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Tour de Troms - Rohkunborri, Øvre Dividal und Ånderdalen
Reisezeit: 29. August bis 16. September 2018
Reiseziel: Norwegen, Troms Fylke

29. August: Anreise und Kartenjagd
Kopenhagen, Flughafen Kastrup, acht Uhr morgens. Wow, die neue Raucherterrasse ist fertig! Und schon am Morgen gut bevölkert, war ja irgendwie klar. Die Menschheit lernt auch nichts dazu. Genauso wenig wie ich. Mit einem Milchkaffee in der einen und einem angebissenen Rosinenbrötchen in der anderen Hand mische ich mich unter die anderen Nikotinsüchtigen, auf der Suche nach einem freien Sitzplatz. Wieder ein warmer Sommertag, von denen hatten wir doch nun wirklich mehr als genügend in diesem Jahr. Na, das werde ich bald hinter mir lassen, die drückende Hitze, jede Bewegung ein Schweißausbruch. Selten habe ich die Reise in den hohen Norden so herbeigesehnt wie in den vergangenen Wochen. Dabei bin ich eigentlich gar nicht fit genug für eine Wandertour. Ein grippaler Infekt steckt noch in den Gliedern, dazu kommt akuter Schlafmangel seit mehreren Nächten. Aufgeregt bin ich, angespannt, erschöpft. Sorgen, ob alles gut läuft in der Firma, meine Frau ist auch gesundheitlich angeschlagen, und überhaupt bin ich in Gedanken noch ganz bei einem superspannenden Briefkontakt, den ich eigentlich gar nicht für zweieinhalb Wochen unterbrechen möchte. Noch bis gestern war ich sehr im Zweifel, ob ich überhaupt wegfahren kann und will, obwohl mich alle ermutigt haben. Erst mal eine rauchen. Der leicht überspannte Zustand beruhigt sich langsam.
Jetzt bin ich also unterwegs, wider alle Vernunft dem Gefühl folgend, das mich in die Wildnis zieht. Den ursprünglichen Plan hab ich vorgestern über den Haufen geworden, zwei Wochen Hinnøya und Senja sollten es sein. Aber ich brauche mehr Wildnis, weg von allen Straßen, frei und pfadlos will ich durch die Berge stapfen, dichten herbstgelben Birkenwald durchdringen, Moore und reißende Flüsse bezwingen, Elche und Schneehühner aufscheuchen. Indre Troms soll es sein. Rohkunborri, das klingt abgelegen und ein bisschen bedrohlich, dunkel, geheimnisvoll. Wenn man meinen geschwächten Gesundheitszustand mit einbezieht, klingt es sogar fast abenteuerlich, jedenfalls einigermaßen unvernünftig. Dazu kommt, dass ich noch keinen neuen Plan habe, nachdem der alte endgültig verworfen ist. Nur eine Wanderkarte, mindestens zwanzig Jahre alt, eine selbst bei hellem Tageslicht kaum lesbare Verkleinerung der alten topographischen Serie, damit ein größeres Gebiet auf das Kartenblatt passt. Die schaue ich mir jetzt mal genauer an, der Flieger nach Oslo geht erst in drei Stunden. Hmm... im Notfall könnte ich damit leben, aber Pfade und Hütten sind vermutlich nicht mehr alle aktuell... wobei das nicht so wichtig ist, wenn ich hauptsächlich pfadlos wandern will... aber eine lesbare Karte wäre schon nicht schlecht. Ich beschließe, in Narvik nach der neuen Turkart Bardu zu fragen und beschäftige mich erst mal mit den gestern schnell noch ausgedruckten Fahrplänen. Das ist einfacher - Start am Bahnhof Björkliden und Ziel Øverbygd (oder irgendeine Schulbushaltestelle in der Nähe) sind gesetzt, alles dazwischen wird sich ergeben.
Im Flughafen Oslo wird es langsam Zeit, eine Einkaufsliste zu schreiben. Wie immer habe ich Nudelpäckchen, Lieblingskaffee und Milchpulver dabei, der Rest wird in Narvik gekauft. Ich will mal zehn oder elf Tage für die Tour in Indre Troms rechnen, dann hätte ich genügend Zeit, um es ruhig angehen zu lassen und könnte noch vier bis fünf Tage auf Senja wandern. Klingt wie ein Plan. Einmal tief durchatmen, Nase putzen und auf zum Gate. Alles klappt wie am Schnürchen, in Evenes kann ich meinen Rucksack unbeschädigt einsammeln, der Flybus wartet schon. Die neue Brücke über den Rombak ist allerdings noch nicht eingeweiht. Trotzdem eindrucksvoll, winzige Arbeiter und Baufahrzeuge wuseln in luftiger Höhe über dem Fjord herum. Narvik mutet wie gewohnt ernüchternd an, eine Zwecksiedlung für die Erzverschiffung. Und zum Einkaufen. Oder habe ich die verwunschenen Ecken dieser Stadt einfach nie entdeckt? Um 19:10 Uhr steige ich jedenfalls am Storsenter aus und nehme die Beine in die Hand. Zuerst in die Buchhandlung Norli, ganz erwartungsvoll, heute ist bestimmt mein Glückstag. Hier gibt es zwar einige Karten, aber die Turkart Bardu ist nicht dabei, obwohl die nette Verkäuferin mir eindringlich die topographische Karte Bardufoss nahelegt. Nei takk, jeg spør et annen sted. Er det en annen bokhandel i Narvik? Ja, im AMFI gäbe es noch einen Buchladen, aber ich könnte auch mal in der Tankstelle nachfragen. Danke, mach ich doch glatt, Spiritus brauch ich sowieso.
