[FIN] Nuorttin Retkeilyreitti

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  • Sapmi
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    [FIN] Nuorttin Retkeilyreitti

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    Huch, jetzt ist schon wieder bald ein Jahr rum und es geht bald wieder los. Und dabei hatte ich mir doch nach dem letzten Sommerurlaub fest vorgenommen, hier auch mal einen Wanderbericht reinzustellen. Naja, besser spät als nie, hier ist er: Wie üblich habe ich auch im Sommer-Lappland-Urlaub 2010 mehrere Mehrtageswanderungen (und auch ein paar Tageswanderungen) gemacht. Hier werde ich über die Wanderung am Nuorttijoki schreiben, da diese Gegend im Forum bisher noch nie erwähnt wurde.

    Land: Finnland
    Reisezeit: August 2010
    Wanderkarte: Kolliskaira 1:100.000



    Nuorttin Retkeilyreitti

    Für die besagte Wanderung ging es in den Osten Finnisch-Lapplands und zwar in ein Gebiet, das mir selbst bis dahin noch völlig unbekannt war. Von Sodankylä fuhr ich mit diversen Bussen nach Savukoski, das übrigens im sogenannten Korvatunturi-Land liegt (der Korvatunturi, wo ja bekanntlich der echte Weihnachtsmann wohnt, liegt auch in dieser Gemeinde, wenn auch im Grenzgebiet zu Russland). Ich blieb 2 Nächte in einem Hüttendorf mit angeschlossener Plüschtierherstellung und geologischer Ausstellung (www.joulumuori.fi)













    Dort sah ich mich noch ein bisschen in der Umgebung um. Interessant war z. B. das etwas außerhalb von Savukoski gelegene, nördliche Stück der Salpalinie (= Verteidigungslinie aus dem zweiten Weltkrieg, mehr Info: http://de.wikipedia.org/wiki/Salpa-Linie), das man über einen 1,2 km kurzen Pfad besichtigen kann.

















    Von Savukoski aus ging’s dann mit dem Posttaxi nach Tulppio (gut 80 km), wo meine Wanderung beginnen sollte, d.h. erst mal 12 km „Zubringer“ über einen Teil des UKK-Reitti nach Norden bis zum Start- und Endpunkt (Parkplatz) des ca. 43 km langen Nuortti-Rundwanderwegs, der mehr oder weniger entlang des Flusses Nuorttijoki verläuft, bis kurz vor die russische Grenze (der Fluss fließt von FIN nach RUS), und dann auf der anderen Seite wieder zurück. Im Südwesten in der Nähe des Parkplatzes wird der Fluss watend überquert, im Nordosten, an der russischen Grenze, mittels Brücke. Der ganze Wanderweg befindet sich im südöstlichen Zipfel des Urho Kekkonen-Nationalparks.

    Übersichtskarte mit Entfernungsangaben:

    Zuletzt geändert von Sandmanfive; 04.11.2011, 22:06. Grund: Reisecharakter eingestellt
    Kilpailu ei kuulu erämaahan
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    #2
    AW: [FIN] Nuorttin Retkeilyreitti

    Über die Längen der Teilabschnitte gibt es z. T. unterschiedliche Ausküfte. Unter luontoon.fi steht, die östliche Strecke betrage 16 km, aber in Wirklichkeit sind es ca. 19. Die Wegweiser unterwegs sind sich auch nicht immer einig; so kann es schon mal vorkommen, dass an einer Hütte steht, bis zur nächsten Feuerstelle seien es 2 km, und an der Feuerstelle steht, bis zur Hütte seien es 2,5… oder ähnliches. Entlang des Flusses gibt es etliche Feuerstellen, einige davon überdacht, doch nur ein Teil davon liegt direkt am Weg und auch nur vereinzelte andere sind ausgeschildert.



