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Soll ich oder soll ich nicht ? Ich zögere. Für " Mein Outdoorerlebnis heute" ist das Erlebte zu umfangreich. Für einen Reisebericht zu kurz und zu unspektakulär. Aber vielleicht geht ja einem von Euch wie uns? Er sucht ein Reiseziel zur Beruhigung strapazierter Nerven ohne lange Anreise ? Wir, meine Frau und ich, können behilflich sein.
Im Nordosten der dänischen Insel Lolland liegt das Smålandsfarvandet, also das Smalandfahrwasser. Darin eingebettet eine Gruppe kleiner und kleinster Inseln. Ein Archipel im Dornröschenschlaf, denn an dieser Region ziehen die Touristenströme vorbei.
Drei dieser Inseln werden von Fähren angelaufen. Vom kleinen Ort Bandholm aus wird die winzige Insel Askø angelaufen. Die haben wir nicht besucht. Vom kleinen Fährhafen Kragenæs pendeln zwei Fähren zu den etwas größeren Inseln Fejø und Femø.
Und auf Fejø haben wir grade von Anfang bis Mitte Oktober zwei Wochen in einem Ferienhaus verbracht. Femø statteten wir einen Tagesbesuch ab. Zwei Tage Wind und Regen, ansonsten Traumwetter. Ein goldener Oktober.
Was war es für ein Urlaub? Taugt er für einen Reisebericht hier? Das müßt ihr als Leser entscheiden. Ein Autourlaub war es nicht. Wie sind zwar mit dem Auto angereist, aber das blieb dann zwei Wochen stehen. Na ja, nicht ganz. Zum Inselkaufmann sind wir schon mit dem Auto, alleine, um nicht drei Säcke Holz zu schleppen für den herrlichen Kaminofen. Nachts wurde es halt empfindlich kühl. Aber ansonsten ist die Insel zu klein, um da mit dem Auto rumzugurken.
Es hätte ein Radurlaub sein können. Räder gibt es am Hafen zu mieten. Das ist zwar niemand zu sehen, aber es steht ja geschrieben, wie es geht: man stopft die 50 DKK pro Tag in den Schlitz einer kleinen Kasse, nimmt sich ein Rad und stellt es zurück. Räder müssen auf Fejø nicht abgeschlossen werden. Ein Rad mieten kann man machen -- wenn man nur drei Tage bleibt. Dann ist man mit den Rad rum. Auch kommt man mit den Rad nicht überall hin.
Also blieb nur, wie beabsichtigt, die Wanderstiefel zu schnüren. So wurde es ein Wanderurlaub mit Tagestouren. Zehn Tage lang mehrstündig. Gemächlichen Schrittes, wie es sich für ein Ehepaar im Rentenalter gehört. Dann hat man aber auch wirklich jeden Winkel erforscht. Die Straße durch die Mitte der Insel ist etwa 10 KM lang. Es gibt nur eine Rundstraße, aber einige sehr schöne, grasbewachsene kleine Wege, oft direkt an der Küste entlang. Auf der Karte gestrichelt gezeichnet. Von der Hauptstraße gehen seitlich viele kleine Wege ab, die zumeist als Sackgasse am Meer enden. Sackgasse ist doof, wenn man der gleichen Weg zurück muß. Wenn man aber den Strand als Weg mit einbezieht, kann man so die Sackgassen zu einem Rundweg verbinden. Und Küstenlinie hat Fejø mit seinen Buchten mehr, als man ahnt. Da kommen Kilometer zusammen. Zumal sich "Strand" toll anhört, er auf Fejø aber beschwerlich zu laufen ist. Steine, Bäume, Tang und Seegras versperren den Weg. Der geneigte Leser liest und staunt: 10 Tage Wandern auf so einer kleinen Insel ist möglich, wenn man die Ansprüche nicht allzu hoch schraubt. Aber wer Fejø als Ziel wählt, will keine Leistungen vollbringen. Ein Leistungsanspruch wird Fejø nicht gerecht.
Vielleich macht grade das Unspektakuläre Fejø exotisch? Denn wer von Euch war jemals dort? Und wer kommt jemals dorthin?
