[NL] [UK] Ups und Downs auf der North Sea Cycle Route

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    #21
    AW: [NL] [UK] Ups und Downs auf der North Sea Cycle Route

    Es wird.

    Mo, 08.09.2014
    Sunderland - Seaham; Saltburn-by-the-Sea – Hinderwell, 18,4 km

    Am Morgen ist es immer noch kalt. Seit Februar hatten wir im Norden – bis auf zwei oder drei Wochen im August – wunderbares Wetter und die Vorstellung, dass der Herbst kommt, ist sehr ungemütlich. Aber es hilft nichts. Ich muss Wasser wegbringen und pelle mich aus meinen Schlafsäcken. Schnell ziehe ich mich an und hole meine dünne Polarloftinnenjacke aus dem Reservebeutel. Auch die wollene Wintermütze schadet nicht.


    Ich packe zusammen. Das Außenzelt ist klitschnass, aber das Innenzelt ist wie immer trocken. Also trenne ich wieder das Innenzelt vom Außenzelt. Diese Version lässt sich auch viel besser im Packbeutel verstauen.

    Die deutschen Zelter sind ebenfalls aufgestanden, und ich laufe zu ihnen, weil mich ihr Vorhaben interessiert. Sie besitzen ein Nallo. Von ods haben sie noch nie etwas gehört. Sie laufen den Hadrian`s Wall Path. http://www.nationaltrail.co.uk/hadrians-wall-path. Ihr Auto werden sie an einem Hotel parken, das extra Parkflächen für Wanderer bereit hält. Die Unterkünfte sind vorgebucht.

    Die Sonne erzeugt ein farbenprächtiges Morgenrot,





    doch kurz darauf verschwindet sie hinter den Wolken. Ein Blick zurück.





    Als ich den Platz verlasse, schlafen die Engländer von gestern noch. Ich mache ein paar Erinnerungsfotos und bin wieder auf der Landstraße von gestern. Vor dem Wäldchen habe ich gestern gestanden und telefoniert.





    Das dezente Schild.





    Heute wird es fast nur bergab gehen, das ist günstig. An einer Kreuzung sehe ich ein Radwegschild und erhoffe mir, dass der Weg nach Seaham führt. Gestern kam hier ein Radler heraus. Der Bereich ist videoüberwacht.





    Es macht Spaß, ihn zu radeln, aber leider knickt der Weg ab und ich kann nicht erkennen, ob er nicht ganz woanders hinführt. Mein Navi hilft hier leider nicht weiter und Radfahrer oder ortskundige Spaziergänger sehe ich auch nicht. Das erste Mal merke ich, dass ich in meiner Flexibilität ohne topografische Karten sehr eingeschränkt bin. Erst viel später werde ich erfahren, dass es Spezialkarten für Radfahrer gibt, auf denen die Radwege verzeichnet sind. Sie sind bei Sustrans erhältlich, die den Nordseeküstenradweg in England zusammenstellen. Die offizielle website des Nordseeküstenradwegs weist sogar darauf hin, aber die Information ist mir in der Vorbereitung entgangen.

    Ich wende, denn sicher ist sicher und fahre das Stück zurück. In der Ferne sieht man Seaham. Ich brauche übrigens noch einen Tag, um zu bemerken, dass der etwas dunklere Streifen am Horizont das Meer ist. Die Kamera bildet den Kontrast deutlicher ab, als er ist.





    Bald bin ich in Seaham.





    Noch bin ich unentschlossen, ob ich tatsächlich mit dem Zug fahren soll. Heather hatte mir geraten, in der Leihbücherei, die auch eine Touristinformation ist, nach Routen und Unterkünften zu fragen. Aber als ich mein Fahrrad durch Seaham schiebe, vergeht mir dazu die Lust. Der Ort wirkt deprimierend und es scheint, als würde jeder, der es sich leisten kann, wegziehen.





    Die Menschen auf den Straßen sehen müde aus und schauen mich gleichgültig oder ablehnend an. Wer Arbeit hat, ist jetzt sicherlich nicht unterwegs, und ich tue Seaham vielleicht Unrecht, aber was ich sehe, beeinflusst natürlich meine Stimmung. Ich verspüre wenig Lust, hier zu bleiben. Durch das Schieben gerate in ins Schwitzen und ziehe die Wintermütze und die wärmende Jacke aus. Vergeblich halte ich nach dem Supermarkt von gestern Ausschau. Ich hatte einige Straßen wiedererkannt, aber wohl anscheinend eine Abzweigung verpasst. So finde ich nicht wieder. Aber dort hätte ich mein Fahrrad auch nicht unbewacht abstellen mögen, genausowenig, wie ich es an der Tankstelle tue, die ich nun passiere. Es erscheint mir einfach zu riskant.

    Ich finde die Schilder zum Bahnhof und entscheide mich, vernünftig zu sein. Die Hilflosigkeit von gestern möchte nicht nicht noch einmal erleben und auf eine zweite Heather kann ich mich nicht verlassen. Wäre ich in Begleitung, würde ich wohl weiterfahren, aber alleine habe ich ein Bedürfnis nach Sicherheit. Zwei mit billigem Schmuck behängte, übergewichtige Teenies in britisch-pink (Bonbonfarben) laufen affektiert vor mir her. Ich frage sie nach dem Bahnhof und sie geben mir richtig nett Auskunft. Man soll Menschen nicht nach dem Aussehen beurteilen. Ich fotografiere die Stelle, wo ich Heather getroffen habe und ringe noch einmal kurz mit mir. Geradeaus geht eine ruhige Straße in Richtung Meer. Aber die Warnung von gestern hat gewirkt. Ich gebe mir einen Schubs. In 12 Minuten fährt der Zug.