    Montag, 2. August:
    Das Posttaxi (Korvatunturin Taksi) sollte gegen 11 Uhr in Savukoski losfahren und ca. 2 Std. bis Tulppio brauchen. Als ich schon etwas früher mit Sack und Pack zum Taxi-Unternehmen im Zentrum von Savukoski kam, wurde mir verkündet, das es heute wohl doch erst um 12 Uhr fahren würde. Na toll, also noch später! Mir war sowieso schon nicht ganz wohl, da ich mir für diesen ersten Wandertag ca. 19 km vorgenommen hatte (= die 12 km bis zum Ausgangspunkt + knapp 7 km zur ersten Hütte) und der Wetterbericht für den Nachmittag örtliche Gewitter gemeldet hatte.
    Als das Taxi kurz nach 12 von Rovaniemi her angebraust kam, ging es gleich los. In dem Auto saßen noch 2 ältere Frauen, die dann irgendwo bei dem Kaff Martti, etwa auf halber Strecke, ausstiegen. Natürlich war die Fahrt über die Straße 9671 ein ziemliches Gezockel, da der Fahrer an mindestens jedem zweiten Briefkasten anhielt und irgendwas (durch’s Autofenster) hineinwarf, an einigen Stellen fuhr er auch in Seitenwege. Kurz bevor wir gegen 14 Uhr in Tulppio ankamen, war das Wetter zwar noch gut, aber ich beschloss dennoch, mich von dem Taxifahrer gleich im Anschluss gegen den entsprechenden Aufpreis zum Nuortti-Parkplatz fahren zu lassen, womit ich die ersten 12 km gespart hatte, die ich auf dem Rückweg ja sowieso noch in entgegengesetzter Richtung gehen würde.

    Beim Hüttendorf Tulppion Majat (aus was anderem besteht das Dorf Tulppio auch scheinbar nicht) gab ich meinen kleinen Rucksack mit etwas „Übergepäck“ ab und unterhielt mich kurz mit dem Typ an der Rezeption („Mücken wirst Du keine mehr antreffen, höchstens 3 oder 4“),



    während der Taxifahrer noch schnell die Post nach Ainijärvi fuhr (wohl die allerhinterste Siedlung dieser Gegend, über eine 5-stellige Straße erreichbar), bevor er wieder zurückkam und mich erneut einlud,




    um mich über die immer dünner und holpriger werdenden Straßen zum Parkplatz am Ausgangspunkt des Nuortti-Pfades zu kutschieren. Auf dem Parkplatz standen ein paar Autos und 3 junge Finninnen waren gerade am Aufbrechen; sie wollten den Pfad in umgekehrter Richtung entlang wandern, d.h. sozusagen gegen den Uhrzeigersinn - so herum wird der Weg auch meist beschrieben und wohl auch häufiger begangen, aber ich wollte lieber mit der Watstelle anfangen.




    Um 14:45 Uhr marschierte ich los, zunächst durch das hölzerne Eingangstor des Wanderwegs, der nun in wenigen Minuten zum Nuorttijoki führte. Dort sah ich auch gleich linkerhand die erste Feuerstelle mit Laavu und folgte dann dem Pfad nach rechts, entlang des Flussufers, bis ich kurz darauf die Watstelle erreichte, an der sich der Pfad in die beiden Richtungen gabelt. Nach rechts geht es weiter am Flussufer entlang und so in nordöstliche Richtung weiter. Ich bog hingegen nach links ab, also durch den Fluss, der hier recht breit ist, aber dessen Wasser an diesem Tag nur etwa knietief war. Die über den Fluss gespannte Wathilfe mit den elastischen Schlaufen (kahluuvaijeri, kannte ich bisher nur aus dem Kevo) sind wohl eher für einen höheren Wasserstand vorgesehen. Das Waten war also problemlos und auf der anderen Seite zog ich die Schuhe wieder an




    und stieg ein Stück hinauf, wo ich gleich vor der ersten Hütte stand, der Kärekeoja-Autioupa (und Varaustupa), wo ich mich allerdings nicht länger aufhielt.






    Bei mittlerweile bewölktem Himmel lief ich weiter durch Nadelwald bis zur Mettopalo-Hütte.




