[AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

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  • berniehh
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    AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

    Trek 4

    Cordillera Castillo und westlich davon

    Länge: 211 Kilometer
    Dauer: 20 Tage


    Teil 1 – Coyhaique und die ersten drei Trekkingtage

    Die Cordillera Castillo ist ein schroffes Felsengebirgsmassiv mit tiefeingeschnittenen bewaldeten Tälern und teils vergletscherten Bergen.

    Durch dieses Gebirge soll unser letzter gemeinsamer Trek führen, was schon von vornherein so geplant war. Da ich auf dieser Tour mal die 20 Tage vollkriegen will, Paul aber nur maximum 16 bis 20 Tage wandern will, behält er sich die Möglichkeit offen vorzeitig auszusteigen.

    Hier ein kurzer Auszug aus meiner E-mail, die ich einen Tag vor dem Trekkingstart über meinen Verteiler verschickt habe:

    Zitat von berniehh Beitrag anzeigen
    Wir wollen in die Cordillera Castillo, dort eine Ost-West Traverse machen bis zum Volcan Hudson. Unsere geplante Route ist zwar nur etwa 180 km lang, ich rechne aber mit deutlich schwierigerem Gelaende als beim letzten Trek: mehr Hoehenmeter, dichte weglose Waelder in den Taelern und unbestaendigeres Wetter. Unser vermuteter Tagesschnitt wird wohl bei unter 10 km pro Tag liegen.
    Kurz nach der Tour verschickt Paul folgende E-mail über seinen Verteiler (Auszug):

    Zitat von slarti Beitrag anzeigen
    Schon der erste Pass führte einen sehr steilen Geröllhang hinunter und ich merkte, dass dieses Gebirge noch recht schwierig werden könnte. Hinzu kam noch, dass sich das Wetter zunehmend verschlechterte und wir diesmal mit der normalen patagonischen Wetterrealität konfrontiert wurden: langanhaltendes nass-kaltes Dauertief direkt aus der Antarktis. So kam es zu diversen Zwangsruhetagen vor verschneiten oder nassen Felspässen. Die Topographie erschwerte das Vorankommen erheblich. Einige Pässe waren auch gefährlich und ein Abstieg schlicht nicht möglich. Mehrmals haben wir unsere Route geändert und vereinfacht. Zum Ende der Tour traten erstmals die ersten valvidianischen Regenwälder auf. Beim Wort Regenwald denken wohl die meisten an die Tropen, aber es gibt auch kalte Regenwälder. Die valvidianischen Regenwälder haben ein extrem dichtes Unterholz mit Bambus, Farnen, Moosen und viel stacheligem Gebüsch. Nahezu undurchdringlich ohne Weg. So sind die weiter südlich vorherrschenden Buchenwälder noch mehr oder weniger gut begehbar, aber weiter nördlich hört der Spaß auf.
    Ich hatte ja schon zuvor angekündigt maximal 20 Tage zu wandern, während Bernd gerne mindestens 20 Tage plus machen wollte. Unweit des Vulkan Hudson bin ich dann am Tag 16 ausgestiegen und durch ein tiefes Tal am Rio Ibáñez zur Carretera Austral gelaufen (und von dort getrampt). Schon irgendwie komisch sich mitten im Wald zu verabschieden um sich in einen Monat im Hostel in Buenos Aires zu verabreden. Natürlich verbesserte sich das Wetter schlagartig am Tag des Ausstiegs (ob das an mir oder Bernd liegt, ist Interpretationssache).
    Ich würde sagen, dass dieser Trek sehr speziell und viele schöne Momente hatte (z.B. neugierige Kolibris vorm Zelt), aber aufgrund der Umstände nicht zu meinen Favoriten dieser Reise zählt.


    Fährüberfahrt von Chile Chico nach Puerto Ibáñez über den Lago General Carrera


    kurz vor der Ankunft in Puerto Ibáñez


    Weiterfahrt nach Coyhaique

    Coyhaique 08.02.2016

    Coyhaique ist mit 43.000 Einwohnern die Hauptstadt und das Wirtschaftszentrum der Region Aisén. Diese Stadt ist zwar nicht so sehenswert, eignet sich aber hervorragend als Ausgangsbasis für Trekkingtouren. Keine andere Stadt in der Region Aisén bietet bessere Einkaufsmöglichkeiten wie Coyhaique.

    Gegen Mittag kommen wir hier an und finden nach kurzer Suche die Hospedaje Natty, wo wir für 5000 clp unsere Zelte aufschlagen können. Die Zeltplätze sind bei Natty nicht so doll, man schlägt sein Zelt eingepfärcht und sonnenausgesetzt im Hinterhof auf. Die Pluspunkte sind daß Camper die Hostelküche mitbenutzen dürfen und die zentrale Lage, nur zwei Minuten zu Fuß zu den beiden größten Supermärkten der Stadt. Dieses Hostal schein bei Rucksackreisenden beliebt zu sein und steht vermutlich auch im Lonely Planet.


    die Haupteinkaufsstraße im Zentrum von Coyhaique


    Coyhaique (Pauls Foto)

    Drei volle Tage bleiben wir in Coyhaique zum entspannen und einkaufen.
    Ich muss mir hier neue Trekkingschuhe kaufen. Im Zentrum gibt es mehrere Outdoorläden mit einer guten Auswahl an Schuhen, die sogar deutlich günstiger wie in Argentinien sind. Das einzigste Problem ist die Größe. Die meisten Schuhe sind hier nur bis Größe 44 oder kleiner erhältlich und ich brauche 46.
    In meiner Größe finde ich ein Paar steigeisenfeste Bergstiefel von Salewa für umgerechnet unter 200 Euro. Eigentlich wollte ich mir ja keine Stiefel kaufen, sondern nur leichte Wanderschuhe. Aber die Halbschuhe, die hier in meiner Größe erhältlich sind, sehen aus als ob sie auf unserer Art von Trekkingtouren nicht lange halten werden. Also nehme ich die Stiefel, man muss hier eben nehmen was man kriegen kann.

    Gaskartuschen (230er) sind hier mit umgerechnet nur 3 Euro pro Stück deutlich günstiger wie in Deutschland und erst recht wie in Argentinien.

    Am zweiten Tag in Coyhaique hat mir die Katze der Hostaleigentümerin ein kleines Loch in mein neues Hilleberg-Aussenzelt gekratzt (in der Apsis). Das ist sehr ärgerlich und wir haben daraufhin Hals über Kopf den Campingplatz gewechselt und sind runter zu „El Camping“ gegangen. Das ist ein schöner Campingplatz am Rio Simpson, der auch 5000 clp die Nacht kostet, wie im Natty. Die Campqualität ist hier im Gegensatz zu Natty traumhaft, mitten im Grünen mit viel Platz und vielen Bäumen. Dafür ist dieser Campingplatz nicht so zentral gelegen und es gibt keine Küche, sondern nur ein überdachter Unterstand mit Holztische und Bänke.

    Hier treffen wir durch Zufall den ODS-User Marco, alias „chaseglane“. Vor unserer Reise hatte ich schon einen kurzen Mailkontakt mit ihm. Klar daß wir dann abends zusammen einen trinken gehen. Marco ist mit dem Fahrrad unterwegs und ich erfahre daß wir uns vor fast vier Wochen auf dem Huemul Trek nur ganz knapp verpasst haben. Marco war nur einen Tag vor oder nach mir auf dem Trek unterwegs.


    Marco, Paul und ich auf dem Campingplatz in Coyhaique


    auch auf diesem Campingplatz gibt es jede Menge Katzen

    In Coyhaique kaufe ich meinen Trekkingproviant für über 20 Tage ein (Paul etwas weniger). Ich zahle dafür 130.000 clp, das sind pro Tag umgerechnet 6,50 bis 7 Euro, fast wie in Deutschland.

    die Anreise zum Trekkingstartpunkt 12.02.2016
    Unser Trekkingstartpunkt liegt 75 km von Coyhaique. Erst am Nachmittag bin ich fertig mit packen und für 15:00 buchen wir den Bus nach Villa Cerro Castillo für 5000 clp. Wir wollen aber schon 25 km vor dem Endziel aussteigen, mitten auf freier Strecke im Reserva Nacional Cerro Castillo.

    Der Minibus fährt aber erst um 17:00 los. Den Grund für die Verspätung wissen wir zwar nicht, es sieht aber aus daß der Fahrer noch warten will bis alle Plätze ausgebucht sind. Als es dann endlich losgeht ist der Bus auch gerammelt voll. Sogar so voll daß unsere Rucksäcke da nicht mehr mit reinpassen. Sie werden auf dem Dach eines anderen Busses verstaut, der kurz vor uns losfährt, auch nach Villa Cerro Castillo. Das macht uns natürlich Sorgen, denn unser Spanisch ist schlecht und ich bin nicht überzeugt daß der Fahrer verstanden hat, wo genau auf freier Strecke wir austeigen wollen. Im schlimmsten Fall wird unser Gepäck also bis nach Villa Cerro Castillo weiterfahren, während wir am Trekkingstartpunkt warten.


    warten auf die Abfahrt des Busses in Coyhaique

    Es hat aber letzendlich gut geklappt. Nach 70 Kilometer stoppt der Bus beim Startpunkt der Standardtrekkingroute durch die Cordillera Castillo. Hier steigen eine handvoll Wanderer aus. Der andere Bus steht auch schon da und unsere Rucksäcke wurden vom Dach runtergebunden und liegen am Straßenrand.

    Diese drei bis viertägige Trekkingroute ist recht beliebt und steht auch in allen Trekkingführern. Der erste Tag führt allerdings auf Fahrwege durch ein besiedeltes Weidefarmlandtal bis zur Rangerstation am Pistenende. Auf meiner ersten Patagonienreise bin ich diesen Abschnitt schon gewandert und fand ihn nicht so doll. Die restlichen zwei Tage sind allerdings sehr spektakulär. Daher wollen wir den ersten Tagesabschnitt weglassen, um dann später auf die markierte Trekkingroute zu stoßen.

    Als ich den Fahrer erkläre daß wir hier nicht aussteigen wollen, dürfen wir unsere Rucksäcke mit in den Bus reinnehmen, denn nun ist ja Platz genug da.
    Fünf Kilometer weiter führt nach rechts ein kleines unscheinbares Waldtal in die Berge rein. Hier bitte ich den Fahrer anzuhalten und wir steigen aus. Der Vorteil dieses Trekkingstartpunktes gegenüber der Standardroute liegt auf der Hand: Man wandert von der Straße runter direkt in die weglose unerschlossene Wildnis rein.
    Allerdings ist es mittlerweile schon 19 Uhr als wir hier ankommen.


    Trekkingstartpunkt - von der Straße geht es direkt in die unerschlossene Wildnis rein

    1.Tag:
    Für ein Loswandern ist es heute schon zu spät. Allerdings wollen wir auch nicht in Sichtweite der Straße campen. Daher wandern wir noch einen Kilometer weglos in dieses kleine Tal rein, durch Wald im teils schluchtigem Bachlauf, wobei wir einen kleinen Wasserfall hochklettern müssen. An einer schönen Stelle im Wald schlagen wir unser Camp auf.


    diesen kleinen Wasserfall müssen wir hochklettern


    wir folgen den schluchtigen Bachlauf aufwärts


    Camp 1 (980 m)

    2.Tag:
    Heute wird ein wegloser Waldtag. Nach zwei Stunden überwandern wir einen kleinen Sattel und auf der anderen Seite geht´s sehr steil für 200 Höhenmeter runter in ein enges Tal. Dieses wandern wir für den Rest des Tages Richtung Westen aufwärts. Wo immer es möglich ist wandern wir im schluchtigen Bachlauf und dort wo es mal nicht geht links oder rechts davon entlang der Waldrücken.
    Die Südbuchenwälder hier im östlichen Teil der Cordillera Castillo sind auch weglos recht leicht durchwanderbar. Die sehr dichten Valdivianischen Regenwälder findet man dagegen in den tieferen Tälern im westlichen Teil des Gebirges, unterhalb von 600 Meter.


    wir überwandern einen kleinen bewaldeten Sattel (1100 m)




    für 200 m geht´s steil in ein enges Tal runter


    das Tal wandern wir aufwärts


    der Talboden liegt auf 925 m


    wir folgen meistens den schluchtigen Bachlauf







    Gegen Abend nähern wir uns dem Talende, wo das Buschgeplackere härter wird, da der hohe Südbuchenwald mehr und mehr in die dichte alpine Buschzone übergeht. Im letzten Waldabschnitt schlagen wir unser Camp auf. In 7h45 haben wir nur 10 Kilometer geschafft, aber das war auch nicht anders zu erwarten. Es wird jetzt windiger und die ersten Schauer kommen runter.


    wir nähern uns dem Talende


    das Buschgeplackere wird deutlich härter


    Camp 2 (1120 m)

    3.Tag:
    Heute steht uns die erste alpine Passüberquerung bevor und das Wetter scheint ganz gut zu werden.
    Die erste große Hürde besteht darin durch die undurchdringliche alpine Buschzone ins offene Gelände oberhalb der Baumgrenze zu gelangen. Aber als wir die Buschzone endlich hinter uns gebracht haben, ist der weitere Aufstieg zum Pass einfach.


