[IS]Hüttentour Island, abseits Laugavegur

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    [IS]Hüttentour Island, abseits Laugavegur

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    Mitreisende
    Hüttentour Island, abseits Laugavegur

    Eine Hüttenroute in Island zu finden ist nach meinem Eindruck eher eine komplexe Angelegenheit (außerhalb des Laugavegur). Wir hatten rund eine Woche Zeit. Mein Mitwanderer kennt Island sehr gut (25 Jahre mit Zelt, niemals Hütte), immer querfeldein, und mein Wunsch brachte ihn etwas aus dem Gleichgewicht: „Island mit Hütten. Aber ohne Laugavegur?“ Sein Ehrgeiz war allerdings geweckt. Die Hütten in Island sind nicht sehr zahlreich (verglichen mit Skandinavien), liegen nicht wirklich in optimaler Entfernung voneinander, gehören zu unterschiedlichsten Vereinen (wenn überhaupt), die alle abweichende Buchungssysteme habe (wenn überhaupt).

    Die Lösung bestand in einem U-förmigen Bogen, dessen Startpunkt an der Straße Richtung Landmannalaugar lag (Landmannaleið), sich nach Süden zieht, bei Hvanngil und Strútur hut den südlichsten Punkt erreichte und dann nach Norden beim Hólaskjól-Higlandcenter endet. Eine schöne Route für alle, die mit wenig Gepäck ohne Zelt in Island wandern wollen. Nicht die absolute Einsamkeit (und man quert den Laugavegur), aber es war absolut okay für jemanden, der Island per Hütten vergleichsweise ungestört sehen möchte und den Laugavegur schon kennt (oder nicht kennen lernen möchte).

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    Anreise und Start
    Der Flug nach Island war wenig aufregend (wir hatten 2018, August). Mich wunderte, dass zwar durchaus andere Wanderer an Bord waren (die ihre Rucksäcke teilweise komplett in Plastik einwickelten, das scheint ein Sicherheitsfeature zu werden), aber größtenteils Personen, die auf Mietwagen umsteigen würden. Island hat sich von einem Ziel der Erdkundelehrer zu einer Destination für Instagram entwickelt. Respekt für den Erfolg des Landes, aber wir litten etwas unter den Hotelpreisen der ersten Nacht.

    Das Hotel am Busterminal (Bus-Hostel Reykjavik) war weder günstig noch überschlug sich der Clerk, als wir um 2 Uhr nachts müde an seinem Tresen standen (wir hatten nach der Landung und Transfer auch noch Spiritus an der nicht weit entfernten N1-Nachttankstelle gekauft). Ich weiß nicht, was der Clerk an seinem Bildschirm machte, aber es muss irre interessant gewesen sein (neuer High-Score? Neues Level?). Er ließ uns gehörig warten. Nächstes Mal nicht mehr das Hostel am Busbahnhof.

    Dafür war am nächsten Morgen der Busfahrer Richtung Landmannalaugar richtig gut. Er hatte volles Verständnis, dass wir mitten auf der Strecke um einen Stopp baten und er auch noch die Rucksäcke aus dem Seitenfach holen musste. „Immer dort entlang“, er zeigt uns die Richtung und wirkte so, als ob er am liebsten mitgekommen wäre. Die anderen Personen im Bus schauten etwas entsetzt, dass wir mitten im Nirgendwo ausstiegen.

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    Vom Drop-off überquerten wir eine Ebene und sahen bereits den Wasserfall vor uns. Das war leicht zu finden, rechts vom Wasserfall gibt es einen Pfad den Hang hinauf und oben stand eine esoterische Gruppe im Kreis um eine türkisblaue Quelle herum und balancierte auf einem Bein. Nicht schlecht.

    Wir folgten dem Bach weiter in die Berge hinein. Ein Weg war nicht vorhanden, aber die Orientierung auch nicht wirklich schwierig. Mit Handy und der App „Soviet Military Maps“ klappte es gut. Die App zeigt auch neben den üblichen Outdoorkarten auch sowjetische Militärkarten auf denen „die Abbrüche und Klippen“ gut zusehen waren, wie mein Freund meinte. Offenbar legten die Russen Wert darauf, mit ihren Panzern im Fall der Fälle nicht plötzlich von Abgründen gestoppt zu werden. Das ging uns ähnlich.

