Tourentyp | |
Lat | |
Lon | |
Mitreisende | |
Land: Norwegen
Reisezeit: Februar/März 2011
Region/Kontinent: Hardangervidda
Die „erste“ Winter, und das auch gleich noch nach Norwegen...
Im letzten Jahr war ich zwar zweimal auf dem Griesgletscher für insgesamt 2 1/2 Wochen, aber so richtig kalt und weit weg von allem ist nun erst in Norwegen möglich.
Flug am 24.02.2011 von SXF (Berlin, Schönefeld) mit Norwegian war nicht nur günstig, sonder sehr günstig. Die jedoch schwere Buckelei von 6 kg Essen und 45 kg Ausrüstung zum Bahnhof in Oslo, Umsteigen und die überlebnswichtige Frage: wo bekomme ich Benzin für den Kocher her lässt mich immer wieder ins Schwitzen kommen.
„Ach Mensch, in Geilo, deinem Endbahnhof gibt es doch 3 Tankstellen!“ War dann die Antwort eines Angelbedarfsladen am Oslo S Bahnhof.
Um 19:45 Uhr mit Verspätung dann auch in Geilo angekommen ging es kurz ans umpacken, 3,6 Liter Bernzin für 3 sparsame Wochen getankt und auf gehts in die Nacht hinein.
Mein Gott, ist das kalt...
Den Ort habe ich schnell hinter mich lassen können und so ging es nach kurzer Orientierungsfrage dann auf den passenden Weg hoch ins Skigebiet in Richtung Süden.
Noch zu Fuss, ohne Ski bin ich dann die ersten Höhenmeter hoch in Richtung Hardangervidda. Gegen 23 Uhr war dann aber auch die letzte Reserve aufgebraucht und das neue Marmot Asgard Zelt konnte endlich aufgebaut werden...
Aber wo nur? Mitten auf die Skipiste? Ich kenn mich doch! Wenn ich so spät ins Bett komme ratze ich sicherlich bis 9 Uhr und da ich nicht wußte ob die Norweger auch so Apres Ski begeistert sind und meine Behausung dafür nutzen wollen mußte ich nun doch anfangen mit den Ski eine doch viel zu große Fläche plattzutrampeln um das Zelt dann darauf aufzubauen. „Geht dass denn nicht schneller?“
Nein, es dauert einfach mal eine halbe Stunde bis man im Tiefschnee nicht mehr versinkt...
Wäre ich doch nur zu zweit, und hätte ich nicht so viel gegessen zu Weihnachten, dann müßte ich nicht alles so fest trampeln...
Tagesetappe 3,5 km
Thermometer zeigt eine erste Nacht bei -26 Grad Innentemperatur.
Ach, was freue ich mich auf meinen neuen Schlafsack... da kann es doch nur erholsam werden.
So richtig wohlig warm wird mir nicht. Liegt aber auch eindeutig daran dass der Tag zu lang war, ich erschöpft noch das Zelt aufbaue und nichts warmes mehr zu mir nehme, auch keinen warmen Tee... Fehler 1
2. Tag
Natürlich sind es die Schneeraupen die mich aus dem Schlaf holen. Auch nach mehrmaligem wieder einschlafen komme ich nicht über 9 Uhr hinaus, es sind immer noch -22 Grad im Zelt (an der Decke gemessen).
Nun ja, Felle unter die Ski und los gehts in die Hardangervidda... Juhuuuu ich komme!
Nur 14 Kilometer bis zur Tuva Hütte, das wird lang aber na klar schaffen wir das. Schließlich habe ich letztes Jahr den Griesgletscher auch an einem Tag bestiegen und das waren 1000 höhenmeter und 11 km...
Nach 4 km dann die erste Pause und direkt auf der Loipe auf einem Hügel bereite ich das erste warme Essen nach 1 1/2 Tagen zu... Wie das duftet die vielen E‘s und andere Verdickungsmittel lassen mir das Wasser im Mund zusammenlaufen... Hoffentlich werde ich von der Knorr Tüte satt, aber da steht ja schließlich 4 Portionen drauf. Also müßte es ja für 4 Personen reichen...
Hin und wieder kommen flinke Langläufer vorbei und grinsen über beide Wangen dass es ja hier so lecker riecht...
Hätte ich Wechselgeld dabeigehabt hätte ich noch ein gutes Geschäft machen können, so blieb es dann bei heißem Tee für den ein oder anderen Langläufer der von seinem Tagesausflug zurückkommt und nur noch 8 Kilometer bis nach Geilo vor sich hat.
Ach was solls, bleibe ich halt den Nachmittag auch noch hier, die Aussicht ist so nett und laufe morgen weiter...

Die Temperatur klettert im Laufe des Tages auf max. -16 Grad und so freue ich mich gegen 15 Uhr neben der Loipe das Zelt aufzustellen. Schnee wieder festrampeln mit Ski, dann ohne ski, dann wieder mit Ski bis es endlich fest ist und ich mich ohne die Gefahr bis zum Oberschenkel wieder in den Schnee zu versinken frei bewegen kann in meiner Burg.
Um 17:40 Uhr ist es dunkel und ich liege im Schlafsack. Diesmal aber mit einem Seideninlet und so schlafe ich wunderbar.
3.Tag
Heut gehts aber zur Tuva!!!
Gegen 10:30 Uhr komme ich endlich los.

Das morgentliche Ritual: Aufstehen, Wasser kochen für den Tag, nebenher im Zelt schon ein wenig ordnen/zusammenpacken, frühstücken, mit dem Schlafsack und dessen Packsack kämpfen, Zelt ausfegen, Pulka ausfegen, Pulka packen, festzurren, anziehen, Zähneputzen... Los!
Wie komme ich denn jetzt eigentlich mit meinen Tourenskifellen und Pulka welche an Seilen hinter mir her gezogen wird diesen doch nicht ganz flachen Hügeln hinunter?
Rasant und für Zuschauer sicherlich lustig anzuschauen!
Aber es hat geklappt, ich habe mich nur 2 mal hingepackt, das aber auch nur weil die Pulka mich überholt hat und ich über sie drübergefallen bin.
Sie konnte mich natürlich nur überholen weil ich Felle drunter hatte und nicht schnell genug war!
Egal, hauptsache es macht Spaß.
Die X-Trace Bindung erweist sich als stabil genug und in den dicken Lacrosse Iceking Schuhen kann mir sowieso nix passieren ausser Schweißfüße zu bekommen.
Die -21 Grad sind einfach zu warm beim Laufen in den Schuhen.
