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10.7.2016 | Prolog
Die Gäste sitzen draußen im Garten und grillen, einen Tag vor der Abreise markiert die Feier zum 70. Geburtstag meines Untermieters den Abschluss aller Urlaubsvorbereitungen. Zeit wird's. Viel hat sich geändert in den letzten Monaten. Im zweiten Jahr meiner Selbstständigkeit stehe ich zwar mit beiden Beinen auf festem Boden, habe aber auch viel Arbeit hinter mir. Trotzdem: Die Projekte in der Firma sind alle in Zuständen, in denen man sie drei Wochen liegen lassen kann. Mein Kopf sieht das noch nicht ganz ein, aber man kennt sicht selbst mit den Jahren,
Der Rucksack ist gepackt und lässt sich schließen. Alles an Ausrüstung ist untergebracht. Meinen Notfall-spot stößt bei den Geburtstagsgästen auf Interesse und als ich die Funktion des Geräts erkläre und natürlich auch auf meine Route zu sprechen komme, merke ich: Die Stationen Snæfell, Askja und Snæfell sind ohne Kontext nur einfache Wörter ohne Kontur. Für mich sind es Versprechungen. Ich bin schon nicht mehr richtig hier in meinem Garten. Die Grundspannung ist da. Zeit für Urlaub, meinen vierten Island-Besuch und meine erste Solotour.
11.7. Oberschwaben - Island
Meine Schwester holt mich kurz vor 6 Uhr morgens ab, es geht über die A96 nach Ulm an den Bahnhof. Nach einem frühen Kaffee stehe ich alleine am Gleis. Kaum im Zug, kündigt eine SMS die einstündige Verspätung des Flugsan. Die nächste Stunde beschallt mich eine laute Schulklasse auf Berlin-Ausflug mit ziemlich profanem Mist. In Mannheim entkomme ich der Zwangsbeschallung durch den Umstieg nach FFM. Dort angekommen streikt die IG-Metal. Ich nehme den Bus nach Terminal 2, gebe meinen eingepackten Rucksack ab und warte. Jemand lässt seinen Rucksack liegen, nervöse Hektik der Flughafenpolizei.
Im Gate unterhalte ich mich mit einer Dame aus dem Norden, zusammen mit ihrem Mann bereist sie die Welt. Wir stellen fest, wie sehr sich Ansichten und Meinungen doch ändern, wenn man „raus“ kommt. Eines dieser angenehmen Gespräche außerhalb des Alltags, unverbindlich und doch einprägsam. Gerade wegen der Anonymität berichtet man doch erstaunlich offen und freizügig über sich selbst. Ein Bus fährt uns auf‘s Rollfeld, Takeoff kurz vor 15 Uhr.
Der Flug verläuft unspektakulär über einer dichten Wolkendecke, dann drehen wir zwei Runden über dem Flughafen in Keflavik. Der einzige kurz Aufreger ist das verbindliche Durchstarten nach Runde zwei etwa zehn Meter über der Landebahn. Dort steht nämlich ein Flugzeug mit Plattfuß. Die Landung erfolgt nach Extra-Runde Drei und mit knappen drei Stunden Verspätung. Die Autoabgabe in Höfn bis 23 Uhr wird knapp heute.
Ich hole mein Transportmittel ab. Der Mietwagen hat eine Beule die nicht verzeichnet ist, ich fotografiere den Polo und lasse den Schaden im Terminal bei der Vermietung nachtragen. Typisch Deutsch, war aber sinnvoll. An der Olis außerhalb von Reykjavík kaufe ich Rödsprit und „meine“ Wasserflasche für die Tour, Skyr darf natürlich ebenfalls nicht fehlen. Dann geht es die 1 entlang Richtung Höfn.
Stadt, Menschen und überlaufene Sehenswürdigkeiten wollte ich mir sparen.

Auf dem Weg nach Höfn
Auf der Fahrt komme ich langsam auch geistig im Land an. Die Gedanken kreisen noch um alltägliches. Hinter Vík lässt der Verkehr wie üblich schlagartig nach. Ein halte Ewigkeit später hält mich ein Polizist an, ich war zu schnell. Zittrig wie ein Fahranfänger reiche ich ihm meine Papiere. 120 meint er, mein Herz schlägt kurz triolisch, dann lässt er mich mit einer Verwarnung davonkommen. Natürlich war ich zu schnell, zu sehr im Alltag, zu sehr auf's Termin einhalten bedacht.
Nicht immer sind die anderen die Idioten - ab und zu ist man eben auch selbst einer.

Für die Landschaften sollten man sich Zeit nehmen, kein Grund zur Hektik.
Ich bin zu sehr in Gedanken, berapple mich aber und fahre Strich 90 nach Höfn weiter. Kurzer Zwischenstop in Jökulsárlón. Trotz der späten Stunde sind immer noch Leute da. Range Rover lässt Produktfotos mit sündteuren Mittelformatkameras anfertigen. Es ist duster und belegt, dennoch eine elegische Stimmung. Ich stehe am Seeufer und mache nur wenige Fotos. Der Gletschersee ist mittlerweile mehr Freund denn Fotobjekt.

