[PE][BO][AR][CL] Andentrekking

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  • Feurio
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    • Meine Reisen

    #81
    AW: [PE][BO][AR][CL] Andentrekking

    Einfach genial, der ganze Bericht (ich freue mich über jeden Update):
    Schöne Beschreibung deiner wirklich abenteuerlichen Unternehmungen, die einem die Brust vor Tatendrang schwellen lässt; und dann noch gespickt mit schön illustrierenden Fotos.
    Wirklich großartig, mein Kompliment und Dank!
    Für mehr Natur vor der Haustür!

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    • berniehh
      Fuchs
      • 31.01.2011
      • 2408
      • Privat

      • Meine Reisen

      #82
      AW: [PE][BO][AR][CL] Andentrekking

      Trek 15

      Hornopirén Traverse//Chile

      9 Tage, ca. 80 km

      Januar 2011

      Dies ist der erste von den nächsten drei Treks, die ich zusammen mit Gerald gemacht habe.



      Allgemeines
      Der Hornopirén Nationalpark liegt relativ abgelegen am nördlichen Ende der Carretera Austral und besteht aus einer zerklüfteten und schwer zugänglichen Gebirgslandschaft, die teilweise vergletschert ist. In den Tälern wuchert undurchdringlicher valdivianischer Regenwald, in denen auch viele Alercen vorkommen, das sind Koniferen, die verwandt sind mit den kalifornischen Mammutbäumen. Diese Bäume können mehrere tausend Jahre alt werden und zählen mit zu den ältesten der Welt.

      Es führt keine Straße in den Nationalpark und es gibt auch nur wenige Pfade, der größte Teil ist eine weglose und schwer zugängliche Wildnis. Mit 482 Quadratkilometern ist es zwar nur ein recht kleiner Park, der ist aber rundum von noch sehr viel größeren Wildnisgebieten umgeben. Direkt im Süden grenzt der über 3000 Quadratkilometer große Parque Pumalín an und nördlich liegt das Gebiet meines Treks Nr. 14 um den Rio Cochamó und Rio Manso und wiederum nördlich davon der regenwaldbedeckte Nationalpark Vicente Perez Rosales. Hinzu kommen dann auch noch weitere Wildnisgebiete auf der argentinischen Seite der Anden. Man sieht also, es ist eine recht große Gegend in der sich Potenzial von mehreren Wochen langen Wildnistouren bieten würden, wenn das weglose Wandern hier nicht so verdammt schwierig wäre.

      Landschaftlich ist dies eine atemberaubend spektakuläre Hochgebirgswildnis, deren Täler mit dichten Regenwäldern bestanden sind, in denen nur wenige Pfade existieren. Das schwierigste am weglosem Wandern sind hier nicht die Berge, sondern aufgrund der undurchdringlichen Vegetation die Täler. Diese Gegend ist definitiv nichts für Leute, die weglos lieber durch weite offene Landschaften laufen, in denen man gut was an Kilometern schaffen kann. Und wer der Meinung ist daß wegloses Regenwaldwandern gar nicht so schlimm ist, weil er es in anderen Gegenden der Erde schon öfters gemacht hat, der wird im chilenischen Regenwald aber eines Besseren belehrt werden!

      Unsere Route:
      Wir sind vom Ort Horopirén, das an einer von Bergen umgebenen Bucht liegt, einmal quer durch den nördlichen Teil des Nationalparks gewandert, bis zum Dorf Puelo am Relonvavi Fjord, auch wenn wir ursprünglich zwar eine längere Route geplant hatten.

      Es existiert eine Route von Hornopirén nach Puelo, die ohne Abstecher etwa 4 Tage dauert und überwiegend auf einem Pfad verläuft. Nur im mittleren Teil, ab dem Lago General Pínto Concha, muss man einen Tag lang weglos durch die mit Bambusgestrüpp versetzten alpinen Südbuchenwälder wandern.

      Wir sind aber nicht diese Normalroute gegangen, sondern ab dem Lago General Pínto Concha eine sehr viel spektakulärere Route, weglos über die alpinen Bergkämme der Cordillera El Muelle zur Laguna del Este gewandert und von dort dann das Tal abwärts. 9 Tage dauerte die Tour.

      Gerald hat ja schon einen ausführlichen Bericht über diesen Trek geschrieben
      http://outdoorseiten.net/forum/showthread.php?51417

      Ich werde mich daher hier nur auf ein paar Fakten und Fotos beschränken.
      Mehr Fotos und genauere Google Earth Routendetails findet ihr wie immer auf meiner Seite:
      www.trekking.magix.net







      1. und 2.Tag:
      Etwa 6 Kilometer hinter Hornopirén auf der Carretera Austral liegt die Abzweigung zum Hornopirén Nationalpark. Bis dorthin hat uns jemand mitgenommen und hier startete unser Trek.

      Wir mussten noch 5 km auf einen schmalen wenig befahrenen Fahrweg wandern bis der endlich endete und dann ging´s nur noch auf einen Pfad weiter. Etwa 7 km vom Fahrwegende erreichten wir die Nationalparkgrenze und von dort waren es noch 3 km zum Lago General Pínto Concha durch einen herrlichen Regenwald mit viele Alercen.

      Am zweiten Tag blieben wir hier und erkundeten die Gegend um den See. Zwei schmale unmarkierte Pfade führten vom Camp weg. Beide enden zwar nach paar Kilometern mitten im Nichts, waren aber trotzdem schöne Wanderungen durch diesen Urwald aus gigantischen Alercen.










      Lago General Pínto Concha









      3. und 4.Tag:
      Wir wanderten hoch Richtung Volcán Yates, der Pfad endete an der Baumgrenze. Auf einen Abstecher ging´s noch ein Stückchen weiter hoch für eine Aussicht auf den Vulkan, dann zum Nordende des Lago General Pínto Concha und weiter auf dem Weg zur Cordillera El Muelle.

      Erst leichtes wandern im weitläufigen weglosem Gelände oberhalb der Baumgrenze und danach einen ganzen Tag lang durch Wald. Die Höhe von etwa 1000 m über den Meeresspiegel hat uns hier aber ein relativ gutes Vorwärtskommen beschert. Der Waldboden war zwar voll mit dichtem Bambusgestrüpp, ist aber weglos trotzdem wesentlich einfacher bewanderbar wie die Regenwälder in tieferen Lagen. Zahlreiche grasige oder sumpfige Lichtungen boten kurzfristig noch besseres Vorankommen und gute Landschaftsblicke.



























      5. und 6.Tag:
      Wir folgten weglos den Gebirgskamm der Cordillera El Muelle. Am Anfang noch etwas Geplackere durch alpinen Busch und Wald, aber oberhalb von 1200 m ließen wir die Buschzone endgültig hinter uns.

      Im felsigen alpinem Gelände oberhalb der Baumgrenze wurde das Vorwärtskommen deutlich einfacher, auch wenn paar Schneefelder und leichte Kletterstellen zu meistern waren. Die gesamte Kammroute war landschaftlich absolut atemberaubend und wir wanderten bis zu einer maximalen Höhe von 1620 m. Auf 1530 m errichten wir unser Camp, die grandioseste Campstelle auf diesen Trek!

      Am drauffolgenden Tag anspruchsvolle Routensuche auf steile alpine Felshänge um einen 1561 m hohen Berg herum, dann Abstieg ins obere Tal des Rio del Este und weglos durch Regenwald zur Laguna del Este.

      Auf der Kammroute haben wir im Schnitt pro Tag nur weniger wie einen Kilometer pro Stunde gemacht. Einmal haben wir erstmal ohne Gepäck ausgekundschaftet und manchmal mit dem Fernglas die Berge und Täler beobachtet, auf der Suche nach einer möglichst leichten Route. Es ist eben eine Pionierroute, die sicher so gut wie nie begangen wird.


























      Laguna El Cabro


      Laguna del Este



      7.Tag:
      Passauskundschaftung auf sehr steilen weglosen Regenwaldhang mit Kletterstellen.

      Dann zurück zum See und auf schwieriger Route weglos am Seeufer entlangplackern. Wir haben heute 3 km geschafft und dafür 5 Stunden gebraucht!

      Im Voraus eine genaue Route zu planen und diese dann auch einzuhalten
      funktioniert hier nicht. Man muss vor Ort schauen was machbar ist.



















