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Diesen Sommer bin ich zusammen mit Jan den Sunshine Coast Trail nordwestlich von Vancouver gelaufen. An dieser Stelle möchte ich eine kurze Zusammenfassung unserer Reise geben. Infos zum Weg sowie Kartenmaterial haben wir uns unter http://sunshinecoast-trail.com/ besorgt.
Prolog
Kanadische Westküste – dabei denkt man sofort an den West Coast Trail. Der ist zwar zweifellos sehr schön, aber die hohen Preise haben uns abgeschreckt – mittlerweile zahlt man über 150 Dollar für die Wanderung, plus nochmal knapp 200 Dollar um von Vancouver aus überhaupt bis zum Einstieg/Ausstieg zu kommen. Für nen 75 km Wanderweg schon ziemlich premium. Der Weg ist fast immer ausgebucht, gezahlt wird es also, aber glücklich sein muss man über diese Degradierung der Natur zum Luxusgut nicht sein…
Wir haben uns stattdessen etwas weiter nördlich orientiert und sind einen Großteil des Sunshine Coast Trails gelaufen. Der insgesamt 180 km lange Wanderweg führt von der Fährstation Saltery Bay bis zum nördlichen Zipfel der Region Sunshine Coast, der den schönen Namen Sarah Point trägt. Anders als die Bezeichnung suggeriert, geht es dabei meist bergauf-und ab durchs Gebirge, an der Küste wandert man eigentlich nur am ersten Tag. In Schuss gehalten wird der Wanderweg von ehrenamtlichen Helfern, den PAWs, die ein Hüttennetz entlang des Weges unterhalten. Die Nutzung ist kostenlos – die PAWs freuen sich aber über Spenden. Die meisten der wirklich sehr tollen Hütten habe ich fotografisch im Reisebericht untergebracht.
Tag 1: Anreise Vancouver - Saltery Bay
Ausgangspunkt unserer Reise ist Vancouver. Die bequemste Variante wäre es, einen Fernbus direkt von Vancouver bis nach Saltery Bay zu nehmen. Da ich aber noch nie Wasserflugzeug geflogen bin, nehmen wir einen kleinen Umweg in Kauf: Mit der Fähre geht es von Vancouver nach Nanaimo auf Vancouver Island. Nachdem wir uns kalorienmäßig mit einem Nanaimo Bar auf die kommenden Strapazen vorbereiten, treten wir den Flug nach Sechelt an. Das liegt zwar nur auf der Hälfte des Weges nach Saltery Bay, aber hey: Wasserflugzeug! Bevor wir aber an Bord dürfen, werden nicht nur unsere Rucksäcke, sondern auch wir verwogen. Der Flug mit einem echt kanadischen Unikat – einer beaver – ist dann insgesamt sehr angenehm und leider viel zu schnell vorbei. Die Landung auf Wasser ist im ersten Moment nicht von einer auf Asphalt zu unterscheiden, so hart ist ist es unter den Kufen. Danach schippern wir aber gemütlich in den Hafen von Sechelt ein, der nicht viel mehr ist als ein Haus mit einem langen Steg. Einziges Manko des Fluges: Leider habe ich bei der Planung nicht richtig auf die Karte geschaut und bemerkt, dass der Flug fast nur über offenes Wasser geht. Es gibt auch einen (teureren) Flug direkt von Vancouver aus – Der Aufpreis lohnt sich aber definitiv, da man von dort aus die West Coast Mountains überfliegt. Toll war es aber trotzdem.
Der Flughafen von Nanaimo
Das Gepäck wird noch vom Piloten selbst verladen.
Prima Aussicht beim Fliegen.
Von Sechelt trampen wir in mehreren Etappen bis nach Saltery Bay. Da es keine öffentlichen Busse gibt, machen auch die locals das ganz oft und wir werden schnell mitgenommen. Meine Standardfrage an die locals („How’s the bear situation in this area?“) wird jedes Mal anders beantwortet. Hmpfh.. Nicht sehr beruhigend. Wir tragen beim Wandern das Bärenabwehrspray griffbereit vorn am Rucksack. Später zeigt sich: Locals auf dem Trail haben gar keins bei sich. Egal. Better safe than sorry. Höhepunkt der Anreise ist definitiv die Fähre von Earl’s Cove nach Saltery Bay. Durch scheinbar unberührte Natur schlängelt sich das riesige Schiff an kleinen Inseln mit blasenförmigen Hügelchen vorbei.
Großartige Fährfahrt von Earl's Cove nach Saltery Bay.
Noch mehr großartige Fährfahrt von Earl's Cove nach Saltery Bay.
Knubbelige Berge.
