AW: [Cl][Ar] Patagonien 2011- Zu Fuß durch Berge und Urwälder abseits der Hauptrouten
Gestern haben wir schlappe vier Kilometer in neun Stunden bewältigt und hoffen heute besser voran zu kommen.
Allerdings verschwinden die Machetenspuren meist so schnell wieder, wie sie aufgetaucht sind. Relativ gut zu durchquerender Hochwald wechselt sich immer wieder mit extrem mühsam zu durchquerenden Dickichten ab. Insgesamt kommen wir aber doch etwas besser als gestern voran.
Schließlich zeigen sich die ersten Zeichen der Zivilisation: Kuhhaufen- und Pfade.
Bald darauf gelangen wir in eine von den Rindern gestaltete Landschaft aus Buschwerk und offenen Grasflächen.
Kurz danach stoßen wir auf einen deutlichen Pfad, der zu einer offenbar unbewohnten Hütte führt. Von dieser geht es weiter zum Fluss, der hier bereits ca. 50 Meter Breite erreicht hat.
Zwar sind meine Schuhe noch immer etwas feucht, doch diesmal wechsle ich in meine Crocs und gelange ohne Probleme über den Fluss.
Bernd, der ja ein zweites Paar Stiefel in seinem Rucksack trägt, lässt seine Schuhe an.
Wir landen auf einer umzäunten Weide die zunächst eine Sackgasse zu sein scheint.
Doch nach kurzer Suche haben wir einen Pfad entdeckt der oberhalb des Baches weiter führt. Nach der Mündung in den Rio Puelo Chico folgen wir diesem Fluss weiter, meist jedoch ein Stück weit vom Ufer entfernt im Wald.
Zwar ist der Pfad häufig schlammig, aber wir fühlen uns nach der anstrengenden Querfeldeinmarschiererei wie im Wanderparadies.
Auf deutlichem Pfad weiter durch den Regenwald
Nach zwei Stunden gelangen wir an die ersten Bretterhütten und stoßen schließlich auf einen unbefestigten Fahrweg.
Rückkehr in die Zivilisation
Der unberührte Wald liegt jetzt hinter uns. Wir laufen meist durch eine Mischung aus Weiden und Buschland. Ein Waldabschnitt ist mit Wegen durchzogen und wird offenbar zur Holzgewinnung genutzt.
Mehrmals sehen wir zahlreiche Bienenkästen an den verstreuten Holzhütten. Hier treffen wir dann auch wieder auf die ersten Menschen seit Tagen.
Nach ca. 10 Kilometern Fahrwegwanderung erreichen wir eine Asphaltstraße beim Örtchen Puelo Chico. Leider fährt heute kein Bus mehr, erfahren wir von einem jungen Mann.
Während wir auf der Straße nach Puelo weiter laufen, versuchen wir eines der sporadisch vorbei fahrenden Autos anzuhalten, jedoch ohne Erfolg.
Der malerisch verschlafen wirkende Ort liegt am Rio Puelo, der jenseits der Grenze in Argeninien entspringt und hier vor seiner Mündung in den Reloncavi Sund fjordartig verbreitert ist.
Einige Restaurants, Pensionen und Hotels zeigen, dass der Tourismus hier eine gewisse Rolle spielt.
Hinter der Brücke über den Rio Puelo stellen wir uns an den Straßenrand und warten auf eine Mitfahrgelegenheit. Da es schon recht spät ist, rechnen wir uns keine große Chance aus. Was solls, in Sichtweite liegt der Campingplatz des Ortes wo wir zur Not unsere Zelte aufschlagen können.
Aber wir haben Glück, nach zwanzig Minuten hält ein mit Ölfässern beladener Pick- up, und wir können es uns auf der Ladefläche bequem machen.
Dummerweise trage ich nur ein T- Shirt, daher wird es jetzt im Fahrtwind ziemlich frisch…
Glücklicherweise fährt der Wagen auf der unbefestigten Piste nicht sehr schnell. Eine sehr schöne Landschaft aus Fjorden, unberührtem Wald an den Hängen, die von schneebedeckten Bergspitzen überragt werden zieht an uns vorbei.