So, und nun fange ich ganz von vorne an:
Kurz vor Fehmarn verjüngt sich die BAB A 1 zur Landstraße. Dann geht es über die Fehmarnsundbrücke, über die Insel Fehmarn und in Puttgarden auf die Fähre. In Rødby auf Lolland verläßt man die Fähre, um sich flugs erneut auf einer Autobahn wiederzufinden. Auf der rast man dann über Lolland und Falster Richtung Kopenhagen und zur Sundbrücke nach Schweden. So läuft der täglich Touristenstrom. Einige der Touristen biegen vielleich noch in Richtung Møn ab zu den berühmten Kreidefelsen. Møn ist im Bereich der Kreidefelsen touristisch überlaufen, hat aber auch wunderschöne stille Ecken.
Aber was sehen die Touristen von Lolland und Falster ? Nur, was der Blick von der Autobahn freigibt: weite, gewellte Felder mit konventioneller Landwirtschaft. Eine langweilige Agrarlandschaft. Schnell durch und weg!
Im Mai 2016 wollten wir es genau wissen: was haben Lolland, Falster und Møn zu bieten? Wir starteten eine Rundreise mit dem Zeltanhänger. Im Inneren der Inseln: Landwirtschaft. Spannend dagen die langen Küstenlinien. Malerische kleine Häfen, schöne und keinesfalls überlaufene Campingplätze, prima Angelstellen. In sehr guter Erinnerung die Wanderung auf die 7,5 Kilometer lange und für Autos gesperrte Landzunge Albuen, die im Westen von Lolland den Nakskovfjord wie eine Zange umschließt.
Ganz Lolland sonst langweilig ? In der Mitte Lollands liegt die kleine Stadt Maribo. Der Name klingt karibisch. Das machte uns neugierig. Maribo liegt idyllisch an einem kleinen Binnensee, hat einen schönen großen gepflegten Marktplatz, eine imposante Domkirche von 1416 und eine Klosterruine. Da kann man ruhig einmal anhalten, wenn man auf der Autobahn die Abfahrt angezeigt bekommt. Und Maribo klingt nur karibisch, verdankt ihren Namen aber der christlichen Prägung durch Domkirche und Kloster. Im 15. Jahrhundert hieß die Stadt noch Mariabo, also auf deutsch: der Wohnort der Maria. Das " a" haben sich die Dänen irgendwann im Verlauf der Jahrhunderte geschenkt.
Im Rahmen dieser Rundfahrt 2016 waren wir auch schon auf Fejø. Wir wollte den Campingplatz dort inspizieren. Vorsichtshalber sind wir erst einmal ohne Auto rüber, denn die Mitnahme von Auto und Hänger ist nicht ganz billig. Das war auch gut so. Der Campingplatz liegt ruhig und durchaus gefällig neben dem Hafen, teils mit Blick auf das Wasser. Er macht aber ansonsten einen verwahrlosten Eindruck. Insbesondere die Sanitäranlagen befanden sich in desolatem Zustand. Von meiner Frau kam ein kategorisches " Nein!". Um es vorweg zu nehmen: der Zustand hat sich jetzt, 2018, nicht verbessert. Im Gegenteil. Deshalb diesmal auch Ferienhaus und nicht Campingplatz.
Der Trip die 15 Minuten nach Fejø rüber war aber zum Glück kein Negativerlebnis. Bis zur Abfahrt der Fähre war Zeit, und so wandelten wir noch etwas in die Insel hinein.
Und plötzlich überkam uns das Gefühl, die Zeit sei stehen geblieben. Die Stille, die Beschaulichkeit, die Abgeschiedenheit.
Wir blieben stehen, lauschten, gaben uns diesem seltsamen Empfinden ganz hin.
Jetzt, im September 2018, planten wir eigentlich Finnland mit dem Zeltanhänger. Hoch zum Inarisee. Aber es kam anders. Unsere Jungs legten die beiden Taufen unserer beiden kleinen Enkel in den September. Da konnte wir ja nicht wegbleiben.
Auch kamen Handwerker ins Haus. Das neue Glasfaser- Internet wurde gelegt. Endlich zu Hause arbeiten! Meine Frau kündigte ihr Büro in der Stadt und zog noch im September um. Renovierung! Das neue Arbeitszimmer. Und bei all dem Streß hat meine Frau noch normal weiter gearbeitet. Kurz: Ende September war sie ziemlich kaputt. Sollten wir noch in den Urlaub?
