[NO] Jotunheimen Runde Juni/Juli 2009

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  • Susanne
    Fuchs
    • 22.02.2002
    • 1627
    • Privat

    • Meine Reisen

    #21
    AW: Jotunheimen Runde Juni/Juli 2009

    OT: Hmm.. das hört sich wirklich lecker an. Ein Nynorsk-Wörterbuch findest du hier. Es soll ja nicht an der Übersetzung scheitern, ne?!

    Klasse, super Bilder!
    havet - Ölmalerei
    Blomstene på fjellet er formet som klokker og stjerner. Sagnet sier at det er fordi vidda ligger så nær himmelen. Pedder W. Cappelen

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    • c.nick

      Erfahren
      • 23.07.2005
      • 292
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      • Meine Reisen

      #22
      AW: Jotunheimen Runde Juni/Juli 2009

      Übrigens sehen einige der Bilder doch recht "kalt" aus. Kalt war es aber keineswegs. Wie gesagt, in Gjendesheim waren ca. 24°C oder so. Ich weiß nicht genau wie die Temperaturen dann auf dem Abschnitt der Tour waren. Als Anhaltspunkte:

      Beim Aufstieg durch das Leirungsdalen trug ich eine lange Trekkinghose (Haglöfs Nansen Fjell Pant, aus dem mittleren Climatex Material). Am Oberkörper ein Merino Shirt (Icebreaker 200g/m) und im höher gelegenen Teil des Tals sowie im Svartdalen ein Stretch-Fleece (Mountain Equipment 100er Stärke). Da es auf dem Weg zum südlichen Ende des Svartdalen auch einige Zeit lang regnete, hatte ich kurzzeitig meine Wetterjacke übergezogen (Bergans Anatomic LV, Dermizax).

      Damit habe ich mich bestens wohl gefühlt. Nicht zu warm, nicht zu kalt. Also schätze ich die Temperaturen anfangs auf 20°C, später auf 15°C.

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      • Susanne
        Fuchs
        • 22.02.2002
        • 1627
        • Privat

        • Meine Reisen

        #23
        AW: Jotunheimen Runde Juni/Juli 2009

        Zitat von c.nick Beitrag anzeigen
        Damit habe ich mich bestens wohl gefühlt. Nicht zu warm, nicht zu kalt. Also schätze ich die Temperaturen anfangs auf 20°C, später auf 15°C.
        Sehr angenhem. Genau meine Temperaturen.
        havet - Ölmalerei
        Blomstene på fjellet er formet som klokker og stjerner. Sagnet sier at det er fordi vidda ligger så nær himmelen. Pedder W. Cappelen

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        • c.nick

          Erfahren
          • 23.07.2005
          • 292
          • Privat

          • Meine Reisen

          #24
          AW: Jotunheimen Runde Juni/Juli 2009

          30. Juni

          Am nächsten Morgen habe ich verschlafen... Ich glaube wenn Boris mich nicht irgendwann aus dem Zelt geschüttelt hätte, würde ich dort heute noch liegen und seelig schlummern. Ja ja - die gute Luft Zum Frühstück hab ich dann den sicher allerseits bekannten und geschätzten Tüten-Kaiserschmarrn gebruzzelt und gegen 9:30 konnten wir aufbrechen.

          Das erste was uns begegnete, war wiederum eine - wenn auch kleinere - Herde Rentiere, die uns mindestens genauso neugierig beobachteten wie wir sie. Wenn man sich in einiger Entfernung (vielleicht 100m) ruhig verhält, sind die Tiere zwar aufmerksam aber scheinen nicht beunruhigt.



          Wunderschön zu sehen. Kurze Zeit darauf dachte ich schon, uns käme ein vereinzeltes Ren entgegen getrabt. Im nächsten Moment erkannte ich aber, dass es sich um einen Elch(!) handelte. Wie der sich ins Torfinnsdalen verirrt hatte muss mir mal jemand erklären. Vermutlich entlang des Bygdin auf der Suche nach leckeren Birkenblättern? Und dann durch irgendetwas verschreckt und falsch abgebogen? Der Kollege schien jedenfalls leicht desorientiert. Wir waren schwer beeindruckt von unserem Zoo und warteten auf die nächsten Überraschungen. Die scheuen Fjellgiraffen?



          Das Bild mit der DNT Markierung zeigt einen Blick zurück ins Torfinnsdalen. Wir wollten nicht die ganzen 300-400 Höhenmeter zur Torfinnsbu absteigen, nur um uns kurz darauf wieder 300-400 Höhenmeter durch das Langedalen hinauf zu mühen. Also hielten wir uns rechterhand am Hang des Torfinnstinden auf den zahlreichen Rentierpfaden. Diese erlaubten uns mit sicherem Tritt die Höhe zu halten.





          Wenn man nicht auf die Hütte angewiesen ist, ist diese Abkürzung sehr zu empfehlen. Zum einen aus praktischen Gründen, zum anderen eröffnen sich wirklich gigantisch schöne Aussichten über den riesigen Bygdin mit der südlich dahinter liegenden Skeldrane. Mit Teleobjektiv habe ich auch die Torfinnsbu samt ihrem Bootsanleger am Bygdin tief unter uns fotografiert.

          Zuletzt geändert von c.nick; 13.07.2009, 11:29. Grund: Bilder direkt in den Text eingefügt

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          • Julia
            Fuchs
            • 08.01.2004
            • 1384

            • Meine Reisen

            #25
            AW: Jotunheimen Runde Juni/Juli 2009

            Zitat von c.nick Beitrag anzeigen
            Auf der (verwackelten..) Nahaufnahme sieht man auf halber Höhe des Abstiegs ein sommerliches Fleckchen mit "den vakre mogopen blomstrer" inmitten von Stein und Schnee.
            Ich will ja nicht pingelig werden, aber das da ist Gletscherhahnenfuss (Issoleie auf Norwegisch) . Die Blüte der Mogops ist längst vorbei (im Mai, rund Himmelfahrt), und die sieht anders aus (wie eine weisse Kuhschelle, ist sie ja im Grunde auch).