    Auf dem Weg dorthin, mit zunächst nur leichten Auf- und Abstiegen – zunächst etwas vom Fluss weg, am Ende wieder zum Ufer hinunter -, begegnete mir kein Mensch und an der Hütte war ich auch allein.






    In der winzigen Hütte mit der niedrigen Decke, wo ich gerade mal so stehen konnte und mir an den Querbalken entlang der Decke natürlich ständig den Kopf anstieß, war es ziemlich dunkel, da das kleine Fenster nicht sonderlich viel Licht brachte. Immerhin gab es hier sogar einen Gasherd. Anstelle des sonst üblichen Holzofens stand ein Kamin in der Ecke.




    Am anderen Flussufer sah ich schräg gegenüber ein Laavu, aber auch dort hielt sich niemand auf. So verbrachte ich einen ruhigen Abend in der Idylle und lief noch etwas in der Gegend herum.

    Besuch:




    Erst etwa gegen 19 Uhr fing es leicht zu regnen an. Danach blieb es wechselhaft, regnete ab und zu, später am Abend schien wieder die Sonne. Da man das kleine Hüttenfenster leider gar nicht öffnen konnte, musste ich mir vor’m Schlafengehen was einfallen lassen, um nachts Luft in den Raum zu bekommen. Was aber dann gar nicht schwer war, da die Bretter der Außentür ziemlich große Abstände hatten, durch die eigentlich schon genug Luft durchkam, also ließ ich einfach die (massivere) Innentür offen. Das einzige Problem war die Tatsache, dass sich die Außentür zwar von außen, aber nicht von innen verriegeln ließ (das Gleiche galt übrigens merkwürdigerweise auch für das WC-Häuschen) und so vom Wind immer mal wieder aufgeblasen wurde, aber wofür hat man denn Spanngurte dabei. Gegen 21 Uhr legte ich mich dann schon schlafen.

    Tagesstrecke: knapp 7 km.
    Kilpailu ei kuulu erämaahan
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      #3
      AW: [FIN] Nuorttin Retkeilyreitti

      Dienstag, 3. August:
      In der Nacht schlief ich gut, immer mit dem leichten Rauschen des Wassers im Ohr. Morgens maß ich innen und außen 14 Grad. Gegen 6 Uhr hatte ich schon durchs Fenster den grauen Himmel wahrgenommen. Später sah ich, dass es regnete – womöglich schon länger, denn durch das Flussrauschen hatte/hätte ich nachts nichts davon hören können. Zum Glück war der Regen nicht so stark, aber ich zog natürlich in Regenklamotten los, kurz nach halb 8. Zunächst stieg ich also wieder in den Wald auf und auch danach ging der Weg etwas weiter bergauf, z. T. ziemlich steil, danach flacher und wieder bergab zur nächsten Feuerstelle (Ylempi Hirvashauta), wo ich kurz rastete und überraschenderweise auch wieder auf größere Mückengruppen traf.








      Im weiteren Verlauf ging es also erst wieder bergauf und nun entfernte sich der Pfad etwas mehr vom Flussufer. Mittlerweile hatte es aufgehört zu regnen, aber die Regenhosen waren immer noch hilfreich bei dem noch nassen Gestrüpp. Es waren nach wie vor ein paar Mücken unterwegs und die Strecke wies ab und zu Steigungen und Gefälle auf, die sich auf diesem Abschnitt jedoch noch in Grenzen hielten. Die nächste Feuerstelle oberhalb des Nebenflusses Kummalehdenoja hatte kein Schutzdach; hier stand ein Zelt, dessen Bewohner wohl noch schliefen, ihr Geschirr stand mit Regenwasser gefüllt an der Feuerstelle. Von hier ging es nun recht steil hinunter über Holzstufen zum Fluss und auf der anderen Seite wieder steil nach oben.




