AW: [FI/NO] Wildnis, weicheigerecht: Øvre Anárjohka und drumherum
TAG 6: Abschied vom Øvre Anarjohka NP
Am Nachmittag dieses Tages sollte ja ein Regengebiet daher kommen, und da wäre es gut, dann schon im Zelt zu sein. Wie praktisch, daß ich für heute eh eine kürzere Etappe geplant hatte: bloß etwa 10km Richtung NO über den nächsten namenlosen Höhenzug hinweg in die Senke Geađgeborgielas vor dem nächsten Höhenzug. Dort unten wäre ich dann auch besser vor dem Schlechtwetter geschützt, als droben im Fjell.
Schon bald nach dem Start kam ich an einem sehr stattlichen Verdauungsendprodukt vorbei:

Ich bin da kein Experte, aber das könnte durchaus von einem Bären stammen. (Zum Vergleich: ich habe Schuhgröße 45.)
Ich hatte noch nie einen Bären gesehen, und war mir auch nicht sicher, ob ich mir das wünschen sollte.
Nett wäre ja dieses Szenario: ich biege um die Ecke, und 100m entfernt trottet ein Bär quer zu meiner Laufrichtung daher.
Weniger nett wäre dieses Szenario: ich biege um die Ecke, und in 10m Abstand trottet ein Bär genau auf mich zu.
Nebenbei bemerkt: ich würde ja nie auf eine derartige Tour in Gegenden gehen, wo die Bären nicht so freundlich zu den Menschen sind, wie in Skandinavien. Erst kurz vor der Tour habe ich von einem französischen Komponisten gehört, der in Kanada von einem Bären getötet wurde. Der Komponist wollte sich Inspiration zu einem neuen Werk holen, und da erlebte er dann die unfreundliche Seite der Natur.
Einen Bären sah ich dann nicht.
Aber vielleicht haben mehrere Bären mich gesehen??
Wie dem auch sei. Vom Lagerplatz ging es also nach NO, mal wieder durch angenehmen Wald. Im Vorfeld der Tour hatte ich eigentlich gedacht, daß die Gegend oberhalb der Baumgrenze leichter zu gehen wäre, als die darunter, aber zumindest an diesem Tag war es genau umgekehrt.

Es ging südlich von einem See genau in der Senke der beiden Höhenzüge vorbei,

und dann über Punkt 402 nach Norden den Hang hinauf. Die Sonne kam durch und ließ den Wald noch schöner erscheinen.

Seit dem Beginn der Tour hatte die Herbstfärbung deutlich zugelegt. Keine 40 Höhenmeter aufgestiegen, und schon war der Blick wieder geweitet, zum Beispiel nach Süden mit dem Noarvváš als Landmarke.

Das Wetter war richtig schön - sollte da echt bald Regen daherkommen? Hier oben sollte wieder Netz sein - vielleicht gibt es ein Wetterupdate? Das Signal war dann zu schwach. Ich ließ dann den Rucksack stehen und ging 500m nach W in Richtung P. 440. Hier war das Signal stärker, und der erhoffte Bericht trudelte ein. Tatsächlich: Regen vom Nachmittag bis zum nächsten Vormittag. OK, gut zu wissen.
Also weiter. Auf dem folgenden Bild tut das Gelände so harmlos...

aber es war wieder sehr kraftraubend: buckelig, feucht-weich und teils verbuscht. So arbeitete ich mich über P.428, 422 und 418 voran, was auch so halbwegs der Nationalparksgrenze entsprach.
Ich war dann froh, bei P.427 wieder in Wald zu kommen, denn hier ging es wesentlich leichter voran.
Bei den "Kuriositäten am Wegesrand" hätte ich heute einen Schlitten im Angebot:

Die Holzkonstruktion erschien recht altväterlich, aber immerhin hatte das Ding Kufen mit Kunststoffbelag.
Unterhalb vom P.427 traf ich auf eine Piste, die in die Senke hinabführte.

Das kam aber nicht überraschend. Als ich noch daheim meine Tour per Luftbild schon mal "abgegangen" bin, hatte ich die Spur entdeckt. Überhaupt gibt es in der Gegend mehr Pisten, als in den Karten verzeichnet. Wer hier auf Tour gehen will: einfach mal genauer die Luftbilder betrachten. Auf so einer Piste geht es sich definitiv kraftsparender.
Überrascht hingegen hat mich ein herumstehender Wohnwagen drunten im Tal am Geađgeborjohka.