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            • konamann
              Fuchs
              • 15.04.2008
              • 1070
              • Privat

              • Meine Reisen

              #26
              AW: Jotunheimen Runde Juni/Juli 2009

              well done! sehr schön, bitte weitermachen
              Draußenkind!

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              • Julia
                Fuchs
                • 08.01.2004
                • 1384

                • Meine Reisen

                #27
                AW: Jotunheimen Runde Juni/Juli 2009

                Zitat von c.nick Beitrag anzeigen
                ...Kurze Zeit darauf dachte ich schon, uns käme ein vereinzeltes Ren entgegen getrabt. Im nächsten Moment erkannte ich aber, dass es sich um einen Elch(!) handelte. Wie der sich ins Torfinnsdalen verirrt hatte muss mir mal jemand erklären. Vermutlich entlang des Bygdin auf der Suche nach leckeren Birkenblättern? Und dann durch irgendetwas verschreckt und falsch abgebogen? Der Kollege schien jedenfalls leicht desorientiert. Wir waren schwer beeindruckt von unserem Zoo und warteten auf die nächsten Überraschungen. Die scheuen Fjellgiraffen?
                Fantastisch! Was für ein Erlebnis! Ja, Elche gehen vereinzelt sehr weit hoch ins Fjell. Ich habe von jemandem gehört, der einen Elch auf der Südseite des Gjende auf dem Gipfel des Eggen (2000 nochwas Meter) gesehen hat! Aber nur davon hören und selber sehen sind ja zwei ganz verschiedene Dinge :-). Glückwunsch!

                Ausserdem kriege ich von Deinem Bericht einen Fjellsog nach Jotunheimen im Bauch, der ist unbeschreiblich. So viele Erinnerungen, und noch so viele Erlebnisse, die auf mich warten!

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                • c.nick

                  Erfahren
                  • 23.07.2005
                  • 292
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #28
                  AW: Jotunheimen Runde Juni/Juli 2009

                  Zitat von Julia Beitrag anzeigen
                  ...das da ist Gletscherhahnenfuss (Issoleie auf Norwegisch) . Die Blüte der Mogops ist längst vorbei (im Mai, rund Himmelfahrt)
                  Damit wäre bewiesen, dass ich Nicht-Vegetarier bin Maaaann und ich war so stolz, dieses Blütendings in Deinem Buch gefunden geglaubt zu haben... Also Issoleie Hier noch eine Nahaufnahme des ominösen Gewächses.

                  Und auch noch ein Bild vom Torfinnsdalen-Elch. Und erzähl' mir jetzt bitte keiner, dass es sich eigentlich um eine ordinäre Milchkuh handelt
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                  • Mr.Sunrise
                    Fuchs
                    • 01.02.2007
                    • 1230
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #29
                    AW: Jotunheimen Runde Juni/Juli 2009

                    Wirklich ein schöner Bericht - da kommen direkt die Erinnerungen an meine Jotunheimentour von vor 2 Jahren wieder hoch!

                    Und ich bin gespannt auf die Bilder von der Fjellgiraffe!

                    Beste Grüße,
                    Daniel
                    Mr.Sunrise`s Outdoor Blog
                    Gründungsmitglied der ABF - Autonome Buff Fraktion

                    Da ist Purpur drin - Purpur ist auch ein Obst!

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                    • Julia
                      Fuchs
                      • 08.01.2004
                      • 1384

                      • Meine Reisen

                      #30
                      AW: Jotunheimen Runde Juni/Juli 2009

                      Zitat von c.nick Beitrag anzeigen
                      Maaaann und ich war so stolz, dieses Blütendings in Deinem Buch gefunden geglaubt zu haben... Also Issoleie
                      Nicht traurig sein, die Issoleien haben wir doch auch in unseren Büchern .

                      Ausserdem wachsen die am Abstieg vom Leirungsdalen ins Svartdalen in rauhen Mengen, und ich habe auch noch nie nirgendwo grössere und höhere Büsche gefunden als dort. Issoleieparadies .

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                      • c.nick

                        Erfahren
                        • 23.07.2005
                        • 292
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #31
                        AW: Jotunheimen Runde Juni/Juli 2009

                        OT: So, gestärkt durch einen guten Espresso geht's weiter...

                        Wir haben also zunächst auf ca. 1.500m Höhe, später eher auf der 1.400m Höhenlinie südlich den Torfinnstinden umrundet. Dabei hatten wir bei hochsommerlichen Temparaturen (sicher über 25°C) eine traumhafte Aussicht auf den herrlichen Bygdin. Der erstreckte sich von weit im Osten bis so weit in den Westen, dass wir die jeweiligen Enden nicht sehen konnten. Die Sicht über die Skjeldrane, das südlich des Sees gelegene Hochland, hat Lust gemacht, auch diese Gegend eines Tages zu erkunden. Auf unserer Route ging es aber ersteinmal über viele kleine und steile Moränenrücken sowie über und durch kleine Bergbäche westwärts in Richtung des Langedalen. Mit dem Fernglas konnte ich am Fuße des Langedalsåne zwar die auf der Karte dort eingezeichnete Sommerbrücke sehen, erkannte aber auch, dass sie an dem Tag (30.Juni) noch nicht installiert war. Wir wollten den Fluß ohnehin weiter oben und nördlich furten.