      8. und 9.Tag:
      Wir wanderten das Regenwaldtal des Rio del Este abwärts. Von der Laguna del Este waren es 6 km weglos, bis wir auf einen Siedlerpfad stießen. Das hört sich zwar sehr wenig an, aber hier muss man mit ganz anderen Maßstäben rechnen: 6 Kilometer weglos durch Regenwald talabwärts zu wandern bedeutet hier daß man dafür anderthalb Tage unterwegs ist!! In 9 Stunden haben wir gerade mal 4 Kilometer geschafft (=3 km Luftlinie).

      Es waren Abschnitte dabei wo wir in anderthalb Stunden nur 200 bis 300 Meter vorwärtsgekommen sind: undurchdringliches Dickicht, steile Hänge, Sümpfe, über glitschige Baumstämme ballancieren und überall waren tiefe Löcher die mit Gestrüpp und Moos zugedeckt waren, bei jedem Schritt musste man verdammt aufpassen wohin man tritt. Das gute dabei war aber daß wir echt ein perfektes Wetter hatten, bei Regen und Nässe wäre diese Route noch paarmal schlimmer gewesen!! Der Wald war trotz der Strapazen traumhaft schön und es waren auch Abschitte dabei wo der Wald mit nur wenig Unterholz bestanden war, wo man relativ gut vorwärts kam.

      Am letzten Tag haben wir dann nur noch 3 Stunden für die restlichen 2 km gebraucht bis wir auf erste Rinderweidelichtungen stießen und auf den Siedlerpfad, der uns dann für die nächsten 5 km leichtes Regenwaldwandern bescherte, bis der Fahrweg begann.








      das Tal fällt in Wasserfälle weiter ab










      Camp 8


      Kampf durch den Regenwald




      die letzten 5 km leichtes Wandern auf einen Regenwaldpfad

      Zum Abschluss waren es dann noch 10 km Fahrwegwandern bis zum Dorf Puelo.

      Dies war ein recht schwieriger und anspruchsvoller Trek! Wenn ich aber die drei chilenischen Treks Tantauco, Rio Cochamó und Hornopirén Traverse einer Bewertung unterziehen würde, käme ich zum Schluss daß ich diesen Trek hier als den besten von allen dreien bezeichnen würde.
      Zuletzt geändert von berniehh; 15.01.2012, 21:13.
      www.trekking.magix.net

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      • hambe
        Gerne im Forum
        • 18.04.2008
        • 86
        • Privat

        • Meine Reisen

        #83
        AW: [PE][BO][AR][CL] Andentrekking

        WOW

        sehr beeindruckend!

        Frage: hattest Du für die ganze Reise die gleichen (Wander-)Schuhe an oder hast du je nach Trek die Schuhe gewechselt ?

        Kommentar


        • berniehh
          Fuchs
          • 31.01.2011
          • 2408
          • Privat

          • Meine Reisen

          #84
          AW: [PE][BO][AR][CL] Andentrekking

          Zitat von hambe Beitrag anzeigen
          Frage: hattest Du für die ganze Reise die gleichen (Wander-)Schuhe an oder hast du je nach Trek die Schuhe gewechselt ?
          Ja, ich hatte während der gesamten Reise die gleichen Trekkingschuhe. Auf einigen matschigen oder nassen Treks wo man viel im Bach watet, habe ich auf Turnschuhe gewechselt.
          www.trekking.magix.net

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          • wetterfest
            Anfänger im Forum
            • 28.02.2006
            • 40
            • Privat

            • Meine Reisen

            #85
            AW: [PE][BO][AR][CL] Andentrekking

            Tolle Berichte und viele interessante Infos!

            ich habe mir auch mal deine webseite angeschaut, stark das du alles so toll dokumentierst...... macht Lust auf Südamerika

            vielen Dank und lG

            helmut

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            • TommyT
              Neu im Forum
              • 19.01.2012
              • 9
              • Privat

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              #86
              AW: [PE][BO][AR][CL] Andentrekking

              tolles Abenteuer und echt traumhafte Bilder , da wird man neidisch!!!

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              • berniehh
                Fuchs
                • 31.01.2011
                • 2408
                • Privat

                • Meine Reisen

                #87
                AW: [PE][BO][AR][CL] Andentrekking

                Trek 16

                Nahuel Huapi Traverse // Argentinien

                9 Tage

                Januar 2011

                www.trekking.magix.net

                Erstmal vielen Dank an Euch für die netten Kommentare.

                Gerald hat seinen Bericht von diesen Trek hier http://outdoorseiten.net/forum/showt...l=1#post861125

                Von Chile sind wir rübergefahren nach Bariloche in Argentinien. Wir wollten die Nahuel Huapi Traverse machen. Als wir mit dem Trek starteten hatte Gerald noch genau 12 Tage Zeit, bevor er sich von Bariloche aus wieder auf dem Heimweg machen musste.

                Allgemeines:
                Die Nahuel Huapi Traverse ist ein 4 bis 5 tägiger Gebirgstrek in der Nähe von Bariloche. Man wandert hier aber nicht durchgehend auf einen markierten Pfad, sondern teilweise nur auf einer alpinen Route, die in einigen Abschnitten schlecht markiert und kaum bis garnicht mehr erkennbar ist, mit einige Kletterstellen dazwischen.

                Da dieser Trek relativ bekannt ist steht er auch in fast allen Trekkingführern drin, und es gibt bewirtschaftete Unterkunftshütten. Wir haben es aber vorgezogen neben den Hütten zu campen.

                Mit dieser viertägigen Normalroute alleine haben wir uns aber nicht begnügt, sondern wir sind am vierten Tag auf eine weniger bekannte Verlängerung weitergewandert, die über die Berge nach Pampa Linda führt.

                Unsere Route führte insgesamt über 7 Pässe oder Gebirgskämme, dazwischen steigt man immer wieder in bewaldete Täler ab. Daß dieser Trek phantastisch ist brauch ich wohl nicht zu schreiben,.......ich würde sogar sagen es ist der spektakulärste markierte alpine Trek von dieser Länge, den man in ganz Patagonien machen kann!

                Als ich diesen Trek im April 2004 das erste Mal gegangen bin, war ich ja schon so begeistert, auch wenn ich damals wegen extrem schlechten Wetter nicht alles gehen konnte.

                Im Jahre 2011 hatten Gerald und ich zum Glück wesentlich besseres Wetter, auch wenn wir von wolkenlosen und heissen Traumwetter bis hin zu nasskalten stürmischen Wetter mit Regen und Schneefall so ziemlich alles erlebt haben.

                1.Tag:
                Wir starteten am Südende des Lago Gutierrez und nicht in Villa Catedral, wo der Trek normalerweise startet. Diese Variante ist ein kleines Stückchen länger und führt auf schmalem Pfad für einige Kilometer recht schön am Seeufer entlang bevor sie im Tal des Arroyo Van Titter auf den vielbegangenen Hauptpfad zur Refugio Frey stößt.

                Die erste Etappe führt zur Refugio Frey. Wir stoppten aber schon eine Stunde vorher, bei der winzigen Schutzhütte Ref.Piedritas. Bis nach Frey hätten wir es zwar noch locker geschafft, aber da wir sowieso nicht vorhatten in der Hütte zu übernachten und die Campstellen bei der Hütte ziemlich windausgesetzt sind, entschieden wir uns unten im Tal schön windgeschützt im Wald zu campen.







                2.Tag:
                Eine Stunde nach Verlassen des Camps erreichten wir die Frey-Hütte, wo der vielbegangene Pfad endet, denn ab der Hütte wird die Route deutlich weniger begangen.

                Da die bewirtschafteten Hütten entlang der Nahuel Huapi Traverse auch alle auf einen leichten Pfad aus dem Tal erreichbar sind, ist dort im argentinischen Sommer recht viel los, obwohl die eigentliche Nahuel Huapi Traverse garnicht so viele Leute gehen.

                Hinter der Hütte ging es weiter über zwei Pässe zur Refugio San Martin an der Laguna Jakob.


















                Aufstieg zum nächsten Pass








                Blick vom Pass Nr. 2









                3. bis 5.Tag:
                Wegen schlechtem Wetter waren wir gezwungen zwei Tage bei der Hütte zu warten, bevor wir den nächsten Abschnitt in Angriff nehmen konnten.

