[AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

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  • berniehh
    Fuchs
    • 31.01.2011
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    #61
    AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

    Zitat von SouthWest Beitrag anzeigen
    Warum bist du eigentlich auf Trailrunner umgestiegen? Ich glaube das hattest du noch nicht erwähnt. Ich wandere seit einiger Zeit auch mit Trailrunnern, allerdings würde ich auf so einer anspruchsvollen Tour mit schwerem Gepäck und weglos wandern schon Stiefel nehmen.
    Ich habe diese Schuhe. Sie sind wie Trailrunner. Darauf bin ich nicht umgestiegen, sondern solche Schuhe hatte ich im weglosen Gelände schon immer (Bergstiefel nur im hochalpinen Gelände, aber seit einigen Jahren auch das nicht mehr).

    Der Unterschied zu richtigen Trailrunnern ist daß sie aus etwas robusterem und schwererem Material gemacht sind. Ich glaube daß solche Schuhe in feuchten weglosen Gegenden, wo ständig Flüsse gefurtet werden müssen und die Schuhe daher ständig nass sind und selten trocken, länger halten wie richtige Trailrunner. Man würde sich wahrscheinlich also seltener neue Schuhe kaufen müssen.

    Aus folgenden Grund halte ich im (oft feuchten) weglosen Gelände Stiefel für nicht so geeignet: Mit Stiefeln könnte ich nicht tagelang in nassen Schuhen wandern. Da würde ich ziemlich schnell wundgescheuerte Füsse (bzw. Fußbrand) bekommen. Mit Trailrunnern dagegen nicht. Mit Stiefeln würde ich also vor fast jeder Flussfurt die Schuhe ausziehen müssen, was mir auf Dauer zu nervig und zeitaufwändig wäre.
    Zuletzt geändert von berniehh; 19.06.2016, 16:17.
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    • Shades
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      • 21.08.2015
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      #62
      AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

      Zitat von berniehh Beitrag anzeigen

      Laut Karte müssten wir noch kilometerweit den Chico Gletscher hochwandern und dann rüberqueren. Direkt hier schon rüberzuqueren wäre aber eine Riesen Abkürzung. Es sind nur drei Kilometer bis zur anderen Gletscherseite und von dort dann nur noch paar Kilometer bis zur Hütte. Von oben sah das auch ganz gut machbar aus.

      Also entscheiden wir uns für die Abkürzung. Das war ein Fehler.


      hier queren wir den Gletscher, was ein Fehler war
      Im Hintergrund die Route hoch zum Pass (rote Pfeile)
      Danke nochmals! Sehr schöner UND LUSTIG geschriebener Bericht. Welche Spaltenzone genau sah denn da von oben ganz gut machbar aus ... ;)) ?

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      • BohnenBub
        Erfahren
        • 15.09.2012
        • 294
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        • Meine Reisen

        #63
        AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

        Großer Respekt für die sicher auch mental nicht eben einfache Gletscherpassage. Sieht heftig aus.

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        • slarti
          Erfahren
          • 08.01.2011
          • 121
          • Privat

          • Meine Reisen

          #64
          AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

          Solotour über das patagonische Eisfeld zum Paso del Viento



          Etwas mulmig ist mir schon zumute als wir uns mitten auf dem Chico-Gletscher verabschieden. Wir tauschen nochmal genaue Route, Notfallkontakte und Zeitpläne aus. Die Entscheidung sich zu trennen mag für den Leser ein wenig befremdlich klingen, aber wir haben alle Szenarien durchgespielt und Bernd ist ganz und gar damit einverstanden.


          Blick Richtung Lago O'Higgins



          Die Gletscherquerung zwei Tage zuvor war meines Erachtens kritischer als Bernd sie hier beschrieben hat. Kamen wir anfangs noch gut voran, so gelang es uns einfach nicht den Gletscherrand zu erreichen. Ein Irrgarten aus Eisblöcken und Spalten versperrte den Weg. Selbst zurückgehen wäre äußerst schwierig. Letztendlich fanden wir nur durch langes Auskundschaften (das Lieblingswort von Bernd) eine Route (an dieser Stelle sei die außergewöhnliche Wegfindungsgabe von Bernd erwähnt).



          Ganz anders dagegen der sanfte Aufstieg den Chico-Gletscher hoch. Hier kann man weitestgehend ohne Steigeisen gehen. Ab ca. 1100/1200 m erhöht allerdings sulziger Schnee das Risiko verdeckter Spalten. Das Vorankommen ist etwas zäh und so erreiche ich erst 20:30 Uhr die Hütte "Garcia Soto" in der Nähe des Marconi-Passes. Zu meiner Überraschung sind hier oben gut 20 Leute, was wohl auch am schönen Wetter liegt. Die Szenerie an diesem Adlerhorst im Abendlicht ist einfach atemberaubend!


          Fitz Roy und Cerro Torre


          Garcia Soto





          Ich vermeide ein Gespräch mit dem chilenischen Hüttenwart um unangenehme Fragen zu Route, Einreise und Erlaubnis zu verhinden. Zwar hatten Bernd und ich uns beim CONAF (chilenische Nationalparkverwaltung) per Mail angemeldet, aber keine Antwort erhalten. Einmal pro Woche muss die Flagge aufgrund der rauen Witterung getauscht werden. Heute ist es aber absolut windstill und kein Wölkchen zu sehen.




          Am nächsten Morgen

          Am nächsten Morgen gehe ich schon sehr früh los. Zum einen machen die Leute an der Hütte ordentlich Krach, aber ich möchte auch unbedingt den sulzigen Schnee von gestern Nachmittag vermeiden. Das Tagesziel für heute ist der Circo de los Altares an der Rückseite des Cerro Torre. In der Ferne sind ein paar dunkle Wolken zu sehen und auch der Wind frischt etwas auf. Es gibt eine gute Spur und keinerlei Spalten und so erreiche ich den Circo schon 11 Uhr. Zwei Schweizer Bergsteiger kommen mir entgegen. Sie waren gerade auf dem Cerro Torre und wollen heute noch über den Marconi-Gletscher absteigen.







          Die Sturmwolken am Cerro Torre machen mir Sorgen, aber in der Hütte hatte man mir versichert, dass Wetter bleibe stabil. Auf dem Patagonischen Eisfeld in einen Sturm zu geraten ist so ziemlich das Schlimmste, was man sich vorstellen kann. Ich baue mir noch eine Schneemauer um mein Zelt, aber die schmilzt im warmen Wind schnell weg. Gegen Abend wird es aber wieder windstill und klirrend kalt. Leider verschlafe ich den Sonnenuntergang. Zwei organisierte Reisegruppen mit Schneeschuhen kommen am Nachmittag in den Circo de los Altares. Mitte Januar ist eben Hochsaison.


