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Dieser Beitrag soll in erster Linie eine Informationslücke schließen, denn ich fand herzlich wenige nützliche Hinweise, als ich 2013 plante, den Kilimanjaro zu besteigen. Reine Erlebnisberichte gibt es zuhauf im Internet, daran besteht kein Mangel. Mein Beitrag soll vor allem anderen helfen.
Zum "Aufwärmen" machte ich, wie viele andere auch, erst einmal eine kleinere Tour: vier Tage durch die Usambaraberge (siehe meinen Bericht hier). - Andere besteigen zur Vorbereitung auf den Kilimanjaro den nahe gelegenen Meru. Das habe ich damals 2013 nicht getan. Diese Tour habe ich aber sozusagen nachgeholt im Februar 2016, und meinen Bericht davon findet ihr hier.
Ich bin überhaupt kein Supermann, aber ich habe den Kilimanjaro problemlos geschafft, war sogar schneller als viele andere. Bei den folgenden Zeitangaben ist die erste (kürzere) Angabe immer die Zeit, die ich selbst gebraucht habe. Höhenangaben für die Camps können immer nur ungefähr sein, denn fast alle Camps sind hängiges Gelände, auf dem die obersten Zelte bis zu 50m höher stehen als die untersten.
Also, beginnen wir:
INFORMATIONSQUELLEN
Ihr findet im Internet natürlich jede Menge Text über den Kilimanjaro, mit etwas mehr Mühe auch Karten. Vieles von all dem ist leider veraltet, unvollständig, oder einfach falsch, und Reiseführer scheinen manchmal auch nur voneinander abzuschreiben, immer im Kreis herum. Leider kann man nicht immer erkennen, wann eine Internetseite zuletzt fortgeschrieben wurde; also glaubt bloß nicht alles, was da so steht! Hier biete ich euch Informationen aus erster Hand vom Januar 2014. - Eine einigermaßen gute Karte findet ihr hier. Diese ist allerdings insofern leider fehlerhaft, als sie den direkten Weg vom Karanga Valley Camp zum Barafu Camp nicht zeigt. Dabei ist dies eines der wichtigsten Wegstücke überhaupt.
TREKKINGTECHNIK UND AUSRÜSTUNG
Ein/e routinierte/r Trekker/in hat ein gutes Gefühl dafür, welches Tempo er/sie mehrere Stunden kontinuierlich durchhalten kann, ohne länger rasten zu müssen (Fotostops und Minipausen zum Trinken nicht gerechnet). Ich habe dieses Gefühl und weiß, daß es mich nicht trügt. Wer diese Routine noch nicht hat, ist gut beraten, es im Zweifel lieber langsamer angehen zu lassen als zu schnell. Das lest ihr überall, und DAS stimmt auch nach wie vor.
An Ausrüstung würde ich empfehlen: ein Paar feste Stiefel (der Klasse, die normalerweise als „Trekkingstiefel“ bezeichnet wird), ein Paar leichtere Schuhe für die unteren, leichteren Passagen und zum Herumlaufen im Camp (es können auch Halbschuhe sein, solange sie nur eine feste Sohle mit gutem Profil haben), je eine leichtere und eine dickere Wanderhose sowie evtl. eine Regenhose zum Überziehen, eine leichtere Jacke und eine feste Hardshell, zwei warme Unterhemden, zwei Wanderhemden, eine weitere wärmende Jacke (Zwischenschicht), zwei lange warme Unterhosen (am Gipfeltag übereinander anziehen!), zwei Paar Wollsocken, zwei Paar Handschuhe (ich habe die mitgebrachten Fäustlinge allerdings zum Schluß doch nicht gebraucht). Die meisten Trekker benutzen Trekkingstöcke; ich hatte keine und habe sie auch fast nicht vermisst.
Die meisten Veranstalter erwarten, daß der Gast seine eigene Matratze mitbringt! Schlafsack sowieso. – Zum Schlafsack: Ich habe allein im Zelt geschlafen, dennoch war zu keiner Zeit die Temperatur unter Null Grad, obwohl in allen Nächten außer der ersten das Zelt außen mit Eis überzogen war. Das zur Information; was das für die Schlafsackauswahl bedeutet, muß jede/r selbst wissen.