An einer Hütte mit Terasse und Bierzeltbank mache ich wieder Rast gegen Mittag.
Wieder wird Tee gekocht. Der Wind hat ordentlich zugenommen und treibt Flugschnee hoch. So habe ich mir das vorgestellt. Die Wildniss, die Elemente Wind und Kälte und klein Mike mittendrin!

Nur noch wenigen Langläufern ist es möglich bei dem Wind und der Kälte ihr Tourenziel zu erreichen und die meisten drehen hier an der kleinen Hütte um nachdem von mir erfahren haben dass ich mit Zelt und Essen noch tiefer in die Hardangervidda möchte. Viele sprechen mich auf die erst vor kurzem verunglückten Deutschen an.
Aber nachdem ich ihnen warmen Tee angeboten habe und sie sehen konnten dass ich auch für Tagelanges schlechtes Wetter gut gerüstet bin wünschen sie mir viel Freude und gutes Wetter für die nächsten 2 1/2 Wochen.
Ich beschließe mal wieder hier zu bleiben. Wenn das so weitergeht schaffe ich es nur bis nach Finse mit einem kleinen Umweg über die Tuva Hütte.
Aber egal, Hauptsache Spaß und warme Finger.
Das Zelt baue ich neben der Hütte im Windschatten auf und kümmere mich ab ca 15 Uhr um mein tolles Windrad welches heute Nacht erstmalig zum Einsatz kommen soll.
Die Rotorblätter sind schnell mit den Schrauben am Nabendynamo befestigt, Kabel gesteckt und ins Zelt verlegt. Der Windradmast wird nach hinten noch über ein Seil stabilisiert und sobald man das Rad frei lässt rotiert es auch schon mit einigem geknatter los... Schnell renne ich die 8 Meter Kabel ab in Richtung Zelt.
Dort liegt der Spannungswandler, das E-Werk, direkt an dem Akkuladegerät für die Kamera. Und, kommt was an? Ja, es kommt, die Ladestatusleuchte begrünt sich und ich mache vor dem Zelt einen Freudentanz. Jetzt kann mir nichts mehr passieren.
Ich bekomme Strom für das Handy, Kameraakkus, Blitzakkus und kann sogar über einen kleinen Umbau meinen alten iPod Shuffle 2.Generation laden.
Was soll mir schon passieren?
Der Tag ist auch heute schon um 17:30 Uhr für mich zu Ende.
In der Nacht heult der Wind um die kleine Hütte und erwischt so ab und an das Zelt welches dann ordentlich durchgeschüttelt wird. Ach was macht das Spaß in meinem kleinen farbigen Bunker zu liegen und von 1400 Gramm feinste Daune umhüllt die Welt zu fühlen.
Das Windrad knattert mir in der Nacht dann doch zu laut und ich baue es mitten in der Nacht im schein der Kopflampe ab. Abbauen heißt in dem Fall, aus dem Zelt Windradmast aus dem Schnee ziehen, auf den Boden legen und wieder zurück ins Zelt.... Ach Mist, pinkeln wollteste ja auch noch... also wieder raus.
Es ist wieder mal viel zu Kalt.
4.Tag
Die ersten 600 ml Benzin sind am frühen Morgen aufgebraucht noch vor dem ersten Liter Tee. Ich überlege wie ich zu neuem Stoff komme. Wenn ich weiter so fleißig Tee für andere koche reicht das nicht die 3 Wochen über! Fehler 2
Erstmal geht es heute zur Tuvahütte.
Es ist warm geworden. die Temperaturanzeige befindet sich bei -2 Grad. Na wunderbar, endlich mal Schlafsack trocknen/lüften! Da ich die ersten 3 Nächte nicht im VBL geschlafen habe, weil ich zum einen zu faul war mich noch in meine selbstgebastelte Mülleimertüte zu legen, zum anderen weil ich wissen wollte ob ich nun wirklich schwitze in der Nacht bei der Kälte...
Die Tuvahütte ist ca 8 km weg. Mein Gott bin ich langsam!
Ein ordentlicher Wind, welcher mich in der vergangenen Nacht nicht wirklich schlafen lassen hat begleitet mich den kompletten Tag. Mal von vorn, mal von der Seite.
Auf dem Weg geht es teilweise ohne Spur und ohne Markierung weiter Richtung Südwesten. Immer wieder muß ich auf die Karte schauen und mit dem Kompass meine Richtung kontrollieren. Es weht kräftig aber durch die „Hitzewelle“ erfreue ich mich an gutem Wetter. Ab und an kommt die Sonne durch. Nach 2 km mache ich eine kurze Rast, und will die Karte in die Pulka packen weil sie mir auf der Pulka zu sehr aufweicht.
Die dünne 1x2 Evazote und die dicke Evazote Matratze werden oben auf der Pulka gelöst und nach vorn in zwei Karabiner eingehakt. Da passiert es auch, die dicke Eva löst sich aus ihrem Gummi und rollt mir mit Hilfe des starken Windes davon. Auch nach einem schnellen Sprint auf den Ski kann ich die Matte nicht mehr erreichen und sehe sie hinterm nächsten Hügel schon hunderte Meter weiter davonsausen. „die hole ich niemals ein...“
Erschöpft vom Sprint laufe ich zurück zur Pulka.
Gut, ich habe noch die dünne Evazote und die Silberfolie, dann auch noch die Daunenjacke zum drunterlegen. Ich ärgere mich noch eine weile und versuche zu rekonstruieren wie sich die Matte aus dem Karabiner lösen konnte.
An der Tuvahütte angekommen hat der Wind gute 6 Bft erreicht und ich baue das Zelt im Schatten einer Hütte auf.
Nur mit Mühe bekomme ich die Heringe in den Kiesboden. Es ist steinhart gefroren. 1 Stunde brauche ich bis das Zelt sturmfest steht und ich mich erschöpft auf den nun harten Boden legen kann und auch nach dem Abendessen schnell einschlafe.
5.Tag
Nach einer harten Nacht mit Wind, ohne Luxus Evazotematte und zu wenig Benzin im Gepäck mache ich mich wieder auf den Weg.
Es geht weiter in Richtung Südwesten. Erstmalig komplett Offroad. Ich laufe grob nach Karte, versuche Steigungen aus dem Weg zu gehen und laufe quer Feld ein. Keine Loipe, kein Weg unter mir.
Der Schnee macht mir mit meinen Tourenski zu schaffen. Ich versinke trotz der 170 cm Ski bei jedem schritt knietief. Es ist mühselig aber das Wetter ist auf meiner Seite. Der Wind hat nachgelassen, die Sonne kommt durch.