          Circo de los Altares





          Der Ort hat etwas Magisches an sich: Da hat man im Halbrund die herrliche Bergkette des Cerro Torre, Cerro Egger usw. so nah, wie man als Nichtbergsteiger nur sein kann und auf der anderen Seite das weite flache Eisfeld mit den entfernten vergletscherten Bergketten, ganz der Antarktis gleich. Die Grenze ist hier übrigens bis heute nicht geklärt. Dazu heißt es bei Wikipedia: "Für den 60 km langen Abschnitt der chilenisch-argentinischen Grenze zwischen den Bergen Fitz Roy und dem El Murallón konnte bislang keine einvernehmliche Festlegung gefunden werden. Der Abschnitt des Gletschers konnte noch nicht exakt vermessen werden.
          Im Jahre 1998 erklärten die Präsidenten Eduardo Frei Ruiz-Tagle (Chile) und Carlos Menem (Argentinien) diesen Abschnitt zu einer besonderen Zone. Sie vereinbarten, diese Zone auf allen Landkarten markieren zu lassen. Die Zone sollte von einem Viereck eingerahmt werden und innerhalb des Rahmens sollte keine Grenze gezogen werden. Dazu sollte eine kurze erklärende Note gedruckt werden.
          Das argentinische Instituto Geográfico Militar veröffentlichte 2006 eine Landkarte ohne den Rahmen, ohne die erklärende Note und mit der maximalen argentinischen Forderung einer amtlichen Grenzlinie. Nach einer diplomatischen Protestnote und einem Gipfeltreffen zwischen Michelle Bachelet und Néstor Kirchner wurde die Karte aus dem Verkehr gezogen"







          Am Anfang komme ich ganz gut voran, gerate aber dann in ein Spaltenfeld. Eine Spur wie gestern finde ich diesmal nicht und so muss ich im Zick-Zack die Spaltenzonen umgehen. Viele Spalten sind mit Neuschnee verweht. Man muss höllisch aufpassen. In der Ferne geht eine Seilschaft, ist aber deutlich langsamer als ich.





          Irgendwann erreiche ich den aperen Gletscher und die Spalten sind viel einfacher einzuschätzen. Die Route zum Moränenrand ist nicht ganz einfach zu finden und ich muss etwas rumsuchen. Ich finde ein paar Steinmännchen, denen ich folge. Kurz vorm Verlassen des Gletschers bricht auch bei mir der Mittelriegel des Steigeisens! Das Thema Trailrunner ist damit für mich beendet. Vernünftige Stiefel müssen in El Chaltén gekauft werden.





          Ich steige nun zum Paso del Viento (Windpass) hoch und genieße nochmal die großartige Sicht auf den Viedma-Gletscher. An der Laguna Tunel Superior zelte ich. Ich muss zugeben, dass ich für die Eispassage unverschämt gutes Wetterglück hatte.










          Río Túnel

          Am folgenden Tag laufe ich den Normalweg zurück nach El Chaltén. Beim Furten des Río Túnel reicht mir das Wasser allerhöchstens bis zu den Knien. Das muss vielleicht nicht immer so sein, aber das Queren mit der Tirolesa halte ich für übertrieben.




          El Chaltén

          Wie erwartet ist Bernd noch nicht da. Ich bleibe eine Nacht im Hostel, gönne mir eine Genussmittelorgie und mache eine gemütliche Viertageswanderung auf den ausgetretenen Touristenpfaden um El Chaltén. Und wie sollte es anders sein: Gleich am ersten Tag kurz vorm Campamento Agostini kommt mir Bernd entgegen! Er läuft weiter Richtung Süden und furtet den nicht ganz einfachen Río Fitz Roy.


          Cerro Torre


          Huemul (Andenhirsch)



          Fitz Roy









          Als ich zum Hostel zurückkam, war Bernd schon eine Nacht dort und hatte den besten Stellplatz belegt. Mittlerweile war absolute Hochsaison in El Chaltén und der Platz total überfüllt. Wie immer gab es erstmal argentinisches Steak nach dieser großartigen Tour. Im Gegensatz zu Bernd habe ich Glück und kann einem kanadischen Bergsteiger den Mittelriegel für mein Steigeisen abkaufen. Die Läden in El Chaltén sind eher dürftig in der Ausstattung gängiger Ersatzteile.

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          • codenascher

            Alter Hase
            • 30.06.2009
            • 4983
            • Privat

            • Meine Reisen

            #65
            AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

            Ziemlich viel Glück mit dem Wetter Tolle Tour Slarti, ich bin schonmal gespannt wie es Bernd derweil ergangen ist.

            Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

            meine Weltkarte

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            • petitprince
              Gerne im Forum
              • 25.09.2011
              • 89
              • Privat

              • Meine Reisen

              #66
              AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

              Unglaubliches Wetterglück und geniale Bilder vom Circlo de los alteres... als ich vor 2 jahren dort war habe ich genau gar nichts gesehen
              super bericht!

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              • berniehh
                Fuchs
                • 31.01.2011
                • 2414
                • Privat

                • Meine Reisen

                #67
                AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                Zitat von Shades Beitrag anzeigen
                Danke nochmals! Sehr schöner UND LUSTIG geschriebener Bericht. Welche Spaltenzone genau sah denn da von oben ganz gut machbar aus ... ;)) ?
                Naja, von der Stelle wo wir den Gletscher überblicken konnten, sah es tatsächlich ganz gut machbar aus
                Richtig schwierig war auch nur das letzte Stück kurz bevor wir den Gletscher wieder verließen. Und das konnten wir vorher auch nicht überblicken
                www.trekking.magix.net

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                • berniehh
                  Fuchs
                  • 31.01.2011
                  • 2414
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #68
                  AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                  Los Glaciares – großer nördlicher Rundkurs

                  Teil 4 - zurück in den Los Glaciares Nationalpark

                  9.Tag:
                  Von der Stelle, wo ich mich von Paul trennte, sind´s noch zweieinhalb Stunden über´s Eis, bis ich den Gletscher verlasse.


                  Glaciar Chico

                  Danach folgen einige Kilometer nerviges Moränengelände am Gletscherrand entlang, bis von rechts das Tal einmündet, aus dem wir vor zwei Tagen auf dem Gletscher gestiegen sind.

                  Dieses Tal führt hoch zum Paso de los Toros, über den ich morgen die Cordon Gorra Blanca überqueren will. Weil hier keine guten Campstellen zu finden sind, entscheide ich mich den steilen Hang hochzusteigen zu einem Waldabschnitt. Dort oben finde ich zwar gute Campstellen, aber leider ohne Wasser. Also steige ich noch weiter hoch und komme auf einen flachen offenen Bergrücken oberhalb der Baumgrenze, wo ein Pfad beginnt. Diese Stelle ist auf der Karte als Mirador D´Agostini bezeichnet, mit phantastischen Blick über den Glacier Chico.
                  Vor zwei Tagen verloren wir weiter unten am Hang (kurz hinter der alten Polizeihütte) den Pfad, daher fanden wir auf dem Hinweg diese Stelle nicht.
                  Ich folge den Pfad noch soweit talabwärts bis zum ersten Bach, wo ich mein Zelt aufschlage.


                  wegloser Aufstieg nach oben


                  Blick vom Mirador D´Agostini über den Chico Gletscher


                  Camp 9 (1026 m)

                  10.Tag:
                  Weglos und direkt steige ich den Bergrücken hoch zum Paso de los Toros. Die Aussicht ist absolut grandios über den Chico Gletscher. Nach 400 Höhenmetern komme ich oben an und überhole zwei Wanderer aus El Chaltén. Die beiden drehen eine kleine Runde vom Lago del Desierto über die Laguna Diablo und Paso de los Toros zurück nach El Chaltén. Von der Laguna Diablo sind sie auf der chilenischen Seite aber nicht den Pfad gegangen (wie wir vor vier Tagen), sondern haben weglos oberhalb der Baumgrenze den Hang traversiert, weil sie gehört haben daß es auf der chilenischen Seite einen Polizeiposten geben soll und sie keine Lust hatten nur wegen dieses kurze Stück in Chile die offiziellen Grenzformalitäten über sich ergehen zu lassen.


