf


Die letzten km nach Döralseter ziehen sich doch sehr und überraschend fängt es noch leicht zu regnen an.

Wir haben uns für „Nedre Döralseter“ entschieden, die zwar etwas teurer als Övre Döralseter ist, dafür aber einen besseren Standard hat. Außerdem heißt die Besitzerin Elin und unsere Elin wollte mal unbedingt jemanden mit dem gleichen Namen treffen. Wir fragen also die nette Frau gleich bei der Ankunft nach Elin. Sie ist es selber und die Freude bei unsere Kleinen ist groß.


Es sind 6 weitere Gäste auf der Hütte. Wir schlafen in einem der gemütlichen Nebengebäude. Das Essen ist wieder sehr gut.


Abends als die Kids im Bett sind unterhalten wir uns mit 2 netten Norwegerinnen. Das ist nach meiner Niederlage beim Rennen auf den Storronden der zweite Tiefschlag. Ich schätze die Damen auf Ende 60, Alex auf 80. Wir einigen uns auf die Mitte, trauen uns aber nicht zu fragen. Als wir ankamen waren wir durchaus platt






Einschub:
Leider gibt es bei allen Hütten erst um 8:00 Frühstück. Das finden wir viel zu spät. 7:00 oder 6:30 wäre besser, immerhin ist es um 4:00 taghell. So kommen wir entspannt immer erst gegen 10:00 los, könnten aber eigentlich schon gut eine Stunde weg sein. Abendessen gibt’s dann dummerweise auch immer nur zur festen 18:00 Zeit (Ausnahme Rondvassbu). So bleibt bei Ankunft kaum Zeit für Dusche und das Waschen der ersten Garnitur. Und Zeit für ein Schläfchen ist sowieso nicht mehr. Das ist in den Alpen viiiiiel besser. Da gibt’s morgens schon früh das Frühstück und abends kann man auch bis 20:00 war aus der Karte essen….und Brotzeiten gibt’s auch noch danach.
5. Etappe Döralseter – Haverdalsseter (längste Etappe)
(5 h lt. Angabe, wir brauchen 7 h)
Diese Etappe ist in 2 völlig unterschiedliche Teile geteilt. Zunächst geht es 1,5 rauf und dann 1,5 h runter durch eine zugeschotterte Schlucht zwischen 2 Bergen. Dann den Rest entlang des Flusses durchs Tal.
Die Scharte ist total mit Geröll verstopft. Steinehüpfen wie am Storronden. Irre! Da wird man bekloppt! Um die Kinder bei Laune zu halten suchen wir abwechselnd Namen mit A. Bei jeder T-Markierung (DNT-Wanderzeichen, kommt alle paar Meter und ist auf die Steine gepinselt) ist ein anderer dran. Bis kein Name mehr einfällt, dann der nächste Buchstabe. Irgendwann wird jeder Name mit einem Haribo-Gummibärchen belohnt. Der Weg durch die Scharte ist gespenstig. Es wird immer enger und ich hoffe nur das der Berg sich nicht gerade jetzt entscheidet neue Brocken runter zu werfen. So ähnlich muss die Hölle sein, nur noch heißer.



Das Wetter ist klasse, Sonne pur und so gut 20 Grad. Auf der anderen Seite der Scharte ein anderes Bild: das grüne Haverdalen.

Wir latschen runter und auf der Brücke über den Fluß. Dann noch ca. 7 km am Fluss lang bis zur Haverdalseter. Wir sehen sehr viele Lemminge, lebendige und tote. Wir machen eine Pause am Fluss.



Kleines Bilderrätsel: Wer kennt den gesuchten Begriff?