    Vor mir liegt das falsche Gleis. Ich muss eine Unterführung durchqueren, um zum anderen Bahnsteig zu kommen. Als ich ihn endlich erreiche, sehe ich, dass der Automat auf der anderen Seite ist. Ich überlege, ob ich ohne Fahrkarte einsteigen soll und erklären soll, ich hätte die Funktionsweise des Automaten nicht verstanden, aber mein Sinn für Korrektheit lässt sich nicht manipulieren. Ich rase mit dem Fahrrad auf die andere Seite und hechte zu dem Automaten. Er ist defekt. Also rase ich wieder zurück. Ein paar Geschäfte befinden sich in Bahnhofsnähe, aber ich kann nicht erkennen, ob ein Kiosk dabei ist. Es scheint eine Agentur zu sein. Ich habe Hunger und esse ein Stück Lakritze. In Redcar muss ich mir etwas zu essen suchen.

    Der Zug kommt pünktlich und es ist ein Züglein. Eher ein Schienenbus. 2 Waggons. Es gibt einen Abschnitt für Fahrräder, und ich kann mich sogar setzen. Die Schaffnerin kommt. Ich zahle 10 Pfund für ein Ticket nach Redcar. Die Fahrt geht holprig an der Küste entlang und ab und zu habe ich Seeblick. Die von mir auf der offiziellen website gefundene Route wäre dagegen im Landesinneren verlaufen.

    Ein Meer von Häusern. Wie fühlt man sich, wenn man in so einer Enge aufwächst?





    Golfplatz





    Kohle und Stahl.





    In Middlesbrough muss ich umsteigen, der Zug fährt am gleichen Bahnsteig. Er ist erheblich moderner als der erste, aber auch nicht sehr lang. Ich komme mit einem Mann ins Gespräch und als ich erzähle, dass ich Richtung Whitby fahre, fragt er mich, warum ich denn nicht in Saltburn aussteige, der Zug endet dort. Die Gegend dort ist sehr hügelig und sehr schwer zu fahren. Da ich ja nun sowieso schon Zug fahre, kommt es auf ein paar Meter auch nicht mehr an und ich frage den Schaffner, wieviel die zusätzliche Strecke kostet. Nichts. Meine Fahrkarte geht auch bis Saltburn. Also bleibe ich sitzen. Zu meiner Überraschung ist die Strecke Redcar – Saltburn flach und ich ärgere mich ein wenig. Diese 6 Kilometer hätte ich auch noch geschafft. Aber bekanntlich sind bestimmte Dinge Schicksal.





    Als ich in Saltburn-by-the-Sea aus dem Bahnhof komme und überlege, wo ich hier etwas zu Essen finden könnte, spricht mich ein Mann an und fragt mich, ob das ein Elektro-Bike sei. Ich verneine verwundert, und er zeigt auf mein Bordo Granit Schloss. Er dachte, das sei ein Akku. Er erzählt mir, dass er ein E-Bike hatte und der Antrieb defekt ist. Man kann den Dingern nicht trauen. Ich wolle mit dem Fahrrad weiterfahren? Dazu ist es hier doch viel zu steil. Ähm ja.





    Zwei ältere Herren auf dem Fahrrad sehen, dass ich etwas suche und gesellen sich zu mir. Was ich suchen würde? Ich erkläre ihnen, dass ich dringend etwas zu essen brauche, und sie erklären mir den Weg zum besten Sandwichgeschäft der Stadt. Ob mein Fahrrad da sicher sei, frage ich? Sie bieten mir an, mich zu begleiten und warten total nett vor dem Geschäft, um auf mein Gepäck aufzupassen. Ich kaufe für 5 Pfund ein belegtes Sandwich (Käse, Tomaten und viel Salat), ein Stück Pizza vegetarisch und ein Onion und Cheese Pie. Die Frau hinter dem Tresen hat eine mütterliche Aussstrahlung, und ich kann vorwegnehmen, dass ich noch nie so ein gutes Sandwich gegessen habe, wie hier.

    Ich erzähle den beiden Männern, was ich vorhabe, und der eine legt die Stirn in Falten. Das wird schwer. Sehr schwer. „Hier ist es wie im Harz“. Ich schüttele den Kopf, der Harz ist höher, und ich wundere mich ein wenig, dass er den Harz kennt. Er war einmal in Osterode in Urlaub. Aber ich bin nun gewarnt und bedanke mich sehr herzlich bei den Herren.

    Ich suche den Weg Richtung Whitby, den sie mir beschrieben haben und fahre eine Straße hinunter. Um kurz darauf geschockt mit meiner Höhenangst zu kämpfen. Steil führen die Serpentinen in die Tiefe. Oh, Leute, muss da sein? Dann schon lieber Holland.

    Vorsichtig taste ich mich ins Tal. Hoffentlich halten die Bremsen. Auf halber Höhe mache ich an einer breiteren Stelle Halt, um die Autos vorbeizulassen, die ungeduldig den Berg hinunterrasen wollen. Schnell mache ich ein paar Bilder.

    Die Seebrücke.





    So geht es gleich weiter.





    Und dann auf dem schmalen, kurvigen Pfad wieder hoch.





    Weiter unten bedanke ich mich zunächst bei meinem Fahrrad und sehe dann ein Schild, das mir bekannt vor kommt. Ach.





    Ich hätte in Redcar aussteigen können, der Promenadenweg ist flach. Und er wäre Teil des Nordseeküstenradwegs gewesen. Mist. Aber ein so gutes Sandwich hätte ich da bestimmt nicht gefunden, das war also Schicksal.


    Ein letzter Blick zurück.





    Es geht nun den steilen Weg hinauf und ein MTBler, der mir gleich entgegenkommt, bekundet Mitleid mit mir.