                  Blick vom Camp am Morgen


                  atemberaubendes Panorama beim Aufstieg zum Paso de los Toros


                  Paso de los Toros (1382 m)


                  Glaciar Pandoja (Blick vom Paso de los Toros)



                  Der weglose Abstieg ins Tal des Rio Toro ist steil, aber unten auf dem Talboden beginnt eine vage erkennbare Route, sich sich weiter unten an der Waldgrenze zu einem deutlich erkennbaren Pfad verbessert. Im Wald treffe ich eine vierer Gruppe Ranger, die eine Tageswanderung machen um Enten zu zählen.

                  Ich wander 8 Kilometer das Tal abwärts, bis ich kurz vor der Einmündung ins Hauptal des Rio de las Vueltas am Fluss mein Camp aufschlage.


                  Blick vom Paso de los Toros


                  Abstieg ins Tal des Rio Toro


                  vom Talboden blickt man zurück auf die Abstiegsroute


                  im Tal des Rio Toro


                  im Tal des Rio Toro


                  Laguna del Toro (777 m)


                  dann beginnt der Wald


                  der Pfad wird ab hier deutlich erkennbar




                  Rio Toro


                  Rio Toro


                  Blick talabwärts


                  Camp 10 (650 m)


                  Blick vom Camp


                  Blick vom Camp

                  11.Tag:
                  Durch das Haupttal des Rio de las Vueltas verläuft die vielbefahrene Piste von El Chaltén zum Lago del Desierto. Das wäre eigentlich der kürzeste und schnellste Weg zum Rio Eléctrico. Ich steige von meinem Camp aber weglos durch den Wald den Hang nach oben bis auf 950 m und traversiere um den Bergrücken herum ins Nachbartal des Rio Milodón rein. Das ist zwar viel anstrengender und langsamer, dafür aber recht spektakulär (mit super Talblicke) und ich spare mir drei bis vier Kilometer ätzender Pistenwanderung.


                  Tal des Rio Toro


                  von meiner weglosen Route hat man super Talblicke


                  Tal des Rio de las Vueltas - dort unten verläuft die Piste


                  Laguna Milodón

                  Sobald ich die Laguna Milodón erblicken kann, steige ich runter ins Hauptal. Für die nächsten drei Kilometer kann ich die Piste noch gut meiden, indem ich paarhundert Meter entfernt davon weglos durch den Wald wander. Als der Talboden zu sumpfig wird, lässt sich das Pistenwandern kaum noch vermeiden. Also Augen zu und durch! Dieser Abschnitt ist eine Zumutung! Ziemlich viele Autos fahren vom Lago del Desierto zurück nach El Chaltén und jedesmal wenn mich eins überholt werde ich vollgestaubt!


                  ich wander weglos durch Wald um die Piste zu meiden


                  im Haupttal des Rio de las Vueltas (450 m)


                  eine vier Kilometer lange Pistenwanderung lässt sich hier leider nicht vermeiden


                  Laguna Cóndor

                  Nach vier Kilometern (kurz hinter der Laguna Cóndor) bietet sich die erste Gelegenheit diese blöde Piste endlich wieder zu verlassen. Ich steige über einen Viehzaun und wander weglos durch den dichten Busch, zunächst am Südufer der Laguna Cóndor, dann am Rio Diablo. Dieser Fluss hat zufälligerweise den gleichen Namen wie der Rio Diablo vom Tag 5 und 6, ist aber ein völlig anderer Fluss. An einer traumhaft schönen Stelle am Ufer schlage ich mein Camp auf.


                  Blick vom Camp 11 am Rio Diablo

                  12.Tag:
                  Bis hierher war dies ein phantastischer Trek abseits der Standardrouten (natürlich mit Ausnahme des gestrigen Pistenabschnittes), aber ab hier werde ich nun langsam in die beliebte und vielbegangene Trekkinggegend um El Chaltén kommen.

                  Erst um halb elf wander ich heute los. Zunächst folge ich verbuschte Rinderpfade durch flaches Gelände den kurvigen Rio Diablo aufwärts. Durch den dichten Buschwald muss ich manchmal in gebückter Haltung gehen, es ist etwas Geplackere mit langsamen Vorwärtskommen. Paar Rinder weiden hier, dieses Land gehört der Estancia Ricanor. Es ist eine schöne wilde Gegend.


                  der Rio Diablo


                  auf verbuschte Rinderpfade folge ich das Flussufer


                  Rio Diablo




                  Rio Diablo

                  Nach zwei Stunden kreuze ich wieder die Piste, genau dort wo der Pfadeinstieg ins Tal des Rio Eléctrico reinführt. Hier wollte ich eigentlich für einen Abstecher zum Paso del Quadrado reinwandern. Aber erste Wolken ziehen schon über die Berge und es sieht aus als ob das Wetter morgen schlecht werden könnte. Leider gehört das Tal des Rio Eléctrico zum Privatland der Estancia Ricanor. Wer vom Campingplatz am Piedra del Fraile weiterwandern will, wird abgezockt (obwohl der Zugang in die freie Natur eigentlich gratis sein sollte).
                  Das steht hier auch alles lang und breit auf mehreren Schildern verteilt drauf:
                  Das Campen in Piedra del Fraile kostet 200 Pesos. (doppelt so viel wie in El Chaltén). Darin ist das Weitergehen schon mit enthalten. (ach wie großzügig). Nur das Weitergehen alleine, ohne in Piedra del Fraile zu campen, kostet 500 Pesos. Wie bitte?? Ja richtig!!! Ich musste mir die Schilder auch viermal durchlesen, bis ich realisiert hatte, daß es tatsächlich so ist.


                  in Piedra del Fraile wird man abgezockt (Pauls Foto)

                  Jetzt ist meine Laune natürlich erstmal im Keller. Lustlos folge ich den Pfad Richtung Piedra del Fraile und überlege ob dieser Abstecher wirklich sein muss oder nicht: Mal angenommen ich campe in Piedra del Fraile und morgen ist das Wetter schlecht. Dann kann ich den Aufstieg zum Paso del Quadrado vergessen und die 200 Pesos sind in den Sand gesetzt. Eine zweite Nacht werde ich da sicher nicht campen! Falls das Wetter morgen gut ist, kostet mich der Aufstieg 200 Pesos. Dafür bekomme ich dann ein Gebirgspanorama zu sehen, das zwar mega spektakulär ist, aber nicht spektakulärer wie zahlreiche andere Panoramen, die ich auf diesen und vorigen Treks genießen konnte und die gratis waren.

                  Ich komme zum Ergebnis daß ich dafür kein Geld zahlen will und mache auf der Stelle kehrt, bzw. verlasse den Pfad und wander weglos nach Süden. Nach nur einen Kilometer (kurz nach der Furtung des Rio Blanco) stoße ich auf den vielgegangenen Hauptpfad, der wieder in den Los Glaciares Nationalpark reinführt, zum Campamento Poinchenot am Fitz Roy.


                  letzter Blick das Tal des Rio Eléctrico aufwärts


                  Rio Blanco - kurz hinter der Furtung stoße ich auf den vielbegangenen Pfad


                  hier beginnt wieder der Nationalpark


                  Glaciar Piedras Blancas


                  Pfad zum Camp Poincenot


                  die Gegend beim Camp

                  Das Camp Poincenot liegt versteckt im Wald und es ist mega viel los da. Ich zähle 45 Zelte und dazu wimmelt es hier auch noch von Tageswanderern. Mein Zelt schlage ich auch noch mit dazu auf.

                  Dann steige ich auf den wahrscheinlich meistbegangensten Pfad Argentiniens hoch zur Laguna de los Tres. Dort oben tummeln sich Menschenmassen, aber dafür hat man einen überwältigenden Blick auf den Fitz Roy, sowie die Laguna de los Tres und Laguna Suica. Nach 2h20 bin ich wieder zurück beim Camp.