Schwimmendes Eis ist wie immer ein Genuss!
Mein Ziel kommt näher, der Tank leert sich. Beide Tankautomaten um Höfn fressen meine Kreditkarten nicht. Am Flughafen, wo ich mein Auto abgeben sollte, ich niemand mehr da. Es ist Mitternacht. Es wird 1 Uhr morgens, bis ich mein Zelt auf dem Campground in Höfn aufstelle. Anreise abgeschlossen. Fast.
12.7. | Höfn - Stafafell
Um 6:15 weckt mich leise der Wecker. In den Zelten um mich herum herrscht schnarchende Stelle. Die Motivation, die Küche auszupacken ist überschaubar, also gibt es Oatsnack statt Müsli. An der Tankstelle im Ort öffnet der Tankwart die Zapfsäule für mich als ersten Kunden, die Kartenzahlung klappt. Nun sollte ich das vollgetankte Auto am Flughafen Hornafjörður abgeben. Der hat heute aber geschlossen. Ich stehe in der Landschaft und hadere mit meinem Schicksal. Ein Pärchen kommt, er hat seinen Ladeadapter im Gebäude vergessen, nichts zu machen. Ich rufe bei der Autovermietung an, nach etwas Verwirrung teilt man mir mit, dass ein Mitarbeiter in 10 Minuten käme. Nach einer Stunde Wartezeit rufe ich erneut an. Ein Missverständnis, diesmal kommt tatsächlich jemand - und lotst mich zurück nach Höfn zur Abgabestelle. Die wäre sogar ausgeschildert gewesen, hätte ich noch eine Runde durch den Ort gedreht. Egal. Bei der Abgabe des Autos wird die neue Delle moniert. Ich zeige den nachgetragenen Schaden vor und bin das Auto los.
Ein Telefonanruf am Vorabend bei der Autovermietung hätte mir diese Episode erspart. Der Bus nach Stafafell, meinem Einstiegspunkt, ist jetzt um 10 Uhr natürlich auch weg. So stehe ich auf dem Parkplatz der Vermietung. Dann laufe ich einfach los. Was soll's. Zwar bin ich nun ab dem ersten Schritt einen Wandertag hinter dem Zeitplan, da die Tour aber genügend Optionen hat, wird das kein Problem sein.

Die ersten Tourkilometer Richtung Stafafell.
Die Gehmoral ist gut, bei Sonnenschein und mäßigem Wind bringe ich die ersten Schritte hinter mich. Bei der Kreuzung der 1 biege ich rechts ab. Der Weg verläuft neben der Straße und ist angenehm zu gehen. Die Berge links sind nett anzuschauen. Das hier ist mein Island und ich freue mich auf den Moment, morgen von der Straße aus Richtung Hochland abzubiegen. Einige Male halte zaghaft ich den Daumen raus, vielleicht lässt sich die Etappe ja doch noch abkürzen. Niemand hält an, zu 99% sitzen Touristen in den Autos. Ein Busfahrer kommt mir entgegen und zeigt auf seinen Bus. Ja, ich weiß.

Durchatmen, ankommen, Landschaft genießen.
Durch den Tunnel bei Almannaskarð darf man nicht zu Fuß, aber oben drüber geht natürlich. Zuvor gibt‘s aber Mittagessen in herrlicher Kulisse. Der Jägertopf gelingt mir hervorragend und ist außerordentlich köstlich. Während ich da so sitze, rutschen vier Jugendliche hinter mir den Hang des Skardðindur durch‘s Geröll hinunter. Laute Schuttabgänge verkünden mit langem Nachhall von diesem Leichtsinn. Es bleiben Staubwolken und die Gewissheit, dass die Spuren dieses Manövers noch lange Zeuge dieser schwachsinnigen Aktion sein werden.
Oben am Pass stehen Busse an einem Aussichtspunkt. Touristen schauen in's Tal, ich werden begafft wie ein zweifköpfiger Affe. Schöne Gegend, ich laufe durch das Skarðdalur wieder bergab Richtung Küste. Etwas Niesel, eher eine tiefe Wolke, holt mich ein. Natürlich geht es heute fast ausnahmslos die Teerstraße entlang, links schroffe Berge, rechts das offene Meer. In der Mitte schlängelt sich das Band der 1. Die Landschaft hat ihren Reiz. Mit dem Auto war ich nicht nur einmal hier, hatte immer eine Erinnerung und einen Bezug zu diesem Abschnitt. Trotzdem ist man, vor allem und speziell auf Island, wie so oft schneller durchgefahren, als man sich auf den Charakter der Umgebung einlassen kann.

Blick zurück ...

Stafafell zumindest in weiter Ferne in Sicht.
Gleichförmige Teermuster laufen unter meinen Füßen durch. Wenn der Randstreifen es erlaubt, laufe ich direkt neben der Piste. Neben dem „roten Stuhl“ beim Guesthouse Lon mache ich die nächste Pause. Eine Radfahrerin passiert meinen Pausenplatz mit einem stillen Gruß. Knappe 22 Kilometer, gut über der Halbzeit für heute. Trotzig grüßt der zweiköpfige Affe alle Autos, die ihn passieren.

