[SE] Mit dem Packraft am Rogen – die Entdeckung der Langsamkeit

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  • Borgman
    antwortet
    Zitat von Blahake Beitrag anzeigen
    Ihr macht einem ja schon arg Lust, das Packraften mal auszuprobieren!

    ... also, so eine Tour wie diese, ja klar, aber bei längeren Wanderstrecken und Deinem üblichen Rucksackgewicht hätte ich schon Bedenken, noch mal drei oder vier Kilo draufzupacken ... oder Du müsstest an anderer Stelle Abstriche beim Komfort machen .


    Bevor es weitergeht, kommen noch ein paar Fotos vom 03. September mit Tom und seinem schicken Alligator:


    Aufbruch am Öster-Rödsjön










    Väster-Rödsjön, an der Anlegestelle der Hütte


    Weiter am 04. September auf dem Uthussjön



    Die dunklen Wolken im Westen haben wir schon viel zu lange nicht ernst genommen, schienen sie doch kaum näher zu ziehen. Außerdem war unser Ziel, der Windschutz zwischen Uthus- und Källsjön, nicht mehr weit. Als wir dort anlegen, sehen wir ein Zelt auf dem Hügel ... aha, da wohnt schon jemand ... ist ja nicht schlimm ... wird wohl kein Griesgram wie der Inselherrscher sein. Wir steigen auf den Hügel ... mal gucken wie die Leutchen hier so drauf sind ... dann taucht das nächste Zelt auf, dann noch eins und ganz viele andere. Hier lagert eine ganze Gruppe, aber es ist niemand zu sehen. Sind wohl noch auf dem Wasser. Nee, hier bleiben wir nicht.





    Inzwischen haben die Wolken uns eingeholt, es riecht nach Regen. Dann sollten wir mal zackig einen Platz für die Nacht finden. Der Übergang zum Källsjön ist steinig und nicht wirklich paddelbar, ständig sitzen wir auf Felsen direkt unter der Wasserlinie auf, aber danach dauert es lediglich ein paar Minuten bis zur nächsten Landzunge. Hier müssen wir was finden, nur an welcher Stelle? Sieht alles steinig und dicht bewachsen aus. Tom erkundet das Ufer an der südlichen Bucht, sein Zelt stellt ja die höheren Ansprüche, und kommt kopfschüttelnd zum Boot zurück. Dann also an der schmalsten Stelle der Landzunge. Tom macht wieder den Vorgucker.

    Ja“ sagt er, „für mein Zelt gibt es eine Stelle, aber für dich wird es schwieriger.“ - „Egal, ich finde schon was. Das Akto passt fast überall hin.“ Erste Regentropfen treiben zur Eile. Um die Boote kümmern wir uns später. Als ich die Landzunge absuche, muss ich feststellen, dass Tom recht hatte. Der Boden ist überall steinig und uneben. Das wird hier nix. In mittlerweile kräftigem Regen laufe ich eine ganze Weile den Hügelrücken entlang, bis ich hinter einem umgestürzten Baumstamm, unter den tropfenden, tief hängenden Zweigen einer Kiefer die einzig mögliche Stelle finde. Noch ein paar Äste und Butzeln wegräumen, dann passt es schon. Aber ich ärgere mich, dass wir nicht früher aufgebrochen sind. So‘n Scheiß, der Rucksack ist auch ganz nass geworden, das war echt nicht nötig. Eine Stunde früher wäre ja wohl ohne die geringste Hetze möglich gewesen. Ist jetzt auch egal. Ich knalle ihn in die Apsis, gehe zurück zum Boot und binde es an einen Baum. War ja nicht geplant, dass ich so weit weg von der Anlegestelle zelte, sonst hätte ich das vorhin noch gemacht.

    Dann schaue ich bei Tom vorbei, dem auch etliche Sachen nass geworden sind. Geteiltes Leid ist halbes Leid, sagt man, aber so richtig hilft das nicht. Wenn ich eins nicht mag, dann sind das klitschnasse Sachen, die man am nächsten Morgen zum Paddeln braucht. Einigermaßen schlecht gelaunt sage ich Tom, dass ich am nächsten Tag meinen eigenen Rhythmus haben möchte. „Ich wäre ja heute schon früher aufgebrochen!“ - „ Warum hast du‘s nicht gemacht?“ Na, warum wohl – weil ... sonst kann ja jeder für sich losziehen ... und eigentlich hat das heute zusammen doch Spaß gemacht ... bis zum Regen jedenfalls. Der hat eben auch seine eigene Zeit.


    Rückblende: Zwei ausgeschlafene Gesellen an einem wunderschönen Platz am Väster-Rödsjön. Jeder frühstückt für sich im eigenen Zelt, weil es regnet ... schon seit vielen Stunden. Man kann ja gegen Regen sagen, was man will, aber dies Art von Regen, der gemächliche schwedische Landregen, erfüllt alle Zeltbewohner mit einer äußerst befriedigenden Trägheit. Wer will da raus? Wir jedenfalls nicht. Dafür hat man schließlich ein gutes Buch dabei und genügend Spiritus für einen zweiten Kaffee.

    Wir hatten uns angesichts der Wettervorhersage darauf verständigt, dass wir gegen zwölf Uhr aufbrechen, doch schon um zehn zeigt sich, dass der Vormittag ganz offensichtlich trocken bleibt. Keine Regenwolke in Sicht, im Gegenteil – die Sonne kommt durch. Mein Vorschlag, die Gunst der Stunde zu nutzen und schon früher loszupaddeln, stößt bei Tom nicht auf Zustimmung. Okay, das kommt anscheinend zu plötzlich – der Mann möchte die meditative Stimmung noch länger auskosten. Dann bleibt es eben bei zwölf Uhr, so war es schließlich verabredet.

