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Diese Jahr bin ich eher spontan in die Heimat gefahren und musste so einiges an Haus und Hof regeln. Es blieb dennoch Zeit für ein paar Touren.
Die längste und anspruchsvollste Tour ging in die Muntii Vrancei.
Diese liegen am nördlichen Ende des Karpatenbogens. Dies war im Prinzip nur Plan B, weil was wir eigentlich vorhatten nicht mehr in Frage kam, da just in der Zeit wo wir aufbrechen wollten im Fagaras schwere Unwetter angekündigt waren.
Vom Wetter sind wir hier auch nicht verschont geblieben, doch dieses Gebirge ist bei weitem nicht so gefährlich, darum haben wir uns ganz kurzfristig für diesen Plan B entschieden.
Zusammen mit mir reiste Tony. Wir stammen beide aus Brasov aber leben in der Diaspora. Ich in Schland er in England. Unsere Familien kennen sich schon ewig und mit ihm hab ich schon mal ne Tour im Fagaras gemacht. Ich wusste also was er in etwa kann.
Mit einem völlig fremden, bzw. mit jemandem mit dem ich noch nie gegangen bin hätte ich diese Tour so nicht gemacht.
Von Brasov aus nahmen wir den einzigen täglichen Bus nach Lepsa von wo ich auch letztes Jahr gestartet bin.
Die Tour beginnt am Eingang der "Cheile Tisitei" der Tisita Schlucht. Dort haben sie auf den ersten km einen Themenpfad über Wildtiere eingerichtet für Touristen. Dorthin kommen vor allem Lokaltouristen aus der Moldau. Das sieht man dann auch an den Nummernschildern, dass die meisten aus Galati, Braila oder Iasi sind.
Der Rumäne an sich und der Moldauer noch viel mehr, pflegt es im Urlaub sich nicht allzu viel zu bewegen. Typischerweise geht man "La Iarba Verde" (wörtlich Ins grüne Gras) also raus ins grüne, fährt mit dem Auto bis an nen Bach, macht Feuer, trinkt Bier, und grillt unmengen an Mititei, die sind ähnlich wie Cevapcici (schmecken aber besser
) ) und lässt dabei ganz laut rumänische Volkloremusik laufen. Wenn dabei eine touristische Sehenswürdigkeit in der Nähe ist wie die Tisitaschlucht, dann geht man mal schnell (natürlich in Adiletten oder Türkenschläppchen) dahin um Fotos zu machen um danach schnell wieder zu grillen. 
Wichtig ist es als rumänischer Mann einen riesigen Bauch zu haben und den auch bei jeder Gelegenheit zu präsentieren. Dann weiß jeder, man hat es geschafft.
Nach diesem kleinen Exkurs zu meinen Landsleuten weiter zur Wanderung.
Von den Cheile Tisitei bis zum großen Tunnel hab ich diesesmal kaum Fotos gemacht weil ich schon letztes Jahr hier war.
Nach dem Tunnel muss man einige male die Tisita überqueren




Witzigerweise hab ich auch diesesmal wieder Marius getroffen, den ich letztes Jahr hier kennen gelernt hatte. Der war aber gerade auf dem Rückweg, wir konnten uns also nur kurz sprechen. Immerhin hatte er für ordentlich Holz an der Feuerstelle gesorgt. Allerdings hat es gegen Ende des Tales auch schon ordentlich gescheppert und Gewitterwolken zogen heran.
Wir mussten zwar noch ein paar mal die Tisita überqueren aber so schnell würde der Fluss nicht anschwellen. Der Regen hielt sich dann auch irgendwo in den Bergen und wir blieben trocken. Und zwar wirklich genau bis wir die Zelte am Lagerplatz am "Gura Cristianu" aufgebaut hatten. Kaum waren wir in unseren Zelten kam schon der ganze Himmel runter.
Der Wolkenbruch hielt jedoch nicht so lange.
Nachher konnten wir uns aus unseren Zelten schälen und das hier entdecken.

Ich habe das schon bei meinen früheren Besuchen hier bemerkt. Das Vranceagebirge ist wirklich ein Garten der Natur. Ich war noch nie an einem Ort mit mitteleuropäischer Vegetation wo das Artenspektrum so groß ist, vor allem was Insekten und Blütenpflanzen angeht.
Es war zwar alles nass aber ich hab dennoch n Feuer anbekommen, da macht sich das zahllose zündeln bezahlt. Gerade als wir dabei waren unseren Bulgur über dem Feuer zu köcheln kam auch schon die nächste Wolkenfront angerauscht, also ab ins Zelt und dort weitergeköchelt. Vorher hab ich noch ordentlich Holz aufs Feuer gelegt.
Ich konnte mir wirklich nicht vorstellen dass bei dem Wolkenbruch das Feuer überleben würde, aber ich hab da so nen Haufen drauf gemacht dass es überstanden hat, da konnte ich stolz drauf sein.

