[NO] 4 Wochen Trekking im Saltfjell/Junkerdalen - Nordland på tvers

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  • fjellstorm
    Fuchs
    • 05.10.2009
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    • Privat

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    [NO] 4 Wochen Trekking im Saltfjell/Junkerdalen - Nordland på tvers

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Land: Norwegen
    Reisezeit: Anfang August 2010 bis Anfang September 2010 -4 Wochen
    Region/Kontinent: Nordeuropa




    Einleitung/Vorgeschichte:
    Eigentlich..ist immer ein passendes Wort, um etwas einzuleiten, so auch diesen Bericht hier.
    Also, eigentlich sollte es dieses Jahr ganz woanders hingehehn. Genauer gesagt, wollte ich mir einen langersehnten Traum erfüllen, und die Weiten Kanadas und Alaskas zu durchstreifen. Aber aufgrund diverser Umstände, kam es eben wieder mal anders. Aufgeschoben ist nicht Aufgehoben!
    Da ich aber trotzdem nicht auf die magische Anziehungskraft des Nordens verzichten wollte, fiel die Entscheidung (wieder mal) auf Skandinavien. Und da schied Schweden diesmal aus, Island und Norwegen waren hoch im Kurs. Letztendlich fiel dann die Wahl auf Norwegen.
    Nach Studieren diverser Online-Karten, schien mir das Saltfjell und der Lomsdal/Visten NP ideal für meine Vorhaben zu sein. So war der Plan. Flug wurde gebucht, 4 Wochen Zeit-Soviel zu den Eckdaten, genaueres wurde nicht geplant, sondern spontan vorort entscheiden. Letztendlich entschieden wir uns dann spontan in der Kartbutikken in Oslo, Lomsdal/Visten zu streichen und stattdessen das logistisch einfacher erreichbare Junkerdalen in Anschluß an das Saltfjell zu begehen. Genauer Weg wurde dann spontan entschieden, lediglich eine Resupply nach 2 Wochen legte eine gewiße Marke vor...aber genug der einleitenden Worte, kommen wir zum Entscheidenden...

    Teil 1:

    Nach Ankunft Oslo S stand zuerst ein Besuch bei der DNT Kartbuttiken auf dem Plan, dann Gaskartuscheneinkauf und letztendlich ein Besuch im Supermarkt. Wir hatten zwar großteils die Nahrung für ca. 2 Wochen aus der Heimat mitgebracht, Gewichtsbestimmungen beim Fluggepäck verlangten aber gewisse Sachen zu ergänzen bzw nachzukaufen, außerdem wollten wir die bevorstehende Zugsfahrt nicht brotlos verbringen. Einen Supermarkt in Oslo Stadtzentrum zu finden, stellte sich schwieriger raus als ich dachte, obwohl ich im Vorhinein mir ein paar Adressen bei google maps ausgedruckt hatte.
    Letztendlich wurden wir fündig. Wir kaufen nur das Billigste und Nötigste zu Wucherpreisen.
    Der Zug gen Norden fuhr um 23:05 ab, meine Freundin schlief ziemlich bald ein. Sie lag quer über meinen Schoß, ich saß kerzengerade und versuche stoisch dem Lärmpegel mit 2 hochpreisigen (aber nicht unbedingt hochprozentigen) Dosenbier zu entschwinden.
    In der Früh hieß es umsteigen in Trondheim. Nach einer erlähmend langen Zugsfahrt kam ein abermals ein (nicht vorgesehener) Zugswechsel in Mo I Rana.
    Letztendlich erreichten wir Lønsdal, eine Bahnstation Mittem im Nichts, um ca. 17:30 und starteten sofort ins Saltfjell. Der Trail begann gleich neben der Bahnstation, dennoch haben wir ihn irgendwie verpasst, und das trotz Blick auf die Karte.
    So begann unsere Tour gleich querfeldein, natürlich in die angestrebte Richtung. Durch sumpfiges Zwergbirkenterrain ging es bis zum Kjemvatnet See, wo wir links abbiegen um dann irgendwann wieder den Trail zu erreichen. Nach einem kurzen Gewaltmarsch durch Sumpf und Zwergbirkendickicht kamen wir dann auf die Höhe des Trails, es war bereits abends, ein guter Zeltplatz war bald gefunden- ein Felsvorsprung mit traumhaftem Blick auf den See und die umliegenden Berge. Die Zugstrapazen und der kurze anstrengende Marsch durch Sumpf und Dickicht ließen uns schnell einschlafen.









