AW: [NO] Solo durch die Hardangervidda
Di 16.9. Hadlaskard – Torehytten ca 13km
Ich wache auf als es noch dunkel ist. Die ersten Jäger machen sich gerade auf die Socken, dann schlafe ich noch bis kurz vor 8. Nach kurzer Morgenwäsche frühstücke ich gemütlich, packe meine 7 Sachen und bin 10:45Uhr abmarschbereit. Sonderlich weit ist die heutige Strecke ja nicht. So habe ich unterwegs genug Zeit, die wunderschöne Landschaft zu genießen. Eva und ich tauschen noch Adressen aus und verabschieden uns dann. Etwas Melancholie ist mit dabei. Schon komisch wie man sich in 2 Tagen aneinander gewöhnen kann.

Die heutige Etappe steht ganz im Zeichen des Harteigens. Immer wieder wird er hinter Kuppen hervorschauen oder sich in seiner vollen Pracht zeigen. Für mich ist es der schönste Abschnitt der ganzen Hardangervidda: sehr abwechslungsreich, lieblich, schroff, steil, unterschiedlichste Vegetationszonen, tolle Fischgründe und das Ganze auf gerade mal 13km.

Direkt nach der Hütte geht es über die Sommerbrücke. Den Veig könnte man bei dem niedrigen Wasserstand wohl auch an einigen Stellen durchwaten. Von dem anschließenden Sumpfgebiet ist auf dem leicht ansteigenden Pfad kaum etwas wahrzunehmen. Ich komme gut voran, mache aber immer wieder kleine Pausen. Die Umgebung ist einfach zu schön, um durchzuhetzen.


Hier bekomme ich zum ersten Mal fast flächendeckend die rote Herbstfärbung der kleinen Sträucher zu Gesicht. Am Wegesrand warten die reifen Heidelbeeren auf ein Erbarmen. Umso mehr Grund, mich immer wieder zu bücken und mir eine Handvoll zu genehmigen. Kurz vor dem Viersdalen streifen 3 Jäger durch die Sträucher, wahrscheinlich auf der Suche nach Schneehühnern. Ich hoffe nur, dass sie mich im Ernstfall sehen wenn sie in Eile mit Schrot um sich schießen.

Um kurz vor 13 Uhr mache ich am Viersdölo gegenüber von den privaten Hütten meine Mittagsrast. Der Bach führt wenig Wasser, so dass ich ohne mein Watsystem rüber komme. Dies ist der einzige Berührungspunkt mit meiner letzten Hardangervidda-Tour vor 4 Jahren Wir sind damals vom Harteigen über Kristofferbu und das Grönodalen nach Litlos gelaufen. Heute sitze ich in der Sonne und lasse meine durchschwitzten Sachen trocknen. An dem Bach ist einfach sehr idyllisch. Ein paar Tage in der Hütte verbringen, die Angel auswerfen oder einfach die 200 verschiedenen Blumenarten zählen. Ach ja, das wär was.

Anstatt dessen ziehe ich 45min später wieder weiter just als die beiden Amerikaner Andy und Caroline erscheinen. Nach wenigen 100m stellt die breite aber flache Watstelle am Sandhaugo auch keine Hürde dar. Meine Stiefel tauchen nur bis zum Knöchel ins Wasser. Kurz danach hat man auf der Höhe von Fljana einen schönen Blick nach Norden auf den Hardangerjökulen (wenn das Wetter mitspielt). Mein Verdacht auf Mobilfunkkontakt bestätigt sich und so kann ich die guten Nachrichten aus der Heimat vernehmen. Bis Donnerstag soll es bei bis zu 5° trocken bleiben. Für Freitag wird allerdings ein Wetterumschwung vorhergesagt. Nur noch 2° und Regen evtl. auch Schnee. An einem strahlenden Tag wie heute kaum vorstellbar.


Im Gröndalen kann man schon von weitem den Wasserfall des Sandhaugos hören, der sich in einen kurzen Canyon stürzt. Je näher ich komme, desto mehr bin ich von der nur 200m langen und max. 20m breiten Schlucht fasziniert. An der Nordseite steigt man recht steil auf. Bei Regen kann ein aufgeweichter Hang den Weg recht anspruchsvoll machen. Ein Fehltritt wäre hier nicht ratsam. Am oberen Ende der Schlucht angekommen, lege ich den Rucksack ab und überlege nicht lange bevor ich den Wasserfall quere. Bei Niedrigwasser kann man völlig ohne Risiko den Wasserfall von der Südseite anschauen. Von der Umgebung bin ich einfach begeistert. Ein Nachteil, wenn man alleine unterwegs ist. So muss ich halt alles in Bildern für die Daheimgebliebenen festhalten.