Für den Norden war es eh zu spät im Jahr geworden. Wenn ja, wohin?
" Nicht weit fahren ! Und nicht viel planen! Und auch nicht so lange! Höchstens zwei Wochen! Nur Ruhe und abschalten. Mehr schaffe ich jetzt nicht!" Für mehr war meine Frau nicht zu gebrauchen.
" Erinnerst Du Dich noch an Fejø", fragte ich sie, " an das Gefühl, das uns damals überkam ?"
Ihre Antwort fiel eindeutig aus: " Die Insel habe ich noch ganz tief in mir. Fejø ist genau das Beruhigungsmittel, das ich jetzt brauche".
Gesagt, getan. Ein Ferienhaus war frei, schnell gebucht und bezahlt. Den Zugangscode für das Türschloß bekamen wir per mail. Denn auf Fejø ist niemand. Rein ins Auto, zweimal Fähre, und wir standen vor dem Ferienhaus. Etwa 5 Stunden Fahrt mit Fähren und Warterzeiten. Nicht weit weg, und doch eine andere Welt.
Das erste , was auffiel, war die Stille. Wenn nicht grade Wind und Wellen ihre Stimme erhoben, war das Tuckern der kleine Fähre das einzige Geräusch, das unser Ohr erreichte. Die Terasse des Ferienhauses gab einen Panoramablick frei auf`s Meer, und dort pendelte die Fähre im steten Wechsel ( Bild 1).
Und nun? Was hat Fejø zu bieten? " Eine Insel schneidet ab". So wird gesagt. Stimmt. Der Weg über das Wasser kappt nicht nur die Verbindung zum Festland, sondern zu Allem, was man hinter sich lassen möchte. Je kleiner das Eiland, desto intensiver dieses Gefühl. Wir lieben Inseln. Also, Wanderstiefel an und losgelaufen. Ohne große Plan. Verlaufen kann man sich nicht. Die Sehenswürdigkeiten sind an den Fingern einer Hand abgezählt: die freistehende Kirche am Meer; die schöne Mühle; die restaurierte Straßenwalze; das kleine Heimatmuseum. Gut so. Es gibt nichts, was man abarbeiten muß. Kein " must-see".
Wer einfach losläuft, kommt überall vorbei. Oft mehrfach. Ob er will oder nicht.
Und die Attraktionen? Natur satt! Das Meer! Keine Stelle auf Fejø, von der aus man es nicht blau blinken sieht. Meist aber gibt die Landschaft einen grandiosen Blick frei auf das Wasser.
Fejø ist der Obstgarten Dänenmarks. Riesige Plantagen mit Äpfeln. Aber auch Birnen, Pflaumen, Mirabellen. Im milden Seeklima gedeihen sogar Wein, Feigen und Maulbeeren. Riesige Walnußbäume hängen voller Nüsse. Da waren wir Anfang Oktober genau zur richtigen Zeit angekommen. Überall Stände mit frischem Obst und seinen weiteren Erzeugnissen zum Spottpreis. Es ist zwar niemand da, aber man wirft Geld in den Schlitz der kleinen Kasse und nimmt sich. Ach, das hatten wir ja schon. Nun fahre ich nicht nach Dänemark, um Äpfel und Marmelade zu kaufen. Davon habe ich zu Hause selbst genug. Aber zum Probieren und Vergleichen haben wir uns doch eingedeckt. So habe ich erstmalig Marmelade probiert von Renekloden, Feigen und Maulbeeren. Auch Äpfel und Birnen haben wir gekauft. Aus Anstand und Höflichkeit stopften wir ein paar Kronen in die kleinen Kassen. Nötig wäre es nicht gewesen. Auf Fejø wächst das Obst nicht nur in Reih und Glied auf den Feldern, sondern es ziert auch die Straßen -und Wegränder. Überall kullert Fallobst, das still am Straßenrand verrottet. Man muß sich nur bücken. Und selbst an der einsamsten und wildesten Stellen der Insel stoßen wir auf vereinzelte Obstbäume, aus denen uns Früchte leuchtend rot oder goldgelb anlachen.