                        Das erwies sich angesichts der Schneeschmelze als anstrengend. Zunächst einmal speist sich der Langedalsåne aus dem Langedalstjernet, der sein Wasser wiederum aus den ihn umrahmenden Midtre und Søre Langedalstinden und teils sicher auch aus dem Langedalsbrean bezieht. Ein ziemliches Einzugsgebiet also. Entsprechend gut gefüllt zeigte sich der Bergbach. Nach einigem Bergaufgehen glaubte ich ca. bei 1.400m Höhe eine Stelle gefunden zu haben, die mir einen Querungsversuch sinnvoll erscheinen ließ. Im Endeffekt war die Querung kein Problem - man muß nur genau hinsehen was man tut und dann auch konsequent rangehen.



                        Für alle, die noch keine anstrengendere Querung hatten: Also Hosenbeine so hoch wie möglich, Rucksack-Hüftgurt öffnen, Brustgurt öffnen, Schultergurte etwas öffnen, Topgurte stramm ziehen, Trekkingstöcke ausfahren und fixieren - und dann über den 1m Schneerand hinab und hinein ins Getümmel. Wer schonmal ein Fuß- äh Beinbad bei 3°C Wassertemparatur genossen hat, kann sich die Glücksgefühle vorstellen. Was man auf den Bildern nicht ahnt ist die Wassertiefe. Insbesondere an den schmaleren Stellen. Irgendwo muß das Volumen ja hin. Die Watstelle war je nach Stein, den ich gerade oder auch nicht unter mir hatte, ca. Waden- bis Oberschenkel-tief und etwa 8m breit. Das war viel Wasser mit kräftigem Druck auf dem Weg ins Tal. Was man außerdem nicht sieht ist der Umstand, dass weitgehend Ufer noch von Schnee überhangen waren, bzw. der Bach seitliche Zuläufe zu haben schien, die meist noch schneeüberdeckt waren. Diesen Schneedecken war nicht zu trauen, so dass man manche an sich gute Watstelle eben nicht vernünftig erreichen konnte. However - Also beherzt die Stöcke schräg voran stemmen, Blick flußaufwärts, immer drei Punkte kräftig belasten während man ein Bein oder einen Stock neu gegen den Strom stemmt und sicher zu positionieren versucht. Das ganze natürlich nicht hastig aber konzentriert zügig. Auf der anderen Seite der obligatorische Männlichkeits-Schrei (wir Kerle brauchen das ) und dann raus aus der letztlich doch klitschnassen Hose, alles trocken gerubbelt und schnell in die noch trockene Regenhose, denn es sah nun dringend nach Sturm und Regen aus.



                        Für meinen Freund Boris, der mich die ersten zwei Etappen begleiten wollte, war an der Stelle der Punkt zur Umkehr gekommen. Bis hierhin hatte er mich auf den Weg gebracht, was für die Tour sehr schön gewesen war. Von Torfinnsbu aus wollte er nun mit dem Boot zurück zur östlichen Anlegestelle des Bygdin und auf der RV51 zurück nach Gjendesheim. Wie er mir später erzählt hat, fuhr das Bygdin-Boot aber noch nicht. So musste er wieder durch das Torfinnsdalen hinauf zum Svartdalen, einmal übernachten und dann nördlich nach Gjendebu am Westende des Gjendesees hinabsteigen um dort das Boot zu unserem Ausgangspunkt in Gjendesheim nehmen zu können.



                        Ein kurzes Thumbs-up und Winken, da wir uns aufgrund des Wasser-Getöses sowieso nicht verstehen konnten. Dann drehte sich jeder seinem Weg zu, der Regen setzte ein und während er bergab stieg, stapfte ich durch den Schnee bergauf.

                        Zuletzt geändert von c.nick; 13.07.2009, 11:28. Grund: Bilder direkt in den Text eingefügt

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                        • c.nick

                          Erfahren
                          • 23.07.2005
                          • 292
                          • Privat

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                          #32
                          AW: Jotunheimen Runde Juni/Juli 2009

                          Wie mir die Log-Daten der Bilder sagen, war das gegen 2pm. Wenn ich vorblättere sagen mir die weiteren Daten, dass ich an dem Tag noch ganze 7h vor mir hatte.



                          Zunächst begann es also zu regnen und etwas zu winden. Für mich ging es hinauf zum Südufer des Sees Langedalstjernet und weiter über das Hochland zu den Galdebergtjerna Seen (plural, richtig?). So eindrucksvoll die Landschaft mit den steil aufragenden Wänden der nördlich gelegenen Berge auch ist, so mühsam wurde das Vorankommen durch den nassen, teils knietiefen Restschnee. Bei jedem Schritt sackte ich unterschiedlich tief ein, was es anfangs schwer machte, einen Geh-Rhythmus zu erlangen. Wenn aber der Rhythmus da ist - Schritt für Schritt für Schritt - dann driftet man ab in dieses meditative Genießen der Anstrengung, des Duftes dieser Natur, die je weiter man dort draußen ist, umso mehr nur einem selbst gehört oder man selbst umso mehr sich Teil all dessen fühlt, dicht daran zumindest, zugehörig, zwischen dem naßdunklen Boden und den triefenden Wolken. Schritt für Schritt für Schritt...





                          Die Temperaturen müssen in der Zeit wieder auf ca. 15-18°C gefallen sein, denn ich habe mich mit meiner Wetterhose (Bergans Breheimen, Dermizax) und den Gamaschen sowie mit dem Stretch-Fleece unter der Wetterjacke absolut wohl gefühlt. Generell liegen mir kühlere Temperaturen mehr und wenn ich die Wahl hätte, dürfte es die Hälfte des Jahres Herbst sein.