Der anschließende steile Aufstieg am Nedstra Soltjörni lässt sich heute auch sehr gut gehen. Bei Nässe hätte er es in sich. Unten am See kann ich den Pfad erkennen, der direkt in die schmale Schlucht zum Östra Soltjörni führt. Ich steige aber bis auf knapp 1400m auf und werde bei fast wolkenlosem Himmel mit einer schönen Aussicht auf den Harteigen belohnt. Ein kleiner Schneeschmelztümpel ist noch vom Eis der letzten Nächte überzogen: gehender und nahender Winter.


Es geht dann nur noch ein wenig bergab und erreiche die Torehytten um kurz nach 4. Es ist noch keiner da und so habe ich freie Auswahl. Die letzten Übernachtungsgäste waren vor 3 Tagen hier. Die Saison nähert sich hier oben dem Ende. Nach der ersten Inspektion der beiden Hütten, mache ich geh ich runter zum See. Jetzt ist Baden angesagt. Andy und Caroline, die auch gerade ankommen, schauen mich noch etwas ungläubig an, müssen aber zugeben, dass die Nachmittagssonne einladend ist. Das Vollbad ist sehr erfrischend. Rein, raus, wenig Seife und das ganze noch mal von vorne. Beim hastigen untertauchen im noch flachen Wasser strapaziere ich mein linkes Knie, welches seit dem letzten Winter durch einen Sturz beim Skifahren etwas lädiert ist. Hoffentlich hält es die nächsten Tage. Später werfe ich mir 2 Dolo-Extra ein. Sicher ist sicher. Nach dem kalten See ist die noch wärmende Sonne eine richtige Wohltat. Ich habe auch noch frische Wäsche und so fühle ich mich fast wie frisch geboren.

In der Hütte übernehme ich das Anheizen des Ofens. Bald wird die Sonne hinter den Bergen verschwinden und noch ist es drinnen kälter als draußen. Zwei Eimer Wasser schleppe ich auch noch vom See nach oben, bevor ich es mir vor der Hütte bequem mache und den Anblick des Harteigens und der näheren Umgebung bewundere. Die Torehytten sind einfach wunderbar gelegen. Nach einer Weile mache ich mich ans beliebte Wäschewaschen, Socken und Unnerbuxen, die ich dann über dem Ofen trockne.

Als es in der Hütte gerade warm wird, gesellt sich noch ein Fjordnorweger hinzu. Er ist heute oberhalb von Lofthus aufgebrochen und hat den weiten Weg in nur 10h bewältigt. Respektabel, vor allem bei seinen geschätzten 70 Jahren. Andy und Caroline setzten beim Abendessen auf Bewährtes (und Bekanntes): Meatballs. Die restliche Speisekammer ist ihnen etwas suspekt. Auf mein Anraten probieren sie dann doch Rekeost auf Knäckebrot. Ok, ich erzähle ihnen, dass man Rekeost gegessen haben muss, wenn man zu Hause erzählen will, dass man in Norwegen war. Ich mache mich über eine Tüte Beef Stroganoff her. Während des Sonnenuntergangs gehe ich immer wieder raus, um Fotos zu machen. Die Nullgradgrenze ist schon um 7 Uhr erreicht.

Am Abend unterhalten wir uns über Erlebtes und die Vidda. Vom Norweger erfahre ich, dass es dieses Jahr nur wenig Rype gibt und dass die Rentiere sich jetzt wohl eher im Südwesten oder gar in der südlich angrenzenden Telemark aufhalten. Die Amis sind enttäuscht, da sie ihr weiterer Weg über Stavali und Kinsarvik führen wird. In meiner Richtung sollten die Chancen größer sein; leider habe ich die nächsten Tage aber doch keine zu Gesicht bekommen. Beiläufig erwähnt der alte Fjellhase auch noch, dass mein weiterer Wegeverlauf recht steinig werden wird. Wie Recht er behalten sollte.
Um 22 Uhr, als die Anderen schon in den Betten liegen (Fotos und Whisky haben mich aufgehalten), breite ich mein noch feuchtes Zelt im Aufenthaltsraum aus. Wer weiß, ob ich es in diesem Urlaub noch mal benutzen werde.
Di 16.9. Hadlaskard – Torehytten ca 13km
Ich wache auf als es noch dunkel ist. Die ersten Jäger machen sich gerade auf die Socken, dann schlafe ich noch bis kurz vor 8. Nach kurzer Morgenwäsche frühstücke ich gemütlich, packe meine 7 Sachen und bin 10:45Uhr abmarschbereit. Sonderlich weit ist die heutige Strecke ja nicht. So habe ich unterwegs genug Zeit, die wunderschöne Landschaft zu genießen. Eva und ich tauschen noch Adressen aus und verabschieden uns dann. Etwas Melancholie ist mit dabei. Schon komisch wie man sich in 2 Tagen aneinander gewöhnen kann.