Zur Tankstelle geht man einmal um das Gebäude, aber da haben sie nur Straßenkarten. Trotzdem hat sich der Weg gelohnt, denn ich bekomme von dem netten Tankwart zusätzlich zum Spiritus auch einen Abreißstadtplan. Der wird sich später als äußerst nützlich erweisen. Erster Punkt abgehakt, Brennstoff. Jetzt will ich erst mal einkaufen, dann kann ich einen weiteren Haken machen. Warum der Coop prix-Supermarkt im zweiten Stock vom Storsenter untergebracht ist, erschließt sich mir nicht so ganz, kann mir aber auch egal sein. Hauptsache es gibt alles was ich brauche und es geht schnell. Eine Viertelstunde später stehe ich mit zwei prall gefüllten gelben Plastiktüten vor dem G-Sport. Klar, fragen kostet nix, Sportläden haben hier auch oft Wanderkarten. Nur nicht die eine, die ich brauche. Um 19:40 Uhr verstaue ich ein paar schwere Sachen wie Bier und Käse provisorisch im Rucksack. Wenn ich flott laufe, schaffe ich es noch zum AMFI, das ist nur ein halber Kilometer. Mein Jagdinstinkt ist geweckt, jetzt will ich diese vermaledeite Karte unbedingt haben, kann doch so schwer nicht sein. Schniefend und schwitzend stehe ich zehn Minuten später in der adretten ARK-Buchhandlung. Wanderklamotten, Stiefel, Rucksack, eine Plastiktüte in jeder Hand, Schweißfleck auf dem T-Shirt und der leicht wirre Blick verraten mich sofort als Touristen. Doch die nette Verkäuferin lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Hei, hast du die Turkart Bardu? - Bardu? - Jepp - Meinst du die hier? - Nee, das ist Norge Serien Bardufoss, ich meine die Turkart - Wohnst du in Norwegen? - Nee, in Deutschland, ich bin Tourist - Aber du verstehst Norwegisch - Ja, ein bisschen, also hast du die Turkart? - Leider nicht, versuch es doch bei der Touristinformation, gleich hier in der Bibliothek, hat aber schon zu.
Gleicher Dialog im Intersport, jetzt weiß ich auch nicht mehr weiter. Punkt 20:00 Uhr, der Narvesen wird gerade geschlossen, aber ich darf mir noch einen Kaffee zapfen und ein Farris mit Zitrone aus dem Kühlregal nehmen. Damit knalle ich mich erstmal fix und fertig auf eine Bank vor dem AMFI. Uff... das war anstrengend, bin wohl doch noch recht angeschlagen. Jetzt sollte ich mir langsam überlegen wo ich die Nacht verbringe. Mir wäre heute sogar ein Campingplatz recht, aber den scheint es nicht zu geben. Von hier kann man den Skihang oberhalb der Stadt überblicken, der sieht eigentlich ganz gut aus. Ein kleiner Bach müsste sich da auch finden lassen. Nach einer halben Stunde bin ich immer noch ziemlich erschöpft, aber es hilft ja nichts. Also packe ich was noch hineinpasst in den Rucksack und gehe langsam durch die Stadt, vor dem Storsenter rechts abbiegen und immer den Hang hoch. Dabei bemerke ich viel zu spät, dass ich irgendwo im Wohngebiet einen falschen Abzweig genommen habe. Hätte doch schon früher den Stadtplan von der Tanke herauskramen sollen. Also wieder zurück und auf der richtigen Straße zum Wald. In der Dämmerung laufe ich jetzt noch ein Stück die Lysløype hoch und halte Ausschau nach einem akzeptablen Zeltplatz. Bis auf den Weg ist das Gelände hier allerdings ziemlich hubbelig. Beim letzten Licht finde ich dann doch noch eine halbwegs geeignete Stelle, richte mich schnell ein und suche mit der Stirnlampe den Weg zum Bach. Ich bin total durchgeschwitzt, herrlich erfrischend das kalte Wasser. Mit jedem Becher, den ich über mir ausgieße, perlt auch die Anspannung ab.