                  Abends kommen hier noch die beiden Belgier an, die wir vor vier Tagen beim Chico Glacier trafen.


                  Camp Poincenot (742 m)


                  beim Aufstieg zur Laguna de los Tres blickt man den Rio Blanco abwärts und im Hintergrund erhebt sich die Cordon del Bosque


                  Menschenmassen bei der Laguna de los Tres (1200 m)


                  Laguna de los Tres und Fitz Roy


                  Laguna Sucia


                  links die Laguna Sucia, rechts die Laguna de los Tres und im Hintergrund der Fitz Roy


                  Laguna Sucia


                  zurück beim Camp


                  beeindruckende Wolkenpanoramen am Abend

                  Zuletzt geändert von berniehh; 30.06.2016, 08:18.
                  www.trekking.magix.net

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                    #69
                    AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                    Laguna Lucia ... sehr schön. Hab gar nicht gewusst, dass es die gibt (und deshalb leider verpasst). Kommt man da einfach hoch...auch mit Gepäck? Und kommt man von da noch weiter auf das Inlandseis?

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                    • berniehh
                      Fuchs
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                      #70
                      AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                      Zitat von Shades Beitrag anzeigen
                      Laguna Lucia ... sehr schön. Hab gar nicht gewusst, dass es die gibt (und deshalb leider verpasst). Kommt man da einfach hoch...auch mit Gepäck? Und kommt man von da noch weiter auf das Inlandseis?
                      von der Laguna de los Tres muss man nur einen kleinen Hügel hochsteigen und schon sieht man die Laguna Sucia. Das scheinen die meisten Leute nicht zu wissen, denn nur wenige sind von der Laguna de los Tres dieses kurze leichte Stück noch weitergegangen.

                      Ja es gibt von dort eine schwierige hochalpine Route über den Glaciar de los Tres und einen steilen Pass zum Paso del Quadrado und Rio Eléctrico, dann weiter über den Marconi Pass aufs Inlandseis.
                      Zuletzt geändert von berniehh; 30.06.2016, 08:22.
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                      • berniehh
                        Fuchs
                        • 31.01.2011
                        • 2414
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                        #71
                        AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                        Los Glaciares – großer nördlicher Rundkurs

                        Teil 5 - krönender Abschluss: Paso del Viento und Huemul Trek

                        13.Tag:
                        Am Morgen lasse ich mir mal wieder viel Zeit und wander erst zwanzig nach zehn bei Traumwetter vom Camp Poinchenot los. Ich folge den vielbegangenen Hauptpfad zum Camp Agostini, wo ich nach 11 Kilometern ankomme.


                        der Fitz Roy kurz nach Verlassen des Camp Poincenot


                        Laguna Madre mit dem Fitz Roy im Hintergrund


                        Anmarsch zum Camp Agostini mit dem Cerro Torre im Hintergrund

                        In Campnähe tummeln sich viele Tageswanderer aber nur zehn Zelte stehen hier. Es ist jetzt erst Mittag, so daß da später sicher noch viele Zelte hinzukommen werden, denn das Camp Agostini zählt zusammen mit dem Camp Poincenot zu den beiden beliebtesten Camps im Los Glaciares Nationalpark.

                        Mein Zelt schlage ich auch noch mit dazu auf, obwohl ich hier nur Mittagspause machen will und garnicht vorhabe hier zu campen. Aber falls mal ein Ranger vorbeikommen sollte und der dann sieht daß ich hier mit vollbepacktem Rucksack nur Pause mache, will ich nicht daß er auf die Idee kommen könnte zu fragen wo ich denn heute noch hinwill.

                        Vom Camp sind´s nur paar Minuten zur Laguna Torre, vonwo aus man ein phantastisches Panorama auf den Cerro Torre hat, das man schon von tausenden Fotos kennt.


                        Laguna Torre mit dem Cerro Torre im Hintergrund



                        Direkt dort wo der Rio Fitz Roy aus dem See fließt, überspannt das Drahtseil der Tirolesa den Fluss. Das ist die Route zum Paso de las Agachonas. Dort will ich morgen rüber, um dann weiter über den Paso del Viento mit dem Huemul Trek zu verbinden. Das soll der krönende Abschluss dieses Treks werden, bevor ich danach wieder zurück nach El Chaltén wander.

                        Kletterzeug für die Tirolesa habe ich ja nicht mit und der Rio Fitz Roy sieht hier unfurtbar aus.
                        Als ich mein Zelt wieder abgebaut hatte und gerade aufbrechen will, kommt zu meiner großen Überraschung Paul hier an. Er ist gestern von seiner Inlandeisquerung nach El Chaltén zurückgekehrt und will heute hier am Camp Agostini übernachten. Wir haben uns natürlich erstmal viel zu erzählen und so dauert es nochmal ein bis zwei Stunden länger bis ich dann endlich loskomme.

                        Ich wander noch ein Stückchen talabwärts zu einer großen Talsenke und verlasse den Pfad um mir eine Furtstelle zu suchen. Insgesamt dreimal versuche ich den Rio Fitz Roy zu furten. Die ersten beiden Male kehre ich auf halbem Weg wieder um, weil das Wasser zu tief und die Strömung zu stark wird. Beim dritten Mal schaffe ich es rüber.


                        hier furte ich den Rio Fitz Roy

                        Die andere Talseite ist ganz gut begehbar, ich sehe ein paar Rinder und stoße auf deren Pfade.

                        Bei der Permit-Debatte, die ich vor dem Trek in El Chaltén mit den Rangern führte, hatte ich auch erwähnt, falls man diesen Trek in umgekehrter Richtung gehen würde, also vom Rio Tunnel über den Paso de las Agachonas zum Rio Fitz Roy und man dann am Rio Fitz Roy vor unfurtbaren Fluss stehen würde, daß man das Kletterzeug und die Tirolesa ja garnicht brauche. Man könne dann ja ganz gemütlich entlang der rechten Flußseite runter nach El Chaltén wandern.
                        Aber nein, das darf man nicht. Die Route ist verboten! Man darf hier nur mit Kletterzeug über die Tirolesa den Fluss queren und auf der anderen Seite den ausgetretenen Standardpfad runter nach El Chaltén nehmen.
                        Den Grund, warum die Route verboten ist, wollten die Ranger mir aber nicht verraten. Vielleicht soll man ja nicht sehen daß hier im Nationalpark Rinder weiden.

                        Direkt gegenüber vom Camp Agostini schlage ich ein Stückchen höher im Wald mein Camp auf.


                        Camp 13 (760 m)


                        Blick vom Camp

                        14.Tag:
                        Weglos steige ich weiter durch Wald den Bergrücken hoch mit super Blicke durch die Bäume auf den Cerro Torre (leider größtenteils in Wolken).
                        An der Baumgrenze stoße ich auf die mit Steinmännchen markierte Route, die von der Tirolesa dort unten hochkommt und über den Paso de las Agachonas führt. Bis zum Pass ist der Pfad nun einigermaßen gut erkennbar. Auf der Passhöhe löst er sich wieder auf.
                        Macht aber nichts, der weglose Abstieg ins Tal des Rio Túnel ist einfach.


                        Blick zurück auf die Laguna Torre


                        der Cerro Torre liegt in Wolken


                        Cerro Solo


                        der Pfad hoch zum Paso de las Agachonas


                        auf der Passhöhe (1354 m)


                        wegloser Abstieg ins Tal des Rio Túnel

                        Unten auf dem Talboden stoße ich auf den guten Hauptpfad, der von El Chaltén kommt. Diesen folge ich talaufwärts zum Camp Toro, das geschützt im letzten Waldabschnitt am Talende liegt.