      Während bisher der Pfad meist mehr oder weniger parallel zum Flussufer verlaufen war, bog er hier etwas nach links, also in nördliche Richtung ab und unter weiterer Steigung auf den Berg Voittivaara zu, der halb umrundet wird, eine Weile auch wieder in flacherem Gelände. Anschließend folgten verstärkte Auf- und Abstiege, immer noch recht weit vom Nuorttijoki entfernt. Der Hügel Rannimmainenmurusta wird im Osten umgangen. Auf dieser Strecke kamen mir mehrere Leute entgegen, zuerst 3 Männer, dann eine Familie mit Kind und danach eine ganze Gruppe von ca. 10 Leuten und 2 Hunden. Nach einem Abstieg zu einem weiteren, etwas kleineren Nebenfluss führte eine Holztreppe zum nächsten Laavu hinauf, wo ich abermals rastete.




      Hier packte ich nun endlich meine Regenjacke weg und blieb auch etwas länger, da ich nun schon den größten Teil der Tagesetappe hinter mir hatte.
      Das letzte Stück verlief nun meist eben, dann leicht bergab und unterwegs traf ich die 3 Wanderinnen, die am Vortag vom Parkplatz aus gestartet waren. Sie kündigten mir bereits die bevorstehende Treppe mit 273 Holzstufen an, die sie gerade hochgestiegen waren und die ich bald darauf hinab steigen sollte, zum Alimmainen Kolsankoski, einer Stromschnelle des Nuorttijoki, die direkt am Beginn der Grenzzone zu Russland liegt und an der der Nuorttijoki mittels Hängebrücke überquert wird. Der Grenzstreifen ist normalerweise ca. 3-4 km breit, hier allerdings aus irgendwelchen Gründen viel schmaler, d.h. noch nicht mal 1 km. Dass hier nun also diese Grenzzone beginnt, wird durch solche gelben Plastikbänder an den Bäumen markiert („Grenzzone; Passieren ohne Genehmigung verboten“), und natürlich durch ein entsprechendes Schild. Auf der russischen Seite wird’s dann wohl schon irgend’ne Absperrung geben.






      Brücke:




      Auf der anderen Seite war es dann nicht mehr weit bis zur Saiho-Hütte, die allerdings etwas schlecht ausgeschildert ist: Im Gegensatz zu den anderen Hütten wird sie unterwegs nicht schon auf den offiziellen Wegweisern des Wanderpfads angekündigt (ausgeschildert ist immer nur Kolsa), sondern es gibt nur ein winziges, irgendwie improvisiertes Holzschildchen, auf dem „Saiho“ eingeritzt ist, am Wegesrand direkt an der Stelle, wo ein dünner Pfad zur ca. 50 m entfernten Hütte abzweigt. Als ich dort ankam, war ich auch erst mal ganz allein.







      Weg zum Fluss (zum Waschen und Wasserholen für’s Kochen und Klamottenwaschen):







      Die Hütte war irgendwie ziemlich komfortabel, es lagen sogar ein paar Matratzen rum.




      Abendessen (ausnahmsweise besonders üppig, da ich unterwegs an dem Tag irgendwie kaum was gegessen hatte):




      Besuch:




      Später, als ich mich gerade schlafen legen wollte, hörte ich von weitem Stimmen. Kurz darauf kam eine Gruppe von ca. 5 jungen und insgesamt etwas korpulenten Frauen an, die seit dem Morgen eine riesige Strecke gelaufen waren und sich dabei zwischendurch auch noch irgendwo verlaufen hatten. In die Hütte kamen sie zum Glück gar nicht mehr, sondern stellten gleich ihre Zelte auf und begannen, an der Feuerstelle ihr Abendessen zuzubereiten. Ich legte derweil erst meine Isomatte und dann mich selbst auf eine der Matratzen und las noch etwas in einem Buch, das dort auf dem Tisch rumlag („Dynamite Pass“), bis ich einschlief.