                          Zuletzt geändert von c.nick; 13.07.2009, 11:28. Grund: Bilder direkt in den Text eingefügt

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                          • c.nick

                            Erfahren
                            • 23.07.2005
                            • 292
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                            #33
                            AW: Jotunheimen Runde Juni/Juli 2009

                            Nachdem ich am Westufer des großen bläulich gefrohrenen Galdebergtjernet (auf 1.507m) vorbei war, begann der Anstieg zu einem steilen Sattel der diesen Teil vom Oksdalen trennt. Da das Oksdalen sich nach Westen (und damit zur Abendsonne) öffnet, war meine Spekulation, dass ich dort trockene und schöne Zeltmöglichkeiten finden würde. Julia hatte mir die Oksdalshøe auf der südlichen Seite zum Zelten empfohlen - aber das war bevor sie mein geplantes Reisedatum bemerkt hatte Ich war also echt gespannt und nach einer kurzen Pause zum Kräfte tanken mit ein paar Stück Beef Jerkey und einem halben Seitenbacher Fruchtriegel (wahnsinnig gut!) gings hoch in die letzten 200 Höhenmeter des Tages.



                            Die letzten ca. 50 Höhenmeter habe ich als einigermaßen steil empfunden. (Hej - ich komme aus Hamburg...). Dieses Stück bestand natürlich wieder aus nassem aber scheinbar tiefem Schnee, denn am unteren Einstieg war ich teils bis zur Hüfte eingesunken. Da es am Hang nirgends Halt gab, galt es, mit den Schuhspitzen Trittmöglichkeiten wenigstens für den Vorfuß hinein zu treten. Das gab leider öfters mal erschreckend weit nach. Für besseren Halt habe ich die Trekkingstöcke auf 30 cm zusammengeschoben und immer auf Kopfhöhe in rechts und links tief in den Schnee geschlagen. Irgendwie habe ich diesem Hang nicht besonders vertraut, zumal ein Abrutschen erst unten am Geröllfeld jäh gestoppt wäre. Mit den Stöcken und der Steigtechnik ging es jedoch ganz gut.



                            Der Blick über den Sattel offenbarte ein sehr schöne Aussicht in das Oksdalen 140 Höhenmeter unter mir. Allerdings hatte ich mich mit der Abendsonne und den trockenen Zeltmöglichkeiten ca. um weitere 150 Höhenmeter verkalkuliert. Die Zeltmöglichkeiten konnte ich erst jenseits des zugefrorenen und blau schimmernden Uksedalstjernet am breiten Ausgang des Tales erahnen. Bis dahin waren es noch 3 km und laut der Bilddaten 2 h durch weiterhin etwa knietiefen Schnee. Das klingt sicher nicht toll - aber ich habe diesen Abschnitt ehrlich genossen. Hier oben hatte ich das Gefühl tatsächlich und im Gegensatz zu anderen Tälern des Jotunheimen völlig alleine zu sein. Außerdem ging es immerhin bergab und auf mein Zelt zu, das im Geiste irgendwo dort vorne schon mit dampfendem Tüteneintopf auf mich wartete





                            Gegen 8 pm habe ich dann das Oksdalen verlassen und das breite Tal des Flusses Høystakka mit dem schönen See Grønebergtjernet erreicht. Dieses Tal ist durchzogen von vielen kleinen und auch breiteren Bächen, Tümpeln und Schwemmflächen. Aber es gab eben hier und da auch malerische Fleckchen mit Gras oder Fjellflechten die zum Zelt aufschlagen einluden. Noch im oberen Teil des Hanges, der zum Tal hinabführt, hatte ich mit dem Fernglas ein grünes Tunnelzelt (vermutlich Namatj 3) auf einem sehr schönen Flecken Land zwischen zwei Flußläufen gesehen und davor jemanden mit einem roten Fleece oder roter Jacke. Ich habe nicht auf mich aufmerksam gemacht und da derjenige alsbald im Zelt verschwunden war, habe ich einen einigermaßen großen Bogen gemacht. Vielleicht liest der/diejenige ja mit?



                            Ich jedenfalls hab nach einer weiteren kleinen Furt, für die nochmal die Stiefel gegen Tevas getauscht werden mußten, bald meinen eigenen Premium Zeltplatz gefunden, der mich schon so lange gerufen hatte. Ruckzuck stand das Akto und schmurgelte der Kocher vor sich hin. Das Licht nahm diese herrlichen skandinavischen Sommerabend-Farben an und ein Dreiviertelstündchen später war ich zufrieden mit der Welt in den Daunenschlafsack gekrabbelt. Ssssst - Zelt zu - ausatmen - einschlafen...
                            Zuletzt geändert von c.nick; 13.07.2009, 11:28. Grund: Bilder direkt in den Text eingefügt

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                            • Julia
                              Fuchs
                              • 08.01.2004
                              • 1384

                              • Meine Reisen

                              #34
                              AW: Jotunheimen Runde Juni/Juli 2009

                              Zitat von c.nick Beitrag anzeigen
                              Julia hatte mir die Oksdalshøe auf der südlichen Seite zum Zelten empfohlen - aber das war bevor sie mein geplantes Reisedatum bemerkt hatte
                              Ich hatte Dir aber auch gesagt, dass das Oksdalen sehr steinig (Blockmark) ist, gelle ? Also auch ohne den Schnee hättest Du da vor dem Talausgang nix gescheites zum Zeltaufbau gefunden, abgesehen von der genannten Oksdalshøe, d.h. oben im Sattel zum Galdeberget (da muss man zwar aus dem Tal noch mal 50-100 m hoch, aber ohne Schnee hätte sich das sehr gelohnt, und das Terrain ist mit einem Mal erstaunlich leicht begehbar, sobald man aus dem Tal rauskommt).