                Es stand uns nun der anspruchsvollste Abschnitt bevor, die alpine Route zur Refugio Italia über die Cordón de los Inocentes und Cerro Navidad. Teilweise ging es weglos und ziemlich spärlich markiert im hochalpinem Fels- und Geröllgelände oberhalb der Baumgrenze, mit einige Kletterstellen im Grad zwei bis drei. Selbst unten im Tal des Arroyo Navidad war nur ein vage erkennbarer Pfad da, bis wir schließlich am Arroyo Goye auf den vielbegangenen Hauptpfad zur Refugio Italia stießen.

                Dies ist der am wenigsten begangenste Abschnitt der Nahuel Huapi Traverse, der nur bei gutem Wetter möglich ist. Die meisten Leute lassen diese Etappe weg.

                Vier Leute, die wir in der Hütte kennenlernten, haben sich uns angeschlossen. Wir waren also zu sechst und außer uns ist an diesem Tag niemand diese Route gegangen.

                Es war eine abenteuerliche aber landschaftlich sehr spektakuläre Route, für die wir 9 Stunden gebraucht haben.


                Schlechtwettertag in der Hütte






                Kletterstellen








                alpine Route entlang der Cordón de los Inocentes






















                Route zur Refugio Italia




                Refugio Italia bei der Laguna Negra





                6.Tag:
                Auf den nächsten Pass kurz hinter der Laguna Negra verließen wir die Normalroute der Nahuel Huapi Traverse und bogen auf die viel weniger bekannte Verlängerung, die als markierte Route durch eine abgelegenere Gebirgswildnis nach Pampa Linda führt. Vier Tage waren es bis Pampa Linda und ab hier gab es keine Hütten mehr.

                In den mit urigen Südbuchenwäldern bestandenen Tälern waren gut sichtbare Pfade vorhanden, aber berhalb der Baumgrenze musste man genau auf die teilweise spärlich vorhandenen Markierungen achten.

                Wir wanderten heute zur Laguna Lluvu und noch ein Stück weiter über den nächsten Pass.


                Laguna Negra mit der Ref.Italia




















                knorriger Südbuchenwald bei der Laguna Lluvu







                7.Tag:
                Wir nahmen erst die falsche Route, wo wir im dichten alpinen Busch in einer Sackgasse endeten, aber nach einer Weile rumsuchen und Gekraxel den felsigen Hang hoch, fanden wir irgenwann die Markierungen wieder.

                Auf der darauffolgenden Passüberquerung war zwar auch kaum ein Pfad erkennbar, die Route war aber gut mit Steinmänchen markiert, so daß die Wegfindung keine Schwierigkeiten bereitete. Der Abstieg auf der anderen Seite zur Laguna Creton war ziemlich steil.

                Auf dieser verlängerten Variante nach Pampa Linda trafen wir im Schnitt zwei bis drei Trekkinggruppen pro Tag.






                Valle Mate Dulce











                8.Tag:
                Über sanfte weglose Bergkämme überquerten wir den letzten Pass dieses Treks. Von oben hatten wir eine super Aussicht auf den vergletscherten Tronador, dieser Berg liegt schon an der chilenischen Grenze. Es ging dann runter auf moorige Senken zur waldumgebenen Laguna Ilon wo wir unser Camp aufschlugen.

                Ich machte noch einen Abstecher zu einer sensationellen Aussichtsstelle, von wo aus man 500 m tief runter zum Lago Frey blickte, der von vertikale Felsberge eingeschlossen ist und dahinter der Brazo Tristeza, ein langer Fjordarm des Lago Nahuel Huapi.


                Laguna Azul


                Laguna Jujuy















                9.Tag:
                Es waren noch 3 Stunden bis zum Trekende in Pampa Linda, eine leichte Wanderung auf gut erkennbaren Pfad durch Wald nach unten. So nahe an der chilenischen Grenze hat sich der Wald schon zu einen düsteren Regenwald verdichtet.







                In Pampa Linda beginnt ein schmaler Fahrweg. Hier gibt es eine Rangerstation, Hotel, Restaurant und viele Touristen,....wir waren wieder in der Zivilisation.

                Gerald hatte jetzt noch genau 3 Tage Zeit, das reichte gerade noch für einen Kurztrek über die Cordón del Ñirihuau. Essen für 3 Tage hatten wir auch noch im Rucksack, so brauchten wir nichts mehr kaufen und wollten zusehen daß wir möglichst noch heute starten.

                Zuletzt geändert von berniehh; 29.01.2012, 00:28.
                www.trekking.magix.net

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                • Gast-Avatar

                  #88
                  AW: [PE][BO][AR][CL] Andentrekking

                  Herrlich inspirierend.

                  Der Abstieg vom Pass runter ins Tal, um zur Italia zu kommen, ist grandios - und die Lagunen und Lagos am Ende erst...

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                  • Wildniswanderer
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                    • Meine Reisen

                    #89
                    AW: [PE][BO][AR][CL] Andentrekking

                    Wie so oft bei deinen Berichten finde ich die Einzeichnung der Route mit den roten Pfeilen genial. Da kann man die Tour noch mal so richtig nachvollziehen!
                    http://geraldtrekkt.blogspot.de

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                    • berniehh
                      Fuchs
                      • 31.01.2011
                      • 2408
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                      • Meine Reisen

                      #90
                      AW: [PE][BO][AR][CL] Andentrekking

                      Trek 17

                      Cordón del Ñirihuau // Argentinien

                      3 Tage

                      Januar 2011

                      www.trekking.magix.net

                      Am frühen Nachmittag erreichten wir Pampa Linda, dem Endpunkt unserer Nahuel Huapi Traverse.
                      Von Pampa Linda führt ein schmaler holperiger Fahrweg weg, der nach 45 Kilometern auf die Hauptstraße von Bariloche nach El Bolson zweigt. Gegen 16 Uhr nahmen uns nette Einheimische bis dorthin mit. An der Hauptstraße stiegen wir aus, denn wir wollten von dort zu Fuß über die Berge nach Bariloche wandern.

                      Laut unserer Karte sollte hier irgendwo ein Pfad rechts den bewaldeten Hang hochführen auf die Cordón del Ñirihuau. Weil wir ihn erst nicht fanden, fragten an einer Tankstelle. Der Tankstellenbetreiber hatte aber nicht nur keine Ahnung, sondern er erzählte uns auch noch daß dort kein Pfad raufführt und es weglos unmöglich sei dort hochzuwandern, der einzigste Weg nach Bariloche wäre entlang der Hauptstraße.

                      Schließlich fanden wir den gut getarnten Pfadeinstieg doch noch, keine 100 m von der Tankstelle entfernt. Da es schon später Nachmittag war, lohnte sich das loswandern heute nicht mehr und wir schlugen unser Camp 100 m von der Straße entfernt im Wald auf.

                      Allgemeines:
                      Die Cordón del Ñirihuau erhebt sich direkt am Stadtrand von Bariloche und verläuft dann Richtung Süden. Es ist die erste Bergkette am Rande der flachen argentinischen Pampa.

                      Trotz der Nähe zu Bariloche ist diese Bergkette recht unbekannt und wesentlich abgelegener und weniger begangen wie die Berge entlang der Nahuel Huapi Traverse. Im Gegensatz zu vielen anderen Gegenden der patagonischen Anden eignet sich die Cordón del Ñirihuau sehr gut für wegloses wandern, denn die gerölligen Bergkämme sind sanft und weitläufig. Durch die mit Südbuchenwälder bestandenen Täler verlaufen zwar meistens schmale Pfade, aber aufgrund der Randlage zur trockenen Steppenlandschaft ist der Waldboden recht offen und Unterholzfrei und wäre selbst ohne Pfade leicht bewanderbar. Nur etwas weiter in die Anden rein, z.B. an der Nahuel Huapi Traverse, sind die Wälder wegen des dichten Bambusunterholzes weglos schon so gut wie kaum mehr durchquerbar.

                      Leider hatten wir ja nur noch drei Tage Zeit. Es lassen sich in der Cordón del Ñirihuau aber auch noch längere Treks machen.

                      1.Tag:
                      Der mit rote Punkte markierte Pfad führt durch hohen düsteren Wald den Hang nach oben und endet nach 6 Kilometern an einer felsigen Aussichtsstelle direkt oberhalb der Baumgrenze, die auf der Karte als Aiken bezeichnet ist. Eine Art Gipfelbuch liegt hier in einer Eisenbox und bis hierher wandern auch noch häufiger Tageswanderer, heute trafen wir aber niemanden.