Besonders angetan haben es mir die typischen geduckten Fachwerkhäuser. Weiß oder gelb getrichen, reetgedeckt.
Einen Tag sind wir ohne Auto zur Nachbarinsel Femø rüber. Ist Fejø eine Beruhigungspille, dann ist Femø ein K.O.- Tropfen. 50 Minuten tuckert die Fähre. Dort ist es noch stiller, abgeschiedener, lauschiger. Konventionelle Landwirtschaft, kein Obstanbau. In der Inselmitte zwei kleine Ortschaften. Zentrum ist wohl der alte Kro. Am Hafen ein kleiner Kaufmannsladen. Kein Campingplatz, aber zwei Naturlagerplätze mit Shelter. Sonst lockere Bebauung. Hohe, alte Bäume; riesige Grundstücke mit Obst und Blumen; gepflegte Häuser; ein kleiner Park. Ich hoffe, den Menschen dort ist bewußt, wie schön sie wohnen. Die Ortschaften sind nicht nur durch die Straße verbunden, sondern auch durch einen " Sti", also einen schmalen , grasbewachsenen Fußweg. Idyllisch. In drei Stunden Wanderung über die Insel und durch die Ortschaften haben wir weder einen Menschn laufen noch ein Auto fahren sehen. Am Hafen angekommen, mutmaßt meine Frau, wir seinen die letzten Überlebenden einer Katastrophe, die uns entgangen ist. Aber als dann die Fähre einläuft, kommt doch etwas Leben in die Bude. Die Ankunft der Fähre ist wohl das Ereignis schlechthin. Übrigens haben wir auf keiner der beiden Inseln Landsleute getroffen oder Autos mit deutschem Kennzeichen gesehen. Obwohl in D Herbstferien sind. Das will etwas heißen.
Nach zwei Wochen sind wir wohlbehalten zurück: schlanker, fitter, aufgetankt mit Ruhe. Na, hat jemand Lust....?
Den Worten folgen die Bilder. No Comment. Nur, daß es auf beiden Inseln wohl Brauch ist, knorrige Kopfweiden mit Puppen zu verzieren. Aber seht selbst.


































Femø :






Ditschi
Im Nordosten der dänischen Insel Lolland liegt das Smålandsfarvandet, also das Smalandfahrwasser. Darin eingebettet eine Gruppe kleiner und kleinster Inseln. Ein Archipel im Dornröschenschlaf, denn an dieser Region ziehen die Touristenströme vorbei.
Drei dieser Inseln werden von Fähren angelaufen. Vom kleinen Ort Bandholm aus wird die winzige Insel Askø angelaufen. Die haben wir nicht besucht. Vom kleinen Fährhafen Kragenæs pendeln zwei Fähren zu den etwas größeren Inseln Fejø und Femø.
Und auf Fejø haben wir grade von Anfang bis Mitte Oktober zwei Wochen in einem Ferienhaus verbracht. Femø statteten wir einen Tagesbesuch ab. Zwei Tage Wind und Regen, ansonsten Traumwetter. Ein goldener Oktober.
Was war es für ein Urlaub? Taugt er für einen Reisebericht hier? Das müßt ihr als Leser entscheiden. Ein Autourlaub war es nicht. Wie sind zwar mit dem Auto angereist, aber das blieb dann zwei Wochen stehen. Na ja, nicht ganz. Zum Inselkaufmann sind wir schon mit dem Auto, alleine, um nicht drei Säcke Holz zu schleppen für den herrlichen Kaminofen. Nachts wurde es halt empfindlich kühl. Aber ansonsten ist die Insel zu klein, um da mit dem Auto rumzugurken.
Es hätte ein Radurlaub sein können. Räder gibt es am Hafen zu mieten. Das ist zwar niemand zu sehen, aber es steht ja geschrieben, wie es geht: man stopft die 50 DKK pro Tag in den Schlitz einer kleinen Kasse, nimmt sich ein Rad und stellt es zurück. Räder müssen auf Fejø nicht abgeschlossen werden. Ein Rad mieten kann man machen -- wenn man nur drei Tage bleibt. Dann ist man mit den Rad rum. Auch kommt man mit den Rad nicht überall hin.