      Tagesstrecke: ca. 17,5 km
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        #4
        AW: [FIN] Nuorttin Retkeilyreitti

        Mittwoch, 4. August:
        Am nächsten Tag stand ich etwas später auf, da ich nachts irgendwie nicht sonderlich gut geschlafen hatte, was wohl vor allem an der zu hohen Innentemperatur lag. Morgens waren es immer noch 18 Grad, obwohl das Fenster über Nacht ein Stück geöffnet war, aber scheinbar nicht weit genug (eine etwas seltsame Konstruktion, die ich erst umständlich mit dem Multitool irgendwie zurecht rücken musste). Als ich meine Sachen gepackt hatte und los lief, ging es gleich zu Beginn erst mal richtig steil bergauf. Der Pfad führte wieder etwas weiter vom Fluss weg und stieg weiterhin leicht an, bis es für eine Weile flacher weiterging. Nach etwa 3 km machte ich die erste Rast beim Laavu Saukkosuvannonvaara, das etwas abseits des noch im Wald verlaufenden Wegs liegt.




        Danach ging es noch etwas weiter hoch und die Bäume wurden nun etwas lichter. Der Pfad führte nun wieder etwas mehr in Richtung Fluss, dessen hiesiger Abschnitt auch als Nuortticanyon bezeichnet wird.




        2 Aussichtsplattformen – Pikkusaukkosuvanto und Voittinköngas – geben den Blick auf den in der Tiefe sich dahinschlängelnden Fluss frei.
















        Landschaftlich ist dies wohl einer der abwechslungsreichsten Abschnitte der gesamten Strecke. Danach ging es noch etwas eben weiter und dann wieder zunehmend bergab. Unterwegs kam mir zunächst ein Paar entgegen und danach 3 Männer. Es ging weiter bergab, über einen schmalen Bach und am Ende führte ein steiler Abstieg, z. T. mit Holzstufen unterstützt, zur Feuerstelle Alimmainen Hirvashauta und somit auch wieder direkt ans Ufer des Nuorttijoki, wo ich kurz rastete.







        Dann stieg ich wieder hinauf, lief weiter und betrat bald wieder eine Holztreppe, die steil bergab führte zu einem Bach, an dem ich meine Trinkflaschen auffüllte.




        Nun galt es, auf der anderen Seite wieder mindestens genauso hoch zu steigen (also insgesamt enthielt das Ganze auch ein ganz nettes Wadentraining), zunächst nur leicht bergauf, dann steiler, und einmal war in den Weg sogar eine Serpentine eingebaut (eher untypisch für Finnland). Danach war erst mal das Schlimmste geschafft, es ging oben etwas flacher weiter über einen etwas langgezogenen Hügelrücken und nach nicht allzu langer Zeit auf der anderen Seite wieder runter, abermals über einen kleinen Nebenfluss des Nuorttijoki; danach folgte nur noch leichtes Auf und Ab und der Pfad führte bald schräg hinüber zum Fluss und der Hirvashauta-Hütte (Autiotupa und Varaustupa). Kurz bevor ich ankam, hatte es etwas zu nieseln begonnen.