    Durch Birkenwälder geht’s schließlich ins baumlose fjell. Der Tag barg keinen extrem langen Marsch. Wir hatten genug Zeit und bauten unser Langer bei einem Fluss auf. Reis mit Sauerampfer sollte meinen hungrigen Magen beruhigen.











    Obwohl es in der Nacht geregnet hatte, begann der Tag ziemlich warm. Als dann durchgehende intensive Höhensonne und Bewegung die gefühlte Temperatur rapide in die Höhe trieb, entledigen wir uns spontan unseres Ballastes und ich stürze mich in die Wogen eines kleinen Sees. Birgit begenügte sich mit einem kurzen Nassmachen.
    Der Greislauf war wieder auf Touren, rechzeitig vor dem bevorstehenden Anstieg. Steil bergauf ging es durch Geröllfelder. „Alles-im-Griff-habend“, so wie ich mich zumindest einschätzte, vermutete ich eben diese Geröllfelder bald durchquert zu haben. Was für ein Irrtum, kein Ende in Sicht. Hätte ich vielleicht im Vorhinein einen etwas genaueren Blick auf die Karte geworfen, wäre mir vielleicht aufgefallen, dass der Trail etwas länger jenseits der 1000m Marke verläuft und somit Geröllfelder mit sich birgen könnte. Wir wollten zwar die Tagesetappe nach den Geröllfeldern beenden, aber das anstrengende von Felsblock zu Felsblock Gehüpfe, zog sich dermaßen in die Länge, dass gegen 8 Uhr Abends unsere Kräfte am Ende waren. Also schlugen wir unser Lager mitten in dieser Steinwüste bei einem kleinen See auf. Im Nachhinein betrachtet definitiv kein Fehler. Der lila-rötliche Horizont des Sonnenuntergangs und die gefärbten Bergkuppen waren es alle mal Wert.













    Am nächsten Tag verließen wir das Geröllfeld und den Steindalen-Grat. Bis jetzt sind wir bis auf ein paar obligatorischen Rentierherden niemanden begegnet. Ganz nach meinem Geschmack. Nachdem wir den Grat überwunden hatten, bogen wir links Richtung Bjøllavatnet –See ab. Es geht mal berauf, mal bergab und der Ausblick auf das Tal mit dem See verspricht einiges. Neben den permanenten wunderschönen Ausblicken, machte sich aber auch ein permanentes Hungergefühl bereit. Die Rationen sind nicht allzu groß bzw. ausgiebig bemessen, Reis, Couscous, Nudeln und Müsli tun nicht immer ihr bestes, vor allem wenn man gewöhnt ist, im Alltag ergiebiger zu Essen.
    Bis zum See runter wollten es wir an diesem Tag nicht mehr schaffen, auf halben Weg runter stellten wir bei pfeifendem Wind unser Zelt auf.













    Am Bjøllavatnet erwartete uns, man möge es nicht für möglich halten, mitten in der norwegischen Tundra, ein Sandstrand. Auch diesmal konnte ich den Verlockungen eines Bades nicht widerstehen. Bereits jetzt merkte ich starke Rötungen an meiner Haut, und das trotz Sonnenschutzcreme LS+50!!
    Der Trail nach dem See war ziemlich ausgetrampelt, wir kamen an einer frei zugänglichen DNT Hütte vorbei und man merkte, dass hier mehr Leute unterwegs sind. Das Gehen in dieser „Trailrinne“ nervte mich, deshalb bewegte ich mich lieber etwas seitwärts davon. Abends beim nächsten See sah ich aus der Entfernung den 1. Menschen seit Beginn der Tour. Verdammt, man ist also doch nicht allein im Saltfjell. Dafür kreuzten etwa 10m vor mir ein Rentierweibchen und Jungtier meine Wege, und guckten mich neugierig an, vermutlich mehr über mich und meine für sie seltsame Erscheinung verwundert, als ich über deren plötzliches Auftauchen.
    Erneut fanden wir abends einen tollen Lagerplatz, dafür nahmen wir auch eine kleine Kletterpassage auf uns, um dann auf einem Felsvorsprung das abendliche Wechselspiel zwischen untergehender Sonne und bedrohlichen Regenwolken vor einer pittoresken Landschaft genießen zu dürfen.











    Nachdem üblichen Prozedere gings am nächsten Tag entlang des Sees, umringt von lästigen Mücken. Einen Moment nicht aufgepasst, schon hatte ich so ein Miststück geschluckt. Der Bedarf an Fleisch wäre somit also auch gedeckt. Bei der Hütte am Ende des Sees kam es zum ersten Kontakt mit Einheimischen. Ein älterer, freundlicher Norweger, der anscheinend die Hütte in Stande hielt, fragt uns, warum wir den hierher kämen, in Austria gäbe es ja genügend Berge. Ich entgegnete süffisant: ’Too many people and restrictions there’. Anschließend gab er noch Tipps bezüglich des Weges. Wir dankten höflich, entschieden uns aber dann doch für die uns laut Karte bessere Variante.