Die Mitnahme dünnwandiger Einweg-Plastikflaschen für Trinkwasser ist seit 2013 verboten! Bringt also Flaschen zum Wieder-Auffüllen mit! Apropos Wasser: erfahrene Trekker wissen, wieviel sie brauchen. Ich brauche nur rund 3 Liter am Tag, empfohlen wird oft mehr (4-5 Liter), wobei ich nicht sicher bin, wieweit solche Empfehlungen von der Getränkeindustrie beeinflußt sind.
Zu bedenken: kein Träger darf mehr als 20kg aufgeladen bekommen, wovon nur max. 12kg das Gepäck des Gastes sein dürfen! Wer also mehr als 12kg mitnehmen will, soll seinen Veranstalter benachrichtigen, damit ein zweiter Träger angeheuert wird und man keine unangenehmen Überraschungen erlebt, wenn die Nationalparkmitarbeiter am Startpunkt der gewählten Route das Gepäck wiegen, um die Träger vor Überlastung zu schützen.
Das hat auch Implikationen für die Auswahl eueres Rucksacks (desjenigen, der vom Träger transportiert werden soll). Wählt einen, der vor allem leicht ist! Die ganzen Super-Spezial-Komfort-Tragesysteme sind in diesem Falle für die Katz, denn der Träger wird eueren Rucksack in eine große Plastiktüte stecken (Regenschutz) und dann auf dem Kopf tragen. Als persönlichen kleinen Rucksack zum Selber-Tragen mit allen wichtigen Dingen, die sofort zur Hand sein müssen (wenn es z. B. anfängt zu regnen und der Träger weit weg ist) hatte ich einen Leichtrucksack von ca. 28 Liter Kapazität - hat genau gepaßt.
ROUTEN
Die Nationalparkverwaltung hat bestimmte Wanderrouten definiert, und von denen darf nicht abgewichen werden. Teil dieser Definitionen ist auch, daß zu jeder Aufstiegsroute eine ganz bestimmte Abstiegsroute gehört; man kann also nicht nach Belieben kombinieren. Der Sinn dieser Restriktion ist mir nicht ganz klar; denn ich bin nur durch eine einzige Passage gekommen, auf der Gegenverkehr wirklich sehr störend, womöglich sogar gefährlich, gewesen wäre (das war die Baranco Wall, mehr dazu unten). Aber so ist es eben.
Die Aufstiegsrouten sind:
- Machame
- Lemosho
- Londerossi
- Marangu
- Rongai
- Umbwe
Man liest sehr häufig, daß die Marangu-Route stark überlaufen sei (80% aller Wanderer gingen dort hoch, schreibt ein Veranstalter), und daß die Lemosho-Route wenig begangen sei. Das mag vor zehn Jahren vielleicht auch so gewesen sein, aber inzwischen ist es ganz anders. Mitarbeiter der Nationalparkverwaltung im Barafu Camp sagten mir im Januar 2014, jetzt sei Machame die am meisten begangenen Route, gefolgt von Lemosho, und Marangu an dritter Stelle. Ich selbst bin über die Lemosho-Route hinaufgegangen und, weil das so vorgeschrieben ist, über die Mweka-Route wieder hinunter.
Von der Lemosho-Route liest man mitunter, daß die Wanderer dort von einem bewaffneten Ranger begleitet werden müßten, wegen der wilden Tiere, von denen einige (Büffel, Elefanten) auch aggressiv werden könnten. Das ist wohl obsolet. Inzwischen haben die Touristenhorden die Tiere verscheucht, wir hatten keinen solchen Ranger, und ich habe nur Vögel und Affen gesehen.
DIE CAMPS
Außer auf der Marangu-Route gibt es meines Wissens nirgendwo Hütten. Es wird nur gezeltet. Dabei ist der Untergund oft uneben und steinig sowie fast immer mehr oder minder abschüssig. Man rutscht also leicht mit dem Schlafsack von der Matratze, wenn diese nicht eine sehr raue Oberfläche hat. In jedem Camp gibt es eine Holzhütte für die Ranger, bei denen man sich bei Ankunft melden muß. Sanitäranlagen sind nur rudimental und bestehen nur aus Plumpsklos. Diese waren im Jan. 2014: in den vier Camps Mti Kubwa, Shira 1, Karanga Valley und High Camp nur einfache Holzhäuschen, in den drei Camps Shira 2, Baranco, und Barafu auch gemauerte Gebäude mit jeweils sechs gefliesten Kabinen (drei rechts, drei links). Im High Camp war solch ein Gebäude gerade im Bau. Es gibt allerdings in keinem dieser Gebäude fließendes Wasser, nicht einmal zum Händewaschen. Alles Waschwasser für die Gäste wird von Trägern herbei geschleppt; man darf also nicht mehr erwarten als ein absolutes Minimum.