Also blieb nur, wie beabsichtigt, die Wanderstiefel zu schnüren. So wurde es ein Wanderurlaub mit Tagestouren. Zehn Tage lang mehrstündig. Gemächlichen Schrittes, wie es sich für ein Ehepaar im Rentenalter gehört. Dann hat man aber auch wirklich jeden Winkel erforscht. Die Straße durch die Mitte der Insel ist etwa 10 KM lang. Es gibt nur eine Rundstraße, aber einige sehr schöne, grasbewachsene kleine Wege, oft direkt an der Küste entlang. Auf der Karte gestrichelt gezeichnet. Von der Hauptstraße gehen seitlich viele kleine Wege ab, die zumeist als Sackgasse am Meer enden. Sackgasse ist doof, wenn man der gleichen Weg zurück muß. Wenn man aber den Strand als Weg mit einbezieht, kann man so die Sackgassen zu einem Rundweg verbinden. Und Küstenlinie hat Fejø mit seinen Buchten mehr, als man ahnt. Da kommen Kilometer zusammen. Zumal sich "Strand" toll anhört, er auf Fejø aber beschwerlich zu laufen ist. Steine, Bäume, Tang und Seegras versperren den Weg. Der geneigte Leser liest und staunt: 10 Tage Wandern auf so einer kleinen Insel ist möglich, wenn man die Ansprüche nicht allzu hoch schraubt. Aber wer Fejø als Ziel wählt, will keine Leistungen vollbringen. Ein Leistungsanspruch wird Fejø nicht gerecht.
Vielleich macht grade das Unspektakuläre Fejø exotisch? Denn wer von Euch war jemals dort? Und wer kommt jemals dorthin?
So, und nun fange ich ganz von vorne an:
Kurz vor Fehmarn verjüngt sich die BAB A 1 zur Landstraße. Dann geht es über die Fehmarnsundbrücke, über die Insel Fehmarn und in Puttgarden auf die Fähre. In Rødby auf Lolland verläßt man die Fähre, um sich flugs erneut auf einer Autobahn wiederzufinden. Auf der rast man dann über Lolland und Falster Richtung Kopenhagen und zur Sundbrücke nach Schweden. So läuft der täglich Touristenstrom. Einige der Touristen biegen vielleich noch in Richtung Møn ab zu den berühmten Kreidefelsen. Møn ist im Bereich der Kreidefelsen touristisch überlaufen, hat aber auch wunderschöne stille Ecken.
Aber was sehen die Touristen von Lolland und Falster ? Nur, was der Blick von der Autobahn freigibt: weite, gewellte Felder mit konventioneller Landwirtschaft. Eine langweilige Agrarlandschaft. Schnell durch und weg!
Im Mai 2016 wollten wir es genau wissen: was haben Lolland, Falster und Møn zu bieten? Wir starteten eine Rundreise mit dem Zeltanhänger. Im Inneren der Inseln: Landwirtschaft. Spannend dagen die langen Küstenlinien. Malerische kleine Häfen, schöne und keinesfalls überlaufene Campingplätze, prima Angelstellen. In sehr guter Erinnerung die Wanderung auf die 7,5 Kilometer lange und für Autos gesperrte Landzunge Albuen, die im Westen von Lolland den Nakskovfjord wie eine Zange umschließt.
Ganz Lolland sonst langweilig ? In der Mitte Lollands liegt die kleine Stadt Maribo. Der Name klingt karibisch. Das machte uns neugierig. Maribo liegt idyllisch an einem kleinen Binnensee, hat einen schönen großen gepflegten Marktplatz, eine imposante Domkirche von 1416 und eine Klosterruine. Da kann man ruhig einmal anhalten, wenn man auf der Autobahn die Abfahrt angezeigt bekommt. Und Maribo klingt nur karibisch, verdankt ihren Namen aber der christlichen Prägung durch Domkirche und Kloster. Im 15. Jahrhundert hieß die Stadt noch Mariabo, also auf deutsch: der Wohnort der Maria. Das " a" haben sich die Dänen irgendwann im Verlauf der Jahrhunderte geschenkt.
