[US] Es muss nicht immer der AT sein: 5 Wochen Winterwandern in den Appalachen

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  • motion
    Fuchs
    • 23.01.2006
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    #21
    AW: [US] Es muss nicht immer der AT sein: 5 Wochen Winterwandern in den Appalach

    Hallo german Tourist,

    habe vor kurzem mal länger auf Deiner tollen Internetseite rumgestöbert. KLasse das Du das so durch ziehst. Mich würde interessieren ob DU die Arbeitswelt seit 5 Jahren komplett hinter Dir gelassen hast oder ob Du ab und an einen Gelegenheitsjob machst um Dich ein bisschen zu finanzieren. Oder hast Du Dir in Deinem "alten" Leben ein entsprechendes Polster aufgebaut um davon zehren zu können?

    Für Dein Problem mit den Händen und Regen reinlaufen würde ich vielleicht eine ähnliche Lösung nutzen wie ich am Fahrrad: Bei Starkem Regen habe ich immer 2 Plastiktüten und 2 Einweggummis dabei. Seit dem habe ich nie wieder Probleme mit nassen Schuhen von oben reinlaufenden Wasser usw. OK die Optik leitet ein bisschen wie bei Werners Vorschag aber wenigstens hilft es.
    Die Freiheit, aufzubrechen, wohin ich will.

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    • German Tourist
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      • 09.05.2006
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      #22
      AW: [US] Es muss nicht immer der AT sein: 5 Wochen Winterwandern in den Appalach

      Georgia Pinhoti Trail:

      60 Meilen, bevor der BMT bei Springer Mountain wieder auf den AT trifft, befindet sich das nördliche Ende des Pinhoti Trail, auf den ich nun abbog. Ich war ziemlich erleichtert, denn nun würde der Trail nicht mal mehr ansatzweise über 1.000 Meter gehen und außerdem lief ich jetzt immer weiter südwärts, wo nicht mehr mit ernsthaftem Schnee zu rechnen war. Leider erwarteten mich auf dem Pinhoti in Georgia auch zwei sehr lange Straßenabschnitte, der erste davon war der 20 Meilen road walk nach Dalton, GA. Ich hatte gut geplant und die letzte Nacht noch im National Forest verbracht, so dass ich jetzt in einem Rutsch nach Dalton durchlaufen konnte. Eigentlich wollte ich mir in Dalton ja ein Motel gönnen, hatte aber im letzten Moment noch interessante Couchsurfing Gastgeber gesehen, die mich auch noch kurzfristig angenommen haben. Und so marschierte ich zügig nach Dalton, wo alles wie am Schnürchen klappte. Zunächst stellte ich voll großer Freude fest, dass ein Aldi am Wegesrand lag. Also schnell deutsche Schokolade gekauft. Dann fand ich den heiß ersehnten Outdoorladen, in dem ich endlich eine Schaumstoffmatte als Back up für meine NeoAir kaufen konnte. Ein Riesensupermarkt war auch noch neben dran und ich war punktgenau dann mit meinen Einkäufen fertig, als meine CS Gastgeber auftauchten, um mich abzuholen.

      Nach warmer Dusche, Klamotten waschen und einer Nacht im weichen Bett brachten sie mich am nächsten Morgen auf den Trail zurück, wo mich ein neues Wetterphänomen erwartete. Eine Hitzewelle rollte auf mich zu – im Januar!!!! In den nächsten 5 Tagen wurde es kontinuierlich wärmer, bis ich schließlich am Ende tagsüber bei 20 C im T-shirt lief. Ich konnte es nicht glauben: Noch eine Woche zuvor war das Thermometer selbst tagsüber nicht über 0 Grad geklettert. Diese sommerlichen Temperaturen waren allerdings höchst ungewöhnlich: Seit über 50 Jahren war es im Januar hier nicht mehr so warm gewesen.