Pistenlaufen ist nicht sehr angenehm, aber die Landschaft entschädigt.
Der harte Teer fordert seinen Tribut, meine Gehmoral lässt nach. Ich suche mir Ablenkungen, antworte den laut meckernden Vögel ähnlich laut schimpfend - hier hört mich ja niemand - und denke ganz bewusst einige Gedanken aus einem etwas 3000 km südlich gelegenen Alltag durch. Mit jedem Schritt öffnet sich das breite Delta des Jökulsa í Lóni ein Stückchen weiter vor mir. Es ist wunderschön, aber auch noch ein Stückchen weg und ich möchte da heute auch noch durch. Nach einer weiteren Pause überschreite ich Tageskilometer 30.
Die Lauferei auf Teer wird zum Kampf. Endlich bin ich an der Brücke über den Fluss, dann endlich am anderen Ufer. Die Straße knickt rechts ab, der Campingplatz ist leider nicht da, wo ich ihm GPS markiert hatte. Das beschert mir einige Extrameter. Ein Schild behauoptet „800m Camping“. Achthundert verdammte Meter! Jeder Schritt tut weh. Als ich schließlich auf der Anlage ankomme, bin ich nach 35 km körperlich wirklich am Ende. Dass ich auf dieser Etappe der einzige Wanderer war, ist absolut nicht verwunderlich.
Die Rezeption des Campground ist nicht besetzt, also schlage ich meine Zelt auf, räume den Hausrat ein und lege mich für einige Minuten in‘s warme Gras. Nix mehr gewohnt, der Kerl. Eine heiße Dusche in den sanitären Anlagen weckt meine Lebensgeister wieder. Vor dem Abendessen möchte ich nur kurz dösen, schlafe jedoch auf der Stelle sofort tief ein.
13.7. Höfn - Stafafell
Den auf 6:15 Uhr eingestellte Wecker vom Vortag habe ich natürlich nicht ausgeschalten, ich werde nur kurz wach und verschiebe das Aufstehen auf „wenn ich wach werde“ und schalte die akustische Fußfessel endgültig aus. Zum Frühstück bei absolutem Kaiserwetter gibt‘s dann in ausgeschlafenem Zustand eine doppelte Portion Porridge. Die Rezeptur dieses Jahr ist stimmig, neben dem Bombenwetter bereits die zweite gute Nachricht des Tages!

Aussicht und Sonne zum Frühstück.
Dann verfasse ich meine Aufschrieb in der Sonne liegend. Neben mir stehen noch vier Zelte und ein Blechcamper auf der Wiese. Langsam rührt sich Leben in der Nachbarschaft. Körperlich geht es mir gut, ich fühle mich fit. Lediglich eine kleine Blase am linken Fuß gilt es zu versorgen.
Kurz rede ich mit den beiden Motorradfahrern neben mir aus Österreich und Ulm, wie klein die Welt doch ist. Während ich mir nicht vorstellen kann, mit einem Verbrenner zwischen den Schenkeln durch das Hochland zu fahren, ernte ich für meine Trekking-Ausführungen in Umkehr ebenfalls nur diplomatisches Verständnis. Ich lächle in mich hinein. Für beide geht es nach 14 Tagen Rundfahrt heim, anhand der unterschiedlichen Tempi was Frühstück und Bepackung angeht, meine ich trotz aller Freundschaft eine gewisse zerdehnte Geduld zwischen beiden zu bemerken. Dann trägt das Ehepaar im Blechcamper trägt gut hörbar Streitigkeiten über diverse Banalitäten aus. Ich sollte wohl langsam los.
Mit 17 km ist die heutige Etappe nur halb so lang wie gestern. Da einige Furten zu erwarten sind, möchte ich nicht zu spät in den Tag laufen. Die Rezeption ist besetzt, die junge Frau frägt mich, wohin des Weges. Ich antworte mit „Askja“, wir wechseln einige kurze Sätze.

Letzter Blick auf den Campground Stafafell.
Ein kurzes Stück laufe ich auf der 1 zurück bis kurz vor der Brücke, dann biege ich rechts ab. Dort, wo die Touristen ihre Autos für eine kurze Fotopause wenden, um weiter den Randstreifen der Insel zu umfahren, geht es für mich tiefer in das Land hinein.

Links die 1, rechts mein Einstieg Richtung in die erste "echte" Etappe.
Die ersten Kilometer laufe ich auf einem Schotterweg durch viel Grün und Wald. Die Sonne scheint, es ist regelrecht heiß, links und rechts des Weges stehen Ferienhäuschen.

Verlassene Behausung am Wegesrand.

Hier gibt es überall einiges zu sehen.