                              Witzig, dass Du die Høystakka am See gefurtet hast. Das haben wir auch mal gemacht (01. Oktober, von Gjendebu kommend und kurz vor dem Dunkelwerden), weil wir uns nicht sicher waren, ob die Sommerbrücke noch da war, die ca. 300-500 Meter weiter flussabwärts ist. Dort wäre aber kein Rüberkommen mehr gewesen, und wir wollten im Falle des Falles nicht wieder zurückmüssen. Die Brücke war natürlich noch da (haben wir ja dann wenig später festgestellt, als wir schon drüben waren). War bei Dir die Brücke noch nicht da? Die Route zwischen Fondsbu und Gjendebu geht da ja auch drüber, und das ist eine der Hauptrouten in dem Teil Jotunheimens. Das würde mich jetzt echt wundern...

                              Ausserdem ist das Oksdalen auch im Sommer wenig begangen. Den meisten (bequemen) Hütte-zu-Hütte-Norwegern ist die Etappe Fondsbu-Torfinnsbu nämlich zu lang und zu strapaziös. Und ausserdem, warum zwei Tage bis Gjendebu benutzen, wenn's direkt geht? Deshalb ist man dort fast immer allein.

                              PS: Die Region südlich des Bygdin ist sehr schön. Sie sei Dir ans Herz gelegt .

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                                #35
                                AW: Jotunheimen Runde Juni/Juli 2009

                                @Julia:
                                Jope - hattest Du präzise beschrieben. Hatte nur auf leichteres Vorankommen (ohne Schnee) gehofft und dann eben die Oksdalshøe zum zelten angepeilt. Schnee war eben Pech - obwohl auch das super schön war!

                                Zitat von Julia Beitrag anzeigen
                                Witzig, dass Du die Høystakka am See gefurtet hast. Das haben wir auch mal gemacht (01. Oktober, von Gjendebu kommend und kurz vor dem Dunkelwerden), ... War bei Dir die Brücke noch nicht da?
                                Ich meine, ich habe bestenfalls einen Zufluß der Høystakka gefurtet. Da läuft ja einiges zusammen in der Ecke. Sowohl aus dem Oksdalen als auch aus Richtung Geithøe und Rundtom. Die Sommerbrücke habe ich weit und breit nicht gesehen, war aber aufgrund meiner Route auch eher gen Norden orientiert. Später habe ich andere Wanderer aus Fondsbu getroffen, die aber nicht über eine fehlende Sommerbrücke geschimpft haben. Also gehe ich mal stark davon aus, dass sie im Gegensatz zu der am unteren Ende des Langedalen schon aufgebaut war. Zumal die Route - wie Du schon sagst - viel frequentierter ist als die von Torfinnsbu kommende.

                                Die Zeltgelegenheit auf der Oksedalshøe muss in der Tat traumschön sein wenn der Schnee erstmal weg ist. Besonders weil man vermutlich einen tollen Rundblick über das ganze Tal der Høystakka und bis runter zum Bygdin haben dürfte... Ich glaube, da will man dann erstmal nicht mehr weg
                                Zuletzt geändert von c.nick; 13.07.2009, 11:10.

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                                • c.nick

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                                  #36
                                  AW: [NO] Jotunheimen Runde Juni/Juli 2009

                                  1. Juli

                                  Der nächste Morgen war hell - sehr hell - und an Schlaf war für mich ab 7 Uhr nicht mehr zu denken. Also raus aus dem Zelt und die müden Glieder strecken. Vom knallblauen Himmel strahlte die Sonne. Herrlich! 360° im Kreis gedreht - keine Wolke, kaum Wind und der langsam sich aufwärmende Boden begann zu duften. Den Schlafsack zum Lüften auf dem Zeltdach ausgebreitet, frisches Wasser aus dem lokalen Bergbach geschöpft, Müsli aufgekocht. Tief einatmen und das schiere Dasein genießen. Beim Frühstück nochmal ein Blick auf die Karten geworfen. Es sollte weiter nordnordwestlich ins Raudalen und dort in Richtung Olavsbu gehen.



                                  Bald war das Zelt, die Schlafsachen und der Kocher wieder im Rucksack verschwunden und es konnte losgehen. Für alle, die die Route vielleicht auf der Karte mitverfolgen: Um Höhe zu sparen bin ich nicht entlang des DNT Pfades zwischen Rundtom und Geithøe erst 100 Höhenmeter hinab in Richtung Gjendebu gegangen nur um dann links ab also nordwestlich um die Geithøe herum wieder 100 Höhenmeter aufzusteigen. Stattdessen bin ich gleich westlich an der Geithøe vorbei direkt auf den südlichen Grisletjønnen zu gegangen. Das Gelände ist sehr einfach zu gehen und die Bäche so zahm, dass kein Schuhwechsel nötig war.




                                  Nach etwa einer Stunde hatte ich langsam den See erreicht und war wiedereinmal begeistert von der wunderbaren Aussicht. Nicht spektakulär aber weit und auf eine skandinavisch kühle Art lieblich. Im Osten verabschiedeten sich der eindrucksvolle Slettmarkkampen unter dessen Flanke ich durch das Oksdal gekommen war. Im Süden ließ ich das weite Becken des Grønebergtjernet und der Høystakka hinter mir, mit all ihren kleinen Zuflüssen, Tümpeln und Flecken von Restschnee neben ersten grünen Inselchen. Und vor mir lag nun dieser noch weitgehend mit Eis bedeckte und türkis schimmernde Grisletjønnen, hinter dem im Nordwesten die steile Südflanke des Store und Midtre Raudddalseggje den Weg wies. Wieder ein Ort zum Bleiben.