Nach 3 km gebe ich mal wieder auf. Die Ski sind einfach zu kurz für Offroad. Fehler 3
Das Lager wird errichtet direkt am Ufer eines Sees den ich natürlich nicht sehe.
Egal, bei -1 Grad kann ich den Schlafsack trocknen und andere Dinge zum lüften aufhängen. Ich baue mir eine Duschkabine und springe nackig durch den Schnee und wasche mich. Warmes Wasser und ein Waschlappen, welch ein Luxus. So macht das Leben Spaß.
Gegen 18 Uhr setzt Schneefall ein, nicht nur ein wenig und so bin ich am nächsten Tag mit 30 cm Neuschnee eingeschneit.
Ich ahne schlimmstes... Wie soll das heute weitergehen? Gestern bin ich doch schon immer eingesunken, heut nochmal Pulverschnee dazu? Oh je.
6.Tag
Der VBL Müllsack funktioniert wunderbar im Schlafsack! Ich freu mich über die Entscheidung das Ding nun doch zu benutzen. Auch in die Schuhe kommen 6 Liter Gefrierbeutel. Perfekt! Billig und effektiv.
Gegen 10:30 Uhr komme ich wieder los und laufe 4 1/2 Stunden am Stück. Über Seen, Hügel und natürlich tiefen Schnee. Ca 4 km vor der Verbdinungsstr. 7 bau ich das Lager bei -14 Grad, schnell fallend, auf. Ich wünsche mir eine Downmat, 2 Liter extra Benzin und meine Freundin (man beachte die Reihenfolge) herbei.
Übernachtungsplatz ist wunderbar. Es ist flaches Land, wolkenlos und windruhig.
Das wird ein Zeltplatz wie er im Buche steht!
Ich verzichte auf eine Schutzmauer, das Zelt kann ich gut sichern falls heut Nacht etwas auf mich zukommen sollte an Wind und Wetter. Aus Abflussrohren habe ich Schneeheringe gebastelt. Oben ein Loch hinein geborht und die restlichen 40 cm in den Schnee gestampft schon ersetzen sie teures und schweres Metall aus dem Fachmarkt.
7.Tag



Ein grandioser Tag begrüßt mich. Noch vor dem Frühstück fotografiere ich mich dumm und dämlich. Da ich weiß dass nach dem langen Zusammenpacken schnell die Bundesstr. 7 überquert wird und es danach doch noch eine lange Strecke ist bis zur nächsten Tankstelle reiße ich mich von der Kamera los und ziehe über einen See.
Die X Trace Bindung macht nicht schlapp was mir sehr sehr willkommen ist. Einzig beim Berg ab könnte sie mehr halt geben. Gegen Mittag erreiche ich die Strasse auf der das ein oder andere Auto vorbeizischt. Ach, was würde ich doch für ein Schluck Benzin geben...
In Ustaoset ist eine Tankstelle wird mir bekannt gegeben. Ui, das ist sehr weit!
In Finse ist wohl ein Markt in dem man nahezu alles bekommen könne. Ich entscheide mich für Finse da Ustaoset 12 km, also gut 2 Tagesmärsche in die falsche Richtung liegen würde. So geht es wieder alleine durch tiefen Schnee auf der mit Weiden/Birken markierten Route. Ich erreiche gegen 16:30 Uhr die Kraekkja Hütte. Eigentlich habe ich mir vorgenommen gegen 15 Uhr immer das Lager aufzustellen. Spätestens jedoch 16 Uhr, komme was wolle.
Diese Uhrzeiten deshalb weil:
Schnee mit Ski festrampeln (ca 4x4 Meter) danach Ski ab und nur mit den Schuhen. Man versinkt jedoch dann wieder gut bis zum Knie im Schnee. Also wieder Ski anschnallen und nochmal alles festtrampeln was die Schuhe löchrig gestampft haben. Dauer ca 20 Minuten.
Zelt aufbauen ca 10 Minuten, je nach Wind und Boden.
Pulka ausräumen, Zelt einräumen, ca 5 Minuten. Loch in die Apside ausheben und Kocher aufbauen/vorheizen, weitere 5 Minuten.
Wasser kochen und Essen zubereiten, Parallel Pulka Nachtfest machen: 15-20 Minuten.
Zusammengerechnet bis ich schmatzend in der Apside sitze und was warmes zu mir nehme sind es ca 60 Minuten. Also kurz vor Sonnenuntergang. Wenn dann noch Tee gekocht werden soll wird es knapp mit dem Tageslicht.

Oft liege ich also um 18 Uhr im Schlafsack und bin auch ordentlich erschöpft. Erschöpft von von 5-7 Stunden (meist 5 Stunden) laufen??? Naja, ich habe mal nachgerechnet. Normale Langläufer gehe ca die doppelte bis dreifache Distanz. Die gehen auf präparierten Loipen und ohne Gepäck. Nach 5 Stunden, wenn sie überhaupt so lange unterwegs sind, sind die auch erschöpft.
Also habe ich die offizielle Erlaubnis kaputt zu sein nach ein paar Kilometern.
Bis 16:30 Uhr also diesmal auch nur deshalb weil ich in einer Hütte übernachten wollte.
Endlich mal wieder richtig schlafen, nicht die Kälte auf dem harten Boden spüren.
Es würde somit der Zeltaufbau wegfallen.
Der Häuserkomplex Kraekkja ist jedoch komplett verschlossen. ich versuche mich überall... jede Hintertür, nichts ist offen. Ein Windfang ist jedoch zu öffnen mit einem Innenraum von ca 2,5 qm. Perfekt! Mein Übernachtungsplatz.
Ich will gerade den Kocher anwerfen in der Dämmerung als ich plötzlich sehe wie in der großen Hütte Licht angeht.
Flink wie ich um diese Uhrzeit noch bin stapfe ich zu einer der offizielleren Türen und klopfe. Ein Mann öffnet mir und schaut mich erstaunt an was ich hier um die Uhrzeit noch mache, vor allem weil das Wetter umschlägt. Ich frage ihn ob ich liebenswerter weise mein Zelt heut Nacht Zelt sein lassen kann und in der Hütte übernachten kann.
„Nein, wir öffnen nur am Wochenende!“
Ach, und dabei waren die vielen Teestundenfreunde der letzten Tage immer so nett, wieso ausgerechnet der jetzt nicht?
Ich gehe traurig zurück in meinen Windfang. Wie gut dass ich vor seiner Ankunft noch meine Benzinflaschen randvoll mit seinem Skidoo Kraftstoff aufgefüllt habe! Ätsch!
