Tourentyp | |
Lat | |
Lon | |
Mitreisende | |
Beim Schreiben dieses Berichts fallen mir verschiedene Titel dafür ein. „Plan I - Improvisation“, „Droch shìde“ (gälisch: Dreckwetter), „Schlechtwetterwandern“, „Vom Winde weggeweht“, „Murphy’s Gesetz und seine Umsetzung in der Praxis“ usw. Letztlich beschließe ich aber, beim ursprünglichen Titel zu bleiben. Gegenstand dieses Berichts sollen nicht drei Wochen Sturm und Regen sein, sondern das, was von meinen Trekkingplänen auf Harris und Skye übrig geblieben ist.
Also: A’ mhuir is na beanntan - Das Meer und die Berge (und eine Aschewolke…)
Meer und Berge sind immer gegenwärtig, beherrschen diese Reise (die Wolke kommt erst zum Schluss).
Warum ausgerechnet Harris? Nun, seit ich „Crowdie and Cream“ (Finlay J. MacDonad) zuerst auf BBC Alba sah und anschließend das Buch dazu las, ließen mich die Beschreibungen der weißen Sandstrände der Westküste und der „Mondlandschaft“ der Berge im Norden nicht mehr los.
Und außerdem: Ich fand keinen einzigen Reisebericht über eine Trekkingtour auf Harris im Internet. Lediglich einige Beschreibungen aus der Serie „Rauf auf den Berg - runter vom Berg“ bei Scottish Hills. Auf der Reiseberichts-Karte hier im Forum ist Harris jetzt kein "weißer Fleck" mehr.
Dienstag, 03. Mai 2011 - Anreise, Teil 1 -
Bereits im Sommer 2010 kaufe ich ein unschlagbar günstiges Ticket von Frankfurt nach Edinburgh und zurück. Dieses Jahr sorgt beim Hinflug kein Vulkan für Flugausfälle, lediglich starker Wind sorgt für eine vorübergehende Schließung der Startbahn West (ha, da hat der Wind erstmalig in meine Tour eingegriffen!) und damit für Verspätung.
In Edinburgh habe ich mich wieder im SYHA - Hostel eingebucht. Ich checke ein, und begebe mich ins Getümmel. Bei strahlendem Sonnenschein, aber kühlem Wind scheinen alle, die nicht drinnen sein müssen, im Park zu sein. Ich kaufe meine Gaskartusche, etwas zum Essen, und geselle mich zu den zahlreichen Besuchern der Princes Street Gardens. Später bummele ich durch Old Town und Grassmarket, trinke einen Kaffee, und gehe zurück ins Hostel. Das Nachtleben Edinburghs muss ohne mich auskommen.