    Um alleine aufzubrechen, sehe ich keinen Grund, und es wäre auch schwierig, einen Treffpunkt auszumachen. Wir wissen ja noch nicht, welche Route wir durch das Gewirr der kleinen Seen nehmen und wo gute Tragestellen sind. Das sollten wir auf jeden Fall gemeinsam machen.

    Also verdödeln wir den Vormittag an diesem tatsächlich sehr netten Platz. Gegen elf oder halb zwölf dränge ich zum Packen, was erfahrungsgemäß eine Weile dauert. Nämlich in diesem Fall bis 13:00 Uhr. Da setzt Tom sein Packraft ins Wasser und paddelt aus unerfindlichen Gründen zurück, wie wir gestern gekommen sind, während ich meine Sachen zur Hütte trage, um direkt dort auf der anderen Seite einzusetzen. Das gibt mir auch Gelegenheit, noch mal das Plumpsklo zu benutzen, eine zu rauchen, aufs Wasser zu starren und ... aha, da kommt er. Ging ja eigentlich recht schnell.

    Gut gelaunt paddeln wir mit dem Wind über den See, entlang der Inseln und Buchten, die wir von gestern schon kennen. Nur suchen wir heute die Durchfahrt zur nordöstlichen Bucht des Öster-Rödsjön. Ob man da überhaupt fahren kann wissen wir nicht, das wird sich zeigen. Vom Boot aus kann man oft nicht erkennen, was Insel und was Landzunge ist, wo nur eine Bucht ist oder der Durchlass zum nächsten See.

    Schließlich finden wir eine fahrbare Engstelle, die richtig aussieht und freuen uns schon über die souverän gelöste Orientierungsaufgabe. Plötzlich sehen wir einen Berg voraus, der da gar nicht hingehört. Ja, nee, auf der Karte ist da kein Berg, aber den kennen wir - das ist Bustvålen! - haha, na toll, das war ja eine navigatorische Glanzleistung! Wir sind um eine Insel herumgepaddelt und fahren gerade wieder zurück nach Westen. So kann man auch den Tag verbringen.

    Nachdem im zweiten Versuch die richtige Stelle gefunden ist, läuft allerdings alles wie am Schnürchen. Vom Südzipfel der östlichsten Bucht kommen wir über eine breit ausgetretene Tragestelle auf einen kleineren See, über eine weitere Tragestelle auf den nächsten kleinen See und dann folgt eine längere Portage durch Moor zum Uthussjön. Mittagspause!


    erste Tragestelle


    Moor am Uthussjön


    Uthussjön

    Das hat Spaß gemacht. Anlanden, Rucksack schultern, Boot unter den Arm klemmen und wieder einsetzen ging mit den Packrafts ganz mühelos. Dazu das unerwartet gute Wetter, Sonnenschein, mäßiger Westwind, es ist einfach nur herrlich! Ich bin ganz überrascht, dass seit dem Aufbruch tatsächlich schon drei Stunden vergangen sind.

    Die Pausen sind für Tom eigentlich nicht so wichtig, wogegen ich mich gerne an einem schönen Platz einrichte, das Zelt trockne, Kaffee koche und ein bisschen ausspanne. So wird es viertel nach fünf, bis wir wieder die Boote besteigen und über den Uthussjön paddeln. Morgentrödler und Pausentrödler – kein Wunder, dass wir am Ende nass werden.












    Über die elende Zeltplatzsuche ist der Abend hereingebrochen. Uff! Ich reiße mir die tropfnassen Regenklamotten vom Leib, verstaue sie mit den anderen nassen Sachen in der Apsis, koche im Dunklen meinen verspäteten Nachmittagskaffee und denke nach. Ja, jeder hat mit den Jahren seine Marotten kultiviert, die werden wir beide nicht mehr ändern. Meine lange Mittagspause hat uns schließlich auch aufgehalten. Es war wirklich nicht in Ordnung, Tom den späten Aufbruch vorzuwerfen. Hoffentlich denkt er jetzt nicht, ich wäre sauer auf ihn. Eigentlich könnte man das morgen wieder so machen wie am Mittwoch. Als Tom über den Rogen kam, hatte ich schon meine Pause und jeder war zufrieden. Ohne Regen hätte ich noch mal bei ihm vorbeigeschaut, ja, und wenn sein Zelt nicht so weit weg wäre, aber ... nee, so schlimm ist mein schlechtes Gewissen auch wieder nicht ... ich schreibe ihm lieber ne Nachricht mit dem Vorschlag für morgen.

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  • Blahake
    antwortet
    Ihr macht einem ja schon arg Lust, das Packraften mal auszuprobieren!

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  • Bergahorn
    antwortet
    Die wilden Träume sind also der Grund für das ausführliche Sortieren des Inventars. Auch ein Weg, sich nach solchen "Verwerfungen" wieder in dieser Welt zurechtzufinden!
    Schlauerweise hast du natürlich mit dem Ende wieder Spannung erzeugt, mal sehen, wie sich das Zeitempfinden unter diesen Wolken entwickeln wird!

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  • evernorth
    antwortet
    Noch 03. September: Bustvålen, Öster - Rödsjön, Hütte am Väster - Rödsjön

    Das püstert hier oben ganz ordentlich! Hat da jemand „Säcke vor der T..“?
    Also ab in die geschützte Nische am Hang. Dass es nach einem ruhigen Aufstieg zum Bustvålen oben auf dem Gipfel aber auch gleich so winden muss….nee!