    Blick vom Camp - hier sollte man möglichst schnell die Buschzone verlassen


    der Busch ist undurchdringlich - den sollte man tunlichst umgehen!


    Blick zurück talabwärts


    endlich oberhalb der Waldgrenze




    Aufstieg zum Pass



    Nach vier Stunden erreichen wir auf 1609 m die Passhöhe und machen erstmal gemütlich in der Sonne Mittagspause bei grandioser Aussicht. Auf der anderen Seite liegen die vertikalen Türme und Gletscher der Cordillera Castillo. Eine bessere Stelle für die Mittagspause hätten wir nicht finden können. Allerdings weht hier oben ein kühler Wind. Noch ahnen wir nicht daß heute der letzte wirkliche Schönwettertag für die nächsten zwei Wochen ist.


    die Passhöhe (1609 m)


    Blick zurück


    (Pauls Foto)


    grandioser Blick runter zur anderen Seite (Pauls Foto)


    Tal des Rio Turbio (Pauls Foto)


    hier müssen wir runtersteigen


    erster Blick auf den 2675 m hohen Cerro Castillo



    Dieser Pass ist ohne Zweifel ein landschaftliches Tophighlight, aber der Abstieg runter ins Tal des Rio Turbio hat es wirklich in sich. Auf verdammt steilen Geröllhang geht es abwärts, wobei es weiter unten immer steiler und felsiger wird. Es ist wirklich gefährlich und ich kundschafte erstmal aus. Eine falsche Route zu wählen könnte hier fatal enden. Für einen Abstieg von nur 450 Höhenmetern brauchen wir drei Stunden.




    Abstieg zum Rio Turbio - das sieht noch OK aus, aber wie steil es weiter unten wird, ist auf dem Bild nicht zu sehen


    Abstieg






    am Oberlauf des Rio Turbio (1150 m)

    Unten kommen wir in den Wald und auf der anderen Flussseite stoßen wir auf den markierten Pfad der bekannten Trekkingroute, die wir nun für die nächsten anderthalb Tage bis zum Campamento Neozelandes folgen.
    Für heute wollen wir noch schnell über den nächsten Pass steigen (Paso Peñon, 1470 m) zum Rio del Bosque. Es ist ein enger gerölliger Passdurchgang mit paar Schneefelder, aber verglichen mit dem ersten Pass sehr einfach. Wir haben damit gerechnet auf diesen Pfad heute noch Wanderer zu treffen, aber jetzt am späten Nachmittag war niemand mehr da.


    hier stoßen wir auf die bekannte Trekkingroute


    Blick zurück zum Rio Turbio (Pauls Foto)


    Aufstieg zum Paso Peñon (1470 m)



    Auf der anderen Passseite schlagen wir auf Geröllboden knapp oberhalb der Baumgrenze unser Camp auf. Mit 9h40 war heute ein langer Tag. Man kann definitiv sagen daß sich unser “alternativer Startpunkt” landschaftlich voll ausgezahlt hat, wobei der erste Pass natürlich das absolute Highlight war. Ich würde die Route für Unerfahrene aber nicht zum nachahmen empfehlen.

    Morgen wandern wir einmal halb um den Cerro Castillo herum.


    auf der anderen Passseite kommen wir in ein kurzes gerölliges Hochtal - Blick zurück zum Paso Peñon


    am Oberlauf des Rio del Bosque


    Camp 3 (1094 m)
    Zuletzt geändert von berniehh; 18.08.2016, 18:31.
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    • Mika Hautamaeki
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      Und schon wieder so coole Photos
      So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
      A. v. Humboldt.

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      • berniehh
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        Cordillera Castillo und westlich davon

        Teil 2 – Halbrunde um den Cerro Castillo

        4.Tag:
        Heute folgen wir den Cordillera Castillo Standardtrek und unser Tagesziel ist das Campamento Neozelandes. Zunächst folgen wir den Pfad durch Wald talabwärts. Nach 40 Minuten erreichen wir das Campamento del Bosque, wo wir die ersten Menschen seit dem Trekkingstart treffen. Sechs Zelte stehen hier, ein Amerikaner, sonst nur Chilenen. Dann kommen auch noch drei Ranger mit Motorsäge vorbei, die den Pfad von umgestürzten Baumstämmen freisägen.


        Pfad am Rio del Bosque


        (Pauls Foto)




        Campamento del Bosque (900 m)


        beim Campamento del Bosque

        Der Pfad führt dann einen Talzweig hoch zur Laguna Cerro Castillo, direkt am Fuße des Cerro Castillo, dem höchsten Berg dieses Gebirgsmassivs. Hier stehen auch noch zwei Zelte und wir machen Mittagspause am See, recht ungemütlich im kalten Wind.

        Auf diesem Trek ist ganz schön was los, insgesamt treffen wir heute etwa 10 Trekkinggruppen (die meisten davon an den Campstellen), plus die drei Ranger. Es ist der beliebeste Trek in der Region Aisén und man kann davon ausgehen daß jeder Trekker, den man in Coyhaique trifft, diese Route geht. Trotzdem ist hier nur wenig los verglichen mit den beliebtesten Treks Südpatagoniens (wie der Torres del Paine und die Hauptrouten um El Chaltén).


        Es geht dann einen Talzweig hoch zur Laguna Cerro Castillo


        Pfad zur Laguna Cerro Castillo (Pauls Foto)


        Blick zurück zu unserem Pass von gestern abend


        Cerro Castillo


        Blick zurück zum Paso Peñon


        Laguna Cerro Castillo (1280 m)



        Auf dem Bergrücken oberhalb der Laguna Cerro Castillo verzweigt sich der Pfad. Wir müssen nach rechts abbiegen über einen 1680 m hohen Bergrücken (oder Pass) Richtung Campamento Neozelandes. Der Pfad ist hier nur noch vage erkennbar und auch schlecht markiert. Ist aber trotzdem leichtes Gelände, alles kein Problem. Extrem starke Böen wehen hier oben, man kann sich kaum mehr auf den Beinen halten.

        Hier lernen wir Felipe aus Santiago de Chile kennen. Er will zusammen mit zwei anderen Chilenen auch zum Campamento Neozelandes. Die anderen beiden wagen sich aber nicht über den Pass, es ist ihnen zu stürmisch und gefährlich. Sie entscheiden sich zur Umkehr und nehmen die linke Abzweigung runter ins Dorf Villa Cerro Castillo. Felipe schließt sich uns an.


        Laguna Cerro Castillo


        Blick runter zum Dorf Villa Cerro Castillo - mit der Zivilisation in Sichtweite fühlt man sich hier nicht mehr wie in einer abgelegenen Gegend


        Aufstieg zum Pass - die beiden anderen Chilenen kehren hier wieder um


        Paul und Felipe


        der Cerro Castillo liegt in Wolken


        (Pauls Foto)


        Überwanderung der Passhöhe (1680 m) im starken Wind

        Auf der anderen Seite geht´s steil runter in ein bewaldetes Tal, wo wir wieder auf einen guten markierten Pfad stoßen. Den folgen wir nach Norden noch 4 km talaufwärts zum Campamento Neozelandes, eine schöne Campstelle fast am Talende. Das Campamento Neozelandes wird normalerweise nur als Abstecher gemacht, denn der Pfad endet dort.
        Außer Felipe, Paul und ich sind noch zwei Österreicher hier.


        Abstieg auf der anderen Seite


        dieses Tal wandern wir aufwärts zum Campamento Neozelandes


        unten auf dem Talboden (900 m) stoßen wir wieder auf einen guten Pfad


        Campamento Neozelandes (1160 m) (Pauls Foto)


        (Pauls Foto)


        der Cerro Castillo vom Campamento Neozelandes (Pauls Foto)


        Cerro Castillo (Pauls Foto)

        Ab morgen werden wir die Standardroute verlassen und uns wieder ins weglose Gelände begeben. Vor uns am Talende sehen wir schon den steilen Pass, den wir morgen überqueren wollen. Wenn man das sieht, wird man normalerweise nie auf die Idee kommen da rüberzusteigen.
        Da ich diesen Pass auf meiner ersten Patagonienreise schon überquert habe, weiss ich aber daß er machbar ist. Hinter dem Pass werden wir zu einem Gletscher absteigen müssen und gleich danach wieder hoch zum nächsten Pass, um in ein wegloses Tal nordwestlich von hier zu gelangen. Das wird also eine Doppelpass-Überquerung. Beide Pässe müssen in einem Tag gemacht werden weil man zwischen den Pässen wahrscheinlich keine akzeptablen Campstellen findet. Das bedeutet also daß das Wetter morgen unbedingt schön werden muss, wonach es momentan leider nicht aussieht.

        5.Tag:
        Wie erwartet ist das Wetter schlecht, mit starken Wind und Regen den ganzen Vormittag. Erst gegen Mittag lässt der Regen nach und später klart es sogar auf. Für einen Aufbruch zur Doppelpassquerung ist es aber schon zu spät. Das heisst wir bleiben heute hier. Felipe und die beiden Österreicher bauen ihr Camp ab und wandern zurück nach Villa Cerro Castillo.

        Gegen 14:00 breche ich auf für einen kleinen Spaziergang zur Laguna Duff. Dieser kleine Bergsee liegt auf 1430 m Höhe am absoluten Talende, von Felswände und steile alpine Gipfel eingekesselt. Eine vage erkennbare und spärlich markierte Steinmännchenroute für dort hoch.

        Ich sehe den alpinen Gebirgskamm oberhalb des Sees und denke daß die Aussicht von dort oben ja noch viel geiler sein muss. Weil das Wetter momentan gut ist und der Aufstieg zwar sehr steil, aber machbar aussieht (mit ein bis zwei Kletterstellen), entscheide ich spontan da raufzusteigen.

        In zwei Stunden bin ich oben und die Aussicht ist wirklich der absolute Oberhammer in drei verschiedene Täler!


        Spaziergang zur Laguna Duff - im Hintergrund sieht man unseren geplanten Pass für morgen




        essbare Beeren


        noch mehr Beeren


        die sehen aus uns schmecken wie die Snowberries in Neuseeland


        Blick zurück zum Campamento Neozelandes (Pauls Foto)


        oben rechts (roter Kreis) ist unser geplanter Pass für morgen


        Laguna Duff (1430 m)


        wegloser Aufstieg zum Gebirgskamm


        Laguna Duff


        Blick zurück zur Laguna Duff und einen weiteren Bergsee


        Cerro Castillo


        oben auf dem Kamm in 2040 m Höhe


        die Aussicht ist der Hammer!


        Blick runter zur anderen Seite ins Tal des Rio del Bosque (Campamento del Bosque), wo wir gestern waren


        im Norden schaut man runter in ein weiteres abgelegenes Tal





        Der Rückweg geht schneller und in 1h30 bin ich wieder zurück beim Camp. Dieser Abstecher war ein Tophighlight und hat sich mega gelohnt!

        Ein Amerikaner ist hier neu angekommen, somit campen wir hier heute zu dritt.

        Jetzt können wir nur noch hoffen daß für die Doppelpassquerung das Wetter morgen gut wird. Aber ehrlich gesagt habe ich da meine Zweifel. Momentan ist es zwar schön, aber insgesamt sieht das Wetter noch viel zu unstabil aus.
        Zuletzt geändert von berniehh; 20.08.2016, 09:28.
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          Cordillera Castillo und westlich davon

          Teil 3 – durch abgelegene Täler nördlich des Hauptkammes

          6.Tag:
          Es ist arschkalt (nur 3 Grad) mit aufziehende Bewölkung, viel zu unbeständig für die Doppelpassüberquerung.
          Ich habe mir gestern aber schon eine Alternativroute überlegt: Ein anderer Pass westlich vom Campamento Neozelandes führt direkt in das das Tal wo wir hinwollen. Dieser Pass scheint auch etwas leichter zu sein und wir müssen heute somit auch nur einen Pass queren.

          Die Doppelpassüberquerung hätte ich zwar gerne gemacht, sie ist sehr spektakulär, wir brechen aber gegen 10:00 auf für die Alternativroute. Vom Amerikaner können wir uns nicht mehr verabschieden, weil er noch schläft. Ab hier treffen wir nun für den Rest dieses Treks keine Menschen mehr.


          unscharf gescantes Dia (irgendwas stimmt mit meinen Scanner nicht), aber hier sieht man was wir verpassen. Dies ist das enge Gebirgstal zwischen den beiden Pässen, fotografiert vom Gletscher. Damals bin ich dieses Tal abwärts gewandert, aber heute hätten wir vom Gletscher direkt zum nächsten Pass wieder hochsteigen müssen.
          Für anderthalb Kilometer wandern wir vom Campamento Neozelandes den Pfad wieder zurück talabwärts, dann verlassen wir ihn, steigen weglos durch den Wald runter zum Fluss (1036 m), furten rüber auf die andere Seite und steigen ein kleines Nebental hoch.