Weiter rechts, im Wald versteckt, gab es noch eine Hütte. Jenseits des Baches gab es kleine Rentiergehege, herumliegendes Baumaterial, kaputte Öfen, Rentierknochen und Müll. Kaum hatte ich die Nationalparksgrenze am Bach endgültig überschritten, wurde das Naturerlebnis also etwas verdünnt. Weit und breit war aber niemand zu sehen. Und da der Bach weit und breit wohl das beste Trinkwasser hatte, blieb ich in der Nähe.
Als ich den Rucksack ablegte und das Zelt aufbauen wollte, fing es an zu regnen. Wo kommen auf einmal die Wolken her?? Das sah aber für´s erste nur nach einem Schauer aus. Also wartete ich mit dem Zelt aufbauen und nutzte die Zwischenzeit anderweitig: der Untergrund des anvisierten Lagerplatzes war nämlich wieder so, wie derjenige am Karasjohka - mit nur dünner Vegetation auf buckeligen Steinen. Meine Lendenwirbel waren gerade auskuriert, und ich wollte mir nicht schon wieder sowas einhandeln. Also wurden kleine Zweige gesammelt. Als ich meine Federkernmatraze beisammen hatte

war der Regen vorbei, und ich konnte das Zelt draufstellen.

Kaum zu glauben, wie so ein paar Zweiglein den Liegekomfort verbessern können.
Später am Nachmittag hat es sich dann tatsächlich eingeregnet, aber ich war ja trocken und warm im Zelt.
Da wurde auch mal wieder Inventur gemacht. Das Essen sollte reichen, Klopapier könnte allerdings knapp werden.
Das GPS wurde auch mal wieder gezückt. Witzigerweise befanden sich Startort Vuontisjärvi und Zielort Karasjok genau gleich weit entfernt, nämlich 65km Luftlinie. Gefühlt hatte ich aber schon mehr als die Hälfte bewältigt. Ich hatte nur noch einen guten Tagesmarsch bis zur Piste, die mich gemütlich weiter Richtung Karasjok bringen sollte, und auch dieser letzte weglose Abschnitt sollte machbar sein.
TAG 6: Abschied vom Øvre Anarjohka NP
Am Nachmittag dieses Tages sollte ja ein Regengebiet daher kommen, und da wäre es gut, dann schon im Zelt zu sein. Wie praktisch, daß ich für heute eh eine kürzere Etappe geplant hatte: bloß etwa 10km Richtung NO über den nächsten namenlosen Höhenzug hinweg in die Senke Geađgeborgielas vor dem nächsten Höhenzug. Dort unten wäre ich dann auch besser vor dem Schlechtwetter geschützt, als droben im Fjell.
Schon bald nach dem Start kam ich an einem sehr stattlichen Verdauungsendprodukt vorbei:
Ich bin da kein Experte, aber das könnte durchaus von einem Bären stammen. (Zum Vergleich: ich habe Schuhgröße 45.)
Ich hatte noch nie einen Bären gesehen, und war mir auch nicht sicher, ob ich mir das wünschen sollte.
Nett wäre ja dieses Szenario: ich biege um die Ecke, und 100m entfernt trottet ein Bär quer zu meiner Laufrichtung daher.
Weniger nett wäre dieses Szenario: ich biege um die Ecke, und in 10m Abstand trottet ein Bär genau auf mich zu.
Nebenbei bemerkt: ich würde ja nie auf eine derartige Tour in Gegenden gehen, wo die Bären nicht so freundlich zu den Menschen sind, wie in Skandinavien. Erst kurz vor der Tour habe ich von einem französischen Komponisten gehört, der in Kanada von einem Bären getötet wurde. Der Komponist wollte sich Inspiration zu einem neuen Werk holen, und da erlebte er dann die unfreundliche Seite der Natur.
Einen Bären sah ich dann nicht.
Aber vielleicht haben mehrere Bären mich gesehen??