So koche ich herrliche Gerichte und freue mich dass der Wind mir heut nichts anhaben wird. Socken werden an Nägeln getrocknet, Ausrüstung gepflegt.
In der Nacht frischt der Wind wieder so sehr auf dass durch den Türschlitz des Windfangs die Eiskristalle hineinwehen und den Schlafsack auf eine Probe stellen.
Ich freue mich in der Nacht nicht wieder raus zu müssen um die Abspannleinen nachzuziehen/kontrollieren.
8.Tag
Ein Tag mit Nachwirkung.
Durch die Zeitersparniss kein Zelt abbauen zu müssen und einigermaßen Windgeschützt Teewasser kochen zu können komme ich schon vor 10 Uhr los.
Heut soll es von der Kraekkja Hütte Richtung Finse gehen. Bis Finse sind es noch 2 gute oder 3 schlechte Tage.
Bei max 10 Meter Sicht und ordentlich Wind, tiefen Wolken mache ich mich auf den Weg.
Karte und Kompass sagen nördliche Richtungen. Nach 100 Metern bergauf wechsel ich auf die dünne Hardschell Jacke. Mit Musik im Ohr (mp3 player) und Rückenwind geht es langsam aber stetig voran. Sollte die Hütte nichts rechts vom Weg liegen? Egal, die Leute die die Route gesteckt haben sind dann halt mal anders herum um die Hütte... Al dann bei besserer Sicht am Horizont Stromleitungen auftauchen nehme ich einen genaueren Blick in die Karte. Hier dürften keine Leitungen sein! Die Karte blättere ich um, „ahh, hier sind Stromleitungen, aber das ist ja nicht meine Route, sind da in letzter Zeit neue Leitungen gebaut worden die noch nicht in der Karte eingezeichnet sind?
Ich bin heut morgen kurz hinter der Kraekkja falsch gelaufen. Nebel, Wind und Konzentrationsschwäche durch eine weitere „harte“ Nacht haben mich irren lassen und so bin ich kurz vor Haugastol. „Westen, ich muß nach Westen“ denke ich mir in dem Moment.
Und so geht es dann querfeldein nach Westen. „Mist, zu wenig WESTEN“ Es ist mir landschaftlich nicht möglich ein besseres Ergebnis als Nordwesten einzuschlagen.
Hügel hoch, Hügel runter, mit einer Pulka nicht einfach.
Ich stürze oft, werde von der Pulka überholt und hinterhergezogen.
Es geht nicht mehr weiter. Gegen 14.30 Uhr nehme ich die Schlittenpartie in kauf rutsche auf der Pulka von 1200 Hm auf 990 Meter hinab. Wow, das war ein Ritt...
Der Wind frischt gegen Abend ordentlich auf.
Meinen Lagerplatz konnte ich hinter einer großen bzw tiefen Schneewehe an einem Felsbrocken errichten.
Die kommende Nacht ist mit -17 Grad wieder ordentlich kalt und es knattert und heult am Zelt.
Hoffentlich halten die Heringe...
Hinaus zum pinkeln gehe ich diese Nacht nicht und entscheide mich für die Apside welche aber auch schon halb gefüllt ist von Flugschnee. Die Pulka hatte ich an die linke Seite vom Zelt umgedreht auf den Boden gelegt, oder? Ja...
9. Tag
Am kommenden Morgen, heult der Wind noch so sehr wie an keinem der Tage zuvor.
Ich weiß dass das Dorf Haugastol nur 3 Kilometer entfernt ist. Da muß ich hin! Es geht nicht länger ohne vernünftige Isomatte. noch im Morgengrauen
Durch ein Telefonat mit Deutschland weiß ich dass es in Haugastol eine Touriinfo geben soll. Also auf auf und gegen 10:15 Uhr bin ich auch schon in dem ca 3 km entfernten Ort.
Um kurz nach 11 erreiche ich das Zentrum welches aus einem großen Gasthof und einer Schranke besteht.
Der Gasthof ist meine erste warme Behausung und widersteht dem Wind wohl besser als ich in meiner momentanen Verfassung. Ich bin glücklich über ein einfaches 8 Personen Zimmer im Untergeschoss.
Der gestrige Abstecher in die falsche Richtung bringt mich ins Strudeln. Wie geht es weiter? Isomatte ist weg, die Nächte somit grausam kalt und unbequem. Mein Körper kann sich nicht erholen. Bei der Pulka has sich bei einem Sturz gestern eine Kufe gelöst. Sie ist repariert aber nicht optimal (hatte alle Schraubverbindungen mit einem Epoxydharz nochmals versteift welcher jetzt nicht mehr vorhanden ist)
Dass sich die Kufe jedoch überhaupt lösen konnte lag an einer anderen Schraube welche aus Faulheit genommen hatte weil ich nicht nochmal in den Baumarkt wollte. Fehler 4
Alle anderen Schrauben halten Bombenfest!
Ich treffe die Entscheidung nach Geilo mit dem Bus zu fahren und um dort den Fortlauf der Tour in einen preiswerten frühzeitigen Heimweg oder preiswerte Isomatte zu entscheiden. Wenn diese Downmat hier zu kaufen wäre würde ich weitermachen! was anderen will ich mir nicht gönnen. Natürlich hat man in Geilo ein solches Produkt nicht, schließlich ist es Winter und die Sportläden sind mit Ski und Langlauf gefüllt.
Somit habe ich für den Folgetag einen Zug gebucht und anschließenden Heimflug. nach Berlin.
Im Gasthof zurück freue ich mich dass meine Anziehsachen schnell trocknen und entscheide mit dem Snowkiteweltmeister und seinen Gleichgesinnten Fotos zu machen.
Ach, wie schnell man reisen kann auf so einem Skidoo...
In der Nacht vor meiner Gasthofankunft wurde in dem Snowkitestützpunkt um die Ecke 42 m/s Wind gemessen. Für die die nicht umrechnen wollen 151 km/h...

Trotzallem macht eine solche Wintertour mächtig Freude vor allem weil man weiß dass man gut gerüstet sich den Elementen stellen kann. Das schwächste Glied war also mein Geist bzw Rücken. Sämtliches Material, voran das Zelt haben wunderbar gehalten.
Was ich nicht wieder machen würde:
-ohne bequeme Matte auf Tour und diese dann auch immer festbinden!
-Benzin pro Tag ca 300 ml. dann hat man auch Spielraum wenn man mal wieder Tee für Langläufer kocht oder Socken und Handschuhe trocknet.
Allein ist schön, zu Zweit ist schöner. Die Motivation hat mir gefehlt.