          Wir kommen nun in den abgelegenen Westteil der Cordillera Castillo. Oberhalb der Baumgrenze kommen wir auf ein großes offenes Geröllbasin, an dessen Ende ein Bergsee liegt, auf 1404 m Höhe.

          Auch jetzt um die Mittagszeit ist es immer noch für die Jahreszeit viel zu kalt und ein übles Waschküchenwetter beginnt, mit Wind und lange Schnee- und Graupelschauer. Der Pass ist in der Wolkensuppe nicht mehr zu sehen und wir schlagen erstmal unser Camp für eine lange Mittagspause auf.
          Für eine Übernachtung wäre dies keine so gute Stelle, viel zu windausgesetzt und ich würde hier nur ungern bleiben wollen. Entweder klart es wieder auf und wir kommen heute noch über den Pass oder wir wandern für einen Kilometer zurück talabwärts um uns eine neue Campstelle im Wald zu suchen. Zurückwandern wollen wir natürlich auch nicht so gerne.


          bevor wir in das Nebental hochsteigen wird der Fluss gequert (1036 m)


          großes Geröllbasin oberhalb der Baumgrenze – im Hintergrund der Cerro Castillo


          Bergsee (1404 m) am Ende des Basins

          Nach über drei Stunden klart es tatsächlich auf und um 16:00 wandern wir weiter, immer noch mit gelegentliche Schnee- und Graupelschauer. Aber es wechselt sehr schnell zwischen Schauer und Sonnenschein hin und her. Wir steigen hoch zum Pass auf 1730 m, wo wir nach 1h15 ankommen.


          nach dreistündiger Mittagspause bauen wir das Camp wieder ab (Pauls Foto)


          weiter geht´s Richtung Pass


          Aufstieg zum Pass - das Wetter wird wieder schlechter (Pauls Foto)


          auf der Passhöhe (1730 m)


          auf der Passhöhe

          Die Aussicht ist super und wir steigen steil für 200 Höhenmeter runter zu einem kleinen Gletschersee in ein von steilen Wänden eingekesseltes Kar. Vage Andeutungen einer Route finden wir hier, also wird dieser Pass ab und zu mal von Leuten begangen.

          Im Westen liegen die Berge auf der anderen Seite des Tales. Ich zeige mit dem Finger dahin und meine zu Paul, „guck mal, dahinten liegt unser Pass für morgen.“
          Paul schaut ziemlich skeptisch dorthin, „ich sehe keinen Pass, sondern nur eine Wand!“
          Ich versuche zuversichtlich zu klingen, „ja, aber er wird wahrscheinlich schon irgendwie machbar sein.“

          Weiter geht’s den Steinhang runter auf dem Talboden, wo wir in den ersten alpinen Buschabschnitten eine super windgeschützte Campstelle finden.




          vom Pass steigen wir zunächst in dieses Kar runter






          nun geht´s runter ins Tal. Morgen wandern wir weglos talabwärts


          Blick ins Talende - da oben liegt unser ursprünglich geplanter nächster Pass




          Camp 6 (1236 m) (Pauls Foto)

          Für die nächste Passüberquerung brauchen wir unbedingt gutes Wetter und falls wir da morgen nicht rüberkommen, werden wir erheblich in Zeitdruck geraten.
          Eine Alternativroute wäre für einen Tag dieses weglose Waldtal abwärtszuplackern zu einem anderen Pass, der auf der Karte etwas leichter aussieht (angeblich). Somit würden wir uns auch insgesamt eine Passüberquerung sparen.

          Wir haben also die Wahl, entweder der sehr steile Pass oder erstmal wegloses Waldgeplackere. Eine schwere Entscheidung. Vielleicht nimmt uns das Wetter die Entscheidung morgen ja ab, denn bei schlechtem Wetter können wir den Pass eh vergessen. Aber falls das Wetter schön sein sollte, müssen wir die Entscheidung selber treffen.

          7.Tag:
          Es sind wieder nur 3 Grad mit grauer Bewölkung und Schneefall, den ganzen Morgen lang. Ein Stückchen oberhalb unseres Camps bleibt der Schnee sogar erstmal liegen. Es klart zwar gegen Mittag auf und die Sonne kommt raus, sieht aber weiterhin unstabil aus. Wir nehmen die Talroute und kurz vor zwölf wandern wir los. Für drei Stunden wandern wir talabwärts, bis wir nach links in ein Nebental hochsteigen müssen, um zu unserem anvisierten (angeblich leichteren) Pass zu gelangen.

          Als erstes gilt es die alpine Buschzone zu umgehen, entweder am Geröllhang oder direkt unten im Flussbett. Dann kommen wir in den gut durchwanderbaren Südbuchenwald. Es ist ein schönes Tal.

          Je tiefer wir kommen, desto buschiger und dichter wird das Unterholz. Nach zwei Stunden verengt sich der Bachlauf zu einer Schlucht und fällt weiter ab. Hier müssen wir orographisch links den Hang traversieren, oberhalb der Schucht um teilweise steile Bergrücken und einige tiefe Bachgullies herum. Auf der anderen Hangseite würden wir wahrscheinlich in eine Sackgasse enden.


          beginnende Aufklarung am Mittag


          wir wandern los - im Hintergrund unser Pass von gestern abend


          hier gilt es die dichte alpine Buschzone zu umgehen - zunächst am Geröllhang, dann im Flussbett


          Blick zurück talaufwärts


          dann kommen wir in den Südbuchenwald




          ein schönes Tal






          der Talboden wird dann verschluchtet, wir müssen oben am Hang bleiben

          Wir versuchen auf der 900 m Höhenlinie zu bleiben. Tiefer zu steigen würde nichts bringen, erstens würden wir dort in die Schlucht kommen und zweitens würde das Unterholz wahrscheinlich noch dichter werden. Dann traversieren wir in das von links einmündene Nebental hinein, bis wir den Fluss erreichen. Nun wird das Wandern wieder leicht. Es geht auf herrlichen flachen Waldboden weiter talaufwärts bis wir eine schöne Campstelle finden. Die Waldwanderung heute war leichter wie gedacht, in 5h25 haben wir 10 Kilometer geschafft.


          nun sind wir im Nebental


          nun leichte Wanderung das Nebental aufwärts


          Camp 7 (1010 m)

          8.Tag:
          Was soll man da noch groß zu sagen? Nur mega schlechtes Wetter und warten ist für heute und morgen angesagt!
          Am Tag 8 regnet oder nieselt es den ganzen Tag. Die Passüberquerung können wir heute natürlich vergessen! Trotzdem raffen wir uns um 11:30 auf, packen unsere Sachen und brechen auf. Wir wandern aber nur 45 Minuten im leichten Regen talaufwärts bis zur vermeintlich letzten Campmöglichkeit kurz vor der Waldgrenze. Dann die Zelte im Regen wieder aufschlagen, nachdem wir vorher noch eine Stunde rumsuchen, wo man die Zelte denn hier im dichten Busch am besten aufschlagen kann.


          Camp 8 & 9 - im Regen schlagen wir die Zelte wieder auf


          die beste Campstelle weit und breit

          9.Tag:
          Dauerregen und Sturm den ganzen Tag, allerübelste Suppe! Auch tagsüber steigt das Thermometer nicht über 10 Grad! Der gestern noch kleine Bergfluss ist zu einer unquerbaren braunen Suppe angeschwollen und nicht die geringsten Anzeichen einer Wetterbesserung ist in Sicht. Wir bleiben natürlich heute hier.

          Mit nur 66,5 Kilometern in 9 Tagen ist unser Schnitt sogar noch miserabler wie vorher eingeplant! Inzwischen sind wir schon so massiv in Zeitrückstand daß wir nicht mehr drumherum kommen eine verkürzte Alternativroute zu planen. Aber dafür habe ich heute ja den ganzen Tag Zeit.

          10.Tag:
          Wolken, Wind und gelegentiche Regentropfen,.....Traumwetter sieht anders aus! Trotzdem, heute müssen wir über unseren Pass Nr. 6 und kurz nach 10 starten wir.

          Im steinigen Flussbett passieren wir leicht und problemlos die in diesem Tal nur recht kleine alpine Buschzone.
          Dann geht’s steil nach oben. Die letzten 100 Meter sogar sehr steil mit Klettern über brüchigen Fels, oft mit einer lose draufliegenden dünnen Geröll- oder Steinschicht, sehr gefährlich!! Hier kundschafte ich erstmal ohne Gepäck eine machbare Route aus. Dies ist eher eine Route für Bergsteiger als für Trekker! Im Abstieg wäre dieser Hang mit dem schweren Gepäck sogar eine noch viel größere Herausforderung!

          Nach 3h30 kommen wir oben an, in 1760 m Höhe. Ein richtiger Pass ist dies nicht, sondern nur ein spitzer Bergkamm, der kaum Platz zum sitzen bietet und auf beiden Seiten steil abfällt. Wir halten uns auch garnicht lange hier oben auf, zumal es wieder nach Regen aussieht!




          Aufstieg zum Pass


          Blick zurück talabwärts




          Aufstieg zum Pass








          fast oben




          so gut wie oben


          Blick zurück (Pauls Foto)


          oben auf dem Grat in 1780 m Höhe - viel Platz ist hier nicht

          Der Abstieg runter in Tal Nr. 7 ist ebenfalls sehr steil auf losen Steinhang (mühsam zu begehen), aber weniger steil und ungefährlicher wie der Aufstieg!


          Abstieg in Tal Nr. 7 (Pauls Foto)


          hier geht´s runter







          Durch den Wald geht’s dann (bis fast) ganz nach unten. Der Talboden ist eng V-förmig und schluchtig. Ganz runter in die Schlucht kommen wir allerdings nicht und bleiben deshalb auf Bergrücken etwa 50 m oberhalb des Flusses, wo wir nach 6h30 und 7 Kilometern im Regen unser Camp aufschlagen.

          Morgen müssen wir nach Südwesten talaufwärts, zunächst noch über paar Bergrücken den Hang traversieren, bis wir in ein flaches Flussbett absteigen können, das oben vom Hang aus ganz gut begehbar aussah.


          Blick durch die Bäume - dort sieht das Flussbett einfach aus, aber direkt hier unten ist das Tal schluchtig (auf dem Bild nicht zu sehen) und wir müssen erst noch ne Weile den Hang traversieren


          es fängt mal wieder an zu regnen


          bis in die Schlucht kommen wir nicht runter


          Camp 10 (960 m) im Regen
          Zuletzt geändert von berniehh; 21.08.2016, 17:15.
          www.trekking.magix.net

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          • Mortias
            Fuchs
            • 10.06.2004
            • 1203
            • Privat

            • Meine Reisen

            AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

            Endlich habe ich mal wieder alles nachgelesen was Du hier so geschrieben hast. Mal wieder ganz großes Kino. Die Landschaften die ihr durchwandert sind echt einfach mal nur Hammer. Wobei diese ganzen "grenzwertigen Aktionen" mit dem illegalen Wandern in Nationalparks etc. mir persöhnlich etwas zu unentspannt wären. Aber so wie ich Dich kenne bist da in dieser Hinsicht deutlich gechillter.

            Schade nur, dass die letzten Tage das Wetter eher mäßig war. Aber auf dem vorigen Trek habe ich bei den Bildern ziemlich häufig nur blauen Himmel gesehen und kaum ein Wölkchen. Ich hatte schon fast gedacht, dass Patagonien eine reine Schönwettergegend ist. Aber das würde dann wohl etwas dem wiederversprechen was Du so erzählt hast. Bin jedenfalls sehr auf die Fortsetzung gespannt.

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            • SouthWest
              Erfahren
              • 28.03.2013
              • 373
              • Privat

              • Meine Reisen

              AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

              Wiedermal eine geniale krasse Tour. Einige Hammerbilder. Tolle Landschaft, mit den schönen Türmchen am Cerro Castillo. Die normale Trekkingtour um den Cerro Castillo bin ich im Januar 2001 gegangen und das war damals eigentlich schon recht einsam und für mich schon genug Wildnisfeeling. Unglaublich was ihr da noch draufsetzt.
              Zuletzt geändert von SouthWest; 24.08.2016, 10:42.

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              • berniehh
                Fuchs
                • 31.01.2011
                • 2408
                • Privat

                • Meine Reisen

                AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                Danke an Euch für die netten Kommentare

                Cordillera Castillo und westlich davon

                Teil 4 – westlich der Reserva Nacional Cerro Castillo

                11.Tag:
                Wir wandern erstmal Richtung Südwesten das Tal Nr. 7 bis zum Ende aufwärts. Nach 20 Minuten endet die Schlucht und wir kommen runter ins Flussbett. Nun wird das Vorwärtskommen einfach und wir stoßen auf einen Viehtreiberpfad, der von der anderen Flussseite rüberkommt. Laut Google Maps gehört dieses Tal noch zum Reserva Nacional Cerro Castillo, dennoch gibt es hier Rinderpfade.