Üppiger Bewuchs am Wegesrand.
Nach einigen Kilometern dünnt die Bebauung gleichzeitig mit der Vegetation aus. An dieser Stelle denke ich mir, dass dieses "Herauslaufen" aus der Zivilisation durchaus ihren Reiz hat. Gestern noch in Höfn, von der Teerstraße auf einen Schotterweg hin zu kleinen Pfaden. Für mich sehr reizvoll, zumal ich die Abbiegung hinter der Brücke in Stafafell von vorherigen Touren gut in Erinnerung habe. Was wohl hinter diesem Schotterweg liegen mag, habe ich mich gefragt. Heute laufe ich auf diesem Weg in Richtung Askja und werde es wohl in Erfahrung bringen.

Aussicht auf das Gegenufer.

Hinter mir Ferienhäuser, vor mir menschenleere Natur.
Der Weg folgt nicht flach dem Uferverlauf, sondern bringt einige Auf- und Abstiege mit sich. Hinter einem trockenen, breiten Flusslauf geht es durch gelbes, sandiges Gelände hinab Richtung Flussbett. Direkt am Wasser verliert sich dann der Schotterweg. Der Wasserstand scheint erfreulich niedrig. Gute Nachrichten: Wenig Wasser, kein Grund zu Eile. In aller Ruhe befeure ich die Kantine, mache gemütlich meine Mittagspause und genieße die Natur um mich herum. Diese Fleckchen Erde habe ich nun langsam aber sicher für mich alleine.

Mittagspause in ganz leichtem Niesel.

Ausblick beim Essen.

Nach dem Essen geht's hier durch.
Der Weg rechts von mir wurde von Wasser gefressen. Ich entschließe ich mich daher zum Gang über durch das Bachbett und rechne mit drei Furten. Der Himmel zieht etwas zu, was im Langarmshirt und ohne Jacke durchaus noch angenehm ist. Über die erste Furt komme ich noch in den Wanderschuhen, dann packe ich die Furtsandalen aus. 15cm, kalt, aber kein Problem. Die Wanderschuhe bleiben im Rucksack. Es geht über Kies und Geröll, ich drifte etwas zu weit vom Ufer weg nach links und korrigiere. Nach einer zweiten Furt habe ich das Delta hinter mir gelassen, eine Reihe gelber Pfosten fängt Wanderer ein und führt zum Einstieg eines schmalen Pfades.

Gelbe Pfosten führen Wanderer zum richtigen Pfad Richtung Brücke.
Diese Passage durch ein niedriges Wäldchen ist fast schon verwunschen idyllisch und dem Bewuchs nach selten begangen. Der weitere Verlauf führt jedoch auch über einige steil ausgesetzte Stellen in losem Geröll einige Meter direkt über dem Fluss.

Nicht gerade eine Hauptstraße, für mich ein gutes Zeichen.

Steil und ausgesetzt über losen Schotter.
Einige Wegwindungen später kommt die Brücke über die Jökulsa í Lóni in Sichtweite. Wenige Meter vor mir sitzt ein Ehepaar auf einer Bank. Leise gehe ich einige Meter zurück, nur um gleich wieder ziemlich laut aus dem Gebüsch zu stolpern. Ich möchte meine Anwesenheit anzukündigen und die beiden nicht erschrecken. Kurz wird das Woher und Wohin ausgetauscht, dann gehen die beiden zurück über die Brücke. Wegen der Einsamkeit sind sie hier, die möchte ich ihnen lassen. Auf der Brücke warte ich kurz und genieße auf der Brücke stehend die Sicht zurück Richtung Küste. Heute morgen noch auf Teer, nun auf schmalen Pfaden.

Brücke über die Jökulsa í Lóni
Hinter der Brücke wird der Weg zu einem schmalen Pfad, durch Pfosten unfehlbar markiert. In engen Serpentinen führen schmale Pfade über wenig Stock aber viele Steine, nordöstlich über Eskifell. Ich sauge die Landschaft regelrecht in mich auf, vergesse die Kamera und laufe wie auf Autopilot durch diese einsame Idylle. Die erste Begegnung mit der Einsamkeit war noch jeden Urlaub eindrücklich.

Der Isländer von vorhin wartet auf mich und weist mich auf die richtige Weggabelung hin. Meine Route knickt hier steil rechts ab. Ich wäre vor lauter Landschaft hier wohl erst einmal geradeaus gelaufen. Ob ich genug zu essen dabei habe, ein Zelt, einen Schlafsack? Ich rattere meine 18kg Ausrüstung samt Nahrung herunter, und nach einem kurzen Gespräch über vorherige Touren ist der Mann beruhigt. Ich zeige ihm meine GPS-Route, meine Karte und auch den spot für den Notfall. Leider habe ich vergessen, mir seine Mailadresse zu notieren. Nach dieser Begegnung geht jeder seiner Wege, ich bin für den restlichen Tag alleine.
Nach dem gestrigen Tag möchte ich heute die Gehmoral nicht ausreizen, also schlage ich schon bald und nach 17 Tageskilometern mein Zelt an einem namenlosen Teich auf, in der Nähe des Svínadalur und nur etwa fünfhundert Meter südöstlich von der Piste zum Parkplatz Illikambur. Wie versprochen rufe ich daheim an. Dann wird es Abend. Schön ist es hier, um mich herum nur Natur. Schweigend und genießend nehme ich mein Abendessen zu mir.