DIE LEMOSHO-ROUTE
Diese Route ist weitgehend identisch mit der Londerossi-Route und teilweise identisch mit der Machame-Route; mehr dazu unten. Ich habe diese Route (einschl. Abstieg) in sieben Tagen gemacht und weiß nun im Nachhinein, daß mir sechs Tage auch genügt hätten. Langsame Wanderer oder größere Gruppen mögen aber sogar acht Tage brauchen; warum, das folgt. Die Route führt fast genau von Westen an das Massiv heran, dann aber südlich am Gipfelaufbau vorbei, schließlich von Südosten an den Kraterrand und dann wieder in westlicher Richtung zum Gipfel selbst. Der Abstieg über die Mweka-Route führt dann ziemlich genau nach Süden.
Um den Startpunkt dieser Route zu erreichen, biegt man von der Hauptstraße Moshi-Arusha nach Norden ab, und zwar in einem kleinen Ort, der sich Boma Ngombe nennt, etwa eine gute halbe Autostunde von Moshi und mehr als eine Stunde von Arusha entfernt. Die Abzweigung liegt auf 3°19'55.94"S und 37°9'2.38"E. Dort gibt es auch einen Minimarkt, wo man noch schnell letzte Einkäufe tätigen kann; danach kommt kein Geschäft mehr. Der Minimarkt hat aber nur ein sehr begrenztes Angebot und ist teilweise überteuert (eine kleine Flasche Sonnenschutzmittel 20 Euro!). Also deckt euch am besten vorher ein!
Von Boma geht die Straße nach Norden, und es ist noch einmal über eine Autostunde zum „Londerossi Gate“, wo man sich registrieren muß und wo das Gepäck gewogen wird, um sicher zu stellen, daß die Träger nicht überlastet werden. Die Straße ist erst Asphalt, dann nur noch Schotter, und zum Schluß nur noch rote Erde. Wer aufpaßt, sieht im Wald eine Erdstraße nach rechts abzweigen: dort geht geht es zum Startpunkt der Lemosho-Route, und das bedeutet, daß man vom Londerossi Gate erst eine gewisse Strecke wieder zurück fahren muß. Die Abfertigung am Londerossi Gate braucht gut und gern eine Stunde (in der Hochsaison Juli-September womöglich noch länger), weil der Andrang so groß ist. Die meisten Fahrzeuge, die ich dort sah, fuhren dann auf der Straße weiter zum Startpunkt der Londerossi-Route (man kann einen großen Teil dieser Route auf der Straße fahren, was gegenüber der Lemosho-Route einen ganzen Tag einsparen kann).
Zum Startpunkt der Lemosho-Route geht es aber erst einmal eine Viertelstunde zurück und dann die genannte Erdstraße hinein (in Bergabrichtung gesehen nach links). Im Januar 2014 war die obere Hälfte dieser Erdstraße zum offiziellen Startpunkt so ausgewaschen und ausgefahren, daß nicht einmal ein Jeep mehr hinauf kam. Wir mußten also aussteigen an einem De-Facto-Startpunkt und nahmen dort auch unser Mittagessen ein. Von dort geht man auf oder neben der Erdstraße zum offiziellen Startpunkt. Der Weg führt an Feldern (hauptsächlich Kartoffeln) entlang und ist leicht zu begehen, Halbschuhe genügen völlig. Nach 2-2,5 Stunden erreicht man den Autowendeplatz, der das offizielle Ende der Erdstraße markiert. Manche machen auch erst dort Mittag, vor allem größere Gruppen, die auf dem verwaisten Wendeplatz ihre ganzen Tische und Stühle gut aufstellen können.