                Tal Nr. 7



                Es ist ein herrliches Waldtal. Wir verlieren den Pfad und paar Kilometer weiter queren wir rüber auf die rechte Flussseite, wo wir ihn wiederfinden. Für die nächsten paar Kilometer folgen wir den Pfad durch Südbuchenwald, bis sich das Tal auf 1100 m Höhe zu große offene Flusssenken öffnet, auf denen Rinder weiden. Es gibt hier aber keine Zäune.
                Für die nächsten paar Kilometer geht es im leichten weglosen Wandern (meistens im Flussbett) über einen flachen langgezogenen Sattel, der von einer vergletscherten Bergkette beflankt wird. Für die Mittagspause suchen wir uns ein windgeschütztes Plätzchen hinter Bäumen in der Sonne. Obwohl heute größtenteils die Sonne scheint, ist es windig und sehr kalt. Beim Wandern müssen wir fast schon unsere Handschuhe anziehen. Eine höhere und schwierige Passüberquerung, wie z.b. die von gestern, wäre heute extrem ungemütlich, auch wenn es auf den Fotos nicht so aussieht.


                offene Flusssenken mit Rinder auf 1100 m Höhe


                leichtes wegloses Wandern


                (Pauls Foto)




                es geht über einen langgezogenen flachen Sattel

                Nach 4h45 erreichen wir die höchste Stelle des Sattels (1130 m) und auf der anderen Seite fällt es steil ab ins sehr eng-schluchtige Urwaldtal des Estero Portezuelo. Dieses Tal wollen wir nach Norden aufwärts wandern, aber der Talboden dort unten ist zu verschluchtet und sieht sehr schwierig aus.
                Deshalb steigen wir dort nicht runter, sondern bleiben oben und traversieren den teilweise steilen alpinen Hang einen kleinen Seitentalzweig hoch zu einem 1420 m hohen Pass (Pass Nr. 7), den wir nach 2h30 vom Sattel erreichen. Auf der anderen Seite des Passes wollen wir dann runtersteigen ins hintere Talende des Estero Portezuelo, oberhalb der Schluchten. Bevor wir das machen setzen wir uns aber erstmal im Windschutz hin und genießen die herrliche Aussicht.


                vom Sattel blickt man runter ins Tal des Estero Portezuelo


                Blick zurück zu dem flachen Sattel


                das schluchtige Urwaldtal des Estero Portezuelo


                wir traversieren den alpinen Hang hoch zu einem Pass


                super Aussicht vom Pass Nr. 7 (1420 m)


                auf der anderen Seite liegt das obere Talende des Estero Portezuelo



                Eine kriminell steile Rinne führt vom Pass runter ins Tal, eine leichtere Abstiegsroute können wir zunächst nicht finden. Paul hält nicht viel von Routeauskundschaften und will schon gleich mit Gepäck die Rinne runtersteigen. Ich bestehe aber darauf erstmal ohne Gepäck auszukundschaften, weil ich vermute daß diese Rinne weiter unten zu steil und für uns unmachbar sein könnte. Paul wartet oben so lange.
                Und tatsächlich, weiter unten wird es zu krass. Selbst ohne Gepäck komme ich bald nur noch weiter indem ich mir mit dem Pickel mühsam Stufen in den harten steilen Hang hacke. Und ich sehe daß es weiter unten noch steiler wird mit Felsabbrüche. Mit Gepäck können wir diese Route vergessen, ein falscher Tritt und man ist weg!


                der Abstieg ist hier viel zu steil (Pauls Foto)

                Eine halbe Stunde hat die Auskundschaftung gedauert und nun kommen wir langsam im Zeitdruck, denn es wird bald dunkel. Ich will zum campen unbedingt noch runter ins Tal, denn wir haben kein Wasser mehr und außerdem ist es hier oben viel zu windig.

                Wir steigen noch weiter nach oben auf einen flachen Bergrücken (1519 m) und folgen ihn für einen Kilometer Richtung Süden bis wir nach rechts direkt runter ins Tal steigen. Es ist zwar steil, aber hier kommen wir bis ganz nach unten, wo wir im Wald oberhalb der Flussböschung unser Camp aufschlagen. Mit fast 10 Stunden war heute ein langer Tag, aber immerhin haben wir 18 Kilometer geschafft.


                hier steigen wir runter


                Camp 11 (868 m) im Tal des Estero Portezuelo

                12.Tag:
                Den ganzen Tag ist es mal wieder grau bewölkt, ohne Sonne, aber zum Glück auch ohne Regen. Wir sind den ganzen Tag im Wald und hier wirkt diese dunkelgraue Wolkensuppe noch düsterer und deprimierter.
                Auf einer großen offenen Senke furten wir den Fluss. Das Tal gabelt sich, wir wandern das linke kleinere Tal aufwärts und stoßen auf einen guten Pfad, der über eine offene Lichtung führt, auf der eine alte Viehtreiberhütte steht. Das Reserva Nacional Cerro Castillo liegt nun endgültig hinter uns.


                beim Camp furten wir den Fluss


                kurz darauf stoßen wir auf eine Lichtung mit Viehtreiberhütte





                Hier verlassen wir unsere urprünglich geplante Route, um unsere Alternativroute über den Rio Ibáñez zu nehmen. Paul will von dort aussteigen und ich noch etwas weiterwandern.
                Auf Google Earth habe ich am Rio Ibáñez Forstwirtschaftsaktivitäten entdeckt, weshalb ich mich erst dagegen gesträubt habe dieses Tal zu nehmen. Unsere ursprünglich geplante Route führt durch eine viel abgelegenere Wildnis, die würde ich natürlich lieber gehen. Dafür bräuchten wir aber mehr Zeit.

                Wir wandern über einen bewaldeten Sattel (1000 m) zum Estero Norte, einem engen Nebental des Rio Ibáñez. Auf dem Sattel enden die letzten Rinderspuren, nun geht’s weglos durch dichten Wald eine Bachrinne runter, die sich mehr und mehr zu einer tiefen Schlucht verengt. Wir bleiben orographisch links, auf etwa 900 m, weit oberhalb des Schluchtgrundes und traversieren um steile Bergrücken und Bachgullies herum.

                Als wir merken daß es dort vorne noch schwieriger werden könnte, steigen wir links den steilen Bergrücken hoch bis auf über 1000 m, das letzte Stück mit Klettern. Dieser Bergrücken führt steil für 600 m runter ins tiefe verschluchtete Waldtal des Estero Norte. Durch die Bäume sehen wir im Süden schon die große flache Flusssenke des Rio Ibáñez. Wenn wir erstmal dort sind, wird das Vorwärtskommen leicht, aber leider ist es bis dahin noch eine ganze Weile Geplackere!


                bewaldeter Sattel (1000 m)

                Je tiefer wir kommen, desto dichter wird der Wald und auf 600 m geht der Südbuchenwald langsam über in einen sehr dichten und düsteren valdivianischen Regenwald mit viel Bambus. An Ästen festhaltend steigen und hangeln wir uns durch das Dickicht runter zum Fluss auf 450 m Höhe. Vermutlich sind es jetzt nur noch ein bis zwei Kilometer flussabwärts bis der Talboden endlich flach wird. Das wird aber alles andere als einfach, dieses Schluchttal ist sehr schwierig. Nach zwei heftigen Furten finden wir eine gute Campstelle, eingepfärcht im dichten Regenwald.


                wegloser Abstieg durch dichten Regenwald


                Estero Norte (450 m) - ein schwieriges schluchtiges Regenwaldtal


                Camp 12 am Estero Norte

                13.Tag:
                Als der Regen nachlässt, wandern wir gegen 10 Uhr los, plackern uns weiter die Schlucht abwärts. Nach anderthalb Stunden scheint die Schlucht endlich vorbeizusein und das Land wird flacher. Beim Blick aufs GPS entdecke ich daß wir in dieser Zeit nur 500 m Luftlinie geschafft haben.


                Estero Norte



                Auf der anderen Flussseite stoßen wir auf einen ausgetretenen Viehtreiberpfad.
                Nun wird das Wandern endlich leicht. Wir folgen den Pfad, der sich wenig später in verschiedene Richtungen verzweigt durch flachen Sekundär-Regenwald (der als Rinderweideland genutzt wird) bis wir nach 3h20 den Rio Ibáñez erreichen, bei einem alten Holzfällercamp.


                leichte Wanderung auf Pfad durch flachen Sekundär-Regenwald




                altes Holzfällercamp am Rio Ibáñez

                Paul will von hier aussteigen und Richtung Süden den Rio Ibáñez abwärts zur Carretera Austral wandern. Zunächst will er mit mir aber noch einen zweitägigen Abstecher talaufwärts machen, zu einem Gletschersee am Fuße des Volcán Hudson. Dort werden wir uns dann trennen.

                Für den Rest des Tages bleiben wir orographisch links und folgen größtenteils gute Pfade talaufwärts. Oft sind es alte Forstwege, die heute nicht mehr befahrbar sind, aber noch als gut begehbare Pfade regelmäßig von den Landbesitzern mit Pferden beritten werden.


                Rio Ibáñez - für einen kurzen Moment kommt mal die Sonne raus


                Pfad auf alten Forstweg


                auf dem Weg talaufwärts muss ein hoher Bergrücken überstiegen werden - Blick zurück zum Rio Ibáñez


                verlassene Hütte - hier campen wir (Pauls Foto)






                hier ist alles voll mit Calafate-Sträucher


                das gibt ein leckeres Frühstück


                Camp 13 (450 m)


                mmmh,.....Calafate-Frühstück mit Zimtzucker und Butter

                Sowohl für Pauls Ausstiegsroute, als auch für meine Weiterroute, muss der Rio Ibáñez irgendwann mal gefurtet werden. Der Fluss wird von mehreren großen Gletschern gespeist, die vom Volcán Hudson kommen. Paul war schon von vornherein skeptisch über die Machbarkeit der Furtung, aber ich bin Anfangs noch zuversichtlich und meine zu ihm, „auf den großen flachen Flusssenken wird er schon irgendwie furtbar sein“. Tatsächlich stellt sich eine Furtung zu Fuß und ohne Pferde als viel zu gefährlich heraus.

                Durch Zufall finde ich in der Nähe unseres Camps eine Stelle wo der Fluß durch eine enge Felsschlucht donnert. Hier hat sich bei einer früheren Hochwasser-Sturzflut ein ganzes Durcheinander von großen toten Baumstämmen wie ein wilder Verschlag zwischen den Schluchtwänden festgeklemmt. Glücklicherweise kann man da rübersteigen und somit auf die andere Flussseite gelangen.

                Im Nachhinein betrachtet kann man sagen, wenn ich diese TÜV-geprüfte Brücke nicht gefunden hätte, wäre sowohl Pauls Ausstieg, als auch mein Weiterweg nicht so ohne weiteres möglich gewesen.


                Überquerung des Rio Ibáñez


                TÜV-geprüfte Brücke (Pauls Foto)

                14. und 15.Tag:
                Bis zur Talgabelung kurz vor dem Gletschersee sind es 13,5 km, eine leichte Wanderung. Trotzdem brauchen wir zwei Tage dafür weil das Wetter ist mal wieder absolute Scheiße ist!
                Am 14.Tag regnet es den ganzen Tag, mit nur einer kurzen Regenpause am Nachmittag. In dieser Regenpause wandern wir um viertel nach drei los, aber kurz nachdem wir das Camp verlassen fängt es auch schon wieder an zu regnen.
                Nach 2h15 wird uns das zuviel und wir schlagen das Camp wieder auf.


                Rio Ibáñez


                wir passieren alte Holzfäller-Relikte




                Camp 14

                Am drauffolgenden Tag ist es grau gewölkt, teils regnerisch und alles ist noch nass.
                Um 10:40 starten wir und wandern weiter talaufwärts. Nach paar Kilometern endet das fortwirtschaftlich ausgebeutete Land und wir wandern auf schmalen Pfad durch phantastischen Primärregenwald.


                Rio Ibáñez


                Pfad auf Ex-Forstweg


                in der Ferne schon die Hänge des Volcán Hudson (Pauls Foto)




                Rio Ibáñez


                dann schmaler Pfad durch märchenhaften Primär-Regenwald



                Nach 2h10 erreichen wir die Flussgabelung, wo wir erstmal Mittagspause machen. Danach lassen wir unsere Rucksäcke hier liegen und wollen die paar Kilometer zum Gletschersee wandern. Dazu muss der linke Flusszweig gefurtet werden. Paul versucht an verschiedenen Stellen zu furten, jedoch ohne Erfolg. Und wenn er da schon nicht rüberkommt, probiere ich es auch gar nicht erst! Der Weiterweg zum See ist uns also versperrt und somit hat sich dieser Abstecher für uns erledigt.


                beim Furtungsversuch kehrt Paul wieder um

                In der Nähe der Flussgabelung schlagen wir das Camp auf. Später finde ich dann noch den Einstieg eines schmalen Regenwaldpfades, der den Bergrücken hochführt in den linken Talzweig rein. Paul will morgen talabwärts zur Carretera Austral und ich will diesen Pfad folgen. Mal schauen wo er mich hinführen wird.