Reisezeit: Februar/März 2011
Region/Kontinent: Hardangervidda
Die „erste“ Winter, und das auch gleich noch nach Norwegen...
Im letzten Jahr war ich zwar zweimal auf dem Griesgletscher für insgesamt 2 1/2 Wochen, aber so richtig kalt und weit weg von allem ist nun erst in Norwegen möglich.
Flug am 24.02.2011 von SXF (Berlin, Schönefeld) mit Norwegian war nicht nur günstig, sonder sehr günstig. Die jedoch schwere Buckelei von 6 kg Essen und 45 kg Ausrüstung zum Bahnhof in Oslo, Umsteigen und die überlebnswichtige Frage: wo bekomme ich Benzin für den Kocher her lässt mich immer wieder ins Schwitzen kommen.
„Ach Mensch, in Geilo, deinem Endbahnhof gibt es doch 3 Tankstellen!“ War dann die Antwort eines Angelbedarfsladen am Oslo S Bahnhof.
Um 19:45 Uhr mit Verspätung dann auch in Geilo angekommen ging es kurz ans umpacken, 3,6 Liter Bernzin für 3 sparsame Wochen getankt und auf gehts in die Nacht hinein.
Mein Gott, ist das kalt...
Den Ort habe ich schnell hinter mich lassen können und so ging es nach kurzer Orientierungsfrage dann auf den passenden Weg hoch ins Skigebiet in Richtung Süden.
Noch zu Fuss, ohne Ski bin ich dann die ersten Höhenmeter hoch in Richtung Hardangervidda. Gegen 23 Uhr war dann aber auch die letzte Reserve aufgebraucht und das neue Marmot Asgard Zelt konnte endlich aufgebaut werden...
Aber wo nur? Mitten auf die Skipiste? Ich kenn mich doch! Wenn ich so spät ins Bett komme ratze ich sicherlich bis 9 Uhr und da ich nicht wußte ob die Norweger auch so Apres Ski begeistert sind und meine Behausung dafür nutzen wollen mußte ich nun doch anfangen mit den Ski eine doch viel zu große Fläche plattzutrampeln um das Zelt dann darauf aufzubauen. „Geht dass denn nicht schneller?“
Nein, es dauert einfach mal eine halbe Stunde bis man im Tiefschnee nicht mehr versinkt...
Wäre ich doch nur zu zweit, und hätte ich nicht so viel gegessen zu Weihnachten, dann müßte ich nicht alles so fest trampeln...
Tagesetappe 3,5 km
Thermometer zeigt eine erste Nacht bei -26 Grad Innentemperatur.
Ach, was freue ich mich auf meinen neuen Schlafsack... da kann es doch nur erholsam werden.
So richtig wohlig warm wird mir nicht. Liegt aber auch eindeutig daran dass der Tag zu lang war, ich erschöpft noch das Zelt aufbaue und nichts warmes mehr zu mir nehme, auch keinen warmen Tee... Fehler 1
2. Tag
Natürlich sind es die Schneeraupen die mich aus dem Schlaf holen. Auch nach mehrmaligem wieder einschlafen komme ich nicht über 9 Uhr hinaus, es sind immer noch -22 Grad im Zelt (an der Decke gemessen).
Nun ja, Felle unter die Ski und los gehts in die Hardangervidda... Juhuuuu ich komme!
Nur 14 Kilometer bis zur Tuva Hütte, das wird lang aber na klar schaffen wir das. Schließlich habe ich letztes Jahr den Griesgletscher auch an einem Tag bestiegen und das waren 1000 höhenmeter und 11 km...
Nach 4 km dann die erste Pause und direkt auf der Loipe auf einem Hügel bereite ich das erste warme Essen nach 1 1/2 Tagen zu... Wie das duftet die vielen E‘s und andere Verdickungsmittel lassen mir das Wasser im Mund zusammenlaufen... Hoffentlich werde ich von der Knorr Tüte satt, aber da steht ja schließlich 4 Portionen drauf. Also müßte es ja für 4 Personen reichen...
Hin und wieder kommen flinke Langläufer vorbei und grinsen über beide Wangen dass es ja hier so lecker riecht...
Hätte ich Wechselgeld dabeigehabt hätte ich noch ein gutes Geschäft machen können, so blieb es dann bei heißem Tee für den ein oder anderen Langläufer der von seinem Tagesausflug zurückkommt und nur noch 8 Kilometer bis nach Geilo vor sich hat.
Ach was solls, bleibe ich halt den Nachmittag auch noch hier, die Aussicht ist so nett und laufe morgen weiter...

Die Temperatur klettert im Laufe des Tages auf max. -16 Grad und so freue ich mich gegen 15 Uhr neben der Loipe das Zelt aufzustellen. Schnee wieder festrampeln mit Ski, dann ohne ski, dann wieder mit Ski bis es endlich fest ist und ich mich ohne die Gefahr bis zum Oberschenkel wieder in den Schnee zu versinken frei bewegen kann in meiner Burg.
Um 17:40 Uhr ist es dunkel und ich liege im Schlafsack. Diesmal aber mit einem Seideninlet und so schlafe ich wunderbar.
3.Tag
Heut gehts aber zur Tuva!!!
Gegen 10:30 Uhr komme ich endlich los.

Das morgentliche Ritual: Aufstehen, Wasser kochen für den Tag, nebenher im Zelt schon ein wenig ordnen/zusammenpacken, frühstücken, mit dem Schlafsack und dessen Packsack kämpfen, Zelt ausfegen, Pulka ausfegen, Pulka packen, festzurren, anziehen, Zähneputzen... Los!
Wie komme ich denn jetzt eigentlich mit meinen Tourenskifellen und Pulka welche an Seilen hinter mir her gezogen wird diesen doch nicht ganz flachen Hügeln hinunter?
Rasant und für Zuschauer sicherlich lustig anzuschauen!
Aber es hat geklappt, ich habe mich nur 2 mal hingepackt, das aber auch nur weil die Pulka mich überholt hat und ich über sie drübergefallen bin.
Sie konnte mich natürlich nur überholen weil ich Felle drunter hatte und nicht schnell genug war!
Egal, hauptsache es macht Spaß.
Die X-Trace Bindung erweist sich als stabil genug und in den dicken Lacrosse Iceking Schuhen kann mir sowieso nix passieren ausser Schweißfüße zu bekommen.
Die -21 Grad sind einfach zu warm beim Laufen in den Schuhen.
An einer Hütte mit Terasse und Bierzeltbank mache ich wieder Rast gegen Mittag.