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    Der große Rogen - See


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    Öster - Rödsjön


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    Nachbar - Gipfel (li., 28m höher), Skedbrofjället (re.)


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    On the top


    Schnell ist klar, dass wir hier oben nicht so lange verweilen werden. Also nur eine kurze Riegel - Pause.
    Bernd will langsam wieder runter und gibt Gas, wie schon den ganzen Vormittag.
    Heute kann ich ihn ja verstehen. Schon der Start in den Tag geriet für ihn zu einer kleinen? Geduldsprobe.

    Ich war so ein wenig im „Verwaltungsmodus“ verstrickt.
    Wobei mir eigentlich gar nicht zum Lachen zumute war.
    In der Nacht hatte ich nicht nur „beseelt“, sondern auch „wild“ geträumt, und ich war nach dem Aufstehen noch ganz mit meinen Gedanken beschäftigt. „Abschweifen“ ist dann so eine Form, die Art und Weise, der ich mich dann „hingebe“, um das nächtliche Chaos zu „bewältigen“.
    Die Monate der Obskurität forderten ihren Tribut und führten letztlich zu diesen nächtlichen „Verwerfungen“.
    All die geplatzten Pläne, Träume und Sehnsüchte….ungewöhnlich viele Enttäuschungen….und das in weniger als sechs Monaten! Über allem die Ungewissheit: Wie soll es weitergehen? Was kommt noch?
    Nur ein Virus, ein neues und nicht einmal ein besonders gefährliches (zumindest nicht für alle) hatte alles durchsetzt und vollständig in Beschlag genommen: Gedanken, Verstand, Geist und Seele, gelähmt und ausgebremst, das ganze Leben, die „alte“ Kommunikation, die Vitalität und ganz besonders die Nähe.
    Der Schleier der Ungewissheit hatte sich in der Nacht ein wenig gelichtet und aus den Niederungen des Unterbewusstseins war so eine Art Erkenntnis hervorgekommen und das wurde mir an diesem Morgen langsam bewusst:
    Nichts ist mehr so, wie es mal war, alles unterliegt gerade einem allumfassenden Wandel und das Vergangene ist definitiv vorbei, kommt auch nicht mehr wieder. „Jetzt“ ist wichtig und wir haben die Chance für einen Neubeginn, der jetzt beginnt.
    Noch deutlicher: Im Grunde haben wir gar keine andere Wahl.

    Hier oben auf dem Bustvålen ist davon wenig zu spüren, eigentlich gar nichts. Ich weiß nicht, wie der Neubeginn aussieht, auch der Bustvålen weiß es nicht. Der steht hier nur, also steht hier nur rum. Dem ist das scheißegal.

    Also weiter im Text.

    Der Abstieg vom Bustvålen geht natürlich ruck zuck. Hört, hört, auch so kann es gehen.



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    Rogen im Abstieg

    An den Rückweg habe ich kaum eine Erinnerung. Da hat sich ein wenig der „Schleier des Vergessens“ drübergelegt.
    Kaum sind wir wieder auf dem Pfad, erreichen wir auch schon unsere Bucht am Öster - Rödsjön, ebenfalls ruck zuck. Das ist fast wie bei Raumschiff Enterprise: Scotty, Öster - Rödsjön, beam me to the beach.…..und schon da!

    Ganz so fix sind wir dann am Öster - Rödsjön nicht in die Boote gekommen, ganz nach dem Motto:
    Das alte „Schnell“ ist das neue „Langsam“.
    Bis das Gerödel verpackt und die Boote klar sind vergeht etwas….Zeit!
    Die folgende Zeit auf dem Wasser entschleunigt dann noch umso mehr. Es ist Nachmittag und genug Zeit, ja, alle Zeit der Welt.
    Wir haben nur eine recht kurze Strecke vor uns und könnten uns auch treiben lassen….wenn der Wind mitspielt. Tut er aber nicht. Die Boote drehen lustig umher, sobald wir mit dem paddeln innehalten.
    Eine Hütte ist im Übergang zum Väster - Rödsjön in der Karte eingezeichnet. Die ist nicht weit entfernt und unser heutiges Paddel - Ziel. Wir haben keine Ahnung, was wir dort vorfinden werden.
    Hoffentlich einen guten Platz für unser Camp.


    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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Größe: 5,01 MB
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    Wo ist die Hütte?



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    Dort muss sie sein


    Nach etwas Rumsuchen finden wir die Hütte, die sich nicht nur als private Hütte entpuppt, sondern zudem eine beachtliche Größe hat. Jedenfalls, was wir so vom Wasser aus erkennen können.
    Der offizielle Zugang zur Hütte ist das aber nicht, und so beschließen wir noch, um die Landzunge herum zu paddeln.
    Wir haben aber nicht bedacht, wie sehr sich diese Umfahrung in die Länge zieht, aber, hey, schnell hat sich totgelaufen. Wir haben doch Zeit, und so dauert es eben, bis wir die Spitze erreicht haben.
    Jetzt nur noch bis zum Ende der rückwärtigen Bucht……