        Ich brachte gleich meine Sachen in den offenen Teil der Hütte, der mit 4 Betten ausgestattet ist – auch hier gab es richtige Matratzen. Ein paar junge Leute hielten sich gerade darin auf und hatten auch ihr Gepäck auf den Betten liegen. Allerdings verkündeten sie gleich, dass sie alle – 2 Pärchen – nur noch zum Angeln gehen und dann später am Nachmittag verschwinden würden. Mir wurde schon eines der Betten frei geräumt, wo ich gleich meinen Kram ablud und ein bisschen rumpackte und wie immer gleich die Schuhe umzog. Draußen an der Feuerstelle saß – immer noch, trotz Nieselregen – eine ganze Familie mit Kindern, die aber auch nicht ewig hier bleiben sollte. Zum Baden musste man hier ein Stück bergab laufen, zum Flussufer, wo’s auch einen netten Strand gab, zum Glück regnete es zu der Zeit noch nicht allzu stark. Als ich mein nasses Zeug in der Hütte aufgehängt und gerade den Ofen eingeheizt hatte, kam eines der Pärchen mit Beute vom Angeln zurück, die nun in einer Räucherfolie auf dem Holzofen gegart wurde; also wurde immer wieder Holz nachgelegt und es wurde bald so heiß in der Hütte, dass wir sämtliche Fenster aufrissen (immerhin war mein Handtuch dann mittlerweile schon trocken). Die anderen 2 kamen auch bald dazu und nachdem alle gegessen hatten (ich etwa zur gleichen Zeit meinen Tütenfraß), zogen die 4 ab, um über einen nur 2,5 km kurzen Seitenpfad zu einem anderen Parkplatz zu stapfen.
        Nachdem sie gegangen waren, hatte ich die Hütte kurze Zeit für mich, doch diese Idylle hielt nicht lange an. Draußen hatte es sich eingeregnet und kurz darauf kam eine 8-köpfige Frauengruppe aus Richtung Kolsa mit völlig durchnassten Regensachen an (3 Generationen, also inklusive Omi + Teenager). Sie alle hatten ihre Zelte dabei und wollten zunächst nur ihre Sachen in der Hütte trocknen. Naja, die „Omas“ sollten doch wenigstens in der Hütte schlafen, 3 Betten waren ja noch frei. Da es draußen aber mittlerweile stärker regnete und auch nicht mehr aufhören wollte, stellten sie am Ende gar kein Zelt auf und legten sich alle irgendwie kreuz und quer in die Hütte, also inklusive Fußboden und Nebenraum. Zum Glück gingen sie alle auch schon früh schlafen und lärmten nicht noch lange rum und machten vor allem auch freiwillig Fenster und Tür über Nacht auf. Trotzdem war es die ganze Nacht (nicht nur mir) noch irgendwie zu warm und so richtig gut hat natürlich niemand geschlafen.

        Tagesstrecke: 13 km
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          #5
          AW: [FIN] Nuorttin Retkeilyreitti

          Donnerstag, 5. August:
          Nach einer schlafarmen Nacht stand ich bereits vor 6 Uhr auf und schlich über die diversen Schlafenden hinaus und in Richtung WC-Häuschen. Es regnete nicht mehr, dafür war’s ein bisschen neblig. In der Hütte packte ich schnell alles zusammen und marschierte schon um 6:35 Uhr los. Die letzten 6 km bis zum Ausgangspunkt/Parkplatz wiesen jetzt nicht mehr ganz so viele Steigungen und Gefälle auf. D. h. zunächst ging es noch bergauf und an der Ostseite der Hirvashaudanvaarat vorbei, dann ging es nochmal steil nach unten und nochmal etwas bergauf, aber danach wurde es flacher.




          An der Feuerstelle Nahkaniva erreichte ich wieder das Ufer des Nuorttijoki




          und lief an diesem entlang, bis ich wieder die Watstelle vom ersten Tag erreichte.




          An dem nahegelegenen Laavu (Haukijärvenoja) saßen gerade 2 Wanderer; sonst war mir unterwegs niemand begegnet.






          Ankunft am Ausgangspunkt:




          Als ich am Parkplatz ankam, brachen dort gerade 2 junge Frauen zum Wandern auf. Ich machte etwas länger Rast, bevor ich nun diesen 12 km langen Pfad nach Tulppio in Angriff nahm. Zum Glück ist dieser gut markiert, denn er wird scheinbar nur sehr selten begangen und nach den ersten 2 km auf einer sehr breiten, forststraßenartigen Trasse ging der Weg recht abrupt in einen schmaleren Pfad über, der dann immer dünner und im weiteren Verlauf auch streckenweise fast unsichtbar wurde. An einer besonders sumpfigen Stelle waren immerhin Holzbretter ausgelegt, aber so ein paar weitere leicht nasse Stellen gab es auch sonst noch so hin und wieder. Glücklicherweise hatte ich morgens schon wohlweislich die Regenhosen wegen dem nassen Gesträuch angezogen. Bald fing es auch an zu regnen und ich zog mir noch die Regenjacke über. Zum Glück war es nur Nieselregen, der auch bald wieder aufhörte. Irgendwann kreuzte ein breiterer Forstweg und danach war der Weg meist etwas besser sichtbar. Gegen Ende erreichte ich die Straße zwischen Tulppio und Nuortti-Parkplatz und auf dieser nach wenigen Minuten eine Brücke über den Nuorttijoki sowie auf der anderen Straßenseite neben der Brücke auch eine Feuerstelle, wo mir auch erstmals wieder Leute begegneten (eine Familie, die hier gezeltet hatte) und ich noch eine kleine Rast einlegte.