    Mit dem Gepäck wird das abenteuerlich, meint er. Danke. Das Schieben geht aber besser als erwartet, mein Fahrrad war schon viel schwerer. Ab und zu halte ich dennoch an, um etwas zu Verschnaufen. Und Brombeeren zu naschen, die leider noch etwas sauer sind.





    Oben angekommen mache ich Fotos von Saltburn und sehe, dass es hier sogar eine Seilbahn gibt, welche die Menschen vom Strand in die Stadt bringt. Der kleine rote Kasten bewegt sich nämlich. Im Hintergrund dürfte man Middlesbrough sehen.











    Der Radweg führt nun auf der Höhe entlang, was nicht heißt, dass es flach ist. Aber es ist eben auch nicht richtig steil, so dass ich teilweise fahren kann.





    Es geht durch geordnete, teils spießige Wohngegenden (bewachte Nachbarschaft), kleine Zwischenräume, Parkanlagen und schon bald geht mir das ziemlich auf die Nerven. Ständig muss ich nach den Schildern suchen und ich habe das Gefühl, ich komme nicht weiter. Es sind einfach nur Umwege, um der direkten Straße aus dem Weg zu gehen.








    Auch wenn es immer wieder etwas zu sehen gibt.

















    Um zehn nach zwei stehe ich an einem Radwegschild, das ich nicht verstehe. Ich interpretiere es so, dass der 1er hier zu Ende ist. Mittlerweile weiß ich, dass der Nordseeküstenradweg verschiedenen lokalen Routen folgt und manchmal durch diese abgelöst wird. So erspart man sich wohl eine doppelte Beschilderung. So ist es durchaus möglich, dass darauf hingewiesen werden soll, dass der Weg nach Whitby zunächst einmal der 168 folgt. Mir ist das an dieser Stelle aber nicht klar und da ich nicht weiß, wo der Weg jetzt weitergeht, bin ich misstrauisch. Ich möchte einfach nichts mehr riskieren. Einen kurzen Moment folge ich ihm noch, dann entscheide ich mich für die Landstraße.





    Ich möchte endlich vorankommen und nicht mehr ewig durch irgendwelche Dörfer gondeln. Und nicht zuletzt heißt meine Route „Nordseeküstenradweg“ und die Küste habe ich schon länger nicht mehr gesehen. Ich sause die Straße hinunter und denke nur: „Das musst Du jetzt alles wieder hochschieben“, aber nun ist es zu spät. Unten angekommen wird mir klar, dass die Straße recht viel befahren ist. Aber ein Mann, den ich frage, erklärt mir, ich solle nicht den Radwegen, sondern der Straße folgen. Er verwendet ein Wort, das ich nicht kenne, aber ich vermute, da ist ein Bürgersteig. Das ist richtig, zumindest teilweise und das erleichtert den Weg. Eine zeitlang gibt es sogar einen kleiner parallellaufenden Pfad für Fußgänger in einem Waldstück, der sehr idyllisch ist. Die Sonne ist mittlerweile herausgekommen und brennt ganz schön.

    Immer wieder kleinere Ortschaften.





    Tolle Abfahrten (nach den Schiebestrecken).





    Die nächsten Hügel drohen natürlich schon. Aber dennoch genieße ich den schönen Tag. Fahrradschieben hat etwas meditatives, wie ich finde. Ich wandere ja gerne und mit dem Fahrrad kann man dann die abfallenden und flachen Passagen wunderbar überbrücken. Als Belohnung sozusagen. Wie immer bin ich froh, dass ich mit Wanderstiefeln radele.

    Dann kommt ein Moment, wo ich langsam müde werde und im Navi nach Übernachtungsmöglichkeiten schaue. Die Adressen, die mir die Frau vom Campingplatz gestern gegeben hatte, bezogen sich zweimal auf Saltburn und einmal auf Whitby. Ich gebe die Adresse des Platzes bei Whitby ein und mein Navi weist mir eine Entfernung von 15 km aus. Das ist zu weit. Bei diesen Hügeln brauche ich ewig. Ich muss wieder auf mein Glück hoffen.

    Und das kommt auch. In Form eines Schildes. Hinderwell steht darauf. Hinderwell ist der nächste Ort und ca. 2 km entfernt. Hinderwell? Hieß so nicht der Campingplatz, den mir die Frau aufgeschrieben hatte?





    Ich checke Archies Camping. Der Campingplatz ist aufgeführt. 2 Miles. Er liegt mitten am Weg. Ich bin erleichtert.

    Ich befinde mich nun im Nationalpark North York Moors und stelle fest, dass meine und die Interpretation der Engländer, was vorsichtiges Fahren ist, ein wenig auseinander gehen.





    Es gibt nun wieder einen Bürgersteig. Ein alter Mann sitzt auf einer Bank und schaut auf die Straße. Etwas später begegnet mir ein wanderndes Ehepaar mittleren Alters. Sie könnten bei ods sein. Ich grüße und frage sie, ob sie den Campingplatz kennen. Ja, den kennen sie, ein netter kleiner Platz. Er ist geöffnet. Wo ich den hinwolle. Ich erzähle ihnen, dass ich über Whitby nach Scarborough fahren werde und es so schwierig ist, Campingplätze zu finden. Nach kurzem Nachdenken sagt der Mann: „ Mit Campingplätzen kenne ich mich nicht so aus. Aber in Boggle Hole ist eine Jugendherberge, die sollten sie besuchen. Die liegt sehr abgelegen und ist wirklich sehenswert. Und fragen Sie in Whitby nach dem Cindertrack. Der Cindertrack ist eine alte Bahntrasse. Die Strecke ist flach. Den sind wir auch schon gewandert. Den müssen Sie unbedingt gesehen haben.“ Seine Frau nickt zustimmend.
    Ich bedanke mich und finde, das klingt doch jetzt alles schon sehr viel besser als gestern. Vor lauter Freude mache ich Raupenfotos.