                                  Hier setzte allerdings auch der in der Sonne weich schmelzende Schnee wieder ein und wurde stetig dicker. Während ich unter den Augen der ortsansässigen Rentierherde den Grisletjønnen westlich umrundete begann mir dieser Schnee zum ersten Mal Gedanken zu machen. Von hier an würde ich mich die nächsten drei Tage ausschließlich oberhalb 1.400m Höhe bewegen und gen Westen war alles weiß. Na gut, dachte ich mir. Erst mal gucken, dann werde ich schon sehen, und dann schau' ich mal weiter... In Richtung Rauddalen wurde es langsam zunehmend mühsam. Der Schnee wurde einerseits tiefer und unter der tatsächlich sengenden Sonne zugleich immer weicher. Es gab keine Spuren und jeder Schritt sackte knietief ein. Das Problem daran ist nicht so sehr die Mühe, sondern dass man am Boden schief am Gestein abrutschen und umknicken kann. Die Schritte wurden also langsamer und vorsichtiger.



                                  Eingangs des Rauddalen kamen mir schließlich ein Norweger und eine Schwedin entgegen gestapft. Nach dem üblichen woher und wohin zeigten sie sich froh das angeblich "gröbste" an Schnee hinter sich zu haben und rieten mir eindringlich ab, die Route fortzusetzen. Aha? Das habe ich bei Skandinaviern selten erlebt. Normalerweise ist immer alles "machbar". Die beiden waren schon um 3 Uhr aufgestanden und bei Olavsbu losgegangen, damit sie noch möglichst kalten und somit tragfähigen Schnee nutzen konnten. Und zwar - wie sie sagten - vor allem für die ein oder andere Schneebrücke über Bäche und die zahllosen Seen im Rauddalen. Diese hatten so gerade mal noch gehalten - Stunden zuvor. Zwischenzeitlich hatte die Sonne aber alles weiter aufgeweicht. Für einen Sologänger sei dies ein Risiko. Hmm - ich war die Strecke noch nie zuvor gegangen. Meistens ist es dann gut auf solche Ratschläge zu hören. Ein Blick auf die Karte sagte mir, dass ich damit ca. 3 Tage meiner geplanten Route würde abschneiden müssen. Nicht schön. Erstmal dankte ich also für den Rat, versprach vernünftig zu sein aber wollte mindestens einmal weiter hoch ins Tal schauen.



                                  Eine halbe Stunde später war ich schon ein paar Mal bis zum Oberschenkel und einmal - offenbar über einem überschneiten Bach - bis zum Rucksack eingesackt. Da hatte ich eine Weile gebraucht, um wieder hoch zu kommen Wieder eine halbe Stunde später stand ich vor einem Schneefeld, das hinter einem Bach mit ca. 1m Dicke begann und bergan führte. Darunter mußte wieder irgendwo ein Bach verlaufen. Die Fußspuren des Paares hatten sich angesichts der Sonne schnell verloren. Dieses Schneefeld war irgendwo auf einer Fläche von vielleicht 8x5 Metern tief in sich eingesackt - ganz ohne Fußspuren. Über tragfähige Schneebrücken brauchte ich mir demnach wohl tatsächlich keine Gedanken mehr zu machen. Gerade mal zu viel Schnee also um den festen Boden erkennen zu können, aber andererseits zu wenig fester Schnee um diesem wiederum vertrauen zu können. Doofes Pech das - aber an dem Tag nicht zu ändern. Es war wohl genau die falsche Woche. Also kehrte ich einigermaßen enttäuscht um. Die Nachteile wenn man alleine unterwegs ist...
                                  Zuletzt geändert von c.nick; 13.07.2009, 11:28. Grund: Bilder direkt in den Text eingefügt

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                                    #37
                                    AW: [NO] Jotunheimen Runde Juni/Juli 2009

                                    Das gute an dieser Routenänderung war, dass ich auf diese Weise endlich einmal die hübsche DNT Hütte Gjendebu kennengelernt habe. Vom Grisletjønnen hatte ich die Geithøe nun nördlich und talabwärts passiert und schon bald konnte ich am Ende des Vesladalen das Westende des Gjende sehen.



                                    Der Fluß Vesleåe sprudelte vor Schmelzwasser, die Sonne tat weiter ihr Bestes und alles glänzte wie aus dem Ei gepellt. Offenbar sollte mir die Enttäuschung versüßt werden. Nach etlichen Höhenmetern talabwärts und einer nicht in meiner Karte verzeichneten Brücke begann ein hübscher Birkenwald und irgendwann konnte ich die schönen, alten, dunklen Holzhäuser von Gjendebu durch die lichten Bäume sehen. Viel kleiner als das große Gjendesheim am anderen Ende des Sees. Malerisch.





                                    In Gjendebu traf ich das norwegisch/schwedische Paar wieder. Wir bestellten jeder ein sündhaft teures aber kaltes Bier und machten zusammen ein Stündchen Pause von der Hitze. Ich kann es nicht genau sagen, denke aber dass es gut über 25°C warm war. Auf der Karte sah ich mir meine Optionen an und entschied, noch am Abend das Storådalen hinauf und dann hoch auf die Memurutunga zu steigen um dort zu zelten.



                                    Das Storådalen hat mir unglaublich gut gefallen. Der Fluß Storåe tobte und schäumte vor Schmelzwasser. Glänzendes Türkis und Weiß und ohrenbetäubendes Rauschen wo der Weg unmittelbar am Fluß entlang führte. Grandios. Von den Flanken des Tals überschlugen sich steile Abflüsse der hoch gelegenen Seen hinunter in die Storåe. Nach zwei Dritteln des sanft ansteigenden Tals erreichte ich die Schutzhütte Storådalsbue von der rechterhand ein DNT Pfad die Ostflanke des Tals ca. 300 Höhenmeter hinauf zur Memurutunga führt.