Campground bei Eskifell.
Die Gäste sitzen draußen im Garten und grillen, einen Tag vor der Abreise markiert die Feier zum 70. Geburtstag meines Untermieters den Abschluss aller Urlaubsvorbereitungen. Zeit wird's. Viel hat sich geändert in den letzten Monaten. Im zweiten Jahr meiner Selbstständigkeit stehe ich zwar mit beiden Beinen auf festem Boden, habe aber auch viel Arbeit hinter mir. Trotzdem: Die Projekte in der Firma sind alle in Zuständen, in denen man sie drei Wochen liegen lassen kann. Mein Kopf sieht das noch nicht ganz ein, aber man kennt sicht selbst mit den Jahren,
Der Rucksack ist gepackt und lässt sich schließen. Alles an Ausrüstung ist untergebracht. Meinen Notfall-spot stößt bei den Geburtstagsgästen auf Interesse und als ich die Funktion des Geräts erkläre und natürlich auch auf meine Route zu sprechen komme, merke ich: Die Stationen Snæfell, Askja und Snæfell sind ohne Kontext nur einfache Wörter ohne Kontur. Für mich sind es Versprechungen. Ich bin schon nicht mehr richtig hier in meinem Garten. Die Grundspannung ist da. Zeit für Urlaub, meinen vierten Island-Besuch und meine erste Solotour.
11.7. Oberschwaben - Island
Meine Schwester holt mich kurz vor 6 Uhr morgens ab, es geht über die A96 nach Ulm an den Bahnhof. Nach einem frühen Kaffee stehe ich alleine am Gleis. Kaum im Zug, kündigt eine SMS die einstündige Verspätung des Flugsan. Die nächste Stunde beschallt mich eine laute Schulklasse auf Berlin-Ausflug mit ziemlich profanem Mist. In Mannheim entkomme ich der Zwangsbeschallung durch den Umstieg nach FFM. Dort angekommen streikt die IG-Metal. Ich nehme den Bus nach Terminal 2, gebe meinen eingepackten Rucksack ab und warte. Jemand lässt seinen Rucksack liegen, nervöse Hektik der Flughafenpolizei.
Im Gate unterhalte ich mich mit einer Dame aus dem Norden, zusammen mit ihrem Mann bereist sie die Welt. Wir stellen fest, wie sehr sich Ansichten und Meinungen doch ändern, wenn man „raus“ kommt. Eines dieser angenehmen Gespräche außerhalb des Alltags, unverbindlich und doch einprägsam. Gerade wegen der Anonymität berichtet man doch erstaunlich offen und freizügig über sich selbst. Ein Bus fährt uns auf‘s Rollfeld, Takeoff kurz vor 15 Uhr.
Der Flug verläuft unspektakulär über einer dichten Wolkendecke, dann drehen wir zwei Runden über dem Flughafen in Keflavik. Der einzige kurz Aufreger ist das verbindliche Durchstarten nach Runde zwei etwa zehn Meter über der Landebahn. Dort steht nämlich ein Flugzeug mit Plattfuß. Die Landung erfolgt nach Extra-Runde Drei und mit knappen drei Stunden Verspätung. Die Autoabgabe in Höfn bis 23 Uhr wird knapp heute.
Ich hole mein Transportmittel ab. Der Mietwagen hat eine Beule die nicht verzeichnet ist, ich fotografiere den Polo und lasse den Schaden im Terminal bei der Vermietung nachtragen. Typisch Deutsch, war aber sinnvoll. An der Olis außerhalb von Reykjavík kaufe ich Rödsprit und „meine“ Wasserflasche für die Tour, Skyr darf natürlich ebenfalls nicht fehlen. Dann geht es die 1 entlang Richtung Höfn.
Stadt, Menschen und überlaufene Sehenswürdigkeiten wollte ich mir sparen.

Auf dem Weg nach Höfn
Auf der Fahrt komme ich langsam auch geistig im Land an. Die Gedanken kreisen noch um alltägliches. Hinter Vík lässt der Verkehr wie üblich schlagartig nach. Ein halte Ewigkeit später hält mich ein Polizist an, ich war zu schnell. Zittrig wie ein Fahranfänger reiche ich ihm meine Papiere. 120 meint er, mein Herz schlägt kurz triolisch, dann lässt er mich mit einer Verwarnung davonkommen. Natürlich war ich zu schnell, zu sehr im Alltag, zu sehr auf's Termin einhalten bedacht.
Nicht immer sind die anderen die Idioten - ab und zu ist man eben auch selbst einer.

Für die Landschaften sollten man sich Zeit nehmen, kein Grund zur Hektik.
Ich bin zu sehr in Gedanken, berapple mich aber und fahre Strich 90 nach Höfn weiter. Kurzer Zwischenstop in Jökulsárlón. Trotz der späten Stunde sind immer noch Leute da. Range Rover lässt Produktfotos mit sündteuren Mittelformatkameras anfertigen. Es ist duster und belegt, dennoch eine elegische Stimmung. Ich stehe am Seeufer und mache nur wenige Fotos. Der Gletschersee ist mittlerweile mehr Freund denn Fotobjekt.