                Camp 15 (500 m) am Rio Ibáñez


                beim Camp (Pauls Foto)

                16.Tag:
                Es regnet mal wieder! Wie sollte das Wetter hier auch sonst sein?
                Am Spätvormittag klart es endlich auf. Für Paul endet der Trek hier. Zum zweiten Mal auf dieser Reise trennen wir uns also mitten in der Wildnis und verabreden uns für den 10.April in Buenos Aires. Bis dahin hat Paul genügend Zeit noch einige Treks zu machen, die ich 2010 schon gegangen bin.


                Abschiedsfoto mit Selbstauslöser

                Als Paul weg ist, breche auch ich auf und folge den gestern nachmittag gefundenen Pfad durch einen richtigen Märchenwald weiter talaufwärts. Nach nur anderthalb Stunden löst sich der Pfad im dichten Unterholz plötzlich in Luft auf. Er ist komplett zugewachsen und das Weiterkommen wird richtig ätzend!

                Irgendwie werde ich da wahrscheinlich schon durchkommen, aber das Wetter ist mir zu unbeständig. Habe keine Lust mir bei der Nässe durchs extreme Unterholz zu plackern und außerdem sieht es sehr stark nach neuem Regen aus. Ich entscheide mich spontan zur Umkehr und will nun den Rio El Chiflon aufwärts wandern. Das wird meine Alternativroute von der Alternativroute.

                Zurück beim Camp folge ich Pauls Fußspuren talabwärts. Nach 13,5 km erreiche ich die Stelle wo wir vorgestern über den Baumstammverschlag den Fluss gequert haben. Ab hier beginnt eine schmale (noch befahrbare) Fahrspur und zweieinhalb Kilometer weiter wird daraus ein richtiger Forstweg, der durch eine öde junge Kiefernplantage führt.
                Hier mündet der Rio El Chiflon von rechts aus einem größeren Talzweig ein und ich sehe Pauls Fußspuren zum letzten Mal. Einen Kilometer weiter verlasse ich den Forstweg wieder und biege nach rechts auf einen Pfad in diesen Talzweig rein. Kurz darauf schlage ich mein Camp auf. Ab hier beginnt morgen der letzte Teil dieses Treks............


                für einen Kilometer geht´s auf Forstweg durch eine öde Kiefernplantage


                Camp 16
                Zuletzt geändert von berniehh; 31.08.2016, 20:50.
                www.trekking.magix.net

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                • BohnenBub
                  Erfahren
                  • 15.09.2012
                  • 294
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                  Jungs...geil. Super spannend, super inspirierend und vor allem auch: Großen Respekt vor der Tour!

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                  • Dogmann
                    Fuchs
                    • 27.09.2015
                    • 1022
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                    Wow, das ist ne Tour!!! Respekt, mir bleibt der Atem Weg. Das ist Abenteuer pur .
                    Richtig wohl fühle ich mich nur draußen !

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                    • 100Percent
                      Anfänger im Forum
                      • 31.08.2016
                      • 15
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                      Beeindruckend!
                      Einfach nur vielen Dank für deinen Bericht und die großartigen Fotos.

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                      • SouthWest
                        Erfahren
                        • 28.03.2013
                        • 373
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                        AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                        Zitat von berniehh Beitrag anzeigen

                        Durch Zufall finde ich in der Nähe unseres Camps eine Stelle wo der Fluß durch eine enge Felsschlucht donnert. Hier hat sich bei einer früheren Hochwasser-Sturzflut ein ganzes Durcheinander von großen toten Baumstämmen wie ein wilder Verschlag zwischen den Schluchtwänden festgeklemmt. Glücklicherweise kann man da rübersteigen und somit auf die andere Flussseite gelangen.
                        ...


                        Überquerung des Rio Ibáñez
                        Boahhhhh ... Wie krass ist das denn?

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                        • Pielinen
                          Fuchs
                          • 29.08.2009
                          • 1348
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                          Zitat von SouthWest Beitrag anzeigen
                          Boahhhhh ... Wie krass ist das denn?
                          Vielleicht sind da noch die Knochen von einem Kanufahrer drin!
                          Wer nichts weiß muss alles glauben...

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                          • Mika Hautamaeki
                            Alter Hase
                            • 30.05.2007
                            • 3979
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                            Oh man, die Brücke ist der Hammer ! (der Rest auch )
                            So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                            A. v. Humboldt.

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                            • berniehh
                              Fuchs
                              • 31.01.2011
                              • 2408
                              • Privat

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                              Erst nochmal vielen lieben Dank an Euch für die netten Kommentare

                              Cordillera Castillo und westlich davon

                              Teil 5 – südlich vom Volcán Hudson

                              17.Tag:
                              Heute folge ich für 17,5 km einen schmalen Viehtreiberpfad das Tal des Rio El Chiflon aufwärts. Obwohl in diesem Tal paar Rinder weiden, ist es ein recht wildes und landschaftlich schönes Tal. Besonders zum Talende hin wird der Pfad immer verwachsener und ist teilweise schwer wiederzufinden.

                              Die Wanderung ist manchmal etwas anstrengend, ständig rauf und runter über dicht bewaldete Bergrücken oberhalb einer Schlucht. Später wird der Talboden flach.

                              Der Volcán Hudson ist in der jüngeren Vergangenheit mehrmals ausgebrochen. Einen ziemlich starken Ausbruch gab es 1991, der von der Weltöffentlichkeit und der Presse aber nicht so stark wahrgenommen wurde, weil diese Gegend so abgelegen ist und in der Nähe des Vulkans keine Menschen wohnen. Durch den beim Ausbruch entstandenen Ascheregen sind hier Teile der Wälder abgestorben. Auf den dadurch ausgelichteten Waldboden wächst heute undurchdringlicher Busch nach, der ein wegloses Wandern durch dieses Tal kaum möglich machen würde. Daher bin ich auch ganz froh daß dieser Pfad existiert.


                              Tal des Rio El Chiflon - oberhalb der Schluchten wird der Talboden flach


                              Rio El Chiflon




                              Rio El Chiflon - ein sehr schönes und wildes Tal


                              versteckte Viehtreiberhütte im Wald


                              das Innere sieht romantisch aus


                              Rio El Chiflon


                              kaum erkennbarer Pfad am Talende

                              Gegend Abend erreiche ich die Stelle wo links oben ein niedriger bewaldeter Sattel zum Rio Murta und der Carretera Austral rüberführt. Das wird meine Ausstiegsroute, aber erstmal will ich morgen einen Abstecher zu einem Gletschersee am Talende machen. Ich schlage hier mein Camp auf.


                              Camp 17 & 18 (674 m)

                              18.Tag:
                              Heute gabs den ersten leichten Nachtfrost auf dieser Reise (es ist Ende Februar), aber dafür wird es den ganzen Tag über wolkenlos und am Nachmittag sogar recht warm. Geil! Das erste richtige Traumwetter seit zwei Wochen!!

                              Ich lasse mein Camp stehen und mache einen Abstecher ins Talende, zum Gletschersee und noch ein Stückchen höher für ein Hammer Panorama.


                              auf dem Weg zum Gletschersee


                              Blick Richtung Talende


                              schöner moosiger Bergwald




                              nach 1h20 erreiche ich den Seeausfluss


                              Gletschersee am Talende (773 m)



                              Am oberen Seeende fällt ein steiler Gletscher ab, direkt dort wo ich eigentlich über einen Pass hätte absteigen wollen, wäre ich vor zwei Tagen am oberen Rio Ibáñez nicht umgekehrt! Auf meinen Google Maps Ausdrucken ist dieser Gletscher nicht mit eingezeichnet und Google Earth Sateliten-Aufnahmen hatte ich mir nicht angeschaut, da diese Route ja ursprünglich nicht eingeplant war. Um den Gletscherabstieg zu meiden wäre ich dann natürlich auch um den Gebirgsstock herrumgewandert (was machbar aussieht), aber erstmal wäre ich schön in einer Sackgasse geendet, was nochmal Zeit gekostet hätte.

                              Der heutige Tag zählt mit zu den landschaftlichen Highlighttagen dieses Treks. Am Nachmittag bin ich zurück beim Camp, 15,5 km für Hin- und Rückweg. Anschließend mache ich mir einen gemütlichen Resttag.


                              ein steiler Gletscher kommt fast bis zum See runter


                              ich steige noch höher - Blick zurück talabwärts








                              ich steige bis auf 1165 m


                              auf dem Rückmarsch




                              schöner Bergfluss (Rückmarsch zum Camp)




                              zurück beim Camp

                              19.Tag:
                              Das Traumwetter hat leider nur einen Tag gehalten. Heute ist es mal wieder grau bedeckt, zum Glück aber ohne Regen.

                              Heute will ich den niedrigen Waldsattel zum Rio Murta queren, der mich zur Carretera Austral und somit zurück in die Zivilisation führen soll. Anfangs finde ich gut erkennbare Kuhpfade, die immer schmaler werden und sich kurz vor dem Sattel ganz auflösen (1h vom Camp). Es ist zwar ein sehr schöner Wald, aber zum weglosen Wandern ziemlich ätzend. Auf dem Sattel ist das Unterholz teilweise schon ziemlich dicht, aber weiter unten wird es wahrscheinlich noch krasser werden und ich müsste mich für mindestens 8 bis 10 Kilometer ein schluchtiges Regenwaldtal abwärtsplackern bis ich den Rio Murta erreiche.


                              kaum erkennbarer Pfad zum Sattel




                              auf dem Sattel (800 m)

                              Kurzentschlossen ändere ich meinen Plan und suche mir über paar Waldrücken und durch einige Bachschluchten eine Route Richtung Südosten hoch zur Baumgrenze, die ich kurz nach meiner Mittagspause erreiche.

                              Für den Rest des Nachmittages wander ich durch eine krasse vulkanische Hochwüste zwischen 1100 und 1350 m Höhe. Hier erlebe ich eine völlig andere Landschaft wie auf den gesamten Rest dieses Treks! Ich hatte echt nicht erwartet daß mich heute nochmal so ein landschaftliches Highlight erwartet!


                              endlich an der Baumgrenze


                              ab dort oben komme ich in eine krasse vulkanische Hochwüste


                              Blick zurück ins Tal des Rio El Chiflon


                              Blick nach Westen - Regenwaldtäler und vergletscherte Gebirge


                              in der Ferne rechts unten das Tal des Rio Murta












                              eine landschaftlich beeindruckende Gegend




                              Überquerung eines flachen Passes (1370 m)












                              diese Gegend ist einfach nur schön




                              herrlich


                              steiler Abstieg in ein kleines Hochtal

                              Zum campen steige ich in ein kleines Hochtal bis an den Rand der Waldgrenze ab.






                              dort unten finde ich eine gute Campstelle und überblicke meine Route für morgen




                              Camp 19 (1053), das letzte Camp dieses Treks!

                              20.Tag:
                              Es sind nur noch 9 Kilometer bis zur Carretera Austral und ich bleibe zunächst noch oberhalb der Baumgrenze. Über 1000 m tiefer liegt der ausgebreitete Flussbetttalboden des Rio Murta und ganz klein sehe ich dort das schmale Band der Carretera Austral. Dort wo die Straße über einen flachen Waldsattel Richtung Rio Ibáñez führt, steige ich einen sehr steilen Bergrücken runter in eine offene Bachrinne, die mich praktisch ohne Buschgeplackere bis runter zur Straße führt.
                              Als ich am Spätnachmittag die Carretera Austral erreiche, endet dieser geile Trek, und ich sehe die ersten Menschen seit 15 Tagen!


                              Blick am Morgen


                              Blick zurück zu meiner Campstelle




                              Tal des Rio Murta


                              dort unten sieht man ganz klein das schmale Band der Carretera Austral


                              hier steige ich ab - die Carretera Austral führt über diesen flachen Sattel vom Rio Murta zum Rio Ibáñez


                              über diese Bachrinne komme ich quasi ohne Buschgeplackere runter bis zur Straße


                              Trekende (622 m) an der Carretera Austral

                              Fazit: Dies war echt eine lohnenede Tour durch grandiose wilde Landschaften, viel wilder, schwieriger und abenteuerlicher wie man sich vielleicht vorstellt.
                              Diese Gegend hat noch viel Potenzial für wochenlange Touren durch unerschlossene Gebirgslandschaften, vorausgesetzt man plant sehr gut und bedenkt dabei daß man hier im weglosen Gelände nur auf einen Schnitt von (zum Teil deutlich) unter 10 Kilometern pro Tag kommt.
                              www.trekking.magix.net

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                              • berniehh
                                Fuchs
                                • 31.01.2011
                                • 2408
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                                Zurück nach Coyhaique 2.3.2016
                                Ich hatte mich schon darauf eingestellt am Trekende campen zu müssen, weil ich nicht mehr damit rechne heute noch auf dieser wenig befahrenen Schotterpiste eine Mitfahrgelegenheit die 170 km nach Coyhaique zu bekommen. Zum Glück hält aber schon nach anderthalb Stunden das dritte vorbeikommende Auto an, eine chilenische Familie. Sie fahren bis kurz vor Coyhaique und ich darf mich hinten auf die offene Ladefläche dieses Pick-up Trucks setzen.