Dort waren wir zu Fuß unterwegs!
Die verstreuten kleinen Siedlungen mit ihren schönen Holzhäusern sind von grünen Weiden umgeben.
Schließlich beginnt der Asphalt und nach weiteren 30 Kilometern und insgesamt etwa zweieinhalb Stunden Fahrt erreichen wir das Örtchen Ensenada. Obwohl die Sonne scheint, bin ich mittlerweile ziemlich durchgefroren.
Am Ende des Ortes entdecken wir einen Campingplatz wo wir fast direkt am Ufer des großen Sees Lago Llanquihue unsere Zelte aufschlagen.
Wenn wir nicht wüssten, dass wir an einem See sind, könnte man das Gewässer mit seinen hohen Wellen auch für das Meer halten…
Wir freuen uns auf eine warme Dusche, leider tröpfelt das Wasser nur gemächlich vor sich hin…
Als krönenden Abschluss unserer Hornopiren Wanderung wollen wir heute Abend essen gehen. Allerdings sehen die beiden Restaurants des Ortes eher teuer aus. Was solls, wir lassen uns in einem der Etablissements mit Seeblick nieder.
Es gibt hier Kunstmann Bier, „ nach deutscher Tradition gebraut“
Ansonsten erinnern die Preise auch eher an Deutschland…
Während wir essen, beginnt es heftig zu regnen. Uns wird bewusst, wie viel Glück wir auf unserer Wanderung mit dem Wetter hatten…
Auch am nächsten Morgen regnet es noch, daher müssen wir unsere Zelte im Regen abbauen und gehen dann zur Bushaltestelle.
Die Straße nach Puerto Varas führt durch eine Kulturlandschaft, die auch in Deutschland liegen könnte. Hier steigen wir in einen anderen Bus um, und gelangen bald darauf zurück nach Puerto Montt.
Am Busbahnhof kaufen wir gleich Tickets nach Bariloche, wohin wir morgen fahren wollen.
Anschließend gehen wir zurück zur Pension Uribe, wo wir einen Teil unserer Sachen zurück gelassen hatten.
Heute ist in der Stadt deutlich mehr los, als am Neujahrstag. Bernd gelingt es einen Schneiderladen zu finden, in dem er einen neuen Reißverschluss in seine Jacke einnähen lässt.
3. Die Nahuel Huapi Durchquerung
Nachdem wir noch einmal bei Uribe das Frühstück genossen haben, laufen wir zum Busbahnhof, und nehmen bald darauf in dem komfortablen Doppeldecker der Linie Andesmar Platz.
Es sind nicht nur die Sitze bequem, nein, ein Steward serviert sogar Sandwiches und Kaffee!
Bis Osorno fahren wir auf einer Autobahn durch intensiv genutztes Agrarland. Danach wird die Landschaft immer schöner. Rechts ragen der perfekt geformte Kegel des Vulkans Osorno und sein Nachbar Calbuco auf. Im Puyehue Nationalpark auf der chilenischen Seite der Grenze sehen wir den gleichnamigen, schneebedeckten Vulkan, der aber nicht so „klassisch“ vulkanisch geformt ist.
Der Grenzübertritt nach Argentinien dauert eine Stunde, dann geht es bei herrlichem Wetter weiter zum Andenhauptkamm, den wir am Paso Cardenal Antonio Samore überqueren.
Kurz danach wird der Bus langsamer und bleibt dann einfach stehen.
Mich wundert wie gelassen sowohl die Passagiere als auch Fahrer und Stewart bleiben. Natürlich unternimmt der Fahrer einige fruchtlose Neustartversuche.
Aber es dauert dann doch ziemlich lange, bis die Motorhaube geöffnet und Reparaturversuche gestartet werden.
Nach einiger Zeit verlassen die meisten Reisenden den Bus, und lassen sich in der Sonne am Fahrbahnrand nieder. Glücklicherweise gibt es hier fast keine Tabanos…
Buspanne im Niemandsland
Schließlich erscheint ein per Handy herbeigerufener Polizeiwagen, offenbar vom argentinischen Grenzposten. Die Grenzer probieren das Naheliegendste: Benzin aus einem Kanister in den Tank schütten und hoffen, dass der Bus nur aus Krafststoffmangel liegen geblieben ist. Leider erfüllt sich auch diese Hoffnung nicht.