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    Dort ist ein richtiger, kleiner Anlege - Steg. Wir steigen aus und schauen uns das ganze mal an.
    Es ist niemand da, kein Boot, kein Mensch. Gerade wird ein neues Nebengebäude errichtet, in dem wohl eine Sauna untergebracht werden soll.
    Zwar gibt es direkt vor dem Anleger wunderbar - ebene Flächen für mehrere Zelte, doch hier, so dicht am Haus, mag keiner von uns zelten.
    So gehen wir erst einmal zum weiteren Erkunden der Bucht am Ufer entlang und, siehe da, schon nach recht kurzer Zeit werden wir fündig und finden einen schönen Platz unter Kiefern.
    Wir gehen zurück zu den Booten und umfahren auch diese Landzunge, die aber deutlich weniger ausladend ist.
    Auf Höhe des vermuteten Zeltplatzes gehen wir an Land und binden erst einmal die Boote an, damit sie nicht plötzlich davon fliegen.
    Es dauert nicht lange und schon steht das Akto von Bernd.
    Bei mir dauert`s……etwas länger, aber das kenne ich ja schon.
    Nach einer Wäsche im See, dem folgenden Abendessen und einem guten Schluck schottischen single malt ist es auch schon bald Zeit, schlafen zu gehen.
    Wie auf Bestellung kommt noch mal kurz die Sonne raus:



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    Camp Väster - Rödsjön


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    04. September: Uthussjön

    Unser heutiges Ziel ist ein offizieller Lagerplatz mit Windschutz am Ende des Uthussjön.
    Doch es geht mal wieder nicht los, also so gar nicht. Ich bin recht früh wach, liege aber einfach nur so da. Es wird 8 Uhr, dann 9 Uhr. Aufbruch? Ne, ne,ne,nee!
    Was ist los? Was ist denn nun schon wieder? Habe ich meine Regel??
    Nein, es ist diesmal ganz einfach: Es regnet, und da bleiben wir schön im Zelt und warten erstmal ab, bis der vorüber ist. Bis 10 Uhr müssen wir warten, dann ist es endlich trocken.

    Ja, wir brechen gemeinsam auf, und, nein, ich weiß nicht mehr genau, wie lange es diesmal gedauert hat. Geht aber schneller los, weil ich schon einen Teil im Zelt in den Rucksack verstaut habe.
    Rein von der Entfernung, also Luftlinie, ist es nicht allzu weit. Schwer einzuschätzen sind allerdings die „Portagen“, die erst einmal gefunden werden müssen und deren Länge und mögliche Schwierigkeiten wir nicht kennen. Außerdem erwarten wir zum Ende des Tages noch Regen. Der norwegische „Sprühregen“, „YR“, also der norwegische weather forecast, hat sich da eindeutig festgelegt.

    Wir setzen also auf der günstigen, der Hütte zugewandten, Seite die Boote ins Wasser.
    Bernd hat schon angekündigt, das kurze Stück direkt bei der Hütte zu Fuss zu überqueren.
    Da hatte ich meinen brainstorm wohl noch nicht eingeschaltet und ich denke nur: Alles wieder abtüdeln?? Nein, nach dem doch recht kurzen Stück über die kleine Bucht will ich unbedingt noch weiter paddeln.
    Bernd ist erstaunt.
    „Wirklich?“
    „Ja, bis gleich.“
    Ich paddel also alleine los und so langsam dämmert mir, auf was ich mich da eingelassen habe:
    Ich Schussel! Das ist doch diese ewig lange Landzunge!
    Also haue ich in die Blätter und treffe, nach einer gefühlten Ewigkeit und mit wirklich schlechtem Gewissen auf einen schon recht lange wartenden Bernd, der inzwischen nicht nur Moos angesetzt hat, sondern auch einen gaanz langen, grauen Bart bekommen hat.
    Diese Episode der „gelernten“ Langsamkeit war definitiv vermeidbar.

    Wir paddeln eine ganze Zeit....paddeln und paddeln und
    nach etwas Rumsuchen finden wir die richtige Bucht. Schon von weitem können wir am Ende den aufsteigenden, deutlichen Pfad erkennen.
    Hier sind definitiv schon etliche Boote über den Hügel gekarrt worden.



    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 9B18BBFE-D311-419B-8B33-EE8F09CCDE73_1_201_a.jpeg Ansichten: 0 Größe: 4,33 MB ID: 3016288

    Kurz vor der Portage 1


    Hinter dem Hügel setzen wir wieder ins Wasser ein. Später geht es noch einmal einen Sumpf- und Wiesenfluss ein Stück hoch, bis es nicht mehr weiter geht und wir die Boote aus dem Wasser nehmen. Dieser sumpfigen Gegend folgen wir eine Weile, bis wieder offenes Wasser vor uns auftaucht. Hier baut Bernd das Akto zum Kochen und trocknen auf und wir machen erst einmal eine Essens- und Kaffee - Pause.



    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: E5544660-BF68-4585-9CF5-A51AECB24072_1_201_a.jpeg Ansichten: 0 Größe: 5,90 MB ID: 3016290

    Versumpft


    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 49CF6E8B-6DB2-448E-93AD-0A4A2A626113_1_201_a.jpeg Ansichten: 0 Größe: 5,46 MB ID: 3016289

    Portage 2


    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 04690CB3-2FD9-405E-9CFC-4332ECFF613F_1_201_a.jpeg Ansichten: 0 Größe: 5,50 MB ID: 3016291


    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: image_14766.jpg Ansichten: 4 Größe: 5,89 MB ID: 3016293

    Pause

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: image_14765.jpg Ansichten: 4 Größe: 5,14 MB ID: 3016292


    Nachdem wir die Pause beendet haben, dürfen wir erst einmal ein längeres Stück paddeln, denn bis zum Ende des Uthussjön und seinem Windschutz liegt nun noch ein Gewirr einzelner, kleiner und größerer Inseln und Landzungen. Das ist schon ein wenig verwirrend, doch bleibt man fokussiert und gleicht das Bild immer wieder mit der Karte ab, so gelingt die Orientierung recht gut.