                                Die erste Hälfte der Fahrt ist ein Genuss, auf einer Schotterpiste durch beeindruckende Gebirgswildnis. Die letzten 30 Kilometer bis Villa Cerro Castillo ist dagegen häßliche Baustellenstrecke. Man ist dabei die Carretera Austral überdimensional zu verbreitern und zu asphaltieren. Dabei sind sie nicht zimperlich mit der großflächigen Wegsprengung ganzer Bergflanken. Umweltauflagen scheint es nicht zu geben, die Strecke sieht einfach nur schrecklich aus.


                                hier ist die Carretera Austral noch in Ordnung


                                Landschaft entlang der Carretera Austral



                                …......................................................................
                                Die Carretera Austral ist eine 1300 Kilometer lange Straße von Puerto Montt bis in den Süden der Región Aisén. Sie ist eine beliebte Abenteuerstraße für Touristen, durch den kaum besiedelten wilden Süden Chiles. Auf meiner ersten Patagonienreise war noch fast alles Schotterpiste, bis auf jeweils 50 km vor und hinter Coyhaique.

                                Heutzutage wird an der Carretera Austral überall gebaut, verbreitert, begradigt und weggesprengt. Auf Touristenprospekten und Fotos wird sie zwar immer noch als Abenteuerstraße beworben, aber diesen Charakter verliert sie im Schnelltempo und verkommt immer mehr zur normalen Hauptstraße.
                                Laut Aussagen von Rucksackreisenden, die ich in Coyhaique traf, soll schon die Hälfte der Strecke zwischen Coyhaique und Chaitén asphaltiert sein. Der südliche Teil, ab 30 km südlich von Villa Cerro Castillo abwärts, ist momentan noch in Ordnung.

                                ….................................................................................


                                Villa Cerro Castillo - dieses kleine Dorf ist seit meinem letzten Besuch viel touristischer geworden und hat durch die neue Asphaltstraße seine Pionieratmosphäre verloren

                                Die letzten paar Kilometer werde ich ohne Wartezeit mit dem nächsten vorbeikommenden Auto mitgenommen. Im dunkeln komme ich in Coyhaique an und gehe wieder auf dem Campingplatz. Paul ist inzwischen schon in Puerto Aisen und will von dort weiter nach Chiloé.


                                auf dem Campingplatz in Coyhaique

                                Meine weitere Planung:
                                In genau 38 Tagen muss ich zurück in Buenos Aires sein. Natürlich hatte ich mir schon seit längerem Gedanken darüber gemacht welchen über 20 tägigen Trek ich in meiner verbleibenen Zeit noch machen will. Ursprünglich wollte ich eine Tour durch den neuen Parque Nacional Patagonia machen, in der Nähe von Chile Chico. Eine Route dafür hatte ich zuhause auch schon geplant. Leider ist das Gebiet nicht groß genug für 20 Tage. Höchstens zwei Wochen wird man da zusammenkriegen. Das heisst ich müsste danach noch irgendwo anders hin für einen weiteren Trek (z.B. nach El Bolsón)

                                In den letzten paar Wochen hat sich aber immer mehr herauskristallisiert, daß mich die Gegend um den Nevado Longavi (ein ganzes Stückchen weiter nördlich) momentan mehr reizt als der Parque Nacional Patagonia. Habe aber bisher weder Karten, noch eine genaue Route.

                                Mehrere Gründe sprechen für die Gegend um den Nevado Longavi: Wilde Gebirgslandschaften und viel stabileres Wetter als in Südpatagonien (ich erwarte dort 20 Tage Traumwetter). Man bekommt in dem Gebirge auch locker einen über 20-tägigen Trek zusammen, ohne dabei auf Straßen und Fahrwege zu stoßen. Außerdem ist die Gegend in der Trekkingszene noch völlig unbekannt, trotzdem aber recht gut mit Pfaden erschlossen.
                                Diese Gründe alleine klingen schon vielversprechend genug und da mir generell ein längerer Trek lieber ist als zwei kürzere steht mein Entschluss fest. Die nächsten Tage werde ich in Coyhaique verbringen und meine Route dafür planen.........
                                Zuletzt geändert von berniehh; 06.09.2016, 19:19.
                                www.trekking.magix.net

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                                • berniehh
                                  Fuchs
                                  • 31.01.2011
                                  • 2408
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                                  Trek 5

                                  Nevado Longavi // Süd-Nord Gebirgstraverse

                                  Länge: 271 Kilometer
                                  Dauer: 23 Tage


                                  Teil 1 – Anreise und die ersten beiden Trekkingtage



                                  Coyhaique


                                  der Rio Simpson in Coyhaique

                                  Vier volle Tage bleibe ich in Coyhaique bis mein Bus nach Osorno abfährt. Am ersten Tag habe ich meine Route durchs Gebiet des Nevado Longavi geplant, am zweiten Tag mir dafür die Topo-Karten gemacht und den Rest der Zeit rumgegammelt.

                                  Aus einem Internet-Café in Coyhaique schreibe ich an meine Verteileradresse folgende E-mail über meinen bevorstehenden nächsten Trek:

                                  Zitat von berniehh Beitrag anzeigen
                                  Moin Leute,

                                  habe gestern die Topokarten fuer meinen letzten Trek fast fertiggemacht und auch schon ausgedruckt. Muss darin nur noch paar Seen einzeichnen und die Namen der Flusstaeler und Seen eintragen. Meine Trekkingroute ist auch schon fertiggeplant!
                                  Die Gegend sieht sehr lohnend aus! Einen 20 taegigen Trek werde ich auf jeden Fall hinbekommen, werde sogar Essen fuer mindestens 20 Tage einkaufen!

                                  Folgendes erwarte ich auf dieser Tour:

                                  Es ist ein steiles alpines Felsengebirge (Granit?) mit tief eingeschnittenen bewaldeten Taelern (Suedbuchen) und einigen sehr attraktiven Bergseen. Mittendrin der Vulkan Nevado Longavi (ueber 3000 m hoch).
                                  Die Waldbedeckung in den Taelern ist nicht so kompakt und dicht wie in der Cordillera Castillo und anderen Gegenden im Sueden, weil die Sommer dort oben sehr heiss und trocken sind. Der Grossteil des Jahresniederschlages faellt im Winter.

                                  Es ist keine weglose Wildnis, wie der Grossteil unserer Routen im Sueden. Das Gebiet ist zwar noch frei von Strassen und Fahrwegen, aber durch die meisten Taeler verlaufen Viehtreiberpfade. In einigen Taelern werde ich moeglicherweise Hirten treffen, vielleicht auch den ein oder anderen Wanderer, wenn dann aber nur einheimische chilenische Trekker. Keine auslaendischen oder europaeischen Wanderer, weil das Gebiet bei denen noch voellig unbekannt ist. Aber wer weiss, vielleicht werde ich auch ueberhaupt keine Leute sehen:-)

                                  Die hochalpinen Bereiche und Paesse sind auf jeden Fall groesstenteils weglos, wo ich auch ziemlich garantiert niemanden sehen werde.

                                  Meine Tour wird eine Sued-Nord-Durchquerung dieses Gebirges ueber 12 bis 14 Paesse, jenachdem welche Route ich nehme. Ich plane mit verschiedenen Varianten und Alternativrouten, falls ich im Zeitrueckstand geraten sollte. Wenn die Bedingungen es hergeben will ich unterwegs noch den Nevado Longavi und Cerro Lastimas besteigen.

                                  Die gesamten zu bewaeltigen Hoehenmeter sind aufgrund der hohen Anzahl von Paessen recht gewaltig. Ausserdem sehen einige Paesse sehr steil und schwierig aus. Ich weiss aber nicht wie steil und schwierig!! Diese Tour wird also wahrscheinlich auch eine Herausforderung werden!
                                  Aber ich freue mich schon total darauf:-)

                                  Ich melde mich wieder wenn ich in Chillan oder San Carlos angekommen bis, wahrscheinlich so gegen Mittwoch.

                                  liebe Gruesse

                                  Bernd
                                  Ob meine Erwartungen eintreffen und der Trek wirklich so wird wie ich mir das vorstelle, wird sich also zeigen.........
                                  Auf jeden Fall wird diese Tour durch ein anderes Patagonien führen, das so die meisten noch nicht kennen.

                                  die Anreise 7.März 2016

                                  Die 1100 Kilometer lange Busfahrt von Coyhaique nach Osorno dauert 21 Stunden. Die Fahrt geht über Argentinien. Die direktere Route über die Carretera Austral wäre zwar nur 800 Kilometer lang und landschaftlich viel spektakulärer, dauert aber anscheinend auch länger, weil die Hälfte der Strecke noch auf Schotterpisten führt und die Fahrt zudem noch durch Fährüberfahrten unterbrochen wird. Daher bevorzugen die Busunternehmen die kilometermäßig längere Strecke über Argentinien.


                                  kurz vor der Abfahrt in Coyhaique


                                  die ersten 175 km von Coyhaique nach Rio Mayo geht´s auf Schotterpiste durch einsame patagonische Landschaften. Dies ist der interessanteste Teil der langen Fahrt


                                  einsame Pampalandschaft in der Región Aisén


                                  nach 50 km wird die Grenze nach Argentinien überquert


                                  nun sind´s noch 125 km nach Rio Mayo, wo die Asphaltstraße beginnt und wir auf die Ruta N 40 zweigen. Nach der Nachtfahrt queren wir am nächsten Morgen bei Bariloche wieder zurück nach Chile.

                                  In Osorno finde ich sofort einen Anschlussbus nach Chillán, der auch gleich losfährt, so daß ich nichtmal Zeit habe in Ruhe was zu essen. Neun Stunden dauert die 500 Kilometer lange Fahrt auf der Panamericana Richtung Norden. Insgesamt war ich also 30 Stunden im Bus unterwegs!

                                  Chillán ist eine mittelgroße chilenische Stadt (160.000 Einwohner) etwa 400 Kilometer südlich von Santiago. Ankunft gegen 21 Uhr. Bin dann erstmal auf die Schnelle was Essen gegangen und dann versuch mal im Dunkeln in einer unbekannten südamerikanischen Stadt eine Wildcampstelle zu finden. Finde aber relativ schnell einen Platz auf einer verbuschten Verkehrsinsel im heruntergekommenen Gewerbegebiet, einen Kilometer vom Busbahnhof.
                                  Da stinkt es, ich leuchte also erstmal mit der Taschenlampe die Gegend ab ob da keine Leichen rumliegen. Am nächsten Morgen ist mein Zelt und Rucksack voller Ameisen,...die Campstelle war wohl doch nicht so gut.

                                  Am Vormittag ziehe ich in ein nettes Hostal um (Campingplätze gibt´s hier nicht), mit Küchenbenutzung und sonnigem Hinterhof für 9000 clp die Nacht (=12 Euro). Für zwei Nächte checke ich mir da ein. Die anderen Hostalgäste sind chilenische Autotouristen und Durchreisende. Rucksackreisende treffe ich hier nicht. Diese Gegend wird auch nur selten von denen besucht, denn die nähere Umgebung ist auch stinklangweilig. Wenn man auf der autobahnähnlichen Panamericana durchs relativ dicht besiedelte flache Farmland des Central Valley von Santiago Richtung Puerto Montt fährt, ist nicht zu erahnen, daß sich nur 50 Kilometer weiter östlich in den Anden (die wenn überhaupt nur vage im Dunst erkennbar sind) eine Weltklasse Trekkinggegend befindet. Die Región del Maule zählt sogar mit zu den besten Trekkinggebieten ganz Chiles.


                                  Mein Hostel in Chillán


                                  Chillán


                                  in einem billigen Restaurant


                                  im Zentrum von Chillán

                                  Das Klima ist hier im Sommer sehr heiß, trocken und mediterran,............also der totale Kontrast zu Südpatagonien. Auf meiner Trekkingtour wird es aufgrund der Höhenlage in den Bergen zwar kühler sein, ich rechne aber fast jeden Tag mit wolkenlosem Himmel (hoffentlich).

                                  Zwei Tage bleibe ich in Chillán und kaufe mir in Ruhe meinen Proviant für über 22 Tage ein. Dafür zahle ich 110.000 clp (145 Euro), was im Schnitt 6,60 Euro pro Tag macht (wie in Deutschland). Weil ich die chilenische Schokolade schon nicht mehr sehen kann, kaufe ich mir diesmal sogar 3 kg von der teuren importierten Cadbury Schokolade. Das war ein Fehlkauf, denn durch falsche Lagerung des Supermarktes ist die Schokolade schonmal in der Wärme geschmolzen, sieht daher ekelig aus und schmeckt auch nicht mehr frisch. Das habe ich aber erst auf dem Trek festgestellt, nachdem ich die erste Tafel geöffnet hatte.