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    Und wir kamen zur Dalakofi Hütte. Mein Wunsch, möglichst allein in Hütten zu sein, ließ sich noch wenig umsetzen. Es gab eine französische Gruppe, sicher 10 Personen, die ein Pauschalangebot für Kochen und Fotografieren gebucht hatte. Ich habe nichts gegen Köch_innen und nichts gegen Fotograf_innen, im Gegenteil, doch als sie abends ihren frischen Kopfsalat aus dem Autoanhänger holten, endlos schnippelten, dabei aufgeregt über ihre Fotos schnatterten, da wurde es mir zu viel. Die Scheiben der Hütte beschlugen, volle Belegung, gewaltige Gepäckberge. Okay, ich hatte schon bessere Nächte.

    Dafür hatten wir ein nettes Gespräch mit der isländischen Hüttenwirtin. Sie hatte riesiges Interesse an den vielen Papierlandkarten, die mein Mitwanderer hatte, bessere Karten, als sie je gesehen hat. Und da er sie alle (neben der App) als Scan dabei hatte, konnte er die Karten innerhalb von Minuten an ihre E-Mail senden.

    Ich stand während dieser Fachsimpelei zweier Islandkenner etwas apathisch daneben und hinterließ so wohl einen bleibenden Eindruck. Als ich ein volles Jahr später bereits recht derangiert in einer völlig anderen Hütte ankam (Básar hut bei Þórsmörk, Start des Fimmvörðuháls), sprach mich dort eine Frau an, ob ich letztes Jahr auch in Island wandern gewesen wäre. Ich bejahte, etwas verwirrt. Es stellte sich heraus, dass es die gleiche Dame war, die Hüttenwirtin. Sie hatte mich wiedererkannt (ich hatte sie nicht wiedererkannt – ich erkenne nie Menschen wieder): „Der mit den Landkarten!“. Okay, das war nicht ich gewesen, sondern mein Freund. Ich war der Apathische ohne Ahnung, der daneben gestanden hatte und der darauf wartete, dass die Franzosen am Schneidebrett mit dem Salat durch waren und für unsere Tütensuppe mit Nudeln Platz machten. Aber immerhin, sie hat mich wiedererkannt. Witzig, was man für Eindrücke bei anderen Leuten hinterlässt. Mit offenem Mund herum stehen reicht oft schon.

    So gesehen war Dalakofi doch ein Erfolg. Außerdem gibt es eine heiße Quelle in der Nähe. Wir sind beide Fans heißer Quellen und müssen alle ausprobieren. Die Hüttenwirtin hatte allerdings schon unsere Euphorie herunter gekocht und von einer „Schaufel“ gesprochen. Wir sahen die Schaufel von weitem im Sand stecken (man läuft etwa 15 Minuten durch den Regen bis zu der Quelle). „Wie praktisch“, dachten wir, da sieht man die Quelle im Sand besser. In Wahrheit war die Schaufel dazu da, dass man in dem schwarzen Sand wieder etwas Tiefe in die Quelle bringen konnte. Wir schafften rund 15 Zentimeter, setzten uns hinein, verbrannten uns den Hintern und bestätigten uns mehrfach gegenseitig, was für ein tolles Erlebnis es sei, bei eisigem Wind nackt in siedend heißem schwarzen Sand zu sitzen.

    Am nächsten Morgen beeilten wir uns und schafften es vor den fotografierenden Köch_innen mit dem Frühstück. Es ging südwärts durch eine kleine Schlucht mit Bach, immer mal wieder war ein Pfad erkennbar, meist aber hielten wir uns an die Richtung. Vor uns öffnete sich ein breites Tal, eine Piste führt auch hindurch, wir querten den Fluss Torfakvisl (hoffe, das stimmt) und sahen in der Ferne den Abstieg der Laugavegur-Wanderer, die hinab in die Ebene des Alftavatnsees liefen.

    Den Laugavegur querten wir recht zügig, verschwanden in ein Nebental (nochmals kleinere Flußquerung, Bratthalskvisl, hoffe der Name stimmt ebenfalls) dann scharf nach Süden am Berghang entlang und sahen irgendwann Hvanngil unter uns liegen. Dort wollten wir hin. Es ließ sich nicht vermeiden, doch diese Hütte auf dem Laugavegur zu nehmen, aber es sollte die letzte Hütte sein, in der wir mit jemand anderem übernachteten.