Später gibt es Brot mit Italiensk Salat und Schinken, das traditionelle Essen am ersten Abend. Nur das Brot, was hab ich denn da gekauft? Trocken wie Wellpappe und geschmacklich nicht unähnlich, das kann ich unmöglich noch zwei Tage essen. Morgen kauf ich ein neues, aber was mach ich mit diesem? Man schmeißt doch kein Brot weg. Unsere Hühner würden sich freuen, ein Fest würden sie feiern, wenn es dazu noch Quark gäbe. Aber hier in Narvik? Hier gibt es nicht mal Tauben. Problem für morgen, ich öffne erst mal das Bier und schalte die Stirnlampe aus. Der einsetzende Regen lässt die Geräusche der Stadt immer mehr in den Hintergrund treten, hüllt mich ein, macht das Zelt zum gemütlichsten Platz auf dieser Welt.
30. August: Ein Schatz und erster Kampf mit dem Schweinehund
Die erste Nacht nach der Reise ist immer unberechenbar. Ich freue mich tierisch darauf, wieder im Zelt zu schlafen, finde es ultragemütlich, kann aber manchmal trotzdem noch nicht abschalten. Dann lärmen die Gedanken in meinem Kopf durcheinander, was hätte ich zu Hause noch erledigen wollen, wird meine Frau alleine klarkommen, wird meine Erkältung besser wenn ich loslaufe oder schlechter, wie wird das Gelände auf der pfadlosen Strecke sein und wie das Wetter? Müßige Gedanken, die sich nicht abschütteln lassen. Um fünf bin ich wach, kann nicht wieder einschlafen, fühle mich kränklich. Es wird doch hoffentlich nicht so wie im vergangenen Jahr an Ostern, wo ich hohes Fieber bekam und die ganze Tour vergessen konnte. Nein, Schluss mit den trüben Phantasien, es ist Sommer, das wird eine schöne Tour, lass sie überhaupt erst mal anfangen.
Frühstück um halb acht, das Brot ist über Nacht leider nicht durch ein Wunder besser geworden. Hab sowieso keinen Hunger, ein Kaffee genügt. Nachdem alle gestern Abend unsortiert ins Zelt geworfenen Nahrungsmittel fachgerecht verpackt sind, breche ich gegen neun im Regen auf. Laut Wettervorhersage wird sich das heute auch kaum ändern. Auf dem Weg hinunter zur Stadt kaufe ich erst mal Brötchen fürs Abendessen und zwei Kvikk Lunsj für gute Laune im Rema 1000. Det enkle er ofte det beste, so der Werbespruch. Genau. Auf einer Wandertour lernt man den Wert der einfachen Dinge zu schätzen. Wie zum Beispiel den einer hervorragend imprägnierten Regenjacke. Weil die Touristinfo erst um zehn öffnet, schlappe ich anschließend zum Bahnhof und kaufe die Fahrkarte nach Björkliden. Man muss am Automaten seinen Namen eingeben, sehr ungewöhnlich. Will die schwedische Reichsbahn jetzt jeden Passagier mit Namen begrüßen oder gilt das nur für grenzüberschreitenden Verkehr?
Dann einmal die Kongensgate hinunter zur Touristinfo, es regnet ausdauernd mittelstark, die Sorte Regen, die jede Hoffnung auf einen Sonnenstrahl nur noch dem hartgesottensten Optimisten gestattet. Einem Optimisten wie dem, der gerade erstaunlich gut gelaunt eine nette Dame nach einer ganz bestimmten Wanderkarte fragt. Nein, wir haben überhaupt keine Karten. Ich muss grinsen, das Ganze kommt mir langsam wie ein Computerspiel vor, bei dem man auf Zeit einen Schatz suchen muss. Der Zug fährt um 11:00 Uhr, meine letzte Chance ist ein Sportgeschäft an der Kongensgate, das mittlerweile geöffnet hat. Hier gibt es eine schöne Auswahl schwedischer Wanderkarten, aber nicht die Turkart Bardu. Gut, dann soll es so sein, nehm ich eben die alte Karte. Jetzt bleibt mir noch Zeit genug, um beim Narvesen im Storsenter vorbeizuschauen und einen Milchkaffee abzugreifen. Aah, so sieht also der Schatz aus: ein Blech frisch gebackener Rosinenbrötchen, noch heiß! Zwei davon sind mein Frühstück.