Wieder wird Tee gekocht. Der Wind hat ordentlich zugenommen und treibt Flugschnee hoch. So habe ich mir das vorgestellt. Die Wildniss, die Elemente Wind und Kälte und klein Mike mittendrin!

Nur noch wenigen Langläufern ist es möglich bei dem Wind und der Kälte ihr Tourenziel zu erreichen und die meisten drehen hier an der kleinen Hütte um nachdem von mir erfahren haben dass ich mit Zelt und Essen noch tiefer in die Hardangervidda möchte. Viele sprechen mich auf die erst vor kurzem verunglückten Deutschen an.
Aber nachdem ich ihnen warmen Tee angeboten habe und sie sehen konnten dass ich auch für Tagelanges schlechtes Wetter gut gerüstet bin wünschen sie mir viel Freude und gutes Wetter für die nächsten 2 1/2 Wochen.
Ich beschließe mal wieder hier zu bleiben. Wenn das so weitergeht schaffe ich es nur bis nach Finse mit einem kleinen Umweg über die Tuva Hütte.
Aber egal, Hauptsache Spaß und warme Finger.
Das Zelt baue ich neben der Hütte im Windschatten auf und kümmere mich ab ca 15 Uhr um mein tolles Windrad welches heute Nacht erstmalig zum Einsatz kommen soll.
Die Rotorblätter sind schnell mit den Schrauben am Nabendynamo befestigt, Kabel gesteckt und ins Zelt verlegt. Der Windradmast wird nach hinten noch über ein Seil stabilisiert und sobald man das Rad frei lässt rotiert es auch schon mit einigem geknatter los... Schnell renne ich die 8 Meter Kabel ab in Richtung Zelt.
Dort liegt der Spannungswandler, das E-Werk, direkt an dem Akkuladegerät für die Kamera. Und, kommt was an? Ja, es kommt, die Ladestatusleuchte begrünt sich und ich mache vor dem Zelt einen Freudentanz. Jetzt kann mir nichts mehr passieren.
Ich bekomme Strom für das Handy, Kameraakkus, Blitzakkus und kann sogar über einen kleinen Umbau meinen alten iPod Shuffle 2.Generation laden.
Was soll mir schon passieren?
Der Tag ist auch heute schon um 17:30 Uhr für mich zu Ende.
In der Nacht heult der Wind um die kleine Hütte und erwischt so ab und an das Zelt welches dann ordentlich durchgeschüttelt wird. Ach was macht das Spaß in meinem kleinen farbigen Bunker zu liegen und von 1400 Gramm feinste Daune umhüllt die Welt zu fühlen.
Das Windrad knattert mir in der Nacht dann doch zu laut und ich baue es mitten in der Nacht im schein der Kopflampe ab. Abbauen heißt in dem Fall, aus dem Zelt Windradmast aus dem Schnee ziehen, auf den Boden legen und wieder zurück ins Zelt.... Ach Mist, pinkeln wollteste ja auch noch... also wieder raus.
Es ist wieder mal viel zu Kalt.
4.Tag
Die ersten 600 ml Benzin sind am frühen Morgen aufgebraucht noch vor dem ersten Liter Tee. Ich überlege wie ich zu neuem Stoff komme. Wenn ich weiter so fleißig Tee für andere koche reicht das nicht die 3 Wochen über! Fehler 2
Erstmal geht es heute zur Tuvahütte.
Es ist warm geworden. die Temperaturanzeige befindet sich bei -2 Grad. Na wunderbar, endlich mal Schlafsack trocknen/lüften! Da ich die ersten 3 Nächte nicht im VBL geschlafen habe, weil ich zum einen zu faul war mich noch in meine selbstgebastelte Mülleimertüte zu legen, zum anderen weil ich wissen wollte ob ich nun wirklich schwitze in der Nacht bei der Kälte...
Die Tuvahütte ist ca 8 km weg. Mein Gott bin ich langsam!
Ein ordentlicher Wind, welcher mich in der vergangenen Nacht nicht wirklich schlafen lassen hat begleitet mich den kompletten Tag. Mal von vorn, mal von der Seite.
Auf dem Weg geht es teilweise ohne Spur und ohne Markierung weiter Richtung Südwesten. Immer wieder muß ich auf die Karte schauen und mit dem Kompass meine Richtung kontrollieren. Es weht kräftig aber durch die „Hitzewelle“ erfreue ich mich an gutem Wetter. Ab und an kommt die Sonne durch. Nach 2 km mache ich eine kurze Rast, und will die Karte in die Pulka packen weil sie mir auf der Pulka zu sehr aufweicht.
Die dünne 1x2 Evazote und die dicke Evazote Matratze werden oben auf der Pulka gelöst und nach vorn in zwei Karabiner eingehakt. Da passiert es auch, die dicke Eva löst sich aus ihrem Gummi und rollt mir mit Hilfe des starken Windes davon. Auch nach einem schnellen Sprint auf den Ski kann ich die Matte nicht mehr erreichen und sehe sie hinterm nächsten Hügel schon hunderte Meter weiter davonsausen. „die hole ich niemals ein...“
Erschöpft vom Sprint laufe ich zurück zur Pulka.
Gut, ich habe noch die dünne Evazote und die Silberfolie, dann auch noch die Daunenjacke zum drunterlegen. Ich ärgere mich noch eine weile und versuche zu rekonstruieren wie sich die Matte aus dem Karabiner lösen konnte.
An der Tuvahütte angekommen hat der Wind gute 6 Bft erreicht und ich baue das Zelt im Schatten einer Hütte auf.
Nur mit Mühe bekomme ich die Heringe in den Kiesboden. Es ist steinhart gefroren. 1 Stunde brauche ich bis das Zelt sturmfest steht und ich mich erschöpft auf den nun harten Boden legen kann und auch nach dem Abendessen schnell einschlafe.
5.Tag
Nach einer harten Nacht mit Wind, ohne Luxus Evazotematte und zu wenig Benzin im Gepäck mache ich mich wieder auf den Weg.
Es geht weiter in Richtung Südwesten. Erstmalig komplett Offroad. Ich laufe grob nach Karte, versuche Steigungen aus dem Weg zu gehen und laufe quer Feld ein. Keine Loipe, kein Weg unter mir.
Der Schnee macht mir mit meinen Tourenski zu schaffen. Ich versinke trotz der 170 cm Ski bei jedem schritt knietief. Es ist mühselig aber das Wetter ist auf meiner Seite. Der Wind hat nachgelassen, die Sonne kommt durch.