Edinburgh Castle von Borderli auf Flickr
Mittwoch, 04. Mai 2011 - Anreise, Teil 2 -
Der Citylinkbus Nr. 900 bringt mich von Edinburgh nach Glasgow. Von Glasgow geht es weiter nach Uig. Bei strahlendem Sonnenschein ist es so frustrierend, den ganzen Tag im Bus zu sitzen! Meine Kopfschmerzen künden den Wetterwechsel bereits an.
Der Bus nach Uig über Fort William ist kein schöner, moderner Reisebus von Citylink, sondern eine alte Klapperkiste von Stagecoach. Würde mein Auto solche Geräusche von sich geben, wäre es längst in der Werkstatt… Bei jedem Knirschen, jedem Krachen tausche ich besorgte Blicke mit meiner Nachbarin.
Auf der Fahrt durchs Rannoch Moor sehe ich, dass eines der Wildfire, die als Folge der langen Trockenheit (die ich daheim und am Schreibtisch verbrachte
) in den letzten Tagen u.a. in Schottland ausbrachen, bis an die A82 heran kam. In Corran haben wir eine Zwangspause: Ein Fahrgast steigt aus, aber das Gepäckfach klemmt. Nach einer Viertelstunde beschließt der Fahrer, dass der Fahrgast bis Fort William mitfährt; dort wird man sich mit geeignetem Werkzeug um das Gepäckfach kümmern. Meine Nachbarin, die einen Termin in Fort William hat und bereits jetzt unter Zeitdruck steht, hat inzwischen beschlossen, ihr Glück als Anhalter zu versuchen. Vor der Abfahrt aus Corran verteilt der Fahrer Zettel von Stagecoach, auf denen der Fahrgast sich zum Service äußern kann, mit der Bitte „Please, do complain!“
Der Aufenthalt in Fort William ist auf eine halbe Stunde geschrumpft. Um 14.00 Uhr geht die Fahrt in der Klapperkiste weiter. Das Gepäckfach ist repariert, die Krach- und Knirschgeräusche bleiben.
Mir fällt auf, dass die Natur viel weiter ist als letztes Jahr im Mai. Alles ist grün, sogar der Farn lässt sich schon blicken. Man merkt, dass im April schon Sommer war.
Vor Shiel Bridge wieder die Folge der Wildfire: Die Hänge der „Five Sisters“ entlang der A87 sind schwarz. Die Brände ziehen sich bis nach Allt a’ Chruinn. Es ist entsetzlich. Brandgeruch hängt noch in der Luft. Das Feuer kam bis an die Häuser, bis an die Straße. Ich wage nicht, darüber nachzudenken, welche Auswirkungen das Feuer auf die Wildtiere hat. Aber meine Kopfschmerzen sagen mir, dass die Gefahr weiterer Wildfire bald vorbei ist.
In Uig angekommen, gehe ich zur Campsite. Die „Rezeption“ ist im Haus gegenüber. Ich gehe an zwei großen Hunden vorbei in den Eingangsbereich, „Hello!?“ - Ein Teenager in Schuluniform füllt ein Register aus, kassiert £5, und sagt mir, dass ich mein Zelt irgendwo aufbauen soll.
Das Wetter ist immer noch perfekt. Sonnig, leichter Wind, angenehme Temperaturen.
Zum ersten Mal seit fast einem Jahr baue ich das LaserComp auf und richte mich häuslich ein. Die auf vergangenen Touren erprobte Ordnung kommt wie von selbst wieder. Es ist schön, endlich unterwegs zu sein!

Uig Campsite von Borderli auf Flickr
Donnerstag, 05. Mai 2011 - Westwärts -
Die Nacht ist ruhig. Um 5.00 Uhr wache ich auf. Regen prasselt auf das Zelt, und der Wind lässt die Zeltplanen flattern. Meine Kopfschmerzen sind verschwunden.
So gegen 8.00 Uhr hört der Regen auf, und der Wind trocknet das Zelt schnell. Eine Stunde später bin ich am Calmac Terminal und kaufe ein Return-Ticket nach Tarbert, Harris. Einchecken und Überfahrt sind völlig entspannt. Die Beschilderung des Schiffes ist zweisprachig - gälisch und englisch. Mir fällt auf, dass ich einen guten Teil der gälischen Texte lesen kann. Freut mich!

Uig Bay von Borderli auf Flickr

Leaving Skye von Borderli auf Flickr
Nach der Ankunft in Tarbert gehe ich zunächst auf der Straße in Richtung Urgha. Plan A sieht vor, auf dem Pfad Richtung Reinigeadal zu gehen, diesen auf der Höhe von Trolamul zu verlassen, und über Trolamul und Stràthabahl weglos Richtung Straße zu gehen. Tief hängende Wolken kommen in Plan A jedoch nicht vor. Im echten Leben hängen sie so tief, dass häufig nicht mal die Gipfel der recht niedrigen Hills zu sehen sind. Ich verlasse daher die Straße bereits vorher und gehe auf dem Track durch das Gleann Lacasdail. Dieser Track ist ein Teil des „Harris Walkway“ (Frith-Rathad na Hearadh) und ist in hervorragendem Zustand. Es gibt sogar Bänke!

Harris Walkway von Borderli auf Flickr
Am Lochannan Lacasdail fängt es an zu regnen, und der Aufstieg zum Bràigh an Ruisg ist verregnet.

Bràigh an Ruisg von Borderli auf Flickr
Bald erreiche ich die kleine Straße, die nach Màraig führt. Ich biege links ab, in Richtung der A859. Auf dieser gehe ich ein kurzes Stück Richtung Norden, bis zum nächsten Abschnitt des Harris Walkway. Der Regen hört auf. Auch hier wieder Bänke! Allerdings wird dieses Wegstück nach längerem Regen ziemlich boggy. Sogar jetzt, nach so viel gutem Wetter, gibt es noch matschige Stellen. Ich latsche in ein Mini-Boghole. Nein, denke ich, es kann nicht sein, dass mein rechter Fuß nass wird. Die Inov8’s haben eine Gore Tex - Membran und sind noch keine 50km unterwegs. Ich bilde mir das nur ein.