    Am nächsten Tag umhüllte eine graue Suppe das Zelt und füllt alles aus wohin das Auge blickt. Später sah ich aus dem Augenwinkel etwas Kleines in ungefähr 30 m Entfernung vorbeihuschen. Vermutlich ein Fuchs; da war ich sicher. Am Nachmittag gelangten wir wieder in die Zwergbirkenzone hinunter. Zwei Biologen/Hobbyornithologen, so genau ließ sich das nicht feststellen, kreuzen mit zwei Hunden unseren Weg. Sie zählten Vögel hier, so meinten sie. Bei dem nächsten See trafen wir wieder einmal auf ein Moltebeerfeld, das darauf wartet, von uns geerntet zu werden. Die Ausbeute war leider nicht so groß. Rechts davon in der Ferne war ein Zelt auszumachen, vermutlich ein Fischer. Nichts für uns, wir wollten die absolute Ruhe. Also drehten wir um und gingen ein Stück retour bis zu einem Plätzchen, das uns schon am Hinweg positiv aufgefallen ist: ein Bach, ein schöner Ausblick, ein paar Birken, also Feuerholz und Zunder – was will man mehr.





    Wir hatten uns eigentlich nicht viel vorgenommen für den nächsten Tag. Es war noch genug Zeit bis zu dem angepeilten Resupply am Montag in Røkland, also dehnten wir den verbleibenden Weg etwas in die Länge. Aus dem Birkenhain verschlug es uns wieder ins baumlose Fjell. Einen einsamen Fischer samt Hund sahen wir im Vorbeigehen, vermutlich jener, dessen Zelt wir am Vortag gesehen hatten. Später trafen wir eine Pensionistin aus dem tschechisch-slowakischen Grenzgebiet, die alleine unterwegs war. Ihre Ausrüstung bestand aus alten Baumwollklamotten, Gummistiefel, eine alte Lastenkraxe – alles nicht gerade das, was einem der neueste Outdoor-Trend vorgibt, kaufen zu müssen, um sich in die Natur rauszuwagen. Die Dame meinte, sie hätte nicht viel, könnte sich nicht soviel leisten, aber sie liebt die Natur und diese Art zu reisen und ihre Ausrüstung erfüllte anscheinend auch ihren Zweck. Bemerkenswert dachte ich, da kommt man sich selbst mit seinem überbezahlten Outdoor-Zeugs doch etwas seltsam vor. Später durchquerten wir ein Heidelbeerfeld und hielten abermals an. Uns bzw. unseren Mägen ist es einfach nicht möglich, diese Früchte der Natur zu ignorieren. Es geht wieder in den Birkenwald. Der Trail, sofern man überhaupt noch davon sprechen kann, war kaum noch zu sehen. Sporadische Markierungen, die nicht immer leicht zu finden waren, deuteten gerade mal eine Richtung an. Alles weist darauf hin, dass hier so gut wie niemand durchkommt – ich fands jedenfalls toll. Ein einzig großer Fluss schlängelte sich durch dieses Dickicht. Und dann rannten wir regelrecht in ein riesiges Moltebeerfeld mit unzähligen reifen Früchten - wieder mal ein Genuss zwischendurch. Abends begann es kurz zu regnen, da hatten wir aber längst schon unser Lager aufgeschlagen.















    Zuletzt geändert von Sandmanfive; 04.11.2011, 23:46. Grund: Reisecharakter eingestellt

  • fjellstorm
    Fuchs
    • 05.10.2009
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    #2
    AW: [NO] 4 Wochen Trekking im Saltfjell/Junkerdalen - Nordland på tvers

    Teil 2:

    Der Vormittag war ziemlich heiß. Birgit ließ sich sonnen. Ich saß daneben und vertrieb die Mücken. Diese Temperaturen hätte man diesen Breiten definitiv nicht zugetraut. Eigentlich wollten wir heute nur soweit gehen wie es uns beliebte bzw. bis wir einen schönen Platz fanden. Aber es kam alles anders. Talwärts befanden wir uns bald im dichten Nebel, der seine Krönung in einem Geisterwald aus Birken und Nadelhölzern hatte. Irgendwie beschlossen wir weiterzugehen, dieser Nebelwald hatte zwar durchaus seine Reize, als Lagerstätte war es uns dann aber doch zu verschleiert. Aus dem Wald heraus befanden wir uns bald im dichten Misch- bzw. Fichtenwald. An einem Zeltplatz war hier kaum zu denken: zu dicht, extrem feucht, nicht mal annähernd eben. Außerdem konnten wir Røkland schon förmlich riechen. Der Weg mündete in eine Art Forststraße, die schlammig und zum Teil sehr steil gen Tal führte. Letztendlich beschlossen wir, aufgrund eben genannter Umstände bis nach Røkland durchzumarschieren und zu hoffen, dass der Supermarkt dort noch offen hatte, unsere Resupply etwas verfrüht vorzunehmen und anschließend den Weg in den Junkerdal NP zu finden. Ein kühnes Vorhaben zumal es bereits 19:45 Uhr war als wir Røkland erreichten. Es erwartete uns ein verschlafenes Kaff, in Nebelschwaden versunken und dessen kulturelles und soziales Zentrum der Supermarkt war. Obgleich dieses Kulturschocks werfen wir uns ins Einkaufsgetümmel. Vorzugsweise nur das Billigste; die für unsere Breiten astronomischen Preise geben nicht viel Spielraum.
    Schließlich nach einer kurzen Beratung verließen wir gegen 21:00 Uhr den Supermarkt und versuchten per Autostop zu dem Punkt zu kommen, wo wir ins Junkerdalen aufsteigen konnten. Ernüchtert stellten wir fest, dass das wohl zu optimistisch gedacht war. Also geht’s per pedes parallel zur S6 auf einer kleinen Dorfstraße bis zur angestrebten Stelle. Es ist bereits schon längst dunkel, nach Mitternacht und nirgends der Weg zu finden. Mit Stirnlampe und Karte versuchten wir den Weg zu finden – ohne Erfolg. Außer einer „Privateinfahrt“ war nichts zu finden. Total übermüdet und frustriert denken wir ans resignieren und unser Lager einfach irgendwo aufzuschlagen. Mehr durch Zufall entdeckten wir versteckt hinter ein paar Büschen den heiligen Gral: die Schilder, die den von uns gesuchten Weg kennzeichneten. Und zwar gerade bei jener durch ein Tor verschlossenen Privatstraße, an der wir bereits mindestens dreimal vorbeigegangen sind. Vielleicht haben wir uns ja zu sehr von dem Privatwegschild abschrecken lassen. Wir gehen rein, schlagen unser Zelt auf einer von Tierfäkalien gesäumter Wiese auf und sind so gegen 2:00 Uhr früh froh, den Tag hinter uns gebracht zu haben.

    Am nächsten Tag beschlossen wir, trotz Regen die Stelle möglichst schnell zu verlassen. Wir mussten das das aufwärts, was wir am Vortag abwärts gegangen sind – wieder anfänglich auf einer Forststraße, steil in Serpentinen und das alles bei permanenten Regen. Meine Funktionsjacke zog ich aber schon nach den ersten paar Meter aus: da kam von innen mehr an Feuchtigkeit als es von draußen draufregnet. Die Forststraße endete dort wo die Birkenwaldzone beginnt, der Regen aber nicht! Der eigentliche Trail war so gut wie gar nicht auszumachen. Durch sumpfige Gras- und Moos- bzw. Moorflächen gelangten wir schließlich in die Ausläufe des Fjells. Zum Regen kam der fürs Fjell typische Wind. Meine Schuhe waren trotz ordentlicher Behandlung vor der Tour durchnässt. Abends schlugen wir unser Zelt auf und waren froh, aus den nassen Sachen rauszukönnen.

    Nach einem Ruhetag riss der Himmel auf und wir setzen unseren Weg fort auf einem nach wie vor kaum erkennbaren Trail. Knifflig war die Passage durch einen Farnendschungel. Währenddessen dachte ich, so könnte die Welt mitunter vor ca. 1 Mio. Jahren ausgesehen haben. Beeindruckend… Auch hier zog mich die Landschaft in ihren Bann. Auf einer selbst erwählten Abkürzung erreichten wir schließlich die Grenze zum Junkerdal.