                                  Mein Trekkingstartpunkt liegt etwa 80 Kilometer von Chillán bei San Fabián im Tal des Rio Ñuble.

                                  Ich suche mir einen Bus nach San Carlos, 30 km auf der Panamericana Richtung Norden. Kurz nach der Ankunft erwische ich einen Anschlussbus nach San Fabián, 40 km Richtung Osten am Taleingang des Rio Ñuble. Es geht durch eine idyllische ländliche Gegend mit vielen Dörfern und Landwirtschaft. San Fabián ist das größte Dorf, hier endet die Asphaltstraße und nur noch eine schmale Piste führt weiter talaufwärts in die Anden rein. Ich esse was zu Mittag und breche dann auf zu meinen Trekkingstartpunkt, etwa 10 Kilometer talaufwärts.


                                  San Fabián


                                  San Fabián, ein Dorf am Taleingang des Rio Ñuble. Hier endet die Asphaltstraße.

                                  Ich passiere einen Polizeiposten und kurz hinter dem Ortsausgang informiert ein großes Schild darüber daß man ab hier in einen geschützten „biologischen Korridor“ eintritt (hmm, das scheint eine Art Park zu sein), was natürlich meine Vorfreude nochmal steigert. San Fabián wirbt auch mit Abenteuertourismus.

                                  Keine 200 m weiter ist mir die Vorfreude aber jäh wieder vergangen, am Beginn einer Großbaustelle, die sich für die nächsten 18 Kilometer das Tal aufwärts zieht. Der Rio Ñuble soll von der Stromindustrie angezapft werden, das Wasser durch einen 18 km langen Kanal talabwärts zu einer im Bau befindlichen Turbine am Ortsausgang von San Fabián geleitet werden.

                                  Ich bekomme eine Mitfahrgelegenheit. Die Strecke auf der schmalen Piste wäre landschaftlich traumhaft schön, wenn nur die Baustelle nicht wäre. Alle paar Kilometer stehen zudem auch noch Vermessungstechniker am Pistenrand, also vermutlich soll auch die Piste zu einer häßlichen breiten Straße ausgebaut werden. Dem unteren Abschnitt des Rio Ñuble stehen also düstere Zeiten bevor.


                                  Auf der Fahrt zum Trekkingstartpunkt im Tal des Rio Ñuble

                                  1.Tag:
                                  Um 16 Uhr erreiche ich meinen Trekkingstartpunkt am Einstiegspfad zur Laguna La Plata und wander gleich los. Den Rio Ñuble verlasse ich und folge den guten Pfad Richtung Norden ins schluchtige Waldtal des Estero Bullileo rein. Laut Schild beginnt hier ein Naturreservat und ich erlebe gleich die nächste Überraschung: Statt Südbuchenwald (wie vorher vermutet) gedeiht hier ein herrlicher dichter Regenwald, teilweise auch mit viel Bambus und schwer durchquerbar wenn der Pfad nicht wäre. Es ist eine phantastische wilde Gegend, die mir auf Anhieb sehr gut gefällt. Der Pfad sieht sieht viel frequentiert aus, dies scheint eine beliebte Trekkingroute für Einheimische zu sein. Ich treffe aber niemanden.

                                  Nach dreieinhalb Kilometern schlage ich abseits des Pfades im Wald mein Camp auf.


                                  von der Piste geht´s runter direkt in die Wildnis rein, ins Tal des Estero Bullileo (530 m)




                                  Blick zurück Richtung Rio Ñuble


                                  hier beginnt ein Naturreservat


                                  Pfad durch herrlichen Regenwald


                                  Camp 1 (750 m)

                                  2.Tag:
                                  Am frühen Morgen sind es noch warme 16 Grad. Ich lasse mir viel Zeit, wander erst halb elf los und folge weiter den Pfad talaufwärts. Mein Rucksack ist noch mega schwer. Nach 3h50 erreiche ich die Laguna La Plata. Am Nordende des Sees liegt eine Campstelle, die ebenfalls sehr frequentiert aussieht und leider auch völlig vermüllt ist. Aber auch hier sind keine Leute. Entweder ist es Zufall daß ausgerechnet heute niemand hier ist, oder die chilenische Trekkingsaison ist schon vorbei, oder aber es stimmt was der Security-Typ bei der Wasserkanalbaustelle mir gestern erzählt hat, daß die Landeigentümer diese Route für die Öffentlichkeit gesperrt haben, weil die Leute so viel Müll zurücklassen.


                                  Tal des Estero Bullileo


                                  der Pfad führt weiterhin durch dichten Regenwald






                                  Laguna La Plata (1250 m)


                                  Laguna La Plata



                                  Heute wander ich noch weiter über den ersten Pass zur Laguna Añil. Ab der Laguna La Plata wird der Pfad schmal, verwachsen, von Baumstämmen blockiert und routenfindungstechnisch deutlich anspruchsvoller. An diversen Stellen ist es schwer ihn wiederzufinden. Einmal muss ich über 15 Minuten suchen. Es geht durch sehr dichten Urwald.
                                  Wer denkt, den Pfad nicht zu brauchen und einfach weglos durch den Wald zu kommen, wird schnell merken daß man so nur noch schwieriger und langsamer vorwärts kommt. Man sollte also auf jeden Fall versuchen den Pfad zu behalten, auch wenn es manchmal viel Rumsuchzeit kosten kann.

                                  Es ist heiß und sehr trocken. Zudem findet man ab der Laguna La Plata kein Trinkwasser mehr. Sowas habe ich auch noch nicht erlebt, daß in einem Regenwald alle Bäche ausgetrocknet sind.








                                  Dahinten führt der Pass rüber

                                  Vom Talende windet sich der Pfad für 250 Höhenmeter den felsigen buschbewachsenen Hang nach oben zum Pass Nr. 1 (1560 m), zweieinhalb Stunden von der Laguna La Plata. Auf der anderen Seite liegt 150 m tiefer ein Basin mit der von Granithängen eingeschlossenen Laguna Añil.

                                  Im verbuschten Gelände schlage ich mein Camp auf. Trinkwasser findet man im See und aus einem winzigen versteckten Rinnsal in der Nähe.

                                  Der Pfad scheint am See komplett zu enden und das Basin fällt kurz darauf sehr steil in ein dicht verbuschtes Tal ab. Dort muss ich morgen runter und ich kundschafte am Abend noch etwas aus, in der Hoffnung doch noch einen Pfad dort runterzufinden. Aber nichts. Mir ist damit klar daß ab hier Schluss mit Lustig sein wird!


                                  Aufstieg zum Pass - Blick zurück - die Laguna La Plata ist nicht mehr zu sehen


                                  Blick von der Passhöhe (1560 m)


                                  Abstieg zur Laguna Añil




                                  Laguna Añil (1400 m)




                                  Camp 2 (1420 m)
                                  Zuletzt geändert von berniehh; 09.09.2016, 14:32.
                                  www.trekking.magix.net

                                  Kommentar


                                  • berniehh
                                    Fuchs
                                    • 31.01.2011
                                    • 2408
                                    • Privat

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                                    Nevado Longavi // Süd-Nord Gebirgstraverse

                                    Teil 2 – Rio Perquilauquen

                                    3.Tag:
                                    Von der Laguna Añil steige ich weglos runter ins Tal. Das ist leichter gesagt als getan. Folge zunächst noch vereinzelte (schwer zu findene) Steinmännchen am rechten Hang. Als ich sie endgültig verliere steige ich direkt runter in den Wald. Langsames Vorwärtskommen, in anderthalb Stunden habe ich nur einen Kilometer geschafft.

                                    Das Bachbett unten im Wald ist für ne Weile relativ gut folgbar, sogar mit etwas fließendem Wasser.


                                    beim Camp


                                    Laguna Añil (1400 m)


                                    in dieses Tal steige ich weglos ab


                                    der Wald ist sehr dicht und schwer durchquerbar, aber das schmale Bachbett da drinnen ist einigermaßen gut gangbar. Dort unten sieht man die flache trockene Senke der Laguna Seca


                                    gut gangbares Bachbett

                                    Das Tal kurvt sich nach links und fällt ab in eine flache trockene Senke (Laguna Seca), die ich schon von oben sehen konnte. Kurz davor versickert der Bach wieder im Grund. Es ist sehr heiß und bis zum Rio Perquilauquen gibt’s nun kein Wasser mehr.


                                    kurz vor der Laguna Seca wird das Vorwärtskommen einfach


                                    auf der flachen trockenen Senke der Laguna Seca gibt es kein Wasser


                                    Laguna Seca

                                    Vom Ende der Senke sind es laut Karte nur anderthalb Kilometer Luftlinie zum Rio Perquilauquen, dafür brauche ich 2h45. Es ist eine harte Route über riesige verbuschte Felsbrockenfelder.

                                    Ich hatte fest damit gerechnet am Rio Perquilauquen auf einen Pfad zu stoßen, denn es ist ein größeres Haupttal. Aber schon als ich dort runterschauen kann, sehe ich daß dieses Tal weglos ist und dazu auch noch sehr unwegsam. Das gesamte schluchtige Flussbett besteht aus riesigen Felsbrocken. Diese Gegend ist viel wilder und abgelegener wie ich dachte.


                                    schwieriges Gelände - über buschbewachsene Felsbrockenfelder steige ich runter zum Rio Perquilauquen


                                    Tal des Rio Perquilauquen - Blick talabwärts - unten in der Schlucht donnert der Fluss

                                    Ursprünglich wollte ich talabwärts über den Estero Lleuque hoch zur Laguna Suarez. Als ich mir das verschluchtete und verbuschte Gelände aber anschaue, realisiere ich daß ich dafür vielleicht zwei Tage brauchen werde.

                                    Kurzentschlossen entscheide ich mich stattdessen den Rio Perquilauquen aufwärtszuwandern. Das verspricht deutlich leichter zu werden, weil das obere Talende laut Karte recht flach ist. Beide Routen führen nach Norden, es ist also kein Umweg.

                                    Für die erste halbe Stunde ist es noch sehr hart, bis der Talboden flacher wird und ich im dichten Regenwald eine super Campstelle finde. Hier beginnt auch ein vage erkennbarer Pfad, der weiter talaufwärts führt. Mal schauen wie lange ich den morgen folgen kann.

                                    Heute war ein harter Tag, in 7h40 habe ich nur 7,5 km geschafft.


                                    Rio Perquilauquen - Blick talabwärts


                                    Blick talaufwärts - meine Alternativroute


                                    Rio Perquilauquen (960 m)


                                    nochmal Blick talabwärts


                                    Camp 3 (989 m)


                                    schöne Badestellen im Fluss beim Camp

                                    4.Tag:
                                    Heute folge ich den schmalen Pfad talaufwärts, zunächst ein kurzes Stück nach Osten, dann im scharfen Bogen nach Norden. Der Pfad ist im großen und ganzen gut folgbar, aber teils verwachsen und leicht zu verlieren. Obwohl in diesem Tal einige Rinder weiden, sieht die Route wenig begangen und länger nicht mehr benutzt aus. Vermutlich kommt der Pfad irgendwo über die Berge aus einen Nachbartal.

                                    Dieses Tal ist deutlich trockener wie der Estero Bullileo. Kein durchgängiger Regenwald mehr, sondern nur noch trockene Waldabschnitte mit sehr dichtem Busch und Bambus, dazwischen immer wieder offene Pampaflächen.

                                    Auch in diesem Tal verliere ich mehrmals den Pfad. Einmal suche ich über eine halbe Stunde bis ich ihn wiederfinde.


                                    Blick vom Camp am Morgen


                                    ich wander talaufwärts - Blick zurück talabwärts






                                    Blick talaufwärts - dort wird das Tal sanfter und weitläufiger


                                    die Bäume hängen voll mit hellgrünem Moos


                                    schluchtiger Abschnitt




                                    hier ist der Pfad mal gut erkennbar


                                    kleiner Viehtreiberunterstand

                                    Es ist mal wieder sehr heiß heute. Meine Mittagspause verbringe ich in einem schattigen Waldabschnitt am Bach. Zwanzig Minuten nach dem Weitermarsch setze ich meinen Rucksack ab um am Fluss was zu trinken. Mit Schrecken stelle ich fest daß das Flussbett plötzlich komplett ausgetrocknet ist und kein Tropfen Wasser mehr fließt. Von so einem Hauptflusstal hätte ich es nicht geahnt und ärgere mich daß ich nach der Mittagspause meine Wasserflaschen nicht aufgefüllt habe.
                                    Bin erst noch am überlegen wieder umzukehren um die Wasserflaschen aufzufüllen, denn falls der Fluss heute nicht mehr auftauchen sollte, bekomme ich ein Problem.

                                    Ich entscheide mich dann aber für den Weitermarsch. Auch nach über 6 Kilometern taucht der Fluss noch nicht wieder auf und ich schlage drei Kilometer vor dem Talende mein Camp auf. Der Pfad scheint sich hier endgültig aufzulösen. Zum Glück finde ich auf dem Weg zwei kleine Rinnsale in kleinen Nebenbachtälern, die aber wieder im Grund versickern bevor sie das Hauptflussbett erreichen. Somit habe ich also genug Trinkwasser.