Unsere letzte Mitfahrgelegenheit setzt uns direkt am Einstieg des Wanderweges ab. Da die Dämmerung bald einsetzt, beschließen wir, zumindest noch ein kleines Stückchen auf der südlichen Route entlang der Küste zu laufen und an einer nahegelegenen auf der Karte ausgewiesenen Stelle zu campen. Dabei verschluckt uns sofort das dichte Grün links und rechts vom Weg; orangene Vierecke weisen uns die Richtung. Die Campingstelle mit dem abenteuerlichen Namen Pirates' Cove ist dann sehr schön direkt am Wasser gelegen. Es gibt eine Feuerstelle und wir beschließen den Tag am Lagerfeuer bei Stockbrot mit Tomatenpaste (würgs..). Nach dem Essen und Zähneputzen packen wir alles, was für pelzige Kollegen irgendwie schmackhaft sein könnte, in Jans Rucksack und versuchen, ihn mit einem an einem Stein befestigten Seil an einem Baum hochzuziehen. Das klingt in der Theorie bedeutend einfacher, als es dann letzten Ende war. Nachdem Jan es zwanzig Minuten probiert, nehme ich ihm motzend das Seil weg, schwinge es mit einer gezielten Bewegung Richtung Baum und verliere prompt den Stein. Mit vereinten Kräften schaffen wir es dann nach viel zu langer Zeit aber doch noch im letzten Abendlicht (Tipp an dieser Stelle: Mit einem dickeren, weniger elastischem Seil geht es bedeutend einfacher). Zeit fürs Bett. Gute Nacht!
Der Schmale Trail ist links und rechts dicht bewachsen.
Unser Tagesziel: Pirates' Cove.
Wunderbarer Zeltplatz direkt am Wasser.
Lagerfeuer mit angeschwemmtem Treibholz.
Mein Zustand: Müde, aber glücklich, dass die Anreise gut funktioniert hat.
Jan: "Also ich fand das Abendessen nicht so schlimm, wir hatten schließlich auch noch Käse und überhaupt darf man nicht vergessen, dass der Nährwert von Stockbrot ja gemeinhin von eher ideeller Natur ist. Und um noch etwas zum Bärenspray zu sagen: Schon bevor wir aufgebrochen sind, mussten wir feststellen, dass das Spray von einigen Kanadiern als Unsinn abgetan wird. In dem ersten Outdoor-Geschäft, in dem wir uns damit eindecken wollten, wurden wir zunächst mit der Frage konfrontiert, ob wir denn schonmal einen Kurs zu dessen Nutzung gemacht hätten. Da wir verneinten, wurde uns gesagt, dass wir uns dann damit wohl eher selbst ansprühten, als den Bären damit zu verjagen. Bessere wäre es also, sich mit kleinen Glöckchen zu behängen. Vor der vermeintlichen Nützlichkeit dieser Dinner Bells aber schon vorher gewarnt, sind wir dann schleunigst in einen anderen Laden, wo uns promt ein Bärenspray samt Einweisung verkauft wurde."
Prolog
Kanadische Westküste – dabei denkt man sofort an den West Coast Trail. Der ist zwar zweifellos sehr schön, aber die hohen Preise haben uns abgeschreckt – mittlerweile zahlt man über 150 Dollar für die Wanderung, plus nochmal knapp 200 Dollar um von Vancouver aus überhaupt bis zum Einstieg/Ausstieg zu kommen. Für nen 75 km Wanderweg schon ziemlich premium. Der Weg ist fast immer ausgebucht, gezahlt wird es also, aber glücklich sein muss man über diese Degradierung der Natur zum Luxusgut nicht sein…
Wir haben uns stattdessen etwas weiter nördlich orientiert und sind einen Großteil des Sunshine Coast Trails gelaufen. Der insgesamt 180 km lange Wanderweg führt von der Fährstation Saltery Bay bis zum nördlichen Zipfel der Region Sunshine Coast, der den schönen Namen Sarah Point trägt. Anders als die Bezeichnung suggeriert, geht es dabei meist bergauf-und ab durchs Gebirge, an der Küste wandert man eigentlich nur am ersten Tag. In Schuss gehalten wird der Wanderweg von ehrenamtlichen Helfern, den PAWs, die ein Hüttennetz entlang des Weges unterhalten. Die Nutzung ist kostenlos – die PAWs freuen sich aber über Spenden. Die meisten der wirklich sehr tollen Hütten habe ich fotografisch im Reisebericht untergebracht.
Tag 1: Anreise Vancouver - Saltery Bay
Ausgangspunkt unserer Reise ist Vancouver. Die bequemste Variante wäre es, einen Fernbus direkt von Vancouver bis nach Saltery Bay zu nehmen. Da ich aber noch nie Wasserflugzeug geflogen bin, nehmen wir einen kleinen Umweg in Kauf: Mit der Fähre geht es von Vancouver nach Nanaimo auf Vancouver Island. Nachdem wir uns kalorienmäßig mit einem Nanaimo Bar auf die kommenden Strapazen vorbereiten, treten wir den Flug nach Sechelt an. Das liegt zwar nur auf der Hälfte des Weges nach Saltery Bay, aber hey: Wasserflugzeug! Bevor wir aber an Bord dürfen, werden nicht nur unsere Rucksäcke, sondern auch wir verwogen. Der Flug mit einem echt kanadischen Unikat – einer beaver – ist dann insgesamt sehr angenehm und leider viel zu schnell vorbei. Die Landung auf Wasser ist im ersten Moment nicht von einer auf Asphalt zu unterscheiden, so hart ist ist es unter den Kufen. Danach schippern wir aber gemütlich in den Hafen von Sechelt ein, der nicht viel mehr ist als ein Haus mit einem langen Steg. Einziges Manko des Fluges: Leider habe ich bei der Planung nicht richtig auf die Karte geschaut und bemerkt, dass der Flug fast nur über offenes Wasser geht. Es gibt auch einen (teureren) Flug direkt von Vancouver aus – Der Aufpreis lohnt sich aber definitiv, da man von dort aus die West Coast Mountains überfliegt. Toll war es aber trotzdem.