Im Rahmen dieser Rundfahrt 2016 waren wir auch schon auf Fejø. Wir wollte den Campingplatz dort inspizieren. Vorsichtshalber sind wir erst einmal ohne Auto rüber, denn die Mitnahme von Auto und Hänger ist nicht ganz billig. Das war auch gut so. Der Campingplatz liegt ruhig und durchaus gefällig neben dem Hafen, teils mit Blick auf das Wasser. Er macht aber ansonsten einen verwahrlosten Eindruck. Insbesondere die Sanitäranlagen befanden sich in desolatem Zustand. Von meiner Frau kam ein kategorisches " Nein!". Um es vorweg zu nehmen: der Zustand hat sich jetzt, 2018, nicht verbessert. Im Gegenteil. Deshalb diesmal auch Ferienhaus und nicht Campingplatz.
Der Trip die 15 Minuten nach Fejø rüber war aber zum Glück kein Negativerlebnis. Bis zur Abfahrt der Fähre war Zeit, und so wandelten wir noch etwas in die Insel hinein.
Und plötzlich überkam uns das Gefühl, die Zeit sei stehen geblieben. Die Stille, die Beschaulichkeit, die Abgeschiedenheit.
Wir blieben stehen, lauschten, gaben uns diesem seltsamen Empfinden ganz hin.
Jetzt, im September 2018, planten wir eigentlich Finnland mit dem Zeltanhänger. Hoch zum Inarisee. Aber es kam anders. Unsere Jungs legten die beiden Taufen unserer beiden kleinen Enkel in den September. Da konnte wir ja nicht wegbleiben.
Auch kamen Handwerker ins Haus. Das neue Glasfaser- Internet wurde gelegt. Endlich zu Hause arbeiten! Meine Frau kündigte ihr Büro in der Stadt und zog noch im September um. Renovierung! Das neue Arbeitszimmer. Und bei all dem Streß hat meine Frau noch normal weiter gearbeitet. Kurz: Ende September war sie ziemlich kaputt. Sollten wir noch in den Urlaub?
Für den Norden war es eh zu spät im Jahr geworden. Wenn ja, wohin?
" Nicht weit fahren ! Und nicht viel planen! Und auch nicht so lange! Höchstens zwei Wochen! Nur Ruhe und abschalten. Mehr schaffe ich jetzt nicht!" Für mehr war meine Frau nicht zu gebrauchen.
" Erinnerst Du Dich noch an Fejø", fragte ich sie, " an das Gefühl, das uns damals überkam ?"
Ihre Antwort fiel eindeutig aus: " Die Insel habe ich noch ganz tief in mir. Fejø ist genau das Beruhigungsmittel, das ich jetzt brauche".
Gesagt, getan. Ein Ferienhaus war frei, schnell gebucht und bezahlt. Den Zugangscode für das Türschloß bekamen wir per mail. Denn auf Fejø ist niemand. Rein ins Auto, zweimal Fähre, und wir standen vor dem Ferienhaus. Etwa 5 Stunden Fahrt mit Fähren und Warterzeiten. Nicht weit weg, und doch eine andere Welt.
Das erste , was auffiel, war die Stille. Wenn nicht grade Wind und Wellen ihre Stimme erhoben, war das Tuckern der kleine Fähre das einzige Geräusch, das unser Ohr erreichte. Die Terasse des Ferienhauses gab einen Panoramablick frei auf`s Meer, und dort pendelte die Fähre im steten Wechsel ( Bild 1).
Und nun? Was hat Fejø zu bieten? " Eine Insel schneidet ab". So wird gesagt. Stimmt. Der Weg über das Wasser kappt nicht nur die Verbindung zum Festland, sondern zu Allem, was man hinter sich lassen möchte. Je kleiner das Eiland, desto intensiver dieses Gefühl. Wir lieben Inseln. Also, Wanderstiefel an und losgelaufen. Ohne große Plan. Verlaufen kann man sich nicht. Die Sehenswürdigkeiten sind an den Fingern einer Hand abgezählt: die freistehende Kirche am Meer; die schöne Mühle; die restaurierte Straßenwalze; das kleine Heimatmuseum. Gut so. Es gibt nichts, was man abarbeiten muß. Kein " must-see".