                                    ausgetrocknetes Flussbett - wo ist das Wasser?


                                    ich nähere mich dem Talende


                                    Blick ins Talende - auf der Senke dort vorne campe ich


                                    Blick zurück talabwärts


                                    Camp 4 (1183 m)

                                    5.Tag:
                                    Zunächst wander ich auf einer Mischung zwischen weglos und nur vage erkennbare verwachsene Pfade durch verbuschtes Gelände weiter talaufwärts. Der Rio Perquilauquen führt sogar teilweise wieder Wasser. Nach knapp drei Kilometer passiere ich den letzten heruntergekommenen Viehtreiberunterstand in diesem Tal. Hier mache ich erstmal drei Stunden Pause.

                                    Gegen 14 Uhr wander ich weiter, weglos durch trockene Pampa und Gestrüpp hoch zum zweiten Pass. Die dichten Buschabschnitte versuche ich zu umwandern (was auch fast immer klappt).
                                    Auf der Passhöhe befindet sich ein kleiner von dichten alpinen Busch umgebener See in einer gerölligen Hügellandschaft, eine herrliche Gegend.


                                    Blick vom Camp am Morgen


                                    der letzte Viehtreiberunterstand in diesem Tal


                                    Blick zurück talabwärts


                                    Aufstieg zum Pass


                                    letzter Blick zurück ins Tal des Rio Perquilauquen


                                    kleiner Abflussloser See auf der Passhöhe (1700 m) - eine herrliche Gegend

                                    Um die undurchdringlichen alpinen Buschabschnitte möglichst zu umgehen sind immer wieder größere Zickzackumwege nötig.
                                    In einer verbuschten Rinne finde ich ein fließendes Rinnsal, in dessen Nähe schlage ich mein Camp auf.

                                    Ich erkunde noch ein wenig die Gegend. Zum ersten Mal ist in der Ferne der Nevado Longavi zu sehen und morgen geht’s runter ins Tal des Estero Ortega..........


                                    kleiner See auf der Passhöhe


                                    die undurchdringlichen Buschabschnitte müssen umgangen werden


                                    auf der anderen Seite im Norden sieht man zum ersten Mal den Nevado Longavi


                                    Tal des Estero Ortega - dort steige ich morgen runter


                                    Blick ins obere Talende des Estero Ortega






                                    Camp 5 (1700 m)


                                    Blick vom Camp
                                    Zuletzt geändert von berniehh; 11.09.2016, 21:00.
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                                      Fuchs
                                      • 31.01.2011
                                      • 2408
                                      • Privat

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                                      AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                      Nevado Longavi // Süd-Nord Gebirgstraverse

                                      Teil 3 – der dritte Pass


                                      am Morgen des 6.Tages beim Camp

                                      6. und 7.Tag:
                                      Weglos steige ich runter ins Tal des Estero Ortega. Dichte Buschabschnitte und steile Felsabbrüche umgehe ich. Unten stoße ich auf einen guten Pfad, den ich durch Wald talabwärts folge. Jetzt stehen mir 20 bis 25 Kilometer leichte Talwanderung bevor, bis zum nächsten Pass.


                                      Tal des Estero Ortega


                                      Viehtreiberunterstand auf dem Talboden

                                      Bei einem Viehtreiberunterstand mache ich eine kurze Pause. Abgebrochene Zweige zeugen davon daß vor kurzem jemand hier gewesen sein muss.
                                      Und tatsächlich, wenig später überholt mich ein älterer Mann auf dem Pferd, der erste Mensch den ich auf dieser Tour treffe. Er kommt vom Talende, hat dort nach seinen Rindern geschaut.

                                      Dies ist ein sehr attraktives enges Waldtal aus Südbuchen und Andennadelbäumen, mit steile Felsberge links und rechts.


                                      Tal des Estero Ortega - wild und spektakulär


                                      Estero Ortega






                                      auf gutem Pfad geht´s talabwärts


                                      trockener üppiger Wald

                                      Nach 6 bis 7 Kilometer erreiche ich eine Talgabelung. Hier treffe ich den zweiten Menschen für heute, ebenfalls ein älterer Mann, der hier in seiner kleinen einfachen Hütte den ganzen Sommer über alleine lebt.


                                      Einsiedler am Rio Los Baños

                                      Ich folge den rechten Talzweig Richtung Osten aufwärts (Rio Los Baños).
                                      Schon der Flussname lässt vermuten daß irgendwo in diesem Tal eine heiße Quelle existieren muss. Und tatsächlich, der Mann bestätigt es mir. Mein Spanisch ist aber zu schlecht, weshalb ich seine Beschreibung, wo sich diese heiße Quelle befinden soll, leider nicht verstehe. Egal, entweder finde ich sie ohne seine Beschreibung durch Zufall auch alleine oder nicht. Falls nicht ist es nicht so schlimm, denn bei dieser Hitze ist mir ein kühles Bad im Fluss eh lieber als eine heiße Quelle.

                                      Ein vielbegangener Pfad führt dieses Tal aufwärts mit frische Pferdehufe und weiter aufwärts liegen noch zwei weitere bewohnte Hütten. Der Pfad ist teilweise extrem staubig und führt durch ziemlich trockenen lichten Wald mit schöne Blicke das Tal entlang.


                                      Brombeeren findet man hier in Massen


                                      staubiger Pfad durch lichten trockenen Pfad


                                      Rio Los Baños (970 m)


                                      Camp 6 (1050 m)


                                      das gibt wieder ein leckeres Frühstück


                                      Tal des Rio Los Baños


                                      Tag 7


                                      Tal des Rio Los Baños


                                      ich folge den Pfad talaufwärts






                                      idyllische Mittagspausenstelle am Rio Los Baños


                                      Rio Los Baños - ich komme dem Talende langsam näher


                                      Andennadelbäume


                                      letzte bewohnte Hütte

                                      Bei der letzten Hütte (kurz vor der Baumgrenze) treffe ich noch einen älteren Mann, den dritten und letzten in diesem Tal. Dank meines schlechten Spanisch ist eine Unterhaltung recht anstrengend, weshalb ich nach nur kurzem Smaltalk schon weiterziehe.

                                      Das Tal wird offen alpin und ist überragt von bis zu 2800 m hohe Berge. Ich steige einen Talzweig hoch Richtung Pass. Eigentlich hatte ich vermutet daß der Pfad bei der letzten Hütte endet, aber zu meiner Überraschung scheint er noch weiterzuführen über den Pass rüber. Ich habe keine Ahnung wo er hinführt, aber auf einen großen Felsbrocken bei meinem Camp steht mit weißer Farbe „Laguna Dial 2003“ geschrieben. Die Laguna Dial ist ein großer See am Andenhauptkamm nahe der argentinischen Grenze. Dort will ich zwar nicht hin, aber erstmal scheint der Pfad in meine Richtung zu führen.


                                      kurz vor dem Talende - dort vorne geht´s einen Talzweig hoch zum Pass


                                      Blick zurück - mit der letzten bewohnten Hütte in Sicht (als weisser Punkt)


                                      der Pfad führt den Talzweig hoch


                                      Blick zurück


                                      attraktives Hochtal


                                      Camp 7 (1570 m)


                                      Wegweiser zur Laguna Dial

                                      8.Tag:
                                      Der schmale Pfad windet sich für 560 Höhenmeter zum dritten Pass hoch. Auf meinen Kartenausdrucken sind keine einzigen Pfade eingezeichnet. Das heißt jedesmal wenn ich auf einen Pfad stoße, muss ich mich überraschen lassen wo er hinführt. Selbst auf den guten topographischen Karten vom Instituto Geográfico Militar, die es nur in Santiago de Chile zu kaufen gibt, sind wahrscheinlich nur wenige Hauptpfade eingezeichnet. Man müsste schon Viehtreiber sein und diese Gegend wie seine Westentasche kennen, um zu wissen wo die Pfade in diesem Gebirge alle hinführen.

                                      Dieser Trek macht Spaß und die Gegend ist absolut top. Die Tatsache daß dieses Gebirge noch recht ursprünglich ist und auf meiner kompletten Route keine einzige Piste oder Fahrspur gequert wird, setzt der Attraktivität nochmal eine Schippe drauf. Man kann also nur hoffen daß es auch in Zukunft so bleiben wird, denn falls irgendwann mal Fahrwege in diese Täler gebaut würden, wäre die Gegend im Arsch.


                                      Blick zurück talabwärts vom Camp


                                      Aufstieg zum Pass - Blick zurück




                                      Felsengebirge oberhalb des Rio Los Baños


                                      spektakuläre Landschaft in Passnähe


                                      Pass Nr. 3 (2244 m)

                                      Oben auf der Passhöhe mache ich erstmal eine Pause.

                                      Die Landschaft ändert sich, die Wälder verschwinden und ich komme nun in eine baumlose trockene Pampalandschaft auf der Ostseite des Gebirges. Bis zum Horizont erstreckt sich ein karges leeres Geröllgebirge. Das Land ist nicht mehr so schroff, aber bis zur argentinischen Grenze ist es noch ein Stückchen entfernt. Im Osten am Horizont sieht man den 4709 m hohen Volcán Domuyo, den höchsten Berg Patagoniens.


                                      Blick vom Pass


                                      kleines Hochbasin auf der anderen Passseite

                                      Der Pfad führt auf der anderen Passseite nicht direkt runter ins Tal sondern bleibt erstmal oben und führt über Bergrücken und Hochtalzweige.

                                      Unten im Tal des Estero Belmar passiere ich eine primitive Viehtreiberhütte, aber kein Mensch ist da. Kurz darauf gabelt sich der Pfad, der rechte Zweig führt über den nächsten Pass zur Laguna Dial und der linke weiter talabwärts, meine Route.

                                      Die Laguna Dial wäre zwar ein interessantes Ziel, aber auf meiner Andentraverse 2004 (von Santiago nach Bariloche) bin ich da schon vorbeigewandert. Damals wanderte ich hier durch die weiten offenen Täler nahe der argentinischen Grenze, in denen man meistens gut vorwärts kommt. Diesmal will ich aber hauptsächlich durch das schroffere Felsengebirge weiter westlich, weshalb ich nun wieder nach Norden schwinge und nicht nach Osten zur Laguna Dial.


                                      der Pfad führt nicht direkt runter ins Tal sondern bleibt zunächst noch oben




                                      spektakuläre Hochroute




                                      Blick zurück


                                      Blick auf den Volcán Domuyo, dem höchsten Berg Patagoniens


                                      auf 2250 m Höhe




                                      Abstieg in einen kleinen Hochtalzweig


                                      nun geht´s runter ins trockene Pampatal des Estero Belmar


                                      unten auf dem Talboden


                                      der Pfad führt das Tal des Estero Belmar abwärts


                                      Viehtreiberhütte



                                      Zwei Kilometer weiter mündet dieses Tal in ein größeres Haupttal ein, dem Estero Gangas. Ursprünglich wollte ich den Estero Gangas 5 Kilometer abwärts folgen, um dann über einen niedrigen Sattel ins Tal des Rio Relbun zu queren.
                                      Zu meiner Überraschung stelle ich aber fest daß der Pfad nicht nach rechts talabwärts sondern nach links talaufwärts führt, was mich zunächst etwas irritiert. Natürlich könnte ich auch weglos dieses offene Tal abwärts folgen, was aber etwas anstrengender wäre als den Pfad zu folgen. Daher entscheide ich mich erstmal den Pfad weiter zu folgen, denn ich vermute daß er weiter aufwärts nach Norden über das Geröllgebirge auch zum Rio Relbun queren wird.

                                      Auf dem offenen grasigen Talboden weiden Rinder. Hier verliert sich der Pfad und ich schlage am Fluss mein Camp auf, 87 Kilometer vom Trekkingstartpunkt.


                                      Einmündung ins Tal des Estero Gangas


                                      Blick das weglose Tal abwärts - der Pfad führt zu meiner Überraschung dort nicht runter, sondern nach Westen talaufwärts


                                      ich wander den Estero Gangas aufwärts. Der Pfad führt dann nach rechts über das Geröllgebirge zum Rio Relbun.


                                      Camp 8 (1571 m)
                                      Zuletzt geändert von berniehh; 17.09.2016, 13:20.
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                                        Fuchs
                                        • 25.04.2007
                                        • 1865
                                        • Privat

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                                        Wie immer bin ich schwer beeindruckt!

                                        Vielen Dank für die Mühe die du dir mit dem Einstellen hier machst. Für mich sind deine Berichte immer Höhepunkte in meinem Alltag.
                                        Froh schlägt das Herz im Reisekittel,
                                        vorausgesetzt man hat die Mittel.

                                        W.Busch

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                                        • berniehh
                                          Fuchs
                                          • 31.01.2011
                                          • 2408
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                                          Vielen Dank!
                                          Es freut mich daß dir mein Bericht gefällt
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