Die besorgte Stimmung vom frühen Morgen ist vergessen. Bald fährt der Zug, ich freue mich auf die Wandertour, und das Wetter soll sich auch bessern. Und überhaupt, wer hätte nicht gute Laune, wenn in seinem Waggon eine fröhliche Kindergartengruppe mitfährt, Furutoppen Barnehage. Eine der beiden Erzieherinnen beeindruckt mich besonders mit ihrer liebevollen, gelassenen Autorität, die den Kindern nichts von ihrer Lebendigkeit nimmt, aber mit freundlichen kleinen Hinweisen dafür sorgt, dass man sich gegenseitig respektiert und der Geräuschpegel erträglich bleibt. Wo man so gut mit Kindern umgeht, fühle ich mich immer wohl. Hier hat meine Oma ihre Hütte, da drüben! Wann essen wir? Wollen wir jetzt essen? Wir essen auf der Rückfahrt. Bei den Gesprächsfetzen der Kinder, die gerade noch mein wegdämmerndes Hirn erreichen, nicke ich kurz ein. Das ist ja schon Bjørnfjell, dann kommt gleich Riksgränsen. Hier richten die Kinder ihre Regenklamotten und Gummistiefel, laufen aufgeregt in den Regen hinaus, und ein martialisch anmutender Grenzpolizist geht durch den Zug. Das ist für mich ganz neu, fast ein bisschen unheimlich. Er befragt die Fahrgäste. Bist du Schwede? Wo kommst du her? Wie lange warst du in Narvik? Wo hast du da übernachtet? Wo willst du hin? Gute Reise! Gar nicht mal unfreundlich, aber man fühlt sich doch irgendwie misstrauisch beäugt. Was geht es die schwedische Polizei an, wo ich in Narvik übernachtet habe? Danach ist die Stille im Waggon umso auffälliger.

Bjørnfjell Stasjon

Björkliden

Rallarvägen
In Björkliden steige ich als Einziger aus und richte mich im Wartesaal auf einen nassen Start ein. Regenhülle über den Rucksack, Wanderstöcke eingestellt und los geht's. Zwischen Bahnlinie und Straße folge ich zuerst dem Rallarvägen in Richtung Tornehamn. Den gut ausgebauten Weg durch tropfnassen Birkenwald kann man wirklich nicht verfehlen, anfangs stehen sogar alle 500 Meter blaue Schilder, die anzeigen, wie viel Strecke man schon geschafft hat. Trotz Regen bin ich fröhlich und komme gut in meinen Tritt. Nach einer Stunde und vier Kilometern zweigt ein Stück hinter dem Friedhof von Tornehamn ein Pfad ab, der südlich von zwei Seen weiter nach Westen verläuft. Beide sind in der Karte mit Paktajåkaluobbalah bezeichnet. Nach weiteren gut zwei Kilometern schwenkt der Pfad nach Norden und quert über eine Brücke den Zufluss. Mittlerweile drückt der schwere Rucksack, meine Kräfte schwinden allmählich. Ein Wegweiser verkündet, dass hier der Nordkalottleden beginnt, dem ich bis in den Rohkunborri Nationalpark folgen möchte. Hier gäbe es sogar einen guten Pausenplatz, aber ein Stück geht schon noch. Nach meinem Gefühl wird die Erkältung bald abklingen. Wenn ich die ersten Tage ruhig angehen lasse, bin ich bestimmt bald wieder fit. Als endlich die E10 überquert ist, wird das Gelände offener, nur noch Büsche und einzelne Birken finden Halt auf der dünnen Vegetationsdecke, darunter an vielen Stellen blanker Fels. War es bisher relativ mild, so weht hier ein kalter Wind ungehindert über die Ebene. Jetzt brauche ich erst mal eine lange Pause im Zelt, kann sogar für eine Stunde schlafen.
Gegen 17:00 Uhr fechte ich einen erbitterten Kampf mit meinem Schweinehund aus. Er ist der Meinung, dass man hier prima übernachten kann, ich halte dagegen, dass der Regen aufgehört hat und schon blaue Stellen am Himmel erkennbar sind, und dass ich auf keinen Fall bereit bin so schnell das Handtuch zu werfen. Also packe ich zusammen und bin kurz nach halb sechs auf dem Pfad, mein Schweinehund trottet widerwillig hinterher. Für ein paar Minuten kommt sogar die Sonne durch. Siehste, sag ich, schön isses! Was auf der Karte ziemlich eben aussieht, ist in Wirklichkeit ein ständiges Auf und Ab über kleine Hügel, manchmal steinig, dazwischen viele Bohlenwege. Selbst über steinige Stellen gibt es hier Bohlen, so ein Luxus. Auf einem davon begegnet mir ein asiatisches Paar, sie voraus, er missmutig hinterher. So ähnlich müsste es bei mir und meinem Schweinehund auch aussehen, denke ich, wenn den jemand sehen könnte. Tatsächlich hat er mich schon fast eingeholt, immer schleppender geht es voran, bis ich mich nach einer Stunde nur noch Schritt vor Schritt quäle. Kurz vor der Brücke über den Fluss Njuoraeatnu geht nichts mehr. Ich kann nicht mal mehr bis zum nächsten Wasser weiterlaufen. Auf einem der Hügel über dem Tal findet sich bald ein passabler Platz, teilweise auf nassem Moos, allerdings muss ich ein ganzes Stück zurück zum letzten Bach laufen um Wasser zu holen. Als das vollbracht ist, ergebe ich mich endgültig der Erschöpfung, liege eine ganze Weile reglos auf dem Rücken, bevor ich mich zum Abendessen aufraffen kann.