    Mit einem schweißtreibenden Anstieg ging es durch eine linkswendende Schlucht in ein einsames wunderschönes Tal. Davor hatte ich mich noch mal in einem kleinen Bach abgekühlt. Auf der rechten Seite lagen tonnenschwere, annähernd haushohe Felsblöcke verstreut. Mit etwas Fantasie könnte man da durchaus die Spielwiese der nordischen Götter erkennen. Einzig ein paar Rentiere kreuzten unsere Wege. Sonst schien hier aber nahezu niemand durchzukommen. Ein Weg war so gut wie gar nicht ausgetreten. Nur alle 20 bis 50 Meter ein paar sporadische Markierungen. Verlaufen konnte man sich eigentlich sowieso nicht – es ging ja einfach durchs Tal. Wie eigentlich fast jeden Tag freuten wir uns bereits aufs Abendessen, das ungeahnte Motivationen auslösen konnte. Wie einfach doch das Leben hier draußen sein kann …









    Als wir das Tal verließen, bogen wir links in Richtung Balvatnet. Wir hatten bewusst nicht den kürzeren Weg genommen, da uns unsere Variante reizvoller und einsamer erschien und wir sowieso genug Zeit hatten. Wie es schien ein Volltreffer: komplett verlassen, lediglich eine einsame Hütte stellte den einzigen menschlichen Eingriff dar. Schön ist es, wenn man es sich so einrichten kann, wonach einem ist, kein Zeitdruck und keine 100% fixe Wegvorstellung. Auf einem zugewachsenen Bachbett bauten wir unser Zelt auf. Als Abendessen schaufelten wir Couscous in Tomatensuppe in uns rein. Wir wurden endlich mal richtig satt, was Seltenes …











    Auf einem anstrengenden 300 – 400 Höhenmeter Anstieg ging es zum Storengskaret. Selbst der Gedanke ans warme Abendessen noch das kräuter- Aroma, das an ein allseits bekanntes das einem hier immer wieder in die Nase stieg, konnte einem den Aufstieg versüßen. Innerliches Fluchen half auch nur bedingt. Der Blick lohnte aber für die Strapazen. Kurz vor dem See oben endet dann irgendwo die Markierung, bzw. sie ist nicht mehr erkennbar. Instinktiv halten wir uns eher rechts (anstatt links wie sich später herausstellte). Durch Schneefelder und über einen extrem steilen, weglosen Geröllabhang, der schon ohne schweres Gepäck ein Wagnis gewesen wäre, bannten wir uns den Weg ins Tal. Manchmal dachte ich dabei „Mann, auf was haben wir uns da eingelassen und wer außer uns ist so verrückt, diesen Grad zu überqueren bzw. einfach weglos hinunterzugehen“. Abends im Zelt erkannten wir auf der Karte, dass wir uns eher links hätten halten sollen. Na ja, eine interessante Erfahrung war dieses Erlebnis schon.












    (Nach dem Abstieg, man beachte den Moos-Smiley am Stein im unteren, linken Bildabschnitt)



    Von Wind und Nieselregen begleitet, gingen wir, unseren eigenen Weg bannend und den riesigen Ballavri-See im Blickfeld, in Richtung West bis wir in das nächste Tal einbogen. Relativ schnell ließen wir das offene Fjell hinter unser Lager wurde von ersten, kleineren Birkenwäldchen gesäumt. Um Gas zu sparen, kochten wir wieder am offenen Feuer, was allerdings bei stetig einsetzenden leichten Nieselregen durchaus etwas Mühe kostete.









    Grau in Grau ließ uns auch am nächsten Tag keine Wetterbesserung erhoffen, anfänglicher Nieselregen verwandelte sich schnell in Dauerregen. Hinzu kam noch, dass man sich einen Weg durch annähernd Bauch- bis Brusthohe Bodenvegetation bannen musste, sodass die Nässe von allen Seiten kam. Die völlig durchnässte Trekkinghose wurde gegen eine Regenüberziehhose ausgetauscht, leider viel zu spät.
    Mit der Ausbeute von nassen Schuhen ging Tag zu Ende.

    Mit Verzicht auf ein Frühstück, brachen wir nächsten Tag fluchtartig auf. Durch immer dichter werdende Vegetation bannten wir uns einen Weg in Richtung Graddis FS. „It’s a jungle out there“ von Randy Newman geisterte mir permanent durch meinen Kopf.
    Schließlich erreichten wir eine Schotterpiste, die eine sonderbare Ansammlung an Häusern inkl. Trailerpark durchquerte. Ein seltsamer, nicht genau definierbarer Duft durchzog dieses Einöd der Zivilisation,...es gäbe keine besser Filmkulisse für einen Horror-B-Movie.
    Letztendlich waren wir wieder froh, als wir offenes, lediglich von Birken durchsetztes, fjell betraten. Abends konnten wir es kaum erwarten, uns ins Zelt zu verkriechen und bei heißen Tee dem sich anbannenden Sturm zu lauschen.