                      Weiter ging es weglos den offenen gerölligen Kamm entlang. Auf der Karte war hier zwar eine Route eingezeichnet, man konnte aber nichts von einen Pfad erkennen, auch nicht die geringsten Anzeichen von Steinmännchenmarkierungen. Das Wandern war aber trotzdem einfach auf diesen flachen Kamm. Die Aussicht war phantastisch auf die umliegenden Geröllberge und in die bewaldeten Täler.

                      Wir stiegen einige Male kurz in alpine Hochtäler ab, blieben aber permanent oberhalb der Waldgrenze, nur ein Hangabschnitt war etwas mühsam.

                      Nach der Überquerung eines Passes stiegen wir in das obere Talende des Rio Ñirihuau ab, wo wir im weitläufigen alpinem Gelände kurz oberhalb der Waldgrenze unser erstes Camp aufschlugen.


                      letzter Blick zurück auf den Lago Mascardi, am Horizont der Tronador
















                      unsere Campstelle, plus Weiterweg für morgen



                      2.Tag:
                      Wir blieben im weglosen Gelände oberhalb der Baumgrenze und stiegen auf ein alpines Basin mit kleinem Bergsee. Hier fanden wir zwei Steinmännchenmarkierungen, aber keine Anzeichen von einem Pfad. Von der Abbruchkante hatte man einen spektakulären Blick runter ins bewaldete Tal des Rio Ñirihuau.

                      Über ein alpines Hochtal stiegen wir auf den Cerro Confluencia.













                      Vom sanften Geröllgipfel des Cerro Confluencia genossen wir trotz kühlen Wind die atemberaubende Aussicht. Wir wanderten weglos weiter den sanften Kamm entlang, das war leicht und wir kamen gut vorwärts. Zwei Stunden später waren wir auf dem Cerro Pontoneros. Dahinter verließen wir den Gebirgskamm und stiegen runter in das bewaldete Tal des Arroyo Ñireco.
















                      Abstieg ins bewaldete Tal des Arroyo Ñireco

                      Bevor wir den Wald erreichten, musste die dichte alpine Buschzone durchquert werden. Wir folgten dabei einen steinigen Bachlauf, so kamen wir mit relativ wenig Geplackere ganz gut da durch. Im höheren Südbuchenwald stießen wir auf einen gut sichtbaren Pfad.



                      Wir ließen unsere Rucksäcke dort liegen um die auf der Karte eingezeichnete Refugio Villa Horrible zu suchen, die hier irgendwo sein musste. Etwa eine halbe Stunde lang suchten wir im Wald die Gegend ab, bis wir die ziemlich versteckt liegende alte Hütte endlich fanden. Nach einer kurzen Hütteninspektion mit Fotosession wanderten wir wieder zurück zu den Rucksäcken und schlugen unser letztes gemeinsames Camp auf.







                      3.Tag:
                      Nun war es nur noch ein kurzer und leichter Endspurt auf schmalen Pfad das Tal abwärts. Man kann der Gegend ansehen daß es hier vom Klima schon deutlich trockener ist wie weiter westlich. Nach 6 Kilometer erreichten wir das erste bewohnte Haus, hier beginnt ein Fahrweg und unser Trek endete. Kurz vorher trafen wir einen Hirten, ansonsten haben wir auf den gesamten Trek keine Menschen gesehen.







                      Vom Fahrwegbeginn waren es noch 2 Kilometer bis wir kurz vor Bariloche die Hauptstraße erreichten. Das letzte Stück in die Stadt rein fuhren wir mit dem Bus.

                      Am Nachmittag checkten wir wieder im Hostel ein. Für Gerald endete die Reise hier, am nächsten Tag musste er die Heimreise antreten. Am Abend sind wir nochmal essen gegangen und haben uns an einen Buffet die Bäuche vollgeschlagen.





                      Auch für mich war dies erstmal der letzte Trek in diesen Teil Patagoniens.
                      Von Bariloche ging es für mich am nächsten Tag in einer 30 stündigen Busfahrt nach Punta Arenas, in den äußersten Süden Chiles. Die letzten Treks meiner Reise werde ich in Südpatagonien machen......
                      www.trekking.magix.net

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                      • hambe
                        Gerne im Forum
                        • 18.04.2008
                        • 86
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #91
                        AW: [PE][BO][AR][CL] Andentrekking

                        Zitat von berniehh Beitrag anzeigen

                        Von Bariloche ging es für mich am nächsten Tag in einer 30 stündigen Busfahrt nach Punta Arenas, in den äußersten Süden Chiles. Die letzten Treks meiner Reise werde ich in Südpatagonien machen......
                        Auf die Berichte freu ich mich schon ....

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                        • fjellstorm
                          Fuchs
                          • 05.10.2009
                          • 1315
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #92
                          AW: [PE][BO][AR][CL] Andentrekking

                          Sehr fein Bernd
                          Diese knorrigen (Südbuchen)Wälder in Kombination mit der Gebirgslandschaft..sehr schön.

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                          • berniehh
                            Fuchs
                            • 31.01.2011
                            • 2408
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #93
                            AW: [PE][BO][AR][CL] Andentrekking

                            Anreise nach Südpatagonien

                            Ende Januar 2011

                            Gegen 9 Uhr morgens fuhr der Bus aus Bariloche ab. Es standen mir 24 Stunden Fahrt nach Rio Gallegos bevor, der südlichsten Stadt des argentinischen Festlandes. Die Fahrt war zwar interessant weil die Gegend so schön menschenleer und extrem dünn besiedelt ist, aber landschaftlich war es eher eintönig. Die ganze Zeit sah man nur das gleiche Landschaftsbild aus flacher argentinischer Pampa.




                            Blick aus dem Busfenster

                            Ankunft in Rio Gallegos am nächsten Morgen gegen 9 Uhr, aber eine Stunde später fuhr auch schon ein Anschlussbus weiter nach Punta Arenas, weitere 250 Kilometer entfernt. Die Grenzabfertingungszeit mitgerechnet dauerte die Fahrt 4 bis 5 Stunden und am Nachmittag erreichte ich Punta Arenas.

                            Punta Arenas ist mit 120000 Einwohnern die südlichste Stadt des südamerikanischen Festlandes. Es ist eine wichtige Hafenstadt an der Magellanstraße, jener Meerenge die das Festland von Feuerland trennt und die Hauptstadt der XII Región de Magallanes y la Antartica Chilena, der südlichsten Provinz Chiles.


                            Punta Arenas

                            Im Hostel Independencia fand ich eine Unterkunft für 5000 chilenische Pesos pro Nacht, das sind etwa 8 Euro. Dieses Hostel hatte mir schon Wochen zuvor jemand empfohlen. Wegen der freundlichen familiären Atmosphäre und den für Patagonienverhältnissen recht günstigen Preis, würde ich dieses Hostel auch jedem weiterempfehlen. Zahlreiche Rucksackreisende aus allen möglichen Ländern trifft man hier. Punta Arenas wird also meine Basislagerstadt für die letzten Treks dieser Reise.

                            Das Trekkingpotenzial Südpatagoniens:
                            Wenn man Südpatagonien mit dem Begriff Trekking in Verbindung setzt fällt wohl fast jedem als erstes der Torres del Paine Nationalpark ein, oder die Gegend um El Chalten auf der argentinischen Seite. Dies sind die beiden bekanntesten Trekkinggebiete, wo man gut ausgebaute Pfade vorfindet und haufenweise Leute trifft, weil fast jeder dort hinfährt. Dann gibt es über das Land verteilt noch ein paar kürzere weniger bekanntere Treks, wo man nur wenig bis keine Leute trifft, aber das war´s dann auch schon.

                            Der gesamte Rest der südpatagonischen Anden, man kann sagen eine Fläche von über 1000 km Länge von Süd nach Nord, ist eine sehr große unerschlossene, komplett weglose und vom Menschen ungenutzte Wildnis, ein Labyrinth aus Berge, Gletscher, Fjorde und Inseln.

                            Das gute dabei ist folgendes: Verglichen mit den mit dichten valdivinischen Regenwäldern bedeckten Anden weiter nördlich, ist wegloses querfeldeinwandern in den südpatagonischen Anden relativ einfach, wobei die Betonung auf "relativ" liegt. Darauf komme ich später aber noch genauer zu sprechen.