Wie dem auch sei. Vom Lagerplatz ging es also nach NO, mal wieder durch angenehmen Wald. Im Vorfeld der Tour hatte ich eigentlich gedacht, daß die Gegend oberhalb der Baumgrenze leichter zu gehen wäre, als die darunter, aber zumindest an diesem Tag war es genau umgekehrt.
Es ging südlich von einem See genau in der Senke der beiden Höhenzüge vorbei,
und dann über Punkt 402 nach Norden den Hang hinauf. Die Sonne kam durch und ließ den Wald noch schöner erscheinen.
Seit dem Beginn der Tour hatte die Herbstfärbung deutlich zugelegt. Keine 40 Höhenmeter aufgestiegen, und schon war der Blick wieder geweitet, zum Beispiel nach Süden mit dem Noarvváš als Landmarke.
Das Wetter war richtig schön - sollte da echt bald Regen daherkommen? Hier oben sollte wieder Netz sein - vielleicht gibt es ein Wetterupdate? Das Signal war dann zu schwach. Ich ließ dann den Rucksack stehen und ging 500m nach W in Richtung P. 440. Hier war das Signal stärker, und der erhoffte Bericht trudelte ein. Tatsächlich: Regen vom Nachmittag bis zum nächsten Vormittag. OK, gut zu wissen.
Also weiter. Auf dem folgenden Bild tut das Gelände so harmlos...
aber es war wieder sehr kraftraubend: buckelig, feucht-weich und teils verbuscht. So arbeitete ich mich über P.428, 422 und 418 voran, was auch so halbwegs der Nationalparksgrenze entsprach.
Ich war dann froh, bei P.427 wieder in Wald zu kommen, denn hier ging es wesentlich leichter voran.
Bei den "Kuriositäten am Wegesrand" hätte ich heute einen Schlitten im Angebot:
Die Holzkonstruktion erschien recht altväterlich, aber immerhin hatte das Ding Kufen mit Kunststoffbelag.
Unterhalb vom P.427 traf ich auf eine Piste, die in die Senke hinabführte.
Das kam aber nicht überraschend. Als ich noch daheim meine Tour per Luftbild schon mal "abgegangen" bin, hatte ich die Spur entdeckt. Überhaupt gibt es in der Gegend mehr Pisten, als in den Karten verzeichnet. Wer hier auf Tour gehen will: einfach mal genauer die Luftbilder betrachten. Auf so einer Piste geht es sich definitiv kraftsparender.
Überrascht hingegen hat mich ein herumstehender Wohnwagen drunten im Tal am Geađgeborjohka.
Weiter rechts, im Wald versteckt, gab es noch eine Hütte. Jenseits des Baches gab es kleine Rentiergehege, herumliegendes Baumaterial, kaputte Öfen, Rentierknochen und Müll. Kaum hatte ich die Nationalparksgrenze am Bach endgültig überschritten, wurde das Naturerlebnis also etwas verdünnt. Weit und breit war aber niemand zu sehen. Und da der Bach weit und breit wohl das beste Trinkwasser hatte, blieb ich in der Nähe.
Als ich den Rucksack ablegte und das Zelt aufbauen wollte, fing es an zu regnen. Wo kommen auf einmal die Wolken her?? Das sah aber für´s erste nur nach einem Schauer aus. Also wartete ich mit dem Zelt aufbauen und nutzte die Zwischenzeit anderweitig: der Untergrund des anvisierten Lagerplatzes war nämlich wieder so, wie derjenige am Karasjohka - mit nur dünner Vegetation auf buckeligen Steinen. Meine Lendenwirbel waren gerade auskuriert, und ich wollte mir nicht schon wieder sowas einhandeln. Also wurden kleine Zweige gesammelt. Als ich meine Federkernmatraze beisammen hatte
war der Regen vorbei, und ich konnte das Zelt draufstellen.
Kaum zu glauben, wie so ein paar Zweiglein den Liegekomfort verbessern können.
Später am Nachmittag hat es sich dann tatsächlich eingeregnet, aber ich war ja trocken und warm im Zelt.
Da wurde auch mal wieder Inventur gemacht. Das Essen sollte reichen, Klopapier könnte allerdings knapp werden.
Das GPS wurde auch mal wieder gezückt. Witzigerweise befanden sich Startort Vuontisjärvi und Zielort Karasjok genau gleich weit entfernt, nämlich 65km Luftlinie. Gefühlt hatte ich aber schon mehr als die Hälfte bewältigt. Ich hatte nur noch einen guten Tagesmarsch bis zur Piste, die mich gemütlich weiter Richtung Karasjok bringen sollte, und auch dieser letzte weglose Abschnitt sollte machbar sein.
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