Reisezeit: 29. August bis 16. September 2018
Reiseziel: Norwegen, Troms Fylke

29. August: Anreise und Kartenjagd
Kopenhagen, Flughafen Kastrup, acht Uhr morgens. Wow, die neue Raucherterrasse ist fertig! Und schon am Morgen gut bevölkert, war ja irgendwie klar. Die Menschheit lernt auch nichts dazu. Genauso wenig wie ich. Mit einem Milchkaffee in der einen und einem angebissenen Rosinenbrötchen in der anderen Hand mische ich mich unter die anderen Nikotinsüchtigen, auf der Suche nach einem freien Sitzplatz. Wieder ein warmer Sommertag, von denen hatten wir doch nun wirklich mehr als genügend in diesem Jahr. Na, das werde ich bald hinter mir lassen, die drückende Hitze, jede Bewegung ein Schweißausbruch. Selten habe ich die Reise in den hohen Norden so herbeigesehnt wie in den vergangenen Wochen. Dabei bin ich eigentlich gar nicht fit genug für eine Wandertour. Ein grippaler Infekt steckt noch in den Gliedern, dazu kommt akuter Schlafmangel seit mehreren Nächten. Aufgeregt bin ich, angespannt, erschöpft. Sorgen, ob alles gut läuft in der Firma, meine Frau ist auch gesundheitlich angeschlagen, und überhaupt bin ich in Gedanken noch ganz bei einem superspannenden Briefkontakt, den ich eigentlich gar nicht für zweieinhalb Wochen unterbrechen möchte. Noch bis gestern war ich sehr im Zweifel, ob ich überhaupt wegfahren kann und will, obwohl mich alle ermutigt haben. Erst mal eine rauchen. Der leicht überspannte Zustand beruhigt sich langsam.
Jetzt bin ich also unterwegs, wider alle Vernunft dem Gefühl folgend, das mich in die Wildnis zieht. Den ursprünglichen Plan hab ich vorgestern über den Haufen geworden, zwei Wochen Hinnøya und Senja sollten es sein. Aber ich brauche mehr Wildnis, weg von allen Straßen, frei und pfadlos will ich durch die Berge stapfen, dichten herbstgelben Birkenwald durchdringen, Moore und reißende Flüsse bezwingen, Elche und Schneehühner aufscheuchen. Indre Troms soll es sein. Rohkunborri, das klingt abgelegen und ein bisschen bedrohlich, dunkel, geheimnisvoll. Wenn man meinen geschwächten Gesundheitszustand mit einbezieht, klingt es sogar fast abenteuerlich, jedenfalls einigermaßen unvernünftig. Dazu kommt, dass ich noch keinen neuen Plan habe, nachdem der alte endgültig verworfen ist. Nur eine Wanderkarte, mindestens zwanzig Jahre alt, eine selbst bei hellem Tageslicht kaum lesbare Verkleinerung der alten topographischen Serie, damit ein größeres Gebiet auf das Kartenblatt passt. Die schaue ich mir jetzt mal genauer an, der Flieger nach Oslo geht erst in drei Stunden. Hmm... im Notfall könnte ich damit leben, aber Pfade und Hütten sind vermutlich nicht mehr alle aktuell... wobei das nicht so wichtig ist, wenn ich hauptsächlich pfadlos wandern will... aber eine lesbare Karte wäre schon nicht schlecht. Ich beschließe, in Narvik nach der neuen Turkart Bardu zu fragen und beschäftige mich erst mal mit den gestern schnell noch ausgedruckten Fahrplänen. Das ist einfacher - Start am Bahnhof Björkliden und Ziel Øverbygd (oder irgendeine Schulbushaltestelle in der Nähe) sind gesetzt, alles dazwischen wird sich ergeben.
Im Flughafen Oslo wird es langsam Zeit, eine Einkaufsliste zu schreiben. Wie immer habe ich Nudelpäckchen, Lieblingskaffee und Milchpulver dabei, der Rest wird in Narvik gekauft. Ich will mal zehn oder elf Tage für die Tour in Indre Troms rechnen, dann hätte ich genügend Zeit, um es ruhig angehen zu lassen und könnte noch vier bis fünf Tage auf Senja wandern. Klingt wie ein Plan. Einmal tief durchatmen, Nase putzen und auf zum Gate. Alles klappt wie am Schnürchen, in Evenes kann ich meinen Rucksack unbeschädigt einsammeln, der Flybus wartet schon. Die neue Brücke über den Rombak ist allerdings noch nicht eingeweiht. Trotzdem eindrucksvoll, winzige Arbeiter und Baufahrzeuge wuseln in luftiger Höhe über dem Fjord herum. Narvik mutet wie gewohnt ernüchternd an, eine Zwecksiedlung für die Erzverschiffung. Und zum Einkaufen. Oder habe ich die verwunschenen Ecken dieser Stadt einfach nie entdeckt? Um 19:10 Uhr steige ich jedenfalls am Storsenter aus und nehme die Beine in die Hand. Zuerst in die Buchhandlung Norli, ganz erwartungsvoll, heute ist bestimmt mein Glückstag. Hier gibt es zwar einige Karten, aber die Turkart Bardu ist nicht dabei, obwohl die nette Verkäuferin mir eindringlich die topographische Karte Bardufoss nahelegt. Nei takk, jeg spør et annen sted. Er det en annen bokhandel i Narvik? Ja, im AMFI gäbe es noch einen Buchladen, aber ich könnte auch mal in der Tankstelle nachfragen. Danke, mach ich doch glatt, Spiritus brauch ich sowieso.