                            Dann gibt es aber auch noch eine schlechte Seite: Der größte Teil dieser riesigen unerschlossenen Wildnis ist ohne eigenes Boot oder Seekajak, bzw ohne sauteuren Charter von Boot oder Wasserflugzeug für Trekker nicht erreichbar.

                            Nur einige dieser unerschlossenen weglosen Wildnisregionen im chilenischen Teil Südpatagoniens sind auch ohne teuren Transport-Charter, relativ preisgünstig auch zu Fuß erreichbar. Dies sind folgende Gebiete:
                            - Isla Riesco
                            - Península Muñoz Gamero
                            - Península Brunswick
                            - die Fjordküste westlich vom Torres del Paine Nationalpark
                            - einige Regionen Feuerlands

                            Von allen diesen Gegenden hatte ich fotokopiertes topographisches Kartenmaterial aus Santago dabei und auch schon grobe Routenideen. In allen diesen Gegenden lassen sich Wildnistouren von mindestens 20 Tagen Länge machen, falls man sich ein Proviantdepot einfliegen lassen würde sogar auch deutlich längere Touren. Leider reicht meine Zeit nicht für alles aus, ich werde mich also nur auf zwei Gebiete beschränken müssen. Sicher war ich mir zu diesem Zeitpunkt daß ich als erstes eine 20 tägige Wildnisdurchquerung auf Isla Riesco machen wollte, der viertgrößten Insel Chile´s. Welche Treks ich danach noch machen will, wollte ich später entscheiden.

                            Mit meinen Besorgungen in Punta Arenas bin ich nur schleppend voran gekommen, aber ich habe mir da auch keinen Stress gemacht. Ausser Proviant für 20 Tage musste ich auch noch andere Dinge erledigen wie paar neue Klamotten kaufen, in meiner Goretex-Jacke einen neuen Reissverschluss einnähen lassen, Trekkingstiefel reparieren lassen, Wäsche waschen usw....
                            Dann habe ich auch noch einen Flug von Punta Arenas nach Santiago gebucht für den 22.März. So spar ich mir die 40 bis 45-stündige Busfahrt und habe anderthalb Tage länger für Trekkingtouren zur Verfügung.

                            Nach 4 Tagen konnte ich Punta Arenas dann endlich verlassen. Die Isla Riesco ist zwar nicht allzu weit von Punta Arenas entfernt, liegt aber völlig ab vom Schuss der üblichen Touristenrouten und auch als Trekkingziel ist die Insel noch völlig unbekannt.
                            Es waren 160 Kilometer zu meinem Trekkingstartpunkt an der Südküste von Riesco. Einen öffentlichen Transport dorthin gibt es nicht, ich bin also per Anhalter gefahren. Von Punta Arenas wurde ich ziemlich schnell von einen Einheimischen mitgenommen, der nach Rio Gallegos wollte. Nach 48 Kilometern stieg ich aus, als nach links die einsame Schotterpiste zur Isla Riesco abzweigte.

                            Obwohl ab hier kaum noch Verkehr war, bin ich dennoch gut durchgekommen. Mit zwei verschiedenen Estancienbesitzern bin ich stückchenweise für die nächsten 45 Kilometer bis zum Fähranleger nach Riesco gekommen. Es ging durch eine einsame trockene Pampahügellandschaft.

                            Zwischen dem südamerikanischen Festland und dem Ostende der Isla Riesco liegt nur eine schmale Meerenge. Die kleine Fähre hat keine festen Abfahrtszeiten, sie fährt los wenn da Fahrzeuge rüber wollen. Da es keinen Pier gibt legt die Fähre direkt am Strand an.


                            Schaftransporter auf der Fähre nach Riesco



                            Isla Riesco
                            Der Ostteil von Riesco ist flach bis hügelig, hier liegen einige Estancien entlang der Küste, das Land wird als Viehweideland genutzt. Vom Fähranleger führen zwei Fahrwege weg, der eine entlang der Nordküste und der zweite entlang der Südküste, beide enden nach etwa 60 Kilometern.

                            Der gebirgige und von Fjorden durchzogene wesentlich größere Westteil der Insel ist unbewohnt. Das Gebiet wird vom Reserva Nacional Alacalufes eingenommen, ein völlig unerschlossener Wildnispark, der sich 300 Kilometer weit durch die Südwestchilenische Fjord- und Inselwelt erstreckt, auf eine Fläche von über 23000 Quadratkilometern. In diesem Park gibt es keine Rangerstation, keine Pfade und auch keine Zufahrtsstraßen zu ihm. Von den Fahrwegenden auf Riesco ist es noch ein mehrtägiger wegloser Wildnismarsch bis man die auf der Karte eingezeichnete Parkgrenze erreicht.

                            Auch im bewohnten Ostteil der Insel gibt es, außer ein paar verstreut liegende Schaf- und Rinderfarmen, weder Orte, noch Läden. Alles was man an Lebensmitteln braucht muss man aus Punta Arenas mitbringen, auf der Insel gibt es nichts zu kaufen.

                            Vom Fähranleger wollte ich per Anhalter weiter bis zum Fahrwegende trampen. Ich entschied mich für die Südküstenpiste, da auf ihr mehr Verkehr sein sollte. Im Schnitt fahren vielleicht maximal 10 bis 15 Fahrzeuge pro Tag diese Strecke, auf der Nordküstenpiste soll aber noch weniger los sein.


                            Piste auf Riesco

                            Ich habe mich neben der Piste hingelegt und wenn ein Auto kam bin ich schnell hochgesprungen. Innerhalb von drei Stunden kamen aber nur zwei Fahrzeuge vorbei und keines davon hielt an, dann bin ich zu Fuß losmarschiert. Irgendwann hatte ich Glück und es nahmen mich drei Männer in einem Geländewagen mit. Sie arbeiten für eine Minengesellschaft, die hier Braunkohle abbauen. Sie wollten etwa 40 Kilometer weit fahren.

                            Nach 30 Kilometern stoppten sie bei einen kleinen Firmengebäude. Hier gab es ein Abendessen und sie luden mich ein. Nach dem Essen wollten sie noch ein kurzes Stück weiterfahren, aber freundlicherweise fuhren sie mich noch über 30 Kilometer bis zur Hängebrücke am Rio Grande, am Ende des öffentlichen Fahrweges. Ich war glücklich, denn ich hatte nicht damit gerechnet daß ich es heute noch bis hierher schaffe.


                            Hängebrücke am Rio Grande, hier startet mein Trek

                            Ich hatte keine Ahnung was mich auf diesen Trek erwarten würde und wie schwer das Gelände ist, Informationen gab es keine.
                            Eine konkret ausgearbeitete Trekkingroute hatte ich auch noch nicht. Ich wollte erstmal zu den großen namenlosen See in der Inselmitte, am Fuße des Cerro Ladrillero, der schon im Reserva Nacional Alacalufes liegt. Wenn ich dort ankomme müsste ich mal sehen ob ich noch weiter Richtung Westen vordringe oder nicht, jenachdem wieviel Zeit und Proviant ich dann noch haben werde. Mein Trekkingendziel sollte auf jeden Fall die Inselnordküste sein.

                            In einen kleinen Waldstück in der Nähe der Hängebrücke schlug ich mein Camp auf. Morgen früh wollte ich mit meinen Trek starten.
                            Zuletzt geändert von berniehh; 09.02.2012, 23:44.
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                              Erfahren
                              • 08.11.2008
                              • 402
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                              AW: [PE][BO][AR][CL] Andentrekking

                              Hi Bernd,

                              du bietest eine schöne Beschreibung des Trekkingpotenzials von Südpatagonien. Allein die Einleitung zu deinem Riesco Trek lässt die Spannung steigen, was dich wohl auf diesem Wildnistrek erwarten wird.

                              Super!

                              Gerald
                              http://geraldtrekkt.blogspot.de

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                                #95
                                AW: [PE][BO][AR][CL] Andentrekking

                                Ich bin auch sehr gespannt. Allein schon deswegen: "Ich hatte keine Ahnung was mich auf diesen Trek erwarten würde und wie schwer das Gelände ist, Informationen gab es keine."