Hier ist der offizielle Startpunkt. Der Weg ist ab hier rechts und links mit Holz eingefaßt sowie mit Splitt aufgeschüttet, also sehr leicht zu begehen. Halbschuhe sind angesagt, selbst gute Wandersandalen würden für diesen Abschnitt reichen. Allerdings geht es jetzt deutlich steiler aufwärts als entlang der Straße, teilweise (z. B. gleich am Beginn) fast treppenartig.
Nach 2-2,5 Stunden schöner Wanderung durch Wald erreicht man das erste Camp: Mti Kubwa, was „großer Baum“ bedeutet. Allerdings habe ich keinen auffallend großen Baum dort gesehen. Das Camp ist unter Bäumen, also auf dem Satellitenbild nicht zu erkennen. Es liegt auf rund 2700m Höhe. Wir hatten abends rund 12 Grad und auch in der Nacht keinen Frost. Ich habe fast 30 Zelte gezählt (ohne Eß- und Toilettenzelte), es ist also kein einsamer Platz.
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Für den zweiten Tag hat man zwei Optionen: flott in die Gänge kommen und gleich bis zum Camp Shira 2 marschieren, was 8-10 Stunden dauert (ich habe das in 8 Stunden gemacht, Mittagspause nicht eingerechnet) oder aber es langsamer angehen lassen und nur bis zum Camp Shira 1 gehen (was 5-6 Stunden dauert). Gruppen, die schon auf Grund ihrer Größe und evtl. langsamerer Mitglieder länger brauchen, entscheiden sich oft für Option 2, was aber bedeutet, daß sie gegenüber Option 1 einen ganzen Tag verlieren. Ich entschied mich für Option 1, und das war auch sehr richtig.
Der Weg nach Shira 1 ist immer noch leicht zu begehen, und ich würde weiterhin nur Halbschuhe empfehlen. Von Mti Kubwa geht es erst kurz bergab durch den Wald, dann wieder bergauf, alles in Richtung Osten. Es ist immer noch ein Hochwald, der aber im Verlauf des Weges langsam lichter wird.
Nach einiger Zeit verläßt man den Hochwald und gelangt in eine Vegetationsformation, deren Erscheinungsbild der Latschenkieferzone in den Alpen ähnelt. Das bedeutet auch: Sonnenschutz ist erforderlich; denn es gibt kaum noch Schatten.
Hier seht ihr meinen Führer, Peter.
Nach 3-4 Stunden überschreitet man einen Kamm, der den Westrand der Shira-Caldera darstellt (Einzelheiten dieser Caldera zu schildern, würde hier zu weit führen; wer sich dafür interessiert, findet eine Menge Info im Internet). Von hier an geht es weiterhin in östlicher Richtung auf leichtem Weg mit nur geringem Anstieg zum Camp Shira 1, das ein einigermaßen flotter Wanderer zur Mittagspause erreicht. Andere, die länger brauchen und fürchten, auf dem Weg nach Shira 2 womöglich in die Dunkelheit zu kommen, schlagen hier ihr zweites Camp auf. Das ist auch eine Option bei sehr schlechtem Wetter. Shira 1 liegt auf rund 3500m Höhe und ist klar auf dem Satellitenbild zu sehen (3°3'15.63"S und 37°16'30.81"E). Der Wikipedia-Artikel „Mount_Kilimanjaro_climbing_routes“ sagt, man würde von Mti Kubwa bis hier 7 Stunden gehen. Ich würde sagen: 5-6 Stunden, wenn man nicht wirklich langsam ist. Die Vegetation in diesem Bereich sind einzelne große Büsche mit einzelnen Polstern hoher Gräser dazwischen. Man hat einen guten Blick auf die Gipfelregion, wenn sie nicht wolkenverhangen ist.
An diesem Punkt mündet auch die Londerossi-Route von Nordwesten her ein. Wer auf dem Weg von Mti Kubwa aufgepaßt hat, der hat weiter nördlich in der Sonne die Autos blitzen sehen, mit denen die Bequemen einen großen Teil der Route nach Shira 1 gefahren sind.
Im Camp Shira 1 machten wir Mittagspause, und unser Koch trat in Aktion, interessiert beobachtet von Peter.
Von Shira 1 nach Shira 2 braucht man 3-4 Stunden; der Weg führt jetzt mehr nach Südosten und ist weiterhin gut mit Halbschuhen zu begehen.