Nach 3 km gebe ich mal wieder auf. Die Ski sind einfach zu kurz für Offroad. Fehler 3
Das Lager wird errichtet direkt am Ufer eines Sees den ich natürlich nicht sehe.
Egal, bei -1 Grad kann ich den Schlafsack trocknen und andere Dinge zum lüften aufhängen. Ich baue mir eine Duschkabine und springe nackig durch den Schnee und wasche mich. Warmes Wasser und ein Waschlappen, welch ein Luxus. So macht das Leben Spaß.
Gegen 18 Uhr setzt Schneefall ein, nicht nur ein wenig und so bin ich am nächsten Tag mit 30 cm Neuschnee eingeschneit.
Ich ahne schlimmstes... Wie soll das heute weitergehen? Gestern bin ich doch schon immer eingesunken, heut nochmal Pulverschnee dazu? Oh je.
6.Tag
Der VBL Müllsack funktioniert wunderbar im Schlafsack! Ich freu mich über die Entscheidung das Ding nun doch zu benutzen. Auch in die Schuhe kommen 6 Liter Gefrierbeutel. Perfekt! Billig und effektiv.
Gegen 10:30 Uhr komme ich wieder los und laufe 4 1/2 Stunden am Stück. Über Seen, Hügel und natürlich tiefen Schnee. Ca 4 km vor der Verbdinungsstr. 7 bau ich das Lager bei -14 Grad, schnell fallend, auf. Ich wünsche mir eine Downmat, 2 Liter extra Benzin und meine Freundin (man beachte die Reihenfolge) herbei.
Übernachtungsplatz ist wunderbar. Es ist flaches Land, wolkenlos und windruhig.
Das wird ein Zeltplatz wie er im Buche steht!
Ich verzichte auf eine Schutzmauer, das Zelt kann ich gut sichern falls heut Nacht etwas auf mich zukommen sollte an Wind und Wetter. Aus Abflussrohren habe ich Schneeheringe gebastelt. Oben ein Loch hinein geborht und die restlichen 40 cm in den Schnee gestampft schon ersetzen sie teures und schweres Metall aus dem Fachmarkt.
7.Tag



Ein grandioser Tag begrüßt mich. Noch vor dem Frühstück fotografiere ich mich dumm und dämlich. Da ich weiß dass nach dem langen Zusammenpacken schnell die Bundesstr. 7 überquert wird und es danach doch noch eine lange Strecke ist bis zur nächsten Tankstelle reiße ich mich von der Kamera los und ziehe über einen See.
Die X Trace Bindung macht nicht schlapp was mir sehr sehr willkommen ist. Einzig beim Berg ab könnte sie mehr halt geben. Gegen Mittag erreiche ich die Strasse auf der das ein oder andere Auto vorbeizischt. Ach, was würde ich doch für ein Schluck Benzin geben...
In Ustaoset ist eine Tankstelle wird mir bekannt gegeben. Ui, das ist sehr weit!
In Finse ist wohl ein Markt in dem man nahezu alles bekommen könne. Ich entscheide mich für Finse da Ustaoset 12 km, also gut 2 Tagesmärsche in die falsche Richtung liegen würde. So geht es wieder alleine durch tiefen Schnee auf der mit Weiden/Birken markierten Route. Ich erreiche gegen 16:30 Uhr die Kraekkja Hütte. Eigentlich habe ich mir vorgenommen gegen 15 Uhr immer das Lager aufzustellen. Spätestens jedoch 16 Uhr, komme was wolle.
Diese Uhrzeiten deshalb weil:
Schnee mit Ski festrampeln (ca 4x4 Meter) danach Ski ab und nur mit den Schuhen. Man versinkt jedoch dann wieder gut bis zum Knie im Schnee. Also wieder Ski anschnallen und nochmal alles festtrampeln was die Schuhe löchrig gestampft haben. Dauer ca 20 Minuten.
Zelt aufbauen ca 10 Minuten, je nach Wind und Boden.
Pulka ausräumen, Zelt einräumen, ca 5 Minuten. Loch in die Apside ausheben und Kocher aufbauen/vorheizen, weitere 5 Minuten.
Wasser kochen und Essen zubereiten, Parallel Pulka Nachtfest machen: 15-20 Minuten.
Zusammengerechnet bis ich schmatzend in der Apside sitze und was warmes zu mir nehme sind es ca 60 Minuten. Also kurz vor Sonnenuntergang. Wenn dann noch Tee gekocht werden soll wird es knapp mit dem Tageslicht.

Oft liege ich also um 18 Uhr im Schlafsack und bin auch ordentlich erschöpft. Erschöpft von von 5-7 Stunden (meist 5 Stunden) laufen??? Naja, ich habe mal nachgerechnet. Normale Langläufer gehe ca die doppelte bis dreifache Distanz. Die gehen auf präparierten Loipen und ohne Gepäck. Nach 5 Stunden, wenn sie überhaupt so lange unterwegs sind, sind die auch erschöpft.
Also habe ich die offizielle Erlaubnis kaputt zu sein nach ein paar Kilometern.
Bis 16:30 Uhr also diesmal auch nur deshalb weil ich in einer Hütte übernachten wollte.
Endlich mal wieder richtig schlafen, nicht die Kälte auf dem harten Boden spüren.
Es würde somit der Zeltaufbau wegfallen.
Der Häuserkomplex Kraekkja ist jedoch komplett verschlossen. ich versuche mich überall... jede Hintertür, nichts ist offen. Ein Windfang ist jedoch zu öffnen mit einem Innenraum von ca 2,5 qm. Perfekt! Mein Übernachtungsplatz.
Ich will gerade den Kocher anwerfen in der Dämmerung als ich plötzlich sehe wie in der großen Hütte Licht angeht.
Flink wie ich um diese Uhrzeit noch bin stapfe ich zu einer der offizielleren Türen und klopfe. Ein Mann öffnet mir und schaut mich erstaunt an was ich hier um die Uhrzeit noch mache, vor allem weil das Wetter umschlägt. Ich frage ihn ob ich liebenswerter weise mein Zelt heut Nacht Zelt sein lassen kann und in der Hütte übernachten kann.
„Nein, wir öffnen nur am Wochenende!“
Ach, und dabei waren die vielen Teestundenfreunde der letzten Tage immer so nett, wieso ausgerechnet der jetzt nicht?
Ich gehe traurig zurück in meinen Windfang. Wie gut dass ich vor seiner Ankunft noch meine Benzinflaschen randvoll mit seinem Skidoo Kraftstoff aufgefüllt habe! Ätsch!