    Der Sturm hatte über Nacht gewaltig zugelegt und fegte ungebremst mit brachialer Gewalt auch am nächsten Tag übers fjell. Wir beschlossen einen Ruhetag einzulegen, auch um unsere feuchten Sachen zu trocknen. Anfängliche Bedenken, ob mein Zelt diesem Sturm gewachsen war, erwiesen sich als unnötig.- Es bog sich etwas und flatterte wie wild, stand aber trotzdem wie eine kleine Festung. Meine Freundin verbrachte großteils des Tages im Zelt, ich hingegen konnten diesen ungebremsten Naturgewalten nicht widerstehen, und suchte mir obgleich des ungebremsten Sturms und diverser taub-werdenden Körperteilen, immer wieder eine Beschäftigung Draußen. Ich bekam es sogar hin, trotz der denkbar ungünstigen Wetterverhältnisses, einen kleinen Ofen in einer Felsmulde zu bauen, der das Trocknen der feuchten Sachen um einiges erleichterte- Die halbe Miete für den Aufbruch am nächsten Tag war damit entrichtet.









    Am nächsten Tag lockerte es etwas auf, der Sturm flaute ab und die Sonne brach gelegentlich durch die Wolkendecke. Richtung Graddis stiegen wir durch Mischwald ab, mit exponentiell ansteigenden Pausen, um die gewaltigen Heidelbeervorkommen zu dezimieren.
    Graddis selbst, zu dieser Zeit nicht mehr als eine gähnende Leere, ließen wir schnell hinter uns, um durch Birkenwälder wieder in fjell aufzusteigen. Die recht rapide wechselnde Vegetation hatte wirklich ihren Reiz.
    4 prächtige Rentierbullen mit gewaltigem Geweih verfolgten aufmerksam 2 beladene Gestalten, die auf sie zukamen, wovon die eine Gestalt, meine Weinigkeit, mit dem Gedanken spielte dieses Motiv fotografisch festzuhalten. Allerdings hatte ich sowieso kein geeignetes Teleobjektiv dabei, und andererseits hatte es auch durchaus seinen Reiz, einfach nur den Moment zu genießen ohne ein Bild machen zu müssen-
    Abends bei Vollmond und Feuer machte sich zunehmende Kälte bemerkbar.













    Das zunehmende Hungergefühl und die sich zunehmend einschleichende frostige Kälte zerrten an den Reserven, und so machten wir keine Gewaltmärsche mehr. Außerdem hatten wir noch ein ausreichendes Zeitpolster.
    Durch Föhren und Birkenmischwald der Dypen Gegend geht’s bergab Richtung
    Lønsdal.





    In Lønsdal angekommen, bogen wir nochmals in Saltfjell ein, wo wir einen Teil der restliche Tage verbringen wollte. Großartige Touren waren nicht mehr am Programm, lediglich kleinere Trips zu dem ein oder anderen Fjellgipfel oder dergleichen.







    So ließen wir die Tage eher ruhig und gemächlich ausklingen bevor wir den Norden mit dem Zug verließen und in das hektische Treiben am Flughafen Gardamoen eintauchten.
    Zuletzt geändert von fjellstorm; 05.02.2011, 15:37.

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    • Libertist
      Fuchs
      • 11.10.2008
      • 2064
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      • Meine Reisen

      #3
      AW: [NO] 4 Wochen Trekking im Saltfjell/Junkerdalen - Nordland på tvers

      Danke Thomas. Hab brav alles gelesen!

      Gibts auch Bilder von den Rentieren?

      Einen äußerst witzigen Rechtschreibfelehr hast du drin: "Der Greislauf war wieder auf Touren..." Bitte stehenlassen!
      Regelmäßige Updates auf Facebook: Outventurous || Galerie und Weltkarte gibt's auf der Outventurous Webseite.

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      • Fjaellraev
        Freak
        Liebt das Forum
        • 21.12.2003
        • 13981
        • Privat

        • Meine Reisen

        #4
        AW: [NO] 4 Wochen Trekking im Saltfjell/Junkerdalen - Nordland på tvers

        Zitat von Libertist Beitrag anzeigen
        Gibts auch Bilder von den Rentieren?
        Soweit ich mich erinnere nicht

        Scheint ja eine schöne spontan zusammengestellte Tour gewesen zu sein, muss sie mir bei Gelegenheit mal noch auf der Karte anschauen, soweit sie sich nachverfolgen lässt.

        Gruss
        Henning
        Es gibt kein schlechtes Wetter,
        nur unpassende Kleidung.

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        • Naschkatze
          Anfänger im Forum
          • 15.07.2008
          • 14
          • Privat

          • Meine Reisen

          #5
          AW: [NO] 4 Wochen Trekking im Saltfjell/Junkerdalen - Nordland på tvers

          Also ich finde ja, die Strapazen hast du am besten beschrieben! Das kommt einem so vertraut vor.
          Umwege erweitern die Ortskenntnis.