Gewitter rast ran

Düstere Stimmung
Da hier Bärenland ist musste das Essen an den Baum.
Der nächste Morgen begrüßte uns mit bestem Sonnenschein.

Jetzt waren wir so schön trocken geblieben in unseren Zelten. Aber wo wir jetzt durchmussten, würde uns unweigerlich komplett durchnässen.
Der nächste Teil führt einen guten Teil durch einen wilden Bergbach der voll mit brusthohem Pestwurz zugewachsen ist. Natürlich alles komplett nass von der Nacht.




Tony war ziemlich begeistert. Er war selbst noch nie in so einer Wildnis gewesen und es hat ihm sichtlich gefallen hier im "Dschungel"


Es gibt hier zwar noch eine Markierung aber die ist wirklich schwer zu finden. Einen wirklichen Pfad gibt es längst nicht mehr.
Nach einer Weile verlässt man das Bachtal und folgt dem Hang nach oben.


auch hier an der Baumgrenze wo Grasland auf Bäume trifft ist der Artenreichtum extrem hoch. Wir konnten hier auch etliche "Iutarii", Pfeffermilchling (Lactarius Piperatus) aufsammeln

Silberdistel

Auch Walderbeeren waren hier noch häufig zu finden wo sie im Tal schon längst vorbei waren.

Hier oben trafen wir auch die einzigen Touristen auf unserer ganzen Tour. 4 Mädels die eine Tagestour hier machten und durch die Cheile Tisitei zurückwollten.
Touris kommen wirklich sehr selten hier hin. Entsprechend sind auch die Wege. Nur selten markiert und die Pfade teilen sich oft auf und sind nix anderes als Trampelpfade. Zumindest auf dem Cristianu-Dealul Negru Kamm.
Auf diesem Kamm ging es auch weiter. Spuren von Bären und Hirschen wurden hier häufiger. Wolfspuren hatte ich noch keine gesehen.

Ganz unten im Tal liegt unsere Lagerstelle von heut morgen.
Weiter gehts also auf dem Kamm durch dichten Bergfichtenwald bis wir die Saua Geamana erreichen, den Geamana Sattel.


Ab hier gehts erstmal durch Grasland weiter. Ganz weiter unten gibt es eine Hirtenhütte und ein paar Schafe. Die einzige in der ganzen Umgebung. Sehr wenig verglichen mit anderen Gebirgsmassiven.


Hier fanden wir eine leerstehend Hütte, die wohl Waldarbeiter benutzten. Nach allen Indizien war aber seit längerer Zeit keiner hier gewesen, warum also nicht die Nacht hier verbringen?
Das beste war, in einer Kiste konnten wir auch Salz und Öl finden. Perfekt um unsere Iutarii zu braten.

Der Geschmack dieser Pilze ist schon speziell. Man kann sie glaub ich nur hassen oder lieben.
Tony ruhte sich aus während ich noch ein paar Fotos schoss.


Ich liebe diese ganz spezielle Atmosphäre in den Hochlagen der Karpaten, man kann sie unmöglich beschreiben. Ist etwas ganz anderes als in allen anderen Gebirgen.
Den weiteren Abend verbrachten wir mit Kartenspielen, Kochen und Geschwätz.
Irgendwann in der Nacht wurde ich wach und ich wollte mal rausgucken. Nun wurde mir auch schnell klar warum diese Region die sauberste Luft in ganz Rumänien hat, dazu kam noch Neumond und absolut null Lichtverschmutzung:


Die Kühe hier hab ich den gestrigen Abend beobachtet, die haben echt Mumm. Laufen bis weit nach Dämmerung allein im Wald rum und kommen dann irgendwann von selbst zum Verschlag. Und das bei all den Wölfen und Bären hier.
Direkt nah an der Hütte haben wir einen kleinen Wasserlauf gefunden. Klar erstmal das Wasser aufgefüllt. Dann beim probieren gekostet, schmeckt übelst nach Kuh bzw. nach Kuhscheisse. Nein das Wasser konnte nicht mal ich trinken. Wir Idioten haben also nicht nur schlechtes Wasser gefunden sondern auch noch unser restliches Wasser kontaminiert.
Geil. Also erstmal völlig ohne Wasser auf dem Kamm weiterlaufen und die Sonne brannte immer mehr.