      Der Pinhoti wartete mit 2 nächtlichen Überraschungen auf mich: Der erste Tag brachte mich aus Dalton heraus in ein sehr nettes, enges Bachtal, wo ich mein Zelt direkt neben dem schmalen Wanderweg aufschlug. Ich wollte gerade im Dunkeln meinen Kocher anwerfen, als mich helles Licht blendete. Aber auf dem schmalen Wanderweg konnte doch kein Auto unterwegs sein? Waren es Jäger? Schnell schaltete ich meine Stirnlampe aus, um ungesehen zu bleiben. Des Rätsels Lösung waren Mountain biker, die hier nachts nach der Arbeit noch ein bisschen trainierten. Das Phänomen wiederholte sich noch 4 Mal bis 10 Uhr. Mehrere Gruppen von Mountain bikern passierten mein Zelt mit starken Stirnlampen. Wie ich später erfuhr, war dieser Teil des Pinhoti der sogenannte Snake Trail, auf dem jedes Jahr mehrere MTB Rennen veranstaltet werden.

      Zwei Nächte später hatte ich ein ähnliches Erlebnis: Ich hatte mein Zelt sehr abseits versteckt von einer Forststraße aufgebaut, als ich nachts um 10 Uhr plötzlich den Schein einer Taschenlampe wahrnahm. Ich war starr vor Schreck. Seit Tagen hatte ich niemanden im Wald gesehen (außer den Mountain Bikern) und jetzt schlich jemand um mein Zelt! Ich wagte es kaum, mich zu bewegen und einen Laut von mir zu geben. Die Sache war umso unheimlicher, als der Unbekannte zu Fuß gekommen war. Sollte es sich um einen Wanderer handeln? Das erschien mir zwar höchst unwahrscheinlich, aber anhand der Geräusche, die jetzt an mein Ohr drangen, baute der Unbekannte ein Zelt auf. Erstaunt, aber halbwegs beruhigt, schlief ich ein. Am nächsten Morgen sah ich mich im Tageslicht um: Tatsächlich, 150 Meter neben mir stand ein Zelt, und zwar ein Tarptent Contrail. Es musste sich also um einen anderen Langstreckenwanderer handeln, der jetzt allerdings noch im Tiefschlaf lag. Ich wanderte bei Tagesanbruch los und war sehr gespannt, ob mich der Unbekannte einholen würde. Gegen Mittag tauchte er dann auf: Robert aka Alabama, der sich gleich Hundert Mal für die nächtliche Störung entschuldigte. Er hatte mein Zelt tatsächlich gesehen, mich aber nicht stören wollen. Und so hatte ich jetzt plötzlich Wanderbegleitung. Robert war gerade den AT gelaufen und wollte nicht aufhören. So war er über den BMT auf den Pinhoti gekommen und wollte jetzt bis in seinen Heimatstaat Alabama – genau wie ich. Allerdings hatte er dafür viel weniger Zeit und musste daher nachts laufen. Wir liefen und philosophierten den ganzen Tag, aber als ich nachts mein Zelt aufbaute, ging Robert weiter, denn er wollte noch 5 Meilen machen.



      Der nächste road walk erwartete mich vor Cave Springs. Dabei läuft der Trail glücklicherweise aber meist auf einer alten Bahnstrecke neben dem Highway und nur selten auf dem Highway selbst. Nur die Highway-Brücke über den Coosa River war etwas gruselig, denn leider gibt es keinen Seitenstreifen, der Verkehr ist ziemlich dicht und vor allem sind viele Holztransporter unterwegs. Ich rannte förmlich über die Brücke, um nicht noch das Opfer eines Verkehrsunfalls zu werden. Cave Springs, die letzte Stadt in Georgia auf dem Pinhoti, war dafür ein Traum. Ein kleines niedliches Kaff mit einem Hotel, zwei kleinen Supermärkten, zwei Restaurants und einer Bücherei – und das alles in Laufweite. Dies war mein letzter Halt auf dem Pinhoti, aber vor mir lag noch über eine Woche Wandern.
      http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

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      • ChrisColumbus
        Gerne im Forum
        • 16.01.2012
        • 91
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        #23
        AW: [US] Es muss nicht immer der AT sein: 5 Wochen Winterwandern in den Appalach

        Der Bericht ist spannend, danke für Berichte abseits der ausgetretenen Pfade.
        Ich habe noch eine Frage:

        Warum zieht es dich im Winter nicht in den US-Südwesten der?