                        Es ist mittlerweile extrem windig. Bei einem kurzen Spaziergang zur Laguna Toro kann ich mich kaum noch auf den Beinen halten. Es macht keinen Sinn heute weiterzugehen, daher schlage ich hier mein Zelt auf.

                        Mit 16 Zelten ist hier viel mehr los wie ich dachte. Trotzdem ist es noch relativ ruhig verglichen mit den Camps Agostini und Poinchenot, weil hier keine Tageswanderer herkommen.
                        Die meisten wandern aber nur bis zu diesem Camp, machen evtl. einen Abstecher auf den Paso del Viento und dann wieder zurück nach El Chaltén. Nur wenige drehen die Huemul Runde oder gehen weiter auf´s Inlandeis.
                        Ich komme mit einer Gruppe Argentinier ins Gespräch. Sie wollten heute auf den Paso del Viento, sind aber nicht gegangen weil es zu windig war. Sie haben keine Zeit noch einen Tag länger zu warten und wandern morgen zurück nach El Chaltén.

                        Ich hoffe daß das Wetter sich morgen bessert und ich über den Pass komme.


                        Tal des Rio Túnel


                        Pfad zum Camp Toro


                        Rio Túnel


                        Camp Toro

                        15.Tag:
                        Um 8 Uhr wander ich bei blauem Himmel los. Durch den starken Wind ist es aber ziemlich kalt, daher muss ich zunächst noch meine Handschuhe tragen.

                        Oberhalb der Laguna Toro muss der Rio Túnel gefurtet werden. Meine Hoffnung war daß ich von Stein zu Stein über diesen seichten Fluss hüpfen kann und so ohne nasse Füsse über den Fluss komme. Das hat aber leider nicht geklappt. Trotzdem, das Wasser reichte mir an der tiefsten Stelle nur bis zu den Knien. Das Furten war also sehr leicht (kaum zu glauben daß man dafür Kletterausrüstung mithaben muss) und überhaupt kein Vergleich mit der Furtung des Rio Fitz Roy.

                        Durch eine grandiose Gebirgslandschaft führt der Pfad hoch zum Paso del Viento. Hinter dem Pass erstreckt sich die endlose Weite des Patagonischen Inlandeises mit dem oberen Viedma Gletscher und am Horizont die weiß-vergletscherte Gebirgskette der Cordon Mariano Moreno. Einfach atemberaubend!!


                        Laguna Toro (662 m)




                        Aufstieg zum Paso del Viento




                        Aufstieg zum Paso del Viento




                        Laguna Túnel Superior (880 m)


                        Blick zurück


                        im Hintergrund der Cerro Grande




                        Blick vom Paso del Viento (1415 m) über den Viedma Gletscher und das Patagonische Inlandeis

                        Auf der Passhöhe treffe ich die ersten Menschen, einen argentinischen Bergführer mit seinen deutschen Kunden. Sie kamen vom patagonischen Inlandeis und wollen nun runter nach El Chaltén.

                        Vom Paso del Viento folge ich den Huemul Trek zum Paso Huemul. Eine Stunde und zwanzig Minuten später erreiche ich die Refugio Paso del Viento, eine kleine leerstehende Schutzhütte. Hier mache ich erstmal in der Sonne Mittagspause. Der Wind hat inzwischen nachgelassen und es scheint ein sehr schöner Nachmittag zu werden.

                        Allzu viel gibt es über die weitere Route nicht zu schreiben. Der Pfad führt durch das hügelige alpine Moränengelände oberhalb des Viedma Gletschers entlang mit permanente weltklasse Blicke über diesen gewaltigen Gletscher.


                        im Hintergrund die Cordon Mariano Moreno (gesehen vom Huemul Trek)


                        Viedma Gletscher und Patagonisches Inlandeis


                        Blick vom Huemul Trek


                        Refugio Paso del Viento


                        hier mache ich erstmal Mittagspause


                        von der Hütte geht´s weiter Richtung Paso Huemul


                        permanente weltklasse Blicke über den Viedma Gletscher


                        Blick vom Huemul Trek


                        der Huemul Trek zieht sich als schmales Band durch die Moränenhügel

                        Das Vorwärtskommen ist gut. Nur ein oder zweimal ist der Pfad leicht zu verlieren, aber nach kurzer Zeit finde ich ihn auch problemlos wieder.
                        Bis zum Paso Huemul treffe ich noch eine Zweier-Gruppe und beim Abstieg vom Pass nochmal eine Zweier-Gruppe. Ein Geheimtip ist der Huemul Trek also nicht mehr. Man kann davon ausgehen daß man bei schönem Wetter im Sommer wohl jeden Tag ein oder zwei Trekkinggruppen treffen wird.

                        Landschaftlich ist diese Route ein absolutes Top-Highlight und der spektakulärste Standardtrek, den ich in ganz Südamerika gemacht habe!

                        Bei der Bahia Témpanos (Lago Viedma) schlage ich in einem kleinen Waldstück mein Camp auf.


                        Viedma Gletscher




                        Aufstieg zum Paso Huemul


                        letzter Blick zurück von der Passhöhe (1005 m)


                        auf der anderen Paßseite geht es steil runter zum Lago Viedma (im Vordergrund die Bahia Témpanos)


                        Blick über den Lago Viedma


                        Bahia Témpanos


                        in die Bahia Témpanos kalbt der Viedma Gletscher rein


                        Camp 15 bei der Bahia Témpanos (260 m)

                        16.Tag:
                        Heute ist mein letzter Trekkingtag. Es sind nur noch 17,5 km zum Fahrwegbeginn an der Bahia Rio Túnel. Eine leichte Wanderung steht mir bevor, auf meistens gut erkennbaren Pfad durch überwiegend flache Pampa. Daher lasse ich mir heute mal wieder viel Zeit und wander erst um 12 Uhr los.


                        Blick zurück auf meine gestrige Abstiegsroute


                        der Pfad führt durch überwiegend flache Pampa


                        nochmal Blick auf den Viedma Gletscher






                        vorne die Bahia Cabo de Hornos, hinten die Bahia Témpanos mit dem Viedma Gletscher


                        Abstieg zur Bahia Rio Túnel (kurz vor dem Trekende)

                        Kurz vor dem Trekende muss nochmal der Rio Túnel gefurtet werden. Auf der großen flachen Senke zwischen der Tirolesa und der Mündung in den Lago Viedma lässt sich dieser Fluss aber leicht furten.

                        Am Pistenbeginn liegt die Anlegestelle der Touristenboote, die ihre täglichen Ausflüge über den See zum Viedma Gletscher machen. Ich habe Glück, denn gerade kommen zwei Boote von ihrer Tour zurück. Die meisten Passagiere werden zwar mit Bussen abgeholt, aber einige sind auch mit dem eigenen Auto hier. So bekomme ich praktisch ohne Wartezeit eine Mitfahrgelegenheit die 20 Kilometer zurück nach El Chaltén, mit einer sehr netten Familie aus Buenos Aires.


                        bei der Anlegestelle der Touristenboote beginnt die Piste und der Trek endet


                        Trekende

                        El Chaltén

                        Ich gehe zurück ins Hostel del Lago und schlage im Garten wieder mein Zelt auf, weil das campen dort sehr preiswert ist. Camper dürfen auch die Hostelküche mitnutzen.
                        Paul kommt am nächsten Tag von seiner Tour zurück und wir machen dann erstmal einen Faulenztag. Die drauffolgenden Tage bleibern wir auch noch in El Chaltén um die Vorbereitungen für unseren nächsten Trek zu erledigen. Abends wird natürlich immer lecker in der Hostelküche gekocht.