Zum Glück fanden wir am Wegesrand bald eine riesige ansammlung fruchtigster Himbeeren, die konnten den Durst wenigstens etwas stillen


In der Nähe dieser aufgegebenen Hirtenhütte konnten wir ein winziges Rinnsal finden und unser Wasser auffüllen. Drei weitere Quellen die auf der Karte eingezeichnet waren, waren komplett ausgetrocknet.

Riesenmegahorn

Der weitere Weg führte durch einen recht gruseligen Wald. Extrem still, eine seltsame Atmosphäre, besonders an den Geröllfeldern am Gipfel, welche wir überqueren mussten




Ich sagte ja schon die Muntii Vrancei sind ein Garten der Natur, auch was essen angeht.
Hier oben war es irgendwann so voll mit "Merisoare" Preiselbeeren, dass wir uns ne ganze Tüte voll damit sammelten um uns nachher ne Suppe damit zu kochen.

Weiter zeigte sich hier auf dem Kamm der Blick in den Kernbereich der Vranceawildniss


Wir befanden uns zurzeit auf dem Dealu Negru dem schwarzen Hügel. Von hier ging es dann wieder runter in die Saua Tisitei, wo wir einen Lagerplatz finden wollten. Dort unten befinden sich auch ein paar Hirtenhütten.
Nach einigem verlaufen kamen wieder wieder an einer verlassenen Hütte an wo wir gedachten zu übernachten.
Hier kochten wir auch unsere Preiselbeersuppe:

Ziemlich lecker kombiniert mit ein paar Minzblättern, nur der Zucker hat gefehlt.
Plötzlich kam hier ein Kerl des Weges gelaufen. Er stellte sich als Vasile vor und ist hier Kuhhirte. Wir haben ne ganze Weile gequatscht und er bot uns an in seiner Hütte zu übernachten die nicht weit von hier war. Bis er zurück war und die Kühe aus dem Wald alle eigesammelt und zum Verschlag gebracht hatte, hatten wir uns auch entschieden bei ihm einzukehren, würde bestimmt lustig werden.
Auf dem Weg hat er uns noch ebenso mal die Stelle gezeigt wo ein Luchs heute in der früh ein Kalb gerissen hatte. Ein Bär hatte den Luchs dann vertrieben und weiter von der Karkasse gefressen. Da der Bär hier wohl öfter mal zu den Kühen kommt hat sich Nea Vasile gedacht, dass er das Problem einfach mal selber in die Hand nimmt. Denn hier oben löst man seine Probleme noch selber. Also hat er dort an dem Kadaver einer Falle hingebaut, wie er sagte aus Ästen um den Bären zu fangen. Keine Ahnung was das für eine Falle war, das hatte er alles mit Ästen und Blättern getarnt.
Ich frag mich ob seine Falle erfolgreich gewesen ist.

Nea Vasile. Das Foto hat Tony gemacht darum der komische Rahmen.

Blick aus meinem Bett.
Vasile hat uns dann an der Hütte gelassen und ging weiter nach den Kühen sehen.
Nächsten Morgen ging ich ganz früh raus um zu pissen, und was sehen meine Müden Augen da am Waldrand? Ein riesiges schwarzes Bärenmännchen zwischen den Bäumen. Ich renn zuück um meine Spiegelreflex zu holen, aber bis ich wieder zurück war hatte er sich auch wieder verkrümelt. Dieses Jahr hatte ich echt kein Glück mit Bären...
Vasile meinte nachher auch dass das genau der Bär ist der hier zu den Kühen kommt.

Der Kuhverschlag am frühen Morgen.
Vasile gab uns noch frischgemolkene Milch zum Frühstück. 2 Liter davon nahmen wir dann auch nachher mit. Unser weiterer Weg war nun das Tisita Mare Tal, welches in seinem größten Teil komplett wegelose Wildnis ist und der anspruchvollste Teil dieser Tour werden sollte.
Nea Vasile begleitete uns noch eine Weile auf dem Forstweg und erklärte uns wo wir ins Tal einsteigen müssten und verabschiedete sich dann.
Am Anfang läuft man im Bachlauf noch recht einfach, da ist auch vor kurzem ein Traktor oder so durchgefahren.
Nach kurzer Zeit wird der Bach aber komplett wild. Die Hänge sind Steil und felsig und der beste Weg ist wirklich das Bachbett selbst wo man immer wieder den Bach überqueren muss.
So schleppten wir also unsere 2 Liter Frischmilch durch diese Wildnis