Ein Fahrgast scheint etwas von Motoren zu verstehen und schraubt gemeinsam mit Busfahrer und Polizisten an dem Gefährt herum.
Es herrscht kaum Verkehr auf der Passstraße, aber etwas später hält ein PKW mit einer jungen Familie. Offenbar ist der Mann Mechaniker und hat sein Werkzeug dabei. Tatkräftig unterstützt er die Reparaturversuche, ebenfalls ohne Erfolg…
Mittlerweile ist mir klar, dass der Bus wahrscheinlich nicht so einfach wieder flott zu kriegen ist, und das Ganze wohl eine längere Geschichte wird.
Ich schlage vor, unsere Rucksäcke zu nehmen und per Anhalter weiter zu fahren.
Da aber nur wenige Fahrzeuge vorbei fahren, beschließen wir vorerst doch beim Bus zu bleiben.
Nach dreieinhalb Stunden hält der fast leere Bus einer anderen Gesellschaft und bietet an die Passagiere bis zum Grenzposten mitzunehmen.
Bernd und ich sowie einige andere Passagiere sind entsetzt darüber, dass wir unser Gepäck nicht erhalten.
Englisch sprechende Mitreisende erklären uns, dass offenbar die Hydraulik nicht funktioniert, weshalb die Ladeklappen nicht geöffnet werden können…
Wir halten das für wenig glaubhaft, aber es bleibt uns nichts anderes übrig als in den Bus einzusteigen und bis zum argentinischen Grenzkontrollpunkt mitzufahren, ebenso wie der Stewart unseres Busses.
Die Passkontrolle stellt kein Problem dar, dann bleibt uns wieder nur das Warten…
Dabei kommen wir mit einigen Mitreisenden wie zwei Brasilianern aus Sao Paulo und zwei Argentinierinnen ins Gespräch. Eine der argentinischen Frauen zaubert schon bald eine Thermoskanne hervor, und wir dürfen das bitter schmeckende argentinische Nationalgetränk Mate kennen lernen.
Zwar unterhalten wir uns nett, aber es wird später und später…
Ab und zu geht einer von uns zum Busfahrer, aber wir empfangen nichts als vertröstende Worte…
Wir erfahren, dass um 20.00 der Grenzposten geschlossen wird und überlegen bereits wie wir die Nacht hier verbringen können, als ein Minibus erscheint, der die Passagiere in den nächsten Ort Villa la Angostura bringen soll.
Offenbar sollen noch weitere Bullis kommen, aber wir sind glücklich, dass es uns gelingt bereits einen Platz in dem Ersten zu erhalten.
Weiter geht es durch die herrliche Landschaft bis zur Busstation des genannten Ortes. Hier gibt es einen Schalter unserer Busgesellschaft mit einer ziemlich organisationsfreudigen Mitarbeiterin. Das würde uns mit unserem kläglichen Spanisch aber wenig nützen. Glücklicherweise haben wir im Minibus ein englisches Paar kennen gelernt, dessen Spanisch recht gut ist.
Während die meisten Passagiere bereits resigniert abgezogen sind, verhandeln wir mit der Vertreterin der Busgesellschaft. Nach einigem Hin- und her hat sie schließlich eine Unterkunft für die Nacht sowie ein Ticket für die Weiterfahrt am nächsten Morgen mit einer anderen Buslinie organisiert, alles auf Kosten von Andesmar!
Der Mann der netten Angestellten bringt uns zu unserer Unterkunft, wo wir ein großes Apartment mit Küche und Doppelzimmer beziehen.
Schon lange sind wir nicht mehr so luxuriös abgestiegen!
Später gehen wir noch aus. Villa la Angostura ist ein moderner Ferienort voller Läden, Kneipen und Restaurants mit einem überwiegend jungen Publikum.
Da wir hungrig sind, werden wir von einem Schild magisch angezogen: Der „Tenedor libre“ verheißt essen vom Büfett bis man platzt!
Das Angebot ist wirklich toll, aber ich fürchte der chinesische Besitzer ist nicht gerade scharf auf so verfressene Gäste!