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    Dafür waren es in Hvanngil wieder recht viele. Belegt bis zum letzten Bett! Viele Islandpferdereiter, die hier ihre geführten Mehrtagestouren stoppten, dazu die üblichen Laugavegur-Leute aus allen Ecken der Welt. Sofort Gespräche mit den Amerikanern über Politik.

    Der nächste Tag war vom Weg her recht öde, von den Blicken her jedoch gewaltig. Wir liefen den Laugavegur bis zur Brücke über den Kaldaklofskvisl, dann bogen wir links ab. Die Piste führte uns durch unbeschreibliche schwarze Ödnis, rechts der Gletscher in seiner ganzen behäbigen Pracht, vor uns der steile Kegel des Mælifell, „bekannt von Kalenderbildern“. Ich verzichtete auf eine Besteigung und bog nach Norden ab zur Strútur - Hütte.

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    Das ist mal eine Hütte, traumhaft gelegen, riesengroß und ganz für uns allein. Und eiskalt. Wir schafften es nicht, die komplizierte Heizung in Gang zu bekommen und lagen früh in den Schlafsäcken.

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    Am nächsten Morgen ging es Richtung Nordosten auf dem Strútslaug, offenbar auch der Name einer heißen Quelle, an die wir bald kamen. Das war mal etwas anderes als dieses schwarze Sandloch. Eine perfekte Badeanstalt, heiß, kalt, Rasen. Da will man überhaupt nicht mehr raus. Und niemand weit und breit.

    Wir hatten noch eine weite Strecke vor uns bis zur Hütte Álftavötn. Es trübte sich wieder ein, Regen. Der Pfad führte erst an einer Steilwand zur rechten entlang, immer dem kleinen Fluss folgend, irgendwann muss man den Fluss Syðri–Ófæra auch queren (beängstigend breit und voller Strudel), stößt auf die Piste und ich war wirklich froh, dass die Hütte dann da war. Ein langer Tag, insbesondere mit Bad in Strútslaug.

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    Die Hütte Álftavötn ist eher ein Erdloch, steiles Dach, viel Naturstein, keine Isolierung. Eine Gruppe Camper_innen aus Frankreich hatte ihre zehn exakt gleichen Zelte unten am See aufgestellt und bekam nun vom Instrukteur die Tipps, welche Tüte sie an dem Abend öffnen sollten für ihre Nudelgerichte. Sie waren alle total nett und rücksichtsvoll und trauten sich kaum in die Hütte, um dort ihr Abendessen zu löffeln, weil wir als „richtige“ Wanderer ja dort waren und sie eigentlich in ihren Zelten bleiben sollten.

    Ich weiß nicht, wie diese geführten Wanderungen mit Einheitszelt und Einheitsrucksack funktionieren, aber die Leute taten mir etwas leid. Das mag hochnäsig sein, jeder fängt mal an, nicht jeder hat Zeit und Lust, sich über Landkarten zu beugen, aber eine selbst gesuchte Route hat doch den Hauch von völligem Erfolg und völligem Desaster, der den Reiz des Wanderns (auch) ausmacht.

    Der Instrukteur fragte uns, wie oft wir schon in Island gewesen waren und meinte: „Perfekt.“ Er selbst war zuvor drei Mal in Island und schon startete er als Guide für so eine Gruppe. Völliger Erfolg und völliges Desaster können manchmal eng beieinander liegen, auch offenbar für diese Gruppe.

    Auf jeden Fall waren wir wieder allein in der Hütte, die jungen Leute verschwanden in ihre Zelte. Und recht frisch war es auch wieder. Mit Temperaturen knapp über dem Nullpunkt sollte man auch in den Hütten rechnen.

    Meine Sorge, am nächsten Morgen wieder in diesem etwas bedrohlichen Syðri–Ófæra zu waten, war unbegründet. Ein Kilometer nach Westen entfernt findet sich eine natürliche Steinbrücke, die wir durch Zufall fanden. Wasserquerungen sind nicht meins, zumindest nicht, wenn es Richtung Hüfte geht und gurgelt.