    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 74759854-AB06-42C3-A1C7-F4CA4F1C9144_1_201_a.jpeg Ansichten: 0 Größe: 4,75 MB ID: 3016300

    Uthussjön


    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DB360048-F8A7-48E4-81A0-3579E3F6E2BA_1_201_a.jpeg Ansichten: 0 Größe: 3,94 MB ID: 3016295


    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 9E2E5C95-6C69-4BD9-B4B3-7146B636EC6F_1_201_a.jpeg Ansichten: 0 Größe: 3,54 MB ID: 3016294


    Das Wetter sieht heute die ganze Zeit wirklich gut und sonnig aus und zumindest ich habe die Schlechtwetter - Front im Rücken nicht allzu ernst genommen.
    Die ist (scheinbar?) noch recht weit entfernt und vor uns liegt traumhafter Sonnenschein.
    Da sollten wir uns aber schwer getäuscht haben.



    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 57BBB0ED-9F3F-421C-AEE3-0D3514A58637_1_201_a.jpeg Ansichten: 0 Größe: 4,04 MB ID: 3016301

    Oha!

    Zuletzt geändert von evernorth; 27.01.2021, 08:03.

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  • Fjellfex
    antwortet
    Zitat von evernorth Beitrag anzeigen

    Das Anfibio Basic 4p wird nicht grundlos beim Verleih des Packrafting Store verwendet, wo ich es bei meiner Vistasjohka - Befahrung auch in den Händen hielt. Sehr solide und überaus robust. Auch wegen des Preises sehr empfehlenswert.
    Danke für den Tip! Deine Vistasjohka-Befahrung war ja ein wilder Ritt - wenn das Basic 4p den überstanden hat, sollte es für meine Zwecke absolut ausreichend sein.

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  • Fjellfex
    antwortet
    Zitat von Bergahorn Beitrag anzeigen
    Naja, so ein literarischer Tourbericht ist ja (zum Glück) keine Zeugenaussage, das würde ein pingeliger Jurist, pingelig, wie er ist, sicher differenzieren können. Hoffe ich jedenfalls!
    Also was Bernd andernorts in seinen Berichten über Geländebeschaffenheit, Furtbarkeit von Flüssen etc. schreibt nehme ich durchaus als Zeugenaussage und nicht als "literarisch".

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  • Bergahorn
    antwortet
    Naja, so ein literarischer Tourbericht ist ja (zum Glück) keine Zeugenaussage, das würde ein pingeliger Jurist, pingelig, wie er ist, sicher differenzieren können. Hoffe ich jedenfalls!

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  • evernorth
    antwortet
    Zitat von Fjellfex Beitrag anzeigen
    Abgesehen davon gefällt mir gar nicht, was ich hier über das Anfibio Fly zu lesen bekomme. Dann lieber 500g mehr schleppen (z.B. Anfibio Basic 4p), aber man hat dafür was Zuverlässigeres... oder geht dieses Paddel auch so leicht kaputt?
    Das Anfibio Basic 4p wird nicht grundlos beim Verleih des Packrafting Store verwendet, wo ich es bei meiner Vistasjohka - Befahrung auch in den Händen hielt. Sehr solide und überaus robust. Auch wegen des Preises sehr empfehlenswert.

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  • Fjellfex
    antwortet
    Zitat von Borgman Beitrag anzeigen
    [FONT=Arial] Steht im Bericht jeder Gedanke, jedes Zitat minutengenau an der korrekten Stelle? Nein. Ist er dennoch wahr? Ja, absolut.
    Eine gewagte These! Hier auf ODS - seines Zeichens ein Verein von (Lebens-)künstlern - darfst du auf volles Verständnis hoffen, ein pingeliger Jurist würde dir das aber nicht durchgehen lassen.

    Abgesehen davon gefällt mir gar nicht, was ich hier über das Anfibio Fly zu lesen bekomme. Dann lieber 500g mehr schleppen (z.B. Anfibio Basic 4p), aber man hat dafür was Zuverlässigeres... oder geht dieses Paddel auch so leicht kaputt?

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  • Borgman
    antwortet
    @Fjellfex: Nee, mach Dich mal nicht lustig über den Tom. An jenem 3. September hatte ich wahrscheinlich zum ersten Mal wirklich akzeptiert, dass jeder sein eigenes Zeitgefühl hat. Dass man sogar davon lernen kann. Das ist beim Berichteschreiben nicht anders.

    Und zu „Dichtung und Wahrheit“: Denk mal an die Erdnuss, mein Guter - die Wahrheit liegt im Kern, nicht in der Schale. Und mit einem Körnchen Salz schmeckt sie noch besser. Steht im Bericht jeder Gedanke, jedes Zitat minutengenau an der korrekten Stelle? Nein. Ist er dennoch wahr? Ja, absolut.

    @vobo: Also, Volker, Du hast ja Recht: mündlich (ziemlich kurz nach der Tour) habe ich wohl mehr die Unterschiede betont, und dass ich mir gerade an den ersten Tagen einen strafferen Tagesablauf gewünscht hätte. Nach der zweiten windigen Rogenquerung habe ich mir in Wirklichkeit auch mehr Sorgen gemacht, als im Bericht rüberkommt, das war schon etwas stressig. Aber beim Schreiben sortiert sich das alles ein bisschen besser, man sieht mehr den größeren Zusammenhang. Am Ende war es doch die entspannteste und erholsamste Tour aller Zeiten – nur das zählt .

    @Bergahorn: Ooh ja ... Du hast richtig gelesen. Mit Obertönen kenne ich mich tatsächlich ganz gut aus ... wir sagen lieber Teiltöne, weil das den Grundton einschließt. Nicht alle Teiltöne sind harmonisch, aber ohne sie klingt es langweilig . Die mehr oder weniger dezente ironische Brechung ist Dir also nicht entgangen. Eine Erkenntnis über Zeit und Gelassenheit heißt ja nicht automatisch, dass man sie schon verinnerlicht hat...