                        jeden Tag gibt´s hier leckers Essen

                        In den letzten zwei Wochen hat sich so einiges in Argentinien verändert: Der neue Präsident hat die Blue-Kurse abgeschafft und den Pesos-Kurs freigegeben. Der Schwarzumtausch von Geld ist also nicht mehr möglich. Darauhin ist der offizielle Wechselkurs rapide gefallen. Hat man vor dem Trek für einen Euro noch 10 Pesos bekommen, sind es nach dem Trek schon 14.
                        Das hat auch Auswirkungen auf die Inflation: Innerhalb weniger Tage ist hier alles teurer geworden. Das Campen beim Hostel del Lago kostete vor dem Trek noch 70 Pesos und nach dem Trek 100 Pesos.

                        Die Trekkingstiefel, die Paul bei scheinem Schuhkauf (vor dem Trek) zunächst in die engere Wahl nahm, dann aber doch nicht kaufte, weil sie ihm mit 2800 Pesos zu teuer waren, kosten nach dem Trek 3500 Pesos. Als Grund für die Preiserhöhung gibt er Ladeninhaber an daß mit dem gefallenen Pesoskurs doch auch die Importkosten steigen. Aber die Schuhe waren doch schon importiert, bevor der Pesoskurs gefallen ist. Egal, Paul kauft sie nun trotzdem. Er hat auch keine andere Wahl, denn er braucht schon wieder neue Schuhe. Und das schon wieder in El Chaltén! Wer hätte gedacht daß Pauls größer Posten in der Reisekasse mal Schuhkauf werden würde.....
                        Zuletzt geändert von berniehh; 03.07.2016, 13:55.
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                        • Linard
                          Erfahren
                          • 30.08.2014
                          • 292
                          • Privat

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                          AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                          Sehr schön; wirklich eine sehr schöne Runde! Mit dem Wetter hast Du es ja auch gut getroffen. Wir hatten auch Schwein. Wie du im im anderen Thread gesehen hast, haben wir es etwas gemütlicher genommen.
                          Am 15. Tag hast Du da doch eine ziemliche Strecke hingelegt. Ist aber natürlich etwas anderes, wenn man alleine anstatt in einer Gruppe unterwegs ist.
                          Das einzige was noch fehlt ist ein Foto von der Anhöhe unterhalb des Paso Huemul auf den Viedma Gletscher (dort wo er in den See kalbt)
                          Möchte dann deine anderen Berichte auch noch lesen, bin bis jetzt aber noch nicht dazu gekommen.
                          Zuletzt geändert von Linard; 05.07.2016, 09:17.

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                          • berniehh
                            Fuchs
                            • 31.01.2011
                            • 2414
                            • Privat

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                            #73
                            AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                            Zitat von Linard Beitrag anzeigen
                            Das einzige was noch fehlt ist ein Foto von der Anhöhe unterhalb des Paso Huemul auf den Viedma Gletscher (dort wo er in den See kalbt)
                            als ich dort oben ankam wurde es wieder so extrem derbe windig daß ich mir keine Gedanken mehr machte auf welche Anhöhe man noch steigen könnte für eine noch bessere Aussicht. Wollte nur noch so schnell wie möglich runter........
                            www.trekking.magix.net

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                            • codenascher

                              Alter Hase
                              • 30.06.2009
                              • 4983
                              • Privat

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                              #74
                              AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                              Geile Runde! Mein Neid sei dir gewiss.

                              Was sind denn eigentlich deine nächsten Reisepläne?

                              Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

                              meine Weltkarte

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                              • Mika Hautamaeki
                                Alter Hase
                                • 30.05.2007
                                • 3979
                                • Privat

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                                #75
                                AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                                A. v. Humboldt.

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                                • Shades
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                                  • 21.08.2015
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                                  #76
                                  AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                  Zitat von Linard Beitrag anzeigen
                                  Das einzige was noch fehlt ist ein Foto von der Anhöhe unterhalb des Paso Huemul auf den Viedma Gletscher (dort wo er in den See kalbt)

                                  Ist dieser Blick gemeint? Und von welchem anderen Thread ist die Rede? Danke.

                                  Kommentar


                                  • berniehh
                                    Fuchs
                                    • 31.01.2011
                                    • 2414
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                                    #77
                                    AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                    Zitat von codenascher Beitrag anzeigen
                                    Was sind denn eigentlich deine nächsten Reisepläne?
                                    Ich plane gerade an einen großen Himalayatrek in Indien. Die Route soll 700 Kilometer lang werden mit keiner einzigen Fahrwegquerung und nur drei oder vier winzige Dörfer entlang der ganzen Strecke.
                                    Vorweg und hinterher will ich auch noch andere Touren machen, z.B. im russischen Kaukasus (oder Swanetien in Georgien) und ein 1100 Kilometer langer Trek über die neuseeländische Nordinsel (Northern Traverse).
                                    www.trekking.magix.net

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                                    • Linard
                                      Erfahren
                                      • 30.08.2014
                                      • 292
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                                      #78
                                      AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                      Zitat von Shades Beitrag anzeigen
                                      Ist dieser Blick gemeint? Und von welchem anderen Thread ist die Rede? Danke.
                                      Ja genau. Ich hätte noch ein Bild mit etwas besserem Wetter

                                      Mit dem anderen Thread ist folgender Faden gemeint:
                                      https://www.outdoorseiten.net/forum/showthread.php/93287-Patagonien-Circuit-Huemul-circuit-Dientes-O-Q-Torres-del-Paine-Tips

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                                      • berniehh
                                        Fuchs
                                        • 31.01.2011
                                        • 2414
                                        • Privat

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                                        #79
                                        AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                        Trek 3

                                        Durchs San Lorenzo Massiv und Umgebung

                                        Länge: 323 Kilometer
                                        Dauer: 19 Tage


                                        Teil 1 - Anreise und Trekkingstart

                                        Die unerschlossene Wildnis auf der argentinischen Seite des San Lorenzo Massivs und dem angrenzenden Perito Moreno Nationalpark wird fast nie von Trekkern besucht. Diese Gegend gilt als sehr abgelegen und kompliziert zu erreichen.

                                        Landschaftlich ist diese Gegend überaus attraktiv und abwechlungsreich. Von der trockenen Graspampa über karge Geröllgebirge, große unerschlossene Waldgebiete mit traumhafte Seen und spektakuläre vergletscherte Gebirge, führt dieser Trek durch viele unterschiedliche Landschaften.

                                        Unsere Tour führt vom Rio Lista für 323 Kilometer Richtung Norden zur kleinen Siedlung Lago Posadas. Kleinere Teile unserer Route führen auf schmale (Rinder)pfade aber der größte Teil durch unerschlossene weglose Wildnis. Auf der gesamten Strecke treffen wir keine Menschen und kreuzten keine einzige Piste (außer am Anfang und Ende). Die ersten Leute sehen wir erst am 19.Tag, als wir kurz vor dem Trekende, am Lago Posadas, auf die erste Piste stoßen.

                                        Gabriel ist im Februar 2014 eine ähnliche Route gegangen, über die er hier berichtet hat.
                                        Unser Trekking Start- und Endpunkt ist in etwa identisch mit Gabriels Start- und Endpunkt, aber zwischendrin wandern wir größtenteils eine andere Route.