    Es ging Richtung Norden, über einen Bergrücken, unter einer Hochspannungsleitung entlang und wir stolperten querfeldein über Bergrücken und tiefe Einschnitte. Links war der Stangakvísl, ich hatte Mühe mir vorzustellen, dass ich auch diesen Fluss bis zum Abend durchwaten musste. Dann das Wunder, dass wir wie in einem Märchen plötzlich auf wunderbaren geharkten Wegen unterwegs waren. Personen in Jeans und mit umgehängtem Fotoapparat kamen uns entgegen. Und es gab eine Brücke über den Fluss. Wir kamen nach etwas Piste an das Besucherzentrum der Eldgjá Feuerspalte. Toiletten, Ranger_innen, Tische. Wir machten Mittag. Ein riesiger Rotel-Bus in knallrot parkte ein.

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    Gespräche mit den Ranger_innen, die sich furchtbar darüber aufregten, dass die Isländer mit ihren 4x4 immer noch wild durch die Landschaft brausen würden, auch nach Jahrzehnten wären die Spuren noch zu sehen. Ich vermute, dass auch unsere Querfeldeinwanderungen bald nicht mehr zugelassen sein werden. Oder nur noch mit Lizenz? Die Diskussion scheint lebhaft zu sein.

    Wir marschierten in die Feuerspalte hinein, nichts qualmt, aber alles sieht frisch aufgefaltet aus, grandiose Steine und Wasserfälle. Rechts geht es steil hinauf, sogar mit Treppenstufen, von oben tolle Blicke in die Schlucht und zur anderen Seite, Richtung Fluss Skaftá.

    Den Fluss ist wild und nicht zu queren (Gerüchte besagen, dass es eine Seilbahn geben soll – aber die Ranger_innen rückten nicht raus mit der Sprache. Kein Tourist soll sich dort wohl mal eben so hinüber hangeln). Der Fluss hatte merkwürdig schwarze Ränder, teilweise 100 Meter breit und wir erfuhren, dass wenige Tage zuvor alle Touristen aus dem Gebiet evakuiert worden waren. Der Fluss speist sich wesentlich auch aus Gletschern, die immer wieder mal einen Schwall hochgiftiges Wasser unter sich aus der heißen Erde heraus pressen. Das gibt eine ordentliche Flutwelle und einen Schwall giftiger Dämpfe. Alle Menschen in Höhe des Flusses sind dann in höchster Gefahr und werden evakuiert. Blöd, wenn niemand weiß, dass man überhaupt dort ist.

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ID: 3056697

    Wir stiegen noch bis zum Berg Gjátindur, dann rechts hinab in die Ebene, immer dem kleinen Fluss hinterher, der sich wunderbar durch eine grüne Wiesenschlucht schlängelt. Ganz wunderbar, wie in einem Traum nach dem schwarzen Stein zuvor. Blöderweise allerdings torkelt der kleine Fluss in seiner Schlucht immer von ganz links nach ganz rechts, so dass man laufend queren muss und nasse Füße bekommt.

    Aber es ist nicht mehr weit bis zur Hütte Skælingar. Noch so eine Spitzhütte mit viel Stein und wenig Wärme. Wir sind wieder allein, irgendwo parkt noch ein älteres Ehepaar in einem Land Rover. Und die Nacht wieder äußerst frisch.

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ID: 3056698

    Der letzte Tage ist easy, im Prinzip bleiben wir auf dem Nordufer der Skaftá und marschieren Richtung Süden. Weite Blicke nach links, die sich erhebende Bergkette zur rechten. Wir queren wieder reichlich Zuflüsse der Skaftá und irgendwann queren wir auch eine Piste und kommen dann von Norden zum Hólaskjól-Higlandcenter. Von oben auf einem Hügel stehend sehen wir es direkt unter uns liegen.

    Das ist eine richtige Station mit Strom, Duschen, vielen Gebäuden und insbesondere einer Bushaltestelle. Die Fahne weht, auf dem Camping sind Geländefahrzeuge aller Größen und Preisklassen. In der großen Hütte sind wir beinahe die einzigen Gäste. Der Wirt erzählt von der Aufregung über die giftige Flutwelle (auch Hólaskjól wurde geräumt) und dass er gerne Mountainbike fährt. Die Isländer scheinen nicht unbedingt die Wanderer zu sein. Eher Reiten, Radfahren oder 4x4.