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        • German Tourist
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          • 09.05.2006
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          #24
          AW: [US] Es muss nicht immer der AT sein: 5 Wochen Winterwandern in den Appalach

          @ChrisColumbus:
          Aus zwei Gründen:
          Erstens war ich dort schon viele Male unterwegs. Wie Du auf meinem Blog nachlesen kannst, bin ich 2010 den kompletten Arizona Trail gelaufen und danach noch 2 Monate durch den Südwesten geradelt. Und auf den langen thruhikes des PCT und des CDT bin ich komplett durch Kalifornien und New Mexico gelaufen. Den Südwesten der USA kenne ich also sehr gut aus vielen Trips.
          Zweitens ist der Südwesten der USA nur bedingt eine Winterdestination. Obwohl sehr weit südlich gelegen, liegen viele für Wanderer interessante Gegenden einfach zu hoch, um schneefrei zu sein. Auf dem Arizona Trail bin ich Mitte Mai noch am Nordrand des Grand Canyon durch hüfthohen Schnee gelaufen! Wandertechnisch ist der Südwesten ideal nur im Frühjahr und bedingt im Herbst (Wasserknappheit). Im richtigen Winter, also Dezember bis Februar, gibt es nur wenige Gegenden bzw. Nationalparks, in denen man richtig gut und lange wandern kann wie z.B. Big Bend National Park in Texas.
          Die grosse klassische Winterwanderattraktion in USA ist allerdings im Südosten, genauer in Florida. Den Florida Trail bin ich ebenfalls 2010 gelaufen. Und den kann man wegen Hitze und Mosquitoes wirklich nur in der Zeit von Dezember bis März machen.
          http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

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          • ChrisColumbus
            Gerne im Forum
            • 16.01.2012
            • 91
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            #25
            AW: [US] Es muss nicht immer der AT sein: 5 Wochen Winterwandern in den Appalach

            Danke!

            Schon wieder was gelernt.

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            • RockingKatja
              Erfahren
              • 21.03.2012
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              #26
              AW: [US] Es muss nicht immer der AT sein: 5 Wochen Winterwandern in den Appalach

              Noch ne Idee für die nassen Arme Hab eigentlich immer bissl Duct Tape dabei, das kann man für fast alles gebrauchen. Könnte man sich auch um die Handgelenke kleben und so den Wassereinbruch im Ärmel zumindest einschränken.
              Kate-ventures - My adventures on the road

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              • motion
                Fuchs
                • 23.01.2006
                • 1520
                • Privat

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                #27
                AW: [US] Es muss nicht immer der AT sein: 5 Wochen Winterwandern in den Appalach

                Zitat von RockingKatja Beitrag anzeigen
                Noch ne Idee für die nassen Arme Hab eigentlich immer bissl Duct Tape dabei, das kann man für fast alles gebrauchen. Könnte man sich auch um die Handgelenke kleben und so den Wassereinbruch im Ärmel zumindest einschränken.
                Waxing inklusive
                Die Freiheit, aufzubrechen, wohin ich will.