Das ständige Umgehen von Moraststellen, Sümpfen und Bächen kostet viel Zeit und Kraft und verlängert den Weg. Der worse case tritt ein: Es sind noch ca. 1,5 h oder 4 km bis zum Ziel als wir alle kaum noch können. Der Wasservorrat geht zu Ende. Vor dem Trinken aus Flüssen wurde ausdrücklich gewarnt da die (toten) Lemminge einen Krankheitserreger übertragen der dann im Wasser ist. Die Zeit (Abendessen) drängt und viele lange Pausen sind nicht drin. Elin ist total platt. Um weiter zu kommen nehme ich sie zu meinem 13-kg-Rucksack immer wieder noch ein paar 100 Meter auf die Schulter. Sie schließt dabei die Augen und ich ächze. Irgendwann gegen 17:00 erreichen wir endlich die Haverdalseter.

Bei Regen wäre es zu einem Desaster in dieser Wildnis und Einöde gekommen. Wir schmeißen die Rucksäcke vor die Tür, holen Solo (Limo) und 60-Kronen-Bier. Dazu ein paar Obstler aus der schon halbleeren Fantaflasche. Das betüdelt und betäubt die Blasen an den Füssen (das erste Mal in den 15 Jahren wo ich die Schuhe habe, vermutlich wegen der Nässe durch die Sümpfe). Die sehen übel aus: Rohes Fleisch.
Wir sind die einzigen Gäste und die freundliche Thai-Frau (den norwegischen Mann haben wir nicht gesichtet, nur Schwiegerpapa und klein Stale (1 Jahr)) überrascht uns mit der Tatsache das es entgegen der Aussage unseres Reiseführers eine (neue) Dusche und Wasser-WC gibt. Sie hat nur für uns gekocht, wir hatten morgens angerufen, sonst keine Gäste….das Essen hätte für 12 gereicht. Das Zimmer ist toll, im Aufenthaltsraum prasselt abends ein Feuer.
Es kommt wie es kommen musste:
Elin bekommt wieder Fieber, weint, ist total erschöpft. Diesmal geben wir den Fiebersaft und machen uns Vorwürfe das es heute alles zu viel war. Der Fiebersaft wirkt schnell (wie der Obstler bei mir). Zu ihrem und unserm großen Schreck bekommt Elin nachts noch starkes Nasenbluten. Bettzeug rot, Matratze rot, Boden rot, Kind rot. Sieht erschreckend aus, hört aber schnell wieder auf und Elin schläft dann durch.
Der nächste Tag sollte mit nur 3 h zur angeblich tollen Grimsdalhytte ein Erholungstag werden, und dann am letzten Tag noch mal 4,5 h nach Hjerkinn. Wir entscheiden aber noch nachts abzubrechen.
Für uns 4 wird ein wahnsinniges Frühstück inkl. frisch gebackener Waffeln aufgefahren. Das hätte für 20 Personen gereicht.

Elin ist fieberfrei, gut drauf und würde durchaus weiterlaufen. Aber unsere Entscheidung steht fest. Wir loten aus wie wir hier weg kommen. Es gibt nur eine holprige Schotterpiste, ca. 1,5 h Fahrt bzw. 30 km bis ins Gudbrandsdal und dann noch weitere 10 km bis Dombas. Von dort müssten wir ein Taxi rufen. Plan B wäre wenn ich alleine 8 h nach Hövringen latsche und das Auto hole. Ich wäre bestimmt 10 bis 12 h unterwegs und das traue ich meinen Füßen mit Blasen nicht zu. Schade das die Omas von Döralseter nicht da sind, die hätten wir schicken können. Die freundliche Thailänderin telefoniert für uns mit dem Taxi. Wir einigen uns auf 1000 NOK + 90 NOK für Maut (Bompenger)….aber dann direkt bis zum Auto in Hövringen (ca. 50 – 60 km?). Das Taxi kann in ca. 3 h da sein, also gegen Mittag. 130 Euro fürs Taxi: Ohne Worte! Wir genießen den sonnigen Vormittag, machen Fotos.