    Kurz darauf finde ich den Campingplatz. Eine sehr alte Dame begrüßt mich herzlich. Auch hier gibt es ein Häuschen, in dem sich die Zelter aufhalten können. Die Dusche ist kostenfrei und ich habe die Auswahl zwischen zwei Stellplätzen. Der eine Platz ist schief, aber vermutlich unverbaubar, der Platz ist relativ gerade. Ich entscheide mich für den zweiteren, da ich guten Schlaf höher bewerte. Sofort ist das Begrüßungs- und Inspizierkommando des Platzes da und schaut, was ich da treibe.





    Die (noch) unverbaute Aussicht.





    Raubtierfütterung.





    Ein trocknendes Zelt.





    Etwas die Straße herunter gibt es einen Butcher, dessen Geschäft als kleiner Supermarkt fungiert. Ich laufe hin und bedauere mal wieder, kein Fleisch essen zu dürfen. Ich kaufe Pilze, Paprika, Broccoli, Brötchen, eine Dose gemantsche Erbsen und eine Dose Bohnen. 7 Pfund, also ca. 9 Euro. Der Fish und Chips Shop zwei Häuser weiter, den ich geflissentlich ignorieren wollte, hat geöffnet, und man sollte nie hungrig einkaufen gehen. Ein Automatismus lenkt meine Schritte in die Richtung und ohne es steuern zu können, sagt meine Stimme: „eine kleine Portion Fish and Chips“. Irgendwie erwarte ich den üblichen Fischkettenfraß, bestehend aus zur Unkenntlichkeit deformierten Fischnuggetts und bin dann überrascht, als ein echtes Fischfilet seinen Weg in die Friteuse findet.





    Die Panade esse ich übrigens nicht mit. Dafür tränke ich die Chips in Essig.

    Vor dem Zelt, mit Blick auf den North York Moor Nationalpark, verzehre ich meine Beute. Vielleicht war es doch ganz gut, Middlesbrough weiträumig zu umfahren. Meine Vorfreude auf die nächsten Tage steigt.
    Dem Fisch folgt das Sandwichbrötchen von heute morgen und hätte ich gewusst, wie gut es schmeckt, hätte ich zwei gekauft. Für das Gemüse reicht mein Hunger leider nicht mehr. Den Rest muss ich morgen essen.





    Zwei Autofahrer mit Zelt kommen und stellen ein riesiges Familienzelt genau auf den Stellplatz vor mir. Das Auto noch links daneben. Unglaublich rücksichtsvoll. Sie räumen ihr Zelt ein und nerven sich gegenseitig an. Beste Voraussetzungen für den Urlaub. Zwei Autofahrer mit einem kleinen Trekkingzelt in orange haben dagegen den Platz am Rand auf der gegenüberliegenden Seite gewählt. Das ist weit weg. Schade, ich hätte gerne noch ein bisschen gequatscht. Der Abend gestern war so lustig. Aber die Camper hier sind lieber für sich.
    Ich bitte die Dame vom Campingplatz, meinen Fotoakku aufzuladen und das tut sie gerne. Sie sind morgens immer schon früh wach und übernachten in einem Wohnwagen neben der Rezeption. Sie sind schon viel gereist und waren auch in Deutschland. Sie passen auf den Hund der Tochter auf.





    Es dauert nicht lange, dann wird es auch schon dunkel und da ich zum Schlafen gekommen bin, stört mich der beeinträchtigte Blick nicht mehr. Als ich in der Nacht rausmuss, leuchtet der Himmel orange. Middlesbrough. In der Tat. Man muss nicht alles sehen.


    Zuletzt geändert von Torres; 30.09.2014, 21:30.
    Oha.
    (Norddeutsche Panikattacke)

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    • Torres
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      • Meine Reisen

      #22
      AW: [NL] [UK] Ups und Downs auf der North Sea Cycle Route

      Die Eisenbahn, Schmuggler und andere Erlebnisse.

      Di, 09.09.2014
      Hinderwell – Boggle Hole, 29,8 km

      Am Morgen ist der Himmel wieder bedeckt und es sieht nach Regen aus. Auf dem Weg zur Toilette begegne ich der anämischen Nachbarin aus dem Familienzelt vor mir. Sie grüßt nicht und macht einen freudlosen Eindruck. Vielleicht hat sie schlecht geschlafen, sie stand ja am Hang.

      Ich packe vor und frühstücke dann erst einmal gemütlich. Es gibt Gemüseburger mit Ketchup.





      Das Überwachungskommando erscheint umgehend und kontrolliert die Ordnungsmäßigkeit des Belags.








      Ohne Kostprobe zieht der Inspekteur anschließend wieder von dannen.

      In der Küche gibt es einen Kettle, und ich entscheide mich, heute morgen einen Kakao zu machen. Der Veggiburger liefert nur wenig Energie.








      Ich erhalte meinen Fotoakku geladen zurück und unterhalte mich noch ein wenig mit dem Mann. Gemeinsam schauen wir uns die Wanderkarte der Region an. Das erste Mal sehe ich, dass der Radweg Nr. 1 tatsächlich in den Wanderkarten verzeichnet ist.