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                • German Tourist
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                  • 09.05.2006
                  • 849
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                  • Meine Reisen

                  #28
                  AW: [US] Es muss nicht immer der AT sein: 5 Wochen Winterwandern in den Appalach

                  Alabama Pinhoti Trail:

                  Der Wetterbericht sagte eine einzige Katastrophe voraus: Die 20 C Tagestemperatur würden im Laufe der nächsten 4 Tage auf den Gefrierpunkt sinken – und das bei Dauerregen, der sich am vierten Tag in Schnee verwandeln sollte... Trotz dieser wenig erfreulichen Vorhersage hatte ich Glück im Unglück: Auf dem vor mir liegenden Abschnitt des Pinhoti Trails gibt es alle 15 bis 20 km ein Shelter, so dass ich wenigstens die Nächte nicht im Zelt verbringen musste, wenn ich das nicht wollte. Gleich für die erste Nacht strebte ich das erste Shelter auf dem Pinhoti an. Als ich bei Einbruch der Dunkelheit ankam, war es noch frühlingshaft warm. Um Mitternacht fing das Unwetter an. Bei Blitz und Donner kamen wahre Wassermassen runter und ich fragte mich, welchen Effekt das Metalldach wohl bei diesem Gewitter haben könnte. Die Temperatur fiel von Minute zu Minute. Abends war ich noch im T-shirt in meinen Quilt gekrochen und morgens brauchte ich schon mehrere Pullover – der Winter war also zurück.

                  Viel schlimmer als der Temperatursturz war allerdings der Dauerregen. Ich lief vier Tage, ohne dass der Regen mal für länger als ein paar Minuten aufgehört hätte. Glücklicherweise hatte ich die Shelter und einen guten Zeitpuffer. In den ersten zwei Tagen reduzierte ich meine Tageskilometer auf 15 – 18 km und lief einfach immer nur zur nächsten Hütte in der Hoffnung, dass der Regen nachlassen würde. Das tat er aber nicht... Am Tag drei war es mit der Schonhaltung vorbei: Ich musste wieder Kilometer machen, sonst würde ich den Trail nicht rechtzeitig fertig kriegen.

                  Bisher hatte ich die Shelter immer für mich alleine gehabt, aber aus dem Register hatte ich entnommen, dass zwei Wanderer vor mir waren, die ich jetzt wohl einholen würde. Und so kam es auch: Nach einem furchtbaren 33 km Tag im strömenden Regen kam ich total durchnässt 2 Stunden nach Sonnenuntergang im Shelter an, wo ich zwei völlig überraschte Herren in langen Unterhosen antraf. Die hatten nun so gar nicht damit gerechnet, dass zu dieser Jahreszeit in diesem Wetter und vor allem noch zu dieser Nachtzeit ein Wanderer auftaucht – noch dazu eine Frau aus Deutschland. Sie machten mir bereitwillig Platz, aber mir schwante nichts Gutes: Zwei Herren über 50, noch dazu mit leichtem Bauchansatz.... das versprach eine unruhige Nacht. Und richtig: Während ich mich noch mit dem einen der beiden unterhielt, schlief der andere ein und versetzte die Hütte durch lautstarkes Schnarchen in Schwingungen. Sein Kollege gestand darauf, dass auch er wohl schnarchen würde. Deswegen hatten die beiden für mich auch den Schlafplatz zwischen ihnen ausersehen – wegen des Stereoeffektes sozusagen. Beim Schnarchen hört für mich der Spaß allerdings auf und so schlug ich zum großen Erstaunen der beiden Schnarchweltmeister nachts um 10 Uhr im strömenden Regen noch mein Zelt auf.

                  Tag vier wurde der schlimmste Tag der Regenserie: Die Temperatur war auch tagsüber nur noch knapp über dem Gefrierpunkt und der Regen in Schneeregen übergegangen. Leider wurde ich vom Schneeregen aber genauso nass wie vom Regen – und musste wieder 32 km machen. Glücklicherweise war das Gelände einfach und mit den letzten Sonnenstrahlen kam ich am Shelter an. Nach 4 Tagen Regen war mittlerweile natürlich wirklich alles außer meinen Schlafklamotten nass, aber Rettung war in Sicht. Der Wetterbericht versprach Sonnenschein für den Rest der Tour – und sehr kalt. Daher überraschte es mich nicht, als ich am Morgen zu einer neuen Variante des Themas „steifgefrorene Klamotten“ aufwachte. Diesmal hatte es vor allem meinen Rucksack erwischt, den ich ziemlich exponiert zum Abtropfen aufgehängt hatte. Einen steif gefrorenen Rucksack zu bepacken war schon eine interessante Erfahrung – sonst hatte ich mir vor allem beim Zusammenrollen des Zeltes immer die Finger abgefroren.