Gleann Sgaladail von Borderli auf Flickr
Der Walkway erreicht wieder die A859. Nach einem langen, langen Abschnitt erreiche ich auf Höhe des Bàgh Bhìogasdail den dritten Walkway, der mich westwärts in Richtung der North Harris Hills bringen soll. Heute gehe ich aber nicht mehr weit. Ich bin platt und sehne mich nach meinem Schlafsack. Die Karte zeigt einen àirigh (shieling, Sommerweide) an - ein àirigh bietet meist einen geeigneten Zeltplatz mit Gras, Wasser, und weg vom Bog. So auch hier. Ein Stück abseits vom Weg finde ich ein fast ebenes, fast matschfreies Stück Wiese an einem kleinen Bach. Inzwischen habe ich auf Automatik geschaltet: Zelt aufbauen, NeoAir aufblasen, Schlafsack auspacken, Wasser kochen für eine Tasse Tee und fürs Tütenfutter. Ich habe zwar keinen Hunger, aber das lasse ich mir auf Tour nicht durchgehen. Füße, Beine, Rücken - alles ist „aua“. Tag Eins der Wanderung, wie üblich.
Beim Einschlafen höre ich die Stimmen von Vögeln, das Bäh von Schafen, und andere Tierstimmen, die ich weder einordnen kann noch will. Zufrieden mit mir und der Welt räkele ich mich im Schlafsack und schlafe bald ein.
Freitag, 06. Mai 2011 - Allein in der Wildnis -
Nachts regnet es. Morgens packe ich ein einer Regenpause den Rucksack, flüchte mich dann vor einem neuen starken Schauer ins Zelt. Aus dem Schauer wird ein Dauerregen, und ich baue das Zelt schließlich im Regen ab. Ich gehe westwärts, zum Bealach na h-Uamha. Die Sicht beträgt nur wenige Meter. Der Weg geht bergab zum Abhainn Langadail. Diesen überquere ich trockenen Fußes auf Stepping Stones. Dank des niedrigen Wasserstandes ist das kein Problem. Am anderen Ufer geht es wieder bergauf. Der Regen legt ab und zu eine Pause ein, und ein paar Sonnenstrahlen lassen sich blicken.

Gleann Langadail von Borderli auf Flickr
Inzwischen hat sich mein ständiger Begleiter eingefunden: starker Wind.
Der Regen kommt jetzt quer von der Seite, dringt zwischen den Rucksack und meinen Rücken. Die Jacke gibt auf, und bald bin ich nass bis auf die Haut. Vor dem Braigh an Iaclachain hört es endlich auf zu regnen, aber es stürmt weiter.

Bràigh an Iaclachain von Borderli auf Flickr
Plan A sieht ein Wildcamp am Loch Chleistir vor, aber keinen Sturm, der mich beinahe torkeln lässt. Ich mache eine Pause und wechsele das nasse Shirt gegen ein trockenes. Die Kermit-Jacke ist im Wind schnell wieder getrocknet.

Loch Chleistir von Borderli auf Flickr

North Harris Hills von Borderli auf Flickr

Loch Chleistir von Borderli auf Flickr

Loch Chleistir von Borderli auf Flickr
Es hilft nichts, ich muss weiter, runter ins nächste Tal, ein etwas geschützteres Stück Wiese suchen. Im Norden des Loch Bhoisimid sind „Old Shielings“ eingezeichnet, also gehe ich dorthin. Ich verlasse den Pfad unmittelbar vor der Furt, und laufe am Fluss entlang, bis ich im Windschatten eines kleinen Hügels einen schönen Platz für mein Nachtlager finde. Der Weg dorthin ist teilweise boggy, und ich habe nasse Socken. Die Schuhe werden doch nicht etwa „undicht“ sein? Ich verdränge diesen Gedanken, und baue mein Zelt auf. Vom starken Wind abgesehen, ist das Wetter richtig schön. Die Aussicht auf die North Harris Hills ist beeindruckend.