Wir durchwanderten eine weite Hochfläche und sahen Pflanzen, die sich sichtbar der oft herrschenden Trockenheit gut angepaßt haben: sie ähneln bis zu einem gewissen Grad unseren Disteln.
Das Camp Shira 2 liegt auf etwa 3850m Höhe; ich kann es auf dem Satellitenbild nicht recht ausmachen, aber es scheint mir auf rund 3°3'45.88"S und 37°18'56.98"E zu liegen. Kurz bevor man Shira 2 erreicht, mündet von Süden die Machame-Route ein; von hier an ist es also wirklich schon ziemlicher Massentourismus; keine Spur von Einsamkeit. Manche Trekker klagen bereits in Camp Shira 2 über Kopfschmerzen und andere leichte Symptome von Höhenkrankheit; man beobachte sich also genau und überlege, was das für den Gipfeltag bedeutet!
Es hatte am späten Nachmittag geregnet und war sehr verhangen gewesen, aber gerade zum Sonnenuntergang rissen die Wolken wieder auf und gaben den Blick frei auf den Gipfel.
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Am kommenden Tag, also dem dritten Tag des Aufstiegs, konnten wir bei relativ klarem Wetter aufbrechen:
Ab dem dritten Tag ist es nichts mehr mit Halbschuhen, ab jetzt braucht man feste Stiefel. Zum nächsten Camp, Baranco, gibt es zwei Routen: die eine führt ohne große Steigungen dorthin; denn Baranco liegt praktisch auf derselben Höhe wie Shira 2. Diesen Weg gehen normalerweise die Träger mit der ganzen Zeltausrüstung usw. Führer und Gäste gehen normalerweise hinauf zum Lava Tower; die Gipfelhöhe dieses Weges liegt auf rund 4600m. Die Führer wählen diese Route, um den Gästen eine gewisse Akklimatisation zu ermöglichen bzw. um ihre Höhenfestigkeit zu testen. Wer schon auf 4600m Riesenprobleme hat, sollte von noch größeren Höhen vielleicht besser die Finger lassen.
Der Lava Tower ist ein gewaltiger Felsklotz; ihr seht ihn auf dem Satellitenbild auf 3°4'6.08"S und 37°19'37.27"E sowie auf dem Foto hier.
Hier noch einmal die Wandererkarawane auf dem Weg in Richtung Lava Tower:
Am nordöstlichen Fuß des Lava Tower gibt es ein Camp, das aber nicht viel benutzt wird. Hier kann man gut Mittagspause machen, denn der Aufstieg von Shira 2 hierher dauert 4-5 Stunden. Der Weg ist eigentlich gut, aber schon sehr viel steiniger als der Weg in den ersten beiden Tagen; daher besser feste Stiefel tragen! Der Aufstieg zum Lava Tower ist nicht schwer (abgesehen von der Höhe), aber der Abstieg zum Baranco-Camp (2-2,5 Stunden) ist weniger angenehm: er führt teilweise steil über ziemlich große Steine nach unten und stellt einige Anforderungen an Trittsicherheit und Kondition – ein guter Test für die kommenden Tage. So erreicht man nach insgesamt rund 6-7,5 Gehstunden das Baranco Camp. Es liegt rund 3850m hoch und ist zu erkennen auf 3°5'43.92"S und 37°19'46.87"E. Seit dem Verlassen von Shira 2 ist die Vegetation nur noch sehr spärlich; man geht eigentlich durch eine Art von Halbwüste.
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Wenn man vom Baranco Camp aus abends die Baranco Wall sieht, kriegt man leicht einen Schreck: „Was, da müssen wir morgen früh hinauf?“. Am folgenden Tag ist es aber doch nicht so schlimm. Ihr seht auf dem Satellitenbild ganz deutlich, wie der Weg vom Baranco Camp erst nach Nordosten, dann (nach Bachüberquerung) nach Südosten führt, und dieser Teil in südöstlicher Richtung führt über die Baranco Wall. Man darf sich die nicht vorstellen wie eine „Wand“ im Sinne echter Alpinisten. Es ist ein Steilhang, ja, aber gut gestuft und begehbar ohne wirkliche Kletterei, nur unter gelegentlicher Zuhilfenahme der Hände, wenn man einmal einen großen Schritt machen muß. Künstliche Trittstufen oder Halteseile sind nicht erforderlich und demzufolge nicht vorhanden. Der Weg ist anstrengend, weil steil und in großer Höhe, aber ich halte ihn nicht für wirklich gefährlich. Daß jemand „aus der Wand fällt“ scheint mir praktisch unvorstellbar. Also: nur keine Panik!