Gestern haben wir schlappe vier Kilometer in neun Stunden bewältigt und hoffen heute besser voran zu kommen.
Allerdings verschwinden die Machetenspuren meist so schnell wieder, wie sie aufgetaucht sind. Relativ gut zu durchquerender Hochwald wechselt sich immer wieder mit extrem mühsam zu durchquerenden Dickichten ab. Insgesamt kommen wir aber doch etwas besser als gestern voran.
Schließlich zeigen sich die ersten Zeichen der Zivilisation: Kuhhaufen- und Pfade.
Bald darauf gelangen wir in eine von den Rindern gestaltete Landschaft aus Buschwerk und offenen Grasflächen.
Kurz danach stoßen wir auf einen deutlichen Pfad, der zu einer offenbar unbewohnten Hütte führt. Von dieser geht es weiter zum Fluss, der hier bereits ca. 50 Meter Breite erreicht hat.
Zwar sind meine Schuhe noch immer etwas feucht, doch diesmal wechsle ich in meine Crocs und gelange ohne Probleme über den Fluss.
Bernd, der ja ein zweites Paar Stiefel in seinem Rucksack trägt, lässt seine Schuhe an.
Wir landen auf einer umzäunten Weide die zunächst eine Sackgasse zu sein scheint.
Doch nach kurzer Suche haben wir einen Pfad entdeckt der oberhalb des Baches weiter führt. Nach der Mündung in den Rio Puelo Chico folgen wir diesem Fluss weiter, meist jedoch ein Stück weit vom Ufer entfernt im Wald.
Zwar ist der Pfad häufig schlammig, aber wir fühlen uns nach der anstrengenden Querfeldeinmarschiererei wie im Wanderparadies.
Auf deutlichem Pfad weiter durch den Regenwald
Nach zwei Stunden gelangen wir an die ersten Bretterhütten und stoßen schließlich auf einen unbefestigten Fahrweg.
Rückkehr in die Zivilisation
Der unberührte Wald liegt jetzt hinter uns. Wir laufen meist durch eine Mischung aus Weiden und Buschland. Ein Waldabschnitt ist mit Wegen durchzogen und wird offenbar zur Holzgewinnung genutzt.
Mehrmals sehen wir zahlreiche Bienenkästen an den verstreuten Holzhütten. Hier treffen wir dann auch wieder auf die ersten Menschen seit Tagen.
Nach ca. 10 Kilometern Fahrwegwanderung erreichen wir eine Asphaltstraße beim Örtchen Puelo Chico. Leider fährt heute kein Bus mehr, erfahren wir von einem jungen Mann.
Während wir auf der Straße nach Puelo weiter laufen, versuchen wir eines der sporadisch vorbei fahrenden Autos anzuhalten, jedoch ohne Erfolg.
Der malerisch verschlafen wirkende Ort liegt am Rio Puelo, der jenseits der Grenze in Argeninien entspringt und hier vor seiner Mündung in den Reloncavi Sund fjordartig verbreitert ist.
Einige Restaurants, Pensionen und Hotels zeigen, dass der Tourismus hier eine gewisse Rolle spielt.
Hinter der Brücke über den Rio Puelo stellen wir uns an den Straßenrand und warten auf eine Mitfahrgelegenheit. Da es schon recht spät ist, rechnen wir uns keine große Chance aus. Was solls, in Sichtweite liegt der Campingplatz des Ortes wo wir zur Not unsere Zelte aufschlagen können.
Aber wir haben Glück, nach zwanzig Minuten hält ein mit Ölfässern beladener Pick- up, und wir können es uns auf der Ladefläche bequem machen.
Dummerweise trage ich nur ein T- Shirt, daher wird es jetzt im Fahrtwind ziemlich frisch…
Glücklicherweise fährt der Wagen auf der unbefestigten Piste nicht sehr schnell. Eine sehr schöne Landschaft aus Fjorden, unberührtem Wald an den Hängen, die von schneebedeckten Bergspitzen überragt werden zieht an uns vorbei.
Dort waren wir zu Fuß unterwegs!