Wildcamp von Borderli auf Flickr

Sròn Àrd, North Harris Hills von Borderli auf Flickr
Den ganzen Tag habe ich keinen Menschen gesehen, fällt mir auf.
Später, als ich es mir mit einer Tasse Tee und meinem Notizheft im Zelt bequem gemacht habe, macht es laut „plopp!“. Entsetzen! Panik! Die NeoAir ist kaputt!
Gut, Entwarnung. Sie hat nur an einem Ende eine Beule. Ich fotografiere den Schaden, und lasse etwas Luft aus der Matratze ab. Ob ich sie zu stark aufgepustet habe? Eigentlich nicht mehr als sonst. Wie auch immer, mein Nachtlager ist gesichert.
Nachts nimmt der Wind wieder zu. Viel Schlaf bekomme ich daher nicht.
Also: A’ mhuir is na beanntan - Das Meer und die Berge (und eine Aschewolke…)
Meer und Berge sind immer gegenwärtig, beherrschen diese Reise (die Wolke kommt erst zum Schluss).
Warum ausgerechnet Harris? Nun, seit ich „Crowdie and Cream“ (Finlay J. MacDonad) zuerst auf BBC Alba sah und anschließend das Buch dazu las, ließen mich die Beschreibungen der weißen Sandstrände der Westküste und der „Mondlandschaft“ der Berge im Norden nicht mehr los.
Und außerdem: Ich fand keinen einzigen Reisebericht über eine Trekkingtour auf Harris im Internet. Lediglich einige Beschreibungen aus der Serie „Rauf auf den Berg - runter vom Berg“ bei Scottish Hills. Auf der Reiseberichts-Karte hier im Forum ist Harris jetzt kein "weißer Fleck" mehr.

Dienstag, 03. Mai 2011 - Anreise, Teil 1 -
Bereits im Sommer 2010 kaufe ich ein unschlagbar günstiges Ticket von Frankfurt nach Edinburgh und zurück. Dieses Jahr sorgt beim Hinflug kein Vulkan für Flugausfälle, lediglich starker Wind sorgt für eine vorübergehende Schließung der Startbahn West (ha, da hat der Wind erstmalig in meine Tour eingegriffen!) und damit für Verspätung.
In Edinburgh habe ich mich wieder im SYHA - Hostel eingebucht. Ich checke ein, und begebe mich ins Getümmel. Bei strahlendem Sonnenschein, aber kühlem Wind scheinen alle, die nicht drinnen sein müssen, im Park zu sein. Ich kaufe meine Gaskartusche, etwas zum Essen, und geselle mich zu den zahlreichen Besuchern der Princes Street Gardens. Später bummele ich durch Old Town und Grassmarket, trinke einen Kaffee, und gehe zurück ins Hostel. Das Nachtleben Edinburghs muss ohne mich auskommen.

Edinburgh Castle von Borderli auf Flickr
Mittwoch, 04. Mai 2011 - Anreise, Teil 2 -
Der Citylinkbus Nr. 900 bringt mich von Edinburgh nach Glasgow. Von Glasgow geht es weiter nach Uig. Bei strahlendem Sonnenschein ist es so frustrierend, den ganzen Tag im Bus zu sitzen! Meine Kopfschmerzen künden den Wetterwechsel bereits an.
Der Bus nach Uig über Fort William ist kein schöner, moderner Reisebus von Citylink, sondern eine alte Klapperkiste von Stagecoach. Würde mein Auto solche Geräusche von sich geben, wäre es längst in der Werkstatt… Bei jedem Knirschen, jedem Krachen tausche ich besorgte Blicke mit meiner Nachbarin.
Auf der Fahrt durchs Rannoch Moor sehe ich, dass eines der Wildfire, die als Folge der langen Trockenheit (die ich daheim und am Schreibtisch verbrachte

