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Wie lange kann man eigentlich auf Trekkingtour gehen und sich dabei ausschließlich vom mitgebrachten Proviant ernähren? Für die meisten von uns ist diese Frage irrelevant, aber für mich hat sie eine gewisse praktische Bedeutung. In der Variante “nur 1 Rucksack pro Person” stand meine Marke bisher bei fünf Wochen. Diesen Sommer wollte ich Schwedisch-Lappland weiter entdecken und dabei einmal versuchen, so nahe wie möglich an die magische Grenze von 50 Tagen Autonomie beim Trekking heranzukommen. Das ganze sollte aber nicht extrem werden und den Spaß verderben, schließlich gibt's da im Fall des Falles überall Hütten mit kleinen Shops zur Auffrischung der Vorräte. Es war mehr als ein Experiment nebenher gedacht und als Training für Touren, auf denen man unterwegs wirklich nichts nachkaufen kann. Meine Idee war sozusagen ein Trek durch Lappland im “entspannten Expeditionsstil”.
Das Ablaufen einer vorgeplanten Route oder das Erreichen einer bestimmten km-Distanz spielte für mich dabei keine Rolle. Mein Ziel war vielmehr, möglichst schöne Landschaften bei möglichst gutem Wetter zu genießen. Und dazu – soviel hatte ich letztes Jahr im Sarek kapiert – braucht man im Norden vor allem eines: Sehr! Viel! Zeit! Nach der diesjährigen Tour weiß ich, was man außerdem gut gebrauchen könnte: Noch mehr Zeit. Über weite Strecken ähnelte das Wetter nämlich, um es mal vornehm mit den Worten von Fernsehkoch Tim Mälzer zu umschreiben, “einem großen Haufen F...scheiße!”
Mein Tourengebiet war diesmal die Gegend nördlich des Sarek, und der detaillierte Plan lautete: “Von Abisko im Zickzack nach Süden, soweit die Füße tragen.” Herausgekommen ist dabei eine wirklich schöne Route mit fünf ganz unterschiedlichen Abschnitten, die eigentlich jeder für sich eine Reise wert sind:
1. Lapporten und die Abisko Alps
Lapporten – die “Pforte Lapplands”. Kann es einen besseren Einstieg in eine Grand Tour durch Schwedisch-Lappland geben? Für den Sommer 2021 muss diese Frage mit “ja” beantwortet werden. Ab Tag 1 waren Regen und Sturm meine ständigen Begleiter bei der Durchquerung dieser Berge, die manchmal als “Abisko Alps” bezeichnet werden. Die weiten, grünen Hochtäler sind durchaus attraktiv und halten für den Wanderer bei Sonne wunderschöne Picknickwiesen bereit, die von kleinen Bächen durchzogen werden. Bei Starkwind bieten sie jedoch keinerlei Schutz. Nach zehn Tagen besserte sich das Wetter und ließ mich zum Abschluss mit einem recht zwiespältigen Eindruck zurück: einerseits der gewaltige Blick auf die gesamte Mårmakette, das erste große Panorama meiner Tour. Andererseits die “grüne Hölle von Abisko”, in die ich unverhofft bei dem Versuch geriet, dem Mårma-Panorama möglichst bequem näherzukommen.
Blick auf Lapporten
Im Nissonvággi. Durch eine Tolpatschigkeit beim Aufbau des Zeltes während starker Windböen handelte ich mir hier einen wohlverdienten Stangenbruch ein.
Das obere Ballinvággi – wohl der schönste Ort zum Zelten, den ich in den Abisko Alps gefunden habe.
Blick auf Mårma.
2. Durch Mårma ins Vistasvagge
Südlich der Abisko Alps schließt sich die Mårmakette an. Sie beginnt mit kahlen, abgerundeten Höhenzügen, die sich im Westen zu schroffen Schneegipfeln und Gletschern aufschwingen. Der einzige Übergang ins Vistasvagge liegt an der Schnittstelle dieser beiden Teile und führt über den einfachen, wegen seiner Blockfelder beim Abstieg jedoch ziemlich nervigen Mårma-Pass. Ich wollte einer erneuten Wetterverschlechterung mit angekündigtem starken Schneefall zuvorzukommen und überquerte diesen Pass deshalb in aller Eile bei einfallendem Nebel. Der Mühe Lohn war der Blick hinunter ins Vistasvagge, zweifellos eines der schönsten Täler Lapplands. In meinem Camp oberhalb der Vistashütte saß ich einige Tage lang wie in einer Theaterloge, während unten auf der Bühne durch das Wechselspiel von Wolken und Felswänden eine dramatische Stimmung nach der anderen inszeniert wurde. Klar, dass ich nach Ende der Schlechtwetterperiode erst einmal dieses großartige Tal in Richtung Kungsleden durchwanderte, bevor ich mich wieder höheren Bergen zuwandte.
Ich bin ja eigentlich mehr Rafter als Trekker, deshalb sind Flüsse für mich immer besonders interessant. Mein Zeltplatz am Aliseatnu kam komplett mit einem Privatstrand und tollem Blick auf diese schöne Stromschnelle.
Beim Anstieg zum Mårma-Pass.
Blick hinunter ins Vistasvagge.
Durch das Vistasvagge.
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