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                                • berniehh
                                  Fuchs
                                  • 31.01.2011
                                  • 2408
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                                  Trek 18

                                  Isla Riesco (Teil 1) // Chile

                                  20 Tage

                                  Februar 2011

                                  1.Tag:
                                  Erst am Nachmittag bin ich losgewandert, weil es vormittags noch regnete.
                                  Mein erstes Ziel war der große namenlose See im Inselinnern von Riesco, am Fuße des Cerro Ladrillero.

                                  Der Fahrweg endete bei der Hängebrücke am Rio Grande aber noch nicht ganz. Für 7 Kilometer führte noch ein schmaler privater Fahrweg weiter die Südküste entlang bis zur letzten Estancia. Die Strecke war also nicht allzu interessant.



                                  Mein Rucksack war mit über 45 kg megaschwer, ich hatte Proviant für über 20 Tage dabei. Es war daher anstrengend. Pickel und Steigeisen hatte ich auch noch mit, weil ich nicht wusste ob ich unterwegs noch den Cerro Ladrillero oder einen anderen Berg besteigen will bzw kann.

                                  Nach 3 Kilometern passierte ich die Estancia Los Turbales und 4 Kilometer weiter die Rancho Sutivan, das letzte Gehöft, wo der Fahrweg endete. Ich hörte zwar daß da Leute zuhause waren, konnte aber niemanden sehen, daher bin ich ohne anzuhalten weitergewandert.



                                  1 Kilometer weiter schlug ich schon nach insgesamt 2h20 mein Camp auf. Dabei ging ich paarhundert Meter den Rio Boer aufwärts, wo paar Bäume standen. Direkt auf der großen offenen Grasfläche an der Küste war es mir zu windausgesetzt.

                                  2.Tag:
                                  Für die nächsten paar Tage blieb ich an der Südküste.
                                  Eine Fahrspur führte noch für paar Kilometer weiter, ich wanderte teils auf schmale Pfade oder weglos am Strand entlang.


                                  Mischung zwischen Strandwandern und schmale Pfade

                                  Nach 4 Kilometern ereichte ich die etwas tiefer eingeschnittene Bucht der Caleta Eros. Hier sah ich die letzten Fahrspurreste, ab nun wird die Gegend zum Glück nicht mehr mit Fahrzeugen erreichbar sein.



                                  Auf einen gut freigeschlagenen Rinderpfad ging´s weiter durch Wald. Hinter dem nächsten Hügel kam ich in eine weitere Bucht. Hier weideten die letzten Rinder, ab nun begann also die unberührte Wildnis. In dieser Bucht schlug ich mein Camp auf. Mit 9 km in 2h45 war heute wieder nur ein kurzer Wandertag.






                                  Camp 2

                                  3.Tag:
                                  Ich wanderte weiter die nun phantastische unerschlossene Wildnisküste Richtung Westen entlang. Dichter immergrüner Magellan-Regenwald reichte bis an den Strand ran.

                                  Die Magellan-Regenwälder wachsen entlang der Küsten Südwest-Patagoniens, der Wald ist niedriger und weniger artenreich wie der Valdivianische Regenwald weiter nördlich. Hier in Südpatagonien gibt es keinen Bambus, daher sind diese Regenwälder etwas leichter durchwanderbar, sind aber dennoch in vielen Abschnitten sehr anstrengend und voll mit dichtes moosiges Unterholz.

                                  Am Anfang war noch ein schmaler Pfad da, aber dann boten die flachen Geröllstrände relativ leichtes Küstentrekking, nur paar Felsabschnitte waren etwas mühsamer.















                                  Nach drei Stunden kam ich in die tief eingeschnittene und von grünen Dschungelhügeln umgebene Bucht der Caleta Toro. In der Buchtmitte lag die Fitz Roy, ein kleines Touristenkreuzfahrtschiff, das dann aber kurz darauf wieder wegfuhr.


                                  die Fitz Roy liegt dahinten in der Bucht







                                  Am Boden der Bucht stieß ich auf einen gut erkennbaren Pfad, der über die Waldügel von der Küste wegführt.

                                  Eigentlich hatte ich ja nicht damit gerechnet nochmal auf Menschen zu treffen, aber als der Pfad eine Stunde später auf einer alten verwachsenen Rinderweidelichtung wieder an auf die Küste stieß, traf ich drei Fischer, die hier für einige Tage campten.



                                  Ein Stückchen weiter längs wohnte in einer kleinen Holzhütte die Einsiedlerin Monika zusammen mit ihren 23 Hunden, über 20 Kilometer vom Fahrwegende der letzten Estancia entfernt. Sie lud mich zum Kaffee ein und ich blieb eine Weile. Die Fischer kamen auch noch um für Monika Holz zu hacken.

                                  Seit dem Tod ihrer Mutter lebt Monika hier ganz alleine. Sie hat nur noch zwei Zähne, ihre ganzen restlichen hat sie sich über die Jahre nach und nach alle selber gezogen. Ihr Vater war Pole und ihre Mutter Österreicherin, sie selber ist hier in Chile geboren, spricht aber noch gebrochen deutsch.

                                  Früher haben sie hier Rinder gehalten, Rancho Esperanza heisst dieser Fleck Land. Heute sollen aber nur noch 6 Rinder hier irgendwo rumlaufen. Was mit den anderen geschehen ist habe ich nicht richtig verstanden, ich glaubte aber verstanden zu haben daß sie geklaut wurden, Monikas deutsch war relativ schlecht und undeutlich.

                                  Auf meine Frage wieviele Wanderer hier denn im Schnitt pro Jahr vorbeikommen antwortete sie, daß manchmal Fischer mit ihrem Boot vorbeikommen, aber Wanderer hat sie, seitdem sie hier wohnt, also seit 19 Jahren, noch nie gesehen.

                                  Das Wetter war heute wie üblich, wolkig und windig, so windig daß man sich auf freien Strandflächen kaum mehr gerade auf den Beinen halten konnte. "80 kmh weht der Wind heute", erzählte Monika, denn sie kennt sich damit aus. In Hamburg würde man es Sturm nennen, aber Monika bezeichnete es als schönes Wetter. "Wenn das Wetter schlecht wird, dann wird´s hier richtig ungemütlich", meinte sie. Wesentlich stärkere Stürme, zusammen mit viel Regen, sind nämlich nichts ungewöhnliches für diese Region.

                                  Noch in diesem Jahr will Monika ihr zuhause verlassen und in die Nähe von Punta Arenas ziehen. Sie liebt dieses Land zwar und würde am liebsten auch gerne bleiben wollen, aber sie schafft es alleine nicht mehr. Sie ist ja auch nicht mehr die jüngste und könnte vielleicht mal ärztliche Hilfe benötigen. Hier sieht sie oft wochenlang absolut niemanden und ist völlig ab vom Schuss. Wenn sie ihre Hütte verlässt, will sie ihre ganzen Hunde natürlich alle mitnehmen.





                                  Mein Plan war es von hier aus weiter die Küste zu folgen zum Fjordarm des Estuario Fanny, diesen aufwärts wandern bis zum Ende und dann Richtung Inselmitte. Monika hat mir zwar generell abgeraten von hier aus noch weiterzuwandern, hat mich aber in meinen Plan bestärkt die Küste zu folgen. Obwohl sie niemals die Route gegangen ist, hat sie einfach mal so behauptet das die Strandroute bis zum oberen Ende des Estuario Fanny leicht begehbar sei,.......und ich solle auf keinen Fall die Küste verlassen und durchs Inland wandern, dort sei alles voll mit diesen anstrengenden Turbaflächen. Diese Information hat sich später jedoch als völlig falsch herausgestellt.....

                                  Wenn ich von hier aus weiterwander, werde ich keine Menschen mehr sehen. "Da kommt absolut nichts mehr", warnte Monika. Natürlich hat sie da Recht behalten, denn erst als ich über 15 Tage später an der Nordküste die erste abgelegene Estancia erreichte, sah ich wieder Leute.

                                  Ich wollte in der Nähe von Monikas Hütte campen, aber sie empfahl mir einen halben Kilometer entfernt mein Zelt aufzuschlagen, sonst könnte ich Probleme mit ihren laut bellenden Hunden bekommen.

                                  Das habe ich dann auch gemacht.