Der Aufenthalt in Fort William ist auf eine halbe Stunde geschrumpft. Um 14.00 Uhr geht die Fahrt in der Klapperkiste weiter. Das Gepäckfach ist repariert, die Krach- und Knirschgeräusche bleiben.
Mir fällt auf, dass die Natur viel weiter ist als letztes Jahr im Mai. Alles ist grün, sogar der Farn lässt sich schon blicken. Man merkt, dass im April schon Sommer war.
Vor Shiel Bridge wieder die Folge der Wildfire: Die Hänge der „Five Sisters“ entlang der A87 sind schwarz. Die Brände ziehen sich bis nach Allt a’ Chruinn. Es ist entsetzlich. Brandgeruch hängt noch in der Luft. Das Feuer kam bis an die Häuser, bis an die Straße. Ich wage nicht, darüber nachzudenken, welche Auswirkungen das Feuer auf die Wildtiere hat. Aber meine Kopfschmerzen sagen mir, dass die Gefahr weiterer Wildfire bald vorbei ist.
In Uig angekommen, gehe ich zur Campsite. Die „Rezeption“ ist im Haus gegenüber. Ich gehe an zwei großen Hunden vorbei in den Eingangsbereich, „Hello!?“ - Ein Teenager in Schuluniform füllt ein Register aus, kassiert £5, und sagt mir, dass ich mein Zelt irgendwo aufbauen soll.
Das Wetter ist immer noch perfekt. Sonnig, leichter Wind, angenehme Temperaturen.
Zum ersten Mal seit fast einem Jahr baue ich das LaserComp auf und richte mich häuslich ein. Die auf vergangenen Touren erprobte Ordnung kommt wie von selbst wieder. Es ist schön, endlich unterwegs zu sein!

Uig Campsite von Borderli auf Flickr
Donnerstag, 05. Mai 2011 - Westwärts -
Die Nacht ist ruhig. Um 5.00 Uhr wache ich auf. Regen prasselt auf das Zelt, und der Wind lässt die Zeltplanen flattern. Meine Kopfschmerzen sind verschwunden.
So gegen 8.00 Uhr hört der Regen auf, und der Wind trocknet das Zelt schnell. Eine Stunde später bin ich am Calmac Terminal und kaufe ein Return-Ticket nach Tarbert, Harris. Einchecken und Überfahrt sind völlig entspannt. Die Beschilderung des Schiffes ist zweisprachig - gälisch und englisch. Mir fällt auf, dass ich einen guten Teil der gälischen Texte lesen kann. Freut mich!

Uig Bay von Borderli auf Flickr

Leaving Skye von Borderli auf Flickr
Nach der Ankunft in Tarbert gehe ich zunächst auf der Straße in Richtung Urgha. Plan A sieht vor, auf dem Pfad Richtung Reinigeadal zu gehen, diesen auf der Höhe von Trolamul zu verlassen, und über Trolamul und Stràthabahl weglos Richtung Straße zu gehen. Tief hängende Wolken kommen in Plan A jedoch nicht vor. Im echten Leben hängen sie so tief, dass häufig nicht mal die Gipfel der recht niedrigen Hills zu sehen sind. Ich verlasse daher die Straße bereits vorher und gehe auf dem Track durch das Gleann Lacasdail. Dieser Track ist ein Teil des „Harris Walkway“ (Frith-Rathad na Hearadh) und ist in hervorragendem Zustand. Es gibt sogar Bänke!

Harris Walkway von Borderli auf Flickr
Am Lochannan Lacasdail fängt es an zu regnen, und der Aufstieg zum Bràigh an Ruisg ist verregnet.

Bràigh an Ruisg von Borderli auf Flickr
Bald erreiche ich die kleine Straße, die nach Màraig führt. Ich biege links ab, in Richtung der A859. Auf dieser gehe ich ein kurzes Stück Richtung Norden, bis zum nächsten Abschnitt des Harris Walkway. Der Regen hört auf. Auch hier wieder Bänke! Allerdings wird dieses Wegstück nach längerem Regen ziemlich boggy. Sogar jetzt, nach so viel gutem Wetter, gibt es noch matschige Stellen. Ich latsche in ein Mini-Boghole. Nein, denke ich, es kann nicht sein, dass mein rechter Fuß nass wird. Die Inov8’s haben eine Gore Tex - Membran und sind noch keine 50km unterwegs. Ich bilde mir das nur ein.