Der Flughafen von Nanaimo
Das Gepäck wird noch vom Piloten selbst verladen.
Prima Aussicht beim Fliegen.
Von Sechelt trampen wir in mehreren Etappen bis nach Saltery Bay. Da es keine öffentlichen Busse gibt, machen auch die locals das ganz oft und wir werden schnell mitgenommen. Meine Standardfrage an die locals („How’s the bear situation in this area?“) wird jedes Mal anders beantwortet. Hmpfh.. Nicht sehr beruhigend. Wir tragen beim Wandern das Bärenabwehrspray griffbereit vorn am Rucksack. Später zeigt sich: Locals auf dem Trail haben gar keins bei sich. Egal. Better safe than sorry. Höhepunkt der Anreise ist definitiv die Fähre von Earl’s Cove nach Saltery Bay. Durch scheinbar unberührte Natur schlängelt sich das riesige Schiff an kleinen Inseln mit blasenförmigen Hügelchen vorbei.
Großartige Fährfahrt von Earl's Cove nach Saltery Bay.
Noch mehr großartige Fährfahrt von Earl's Cove nach Saltery Bay.
Knubbelige Berge.
Unsere letzte Mitfahrgelegenheit setzt uns direkt am Einstieg des Wanderweges ab. Da die Dämmerung bald einsetzt, beschließen wir, zumindest noch ein kleines Stückchen auf der südlichen Route entlang der Küste zu laufen und an einer nahegelegenen auf der Karte ausgewiesenen Stelle zu campen. Dabei verschluckt uns sofort das dichte Grün links und rechts vom Weg; orangene Vierecke weisen uns die Richtung. Die Campingstelle mit dem abenteuerlichen Namen Pirates' Cove ist dann sehr schön direkt am Wasser gelegen. Es gibt eine Feuerstelle und wir beschließen den Tag am Lagerfeuer bei Stockbrot mit Tomatenpaste (würgs..). Nach dem Essen und Zähneputzen packen wir alles, was für pelzige Kollegen irgendwie schmackhaft sein könnte, in Jans Rucksack und versuchen, ihn mit einem an einem Stein befestigten Seil an einem Baum hochzuziehen. Das klingt in der Theorie bedeutend einfacher, als es dann letzten Ende war. Nachdem Jan es zwanzig Minuten probiert, nehme ich ihm motzend das Seil weg, schwinge es mit einer gezielten Bewegung Richtung Baum und verliere prompt den Stein. Mit vereinten Kräften schaffen wir es dann nach viel zu langer Zeit aber doch noch im letzten Abendlicht (Tipp an dieser Stelle: Mit einem dickeren, weniger elastischem Seil geht es bedeutend einfacher). Zeit fürs Bett. Gute Nacht!
Der Schmale Trail ist links und rechts dicht bewachsen.
Unser Tagesziel: Pirates' Cove.
Wunderbarer Zeltplatz direkt am Wasser.
Lagerfeuer mit angeschwemmtem Treibholz.
Mein Zustand: Müde, aber glücklich, dass die Anreise gut funktioniert hat.
Jan: "Also ich fand das Abendessen nicht so schlimm, wir hatten schließlich auch noch Käse und überhaupt darf man nicht vergessen, dass der Nährwert von Stockbrot ja gemeinhin von eher ideeller Natur ist. Und um noch etwas zum Bärenspray zu sagen: Schon bevor wir aufgebrochen sind, mussten wir feststellen, dass das Spray von einigen Kanadiern als Unsinn abgetan wird. In dem ersten Outdoor-Geschäft, in dem wir uns damit eindecken wollten, wurden wir zunächst mit der Frage konfrontiert, ob wir denn schonmal einen Kurs zu dessen Nutzung gemacht hätten. Da wir verneinten, wurde uns gesagt, dass wir uns dann damit wohl eher selbst ansprühten, als den Bären damit zu verjagen. Bessere wäre es also, sich mit kleinen Glöckchen zu behängen. Vor der vermeintlichen Nützlichkeit dieser Dinner Bells aber schon vorher gewarnt, sind wir dann schleunigst in einen anderen Laden, wo uns promt ein Bärenspray samt Einweisung verkauft wurde."
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