Wer einfach losläuft, kommt überall vorbei. Oft mehrfach. Ob er will oder nicht.
Und die Attraktionen? Natur satt! Das Meer! Keine Stelle auf Fejø, von der aus man es nicht blau blinken sieht. Meist aber gibt die Landschaft einen grandiosen Blick frei auf das Wasser.
Fejø ist der Obstgarten Dänenmarks. Riesige Plantagen mit Äpfeln. Aber auch Birnen, Pflaumen, Mirabellen. Im milden Seeklima gedeihen sogar Wein, Feigen und Maulbeeren. Riesige Walnußbäume hängen voller Nüsse. Da waren wir Anfang Oktober genau zur richtigen Zeit angekommen. Überall Stände mit frischem Obst und seinen weiteren Erzeugnissen zum Spottpreis. Es ist zwar niemand da, aber man wirft Geld in den Schlitz der kleinen Kasse und nimmt sich. Ach, das hatten wir ja schon. Nun fahre ich nicht nach Dänemark, um Äpfel und Marmelade zu kaufen. Davon habe ich zu Hause selbst genug. Aber zum Probieren und Vergleichen haben wir uns doch eingedeckt. So habe ich erstmalig Marmelade probiert von Renekloden, Feigen und Maulbeeren. Auch Äpfel und Birnen haben wir gekauft. Aus Anstand und Höflichkeit stopften wir ein paar Kronen in die kleinen Kassen. Nötig wäre es nicht gewesen. Auf Fejø wächst das Obst nicht nur in Reih und Glied auf den Feldern, sondern es ziert auch die Straßen -und Wegränder. Überall kullert Fallobst, das still am Straßenrand verrottet. Man muß sich nur bücken. Und selbst an der einsamsten und wildesten Stellen der Insel stoßen wir auf vereinzelte Obstbäume, aus denen uns Früchte leuchtend rot oder goldgelb anlachen.
Besonders angetan haben es mir die typischen geduckten Fachwerkhäuser. Weiß oder gelb getrichen, reetgedeckt.
Einen Tag sind wir ohne Auto zur Nachbarinsel Femø rüber. Ist Fejø eine Beruhigungspille, dann ist Femø ein K.O.- Tropfen. 50 Minuten tuckert die Fähre. Dort ist es noch stiller, abgeschiedener, lauschiger. Konventionelle Landwirtschaft, kein Obstanbau. In der Inselmitte zwei kleine Ortschaften. Zentrum ist wohl der alte Kro. Am Hafen ein kleiner Kaufmannsladen. Kein Campingplatz, aber zwei Naturlagerplätze mit Shelter. Sonst lockere Bebauung. Hohe, alte Bäume; riesige Grundstücke mit Obst und Blumen; gepflegte Häuser; ein kleiner Park. Ich hoffe, den Menschen dort ist bewußt, wie schön sie wohnen. Die Ortschaften sind nicht nur durch die Straße verbunden, sondern auch durch einen " Sti", also einen schmalen , grasbewachsenen Fußweg. Idyllisch. In drei Stunden Wanderung über die Insel und durch die Ortschaften haben wir weder einen Menschn laufen noch ein Auto fahren sehen. Am Hafen angekommen, mutmaßt meine Frau, wir seinen die letzten Überlebenden einer Katastrophe, die uns entgangen ist. Aber als dann die Fähre einläuft, kommt doch etwas Leben in die Bude. Die Ankunft der Fähre ist wohl das Ereignis schlechthin. Übrigens haben wir auf keiner der beiden Inseln Landsleute getroffen oder Autos mit deutschem Kennzeichen gesehen. Obwohl in D Herbstferien sind. Das will etwas heißen.
Nach zwei Wochen sind wir wohlbehalten zurück: schlanker, fitter, aufgetankt mit Ruhe. Na, hat jemand Lust....?
Den Worten folgen die Bilder. No Comment. Nur, daß es auf beiden Inseln wohl Brauch ist, knorrige Kopfweiden mit Puppen zu verzieren. Aber seht selbst.


































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