Zitat von Blahake
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... also, so eine Tour wie diese, ja klar, aber bei längeren Wanderstrecken und Deinem üblichen Rucksackgewicht hätte ich schon Bedenken, noch mal drei oder vier Kilo draufzupacken ... oder Du müsstest an anderer Stelle Abstriche beim Komfort machen .
Bevor es weitergeht, kommen noch ein paar Fotos vom 03. September mit Tom und seinem schicken Alligator:
Aufbruch am Öster-Rödsjön
Väster-Rödsjön, an der Anlegestelle der Hütte
Weiter am 04. September auf dem Uthussjön
Die dunklen Wolken im Westen haben wir schon viel zu lange nicht ernst genommen, schienen sie doch kaum näher zu ziehen. Außerdem war unser Ziel, der Windschutz zwischen Uthus- und Källsjön, nicht mehr weit. Als wir dort anlegen, sehen wir ein Zelt auf dem Hügel ... aha, da wohnt schon jemand ... ist ja nicht schlimm ... wird wohl kein Griesgram wie der Inselherrscher sein. Wir steigen auf den Hügel ... mal gucken wie die Leutchen hier so drauf sind ... dann taucht das nächste Zelt auf, dann noch eins und ganz viele andere. Hier lagert eine ganze Gruppe, aber es ist niemand zu sehen. Sind wohl noch auf dem Wasser. Nee, hier bleiben wir nicht.
Inzwischen haben die Wolken uns eingeholt, es riecht nach Regen. Dann sollten wir mal zackig einen Platz für die Nacht finden. Der Übergang zum Källsjön ist steinig und nicht wirklich paddelbar, ständig sitzen wir auf Felsen direkt unter der Wasserlinie auf, aber danach dauert es lediglich ein paar Minuten bis zur nächsten Landzunge. Hier müssen wir was finden, nur an welcher Stelle? Sieht alles steinig und dicht bewachsen aus. Tom erkundet das Ufer an der südlichen Bucht, sein Zelt stellt ja die höheren Ansprüche, und kommt kopfschüttelnd zum Boot zurück. Dann also an der schmalsten Stelle der Landzunge. Tom macht wieder den Vorgucker.
„Ja“ sagt er, „für mein Zelt gibt es eine Stelle, aber für dich wird es schwieriger.“ - „Egal, ich finde schon was. Das Akto passt fast überall hin.“ Erste Regentropfen treiben zur Eile. Um die Boote kümmern wir uns später. Als ich die Landzunge absuche, muss ich feststellen, dass Tom recht hatte. Der Boden ist überall steinig und uneben. Das wird hier nix. In mittlerweile kräftigem Regen laufe ich eine ganze Weile den Hügelrücken entlang, bis ich hinter einem umgestürzten Baumstamm, unter den tropfenden, tief hängenden Zweigen einer Kiefer die einzig mögliche Stelle finde. Noch ein paar Äste und Butzeln wegräumen, dann passt es schon. Aber ich ärgere mich, dass wir nicht früher aufgebrochen sind. So‘n Scheiß, der Rucksack ist auch ganz nass geworden, das war echt nicht nötig. Eine Stunde früher wäre ja wohl ohne die geringste Hetze möglich gewesen. Ist jetzt auch egal. Ich knalle ihn in die Apsis, gehe zurück zum Boot und binde es an einen Baum. War ja nicht geplant, dass ich so weit weg von der Anlegestelle zelte, sonst hätte ich das vorhin noch gemacht.
Dann schaue ich bei Tom vorbei, dem auch etliche Sachen nass geworden sind. Geteiltes Leid ist halbes Leid, sagt man, aber so richtig hilft das nicht. Wenn ich eins nicht mag, dann sind das klitschnasse Sachen, die man am nächsten Morgen zum Paddeln braucht. Einigermaßen schlecht gelaunt sage ich Tom, dass ich am nächsten Tag meinen eigenen Rhythmus haben möchte. „Ich wäre ja heute schon früher aufgebrochen!“ - „ Warum hast du‘s nicht gemacht?“ Na, warum wohl – weil ... sonst kann ja jeder für sich losziehen ... und eigentlich hat das heute zusammen doch Spaß gemacht ... bis zum Regen jedenfalls. Der hat eben auch seine eigene Zeit.
Rückblende: Zwei ausgeschlafene Gesellen an einem wunderschönen Platz am Väster-Rödsjön. Jeder frühstückt für sich im eigenen Zelt, weil es regnet ... schon seit vielen Stunden. Man kann ja gegen Regen sagen, was man will, aber dies Art von Regen, der gemächliche schwedische Landregen, erfüllt alle Zeltbewohner mit einer äußerst befriedigenden Trägheit. Wer will da raus? Wir jedenfalls nicht. Dafür hat man schließlich ein gutes Buch dabei und genügend Spiritus für einen zweiten Kaffee.