Das Tal ist wieder mal komplette Wildnis und lässt sich gut mit dem Laita Tal, wo ich letztes Jahr gewesen bin, verlgeichen. Es ist allerdings nicht so gefährlich weil der Bach weit weniger wild ist und die Hänge auch nicht derart Steil. Bei höherem Wasserstand bekommt man allerdings ein Problem da man etliche male den Fluss durchqueren muss oder gar in ihm laufen muss.
Auch wenn einem hier etwas passiert wird es höcht brenzlig da es keinerlei Netz gibt und niemals jemand hier vorbeikommt. Die Wölfe und Bären die bestimmt keinen Bogen um einen Verletzen Bewegungsunfähigen machen, geben der Sache den letzten Kick. Man sollte also vermeiden zu stolpern. ;)


Hier kommen wir nach einiger Zeit an den ersten Wasserfall, der ist etwas knifflig und man muss am glitschigen Fels links klettern. Fällt man allerdings wird man im schlimmsten Fall komplett nass. Also nicht allzu gefährlich

Der Wasserfall von unten, hier wurde erstmal ein ausgiebiges Bad genommen in dem Becken.


Und einmal Angeberstyle mit langer Belichtungszeit
Buchstäblich über Stock und Stein geht es immer weiter den Bachlauf entlang.



Täler wie diese muss man einfach gernhaben. Das ist reines Abenteuer. Tony war begeistert und zu keinem Zeitraum überfordert. Ihm hat das genauso viel Spaß gemacht wie mir. Ich errinere mich vage an ein ähnliches Tal wo es etwas anders zuging.






Hier kam der zweite Wasserfall, wobei dies eher ein Abfolge von Kaskaden war. Da musste man teilweise auf dne Hang ausweichen und klettern.

Jede Menge Becken wo man planschen könnte.

Gegen Ende des Tales in zogen sich wieder dunkle Wolken hinter uns zu. Ich wollte auf jeden Fall vermeiden vom Gewitter hier überrascht zu werden, das könnte übel enden. Das Tempo wurde jetzt also etwas angezogen. Uns kam aber zugute dass das Gelände jetzt etwas leichter wurde und teils kleine Pfade den Weg erleichterten.


Mein letztes Foto. Ab hier sind wir marschiert.
Das Gewitter brach tatsächlich genau über uns los als wir aus dem Tal herauskamen. Wir waren jetzt wieder am Platz unserer ersten Übernachtungsstelle und musste wieder durch die Cheile Tisitei.
Der Starkregen hat uns komplett durchnässt. Irgendwann waren wir auch so nass dass uns alles egal war.
Völlig nass kamen wir also gegen 6 Uhr in Lepsa an. Hier fuhr absolut nix mehr und dicke schwere Wolken hingen über den Bergen, der nächste Regen war nur eine Frage der Zeit.
Ursprünglich war ja geplant das wir irgendwo an einer Wiese am Ortausgang zelteten um dann morgen den Bus zu nehmen.
Wir wollten aber vorher noch was ordentliches essen, so kamen wir erstmal ins Restaurant wo ich auch letztes Jahr war. Da haben wir uns den Magen mit Mititei und allem möglichen anderen vollgeschlagen. Just als wir dort ankamen fing auch der Dauerregen an der die ganze Nacht anhalten sollte.
So war unsere Entscheidung schnell klar dass wir ganz bestimmt nicht jetzt noch unsere Zelte in der Dunkelheit im Dauerregen aufbauen und wir nahmen ein Zimmer, denn das Restaurant war auch ein Hotel. So viel Dekadenz muss schon sein
Nächsten Morgen wollten wir dann den einzigen Bus der am Tag nach Brasov fährt nehmen, haben uns auch schon an der Haltestelle aufgestellt und dann der Schock. Der Bus war derartig voll dass niemand mehr hereinpasste, geschweige denn zwei Typen mit fetten Wanderrucksäcken.
Da standen wir also und mussten gucken wie wir hier wegkommen. Da hilft nur noch Hitchhiking. Ca. 2 Stunden haben wir da verbracht bis uns tatsächlich jemand mitnahm.
In der Zeit des wartens entdeckte ich allerdings das:


Der große Schrecken der Menschheit. Man kann gar nicht wegsehen so schrecklich ist es... Only in Romania
Tatsächlich haben wir auch eine Mitfahrgelegenheitbekommen die auch gewissermaßen deutlich bequemer war als im vollüberfüllten Bus stehen zu müssen. In Sf. Gheorghe wurden wir dann rausgeschmissen, aber konnten locker einen Zug nach Brasov nehmen.
Für alle die irgendwas mit Wald zu tun haben und denen Täler und Schluchten gefallen müssten die Vranceaberge das Paradies sein. Ich werde dort jedenfalls noch einige male hinkommen. Interessant wäre dort auch mal zwei Wochen vor Ort zu sein und Tiere zu beobachten, Fische zu fangen und so weiter. Womöglich auch mal im Winter. So viele Täler die ich noch nicht erkundet habe.
Die längste und anspruchsvollste Tour ging in die Muntii Vrancei.
Diese liegen am nördlichen Ende des Karpatenbogens. Dies war im Prinzip nur Plan B, weil was wir eigentlich vorhatten nicht mehr in Frage kam, da just in der Zeit wo wir aufbrechen wollten im Fagaras schwere Unwetter angekündigt waren.
Vom Wetter sind wir hier auch nicht verschont geblieben, doch dieses Gebirge ist bei weitem nicht so gefährlich, darum haben wir uns ganz kurzfristig für diesen Plan B entschieden.
Zusammen mit mir reiste Tony. Wir stammen beide aus Brasov aber leben in der Diaspora. Ich in Schland er in England. Unsere Familien kennen sich schon ewig und mit ihm hab ich schon mal ne Tour im Fagaras gemacht. Ich wusste also was er in etwa kann.
Mit einem völlig fremden, bzw. mit jemandem mit dem ich noch nie gegangen bin hätte ich diese Tour so nicht gemacht.
Von Brasov aus nahmen wir den einzigen täglichen Bus nach Lepsa von wo ich auch letztes Jahr gestartet bin.
Die Tour beginnt am Eingang der "Cheile Tisitei" der Tisita Schlucht. Dort haben sie auf den ersten km einen Themenpfad über Wildtiere eingerichtet für Touristen. Dorthin kommen vor allem Lokaltouristen aus der Moldau. Das sieht man dann auch an den Nummernschildern, dass die meisten aus Galati, Braila oder Iasi sind.
Der Rumäne an sich und der Moldauer noch viel mehr, pflegt es im Urlaub sich nicht allzu viel zu bewegen. Typischerweise geht man "La Iarba Verde" (wörtlich Ins grüne Gras) also raus ins grüne, fährt mit dem Auto bis an nen Bach, macht Feuer, trinkt Bier, und grillt unmengen an Mititei, die sind ähnlich wie Cevapcici (schmecken aber besser


Wichtig ist es als rumänischer Mann einen riesigen Bauch zu haben und den auch bei jeder Gelegenheit zu präsentieren. Dann weiß jeder, man hat es geschafft.

Nach diesem kleinen Exkurs zu meinen Landsleuten weiter zur Wanderung.
Von den Cheile Tisitei bis zum großen Tunnel hab ich diesesmal kaum Fotos gemacht weil ich schon letztes Jahr hier war.
Nach dem Tunnel muss man einige male die Tisita überqueren




Witzigerweise hab ich auch diesesmal wieder Marius getroffen, den ich letztes Jahr hier kennen gelernt hatte. Der war aber gerade auf dem Rückweg, wir konnten uns also nur kurz sprechen. Immerhin hatte er für ordentlich Holz an der Feuerstelle gesorgt. Allerdings hat es gegen Ende des Tales auch schon ordentlich gescheppert und Gewitterwolken zogen heran.
Wir mussten zwar noch ein paar mal die Tisita überqueren aber so schnell würde der Fluss nicht anschwellen. Der Regen hielt sich dann auch irgendwo in den Bergen und wir blieben trocken. Und zwar wirklich genau bis wir die Zelte am Lagerplatz am "Gura Cristianu" aufgebaut hatten. Kaum waren wir in unseren Zelten kam schon der ganze Himmel runter.
Der Wolkenbruch hielt jedoch nicht so lange.
Nachher konnten wir uns aus unseren Zelten schälen und das hier entdecken.

Ich habe das schon bei meinen früheren Besuchen hier bemerkt. Das Vranceagebirge ist wirklich ein Garten der Natur. Ich war noch nie an einem Ort mit mitteleuropäischer Vegetation wo das Artenspektrum so groß ist, vor allem was Insekten und Blütenpflanzen angeht.
Es war zwar alles nass aber ich hab dennoch n Feuer anbekommen, da macht sich das zahllose zündeln bezahlt. Gerade als wir dabei waren unseren Bulgur über dem Feuer zu köcheln kam auch schon die nächste Wolkenfront angerauscht, also ab ins Zelt und dort weitergeköchelt. Vorher hab ich noch ordentlich Holz aufs Feuer gelegt.
Ich konnte mir wirklich nicht vorstellen dass bei dem Wolkenbruch das Feuer überleben würde, aber ich hab da so nen Haufen drauf gemacht dass es überstanden hat, da konnte ich stolz drauf sein.