      Hier verläuft er aber ganz anders, als auf der Karte der offiziellen website des Nordseeküstenradwegs (von dieser Karte hatte ich nämlich Fotos mit dem ungefähren Routenverlauf gemacht). Zwar geht die 1 ungefähr auf der von mir in meine Karte eingezeichneten in Route Richtung Middlesbrough, führt dann aber nach Redcar. Und die Stelle, an der ich umgedreht habe, ist zwar noch der 1 zugeordnet, dann teilt sich aber der Radweg und die 1 in Richtung Staithes ab. Staithes ist der Ort vor Hinderwell.
      Ich erinnere mich, dass ich in Staithes tatsächlich ein Radwegschild 1 gesehen hatte, was ich beim Bericht vom gestrigen Tage vergessen zu erwähnen hatte. Ich wusste allerdings bereits, dass der Weg nur nach Staithes führt, aber nicht nach Whitby. Der Radweg endet im Nichts. Nach Whitby führt anscheinend nur die Straße, an der ich mich befinde.

      Die Alternativroute über Guisborough findet sich nicht auf der Karte, aber meine Nachrecherche von heute ergibt, dass sie (wie von mir vor Ort richtig vermutet) umständlich und weitläufig über die Berge führt. Inwieweit man von dieser Strecke aus das Meer sehen kann, weiß ich natürlich nicht. Und auch nicht, ob der Radweg die Höhe nutzt, also recht flach ist. Eine Nachrecherche hat ergeben, dass dort Bahnhöfe sind. Das lässt auf Ebenen schließen. Die Bahnhöfe dürften auch ein Grund sein, wieso diese Strecke bevorzugt wird. Die gute Erreichbarkeit und Planbarkeit der Tour. Da sie aber definitiv nicht zur 1 gehört, wäre sie keine Option gewesen.


      Hier noch einmal das Schild von gestern auf der Höhe.





      Und wer will, kann hier recherchieren. Klick. http://www.sustrans.org.uk/ncn/map?l...utes&filters=-. Dass sie auch eine App haben, weiß ich erst jetzt. Aber ich wollte ja auf Internet verzichten. Und letztlich habe ich die Lücken im System auch so herausgefunden....

      Ich frage den Mann nach dem Cinder Track. Ja, der beginnt in Whitby. Im Ort ist eine Tankstelle, dort soll ich fragen. Und Boggle Hole. Da muss ich unbedingt übernachten. Die Schulferien sind vorbei, da sollte Platz sein. Schon der zweite, der Boggle Hole empfiehlt. Nun, schauen wir mal, wie die Streckenaufteilung heute funktioniert.


      Spät für meine Verhältnisse, nämlich halb neun, verlasse ich den Platz und radele zur Straße. Auf diese Zeichen sollte man achten.





      Der Butcher.





      „Gehe nicht in Trauer an diesem Stein vorbei, sondern mit Stolz und lebe Dein Leben so erhaben, wie sie starben."
      Die Inschrift fetzt mich. Nie wieder Krieg, hatte wir uns gesagt. Und nun marschieren wieder halbe Kinder in fremde Länder, um andere Menschen zu vernichten und eine Weltherrschaft zu errichten. „Wann wird man je verstehen....“

      Das Mahnmal ist für den 1. Weltkrieg errichtet worden. An die Toten des 2. Weltkriegs erinnert eine nachträglich angefügte Platte.





      Das Wetter ist neblig-trüb und die Straße ist recht leer.





      Ab und zu fahre ich, ab und zu nicht. Es ist ein schöner Tag, und ich genieße den Augenblick.





      Immer wieder gackert es neben mir. Sind das Blesshühner? Oder Fasane? Auf jeden Fall betrachten sie mich mit Misstrauen und sich fluchtbereit. Dabei bin ich gar keine Gefahr. Die Autos sind die wahre Bedrohung, man sieht es an den Tierleichen am Straßenrand. Ein paar Häuser, ansonsten ist es hier menschenleer.





      Und das ist der Moment, wo ich das erste Mal sehe, dass der dunkle Streifen, den ich für Wolken gehalten hatte, das Meer ist. Mag sein, dass das nun ein paar Fotos zu viel sind und diese sich auch viel zu ähnlich sind. Aber jedes Foto hat für mich eine eigene Bedeutung und vereint in sich die verschiedensten Gefühle und Gedanken.














      Ein Schild taucht auf und ich überlege, ob es nun 3 Meilen lang 25 Prozent hinuntergeht oder in drei Meilen. Die erste Version wäre natürlich nicht schlecht. Obwohl. Das werde ich später anders sehen.





      Wieder ein Opfer.





      Schöne, geschwungene Linien.








      Leider hat sich meine Kamera verstellt und so werden mehrere Bilder unscharf. Der Autoverkehr nimmt nun zu und ab und zu muss ich in den Graben ausweichen, da die Autos keine Anstalten machen, mit Abstand zu überholen. Später werde ich begreifen, dass die Straßen in England einfach zu eng sind. Oder die Autos zu breit geworden sind. Für Fahrräder ist einfach kein Platz. Vermutlich haben die Straßen noch Postkutschenformat.





      Ein kleiner Campinglatz in Lythe, der wäre auch in Frage gekommen. Man hat sogar Meerblick. Eine Kirche.





      Die Straße macht nun eine kleine Kurve und es geht tief ins Tal hinein. Ich will gerade starten, da sehe ich in letzter Sekunde die Bank und vor allem: die Aussicht. Mein Herz stockt und ich bremse. Vorsichtig rette ich mein Fahrrad und mich vor den herannahenden Autofahrern auf sicheres Gelände.





      Whitby.

      Der kleine Fußgängerweg ist in schlechtem Zustand. Ich müsste schieben. Daher nehme ich die Straße. Eine gute Idee, aber auch nicht besonders herzschonend für mich. Zwischendrin habe ich echtes Muffensausen. Klar, einerseits macht es Spaß, aber andererseits habe ich keine Lust, in die Seitenlage zu geraten. Ich fahre Motorrad und weiß, wie das hinterher aussieht. Aber alles geht gut und auch die Autos fahren vernünftig.