                                    Zuletzt geändert von c.nick; 13.07.2009, 11:27. Grund: Bilder direkt in den Text eingefügt

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                                      #38
                                      AW: [NO] Jotunheimen Runde Juni/Juli 2009

                                      Meter für Meter wurde die Aussicht besser. Zunächst konnte man den Hellerfossen unterhalb des Hellerkampen am nördlichen Ende des Storådalen erkennen, einen mächtigen Wasserfall vom Hellertjønne in die Storåe. Dahinter war schon wieder alles weiß. Jotunheimen scheint tatsächlich in Bezug auf die Schneeschmelze und vermutlich auch hinsichtlich des Wetters klar west-ost-geteilt zu sein. Einige Höhenmeter weiter eröffnete sich immer mehr der Blick zurück auf die Gjendetunga und die Berglandschaft in der ich noch den ersten Teil des Tages verbracht hatte. Auf gleicher Höhe war dort alles weiß, während es hier nur vereinzelte Restschneeflecken gab.





                                      Das Bild war schön, der Umstand aber schade. Also wollte ich nun nach vorne sehen, nach Osten, und war gespannt darauf, zum ersten Mal südlich 500 Meter tief unter mir den türkis leuchtenden Gjende zu entdecken. Doch das Hochland der Memurutunga ist ziemlich weitläufig und zunächst führte der steinige Pfad so weit nördlich, dass vom Gjende nichts zu sehen war. Das war aber mein Ziel. Ich wollte diesen Tag mit einem schönen Fleckchen für das Zelt beenden.



                                      Also ging ich weiter und weiter obwohl die Sonne langsam mit Untergang drohte. Irgendwann passierte ich die Wegkreuzung, die nach Süden den berüchtigten Bukkelægret hinab zum Gjende führt. Dies ist wohl die steilste vom DNT markierte Route. Sie ist stellenweise mit Ketten ausgestattet, an denen man sich sichern kann. Wer die sich berührenden Höhenlinien (je 20m) auf der Karte betrachtet, der ahnt wie steil die Passage sein muß. Nicht mein Ding heute Abend...

                                      Für mich ging es stattdessen weiter nach Nordosten zum etwas tiefer gelegenen Teil der Lågtunga in Richtung des Sjugurdtinden und bald fand ich den gesuchten Platz für mein Zelt. Guter Boden, etwas erhöht, fließendes Gewässer in der Nähe und eine Aussicht auf die nördlichen Gipfel, für die man hätte Kinokarten verkaufen können. Na also.



                                      Kurz darauf stand das Akto, die Uhr zeigte Punkt 11pm, auf dem Kocher blubberte Rindfleischtopf "Modell Försterin" (oder so) , der Rücken lehnte am nächstbesten Fels, die müden Füße freuten sich über eine Kiefernölbehandlung während vor dem Zelt auf der anderen Seite des stillen Bergsees der Nachthimmel über den Bergen in Flammen stand.



                                      Einstimmiger Beschluss: Mehr geht nicht.
                                      Zuletzt geändert von c.nick; 13.07.2009, 11:35. Grund: Bilder direkt in den Text eingefügt

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                                        #39
                                        AW: [NO] Jotunheimen Runde Juni/Juli 2009

                                        2. Juli

                                        Der darauffolgende Tag begann so grausam wie der letzte. Sonne satt um 7am... Wieder keine Wolke am Himmel, wieder Windstille, wieder dieser herrliche Fjellboden-Duft. Allerdings war ich von den 16 Stunden am Vortag doch ziemlich geschafft. Fussmassage hin oder her...



                                        Die Memurutunga ist tatsächlich ausgesprochen sehenswert. Die Aussichten auf die Berge und die tief in die Täler geschnittenen Flüsse und den Gjende See sind einfach großartig. Schön vor allem, dass dieser Abschnitt bei weitem nicht so frequentiert ist, wie der berühmte Besseggen, der ein paar Kilometer weiter östlich am selben Nordufer des Gjende verläuft. Vor ein paar Jahren hatte ich dort bestimmt 30-40 andere Wanderer auf der Tagestour von Memurubu nach Gjendesheim getroffen. Hier begegneten mir nur zwei Personen während des Vormittags auf dem Weg zum Sjugurdtinden und dort beim Abstieg nochmal zwei weitere. Die Aussicht entlang des langgestreckten Gjende ist ähnlich schön wenn auch richtungsbedingt nicht eingerahmt von den vielen schneebedeckten 2.000ern, die man vom Bessegen aus rund um den See sieht. Dafür steht man hier ja quasi schon mittendrin.





                                        Auf dem Sjugurdtind am östlichen Ende der Memurutunga steht man ca. 300m über den privat bewirtschafteten Hütten Memurubu. Unter einem fließt die mächtige Muru, der Fluß des Memurudalen, die sich aus den großen Gletschern Vestre und Austre Memurubrean sowie aus dem Hinnotetjønne und dem Hinnotebekken unterhalb der Memurutunga speist, weiß und türkis brausend in den Gjende.



                                        Man kann gut sehen wie die mitgewaschenen Sedimente den Gjende an dieser Stelle noch heller und noch intensiver türkis färben als er ohnehin schon ist. Der Abstieg ist steil aber unproblematisch solange man es schafft, den Blick vom See loszureißen und auf den nächsten Tritt zu richten.

                                        Memurubu finde ich an sich nicht wirklich schön. Es ist mir persönlich im Vergleich zu anderen Hütten zu groß und ein Stück zu modern. Dafür ist es aber schön gelegen und bietet unten direkt am See eine große Wiese auf der auch schon einige Zelte standen. Die üblichen Verdächtigen: Fast ausnahmslos Hilleberg und Helsport. Mich zog der See magisch an.