Gewitter rast ran

Düstere Stimmung
Da hier Bärenland ist musste das Essen an den Baum.
Der nächste Morgen begrüßte uns mit bestem Sonnenschein.

Jetzt waren wir so schön trocken geblieben in unseren Zelten. Aber wo wir jetzt durchmussten, würde uns unweigerlich komplett durchnässen.
Der nächste Teil führt einen guten Teil durch einen wilden Bergbach der voll mit brusthohem Pestwurz zugewachsen ist. Natürlich alles komplett nass von der Nacht.




Tony war ziemlich begeistert. Er war selbst noch nie in so einer Wildnis gewesen und es hat ihm sichtlich gefallen hier im "Dschungel"


Es gibt hier zwar noch eine Markierung aber die ist wirklich schwer zu finden. Einen wirklichen Pfad gibt es längst nicht mehr.
Nach einer Weile verlässt man das Bachtal und folgt dem Hang nach oben.


auch hier an der Baumgrenze wo Grasland auf Bäume trifft ist der Artenreichtum extrem hoch. Wir konnten hier auch etliche "Iutarii", Pfeffermilchling (Lactarius Piperatus) aufsammeln

Silberdistel

Auch Walderbeeren waren hier noch häufig zu finden wo sie im Tal schon längst vorbei waren.

Hier oben trafen wir auch die einzigen Touristen auf unserer ganzen Tour. 4 Mädels die eine Tagestour hier machten und durch die Cheile Tisitei zurückwollten.
Touris kommen wirklich sehr selten hier hin. Entsprechend sind auch die Wege. Nur selten markiert und die Pfade teilen sich oft auf und sind nix anderes als Trampelpfade. Zumindest auf dem Cristianu-Dealul Negru Kamm.
Auf diesem Kamm ging es auch weiter. Spuren von Bären und Hirschen wurden hier häufiger. Wolfspuren hatte ich noch keine gesehen.

Ganz unten im Tal liegt unsere Lagerstelle von heut morgen.
Weiter gehts also auf dem Kamm durch dichten Bergfichtenwald bis wir die Saua Geamana erreichen, den Geamana Sattel.


Ab hier gehts erstmal durch Grasland weiter. Ganz weiter unten gibt es eine Hirtenhütte und ein paar Schafe. Die einzige in der ganzen Umgebung. Sehr wenig verglichen mit anderen Gebirgsmassiven.


Hier fanden wir eine leerstehend Hütte, die wohl Waldarbeiter benutzten. Nach allen Indizien war aber seit längerer Zeit keiner hier gewesen, warum also nicht die Nacht hier verbringen?
Das beste war, in einer Kiste konnten wir auch Salz und Öl finden. Perfekt um unsere Iutarii zu braten.

Der Geschmack dieser Pilze ist schon speziell. Man kann sie glaub ich nur hassen oder lieben.
Tony ruhte sich aus während ich noch ein paar Fotos schoss.


Ich liebe diese ganz spezielle Atmosphäre in den Hochlagen der Karpaten, man kann sie unmöglich beschreiben. Ist etwas ganz anderes als in allen anderen Gebirgen.
Den weiteren Abend verbrachten wir mit Kartenspielen, Kochen und Geschwätz.
Irgendwann in der Nacht wurde ich wach und ich wollte mal rausgucken. Nun wurde mir auch schnell klar warum diese Region die sauberste Luft in ganz Rumänien hat, dazu kam noch Neumond und absolut null Lichtverschmutzung:

Die Kühe hier hab ich den gestrigen Abend beobachtet, die haben echt Mumm. Laufen bis weit nach Dämmerung allein im Wald rum und kommen dann irgendwann von selbst zum Verschlag. Und das bei all den Wölfen und Bären hier.
Direkt nah an der Hütte haben wir einen kleinen Wasserlauf gefunden. Klar erstmal das Wasser aufgefüllt. Dann beim probieren gekostet, schmeckt übelst nach Kuh bzw. nach Kuhscheisse. Nein das Wasser konnte nicht mal ich trinken. Wir Idioten haben also nicht nur schlechtes Wasser gefunden sondern auch noch unser restliches Wasser kontaminiert.

Geil. Also erstmal völlig ohne Wasser auf dem Kamm weiterlaufen und die Sonne brannte immer mehr.

Zum Glück fanden wir am Wegesrand bald eine riesige ansammlung fruchtigster Himbeeren, die konnten den Durst wenigstens etwas stillen


In der Nähe dieser aufgegebenen Hirtenhütte konnten wir ein winziges Rinnsal finden und unser Wasser auffüllen. Drei weitere Quellen die auf der Karte eingezeichnet waren, waren komplett ausgetrocknet.