Schon in der Morgendämmerung bricht die Wanderer-Karawane auf in Richtung Barranco Wall (rechts oben im Bild)
Wir ließen uns ein wenig mehr Zeit, denn das "Programm" dieses vierten Tages war ja nur der weitere Weg zum Karanga Valley Camp, was ab Baranco Camp rund 4-5 Stunden dauern sollte.
Die Pflanzen waren am frühen Morgen noch mit Rauhreif überzogen:
Das Barranco-Camp im Morgenlicht ...
... mit Blick ins Tiefland ...
... und zum Gipfel.
Dann brachen auch wir auf:
Bemerkenswerte Pflanzen säumten unseren Weg:
Nachdem man die Baranco Wall geschafft hat (ihr seht die Kammüberschreitungsstelle auf 3°5'55.65"S und 37°20'12.57"E) geht es noch einmal durch zwei Täler, weiterhin in südöstlicher Richtung, bis man das Karanga Valley Camp erreicht. Das Camp liegt übrigens nicht im Tal, sondern auf der Anhöhe östlich davon, rund 3900m hoch. Es ist ziemlich exponiert und daher recht windig.
Wir waren gerade in der Neujahrsnacht in diesem Camp, und es wurde entsprechend gefeiert.
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Am Neujahrsmorgen sahen wir dann unser Ziel ...
... sowie in der Ferne, vom Morgenlicht beschienen, den Mount Meru:
Tag 5 ist dann der Weitermarsch zum Barafu Camp. Der Weg geht, klar auf dem Satellitenbild zu sehen, in nordöstlicher Richtung; er ist steinig aber gut zu begehen, da in recht stetigem Anstieg ohne Steilstellen. Ohne jede technische Schwierigkeit, gebremst nur durch die Höhe, erreicht man das Barafu Camp in etwa 3-4 Stunden. Es liegt rund 4600m hoch auf 3°5'57.52"S und 37°22'41.04"E.
Wer fit ist und sicher glaubt, mit der Höhe keine Probleme zu haben, der mag auch erwägen, das Karanga Valley Camp auszulassen und in einem Zug vom Baranco Camp zum Barafu Camp zu marschieren, was wohl 7-9 Stunden dauern würde. Im Nachhinein denke ich, daß ich das hätte schaffen können. Aber wozu hetzen? Ich bereue es nicht, mir zwei Tage Zeit gelassen zu haben für diese Strecke; zwecks besserer Akklimatisation.
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Vom Barafu Camp (also normalerweise, und auch für uns, am Tag 6) wird es dann ernst: der Aufstieg zum Stella Point auf dem Kraterrand und ggf. weiter zum Gipfel steht an. Jetzt sind Kraft, Ausdauer und Höhenfestigkeit erforderlich. Wer letztere nicht hat, braucht sich nicht zu schämen; das hat gar nichts mit Fitness oder Alter zu tun. Man hat mir erzählt, daß selbst eine Weltspitzensportlerin hier auf einmal nicht mehr weiter konnte. Ich bin nicht mehr als ein leicht überdurchschnittlicher Trekker und war bei meiner Besteigung 63 Jahre alt, aber ich hatte keinerlei Probleme, außer daß ich unheimlich tief und schnell atmen mußte. Übrigens würde ich allen Trekkern und Gipfelaspiranten dringend empfehlen, buchstäblich vom Zelt weg ganz konzentriert tief und regelmäßig zu atmen (und zwar nicht nur ein- sondern auch ausatmen). Ich fahre gut mit einem vollem Atemzyklus auf jeweils drei Schritte, ganz regelmäßig, aber das muß jeder für sich selbst optimieren.