Wir hatten uns angesichts der Wettervorhersage darauf verständigt, dass wir gegen zwölf Uhr aufbrechen, doch schon um zehn zeigt sich, dass der Vormittag ganz offensichtlich trocken bleibt. Keine Regenwolke in Sicht, im Gegenteil – die Sonne kommt durch. Mein Vorschlag, die Gunst der Stunde zu nutzen und schon früher loszupaddeln, stößt bei Tom nicht auf Zustimmung. Okay, das kommt anscheinend zu plötzlich – der Mann möchte die meditative Stimmung noch länger auskosten. Dann bleibt es eben bei zwölf Uhr, so war es schließlich verabredet.
Um alleine aufzubrechen, sehe ich keinen Grund, und es wäre auch schwierig, einen Treffpunkt auszumachen. Wir wissen ja noch nicht, welche Route wir durch das Gewirr der kleinen Seen nehmen und wo gute Tragestellen sind. Das sollten wir auf jeden Fall gemeinsam machen.
Also verdödeln wir den Vormittag an diesem tatsächlich sehr netten Platz. Gegen elf oder halb zwölf dränge ich zum Packen, was erfahrungsgemäß eine Weile dauert. Nämlich in diesem Fall bis 13:00 Uhr. Da setzt Tom sein Packraft ins Wasser und paddelt aus unerfindlichen Gründen zurück, wie wir gestern gekommen sind, während ich meine Sachen zur Hütte trage, um direkt dort auf der anderen Seite einzusetzen. Das gibt mir auch Gelegenheit, noch mal das Plumpsklo zu benutzen, eine zu rauchen, aufs Wasser zu starren und ... aha, da kommt er. Ging ja eigentlich recht schnell.
Gut gelaunt paddeln wir mit dem Wind über den See, entlang der Inseln und Buchten, die wir von gestern schon kennen. Nur suchen wir heute die Durchfahrt zur nordöstlichen Bucht des Öster-Rödsjön. Ob man da überhaupt fahren kann wissen wir nicht, das wird sich zeigen. Vom Boot aus kann man oft nicht erkennen, was Insel und was Landzunge ist, wo nur eine Bucht ist oder der Durchlass zum nächsten See.
Schließlich finden wir eine fahrbare Engstelle, die richtig aussieht und freuen uns schon über die souverän gelöste Orientierungsaufgabe. Plötzlich sehen wir einen Berg voraus, der da gar nicht hingehört. Ja, nee, auf der Karte ist da kein Berg, aber den kennen wir - das ist Bustvålen! - haha, na toll, das war ja eine navigatorische Glanzleistung! Wir sind um eine Insel herumgepaddelt und fahren gerade wieder zurück nach Westen. So kann man auch den Tag verbringen.
Nachdem im zweiten Versuch die richtige Stelle gefunden ist, läuft allerdings alles wie am Schnürchen. Vom Südzipfel der östlichsten Bucht kommen wir über eine breit ausgetretene Tragestelle auf einen kleineren See, über eine weitere Tragestelle auf den nächsten kleinen See und dann folgt eine längere Portage durch Moor zum Uthussjön. Mittagspause!
erste Tragestelle
Moor am Uthussjön
Uthussjön
Das hat Spaß gemacht. Anlanden, Rucksack schultern, Boot unter den Arm klemmen und wieder einsetzen ging mit den Packrafts ganz mühelos. Dazu das unerwartet gute Wetter, Sonnenschein, mäßiger Westwind, es ist einfach nur herrlich! Ich bin ganz überrascht, dass seit dem Aufbruch tatsächlich schon drei Stunden vergangen sind.
Die Pausen sind für Tom eigentlich nicht so wichtig, wogegen ich mich gerne an einem schönen Platz einrichte, das Zelt trockne, Kaffee koche und ein bisschen ausspanne. So wird es viertel nach fünf, bis wir wieder die Boote besteigen und über den Uthussjön paddeln. Morgentrödler und Pausentrödler – kein Wunder, dass wir am Ende nass werden.
Über die elende Zeltplatzsuche ist der Abend hereingebrochen. Uff! Ich reiße mir die tropfnassen Regenklamotten vom Leib, verstaue sie mit den anderen nassen Sachen in der Apsis, koche im Dunklen meinen verspäteten Nachmittagskaffee und denke nach. Ja, jeder hat mit den Jahren seine Marotten kultiviert, die werden wir beide nicht mehr ändern. Meine lange Mittagspause hat uns schließlich auch aufgehalten. Es war wirklich nicht in Ordnung, Tom den späten Aufbruch vorzuwerfen. Hoffentlich denkt er jetzt nicht, ich wäre sauer auf ihn. Eigentlich könnte man das morgen wieder so machen wie am Mittwoch. Als Tom über den Rogen kam, hatte ich schon meine Pause und jeder war zufrieden. Ohne Regen hätte ich noch mal bei ihm vorbeigeschaut, ja, und wenn sein Zelt nicht so weit weg wäre, aber ... nee, so schlimm ist mein schlechtes Gewissen auch wieder nicht ... ich schreibe ihm lieber ne Nachricht mit dem Vorschlag für morgen.
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