Riesenmegahorn

Der weitere Weg führte durch einen recht gruseligen Wald. Extrem still, eine seltsame Atmosphäre, besonders an den Geröllfeldern am Gipfel, welche wir überqueren mussten




Ich sagte ja schon die Muntii Vrancei sind ein Garten der Natur, auch was essen angeht.
Hier oben war es irgendwann so voll mit "Merisoare" Preiselbeeren, dass wir uns ne ganze Tüte voll damit sammelten um uns nachher ne Suppe damit zu kochen.

Weiter zeigte sich hier auf dem Kamm der Blick in den Kernbereich der Vranceawildniss


Wir befanden uns zurzeit auf dem Dealu Negru dem schwarzen Hügel. Von hier ging es dann wieder runter in die Saua Tisitei, wo wir einen Lagerplatz finden wollten. Dort unten befinden sich auch ein paar Hirtenhütten.
Nach einigem verlaufen kamen wieder wieder an einer verlassenen Hütte an wo wir gedachten zu übernachten.
Hier kochten wir auch unsere Preiselbeersuppe:

Ziemlich lecker kombiniert mit ein paar Minzblättern, nur der Zucker hat gefehlt.
Plötzlich kam hier ein Kerl des Weges gelaufen. Er stellte sich als Vasile vor und ist hier Kuhhirte. Wir haben ne ganze Weile gequatscht und er bot uns an in seiner Hütte zu übernachten die nicht weit von hier war. Bis er zurück war und die Kühe aus dem Wald alle eigesammelt und zum Verschlag gebracht hatte, hatten wir uns auch entschieden bei ihm einzukehren, würde bestimmt lustig werden.
Auf dem Weg hat er uns noch ebenso mal die Stelle gezeigt wo ein Luchs heute in der früh ein Kalb gerissen hatte. Ein Bär hatte den Luchs dann vertrieben und weiter von der Karkasse gefressen. Da der Bär hier wohl öfter mal zu den Kühen kommt hat sich Nea Vasile gedacht, dass er das Problem einfach mal selber in die Hand nimmt. Denn hier oben löst man seine Probleme noch selber. Also hat er dort an dem Kadaver einer Falle hingebaut, wie er sagte aus Ästen um den Bären zu fangen. Keine Ahnung was das für eine Falle war, das hatte er alles mit Ästen und Blättern getarnt.
Ich frag mich ob seine Falle erfolgreich gewesen ist.

Nea Vasile. Das Foto hat Tony gemacht darum der komische Rahmen.

Blick aus meinem Bett.
Vasile hat uns dann an der Hütte gelassen und ging weiter nach den Kühen sehen.
Nächsten Morgen ging ich ganz früh raus um zu pissen, und was sehen meine Müden Augen da am Waldrand? Ein riesiges schwarzes Bärenmännchen zwischen den Bäumen. Ich renn zuück um meine Spiegelreflex zu holen, aber bis ich wieder zurück war hatte er sich auch wieder verkrümelt. Dieses Jahr hatte ich echt kein Glück mit Bären...
Vasile meinte nachher auch dass das genau der Bär ist der hier zu den Kühen kommt.

Der Kuhverschlag am frühen Morgen.
Vasile gab uns noch frischgemolkene Milch zum Frühstück. 2 Liter davon nahmen wir dann auch nachher mit. Unser weiterer Weg war nun das Tisita Mare Tal, welches in seinem größten Teil komplett wegelose Wildnis ist und der anspruchvollste Teil dieser Tour werden sollte.
Nea Vasile begleitete uns noch eine Weile auf dem Forstweg und erklärte uns wo wir ins Tal einsteigen müssten und verabschiedete sich dann.
Am Anfang läuft man im Bachlauf noch recht einfach, da ist auch vor kurzem ein Traktor oder so durchgefahren.
Nach kurzer Zeit wird der Bach aber komplett wild. Die Hänge sind Steil und felsig und der beste Weg ist wirklich das Bachbett selbst wo man immer wieder den Bach überqueren muss.
So schleppten wir also unsere 2 Liter Frischmilch durch diese Wildnis




Das Tal ist wieder mal komplette Wildnis und lässt sich gut mit dem Laita Tal, wo ich letztes Jahr gewesen bin, verlgeichen. Es ist allerdings nicht so gefährlich weil der Bach weit weniger wild ist und die Hänge auch nicht derart Steil. Bei höherem Wasserstand bekommt man allerdings ein Problem da man etliche male den Fluss durchqueren muss oder gar in ihm laufen muss.
Auch wenn einem hier etwas passiert wird es höcht brenzlig da es keinerlei Netz gibt und niemals jemand hier vorbeikommt. Die Wölfe und Bären die bestimmt keinen Bogen um einen Verletzen Bewegungsunfähigen machen, geben der Sache den letzten Kick. Man sollte also vermeiden zu stolpern. ;)