                                  Zuletzt geändert von berniehh; 12.02.2012, 18:29.
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                                    • 31.01.2011
                                    • 2408
                                    • Privat

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                                    AW: [PE][BO][AR][CL] Andentrekking

                                    Trek 18

                                    Isla Riesco (Teil 2) //Chile

                                    20 Tage

                                    Februar 2011

                                    4.Tag:
                                    Mein Schnupfen ist immer noch nicht richtig weg, ich lasse mir am Morgen Zeit, gehe nochmal zu Monika für ein kurzes Schwätzchen und gegen 13 Uhr wander ich los.

                                    Die Strandroute ist von Monikas Hütte weiter Richtung Westen nur noch für ein kurzes Stück leicht bewanderbar, dann wird es zunehmend anstrengender und das Vorwärtskommen langsamer, mit immer mehr Buchten und felsige Abschnitte dazwischen. Anstrengendere Stellen konnten am Anfang noch auf einen verwachsenen vage erkennbaren Wildnispfad umgangen werden, der Pfad löste sich dann aber auf.

                                    Nach anderthalb Stunden, in einer tief eingeschnittenen Bucht, entschied ich mich die Küste für´s erste zu verlassen, um die vor mir liegende von Buchten zerschnittene Halbinsel zu umgehen. Jetzt bei Ebbe lag in einen Teil der Bucht eine schlickige flache Gezeitenfläche frei.



                                    Nur ein kurzes Stück Inland öffnete sich der Regenwald zu offene Moorflächen, die aufgrund des extrem weichen Bodens aber sehr anstrengend waren, weil ich hier teils bis zu den Knien im Moos versackte. Zwischen den Moorflächen lagen immer wieder plackerige Waldabschnitte mit sehr dichten Unterholz.



                                    Ich war froh als ich nach über zwei Stunden wieder an die Küste stieß, auf einen schmalen, aber leicht begehbaren Geröllstrand. Kurz darauf fand ich auch schon eine ideale Campstelle im dichten Magellan-Regenwald, direkt hinter dem Strand.
                                    8 km in 3h40 bin ich heute gewandert.





                                    5.Tag:
                                    Es war heute sogar mal windstill, aber den ganzen Tag über herrschte eine düstere Stimmung mit viel Regen, daher bin ich auch erst gegen Mittag losgewandert. Ich wollte weiter die Küste folgen, aber das wurde zunehmend schwieriger mit viele felsige Abschnitte, wo ich rumklettern musste und der Regenwald dahinter war extrem dicht. Die gerölligen und leicht begehbaren Strandabschnitte wurden weniger und waren immer nur kurz.





                                    Als der Regen wieder begann schlug ich mein Camp auf und machte nochmals zwei Stunden Pause im Zelt. Später am Nachmittag baute ich das Camp wieder ab und wanderte weiter.

                                    Hinter der felsigen Landzunge des Punta Pichintún erreichte ich den Eingang zum Estuario Fanny. Erneut fing ein leichter Dauerregen an. Es wird bald Zeit ein Camp zu finden, ich war schon klitschenass vom dichten Unterholzgeplackere und so weit ich schauen konnte sah die Küste sehr schwer aus. Der Regen, die Nässe und keine möglichen Campstellen in Sichtweite ließen meine Motivation auf Null sinken. Ich war in einer Sackgasse und entschied mich zur Umkehr. Nach einer Stunde Rückmarsch fand ich eine mögliche Campstelle mit kleinen Bach in der Nähe, dort blieb ich.

                                    Morgen wollte ich die Küste endgültig verlassen um Richtung Inland weiterzuwandern.

                                    6.Tag:
                                    Das Wetter war heute deutlich heller und freundlicher wie gestern. Weil mir der Regenwald hier zu dicht und schwierig war, wollte ich zurückwandern zu der Bucht wo ich vorgestern abend wieder an die Küste stieß. Dort wird man nach kurzem Regenwaldgeplackere relativ schnell die ersten offenen Moorflächen erreichen.

                                    Nach über anderthalb Stunden erreichte ich wieder meine Campstelle von vorgestern.



                                    Ich verließ die Südküste. Weil ich zu faul war den Kompaß ganz unten aus dem Rucksack zu kramen, ging ich ohne, mit dem Ergebnis daß ich nach einer halben Stunde wieder die Küste erreichte an fast der gleichen Stelle wo ich sie verließ, ich war einmal im Kreis gelaufen



                                    Dann holte ich meinen Kompaß raus und kurze Zeit später erreichte ich auch schon die erste Moorlichtung.



                                    Die Magellan-Regenwälder wachsen in der Regel nur an den Küsten oder in der Nähe davon. Das Landesinnere der gebirgigen südwestpatagonischen Insel- und Fjordregionen ist von weiten offenen Turbaflächen bedeckt, einer Mischung zwischen subantarktischer Tundra und Moorland. In vielen Hanglagen und geschützten Bachtälern wachsen zwar auch Wälder, das sind im Unterschied zu den immergrünen Magellan-Regenwäldern jedoch in der Regel sommergrüne Wälder aus hauptsächlich Südbuchen, die im Winter ihre Blätter verlieren und meistens relativ leicht durchwanderbar sind.
                                    Die Baumgrenze liegt in Südpatagonien bei 500 bis 600 m, darüber kommt man in die vegetationslosen hochalpinen Zonen. Zum Vergleich, in den Alpen liegt die Baumgrenze bei etwa 1800 m.

                                    Das Vorwärtskommen wurde deutlich einfacher und ich habe schnell gemerkt daß meine Entscheidung, die Küste zu verlassen, richtig war.







                                    Die beiden wichtigsten Kriterien bei der Wahl einer Campstelle in der Wildnis sind für mich generell daß da frisches Wasser in der Nähe sein muss und der Zeltplatz eben genug ist. In Südpatagonien kommt noch ein drittes Kriterium hinzu: der Windschutz! Ich habe es auf diesen Trek tunlichst vermieden oberhalb der Baumgrenze zu zelten!!! In den weiten offenen Turbaflächen unterhalb der Baumgrenze findet man immer kleine Waldabschnitte in denen man windgeschützt campen kann, jedenfalls habe ich da jeden Tag super Campstellen gefunden die diese drei Kriterien erfüllten.


                                    Waldstück bei Camp 6

                                    7.Tag:
                                    Heute wanderte ich über ein hügeliges Hochland zwischen 400 und 550 m Höhe, mit super Blicke Richtung Westen über den Estuario Fanny und die vergletscherte Gebirgskette noch weit entfernt dahinter am Horizont.

                                    Auch wenn das weglose wandern hier im offenen Gelände meistens einfach war, hat diese Gegend auch so einige Tücken parat. Die Turbaflächen können in Küstennähe oder auf flachen niedrigen Talböden extrem weich und anstrengend sein, aber weiter von der Küste weg, wo das Land ansteigt, wird es zunehmend leichter. Ich musste häufiger tief eingeschnittene Bachrinnen durchqueren die voll mit dichten Busch waren. Die Wälder sind zwar oft leicht durchwanderbar, aber das ist nicht überall so, es gibt auch zahlreiche anstrengende Waldabschnitte, die voll mit dichen Unterholz sind.















                                    Innerhalb von einem Tagesmarsch von der letzten Estancia an der Nord-, und Südküste, sowie im näheren Umkreis vom Lago Riesco findet man zwar noch Rinderspuren, aber jenseits davon nichts mehr. Die Wildnis im Westteil von Riesco ist unberührt und vom Menschen absolut ungenutzt. Auf Riesco gibt es glücklicherweise auch keine Biber, die auf Feuerland und Isla Navarino enorm große Schäden in der Wildnis anrichten.

                                    Ich wanderte auf eine Bergkette zu, die ich überqueren wollte. Kurz vor der Bergkette stieg ich in eine bewaldete Bachschlucht ab, dort unten fand ich eine schöne windgeschützte Campstelle.





                                    8.Tag:
                                    Es war ungemütlich, Regen und Wind, ich blieb zunächst im Zelt und wanderte erst gegen 14 Uhr los.

                                    Auf der anderen Bachseite stieg ich wieder aus der Schlucht raus und schon nach 100 hm war ich oberhalb der Baumgrenze. Ich wanderte den Geröllhang entlang auf den ersten Pass zu.



                                    Der Regen fing wieder an und schon nach 1h10 vom Camp erreichte ich die Passhöhe auf ca. 750 m.