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ID: 3056699

    Wir kamen mit inzwischen praktisch leerem Rucksack an, freuten uns über die letzten Nudeln und Haferflocken und nahmen am nächsten Morgen den Bus zurück nach Landmannlaugar (auch dort schnell baden, muss sein) und von dort weiter nach Reykjavik. Die Flüge gingen (damals) immer erst spät in der Nacht und wir schafften es von Hólaskjól bis zum Flughafen gut an einem Tag.

    Und insgesamt?
    Die Tour war grandios. Ich würde mich als absolut durchschnittlichen Wanderer bezeichnen (bis auf den Hütten-Tick). Einige Etappen waren durchaus fordernd, aber alle zu schaffen. Viele Flussquerungen, aber eher wenig Steigungen. Irgendwie konnte man die Richtung immer ahnen, häufig gab es auch Piste oder zumindest die Idee eines Pfades.

    Ich selbst würde die Tour aber keinesfalls allein machen, schon gar nicht als völliger Islandanfänger. Die Profis hier im Forum werden die Route sowieso nachvollziehen können, so rasend neu ist das alles nicht, daher muss ich hier auch nicht jedes Tal mit Namen benennen.

    Die letzten Tage haben wir faktisch niemanden getroffen, an den ersten Tagen durchaus mal die ein oder andere Gruppe. Auch auf den Pisten hielt sich der Fahrzeugverkehr sehr in Grenzen. Wir hatten Nahrung für die Woche dabei, dazu einen Kocher für den Mittagskaffee. In isländischen Hütten kann man nicht nachproviantieren. Trinkwasser gab es mehr als genug. Wir hatten normale Ausrüstung dabei, 200er Polartec Pullover, Regenjacke, Wanderstöcke, knöchelhohe Hoka-Wanderschuhe. Es kann durchaus recht frisch werden.

    Falls jemand noch Hüttentouren in Island kennt: Ich bin für jeden Tipp dankbar. Wenn alle Stricke reißen, muss ich mich wirklich nochmals ins Zelt werfen.

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ID: 3056700





















  • Dieter

    Dauerbesucher
    • 26.05.2002
    • 537
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    • Meine Reisen

    #2
    Schöner Bericht - und ganz richtig: Island ist (weit!) mehr als nur der Laugavegur:
    Einen Kardinalfehler habt ihr allerdings gemacht indem ihr die Tour in der falschen Richtung gegangen seid. Warum? Nur wegen einer Tagesetappe! Ihr beginnt einen langen Wandertag mit einem Bad in der heißen Quelle Strútslaug , nach dem Bad ist man, meiner Erfahrung nach, fix und foxi und dann geht die Kilometerfresserei erst los. Kommt man von der anderen Richtung hat man mit dem Bad die Belohnung für den langen Tag und und muss danach nur noch das überschaubare Stück bis zur Hütte latschen. Aber direkt am Bad kann man wunderbar zelten - wenn man kann

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    • Belge
      Dauerbesucher
      • 23.02.2021
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      • Meine Reisen

      #3
      Guter Tipp (und zum Zelten nach dem Bad ist Strútslaug wirklich perfekt. Es gab sogar Gerüchte, dass dort eine größere Touristenunterkunft gebaut werden sollte). Insbesondere hätten wir nach dem heißen Bad nicht so gefroren in der Hütte!
      Wenn man exakt den gleichen Endpunkt der gesamten Wanderung möchte (also unseren Startpunkt an der Straße ohne Haltestelle), muss man entweder auf einen verständigen Busfahrer hoffen oder trampen. Beides sicher möglich in Island.

      Ich stelle bald noch einen anderen Bericht ein (zwei kleine 3-Tages-Touren aneinander gehängt zu einer Wochenwanderung). In Island kann mit etwas Knobelei durchaus Hüttentouren machen - einfacher ist aber wirklich das Zelt.

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      • Dieter

        Dauerbesucher
        • 26.05.2002
        • 537
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        • Meine Reisen

        #4
        Zitat von Belge Beitrag anzeigen
        Guter Tipp (und zum Zelten nach dem Bad ist Strútslaug wirklich perfekt. Es gab sogar Gerüchte, dass dort eine größere Touristenunterkunft gebaut werden sollte).
        Diese Gerüchte gab es, glaube ich, schon vor 20 Jahren. Mögen sie nie wahr werden!

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