Die heutige Etappe steht ganz im Zeichen des Harteigens. Immer wieder wird er hinter Kuppen hervorschauen oder sich in seiner vollen Pracht zeigen. Für mich ist es der schönste Abschnitt der ganzen Hardangervidda: sehr abwechslungsreich, lieblich, schroff, steil, unterschiedlichste Vegetationszonen, tolle Fischgründe und das Ganze auf gerade mal 13km.

Direkt nach der Hütte geht es über die Sommerbrücke. Den Veig könnte man bei dem niedrigen Wasserstand wohl auch an einigen Stellen durchwaten. Von dem anschließenden Sumpfgebiet ist auf dem leicht ansteigenden Pfad kaum etwas wahrzunehmen. Ich komme gut voran, mache aber immer wieder kleine Pausen. Die Umgebung ist einfach zu schön, um durchzuhetzen.


Hier bekomme ich zum ersten Mal fast flächendeckend die rote Herbstfärbung der kleinen Sträucher zu Gesicht. Am Wegesrand warten die reifen Heidelbeeren auf ein Erbarmen. Umso mehr Grund, mich immer wieder zu bücken und mir eine Handvoll zu genehmigen. Kurz vor dem Viersdalen streifen 3 Jäger durch die Sträucher, wahrscheinlich auf der Suche nach Schneehühnern. Ich hoffe nur, dass sie mich im Ernstfall sehen wenn sie in Eile mit Schrot um sich schießen.

Um kurz vor 13 Uhr mache ich am Viersdölo gegenüber von den privaten Hütten meine Mittagsrast. Der Bach führt wenig Wasser, so dass ich ohne mein Watsystem rüber komme. Dies ist der einzige Berührungspunkt mit meiner letzten Hardangervidda-Tour vor 4 Jahren Wir sind damals vom Harteigen über Kristofferbu und das Grönodalen nach Litlos gelaufen. Heute sitze ich in der Sonne und lasse meine durchschwitzten Sachen trocknen. An dem Bach ist einfach sehr idyllisch. Ein paar Tage in der Hütte verbringen, die Angel auswerfen oder einfach die 200 verschiedenen Blumenarten zählen. Ach ja, das wär was.

Anstatt dessen ziehe ich 45min später wieder weiter just als die beiden Amerikaner Andy und Caroline erscheinen. Nach wenigen 100m stellt die breite aber flache Watstelle am Sandhaugo auch keine Hürde dar. Meine Stiefel tauchen nur bis zum Knöchel ins Wasser. Kurz danach hat man auf der Höhe von Fljana einen schönen Blick nach Norden auf den Hardangerjökulen (wenn das Wetter mitspielt). Mein Verdacht auf Mobilfunkkontakt bestätigt sich und so kann ich die guten Nachrichten aus der Heimat vernehmen. Bis Donnerstag soll es bei bis zu 5° trocken bleiben. Für Freitag wird allerdings ein Wetterumschwung vorhergesagt. Nur noch 2° und Regen evtl. auch Schnee. An einem strahlenden Tag wie heute kaum vorstellbar.


Im Gröndalen kann man schon von weitem den Wasserfall des Sandhaugos hören, der sich in einen kurzen Canyon stürzt. Je näher ich komme, desto mehr bin ich von der nur 200m langen und max. 20m breiten Schlucht fasziniert. An der Nordseite steigt man recht steil auf. Bei Regen kann ein aufgeweichter Hang den Weg recht anspruchsvoll machen. Ein Fehltritt wäre hier nicht ratsam. Am oberen Ende der Schlucht angekommen, lege ich den Rucksack ab und überlege nicht lange bevor ich den Wasserfall quere. Bei Niedrigwasser kann man völlig ohne Risiko den Wasserfall von der Südseite anschauen. Von der Umgebung bin ich einfach begeistert. Ein Nachteil, wenn man alleine unterwegs ist. So muss ich halt alles in Bildern für die Daheimgebliebenen festhalten.