Die verstreuten kleinen Siedlungen mit ihren schönen Holzhäusern sind von grünen Weiden umgeben.
Schließlich beginnt der Asphalt und nach weiteren 30 Kilometern und insgesamt etwa zweieinhalb Stunden Fahrt erreichen wir das Örtchen Ensenada. Obwohl die Sonne scheint, bin ich mittlerweile ziemlich durchgefroren.
Am Ende des Ortes entdecken wir einen Campingplatz wo wir fast direkt am Ufer des großen Sees Lago Llanquihue unsere Zelte aufschlagen.
Wenn wir nicht wüssten, dass wir an einem See sind, könnte man das Gewässer mit seinen hohen Wellen auch für das Meer halten…
Wir freuen uns auf eine warme Dusche, leider tröpfelt das Wasser nur gemächlich vor sich hin…
Als krönenden Abschluss unserer Hornopiren Wanderung wollen wir heute Abend essen gehen. Allerdings sehen die beiden Restaurants des Ortes eher teuer aus. Was solls, wir lassen uns in einem der Etablissements mit Seeblick nieder.
Es gibt hier Kunstmann Bier, „ nach deutscher Tradition gebraut“
Ansonsten erinnern die Preise auch eher an Deutschland…
Während wir essen, beginnt es heftig zu regnen. Uns wird bewusst, wie viel Glück wir auf unserer Wanderung mit dem Wetter hatten…
Auch am nächsten Morgen regnet es noch, daher müssen wir unsere Zelte im Regen abbauen und gehen dann zur Bushaltestelle.
Die Straße nach Puerto Varas führt durch eine Kulturlandschaft, die auch in Deutschland liegen könnte. Hier steigen wir in einen anderen Bus um, und gelangen bald darauf zurück nach Puerto Montt.
Am Busbahnhof kaufen wir gleich Tickets nach Bariloche, wohin wir morgen fahren wollen.
Anschließend gehen wir zurück zur Pension Uribe, wo wir einen Teil unserer Sachen zurück gelassen hatten.
Heute ist in der Stadt deutlich mehr los, als am Neujahrstag. Bernd gelingt es einen Schneiderladen zu finden, in dem er einen neuen Reißverschluss in seine Jacke einnähen lässt.
3. Die Nahuel Huapi Durchquerung
Nachdem wir noch einmal bei Uribe das Frühstück genossen haben, laufen wir zum Busbahnhof, und nehmen bald darauf in dem komfortablen Doppeldecker der Linie Andesmar Platz.
Es sind nicht nur die Sitze bequem, nein, ein Steward serviert sogar Sandwiches und Kaffee!
Bis Osorno fahren wir auf einer Autobahn durch intensiv genutztes Agrarland. Danach wird die Landschaft immer schöner. Rechts ragen der perfekt geformte Kegel des Vulkans Osorno und sein Nachbar Calbuco auf. Im Puyehue Nationalpark auf der chilenischen Seite der Grenze sehen wir den gleichnamigen, schneebedeckten Vulkan, der aber nicht so „klassisch“ vulkanisch geformt ist.
Der Grenzübertritt nach Argentinien dauert eine Stunde, dann geht es bei herrlichem Wetter weiter zum Andenhauptkamm, den wir am Paso Cardenal Antonio Samore überqueren.
Kurz danach wird der Bus langsamer und bleibt dann einfach stehen.
Mich wundert wie gelassen sowohl die Passagiere als auch Fahrer und Stewart bleiben. Natürlich unternimmt der Fahrer einige fruchtlose Neustartversuche.
Aber es dauert dann doch ziemlich lange, bis die Motorhaube geöffnet und Reparaturversuche gestartet werden.
Nach einiger Zeit verlassen die meisten Reisenden den Bus, und lassen sich in der Sonne am Fahrbahnrand nieder. Glücklicherweise gibt es hier fast keine Tabanos…
Buspanne im Niemandsland
Schließlich erscheint ein per Handy herbeigerufener Polizeiwagen, offenbar vom argentinischen Grenzposten. Die Grenzer probieren das Naheliegendste: Benzin aus einem Kanister in den Tank schütten und hoffen, dass der Bus nur aus Krafststoffmangel liegen geblieben ist. Leider erfüllt sich auch diese Hoffnung nicht.