    @Andrea2: Deinen schönen Bericht über Eure erste Kanutour möchte ich auch noch mal lesen, jetzt kommt mir bestimmt manches bekannt vor. Freut mich, dass Du dabei bist . Wandteppich, Wandteppich ... da klingelt was, ohne dass ich es vor Augen hätte. Vielleicht weiß Tom es noch genauer. Ich war da mit Kaffeekochen beschäftigt, wie immer . Über den Rogen fegte so ein ungemütlicher Wind, dass wir an der Bucht nicht lange nach einem Zeltplatz gesucht haben. Sandstrand hatten wir zwar nicht, aber schön war es trotzdem am Öster-Rödsjön. Und mit Kind ist es natürlich ganz anders, soll ja allen Spaß machen. Tom und ich hätten als gestandene Solowanderer genauso gut getrennt losziehen können.

    @Highbeat: Danke für den Hinweis zum Fly. Hätte nicht gedacht, dass so was passiert. War das ein Materialfehler, haben sie was gesagt? Ich war zuerst sehr vorsichtig damit, weil es so leicht ist, bekam dann aber doch mehr Vertrauen. Vielleicht etwas zu viel, denn letztes Jahr im Westhavelland ist mir beim Abstoßen von einem Stein das Blatt eingerissen. Konnte ich flicken ... seitdem bin ich wieder vorsichtig.

    @agricolina: Die Entdeckung der Langsamkeit lohnt sich – aber ich bin trotzdem froh, dass Du jetzt an Deinem Bericht weiter arbeitest . Für Deine erste Packraft-Tour kannst Du Dich gut an dem orientieren, was bei uns noch kommt. Das dürfte gut passen. Alleine mit Hund würde ich den Rogen auch nicht so ohne Not queren. Jedenfalls nicht für den Anfang.

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  • Fjellfex
    antwortet
    Zitat von Bergahorn Beitrag anzeigen
    Bin nun auf die Darstellung aus anderem Blickwinkel gespannt!
    Das sind wir alle, aber vielleicht muss Tom erst noch ein bisschen Ausrüstung sortieren...

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  • agricolina
    antwortet
    Vielen Dank euch beiden schon mal für den Bericht, die tollen Fotos und die Idee mit den beiden Perspektiven. Das erhöht den Reiz noch mehr. Bin eh' schon gespannt wie ein Flitzebogen, wie es weiter geht. Ich habe mit der Gegend noch eine Rechnung offen, und die wird mit dem Packraft beglichen... Da legt ihr ganz prima einen Rahmen vor, vor allem mit den "dos" und "don'ts" (z.B. den Wind unterschätzen oder über den Rogen paddeln...). Ich lese da übrigens auch so einen Unter- bzw. Oberton der Ungeduld heraus und warte jetzt auf Toms Replik.
    Die Entdeckung der Langsamkeit ist übrigens so ganz nach meinem Geschmack...

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  • Highbeat
    antwortet
    Zitat von Freedom33333 Beitrag anzeigen

    Da muss ich nochmal mit einer Ausrüstungsfrage einhaken. Ich hatte bisher schon irgendwie das Fly Paddel auf dem Schirm fürs Trekking, wiegt es doch immer nur die Hälfte des anderen.
    Ich habe mein Fly-Paddel auf dem Neckar bei bestem Wetter und ruhigem Wasser stromabwärts geschrottet. Es ist am Schaft gebrochen. Das hat mich ein wenig beunruhigt. Wir saßen zum Glück zu zweit im Packraft. Das Paddel konnte ich natürlich einschicken aber nun lege ich mir ein stabileres zu.

    Bin weiterhin mit Genuss beim Lesen und immer wieder am Lachen 😀

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  • andrea2
    antwortet
    Was für ein wunderbarer Bericht. Vielen Dank euch beiden. Ihr hängt die Latte für zukünftige Reiseberichte ganz schön hoch. Es ist toll die gleiche Reise aus zwei so unterschiedlichen Blickwinkeln nahegebracht zu bekommen.

    Ich denke so gerne an unsere Kanutour dort zurück und freue mich über eure Erlebnisse und die wunderbaren Fotos. Vielen, vielen Dank.

    Bredåsjön steht auch immer noch auf unserer Liste, aber so recht traue ich mir/uns die Überfahrt über den Rogen nicht zu, wenn ich daran denke, wie lange wir in Rödviken festsaßen bis wir endlich nach Reva fahren konnten. Ganz zu schweigen vom Rückweg. Sehr schade, dass ihr in Rödviken unseren Zeltplatz nicht gefunden habt, mit eigenem Hafen und Badestrand. Hängt in dem Windschutz eigentlich immer noch der „wunderschöne“ Wandtepppich?

    Als ich die Karte eurer Tour das erste Mal ansah, hab ich mich gefragt, warum nur haben sie die schöne Schleife von Reva nach Norwegen nicht gemacht. Dann hat es erst klick gemacht, das ging ja gar nicht, dank Corona.

    Auf den Bildern schaut das Wetter so wunderschön aus, zum Wander perfekt, aber zum Paddeln oft viel zu windig. Das haben wir aber auch erst gemerkt als wir mit dem Boot dort waren, auf den beiden Wandertouren haben wir keinen Gedanken an den Wind verschwendet.