          Dann setzte wieder Nieselregen ein und auf dem letzten kurzen Stück durch den Wald zum Tulppio-Hüttendorf wurde der Regen etwas stärker. Bereits um halb 1 kam ich an meinem Tagesziel an, wo ich eine Hütte für die nächste Nacht reserviert hatte.




          Es folgte das übliche Programm: ausgiebig duschen, Wäsche waschen und in der Hütte zum Trocknen über die aufgedrehte Heizung hängen. Dann essen, ruhen, noch etwas in der Umgebung abhängen. Leider blieb das Wetter für den Rest des Tages grau und die meiste Zeit nieselte es.

          Gastraum des Haupthauses (Rezeption des Hüttendorfs):






          Tagesstrecke: 18 km


          *******************************************************************

          Am nächsten Tag wurde das Wetter gegen Mittag wieder besser








          aber dann ging’s ja schon wieder mit dem Posttaxi zurück nach Savukoski (diesmal schneller, da keine Post auszutragen war) und von dort noch am selben Tag mit diversen Bussen über Pelkosenniemi und Sodankylä nach Inari.


          Fazit: Normalerweise stehe ich mehr auf Gegenden, in denen man wenigstens ab und zu mal über die Baumgrenze hinauskommt, aber zur Abwechslung hatte diese Wanderstrecke auf jeden Fall auch ihren Reiz.
          Bis auf die letzte Nacht hab ich nicht an Überfüllung gelitten. Nach den Hüttenbüchern zu urteilen waren die letzten Ausländer vor mir im Sommer 2008 hier unterwegs gewesen (Franzosen).
          Vermutlich aufgrund der nicht ganz so leicht zu erreichenden Lage scheint der Wanderweg außerhalb Finnlands kaum bekannt zu sein.
          Wer sich dafür interessiert und ohne Auto anreisen möchte, kann an Werktagen (Mo-Fr) mit dem Posttaxi www.korvatunturintaksi.fi zum Buspreis bis Tulppio fahren. Die letzten 12 km zum Eingangstor gibt’s nur zum normalen Taxipreis oder eben über den oben beschriebenen Wanderpfad.
          Zuletzt geändert von Sapmi; 29.06.2011, 16:09.
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          • bjoernsson
            Fuchs
            • 06.06.2011
            • 1863
            • Privat

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            #6
            AW: [FIN] Nuorttin Retkeilyreitti

            Das macht Lust auf Wandern in Finnland! Danke für die Anregung!

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            • heron
              Fuchs
              • 07.08.2006
              • 1745

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              #7
              AW: [FIN] Nuorttin Retkeilyreitti

              Danke für den schönen Bericht!

              Der ist genau das richtige so kurz vor der Abreise!
              Ich habe keine grossen Ambitionen. Still sitze ich und betrachte wohlgemut das Gewimmel der Welt.
              Ich benötige nur so viel, wie ich mir ohne Anstrengung und Demütigung beschaffen kann. (György Bálint)

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              • Inarijoen Peter
                Dauerbesucher
                • 22.07.2008
                • 777
                • Privat

                • Meine Reisen

                #8
                AW: [FIN] Nuorttin Retkeilyreitti

                @Sapmi, schöner Bericht.
                Da ich im Herbst wie immer auch in der Gegend von Kemijärvi bin, wuerde sich ein Abstecher zum Wandern und vor allem Fischen an den Nuorttijoki wohl lohnen. Sieht auf jeden Fall auf Deinen Bildern gut aus. Das muesste dann allerdings vor Ende August sein, denn ich nehme mal an, dass auch im Nuorttijoki am 1.9 die Schonzeit beginnt wie eigentlich in allen Fliessgewässern von Lappland.