Ein Fahrgast scheint etwas von Motoren zu verstehen und schraubt gemeinsam mit Busfahrer und Polizisten an dem Gefährt herum.
Es herrscht kaum Verkehr auf der Passstraße, aber etwas später hält ein PKW mit einer jungen Familie. Offenbar ist der Mann Mechaniker und hat sein Werkzeug dabei. Tatkräftig unterstützt er die Reparaturversuche, ebenfalls ohne Erfolg…
Mittlerweile ist mir klar, dass der Bus wahrscheinlich nicht so einfach wieder flott zu kriegen ist, und das Ganze wohl eine längere Geschichte wird.
Ich schlage vor, unsere Rucksäcke zu nehmen und per Anhalter weiter zu fahren.
Da aber nur wenige Fahrzeuge vorbei fahren, beschließen wir vorerst doch beim Bus zu bleiben.
Nach dreieinhalb Stunden hält der fast leere Bus einer anderen Gesellschaft und bietet an die Passagiere bis zum Grenzposten mitzunehmen.
Bernd und ich sowie einige andere Passagiere sind entsetzt darüber, dass wir unser Gepäck nicht erhalten.
Englisch sprechende Mitreisende erklären uns, dass offenbar die Hydraulik nicht funktioniert, weshalb die Ladeklappen nicht geöffnet werden können…
Wir halten das für wenig glaubhaft, aber es bleibt uns nichts anderes übrig als in den Bus einzusteigen und bis zum argentinischen Grenzkontrollpunkt mitzufahren, ebenso wie der Stewart unseres Busses.
Die Passkontrolle stellt kein Problem dar, dann bleibt uns wieder nur das Warten…
Dabei kommen wir mit einigen Mitreisenden wie zwei Brasilianern aus Sao Paulo und zwei Argentinierinnen ins Gespräch. Eine der argentinischen Frauen zaubert schon bald eine Thermoskanne hervor, und wir dürfen das bitter schmeckende argentinische Nationalgetränk Mate kennen lernen.
Zwar unterhalten wir uns nett, aber es wird später und später…
Ab und zu geht einer von uns zum Busfahrer, aber wir empfangen nichts als vertröstende Worte…
Wir erfahren, dass um 20.00 der Grenzposten geschlossen wird und überlegen bereits wie wir die Nacht hier verbringen können, als ein Minibus erscheint, der die Passagiere in den nächsten Ort Villa la Angostura bringen soll.
Offenbar sollen noch weitere Bullis kommen, aber wir sind glücklich, dass es uns gelingt bereits einen Platz in dem Ersten zu erhalten.
Weiter geht es durch die herrliche Landschaft bis zur Busstation des genannten Ortes. Hier gibt es einen Schalter unserer Busgesellschaft mit einer ziemlich organisationsfreudigen Mitarbeiterin. Das würde uns mit unserem kläglichen Spanisch aber wenig nützen. Glücklicherweise haben wir im Minibus ein englisches Paar kennen gelernt, dessen Spanisch recht gut ist.
Während die meisten Passagiere bereits resigniert abgezogen sind, verhandeln wir mit der Vertreterin der Busgesellschaft. Nach einigem Hin- und her hat sie schließlich eine Unterkunft für die Nacht sowie ein Ticket für die Weiterfahrt am nächsten Morgen mit einer anderen Buslinie organisiert, alles auf Kosten von Andesmar!
Der Mann der netten Angestellten bringt uns zu unserer Unterkunft, wo wir ein großes Apartment mit Küche und Doppelzimmer beziehen.
Schon lange sind wir nicht mehr so luxuriös abgestiegen!
Später gehen wir noch aus. Villa la Angostura ist ein moderner Ferienort voller Läden, Kneipen und Restaurants mit einem überwiegend jungen Publikum.
Da wir hungrig sind, werden wir von einem Schild magisch angezogen: Der „Tenedor libre“ verheißt essen vom Büfett bis man platzt!
Das Angebot ist wirklich toll, aber ich fürchte der chinesische Besitzer ist nicht gerade scharf auf so verfressene Gäste!
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