Schwimmendes Eis ist wie immer ein Genuss!
Mein Ziel kommt näher, der Tank leert sich. Beide Tankautomaten um Höfn fressen meine Kreditkarten nicht. Am Flughafen, wo ich mein Auto abgeben sollte, ich niemand mehr da. Es ist Mitternacht. Es wird 1 Uhr morgens, bis ich mein Zelt auf dem Campground in Höfn aufstelle. Anreise abgeschlossen. Fast.
12.7. | Höfn - Stafafell
Um 6:15 weckt mich leise der Wecker. In den Zelten um mich herum herrscht schnarchende Stelle. Die Motivation, die Küche auszupacken ist überschaubar, also gibt es Oatsnack statt Müsli. An der Tankstelle im Ort öffnet der Tankwart die Zapfsäule für mich als ersten Kunden, die Kartenzahlung klappt. Nun sollte ich das vollgetankte Auto am Flughafen Hornafjörður abgeben. Der hat heute aber geschlossen. Ich stehe in der Landschaft und hadere mit meinem Schicksal. Ein Pärchen kommt, er hat seinen Ladeadapter im Gebäude vergessen, nichts zu machen. Ich rufe bei der Autovermietung an, nach etwas Verwirrung teilt man mir mit, dass ein Mitarbeiter in 10 Minuten käme. Nach einer Stunde Wartezeit rufe ich erneut an. Ein Missverständnis, diesmal kommt tatsächlich jemand - und lotst mich zurück nach Höfn zur Abgabestelle. Die wäre sogar ausgeschildert gewesen, hätte ich noch eine Runde durch den Ort gedreht. Egal. Bei der Abgabe des Autos wird die neue Delle moniert. Ich zeige den nachgetragenen Schaden vor und bin das Auto los.
Ein Telefonanruf am Vorabend bei der Autovermietung hätte mir diese Episode erspart. Der Bus nach Stafafell, meinem Einstiegspunkt, ist jetzt um 10 Uhr natürlich auch weg. So stehe ich auf dem Parkplatz der Vermietung. Dann laufe ich einfach los. Was soll's. Zwar bin ich nun ab dem ersten Schritt einen Wandertag hinter dem Zeitplan, da die Tour aber genügend Optionen hat, wird das kein Problem sein.

Die ersten Tourkilometer Richtung Stafafell.
Die Gehmoral ist gut, bei Sonnenschein und mäßigem Wind bringe ich die ersten Schritte hinter mich. Bei der Kreuzung der 1 biege ich rechts ab. Der Weg verläuft neben der Straße und ist angenehm zu gehen. Die Berge links sind nett anzuschauen. Das hier ist mein Island und ich freue mich auf den Moment, morgen von der Straße aus Richtung Hochland abzubiegen. Einige Male halte zaghaft ich den Daumen raus, vielleicht lässt sich die Etappe ja doch noch abkürzen. Niemand hält an, zu 99% sitzen Touristen in den Autos. Ein Busfahrer kommt mir entgegen und zeigt auf seinen Bus. Ja, ich weiß.

Durchatmen, ankommen, Landschaft genießen.
Durch den Tunnel bei Almannaskarð darf man nicht zu Fuß, aber oben drüber geht natürlich. Zuvor gibt‘s aber Mittagessen in herrlicher Kulisse. Der Jägertopf gelingt mir hervorragend und ist außerordentlich köstlich. Während ich da so sitze, rutschen vier Jugendliche hinter mir den Hang des Skardðindur durch‘s Geröll hinunter. Laute Schuttabgänge verkünden mit langem Nachhall von diesem Leichtsinn. Es bleiben Staubwolken und die Gewissheit, dass die Spuren dieses Manövers noch lange Zeuge dieser schwachsinnigen Aktion sein werden.
Oben am Pass stehen Busse an einem Aussichtspunkt. Touristen schauen in's Tal, ich werden begafft wie ein zweifköpfiger Affe. Schöne Gegend, ich laufe durch das Skarðdalur wieder bergab Richtung Küste. Etwas Niesel, eher eine tiefe Wolke, holt mich ein. Natürlich geht es heute fast ausnahmslos die Teerstraße entlang, links schroffe Berge, rechts das offene Meer. In der Mitte schlängelt sich das Band der 1. Die Landschaft hat ihren Reiz. Mit dem Auto war ich nicht nur einmal hier, hatte immer eine Erinnerung und einen Bezug zu diesem Abschnitt. Trotzdem ist man, vor allem und speziell auf Island, wie so oft schneller durchgefahren, als man sich auf den Charakter der Umgebung einlassen kann.

Blick zurück ...

Stafafell zumindest in weiter Ferne in Sicht.
Gleichförmige Teermuster laufen unter meinen Füßen durch. Wenn der Randstreifen es erlaubt, laufe ich direkt neben der Piste. Neben dem „roten Stuhl“ beim Guesthouse Lon mache ich die nächste Pause. Eine Radfahrerin passiert meinen Pausenplatz mit einem stillen Gruß. Knappe 22 Kilometer, gut über der Halbzeit für heute. Trotzig grüßt der zweiköpfige Affe alle Autos, die ihn passieren.