Zur Tankstelle geht man einmal um das Gebäude, aber da haben sie nur Straßenkarten. Trotzdem hat sich der Weg gelohnt, denn ich bekomme von dem netten Tankwart zusätzlich zum Spiritus auch einen Abreißstadtplan. Der wird sich später als äußerst nützlich erweisen. Erster Punkt abgehakt, Brennstoff. Jetzt will ich erst mal einkaufen, dann kann ich einen weiteren Haken machen. Warum der Coop prix-Supermarkt im zweiten Stock vom Storsenter untergebracht ist, erschließt sich mir nicht so ganz, kann mir aber auch egal sein. Hauptsache es gibt alles was ich brauche und es geht schnell. Eine Viertelstunde später stehe ich mit zwei prall gefüllten gelben Plastiktüten vor dem G-Sport. Klar, fragen kostet nix, Sportläden haben hier auch oft Wanderkarten. Nur nicht die eine, die ich brauche. Um 19:40 Uhr verstaue ich ein paar schwere Sachen wie Bier und Käse provisorisch im Rucksack. Wenn ich flott laufe, schaffe ich es noch zum AMFI, das ist nur ein halber Kilometer. Mein Jagdinstinkt ist geweckt, jetzt will ich diese vermaledeite Karte unbedingt haben, kann doch so schwer nicht sein. Schniefend und schwitzend stehe ich zehn Minuten später in der adretten ARK-Buchhandlung. Wanderklamotten, Stiefel, Rucksack, eine Plastiktüte in jeder Hand, Schweißfleck auf dem T-Shirt und der leicht wirre Blick verraten mich sofort als Touristen. Doch die nette Verkäuferin lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Hei, hast du die Turkart Bardu? - Bardu? - Jepp - Meinst du die hier? - Nee, das ist Norge Serien Bardufoss, ich meine die Turkart - Wohnst du in Norwegen? - Nee, in Deutschland, ich bin Tourist - Aber du verstehst Norwegisch - Ja, ein bisschen, also hast du die Turkart? - Leider nicht, versuch es doch bei der Touristinformation, gleich hier in der Bibliothek, hat aber schon zu.
Gleicher Dialog im Intersport, jetzt weiß ich auch nicht mehr weiter. Punkt 20:00 Uhr, der Narvesen wird gerade geschlossen, aber ich darf mir noch einen Kaffee zapfen und ein Farris mit Zitrone aus dem Kühlregal nehmen. Damit knalle ich mich erstmal fix und fertig auf eine Bank vor dem AMFI. Uff... das war anstrengend, bin wohl doch noch recht angeschlagen. Jetzt sollte ich mir langsam überlegen wo ich die Nacht verbringe. Mir wäre heute sogar ein Campingplatz recht, aber den scheint es nicht zu geben. Von hier kann man den Skihang oberhalb der Stadt überblicken, der sieht eigentlich ganz gut aus. Ein kleiner Bach müsste sich da auch finden lassen. Nach einer halben Stunde bin ich immer noch ziemlich erschöpft, aber es hilft ja nichts. Also packe ich was noch hineinpasst in den Rucksack und gehe langsam durch die Stadt, vor dem Storsenter rechts abbiegen und immer den Hang hoch. Dabei bemerke ich viel zu spät, dass ich irgendwo im Wohngebiet einen falschen Abzweig genommen habe. Hätte doch schon früher den Stadtplan von der Tanke herauskramen sollen. Also wieder zurück und auf der richtigen Straße zum Wald. In der Dämmerung laufe ich jetzt noch ein Stück die Lysløype hoch und halte Ausschau nach einem akzeptablen Zeltplatz. Bis auf den Weg ist das Gelände hier allerdings ziemlich hubbelig. Beim letzten Licht finde ich dann doch noch eine halbwegs geeignete Stelle, richte mich schnell ein und suche mit der Stirnlampe den Weg zum Bach. Ich bin total durchgeschwitzt, herrlich erfrischend das kalte Wasser. Mit jedem Becher, den ich über mir ausgieße, perlt auch die Anspannung ab.