                  Der Sonnenschein am nächsten Tag hob meine Laune drastisch. Noch mehr spornte mich das Restaurant im Cheaha State Park an. Der Alabama Pinhoti führt nämlich durch keinerlei Ortschaften. Für einen richtigen Resupply muss man ein Stück trampen. In Laufweite vom Trail liegen nur ein paar Tankstellen mit Mini-Shop. Ich hatte daher Proviant für 8 Tage dabei und füllte an einer Tankstelle nur mal kurz meine Schokoladenvorräte auf. Ein Restaurant war daher ein echtes Highlight! Tagelang phantasierte ich, was ich denn dort essen könnte. Im Cheaha State Park angekommen war ich erst mal überwältigt von der Anzahl der Wanderer. In einem halben Tag traf ich hier mehr Leute als in den zwei Wochen vorher. Leider verplauderte ich mich bei diesen Treffen und stellte bald zu meinem Entsetzen fest, dass ich es wohl nicht mehr zum Abendessen ins Restaurant schaffen würde – eine echte Katastrophe. Als ich dann endlich mal wieder Empfang für mein Smartphone hatte, stieß ich auf eine viel bessere Lösung. Das Restaurant hatte am Wochenende ein AYCE Frühstücksbuffet – und ich würde Sonntag morgen dort ankommen! Pünktlich traf ich also um 7.30 Uhr Sonntagmorgen als erster Gast im Restaurant ein und frühstückte dort bis zum Ende der Frühstücksschicht um 10.30 Uhr.... Dabei fanden Unmengen von Speckstreifen, Rühreiern und Pancakes den Weg in meinen Magen. Mittagessen konnte ich mir an diesem Tag sparen.

                  Cheaha State Park war ein echtes Highlight mit vielen schönen Ausblicken und strahlendem Sonnenschein. Die letzten Tage vergingen wie im Flug. Nach 5 Wochen endete meine Wanderung am Bull's Gap, wo mich die Frau eines alten Wanderfreundes abholte. Der Alabama Pinhoti ist noch 30 Meilen länger, aber in diesem letzten Abschnitt noch nicht fertiggestellt. Die Wanderer müssen daher momentan noch 20 Meilen Straße laufen. Diesen Abschnitt habe ich mir gespart und daher meine Wanderung am Bull's Gap beendet.



                  Ich hatte befürchtet, dass ich auf meiner Winterwanderung die Tage zählen würde, aber genau das Gegenteil war der Fall. Bevor ich es realisiert hatte, war ich am Ende meiner Wanderung angelangt und fast ein bisschen traurig, dass es vorbei war. Ich hätte noch Wochen so weiterlaufen können. Trotz teilweise miserablen Wetters habe ich die Tour sehr genossen. Am schönsten war das Gefühl der Befriedigung, nach einem harten, kalten und meist nassem Tag abends mit trockenen Schlafklamotten in meinen warmen Quilt zu klettern. Dieses Glücksgefühl war unbeschreiblich und ließ mich auch die ungemütlichen Tage überstehen.