Pistenlaufen ist nicht sehr angenehm, aber die Landschaft entschädigt.
Der harte Teer fordert seinen Tribut, meine Gehmoral lässt nach. Ich suche mir Ablenkungen, antworte den laut meckernden Vögel ähnlich laut schimpfend - hier hört mich ja niemand - und denke ganz bewusst einige Gedanken aus einem etwas 3000 km südlich gelegenen Alltag durch. Mit jedem Schritt öffnet sich das breite Delta des Jökulsa í Lóni ein Stückchen weiter vor mir. Es ist wunderschön, aber auch noch ein Stückchen weg und ich möchte da heute auch noch durch. Nach einer weiteren Pause überschreite ich Tageskilometer 30.
Die Lauferei auf Teer wird zum Kampf. Endlich bin ich an der Brücke über den Fluss, dann endlich am anderen Ufer. Die Straße knickt rechts ab, der Campingplatz ist leider nicht da, wo ich ihm GPS markiert hatte. Das beschert mir einige Extrameter. Ein Schild behauoptet „800m Camping“. Achthundert verdammte Meter! Jeder Schritt tut weh. Als ich schließlich auf der Anlage ankomme, bin ich nach 35 km körperlich wirklich am Ende. Dass ich auf dieser Etappe der einzige Wanderer war, ist absolut nicht verwunderlich.
Die Rezeption des Campground ist nicht besetzt, also schlage ich meine Zelt auf, räume den Hausrat ein und lege mich für einige Minuten in‘s warme Gras. Nix mehr gewohnt, der Kerl. Eine heiße Dusche in den sanitären Anlagen weckt meine Lebensgeister wieder. Vor dem Abendessen möchte ich nur kurz dösen, schlafe jedoch auf der Stelle sofort tief ein.
13.7. Höfn - Stafafell
Den auf 6:15 Uhr eingestellte Wecker vom Vortag habe ich natürlich nicht ausgeschalten, ich werde nur kurz wach und verschiebe das Aufstehen auf „wenn ich wach werde“ und schalte die akustische Fußfessel endgültig aus. Zum Frühstück bei absolutem Kaiserwetter gibt‘s dann in ausgeschlafenem Zustand eine doppelte Portion Porridge. Die Rezeptur dieses Jahr ist stimmig, neben dem Bombenwetter bereits die zweite gute Nachricht des Tages!

Aussicht und Sonne zum Frühstück.
Dann verfasse ich meine Aufschrieb in der Sonne liegend. Neben mir stehen noch vier Zelte und ein Blechcamper auf der Wiese. Langsam rührt sich Leben in der Nachbarschaft. Körperlich geht es mir gut, ich fühle mich fit. Lediglich eine kleine Blase am linken Fuß gilt es zu versorgen.
Kurz rede ich mit den beiden Motorradfahrern neben mir aus Österreich und Ulm, wie klein die Welt doch ist. Während ich mir nicht vorstellen kann, mit einem Verbrenner zwischen den Schenkeln durch das Hochland zu fahren, ernte ich für meine Trekking-Ausführungen in Umkehr ebenfalls nur diplomatisches Verständnis. Ich lächle in mich hinein. Für beide geht es nach 14 Tagen Rundfahrt heim, anhand der unterschiedlichen Tempi was Frühstück und Bepackung angeht, meine ich trotz aller Freundschaft eine gewisse zerdehnte Geduld zwischen beiden zu bemerken. Dann trägt das Ehepaar im Blechcamper trägt gut hörbar Streitigkeiten über diverse Banalitäten aus. Ich sollte wohl langsam los.
Mit 17 km ist die heutige Etappe nur halb so lang wie gestern. Da einige Furten zu erwarten sind, möchte ich nicht zu spät in den Tag laufen. Die Rezeption ist besetzt, die junge Frau frägt mich, wohin des Weges. Ich antworte mit „Askja“, wir wechseln einige kurze Sätze.

Letzter Blick auf den Campground Stafafell.
Ein kurzes Stück laufe ich auf der 1 zurück bis kurz vor der Brücke, dann biege ich rechts ab. Dort, wo die Touristen ihre Autos für eine kurze Fotopause wenden, um weiter den Randstreifen der Insel zu umfahren, geht es für mich tiefer in das Land hinein.

Links die 1, rechts mein Einstieg Richtung in die erste "echte" Etappe.
Die ersten Kilometer laufe ich auf einem Schotterweg durch viel Grün und Wald. Die Sonne scheint, es ist regelrecht heiß, links und rechts des Weges stehen Ferienhäuschen.

Verlassene Behausung am Wegesrand.

Hier gibt es überall einiges zu sehen.