Abmarsch ist normalerweise etwa um Mitternacht; für mich war ein Uhr auch noch gut genug. Natürlich braucht man eine gute Taschenlampe oder Stirnlampe. Ich hatte eine Taschenlampe in der Hand, und es ging ohne Probleme. Der Weg ist anfangs nicht zu steil aber wird zum Kraterrand hin immer steiler, was eine gewisse Herausforderung ist. Als angenehm empfand ich, daß der Weg über relativ festen Untergrund führt und man relativ wenig abrutscht; das hatte ich – nach Erfahrungen auf anderen Vulkanen – schlimmer befürchtet. Völlig trittfest wie eine Treppe ist der Weg allerdings auch wieder nicht.
Auf diesem Wegstück haben nun viele Trekker Probleme mit der Höhe. Manche müssen sich übergeben (das hört man in der Dunkelheit), andere werden sehr erschöpft und kehren um. Faustregeln dafür kann man wohl kaum aufstellen. Ein routinierter Sportler oder Trekker weiß, wann es einfach zu viel wird. Erfahrung in solchen Höhenlagen zu haben, ist natürlich wertvoll, aber es geht auch ohne.
Vom Barafu Camp zum Stella Point auf 5739m sind es über 1100m Aufstieg; rechnet mit einer Gehzeit von 6-7 Stunden! Wer unbedingt den Sonnenaufgang auf dem Stella Point erwarten will, muß also entsprechend früh los.
Im Morgengrauen öffnet sich der Blick hinüber zum Mawenzi, einem Nebengipfel, der weit niedriger ist als der Hauptgipfel, aber wegen seiner felsigen Natur weit schwieriger und gefährlicher zu besteigen ist.
Kurz nach Sonnenaufgang erreichten wir den Stella Point (und wir waren, wir ihr seht, keinswegs allein). Rechts im Bild der Gilman´s Point, der weiter östlich auf dem Kraterrand gelegen ist; ganz links noch einmal die Felsenkulisse des Mawenzi.
Vom Stella Point zum eigentlichen Gipfel (dem Uhuru Peak) auf 5895m sind es nur noch 160 Höhenmeter auf einem leicht ansteigenden Weg auf dem Kraterrand. Trotzdem lassen viele dieses letzte Stück aus, was ich nicht recht verstehen kann. Im Jan. 2014 führte der Weg weitgehend über Firn, der aber problemlos mit normalen Trekkingstiefeln zu begehen war. Je nachdem, wie schnell man sich vom Sauerstoff-Defizit des Aufstiegs zum Stella Point erholt hat, mag man zum Uhuru Peak 45-90 Minuten brauchen (und dann noch einmal mehr oder weniger die gleiche Zeit zurück).
Linker Hand eröffnet sich der Blick auf das südliche Eisfeld (es gibt auch ein nördliches, aber da kamen wir nicht vorbei).
Der Begriff "Gletscher" wird wohl mehr und mehr unzutreffend, denn diese Firn- und Eismassen bewegen sich kaum noch hangabwärts. "Ferner" oder "Kees" wäre wohl das richtigere Wort. In ein paar Jahrzehnten wird aber selbst solche Wortklauberei obsolet werden, denn die Firn- / Eiskörper werden dann fast ganz abgeschmolzen sein. Gruselig, daran zu denken.
So erreichten wir dann ohne Probleme den Uhuru Peak, den Gipfel des Kilimanjaro, den höchsten Punkt Afrikas: mit 5895m Höhe markiert. Hier das übliche Gipfelfoto:
Vom Gipfel sahen wir hinüber zu dem jetzt aktiven (wenn auch eigentlich mehr schlafenden) Krater ...
... sowie über den weiteren Kraterboden zum Mawenzi:
Übrigens seht ihr auf dem folgenden kleinen Ausschnitt aus obigem Foto, daß zu jenem Zeitpunkt gerade eine Wandergruppe auf dem Kraterboden unterwegs war:
Zum Stella Point zurückgekehrt, begannen wir dann den Abstieg. Manche stolpern auf dieser Strecke nur noch entkräftet hinunter, von ihren Führern gestützt. Darunter sind viele junge Damen, die das Ganze unterschätzt hatten. Umgekehrt können Trekker, die noch Kraft in den Beinen haben, durch „Geröllskifahren“ die Abstiegszeit erheblich verkürzen. Die Abstiegszeit variiert also sehr stark zwischen den Trekkern. Etwa 3 Stunden sind wohl so das Mittelmaß. Die meisten sind also am späten Vormittag wieder zurück im Barafu Camp, das von oben so aussieht:
Schon bei der Planung der ganzen Unternehmung stellt man sich vielleicht die Frage: kann man es nicht mit 10-12 Stunden Gehzeit genug sein lassen und noch einmal im Barafu Camp übernachten? Natürlich ginge das, aber die Nationalpark-Mitarbeiter und die Führer ermutigen ihre Gäste, am selben Tag noch weiter abzusteigen, weil sie befürchten, daß eine weitere Nacht auf 4600m Höhe das Risiko von Höhenkrankheit birgt bzw. steigert. Ganz von der Hand weisen kann man das nicht.