                                    Auf der anderen Seite stieg ich ab in einen oberen Talzweig des Rio Boer. Es dauerte nicht lange bis die beginnende alpine Buschzone ein Weiterwandern am Bachlauf schwierig machten. Da es eh schon spät war hatte ich heute keine Lust mehr mich da noch bei den Regen durchzuplackern und hackte mir mit dem Pickel im Busch ein kleines windgeschütztes Plätzchen für mein Zelt zurecht.





                                    9.Tag:
                                    Das Buschgeplackere am Bach entlang wollte ich mir sparen und stieg somit wieder oberhalb der Buschzone auf einen gerölligen Bergrücken in 700 m Höhe. Die Aussicht war super. Jedesmal wenn ich mich oberhalb der Baumgrenze befand, sah ich eigentlich immer irgendwo Kondore rumfliegen.













                                    Auf der anderen Seite stieg ich in den nächsten Talzweig ab, der wiederum durch einen sanften Passdurchgang einen leichten Zugang zum nächsten Tal bot.







                                    Der Abstieg vom zweiten Pass war ziemlich steil in das Wald- und Moorbedeckte Tal dahinter. Ich wanderte dieses Tal aufwärts, aber den Pass Nr.3 wollte ich heute nicht mehr machen. Am Fuße des Passes fand ich eine phantastische Campstelle in einen knorrigen Waldabschnitt.





                                    Laut Karte müsste ich seit heute irgendwann im Reserva Nacional Alacalufes sein, das mit seiner beachtlichen Fläche von über 23000 Quadratkilometern ja nur einen kleinen Teil der riesigen zusammenhängenden unerschlossen Wildnis Südpatagoniens darstellt.
                                    ------------------------------------------------------
                                    Es gehört zwar nicht unbedingt hier in den Reisebericht, aber damit man mal eine ungefähre Vorstellung von der Gesamtgröße der patagonischen Wildnis bekommt, liste ich hier mal alle Parks auf, mit der jeweiligen ungefähren Quadratkilometerzahl dahinter, die alle direkt ineinander übergehen und somit eine sehr viel größere zusammenhängende völlig unerschlossene Wildnis darstellen, als nur das Reserva Nacionla Alacalufes alleine:

                                    Reserva Nacional Alacalufes (23000)
                                    Paque Nacional Alberto de Agostini (14600)
                                    Parque Nacional Bernardo O´Higgins (35000)
                                    Reserva Nacional Katalalixar (6200)
                                    Parque Nacional Laguna San Rafael (17400)
                                    Reserva Nacional Las Guaitecas (11000)
                                    Parque Nacional Torres del Paine (2400)
                                    Parque Nacional Los Glaciares (4400)

                                    Dies ergibt zusammengezählt eine unglaubliche Fläche von 114000 Quadratkilometern zusammenhängender unbewohnter Wildnis, ohne Straßen und Fahrwege, die ein schier unermessliches Potenzial für Wildnistrekker und Seekajaker bietet
                                    Ein vergleichbar großes zusammenhängendes geschütztes Parksystem wird man außer in Alaska und Amazonien wohl an kaum einen anderen Ort der Erde mehr finden.

                                    Hinzu kommen dann noch einige weitere angrenzende Flächen, die zwar auch unerschlossene Wildnis sind, aber noch nicht als Teil eines geschützten Parksystems angehören, wie z.B. die Peninsula Muñoz Gamero und die Peninsula Brunswick.

                                    Wie man an der obigen Liste erkennen kann, sind die beiden bekanntesten und einzigsten mit Trekkingpfaden erschlossenen Parks, Torres del Paine und Los Glaciares, nur lächerlich klein, verglichen mit der Gesamtfläche. So klein können sie aber dennoch nicht sein, den der Parque Nacional Los Glaciares ist mit seinen 4400 Quadratkilometern immerhin mehr als doppelt so groß ist wie der nordschwedische Sarek Nationalpark.
                                    ---------------------------------------
                                    10.Tag:
                                    Wind und Schauer am Morgen, das Wetter wird hier einfach nicht besser, gegen 13 Uhr bin ich erst wieder losgewandert. Selbst wenn es nicht regnet ist es hier kalt, windig und ungemütlich, nicht gerade Motivation für einen frühen Aufbruch.

                                    Ich stieg hoch auf den 950 m hohen Pass und nach kurzer Zeit war ich wieder oberhalb der Baumgrenze.



                                    Ein 900 m hoher Pass ist in den europäischen Alpen eine Lachnummer, aber in Südpatagonien nicht. Wenn das Wetter gut ist, ist so ein Pass hier zwar kein Problem aber normalerweise bedeutet ein 900 m hoher Pass hier daß man sich für mindestens 300 Höhenmeter in die sturm- und regenausgesetzte Hochalpine Zone begibt, und mit jede 100 m die man höher kommt wird der Sturm stärker.

                                    Die Aussicht von oben war super. Ich habe meinen Rucksack in eine Mulde gelegt, weil ich Angst hatte daß er trotz seiner über 40 Kg Gewicht wegweht, während ich hier rumspaziere zum fotografieren.
                                    Lange bin ich aber eh nicht oben geblieben, denn es war richtig ungemütlich.


                                    Blick vom Pass zurück zum Estuario Fanny

                                    Auf der anderen Seite ging es schnell wieder nach unten in ein weites offenes Turbaland. Am Horizont lag schon der Beginn der vergletscherten Gebirgskette, dort sah ich ein Stück vom großen namenlosen See am Fuße des Cerro Ladrillero, meinem Ziel für morgen.



                                    Unten in einen kleinen idyllischen Flußwald schlug ich windgeschützt mein Camp auf. Wieder nur 7 km in 3 Stunden geschafft.



                                    11.Tag:
                                    Kalter Dauerregen mit Wind die ganze Nacht und den ganzen Vormittag, mal wieder das übelste Suppenwetter, wie üblich hier! Selbst während des Tages stieg das Thermometer kaum über 6 Grad. Nach 23 Stunden machte der Regen erstmal Pause und es kam dann sogar manchmal kurz die Sonne durch.

                                    Gegen 16 Uhr wanderte ich los. Das Wetter blieb normal patagonisch, also schlecht und unbeständig. Innerhalb von Minuten wechselte es ständig hin und her von strahlend blauen Himmel zur übelsten grauen Schauersuppe, mit Wind, aber richtiger Wind. In Südpatagonien regnet es sogar wenn direkt über einem blauer Himmel ist, kein Scherz! Ich kenne keinen windigeren Ort auf der Erde als die Südspitze Südamerikas!

                                    Ich wanderte durch feuchtes Moorland an einer Kette von kleinen Seen vorbei. Dann wurde es sehr hügelig, es ging ständig rauf und runter mit anstrengende Buschplackerabschnitte dazwischen.













                                    Den großen See würde ich heute nicht mehr erreichen. Nach 5 Stunden und 11 Kilometern wurde es gegen 21 Uhr höchste Zeit daß ich eine Campstelle finde. Das war aber nicht einfach hier, der Boden war entweder zu feucht oder uneben und die Waldabschnitte voll mit dichtes Unterholz und Busch.
                                    Auf einer moorigen Senke ließ ich meinen Rucksack liegen um die Gegend nach einer Campmöglichkeit abzusuchen. Nach 20 Minuten fand ich eine winzig kleine geeignete Stelle für mein Zelt, die ich aber noch mit dem Pickel bearbeiten musste.

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                                      Erfahren
                                      • 08.11.2008
                                      • 402
                                      • Privat

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                                      #98
                                      AW: [PE][BO][AR][CL] Andentrekking

                                      Wahnsinn! Zwar ist das meist schlechte Wetter dort ziemlich abschreckend, aber dennoch sieht die Gegend nach einem wahren Trekkingparadies aus! Toll dir hier auf deinen Pionierpfaden folgen zu dürfen! Ich bin schon auf die Fortsetzung gespannt.

                                      Gerald
                                      http://geraldtrekkt.blogspot.de

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                                      • ckanadier

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                                        AW: [PE][BO][AR][CL] Andentrekking

                                        Bin wieder total begeistert von deinen Touren und kann die nächsten kaum erwarten. Du beschreibst sehr spannend und anschaulich. Es juckt richtig in den Fingern, die Karten aus den Schubladen zu kramen. Du versprühst mit deinen Berichten Motivationsgeist.
                                        Gruß Jürgen
                                        http://www.canadierforum.de/t7285f19...Paddel-AB.html

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                                          Zum wiederholten Male-Danke Bernd für die Berichterstattung über deine außergewöhnlichen Treks!

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