Üppiger Bewuchs am Wegesrand.
Nach einigen Kilometern dünnt die Bebauung gleichzeitig mit der Vegetation aus. An dieser Stelle denke ich mir, dass dieses "Herauslaufen" aus der Zivilisation durchaus ihren Reiz hat. Gestern noch in Höfn, von der Teerstraße auf einen Schotterweg hin zu kleinen Pfaden. Für mich sehr reizvoll, zumal ich die Abbiegung hinter der Brücke in Stafafell von vorherigen Touren gut in Erinnerung habe. Was wohl hinter diesem Schotterweg liegen mag, habe ich mich gefragt. Heute laufe ich auf diesem Weg in Richtung Askja und werde es wohl in Erfahrung bringen.

Aussicht auf das Gegenufer.

Hinter mir Ferienhäuser, vor mir menschenleere Natur.
Der Weg folgt nicht flach dem Uferverlauf, sondern bringt einige Auf- und Abstiege mit sich. Hinter einem trockenen, breiten Flusslauf geht es durch gelbes, sandiges Gelände hinab Richtung Flussbett. Direkt am Wasser verliert sich dann der Schotterweg. Der Wasserstand scheint erfreulich niedrig. Gute Nachrichten: Wenig Wasser, kein Grund zu Eile. In aller Ruhe befeure ich die Kantine, mache gemütlich meine Mittagspause und genieße die Natur um mich herum. Diese Fleckchen Erde habe ich nun langsam aber sicher für mich alleine.

Mittagspause in ganz leichtem Niesel.

Ausblick beim Essen.

Nach dem Essen geht's hier durch.
Der Weg rechts von mir wurde von Wasser gefressen. Ich entschließe ich mich daher zum Gang über durch das Bachbett und rechne mit drei Furten. Der Himmel zieht etwas zu, was im Langarmshirt und ohne Jacke durchaus noch angenehm ist. Über die erste Furt komme ich noch in den Wanderschuhen, dann packe ich die Furtsandalen aus. 15cm, kalt, aber kein Problem. Die Wanderschuhe bleiben im Rucksack. Es geht über Kies und Geröll, ich drifte etwas zu weit vom Ufer weg nach links und korrigiere. Nach einer zweiten Furt habe ich das Delta hinter mir gelassen, eine Reihe gelber Pfosten fängt Wanderer ein und führt zum Einstieg eines schmalen Pfades.

Gelbe Pfosten führen Wanderer zum richtigen Pfad Richtung Brücke.
Diese Passage durch ein niedriges Wäldchen ist fast schon verwunschen idyllisch und dem Bewuchs nach selten begangen. Der weitere Verlauf führt jedoch auch über einige steil ausgesetzte Stellen in losem Geröll einige Meter direkt über dem Fluss.

Nicht gerade eine Hauptstraße, für mich ein gutes Zeichen.

Steil und ausgesetzt über losen Schotter.
Einige Wegwindungen später kommt die Brücke über die Jökulsa í Lóni in Sichtweite. Wenige Meter vor mir sitzt ein Ehepaar auf einer Bank. Leise gehe ich einige Meter zurück, nur um gleich wieder ziemlich laut aus dem Gebüsch zu stolpern. Ich möchte meine Anwesenheit anzukündigen und die beiden nicht erschrecken. Kurz wird das Woher und Wohin ausgetauscht, dann gehen die beiden zurück über die Brücke. Wegen der Einsamkeit sind sie hier, die möchte ich ihnen lassen. Auf der Brücke warte ich kurz und genieße auf der Brücke stehend die Sicht zurück Richtung Küste. Heute morgen noch auf Teer, nun auf schmalen Pfaden.

Brücke über die Jökulsa í Lóni
Hinter der Brücke wird der Weg zu einem schmalen Pfad, durch Pfosten unfehlbar markiert. In engen Serpentinen führen schmale Pfade über wenig Stock aber viele Steine, nordöstlich über Eskifell. Ich sauge die Landschaft regelrecht in mich auf, vergesse die Kamera und laufe wie auf Autopilot durch diese einsame Idylle. Die erste Begegnung mit der Einsamkeit war noch jeden Urlaub eindrücklich.

Der Isländer von vorhin wartet auf mich und weist mich auf die richtige Weggabelung hin. Meine Route knickt hier steil rechts ab. Ich wäre vor lauter Landschaft hier wohl erst einmal geradeaus gelaufen. Ob ich genug zu essen dabei habe, ein Zelt, einen Schlafsack? Ich rattere meine 18kg Ausrüstung samt Nahrung herunter, und nach einem kurzen Gespräch über vorherige Touren ist der Mann beruhigt. Ich zeige ihm meine GPS-Route, meine Karte und auch den spot für den Notfall. Leider habe ich vergessen, mir seine Mailadresse zu notieren. Nach dieser Begegnung geht jeder seiner Wege, ich bin für den restlichen Tag alleine.
Nach dem gestrigen Tag möchte ich heute die Gehmoral nicht ausreizen, also schlage ich schon bald und nach 17 Tageskilometern mein Zelt an einem namenlosen Teich auf, in der Nähe des Svínadalur und nur etwa fünfhundert Meter südöstlich von der Piste zum Parkplatz Illikambur. Wie versprochen rufe ich daheim an. Dann wird es Abend. Schön ist es hier, um mich herum nur Natur. Schweigend und genießend nehme ich mein Abendessen zu mir.

Campground bei Eskifell.
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