Später gibt es Brot mit Italiensk Salat und Schinken, das traditionelle Essen am ersten Abend. Nur das Brot, was hab ich denn da gekauft? Trocken wie Wellpappe und geschmacklich nicht unähnlich, das kann ich unmöglich noch zwei Tage essen. Morgen kauf ich ein neues, aber was mach ich mit diesem? Man schmeißt doch kein Brot weg. Unsere Hühner würden sich freuen, ein Fest würden sie feiern, wenn es dazu noch Quark gäbe. Aber hier in Narvik? Hier gibt es nicht mal Tauben. Problem für morgen, ich öffne erst mal das Bier und schalte die Stirnlampe aus. Der einsetzende Regen lässt die Geräusche der Stadt immer mehr in den Hintergrund treten, hüllt mich ein, macht das Zelt zum gemütlichsten Platz auf dieser Welt.
30. August: Ein Schatz und erster Kampf mit dem Schweinehund
Die erste Nacht nach der Reise ist immer unberechenbar. Ich freue mich tierisch darauf, wieder im Zelt zu schlafen, finde es ultragemütlich, kann aber manchmal trotzdem noch nicht abschalten. Dann lärmen die Gedanken in meinem Kopf durcheinander, was hätte ich zu Hause noch erledigen wollen, wird meine Frau alleine klarkommen, wird meine Erkältung besser wenn ich loslaufe oder schlechter, wie wird das Gelände auf der pfadlosen Strecke sein und wie das Wetter? Müßige Gedanken, die sich nicht abschütteln lassen. Um fünf bin ich wach, kann nicht wieder einschlafen, fühle mich kränklich. Es wird doch hoffentlich nicht so wie im vergangenen Jahr an Ostern, wo ich hohes Fieber bekam und die ganze Tour vergessen konnte. Nein, Schluss mit den trüben Phantasien, es ist Sommer, das wird eine schöne Tour, lass sie überhaupt erst mal anfangen.
Frühstück um halb acht, das Brot ist über Nacht leider nicht durch ein Wunder besser geworden. Hab sowieso keinen Hunger, ein Kaffee genügt. Nachdem alle gestern Abend unsortiert ins Zelt geworfenen Nahrungsmittel fachgerecht verpackt sind, breche ich gegen neun im Regen auf. Laut Wettervorhersage wird sich das heute auch kaum ändern. Auf dem Weg hinunter zur Stadt kaufe ich erst mal Brötchen fürs Abendessen und zwei Kvikk Lunsj für gute Laune im Rema 1000. Det enkle er ofte det beste, so der Werbespruch. Genau. Auf einer Wandertour lernt man den Wert der einfachen Dinge zu schätzen. Wie zum Beispiel den einer hervorragend imprägnierten Regenjacke. Weil die Touristinfo erst um zehn öffnet, schlappe ich anschließend zum Bahnhof und kaufe die Fahrkarte nach Björkliden. Man muss am Automaten seinen Namen eingeben, sehr ungewöhnlich. Will die schwedische Reichsbahn jetzt jeden Passagier mit Namen begrüßen oder gilt das nur für grenzüberschreitenden Verkehr?
Dann einmal die Kongensgate hinunter zur Touristinfo, es regnet ausdauernd mittelstark, die Sorte Regen, die jede Hoffnung auf einen Sonnenstrahl nur noch dem hartgesottensten Optimisten gestattet. Einem Optimisten wie dem, der gerade erstaunlich gut gelaunt eine nette Dame nach einer ganz bestimmten Wanderkarte fragt. Nein, wir haben überhaupt keine Karten. Ich muss grinsen, das Ganze kommt mir langsam wie ein Computerspiel vor, bei dem man auf Zeit einen Schatz suchen muss. Der Zug fährt um 11:00 Uhr, meine letzte Chance ist ein Sportgeschäft an der Kongensgate, das mittlerweile geöffnet hat. Hier gibt es eine schöne Auswahl schwedischer Wanderkarten, aber nicht die Turkart Bardu. Gut, dann soll es so sein, nehm ich eben die alte Karte. Jetzt bleibt mir noch Zeit genug, um beim Narvesen im Storsenter vorbeizuschauen und einen Milchkaffee abzugreifen. Aah, so sieht also der Schatz aus: ein Blech frisch gebackener Rosinenbrötchen, noch heiß! Zwei davon sind mein Frühstück.