    Ich kann Bernd ja ein bisschen verstehen. Wir saßen damals oft schon fertig im Zelt und das liebe Kind hatte keine Lust aufzustehen. Nun wollten wir ja auch keine mega schlecht gelaunte Tochter den ganzen Tag dabei haben. Also erst warten, dann vorsichtige Anfrage, später drängen und irgendwann gings dann tatsächlich los.

    Ich hoffe es geht bald weiter.

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  • Bergahorn
    antwortet
    Interessant, wie unterschiedlich man diese schöne Passage lesen kann. Ich hatte dann doch den Eindruck, dass da so ein leiser Unterton - oder sollte ich im Falle dieses Hau-in-die-Tastenspezialisten lieber Oberton sagen? - von Ungelduld mit dabei ist. Vielleicht liegt es auch nur daran, dass ich eher der "Losgehen-hat-seine-Zeit-Typ" bin. In jedem Fall mal wieder super geschrieben! Bin nun auf die Darstellung aus anderem Blickwinkel gespannt!

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  • Fjellfex
    antwortet
    Zitat von vobo Beitrag anzeigen
    Gut dass ich das schon mal mündlich gehört hatte, da hat die Geschichte einen etwas anderen Eindruck hinterlassen .
    Ach; wie interessant!
    Es ist dann der Borgman-Forschung vorbehalten, hier "Dichtung und Wahrheit" zu ermitteln. Erste sachdienliche Hinweise könnten von evernorths Beschreibung der Begebenheit kommen - auf geht´s Tom: hau in die Tasten.

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  • vobo
    antwortet
    Ja, das ist tatsächlich ein literarischer Edelstein über das Er-warten ... wunderschön. Gut dass ich das schon mal mündlich gehört hatte, da hat die Geschichte einen etwas anderen Eindruck hinterlassen .

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  • Fjellfex
    antwortet
    Mensch Bernd, was hast du da für eine Perle rausgehauen!
    Tom der Gelassenheitsguru mit seinem quengeligen Novizen...
    Wobei letzterer literarisch und fotografisch auch schon Oberguru ist.

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  • Borgman
    antwortet
    @Freedom33333: Zum Anfibio Fly hat Tom schon alles gesagt – genau so sehe ich das auch. Bei den Touren, wo Gewicht und Packmaß im Vordergrund stehen, werde ich das Fly auf jeden Fall wieder nutzen. 2019 bin ich damit ja auch prima klargekommen.


    03. September: Bustvålen

    Nachdem wir gestern so lange nach einem geeigneten Zeltplatz gesucht hatten und ich dann mein Zelt („für das Akto findet man überall was“) kurzerhand an die am wenigsten hubbelig aussehende Stelle setzte, war ich doch angenehm überrascht wie saumäßig bequem ich hier lag. Schweinegemütlich! Das dicke Moos unter mir passte sich perfekt meiner Seitenschläfer-Position an.

    Ausgeruht und für meine Verhältnisse recht spät koche ich einen ersten Kaffee und warte darauf, dass sich im roten Zelt was regt. Wir wollen die Zelte hier stehen lassen und am Vormittag ohne Gepäck auf den Bustvålen steigen. Der Berg verspricht einen netten Rundumblick, ist aber mit 996m nur knapp 240 Meter höher als der Rogen und somit auch für faule Gesellen wie uns ohne übermäßige Anstrengung zu bewältigen. Im Gegensatz zu den vorherigen Tagen drängt es mich nicht zu einem frühen Aufbruch. Anscheinend komme ich langsam dem entspannten Zustand zeitloser Gelassenheit näher, den Tom bereits perfektioniert hat.

    Heute ist es ja auch völlig egal, wann wir was machen. Mit dem anhaltend kräftigen Südwind werden wir uns später noch ein Stück auf den Väster-Rödsjön treiben lassen und morgen dann das Gewirr von kleinen Seen in Richtung Käringsjön erkunden. Wenn das Wetter mitspielt - es ist Regen angesagt. Gedankennotiz: Telefon mitnehmen und auf dem Bustvålen die Vorhersage checken. Hier unten gibt es nämlich kein Netz.

    Tom ist inzwischen aktiv und bereitet sein Porridge zu. Was nicht heißt, dass wir bald aufbrechen. Wer die Langsamkeit entdecken will, darf sich nicht zu viel auf einmal vornehmen. Ich bin ja noch blutiger Anfänger auf dem Gebiet, soll heißen immer einen oder zwei Schritte voraus. Leben kannst du nur in der Gegenwart, nicht in der Zukunft, also schau und lerne.

    Als ich meinen Leichtrucksack mit allen lebenswichtigen Dingen für eine unvergessliche Gipfeltour gepackt habe und zu Toms Zelt hinüberschlendere um ihn ein bisschen zu motivieren, sortiert er gerade in aller Seelenruhe seine Sachen. Also, nicht dass das jetzt nötig wäre, wir lassen sie ja hier, aber ich glaube, es ist für ihn eine Art von Meditation um die innere Ordnung zu erhalten. Das dauert immer gut und gerne eine Stunde. Vielleicht hilft es, wenn ich so unaufdringlich wie möglich daran erinnere, dass wir eigentlich jetzt was vor haben. „Ich will ja nicht drängeln, aber wir könnten dann langsam aufbrechen.“ - „Ja, na klar - Bustvålen ... bin gleich fertig ... ... ... die Piezozündung funktioniert jetzt übrigens gar nicht mehr ... das kann doch nicht an der Temperatur liegen ... so kalt ist es heute nicht ... also, das hatte ich beim Soto Windmaster nie ...“

    Tom lässt alles stehen und liegen und beginnt ein Gespräch über Kocher. Dazu kann ich nur sagen, dass mein Trangia nie einen Piezozünder hatte und ich auch nie einen vermisst habe. Aber hätte er einen, dann fände ich es nur recht und billig, dass dieser auch funktioniert. Was natürlich irrelevant ist, das ganze Thema ist jetzt irrelevant. Andererseits steht der Bustvålen auch in zwei Stunden noch da, morgen bestimmt auch noch, und mit etwas Glück vielleicht sogar noch übermorgen. Also, hey, entspann dich - nur der Augenblick ist wichtig. Willkommen in der wunderbaren Welt der Langsamkeit!