                                        Schon stand der Rucksack im Gras, die Klamotten landeten daneben und ich direkt im kühlen Nass. Herrlich frisch. So frisch, dass sich das Vergnügen auf höchstens eine Minute ausdehnen lies. Danach wurden Socken, T-Shirts, Stretch-Fleece und Shorts nacheinander gewässert und gewrungen. Anschließend nochmal der Kerl ins Wasser und dann alles zum Trocknen in die Sonne - wunderbar. Sommerurlaub. Was für ein Kontrast zum Schnee und Regen zweieinhalb Tage zuvor... Und sssst war ich eingeschlafen...

                                        Später beschloss ich, diesen Tag als Ruhetag zu betrachten, stellte mein Akto auf und schlenderte hinauf zum Haupthaus. Dort kam ich schnell ins Plaudern mit Anderen, die sich nach dem Woher und Wohin erkundigten und natürlich Tips für meine weitere Route hatten. Später fand ich einen der Bildbände, die Julia und ihr Mann herausgebracht haben. Ich lies mich in eines der gemütlichen Sofas fallen, trank eine Solo (norwegische Fanta) und stöberte langsam durch das dicke Buch. Ich kann nur sagen: Wer das norwegische Fjell liebt, der findet in diesen Bildbänden den Urlaub für den Rest des Jahres, den man nicht im Norden sein kann. Erstklassige Fotografien, umfassende Texte (komplett norwegisch), detaillierte Routenbeschreibungen, Landkarten mit DNT Routen und viele eigene Routenempfehlungen nebst Bezeichnung schwieriger Passagen, und vieles mehr. Große Klasse.

                                        Nach dem Geschmöker (norwegisch kann man einigermaßen entschlüsseln) verzog ich mich schon gegen 9pm in meinen Schlafsack. Gegen die Abendsonne zog ich meinen Buff über die Augen und war schon eingeschlafen bevor ich überhaupt an irgendetwas zurückdenken konnte.
                                        Zuletzt geändert von c.nick; 13.07.2009, 11:48. Grund: Bilder direkt in den Text eingefügt

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                                          #40
                                          AW: [NO] Jotunheimen Runde Juni/Juli 2009

                                          3. Juli

                                          Kaum nimmt man sich einen halben Tag Auszeit, schon kommt man am nächsten Morgen nicht aus'm Quark. Eigentlich hatte ich aufbrechen wollen noch bevor das erste Boot von Gjendesheim die erste Gruppe Wanderer nach Memurubu brachte. Daraus wurde nix. Meine Augenbinde hatte sich über Nacht gut gehalten und so habe ich geschlafen wie ein alter Stein... Beim Frühstück konnte ich die Neuankömmlinge beobachten, wie sie mit ihren beneidenswert kleinen Tagesrucksäcken aber auch einige mit großen, offenbar für viele Tage gepackten Trekkingrucksäcken vorbeitrotteten. Erst gegen 9am hatte ich dann Zelt und Sachen im eigenen Rucksack verpackt. Die meisten Wanderer waren zwischenzeitlich vorausgegangen und so machte ich mich nun fast alleine auf den Weg. Wieder war es schon morgens richtig heiß.

                                          Von früheren Bessegenausflügen wußte ich, dass die 400 Höhenmeter Anstieg von Memurubu hinauf Richtung Russvatnet es ordentlich in sich haben. Also ging ich den Anstieg in aller Ruhe an. Der Blick zurück auf den Gjende, den Sjugurdtind ist eines der Bilder, die mir schon vor Jahren nicht mehr aus dem Kopf gingen. Wie ein steiler Keil klemmt der Sjugurdtind als Vorposten der Memurutunga zwischen das Memurudalen und den Gjende. Wann werde ich wohl das nächste Mal diese Aussicht genießen können?



                                          Gegen halb 11am eröffnete sich vor mir das Tal, dass unterhalb der mächtigen Besshøe (2.258m), hinab zum Russvatnet (1.175m) führt. Dieser herrliche See bildet einen langgestreckten Bogen zwischen Bessfjellet im Südosten und dem Austre Surtningsue im Westen sowie dem weitgestreckten Russfjellet im Norden.



                                          An seiner Südspitze thront der Gloptinden (1.678m), den mir Julia als Abstecher empfohlen hatte. Wie ich nun sehen konnte, muß das wieder ein ausgezeichneter Tip sein. Shame upon me - aber ich konnte mich bei der Hitze beim besten Willen nicht aufraffen noch weiter bis auf dessen Spitze aufzusteigen. Später konnte ich von der anderen Seite ahnen welch grandiose Aussicht man von dort oben haben muss. Ihr könnt es auf den Bildern sicher nachvollziehen. Und während ich heute hier sitze und den Bericht tippe kann ich es kaum fassen, dass ich mir das habe entgehen lassen. Selber schuld.



                                          Was soll ich sagen - der Russvatnet ist ein Traum. Man umrundet ihn zunächst am Westufer wo man hier und da und besonders schön an der kleinen Landzunge Sundodden wunderbare Kieselstrände zum Baden findet. Das habe ich angesichts der Temparaturen auch ausgiebig genutzt. Der See war durch das Wetter der letzten Tage so "warm", dass ich tatsächlich ein paar (wenige ) Züge schwimmen konnte.



                                          Kurz nach Sundodden führt der DNT Pfad ca. 150 Höhenmeter hinauf ins Tal der Blåtjønnåe, einem wild schäumenden Bergbach der dem höher gelegenen Blåtjønnet und der Blåtjønnholet als Abfluss in den Russvatnet dient. Die Sommerbrücke darüber ist sehr sehenswert und angesichts des reißenden Baches war ich froh, dass diese Sommerbrücke im Gegensatz zu der am unteren Langedalen bereits installiert war. Auf diesem Stück begegneten mir zweimal Gruppen von 4 und 6 Wanderern, die jeweils aus Glitterheim in Richtung Memurubu unterwegs waren.

                                          Zuletzt geändert von c.nick; 13.07.2009, 11:57. Grund: Bilder direkt in den Text eingefügt

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