                  Das Experiment „Winterwandern“ ist sehr positiv ausgegangen. Ich habe sehr viele neue Tricks gelernt und meine Komfortgrenzen ausgelotet. Und dabei zu meiner eigenen Überraschung festgestellt, dass alles nicht so schlimm war wie erwartet. Die Wandersaison hat sich für mich deutlich ausgeweitet. In Zukunft werde ich jetzt auch längere Touren in gemäßigtem Winterklima angehen.
                  Zuletzt geändert von German Tourist; 14.02.2013, 21:29.
                  http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

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                  • German Tourist
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                    • 849
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                    • Meine Reisen

                    #29
                    AW: [US] Es muss nicht immer der AT sein: 5 Wochen Winterwandern in den Appalach

                    Pinhoti Trail Infos:

                    Der Pinhoti ist ein toller Geheimtipp! Wer gerne auf schmalen Pfaden durch Laubwald läuft und dabei möglichst wenig Zivilisationskontakt haben möchte, der ist auf dem Pinhoti, vor allem dem Alamba-Teil genau richtig. Ich fühlte mich wie Lederstrumpf oder Pocahontas. Andere Wanderer trifft man so gut wie nie. Der Pinhoti verläuft größtenteils auf Bergkämmen, und trotz des vielen Waldes hat man doch schon mal die eine oder andere schöne Aussicht. Technisch ist der Trail recht einfach, wenngleich auch manchmal felsig. Er verläuft unter 1.000 m und hat auch keine sehr großen Auf- und Abstiege. Aber genau wie auf dem BMT gibt es keine Brücken bei den Fluss- oder Bachüberquerungen, was aber kein Problem ist, da es sich meist nur um kleinere Bäche handelt. Die schwierigste Flussüberquerung auf dem Pinhoti war gerade mal kniehoch. Wasserknappheit kann im Sommer eher ein Problem werden, da der Weg meilenweit auf dem Bergkamm entlang läuft. In diesem verregneten Winter war Wasser allerdings überhaupt kein Problem – im Gegenteil: Es gab eher zuviel davon.

                    Den Pinhoti kann man das ganze Jahr über laufen. Ich war im Januar auf dem Pinhoti unterwegs und habe nur stellenweise Schnee angetroffen, der allerdings nicht wirklich nennenswert war. Wen der kalte Regen nicht abschreckt, für den ist der Pinhoti sogar eine echte Winterdestination. Shelter gibt es nur auf dem Alabama Pinhoti, aber entlang des gesamten Trails gibt es jede Menge schöner Zeltmöglichkeiten. Schwierig sind diesbezüglich einzig die Straßenabschnitte in Georgia. Karten kann man kostenlos herunterladen hier. Leider gibt es aber keinen Führer wie für den BMT, aber man kann sich viele Infos auf der etwas konfusen Seite der Pinhoti Trail Association zusammensammeln.

                    Wer nur begrenzt Zeit hat, sollte sich auf den Alabama Pinhoti konzentrieren, der ausschließlich Wanderern zugänglich ist und keine nennenswerten Straßenabschnitte aufweist, wenn man bei Bull's Gap / Rebecca Mountain anfängt bzw. endet. Der Georgia Pinhoti hat leider zwei lange Straßenabschnitte und ist zudem auch für Reiter und Mountainbiker zugelassen. Gerade die Mountainbiker nutzen den Pinhoti intensiv, was dem Trail aber bisher nicht geschadet hat. Jedoch finden pro Jahr mehrere Mountainbike-Rennen statt, und als Wanderer möchte ich zu dieser Zeit dann lieber doch nicht auf dem Trail sein.

                    Die An- und Abreise ist für amerikanische Verhältnisse sogar relativ einfach. Zum nördlichen Ende des Pinhoti kommt man am besten über Atlanta. Von dort einen der vielen AT-Shuttle bis nach Springer Mountain und dann 60 Meilen auf dem BMT bis zum Terminus des Pinhoti. Am südlichen Ende des Pinhoti in Alabama gibt es einige trail angels, die Wanderer gegen Spende abholen. Der nächste größere Ort ist Birmingham, von wo aus man sehr bequem mit Megabus, Greyhound oder Amtrak zurück nach Atlanta kommt.
                    http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

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