Hier kommen wir nach einiger Zeit an den ersten Wasserfall, der ist etwas knifflig und man muss am glitschigen Fels links klettern. Fällt man allerdings wird man im schlimmsten Fall komplett nass. Also nicht allzu gefährlich

Der Wasserfall von unten, hier wurde erstmal ein ausgiebiges Bad genommen in dem Becken.


Und einmal Angeberstyle mit langer Belichtungszeit

Buchstäblich über Stock und Stein geht es immer weiter den Bachlauf entlang.



Täler wie diese muss man einfach gernhaben. Das ist reines Abenteuer. Tony war begeistert und zu keinem Zeitraum überfordert. Ihm hat das genauso viel Spaß gemacht wie mir. Ich errinere mich vage an ein ähnliches Tal wo es etwas anders zuging.






Hier kam der zweite Wasserfall, wobei dies eher ein Abfolge von Kaskaden war. Da musste man teilweise auf dne Hang ausweichen und klettern.

Jede Menge Becken wo man planschen könnte.

Gegen Ende des Tales in zogen sich wieder dunkle Wolken hinter uns zu. Ich wollte auf jeden Fall vermeiden vom Gewitter hier überrascht zu werden, das könnte übel enden. Das Tempo wurde jetzt also etwas angezogen. Uns kam aber zugute dass das Gelände jetzt etwas leichter wurde und teils kleine Pfade den Weg erleichterten.


Mein letztes Foto. Ab hier sind wir marschiert.
Das Gewitter brach tatsächlich genau über uns los als wir aus dem Tal herauskamen. Wir waren jetzt wieder am Platz unserer ersten Übernachtungsstelle und musste wieder durch die Cheile Tisitei.
Der Starkregen hat uns komplett durchnässt. Irgendwann waren wir auch so nass dass uns alles egal war.
Völlig nass kamen wir also gegen 6 Uhr in Lepsa an. Hier fuhr absolut nix mehr und dicke schwere Wolken hingen über den Bergen, der nächste Regen war nur eine Frage der Zeit.
Ursprünglich war ja geplant das wir irgendwo an einer Wiese am Ortausgang zelteten um dann morgen den Bus zu nehmen.
Wir wollten aber vorher noch was ordentliches essen, so kamen wir erstmal ins Restaurant wo ich auch letztes Jahr war. Da haben wir uns den Magen mit Mititei und allem möglichen anderen vollgeschlagen. Just als wir dort ankamen fing auch der Dauerregen an der die ganze Nacht anhalten sollte.
So war unsere Entscheidung schnell klar dass wir ganz bestimmt nicht jetzt noch unsere Zelte in der Dunkelheit im Dauerregen aufbauen und wir nahmen ein Zimmer, denn das Restaurant war auch ein Hotel. So viel Dekadenz muss schon sein

Nächsten Morgen wollten wir dann den einzigen Bus der am Tag nach Brasov fährt nehmen, haben uns auch schon an der Haltestelle aufgestellt und dann der Schock. Der Bus war derartig voll dass niemand mehr hereinpasste, geschweige denn zwei Typen mit fetten Wanderrucksäcken.
Da standen wir also und mussten gucken wie wir hier wegkommen. Da hilft nur noch Hitchhiking. Ca. 2 Stunden haben wir da verbracht bis uns tatsächlich jemand mitnahm.
In der Zeit des wartens entdeckte ich allerdings das:


Der große Schrecken der Menschheit. Man kann gar nicht wegsehen so schrecklich ist es... Only in Romania

Tatsächlich haben wir auch eine Mitfahrgelegenheitbekommen die auch gewissermaßen deutlich bequemer war als im vollüberfüllten Bus stehen zu müssen. In Sf. Gheorghe wurden wir dann rausgeschmissen, aber konnten locker einen Zug nach Brasov nehmen.
Für alle die irgendwas mit Wald zu tun haben und denen Täler und Schluchten gefallen müssten die Vranceaberge das Paradies sein. Ich werde dort jedenfalls noch einige male hinkommen. Interessant wäre dort auch mal zwei Wochen vor Ort zu sein und Tiere zu beobachten, Fische zu fangen und so weiter. Womöglich auch mal im Winter. So viele Täler die ich noch nicht erkundet habe.
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