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                • Sapmi
                  Fuchs
                  • 20.11.2005
                  • 2329
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                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: [FIN] Nuorttin Retkeilyreitti

                  Zitat von Inarijoen Peter Beitrag anzeigen
                  Das muesste dann allerdings vor Ende August sein, denn ich nehme mal an, dass auch im Nuorttijoki am 1.9 die Schonzeit beginnt wie eigentlich in allen Fliessgewässern von Lappland.
                  Hm, keine Ahnung, mit der Fischerei kenne ich mich gar nicht aus.
                  Vielleicht kannst Du Dich bei dem Hüttendorf Tulppion Majat erkundigen: http://personal.inet.fi/yritys/tulppionmajat/

                  Ach, hier hab ich noch was gefunden, da geht wohl Anfang September doch noch was: http://www.villipohjola.fi/sivustot/...stus_3550.aspx
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                  • Inarijoen Peter
                    Dauerbesucher
                    • 22.07.2008
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                    #10
                    AW: [FIN] Nuorttin Retkeilyreitti

                    Danke, da habe ich ja noch 10 Tage Galgenfrist. Keine Regeln ohne Ausnahme.

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                    • MonaXY

                      Fuchs
                      • 30.08.2009
                      • 1094
                      • Privat

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                      #11
                      AW: [FIN] Nuorttin Retkeilyreitti

                      Danke für den tollen Bericht über einen wirklich noch unbekannten Trail!

                      Und unsere "Da-wollen-wir unbedingt-noch-hin-Liste" wächst und wächst...
                      "Gehe nicht, wohin der Weg führen mag, sondern dorthin, wo kein Weg ist, und hinterlasse eine Spur."
                      Jean Paul

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                      • Mika Hautamaeki
                        Alter Hase
                        • 30.05.2007
                        • 4006
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #12
                        AW: [FIN] Nuorttin Retkeilyreitti

                        Auch von mir nochmal ein dickes Danke! Immer wieder schön mal aus "unbekannten Gegenden" was zu lesen.

                        Zu der Russ. Finn.-Grenze: Als ich in Südkarelien (Nähe Imatra) unterwegs war, da sagte mir der Hüttenbesitzer nur, daß wir in jene Richtung nur maximal 5 MInuten gehen sollten, da dann die Grenzezone anfange. Und die war außer mit nem gerodten Streifen nicht weiter gesichert. Also kein Zaun oder sowas, aber Wachmannschaften. Die Finnen der Gegend hatten seiner Aussage nach ein Sonderrecht, das besagte, daß sie bis 5 km nach Rus reindurften (Pilze suchen usw.)
                        So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                        A. v. Humboldt.

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                        • Laika
                          Erfahren
                          • 04.07.2009
                          • 210
                          • Privat

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                          #13
                          AW: [FIN] Nuorttin Retkeilyreitti

                          Hej Sapmi,

                          ein sehr schöner Bericht mit tollen Bildern von einem Trail der "abseits" der bekannten/populären Pfade in Skandinavien liegt.

                          LG Laika
                          Der Wald lebt, er kann atmen und sprechen und erzählt die Sage von der Urmutter allen Lebens. (jakutisch)

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                          • woelfchen
                            Erfahren
                            • 20.03.2010
                            • 276
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #14
                            AW: [FIN] Nuorttin Retkeilyreitti

                            Ich fand's auch schön zum Lesen und Anschauen. Da waren aber auch wirklich richtig idyllische Plätzchen dabei! Auf jeden Fall habe ich mir die Region auch mal vorgemerkt. Mal sehen, vielleicht kommen wir ja auch mal darauf zurück. Man weiß ja nie!

                            Danke!

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                            • Peter83
                              Fuchs
                              • 22.08.2010
                              • 1115
                              • Privat

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                              #15
                              AW: [FIN] Nuorttin Retkeilyreitti

                              Danke für den tollen Bericht!

                              Grüsse,
                              Peter
                              "A man who is a man goes on till he can do no more and then goes twice as far."

                              Norwegian saying

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