      Und dann bin ich am Strand.








      Der Eindruck von Idylle täuscht allerdings, denn ich befinde mich direkt an der Straße.





      Aber dennoch genieße ich die Eindrücke.





      Einfach schön.











      Ich radele über eine Brücke, unter der sich Enten versammelt haben.








      Wieder die obligatorischen Bänke.





      Und hier in diese Weite gehören Windhunde auch hin.








      Ich bin schon jetzt fasziniert, wieviele unterschiedliche Hunderassen ich sehe. Sogar einen Spitz. Wann habe ich in Deutschland das letzte Mal einen Spitz gesehen. Oder einen Afghanen. Es sind Traumhunde dabei, alle gut gepflegt. Und sie hören aufs Wort. Ich begegne ausschließlich Besitzern, die ihre gerade Hunde erziehen oder sie wie selbstverständlich an die Leine nehmen, wenn ein Fahrrad kommt. Das ändert sich nur, wenn ich in die Nähe von größeren Städten komme.








      Ein Golfplatz.





      An einer Einmündung steht ein Radwegschild und ich entdecke völlig neue Gefahren des Radfahrens.





      Ich frage den Besitzers eines betagten Greyhounds, ob ich den Radweg fahren soll. Ich suche den Cinder Track. Er schüttelt den Kopf. Auf dem Radweg würde ich verloren gehen. Ich solle die Straße zur Tankstelle fahren und dort fragen. Er erklärt mir den Weg. Sein bildschöner Greyhound war einmal berühmt, er war sogar im Fernsehen, aber er ist jetzt 12 Jahre alt und hat Probleme mit einem Bein. Eine Zeitlang konnte er nicht mehr laufen. Man merkt, wie traurig der Besitzer ist.

      Ich finde die Tankstelle und schaue, ob sie für mich geeignete Karten hat, aber das ist nicht der Fall. Ich soll zur Tourist Information fahren.

      Ich passiere einen Park. Irgendwie haben die Engländer das mit den Blumen und Bäumen drauf. Es ist der Pannett Park.





      Am Roundabout sehe ich die Schilder des Nordseeküstenradwegs und entschließe spontan, in den Ort zu fahren, um bei der Touristik Information nach Karten zu fragen. Sie befindet sich in einem weitläufigen Gebäude, und ich nehme mein Fahrrad mit hinein. Es sind viele Touristen im Ort, vor allem die gereifteren Jahrgänge und einige schauen mein bepacktes Rad an, als sei es ein Ausstellungsstück. Ein Infoblatt zum Cinder Track findet sie sofort. Aber was den Nordseeküstenradweg angeht, so kann sie mir nicht helfen. Sie schickt mich zur Buchhandlung in der Innenstadt. Ich bin gerade gut gelaunt und denke, das schaffe ich jetzt auch noch.

      Der Ort entpuppt sich als wirklich hübsch.









      Das Wasser sieht als, als würde es regnen. Sind das Insekten oder Fische?





      Ich erfahre, dass William Turner Whitby gemalt hat. Na dann. Turner hat mir schon immer gefallen, seine Bilder waren so schön dramatisch. Nach ein wenig Suchen finde ich die Buchhandlung. Die Straßen sind eng und die Bürgersteige auch, für ein abgestelltes Fahrrad ist hier kein Platz. So quetsche ich es in den Eingang des Ladens, natürlich nicht, ohne mich gebührend dafür zu entschuldigen.





      Leider hat sie auch keine Karten für mich, sondern nur die Wanderkarten. Karten scheint es also tatsächlich nur bei Sustrans zu geben. Sie findet zwar Karten und Reiseführer von Dänemark und Schottland, aber England fehlt komplett. Schade, sie ist nett und genau so, wie man sich eine englische Buchhändlerin vorstellt. Ich hätte ihr gerne etwas abgekauft.

      Ich radele wieder zurück. Soviele Menschen bin ich nicht mehr gewöhnt und es ist mir hier zu eng. Ein Foto von der Brücke. Hat schon was. Nicht für diesen Urlaub, hier bin ich auf Radfahrern gepolt. Aber Interrail könnte man mal überlegen. Der Cleveland Way führt übrigens auch über Whitby.








      Ich fahre zurück zum Kreisverkehr





      und vermute, dass es links die Hauptstraße hinaufgeht. Aber mit Argusaugen erspähe ich das Schild. Es ist die Sackgasse.











      Und dann bin ich überwältigt. Okay, ich habe ein bisschen wenig gegessen, da bin ich sowieso immer etwas emotionaler. Trotzdem. Das hier ist für mich etwas ganz Besonderes. Outdoor.
      Zuletzt geändert von Torres; 01.10.2014, 20:00.
      Oha.
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        #23
        AW: [NL] [UK] Ups und Downs auf der North Sea Cycle Route

        Du bist wirklich ohne Karten unterwegs? Beeindruckend. Ich bin ein Schisser - und Kartenliebhaberin, ich besuche nicht mal Würzburg ohne Stadtplan...
        Und ich kann stundenlang - und stundenlang ist wörtlich gemeint, ich kann unterwegs Abende damit verbringen - auf die Karten von der Gegend, in der ich unterwegs bin, starren. Karten haben für mich etwas meditatives.
        Allerdings geht nichts über die Schweizer Landeskarten. Hatte man mal die, ist man für immer verdorben.

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          #24
          AW: [NL] [UK] Ups und Downs auf der North Sea Cycle Route

          Doch, ich habe eine Karte. Eine Straßenkarte von Michelin: England North & Midlands und England Süd-Ost. Ganz ohne Karte würde ich auch nie fahren. Aber die Fahrradroute ist da natürlich nicht drauf.
          Oha.
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            #25
            AW: [NL] [UK] Ups und Downs auf der North Sea Cycle Route

            Cinder Track.