    Älskade vare de som sätter sig”, denke ich und suche einen guten Sitzstein. Das Zitat aus einem Gedicht von César Vallejo in dem Film „Sånger från andra våningen“ (Songs from the Second Floor) kommt mir bestimmt nicht ohne Grund in den Sinn. Fühle ich mich wie eine Figur aus einem Roy-Andersson-Film? Ja klar, manchmal schon, aber heute nun überhaupt nicht.

    Allt har sin tid, Pelle. - Jojo. - Pyramiderna hade sin tid. - Jao, visst, visst. - Ångloken hadde sin. - Förlåt, vad sa du? - Ångloken... - Ja. - ...hade sin tid!“ Genau, das ist es: alles hat seine Zeit. Die Dampflokomotive hatte ihre Zeit. Geburt hat ihre Zeit und Tod hat seine Zeit. Pflanzen hat seine Zeit und Ernten hat seine Zeit. Sachen sortieren hat seine Zeit und zum Bustvålen wandern hat seine Zeit. Der Piezozünder vom Primus hatte seine Zeit, wenn auch nur eine sehr kurze. Tom hat seine Zeit und ich habe meine. Manchmal passt es zusammen und manchmal nicht.

    Abschweifen hat seine Zeit und Weiter-im-Bericht hat seine Zeit.



    Wanderung zum Bustvålen




    Öster-Rödsjön


    Rogen, Rödvika


    Skedbrofjället


    Väster-Rödsjön

    Der Anstieg ist von Osten tatsächlich genau so einfach, wie es auf den Bildern aussieht. Nur sehr kurz überlegen wir, ob es lohnt, noch auf den westlichen, etwas höheren Gipfel zu laufen, entscheiden dann aber dagegen. Besser kann der Blick von da auch nicht sein, zumal der Wind über die Höhen noch viel ungemütlicher bläst als unten am See. Wir suchen eine geschützte Stelle für ein Müsliriegel-Päuschen, ergötzen uns an der prächtigen Aussicht und konsultieren den Wetterpropheten. Morgen dreht der Wind auf West, außerdem soll es bis Mittag regnen. Danach bleibt es wechselhaft.

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  • evernorth
    antwortet
    Zitat von Freedom33333 Beitrag anzeigen
    Wie viel wiegt denn das rote Zelt & Was war für dich der Grund das mitzunehmen? So richtig komme ich bei deinen Zelten nicht mit. Weil dass das Unna recht schwer ist ok, dann hattest du doch das Chinook als leichtere Variante, im Sarek letztes Jahr hattest du ein noch leichteres Zelt mit Rundbogen - und jetzt wieder ein anderes. Worin liegt der Vorteil dieses Zelts gegenüber den beiden anderen? Noch leichter?

    Bei meinen zahlreichen Zelten verliere ich auch langsam den Überblick....
    Das Zelt wiegt etwa 1300g und war das Leichteste der Zelte, die ich dabei hatte. Ich wollte es unbedingt mal unter Tour - Bedingungen testen. Außerdem wollte ich dem höheren Boots - Gewicht etwas entgegensetzen, Ich war allerdings reichlich konsterniert, wie viel „Tuning“ so ein Mid auf Tour benötigt. Ich habe auf den letzten Tagen noch einmal das Zelt gewechselt. Dazu später mehr.


    Da muss ich nochmal mit einer Ausrüstungsfrage einhaken. Ich hatte bisher schon irgendwie das Fly Paddel auf dem Schirm fürs Trekking, wiegt es doch immer nur die Hälfte des anderen. Was genau ist beim Fly anders? Ist das Blatt kleiner und damit das Paddeln anstrengender? Oder woran liegt es?

    Bernd wird bestimmt noch etwas zu ergänzen haben, aber ich habe mich auch bereits mit dem Fly beschäftigt.
    1. Das Blatt ist deutlich kleiner. 2. Das Blatt - Material ist dünner und filigraner. Dadurch lässt sich nicht so druckvoll paddeln, es gibt mehr nach. 3. Der Paddel - Schaft hat einen deutlich geringeren Durchmesser. Dadurch „greift“ er sich nicht so gut. Aber: Es ist seehr leicht und wiegt etwa nur die Hälfte.


    Siehst du dann denn überhaupt noch legitimen Anwendungsbereich für das Fly, wenn du es nichtmal beim Trekking mitnimmst?

    Ja, natürlich! Wenn es aufs Gewicht ankommt.
    Trekking stand ja diesmal nicht ganz so im Vordergrund. Wir sind ja häufiger auf dem Wasser gewesen, als an Land.


    Jenseits des Komfortgewinns stellt sich dann ja auch die Frage der Sicherheit. Wenn nämlich die Überfahrt über eine kritische Stelle bei nicht wenig Wind, wie du es ja hattest, schon verlangt, dass du dich körperlich anstrengen musst, dann wäre das ja womöglich mit schlechterem Paddel auch gefährlicher.

    @ Tom welches Paddel hattest du?

    Ich hatte ein Aquabound Sting Ray dabei.


    Zuletzt geändert von evernorth; 20.01.2021, 16:14.

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