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          • fjellstorm
            Fuchs
            • 05.10.2009
            • 1315
            • Privat

            • Meine Reisen

            #6
            AW: [NO] 4 Wochen Trekking im Saltfjell/Junkerdalen - Nordland på tvers

            Zitat von Libertist Beitrag anzeigen
            Gibts auch Bilder von den Rentieren?
            Das dürfte mal eins gewesen sein:



            Ansonsten: Ich hatte kein passendes Objektiv dafür, und die Digikompaktknipse meiner Freundin hat es auch nicht unbedingt zufriedenstellend hinbekommen.
            Werde schaun was ich noch finde
            Werde sowieso noch in den nächsten Tagen ein paar bilder reinstellen, vermutlich..

            Scheint ja eine schöne spontan zusammengestellte Tour gewesen zu sein, muss sie mir bei Gelegenheit mal noch auf der Karte anschauen, soweit sie sich nachverfolgen lässt
            Ja, war alles relativ spontan, mehr oder weniger eine Runde sozusagen.
            Zuletzt geändert von fjellstorm; 08.12.2010, 18:55.

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            • smeagolvomloh
              Fuchs
              • 07.06.2008
              • 1929
              • Privat

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              #7
              AW: [NO] 4 Wochen Trekking im Saltfjell/Junkerdalen - Nordland på tvers

              Danke für den schönen Bericht und die zahlreichen Bilder.

              Ich träume gerade selber vom nächsten Herbst in Skandinavien.
              "Das Leben leicht tragen und tief genießen ist ja doch die Summe aller Weisheit."
              Wilhelm von Humboldt, 1767-1835

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              • barleybreeder
                Lebt im Forum
                • 10.07.2005
                • 6479
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                #8
                AW: [NO] 4 Wochen Trekking im Saltfjell/Junkerdalen - Nordland på tvers

                Ja sehr schön, wir waren ja diesen Sommer ebenfalls in der Gegend.
                Wie ich lese hattet ihr keine Angel dabei, schwerer Fehler...
                Barleybreeders BLOG

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                • vinne90
                  Gerne im Forum
                  • 26.04.2010
                  • 82
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: [NO] 4 Wochen Trekking im Saltfjell/Junkerdalen - Nordland på tvers

                  Hi,
                  super Bericht, jetzt im Winter nochmal eine schöne Erinnerung an den letzten Sommer.
                  Die Anstrengungen sind es ja immer wert, sonst würde man es nicht machen. Kommt in deinem Bericht auf jeden Fall gut rüber.
                  Grüße
                  Vincent
                  vinne90-Blog&Bilder

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                  • fjellstorm
                    Fuchs
                    • 05.10.2009
                    • 1315
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: [NO] 4 Wochen Trekking im Saltfjell/Junkerdalen - Nordland på tvers

                    Wie ich lese hattet ihr keine Angel dabei, schwerer Fehler...
                    Nein hatten wir nicht, dafür haben wir den Beerenbestand erheblich dezimiert

                    Die Anstrengungen sind es ja immer wert, sonst würde man es nicht machen
                    Genau. Ich wollte mit dem Bericht selbst, also dem Erzählteil, möglichst authentisch bleiben. Dazu zählt auch mal der ein oder andere Frust, was allerdings nichts daran ändert, dass das Erlebnis selbst als Gesamtes einfach toll war und meiner Meinung nach jegliche Strapazen, die nun mal dazugehören, restlos aufwiegt
                    Und die Bilder sprechen ja für sich..

                    Kommentar


                    • Karliene
                      Feldherrin
                      Alter Hase
                      • 08.03.2009
                      • 3215
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #11
                      AW: [NO] 4 Wochen Trekking im Saltfjell/Junkerdalen - Nordland på tvers

                      Ich hab jetzt wieder schrecklich Reisefieber!!! Aber ich muss bis September warten ehe es wieder nach Skandinavien geht. Auf jeden Fall sehr schöner Bericht und Bilder. Danke!
                      "Der Klügere gibt so lange nach, bis er der Dumme ist." Walter Kempowski - Schriftsteller (1929 - 2007)

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                      • Gast-Avatar

                        #12
                        AW: [NO] 4 Wochen Trekking im Saltfjell/Junkerdalen - Nordland på tvers

                        Ein wunderschöner Bericht Schade, dass ich dort nicht so bald hinkomme.