                                        Diese Tour hat unsere Erwartungen sogar noch übertroffen. Die Kombination aus sehr vielseitige und spektakuläre Landschaften, zusammen mit der kompletten Unerschlossenheit, hat dazu geführt daß dies am Ende zu meinem Top-Favoritentrek der Reise geworden ist. Ebenso für Paul.
                                        Diese Tour zählt sogar mit zu den besten Treks, die ich bisher in ganz Südamerika gemacht habe.


                                        die Anreise

                                        Meine Steigeisen müssen in El Chaltén irgendwie repariert werden. Leider führen die Ausrüstungsläden keine Ersatzteile. Man kann sich aber für überteuerte Preise neue Steigeisen kaufen. Die billigsten, die ich hier finde, kosten umgerechnet 200 Euro.
                                        Dann kaufe ich mir in der Ferreteria (Baumarkt) lieber ein paar Schrauben. Damit kann ich die Steigeisen notdürftig reparieren und habe noch etliche Ersatzschrauben, falls sie wieder brechen sollte. Bis zum Ende der Reise müsste es reichen. Dann kaufe ich mir zuhause eben neue.

                                        Paul hat da mehr Glück. Er trifft einen kanadischen Kletterer, der zufällig die gleichen Steigeisen hat wie er. Er kann ihm die Mittelschiene abkaufen.

                                        Unser Trekkingstartpunkt liegt 470 Kilometer von El Chaltén Richtung Norden, größtenteils entlang der Ruta N40, der einsamsten Hauptstraße Argentiniens.
                                        Diese Anreise war schon ein Erlebnis für sich.

                                        Von El Calafate und El Chaltén gibt es tägliche Busverbindungen die N40 hoch nach Perito Moreno und weiter nach Bariloche. Als wir uns am Busbahnhof nach Verbindungen erkundigen und die Preise erfahren, klappt uns die Kinnlade runter. Busfahren ist in Südargentinien mindestens doppelt so teuer wie man für die gleiche Strecke in Deutschland und der USA zahlen würde. Wir entscheiden uns also die Anreise per Anhalter zu versuchen, obwohl wir wissen daß es möglicherweise nicht so einfach werden würde.

                                        In El Chaltén kaufen wir unseren Trekkingproviant für über 20 Tage ein, dazu dann noch Proviant für die Anreise. In verschiedenen kleinen Läden und Supermärkten suchen wir uns alles zusammen.
                                        Die Lebensmittelpreise sind in El Chaltén etwa 40 Prozent teurer wie in Deutschland und auch teurer wie in anderen Gegenden Argentiniens.


                                        mein Trekkingproviant für 20 Tage


                                        unser letztes gutes Frühstück in El Chaltén

                                        Als wir alles fertiggepackt haben, marschieren wir vormittags gegen 11 Uhr an den Ortsrand. Hier stehen schon eine Menge Tramper am Straßenrand. Gleich am Ortsrand die ersten, dann für einen halben Kilometer raus alle 50 m eine weitere Gruppe. In El Chaltén sieht man immer Tramper stehen. Meistens zwar weniger wie jetzt, aber so viele gleichzeitig ist auch nichts ungewöhnliches hier (kein Wunder bei den Busfahrpreisen). Die meisten stehen da zu zweit, einige sogar zu dritt oder viert.

                                        Uns bleibt nichts anderes übrig als uns in zehnter Reihe ganz hinten anzustellen. Die letzten in der Reihe frage ich dann mal, „na, wie lange wartet ihr schon?“
                                        Die frustriete Antwort lautet, „über vier Stunden!“
                                        „Oh je,“ meine ich zu Paul, „hier werden wir wohl den ganzen Tag stehen müssen!“

                                        Wir stellen uns nicht direkt hinter den letzten an, sondern wandern noch einen halben Kilometer weiter bis zur Tankstelle. Hier warte ich an der Straße und halte den Daumen raus, während Paul an der Tankstelle die Autofahrer direkt anspricht.
                                        Nach einer Stunde hat Paul Erfolg. Eine chilenische Familie im Wohnmobil erklärt sich bereit uns mitzunehmen. Sie kommen aus Santiago de Chile und sprechen sogar etwas deutsch. Nach 100 Kilometer setzen sie uns an der Abzweigung auf die Ruta N40 ab. Sie biegen nach rechts Richtung El Calafate und wir wollen nach links Richtung Norden.

                                        Hier stehen auch schon zwei Tramper.
                                        „Ach du Scheiße“, sage ich zu Paul, „schon wieder Konkurenz!“
                                        Aber immerhin ist es besser hier in zweiter Reihe zu stehen als in El Chaltén in zehnter Reihe.

                                        Die beiden anderen sind russische Backpacker von der Krim, die per Anhalter durch ganz Südamerika reisen. Nur in Peru, wo das Trampen unmöglich war, fuhren sie mit dem Bus. Sie wollen auch die N40 hochtrampen, dann über Chile Chico weiter auf der Carretera Austral nach Norden.


                                        auf der Ruta N40 geht´s nach Norden

                                        Als wir nach drei Stunden immer noch dastehen, werden wir langsam frustrierter. Ich beginne mir Sorgen zu machen daß unser Anreiseproviant nicht reicht und wir noch bevor wir überhaupt unseren Trekkingstartpunkt erreichen, schon unseren Trekkingproviant anbrechen müssen, während Paul schon anfängt bei jedem vorbeikommenden Auto mit Pesos Scheine zu wedeln. Helfen tut das aber auch nicht.

                                        Erst nach fünf Stunden hält endlich das erste Auto an, ein Pick-up, der uns alle vier hinten auf der offenen Ladefläche mitnimmt. Leider nur für 30 Kilometer bis ins nächste Kaff, Tres Lagos.
                                        Hier gibt’s einen Lebensmittelladen, wo wir noch eine Kleinigkeit fürs Abendessen und morgen früh einkaufen.

                                        Für heute ist es schon zu spät für die Weiterreise. Wir haben nur 130 Kilometer geschafft und 350 liegen noch vor uns.

                                        Zusammen mit den beiden Russen schlagen wir hinter dem Dorf am Fluss unsere Zelte auf. Mit dem russischen Rubel als Währung, der in letzter Zeit drastisch an Wert verloren hat, ist Südamerika für die beiden ein teures Pfaster. Wann immer es möglich ist, meiden sie Hostels und campen fast überall wild.


                                        unser Camp in Tres Lagos


                                        mein Anreiseproviant

                                        Am nächsten Morgen stehen wir rechtzeitig um 8 Uhr wieder an der Straße. Die beiden Russen schlafen noch. So stehen wir heute wenigstens in erster Reihe.
                                        Schon von unserer Campstelle konnten wir die Straße überblicken, und Paul stellte fest, „von 6 Uhr bis jetzt habe ich noch kein einziges Auto gesehen!“

                                        Am Straßenrand liegen Trampersteine, die mit Texten beschriftet sind. Die meisten auf spanisch, aber einer auch auf englisch. Der Beschrifter hat auf dem Stein alle Länder aufgezählt in denen er schon per Anhalter gereist ist,.....Nordamerika, Europa, Australien usw., aber noch nirgendwo musste er so lange warten wie hier.


                                        Trampersteine an der Ruta N40

                                        Kurz nach acht kommt das erste Fahrzeug des Tages vorbei. Danach fängt sogar eine richtige Rush Hour an. Alle 10 Minuten kommt ein Auto vorbei! Wir können nichtmal mehr in Ruhe frühstücken.