Die besorgte Stimmung vom frühen Morgen ist vergessen. Bald fährt der Zug, ich freue mich auf die Wandertour, und das Wetter soll sich auch bessern. Und überhaupt, wer hätte nicht gute Laune, wenn in seinem Waggon eine fröhliche Kindergartengruppe mitfährt, Furutoppen Barnehage. Eine der beiden Erzieherinnen beeindruckt mich besonders mit ihrer liebevollen, gelassenen Autorität, die den Kindern nichts von ihrer Lebendigkeit nimmt, aber mit freundlichen kleinen Hinweisen dafür sorgt, dass man sich gegenseitig respektiert und der Geräuschpegel erträglich bleibt. Wo man so gut mit Kindern umgeht, fühle ich mich immer wohl. Hier hat meine Oma ihre Hütte, da drüben! Wann essen wir? Wollen wir jetzt essen? Wir essen auf der Rückfahrt. Bei den Gesprächsfetzen der Kinder, die gerade noch mein wegdämmerndes Hirn erreichen, nicke ich kurz ein. Das ist ja schon Bjørnfjell, dann kommt gleich Riksgränsen. Hier richten die Kinder ihre Regenklamotten und Gummistiefel, laufen aufgeregt in den Regen hinaus, und ein martialisch anmutender Grenzpolizist geht durch den Zug. Das ist für mich ganz neu, fast ein bisschen unheimlich. Er befragt die Fahrgäste. Bist du Schwede? Wo kommst du her? Wie lange warst du in Narvik? Wo hast du da übernachtet? Wo willst du hin? Gute Reise! Gar nicht mal unfreundlich, aber man fühlt sich doch irgendwie misstrauisch beäugt. Was geht es die schwedische Polizei an, wo ich in Narvik übernachtet habe? Danach ist die Stille im Waggon umso auffälliger.

Bjørnfjell Stasjon

Björkliden

Rallarvägen
In Björkliden steige ich als Einziger aus und richte mich im Wartesaal auf einen nassen Start ein. Regenhülle über den Rucksack, Wanderstöcke eingestellt und los geht's. Zwischen Bahnlinie und Straße folge ich zuerst dem Rallarvägen in Richtung Tornehamn. Den gut ausgebauten Weg durch tropfnassen Birkenwald kann man wirklich nicht verfehlen, anfangs stehen sogar alle 500 Meter blaue Schilder, die anzeigen, wie viel Strecke man schon geschafft hat. Trotz Regen bin ich fröhlich und komme gut in meinen Tritt. Nach einer Stunde und vier Kilometern zweigt ein Stück hinter dem Friedhof von Tornehamn ein Pfad ab, der südlich von zwei Seen weiter nach Westen verläuft. Beide sind in der Karte mit Paktajåkaluobbalah bezeichnet. Nach weiteren gut zwei Kilometern schwenkt der Pfad nach Norden und quert über eine Brücke den Zufluss. Mittlerweile drückt der schwere Rucksack, meine Kräfte schwinden allmählich. Ein Wegweiser verkündet, dass hier der Nordkalottleden beginnt, dem ich bis in den Rohkunborri Nationalpark folgen möchte. Hier gäbe es sogar einen guten Pausenplatz, aber ein Stück geht schon noch. Nach meinem Gefühl wird die Erkältung bald abklingen. Wenn ich die ersten Tage ruhig angehen lasse, bin ich bestimmt bald wieder fit. Als endlich die E10 überquert ist, wird das Gelände offener, nur noch Büsche und einzelne Birken finden Halt auf der dünnen Vegetationsdecke, darunter an vielen Stellen blanker Fels. War es bisher relativ mild, so weht hier ein kalter Wind ungehindert über die Ebene. Jetzt brauche ich erst mal eine lange Pause im Zelt, kann sogar für eine Stunde schlafen.
Gegen 17:00 Uhr fechte ich einen erbitterten Kampf mit meinem Schweinehund aus. Er ist der Meinung, dass man hier prima übernachten kann, ich halte dagegen, dass der Regen aufgehört hat und schon blaue Stellen am Himmel erkennbar sind, und dass ich auf keinen Fall bereit bin so schnell das Handtuch zu werfen. Also packe ich zusammen und bin kurz nach halb sechs auf dem Pfad, mein Schweinehund trottet widerwillig hinterher. Für ein paar Minuten kommt sogar die Sonne durch. Siehste, sag ich, schön isses! Was auf der Karte ziemlich eben aussieht, ist in Wirklichkeit ein ständiges Auf und Ab über kleine Hügel, manchmal steinig, dazwischen viele Bohlenwege. Selbst über steinige Stellen gibt es hier Bohlen, so ein Luxus. Auf einem davon begegnet mir ein asiatisches Paar, sie voraus, er missmutig hinterher. So ähnlich müsste es bei mir und meinem Schweinehund auch aussehen, denke ich, wenn den jemand sehen könnte. Tatsächlich hat er mich schon fast eingeholt, immer schleppender geht es voran, bis ich mich nach einer Stunde nur noch Schritt vor Schritt quäle. Kurz vor der Brücke über den Fluss Njuoraeatnu geht nichts mehr. Ich kann nicht mal mehr bis zum nächsten Wasser weiterlaufen. Auf einem der Hügel über dem Tal findet sich bald ein passabler Platz, teilweise auf nassem Moos, allerdings muss ich ein ganzes Stück zurück zum letzten Bach laufen um Wasser zu holen. Als das vollbracht ist, ergebe ich mich endgültig der Erschöpfung, liege eine ganze Weile reglos auf dem Rücken, bevor ich mich zum Abendessen aufraffen kann.


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