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                        • codenascher

                          Lebt im Forum
                          • 30.06.2009
                          • 5145
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                          • Meine Reisen

                          #13
                          AW: [NO] 4 Wochen Trekking im Saltfjell/Junkerdalen - Nordland på tvers

                          Ein toller Bericht mit super Fotos, dankeschön.

                          Schön das ich dieses Jahr ebenfalls 4 Wochen Sommerurlaub habe, vielleicht ziehts mich ja in die Richtung ;) Skandinavien solls eigentlich werden.

                          Sven

                          Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

                          meine Weltkarte

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                          • Mr.Sunrise
                            Fuchs
                            • 01.02.2007
                            • 1230
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #14
                            AW: [NO] 4 Wochen Trekking im Saltfjell/Junkerdalen - Nordland på tvers

                            Kann meinen Vorrednern nur zustimmen - ein schöner Bericht von einer schönen Tour!

                            Ich sollte auch mal wieder zusehen in den Norden Norwegens zu kommen.

                            Gruß,
                            Daniel
                            Mr.Sunrise`s Outdoor Blog
                            Gründungsmitglied der ABF - Autonome Buff Fraktion

                            Da ist Purpur drin - Purpur ist auch ein Obst!

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                            • OttoStover
                              Fuchs
                              • 18.10.2008
                              • 1076
                              • Privat

                              • Meine Reisen

                              #15
                              AW: [NO] 4 Wochen Trekking im Saltfjell/Junkerdalen - Nordland på tvers

                              Me too, me too Great story and pics. It seems you had fairly good luck since the summer this year was rather cold and rainy. Anyway, the strawberries I have at home did not finish going ripe till almost end october.

                              I too would be glad if you could help others with a map where the route you took was drawn up. This makes it easier for others to follow, and if they have plans to go part of the same route they will be more familiar.

                              Btw, thank you for the PM
                              Ich lese und spreche Deutsch ganz OK, aber schreiben wird immer Misverständnisse.
                              Man skal ikke i alle gjestebud fare, og ikke til alle skjettord svare.

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                              • fjellstorm
                                Fuchs
                                • 05.10.2009
                                • 1315
                                • Privat

                                • Meine Reisen

                                #16
                                AW: [NO] 4 Wochen Trekking im Saltfjell/Junkerdalen - Nordland på tvers

                                Erstmals Danke an alle für die Wertschätzung.

                                Zitat von OttoStover Beitrag anzeigen
                                I too would be glad if you could help others with a map where the route you took was drawn up. This makes it easier for others to follow, and if they have plans to go part of the same route they will be more familiar.
                                I will have a look at that.

                                Kommentar


                                • fjellstorm
                                  Fuchs
                                  • 05.10.2009
                                  • 1315
                                  • Privat

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                                  #17
                                  AW: [NO] 4 Wochen Trekking im Saltfjell/Junkerdalen - Nordland på tvers

                                  So, und noch ein paar bilder von der anderen Knipse:













                                  me


                                  (für Libertist:zwar etwas klein, aber man kann sie erkennen)

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                                  • Libertist
                                    Fuchs
                                    • 11.10.2008
                                    • 2064
                                    • Privat

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                                    #18
                                    AW: [NO] 4 Wochen Trekking im Saltfjell/Junkerdalen - Nordland på tvers

                                    Zitat von fjellstorm Beitrag anzeigen

                                    (für Libertist:zwar etwas klein, aber man kann sie erkennen)
                                    Indeed!
                                    Regelmäßige Updates auf Facebook: Outventurous || Galerie und Weltkarte gibt's auf der Outventurous Webseite.

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                                    • OttoStover
                                      Fuchs
                                      • 18.10.2008
                                      • 1076
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                                      #20
                                      AW: [NO] 4 Wochen Trekking im Saltfjell/Junkerdalen - Nordland på tvers

                                      Thank you so much fjellstorm, the map was easy to follow. I guess the letters a-s were the campsites you had during the trip?

                                      To those reading the report please note that this section of Saltfjellet and this time of the year with the molteberries ripe is the most trafficated. But still it seems you did not feel that the area was "overrun" by other hikers or berry pickers.

                                      Just one thing remains. You wrote: "Und dann rannten wir regelrecht in ein riesiges Moltebeerfeld mit unzähligen reifen Früchten" Where was that? Please anser by PN, so we do not disturb the others Just joking. We have enough moltefields to walk, and btw what was a big field with lots of kilos one year could be less than a cupfull the next year.
                                      Ich lese und spreche Deutsch ganz OK, aber schreiben wird immer Misverständnisse.
                                      Man skal ikke i alle gjestebud fare, og ikke til alle skjettord svare.

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