Gleann Sgaladail von Borderli auf Flickr
Der Walkway erreicht wieder die A859. Nach einem langen, langen Abschnitt erreiche ich auf Höhe des Bàgh Bhìogasdail den dritten Walkway, der mich westwärts in Richtung der North Harris Hills bringen soll. Heute gehe ich aber nicht mehr weit. Ich bin platt und sehne mich nach meinem Schlafsack. Die Karte zeigt einen àirigh (shieling, Sommerweide) an - ein àirigh bietet meist einen geeigneten Zeltplatz mit Gras, Wasser, und weg vom Bog. So auch hier. Ein Stück abseits vom Weg finde ich ein fast ebenes, fast matschfreies Stück Wiese an einem kleinen Bach. Inzwischen habe ich auf Automatik geschaltet: Zelt aufbauen, NeoAir aufblasen, Schlafsack auspacken, Wasser kochen für eine Tasse Tee und fürs Tütenfutter. Ich habe zwar keinen Hunger, aber das lasse ich mir auf Tour nicht durchgehen. Füße, Beine, Rücken - alles ist „aua“. Tag Eins der Wanderung, wie üblich.
Beim Einschlafen höre ich die Stimmen von Vögeln, das Bäh von Schafen, und andere Tierstimmen, die ich weder einordnen kann noch will. Zufrieden mit mir und der Welt räkele ich mich im Schlafsack und schlafe bald ein.
Freitag, 06. Mai 2011 - Allein in der Wildnis -
Nachts regnet es. Morgens packe ich ein einer Regenpause den Rucksack, flüchte mich dann vor einem neuen starken Schauer ins Zelt. Aus dem Schauer wird ein Dauerregen, und ich baue das Zelt schließlich im Regen ab. Ich gehe westwärts, zum Bealach na h-Uamha. Die Sicht beträgt nur wenige Meter. Der Weg geht bergab zum Abhainn Langadail. Diesen überquere ich trockenen Fußes auf Stepping Stones. Dank des niedrigen Wasserstandes ist das kein Problem. Am anderen Ufer geht es wieder bergauf. Der Regen legt ab und zu eine Pause ein, und ein paar Sonnenstrahlen lassen sich blicken.

Gleann Langadail von Borderli auf Flickr
Inzwischen hat sich mein ständiger Begleiter eingefunden: starker Wind.
Der Regen kommt jetzt quer von der Seite, dringt zwischen den Rucksack und meinen Rücken. Die Jacke gibt auf, und bald bin ich nass bis auf die Haut. Vor dem Braigh an Iaclachain hört es endlich auf zu regnen, aber es stürmt weiter.

Bràigh an Iaclachain von Borderli auf Flickr
Plan A sieht ein Wildcamp am Loch Chleistir vor, aber keinen Sturm, der mich beinahe torkeln lässt. Ich mache eine Pause und wechsele das nasse Shirt gegen ein trockenes. Die Kermit-Jacke ist im Wind schnell wieder getrocknet.

Loch Chleistir von Borderli auf Flickr

North Harris Hills von Borderli auf Flickr

Loch Chleistir von Borderli auf Flickr

Loch Chleistir von Borderli auf Flickr
Es hilft nichts, ich muss weiter, runter ins nächste Tal, ein etwas geschützteres Stück Wiese suchen. Im Norden des Loch Bhoisimid sind „Old Shielings“ eingezeichnet, also gehe ich dorthin. Ich verlasse den Pfad unmittelbar vor der Furt, und laufe am Fluss entlang, bis ich im Windschatten eines kleinen Hügels einen schönen Platz für mein Nachtlager finde. Der Weg dorthin ist teilweise boggy, und ich habe nasse Socken. Die Schuhe werden doch nicht etwa „undicht“ sein? Ich verdränge diesen Gedanken, und baue mein Zelt auf. Vom starken Wind abgesehen, ist das Wetter richtig schön. Die Aussicht auf die North Harris Hills ist beeindruckend.

Wildcamp von Borderli auf Flickr

Sròn Àrd, North Harris Hills von Borderli auf Flickr
Den ganzen Tag habe ich keinen Menschen gesehen, fällt mir auf.
Später, als ich es mir mit einer Tasse Tee und meinem Notizheft im Zelt bequem gemacht habe, macht es laut „plopp!“. Entsetzen! Panik! Die NeoAir ist kaputt!

Nachts nimmt der Wind wieder zu. Viel Schlaf bekomme ich daher nicht.
Kommentar