            Ich stehe vor diesem wunderbaren Torbogen und darauf steht „Cinder Track“. Yes.





            Der Nordseeküstenradweg folgt tatsächlich dem Cinder Track (dt. Aschenbahn. Benannt nach dem Untergrund, auf dem die Schienen verliefen und heute der Track verläuft). Und ein Gefühl der Freude durchströmt mich, das ich gar nicht beschreiben kann. Ein Radweg abseits der Straßen auf einer Bahnlinie. Und ich freue mich auf den Cinder Track, obwohl ich ihn nicht kenne und bis gestern nie etwas von ihm gehört habe. Zurecht. Der Cinder Track wird der schönste Abschnitt des Nordseeküstenradwegs auf der von mir gewählten Strecke sein. 21 Meilen ist er lang. 34 Kilometer pures Glück. http://www.discoveryorkshirecoast.co...itby%20Map.pdf

            Der Einstieg.








            Zunächst ist er einfach nur eine Waldweg.





            Wie schmal die Bahn gewesen sein muss. Der Wald riecht feucht und es ist wunderbar still. Eine Brücke.





            Mit Blick ins Tal.





            Der Cinder Track führt hier über ein großes Viadukt, dessen Form man von oben natürlich nicht sieht. Auf der Höhe Whitby.





            Spaziergänger kommen mir entgegen und auf der Brücke führt eine Frau einen Hund spazieren. Ganz alleine ist man hier nicht. Aber dennoch: Es ist, als betritt man eine ganz eigene Welt.





            Ein Zugang für Wanderer zum Cinder Track.





            Ich kann mich am Spiel des Lichts und den Bäumen nicht satt sehen.








            Wanderer mit Wanderstöcken begegnen mir, meist sind es Ehepaare. Ein Mann sitzt auf einer Bank, einen bildschönen Setter neben ihm. Er ist elegant sportlich in Brauntönen gekleidet, und die beiden strahlen eine Harmonie aus, die von einer tiefen Seelenverwandschaft zeugt. Ich schäme mich ein wenig für meine gelbe windabweisende Fahrradweste und das Raddress aus Plastik. Auch wenn ich damit nicht alleine bin. Man kann in England im September 2014 sehr genaue Unterscheidungen treffen. Die Sportler laufen oder fahren in neon, damit sie besser gesehen werden. Die Wanderer bevorzugen braune und dunkelgrüne Töne und wirken an ihre Umgebung angepasst. Funktionskleidung ist es in beiden Fällen, auch wenn die Wanderer Naturmaterialien tragen.

            Eine Ortschaft. Die nächsten Menschen, die mir begegnen, grüßen nicht und kümmern sich auch nicht um ihre Hunde. Eine Ortschaft ist in der Nähe. Man bemerkt genau, für wen der Weg nur die tägliche Hundeauslaufstrecke ist und wer den Weg im Urlaub bereist. Ein Mountainbiker überholt riskant.











            Eine Zeitlang hat man freie Sicht.








            Eine alte Station taucht auf. Eisenbahnwaggons stehen im Garten, und man verspricht Eis und Erfrischungen. Auch Fahrräder kann man hier leihen.








            Ich parke mein Fahrrad an der Station und suche das Büro auf, aber eine Familie benötigt Auskunft und das dauert lange. Zu lange für mich, obwohl ich Hunger habe. Sandwiches scheinen sie sowieso nicht zu haben, sondern nur Süßkram. Ich radele weiter.





            Ich kreuze eine Straße. So eine Ampel habe ich noch nie gesehen. Noch drei Meilen bis Robin Hood´s Bay und 18 Meilen bis Scarborough.





            Die Sonne ist sehr warm geworden und ich werde mir einen Sonnenbrand am Oberarm holen.

            Und dann sehe ich das Meer. Erst nur ganz zart.














            Und nun wird der Weg immer schöner.








            Man braucht Geschicklichkeit, um ihn zu fahren.





            Traumhafte Ausblicke.








            Bänke für den Rastenden. Wanderer, MTBfahrer, die sich fröhlich grüßen. Dieser Weg bei diesem Wetter steckt alle an. Ich kann mich nicht zurückhalten, ich muss fotografieren. Anhalten. Genießen. Wenn man genau hinschaut, sieht man auf den nächsten Bildern, dass der Cinder Track nun stetig bergan steigt (genau die Steigung, die ich mag), und der Weg mehr oder weniger uneben der zerfurcht ist. Ich habe genau das richtige Fahrrad für die Strecke dabei.








            Eine Gruppe steht mitten auf dem Weg und unterhält sich angeregt. Mountainbiker versuchen, um sie herumzufahren. Sie drehen sich zu mir um, als ich halte, um Fotos zu machen, aber als ich vorbeiradele, grüßen sie nicht.





            Und vielleicht ist dieser Anblick der Auslöser, dass ich die richtige Entscheidung treffe.





            Oder der Farnwald.





            Oder dieser Anblick.





            Ich nähere mich nämlich Robin Hood´s Bay.





            Und die Entscheidung lautet: Diesen Track darf man nicht in einem Tag fahren. Diesen Track muss man teilen. Ich werde versuchen, in Boggle Hole ein Bett zu bekommen. Campingplätze gibt es an der Strecke keine. Zumindestens nicht am Meer.