Für den weiteren Abstieg planen viele Veranstalter (und erwähnen viele Reiseführer) das Mweka Camp auf 3100m Höhe als Tagesziel. Was sie nicht zu wissen scheinen oder womöglich aus Denkfaulheit ignorieren: es gibt noch ein weiteres Camp auf rund 3800m Höhe. Es heißt offiziell High Camp, inoffiziell auch Millennium Camp, weil es im Jahr 2000 eröffnet wurde. Die beiden Bezeichnungen sind also synonym. Ihr seht das Camp klar auf dem Satellitenbild auf 3°7'54.87"S und 37°22'20.63"E, also fast genau südlich des Barafu Camp. Der Weg dahin ist ebenfalls klar zu erkennen. Der Abstieg dauert 2-3 Stunden ab Barafu Camp, und der Weg ist relativ angenehm, da meist über festen Fels oder anderen leicht zu begehenden Untergrund führend. Am High Camp ist man auch schon wieder im Bereich der latschenkiefer-ähnlichen Vegetation.
Ich würde sehr empfehlen, hier zu übernachten anstatt im Mweka Camp. Der Grund dafür ist folgender: der Weg vom High Camp zum Mweka Camp ist (oder war mindestens im Jan. 2014) ziemlich grauenhaft. Es ist im Grunde genommen überhaupt kein Weg, sondern ein trockenes Wildbachbett: völlig ausgewaschen, nur aus großen Steinen bestehend, und daher sehr kräftezehrend, erst recht für Leute, die gerade vom Stella Point zum Barafu Camp abgestiegen sind und womöglich selbst dort schon ziemlich erschöpft waren. Vom High Camp zum Mweka Camp braucht der Trekker, je nach Erschöpfungsgrad, wohl 1,5-3 Stunden. – Mein Rat: tretet euere Veranstalter und Führer in den Allerwertesten, damit sie nicht nur ihre eingeleierten Routinen aus den Neunziger-Jahren herunterspulen, sondern sich dem Wohl der Gäste verschreiben und eine Übernachtung im High Camp zumindest ernsthaft in Erwägung ziehen!
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Am Mweka Camp bin ich am folgenden Morgen (also Tag 7) nur vorbei gelaufen und kann daher nicht viel dazu sagen. Die meisten Zelte stehen unter 5-8m hohen Bäumen, man erkennt das Camp also nicht ohne weiteres auf dem Satellitenbild (es mag die Fläche sein, die man auf 3°9'22.51"S und 37°22'1.32"E sieht).
Vom Mweka Camp geht es dann noch einmal etwa 1300m Höhenmeter hinab zum Mweka Gate, wo man sich bei der Nationalparkverwaltung abmeldet und wieder von seinem Auto abgeholt wird. Für diese Strecke kann man 2,5-3 Stunden veranschlagen. Der Weg ist größtenteils erdig und angenehm zu begehen, obwohl er im Schatten des Waldes, den man bald nach dem Mweka Camp erreicht, auch feucht und deswegen stellenweise rutschig ist. Hier mögen Trekkingstöcke nützlich sein. Für den „Weg“ (das Wildbachbett) vom High Camp zum Mweka Camp sollte man unbedingt feste Trekkingstiefel benutzen, aber wenn man es einrichten kann, im Mweka Camp die Schuhe zu wechseln, dann sind Halbschuhe für den Weg vom Mweka Camp zum Mweka Gate sicherlich bequemer.
Von diesem Wegabschnitt aus hat man noch einmal den Blick zurück durch den Hochwald auf den Gipfelaufbau und darf stolz sein auf das Geleistete, was immer es war:
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