So koche ich herrliche Gerichte und freue mich dass der Wind mir heut nichts anhaben wird. Socken werden an Nägeln getrocknet, Ausrüstung gepflegt.
In der Nacht frischt der Wind wieder so sehr auf dass durch den Türschlitz des Windfangs die Eiskristalle hineinwehen und den Schlafsack auf eine Probe stellen.
Ich freue mich in der Nacht nicht wieder raus zu müssen um die Abspannleinen nachzuziehen/kontrollieren.
8.Tag
Ein Tag mit Nachwirkung.
Durch die Zeitersparniss kein Zelt abbauen zu müssen und einigermaßen Windgeschützt Teewasser kochen zu können komme ich schon vor 10 Uhr los.
Heut soll es von der Kraekkja Hütte Richtung Finse gehen. Bis Finse sind es noch 2 gute oder 3 schlechte Tage.
Bei max 10 Meter Sicht und ordentlich Wind, tiefen Wolken mache ich mich auf den Weg.
Karte und Kompass sagen nördliche Richtungen. Nach 100 Metern bergauf wechsel ich auf die dünne Hardschell Jacke. Mit Musik im Ohr (mp3 player) und Rückenwind geht es langsam aber stetig voran. Sollte die Hütte nichts rechts vom Weg liegen? Egal, die Leute die die Route gesteckt haben sind dann halt mal anders herum um die Hütte... Al dann bei besserer Sicht am Horizont Stromleitungen auftauchen nehme ich einen genaueren Blick in die Karte. Hier dürften keine Leitungen sein! Die Karte blättere ich um, „ahh, hier sind Stromleitungen, aber das ist ja nicht meine Route, sind da in letzter Zeit neue Leitungen gebaut worden die noch nicht in der Karte eingezeichnet sind?
Ich bin heut morgen kurz hinter der Kraekkja falsch gelaufen. Nebel, Wind und Konzentrationsschwäche durch eine weitere „harte“ Nacht haben mich irren lassen und so bin ich kurz vor Haugastol. „Westen, ich muß nach Westen“ denke ich mir in dem Moment.
Und so geht es dann querfeldein nach Westen. „Mist, zu wenig WESTEN“ Es ist mir landschaftlich nicht möglich ein besseres Ergebnis als Nordwesten einzuschlagen.
Hügel hoch, Hügel runter, mit einer Pulka nicht einfach.
Ich stürze oft, werde von der Pulka überholt und hinterhergezogen.
Es geht nicht mehr weiter. Gegen 14.30 Uhr nehme ich die Schlittenpartie in kauf rutsche auf der Pulka von 1200 Hm auf 990 Meter hinab. Wow, das war ein Ritt...
Der Wind frischt gegen Abend ordentlich auf.
Meinen Lagerplatz konnte ich hinter einer großen bzw tiefen Schneewehe an einem Felsbrocken errichten.
Die kommende Nacht ist mit -17 Grad wieder ordentlich kalt und es knattert und heult am Zelt.
Hoffentlich halten die Heringe...
Hinaus zum pinkeln gehe ich diese Nacht nicht und entscheide mich für die Apside welche aber auch schon halb gefüllt ist von Flugschnee. Die Pulka hatte ich an die linke Seite vom Zelt umgedreht auf den Boden gelegt, oder? Ja...
9. Tag
Am kommenden Morgen, heult der Wind noch so sehr wie an keinem der Tage zuvor.
Ich weiß dass das Dorf Haugastol nur 3 Kilometer entfernt ist. Da muß ich hin! Es geht nicht länger ohne vernünftige Isomatte. noch im Morgengrauen
Durch ein Telefonat mit Deutschland weiß ich dass es in Haugastol eine Touriinfo geben soll. Also auf auf und gegen 10:15 Uhr bin ich auch schon in dem ca 3 km entfernten Ort.
Um kurz nach 11 erreiche ich das Zentrum welches aus einem großen Gasthof und einer Schranke besteht.
Der Gasthof ist meine erste warme Behausung und widersteht dem Wind wohl besser als ich in meiner momentanen Verfassung. Ich bin glücklich über ein einfaches 8 Personen Zimmer im Untergeschoss.
Der gestrige Abstecher in die falsche Richtung bringt mich ins Strudeln. Wie geht es weiter? Isomatte ist weg, die Nächte somit grausam kalt und unbequem. Mein Körper kann sich nicht erholen. Bei der Pulka has sich bei einem Sturz gestern eine Kufe gelöst. Sie ist repariert aber nicht optimal (hatte alle Schraubverbindungen mit einem Epoxydharz nochmals versteift welcher jetzt nicht mehr vorhanden ist)
Dass sich die Kufe jedoch überhaupt lösen konnte lag an einer anderen Schraube welche aus Faulheit genommen hatte weil ich nicht nochmal in den Baumarkt wollte. Fehler 4
Alle anderen Schrauben halten Bombenfest!
Ich treffe die Entscheidung nach Geilo mit dem Bus zu fahren und um dort den Fortlauf der Tour in einen preiswerten frühzeitigen Heimweg oder preiswerte Isomatte zu entscheiden. Wenn diese Downmat hier zu kaufen wäre würde ich weitermachen! was anderen will ich mir nicht gönnen. Natürlich hat man in Geilo ein solches Produkt nicht, schließlich ist es Winter und die Sportläden sind mit Ski und Langlauf gefüllt.
Somit habe ich für den Folgetag einen Zug gebucht und anschließenden Heimflug. nach Berlin.
Im Gasthof zurück freue ich mich dass meine Anziehsachen schnell trocknen und entscheide mit dem Snowkiteweltmeister und seinen Gleichgesinnten Fotos zu machen.
Ach, wie schnell man reisen kann auf so einem Skidoo...
In der Nacht vor meiner Gasthofankunft wurde in dem Snowkitestützpunkt um die Ecke 42 m/s Wind gemessen. Für die die nicht umrechnen wollen 151 km/h...

Trotzallem macht eine solche Wintertour mächtig Freude vor allem weil man weiß dass man gut gerüstet sich den Elementen stellen kann. Das schwächste Glied war also mein Geist bzw Rücken. Sämtliches Material, voran das Zelt haben wunderbar gehalten.
Was ich nicht wieder machen würde:
-ohne bequeme Matte auf Tour und diese dann auch immer festbinden!
-Benzin pro Tag ca 300 ml. dann hat man auch Spielraum wenn man mal wieder Tee für Langläufer kocht oder Socken und Handschuhe trocknet.
Allein ist schön, zu Zweit ist schöner. Die Motivation hat mir gefehlt.
Kommentar