Gegen 12:00 kommt das Taxi im Schritttempo die Piste raufgeholpert. Wir verlassen die Wildnis also völlig uncool in einem Taxi, hadern aber nicht damit sondern sind sicher eine vernünftige Entscheidung getroffen zu haben. Wir kommen wieder, irgendwann, vielleicht 2012! Auf der fast 2-stündigen Fahrt unterhalten wir uns nett mit der freundlichen Taxifahrerin (das Geschäft ihres Lebens?) und sehen sogar noch 2 Rentiere.
Alex und ich diskutieren noch sehr lange ob wir die Kleine überfordert haben. Die Strecke war lang, die Sonne brannte. Wir hatten trotzdem Spass. Ausschlaggebend war in meinen Augen der Zeitdruck (Frühstück so spät….), die vielen Umwege wegen der vollen Bäche und der Sümpfe……und dadurch zu wenig Pausen.
Als Fazit bleibt aber eine wahnsinnig tolle Wanderung in ebenso toller Natur mit unvergleichbaren Eindrücken.
Zu den Preisen: Wir zahlen auf den Hütten als DNT Mitglied für Übernachtung, Frühstück, 3-Gang-Abendessen und 10 Scheiben Brot als Matepacke zwischen 220 und 260 Euro. Da ist max. ein Bier und 2 Limo drin enthalten. Sonst haben wir nur Wasser bzw, den Tee nach dem Essen getrunken.
Unser Auto steht noch unversehrt an seinem Platz. Wir fahren noch bis Lom, wo wir nach einigem Suchen auf dem Hinweg doch noch eine schöne Hütte finden.
Dort beginnt der 3. Urlaubsteil. Wir fahren noch 5 Campinplätze an und unternehmen 2 Tageswanderungen zu Gletscherzungen, rudern auf einem See und sitzen in der Sonne. Wen das interessiert geht über den Link oben bzw. sucht im Forum der Norwegenfreunde unter "Pa tur". Die Wanderungen zum Gletscher sind dort auch beschrieben.
Rückfahrt, 3 Tage vorher in N via Internet gebucht:
Am Hafen in Kristiansand erfahren wir: Delayed, 1 h Verspätung. Also nix mit Abfahrt um 13:30. Die Leuchtschrift sagt: 3 Meter hohe Wellen und viel Wind. Die Dame am Schalter legt uns nahe die Seekrankheitstabletten anzunehmen und zu schlucken. Alex wird schon schlecht wenn sie ein Boot sieht. Ich nehme die Dinger nicht, mir wird in jeder Lebenslage schlecht, nur nicht auf Schiffen und Booten.
Dummerweise habe ich auch noch das Rundum - Sorglospacket mit dauerfuttern und Buffet gebucht. Das Buffet ist irre. Fleisch, Fisch, warm, kalt, Krabben, Früchte, Kuchen, Käse….auch Wein und Bier inklusive. Wir futtern was das Zeug hält. Zur großen Überraschung wird keinem schlecht, auch Alex nicht. Die Schnellfähre pflügt mit 80 km/h gen Dänemark. Echt hohe Wellen und rumlaufen geht kaum. Es schaukelt wie wild denn die Wellen kommen zunächst genau von der Seite. Also ich muss sagen: tolles Schiff, tolles Essen. Die Fjordline hat uns noch nie enttäuscht. Das alles für 145 Euro, 3 Tage vorher gebucht finde ich ganz OK. Auch früher von Egersund nach Hanstholm war die Fjordline immer gut. Die Parkerei im Rumpf ist allerdings abenteuerlich. Kaum Platz, alles wird zusammengepfercht.
Um 17:15 spuckt uns die Fähre aus. Knapp 1000 km bis daheim. Das klappt zügig. Wir machen nur 2 mal Fahrerwechsel und Tank- und Pinkelstop. Satt sind wir noch lange und außerdem ist noch was an Bord. Um 2:15 nach 9 h Fahrt sind wir daheim.
Noch 4 Tage und dann Montag wieder auf die Arbeit, Zeit um alles sacken zu lassen und um diesen Bericht zu schreiben.
Gruss,
FCElch und Familie
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