Der anschließende steile Aufstieg am Nedstra Soltjörni lässt sich heute auch sehr gut gehen. Bei Nässe hätte er es in sich. Unten am See kann ich den Pfad erkennen, der direkt in die schmale Schlucht zum Östra Soltjörni führt. Ich steige aber bis auf knapp 1400m auf und werde bei fast wolkenlosem Himmel mit einer schönen Aussicht auf den Harteigen belohnt. Ein kleiner Schneeschmelztümpel ist noch vom Eis der letzten Nächte überzogen: gehender und nahender Winter.


Es geht dann nur noch ein wenig bergab und erreiche die Torehytten um kurz nach 4. Es ist noch keiner da und so habe ich freie Auswahl. Die letzten Übernachtungsgäste waren vor 3 Tagen hier. Die Saison nähert sich hier oben dem Ende. Nach der ersten Inspektion der beiden Hütten, mache ich geh ich runter zum See. Jetzt ist Baden angesagt. Andy und Caroline, die auch gerade ankommen, schauen mich noch etwas ungläubig an, müssen aber zugeben, dass die Nachmittagssonne einladend ist. Das Vollbad ist sehr erfrischend. Rein, raus, wenig Seife und das ganze noch mal von vorne. Beim hastigen untertauchen im noch flachen Wasser strapaziere ich mein linkes Knie, welches seit dem letzten Winter durch einen Sturz beim Skifahren etwas lädiert ist. Hoffentlich hält es die nächsten Tage. Später werfe ich mir 2 Dolo-Extra ein. Sicher ist sicher. Nach dem kalten See ist die noch wärmende Sonne eine richtige Wohltat. Ich habe auch noch frische Wäsche und so fühle ich mich fast wie frisch geboren.

In der Hütte übernehme ich das Anheizen des Ofens. Bald wird die Sonne hinter den Bergen verschwinden und noch ist es drinnen kälter als draußen. Zwei Eimer Wasser schleppe ich auch noch vom See nach oben, bevor ich es mir vor der Hütte bequem mache und den Anblick des Harteigens und der näheren Umgebung bewundere. Die Torehytten sind einfach wunderbar gelegen. Nach einer Weile mache ich mich ans beliebte Wäschewaschen, Socken und Unnerbuxen, die ich dann über dem Ofen trockne.

Als es in der Hütte gerade warm wird, gesellt sich noch ein Fjordnorweger hinzu. Er ist heute oberhalb von Lofthus aufgebrochen und hat den weiten Weg in nur 10h bewältigt. Respektabel, vor allem bei seinen geschätzten 70 Jahren. Andy und Caroline setzten beim Abendessen auf Bewährtes (und Bekanntes): Meatballs. Die restliche Speisekammer ist ihnen etwas suspekt. Auf mein Anraten probieren sie dann doch Rekeost auf Knäckebrot. Ok, ich erzähle ihnen, dass man Rekeost gegessen haben muss, wenn man zu Hause erzählen will, dass man in Norwegen war. Ich mache mich über eine Tüte Beef Stroganoff her. Während des Sonnenuntergangs gehe ich immer wieder raus, um Fotos zu machen. Die Nullgradgrenze ist schon um 7 Uhr erreicht.

Am Abend unterhalten wir uns über Erlebtes und die Vidda. Vom Norweger erfahre ich, dass es dieses Jahr nur wenig Rype gibt und dass die Rentiere sich jetzt wohl eher im Südwesten oder gar in der südlich angrenzenden Telemark aufhalten. Die Amis sind enttäuscht, da sie ihr weiterer Weg über Stavali und Kinsarvik führen wird. In meiner Richtung sollten die Chancen größer sein; leider habe ich die nächsten Tage aber doch keine zu Gesicht bekommen. Beiläufig erwähnt der alte Fjellhase auch noch, dass mein weiterer Wegeverlauf recht steinig werden wird. Wie Recht er behalten sollte.
Um 22 Uhr, als die Anderen schon in den Betten liegen (Fotos und Whisky haben mich aufgehalten), breite ich mein noch feuchtes Zelt im Aufenthaltsraum aus. Wer weiß, ob ich es in diesem Urlaub noch mal benutzen werde.

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