                                        Nach einer halben Stunde fährt ein Auto langsam an uns vorbei und hält 30 Meter weiter an. Ich wunder mich noch wieso er überhaupt anhält. Weiße PKWs mit getönten Scheiben halten normalerweise nie an. Zwei Typen sitzen vorne drin und die Rückbank ist voll mit Gepäck. Wir beide mit unseren riesigen Rucksäcken hätten da niemals mehr mit reingepasst. Also was wollen sie?
                                        Lustlos stehe ich von meiner Frühstückspause auf um mal zu schauen.
                                        Es sind zwei Berliner im Mietwagen. Sie wollen uns tatsächlich mitnehmen. Es dauert zehn Minuten bis sie ihr ganzes Gepäck von der Rückbank runter in den Kofferraum oder hinten auf der Ablage verstaut haben. Ich weiss nicht wie, aber irgendwie schafften wir es uns mit den großen Rucksäcken auch noch mit ins Auto reinzuquetschen.

                                        Die beiden wollen ganz hoch nach Bariloche. Was für ein Glück, so können wir 300 km mitfahren, bis kurz vor unserem Trekkingstartpunkt.


                                        per Anhalter geht´s auf der N40 nach Norden (Pauls Foto)

                                        Die ersten 120 km von Tres Lagos sind holperige Schotterpiste, an der aber kräftig gebaut wird (es ist also nur noch eine Frage der Zeit bis auch dieser Abschnitt asphaltiert ist). Als danach wieder der Asphalt-Highway beginnt, atmen die beiden auf und der Fahrer tritt voll aufs Gaspedal. Mit teilweise 160 Stundenkilometer jagen sie die N40 entlang und überholen sogar vor Kurven. Sie haben es sehr eilig und müssen bis morgen in Bariloche sein um ihr Mietauto wieder abzugeben.
                                        Mir ist teilweise echt mulmig während der Fahrt, aber so kommen wir wenigstens sehr schnell unserem Ziel näher. Die Fahrt führt durch absolute Einsamkeit, stundenlang nur durch menschenleere Pampa.

                                        Auf meiner ersten Patagonienreise war die gesamte 600 km lange Strecke von der Stadt Perito Moreno bis El Chaltén noch staubige Schotterpiste. Damals war die N40 noch eine Attraktion, heute dagegen nur noch eine normale Hauptstraße, also nichts besonderes mehr.

                                        Ich muss aufpassen daß ich die Abzweigung auf die unscheinbare Nebenpiste zur Estancia Tucu Tucu nicht verpasse, an der wir aussteigen müssen.
                                        Nach fast vier Stunden Fahrt kommen wir da an und die beiden setzen uns Mitten in der Einsamkeit ab.


                                        an der Abzweigung zur Estancia Tucu Tucu setzen sie uns in der Einsamkeit ab (Pauls Foto)

                                        Bis zu unserem Trekkingstartpunkt sind es aber noch 40 Kilometer entlang dieser kaum befahrenen Nebenpiste. Auf der einen Seite sollten wir nicht unbedingt damit rechnen daß uns hier noch jemand mitnimmt aber auf der anderen Seite hatte ich auch keine Lust mit mega schwerem Rucksack diese langweilige Piste entlangzuwandern.
                                        Wir wandern daher nur paar Kilometer und machten es uns dann am Pistenrand gemütlich, in der Hoffnung daß heute noch ein Auto vorbeikommt.


                                        es sind noch 40 Kilometer entlang dieser kaum befahrenen Piste zu unserem Trekkingstartpunkt


                                        warten auf eine Mitfahrgelegenheit

                                        Und tatsächlich, nach über drei Stunden kommt das einzigste Fahrzeug des Tages vorbei, ein großer Viehtransporter. Wir dürfen hinten auf die Ladefläche klettern und werden für 30 Kilometer mitgenommen, bis zur Abzweigung zu einer Estancia, wo er reinbiegen muss.


                                        auf der Ladefläche des Viehtransporters

                                        Dann folgen wir noch weitere zwei Kilometer die Piste bis zur Brücke über den Rio Lista, wo unser Trek starten soll.


                                        Trekkingstartpunkt an der Brücke über den Rio Lista (Pauls Foto = mit Selbstauslöser)

                                        der Trekkingverlauf

                                        1.Tag:

                                        Es ist schon viertel nach fünf als wir die Brücke erreichen und wir wandern auch gleich los. Die Piste verläuft zwar noch weiter talaufwärts, aber wir verlassen sie und wandern weglos am Fluss entlang durch eine weite offene Pampalandschaft.

                                        Dreihundert Meter links von uns liegt die Estancia Los Faldeos. Also wird dieses Land hier wahrscheinlich auch mit zum Besitz der Estancia gehören. Wir können dort zwar keine Leute erkennen, aber falls da welche sein sollten und die hierher schauen, werden sie uns sehen.
                                        Ich wüsste zwar nicht was sie dagegen haben sollten wenn wir über ihr Land wandern, aber man weiss ja nie. Mir ist daher sehr daran gelegen möglichst schnell aus der Sichtweite dieser Estancia zu gelangen.

                                        Nach fünfeinhalb Kilometern schlagen wir im Flussbett unser Camp auf.


                                        durch weite Pampa folgen wir den Rio Lista


                                        Camp 1 (687 m) (Pauls Foto)


                                        Blick vom Camp. Im Hintergrund die Sierra de las Vacas, unser Ziel für morgen

                                        Als es schon dämmert sehe ich in der Ferne ein Auto, das sehr langsam die Piste entlangfährt und dann genau auf unserer Höhe (etwa paarhundert Meter entfernt) plötzlich anhält.

                                        Ich scherze zu Paul, „das ist bestimmt der Estancienbesitzer, der uns vorhin wahrscheinlich doch gesehen hat. Und wenn der sich nun die Mühe macht uns extra mit dem Auto suchen kommt, dann riecht es nach Ärger!“
                                        Zum Glück stehen unsere Zelte direkt unterhalb einer kleinen Flussböschung so daß sie von der Piste aus nicht zu sehen sind.
                                        Der Fahrer scheint da eine Weile durch die Gegend zu schauen und als das Auto sich paar Minuten später wieder in Bewegung setzt, biegt es von der Piste runter und kommt direkt auf uns zugefahren!
                                        Wir hören das Auto näherkommen und 50 m von uns entfernt stoppt das Motorengeräusch. Wir trauen uns nicht über den Böschungsrand zu schauen. Aber wenn der Fahrer uns sehen will, muss er schon aus dem Auto aussteigen und etwas näher kommen.

                                        Zwei Minuten später fährt das Auto sehr langsam weiter auf der kleinen Nebenfahrspur, die zur Estancia Kate Tony führt, und hält zwischendurch immer mal wieder kurz an. Dann verschwindet es endlich aus der Sicht. Puh!

                                        Zwanzig Minuten später (im Dunkeln) kommt das Auto zurück. Diesmal fährt es im normalem Tempo (ohne zwischendurch anzuhalten) zurück Richtung Estancia Los Faldeos.

                                        Ob es wirklich der Estancienbesitzer auf der Suche nach uns war, oder jemand anderes, der nach was ganz anderem geschaut hat, wissen wir nicht. Auf jeden Fall sind wir froh daß unsere Zelte an der einzigsten Stelle weit und breit stehen, die man nirgendwo von der Piste aus sehen kann.

                                        Morgen beginnt unser Trek dann richtig und wir kommen endgültig in die unerschlossene Wildnis.......


                                        Blick vom Camp (Pauls Foto)


                                        (Pauls Foto)

                                        Zuletzt geändert von berniehh; 10.07.2016, 17:56.
                                        www.trekking.magix.net

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                                          Erfahren
                                          • 22.09.2015
                                          • 426
                                          • Privat

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                                          AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                          ...diese Großgrundbesitzer, eine Plage
                                          Look deep into nature and you will understand everything better (A. Einstein)

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