            Ich habe nur eine schlechte Kopie der Route bekommen und suche vergebens den Zugang zu Boggle Hole. Auch mein Navi hilft mir nicht so richtig weiter. Eine ehemalige Station kommt in mein Blickfeld, dort soll es auch Kaffee geben, aber es sieht alles geschlossen aus. Zwei Mountainbiker überholen mich, ein Paar, und sie sind genauso neongelb gekleidet, wie ich. Sie sind zu schnell und ich gebe richtig Gas und rufe ihnen hinterher. Tatsächlich bemerken sie mich. Sie sind aus der Region, aber wo es nach Boggle Hole abgeht, wissen sie nicht. Sie fragen einen Einheimischen an der Straße. Er erzählt etwas von zweiter Abfahrt, Cricketfeld und dann tief hinunter.
            Die anderen interessiert das auch und sie begleiten mich, obwohl ich jetzt alleine klar käme.





            Ich habe das zwar schon ganz gut verstanden, aber ich freue mich über die Gesellschaft. So halten wir ein kleines Schwätzchen während der Fahrt und das ist auch mal ganz schön. Die beiden sind mit den Reiserädern durch Europa getourt, auch Holland und Deutschland waren dabei. Sie hatten einen Anhänger mit und das war einfach zuviel Gepäck. Sie sind kaum vorangekommen. Aber schön war es. Meine Tour finden sie toll.
            Wir kommen an eine kleine Abzweigung und da steht ein Schild Boggle Hole. Große Ratlosigkeit. Das war nicht der Weg, den der Mann beschrieben hatte, aber wenn es da steht? Ratlos schauen wir uns an. Wäre ich alleine gewesen, wäre ich vermutlich weitergefahren und hätte die Wegführung der Beschreibung gesucht. Aber so verabschiede ich mich, denn ich will die beiden nicht länger aufhalten. Es bringt mir ein prägendes Erlebnis und ein fehlendes Stück Cinder Track ein, denn Flying Hall werde ich so nicht sehen. Aber ich glaube, das lässt sich verschmerzen.

            Der Weg, den ich nun hinunterschiebe, ist – sorry für den Ausdruck - hackesteil. Ein Erlebnis, dennoch. Es ist still. Niemand wird mir begegnen. Was machen die Menschen hier bei Eis und Schnee?
            Immer tiefer führt der Weg ins Tal, an fahren ist nicht zu denken. Unten ein Schild und hoffe auf Informationen, aber auf dem Warnschild steht „Ford“. Das Auto kann nicht gemeint sein, als wird es eine Furt sein. Nungut, das hätte schlimmer kommen können. Noch weiß ich ja noch nicht einmal, ob der Wegweiser stimmt. Die Straße scheint also irgendwo hinzuführen.
            Die Furt entpuppt sich als recht langes Flussstück und ich ahne, dass wir noch Ebbe haben und sie bei Flut unpassierbar ist. Ich schiebe mein Fahrrad durch das Wasser und komme mir richtig outdoorig vor. Jetzt kann ich erzählen, ich habe gefurtet. Nicht im Fjäll, okay, aber immerhin. Furt ist Furt.





            Wie zu erwarten war, geht der Weg nun wieder steil nach oben, aber ich kann durch die Bäume Häuser blinken sehen. Der Weg hat also ein Ziel. Oben angekommen, bin ich nicht schlauer als zuvor. Hier erst einmal der Blick zurück.





            Da oben verläuft irgendwo der Cinder Track.





            Es scheinen Bauernhöfe zu sein, die ich durch die Bäume sehen konnte.





            Eine Jugendherberge suche ich vergebens. Das kann ja heiter werden. Verzweifelt drehe ich mich um die eigene Achse, um einen Menschen zu erspähen. Nichts. Aber es gibt eine Querstraße und an dieser Querstraße sind Parkplätze. Aha. Parkplätze könnte bedeuten, die Jugendherberge existiert. Niemand baut an Nebenstraßen in der Nähe von Gehöften Parkbuchten ein.
            Ich stelle mich auf den Parkplatz und nun sehe ich es. Ein verwaschenes Schild YHA. Yeah.





            Ich schiebe den Weg hinunter und er führt direkt auf die Bucht zu. Hier soll eine Jugendherberge sein? Ja. Links neben mir sehe ich sie auftauchen. Sie ist gar nicht so klein und perfekt in die Bucht eingefügt. Über einen schmalen Pfad und eine Brücke komme ich in den Innenhof.

            Menschen sitzen an Tischen im Innenhof und trinken Kaffee. Eine Kindergruppe mit gelben Sicherheitswesten macht sich mit den Betreuern in Richtung Bucht auf, um irgendetwas zu untersuchen. Sie haben Papier und Stift dabei. Und es ist, als beträte man eine andere Welt.

            Die Rezeption sieht mehr wie ein kleiner Laden aus. Ja, wir haben noch Platz frei. Ob ich Mitglied bin. Bin ich. 3 Pfund gespart. Ich buche Frühstück dazu und zahle um die 21 Pfund. Abendessen kostet 7.90 Pfund. England ist teuer, aber das wusste ich vorher. Wo man hier zu dieser Zeit etwas essen kann? In Robin Hood´s Bay. Am Strand entlang sind das vielleicht 5 oder 10 Minuten. Das könnte ich noch schaffen.

            Ein Bett. Heute mal nicht aufbauen und abbauen. Welch ein Luxus. Mein Fahrrad kommt in einen Fahrradschuppen, der mit einem Codeschloss gesichert ist. Wie schon auf der Fähre bleibt der große Teil des Gepäcks dran.





            Ich quäle mich die Treppen hinauf und habe kaum Augen für die Innengestaltung. Wirklich schön, wie die Jugendherberge gestaltet ist. Der Aufenthalt lohnt sich wirklich, das muss man gesehen haben.
            Als ich mein Bett bezogen habe, ist mir schwindlig. Der Leistungsabfall kommt bei mir immer ganz plötzlich. Von einem Moment auf den anderen ist es aus. Ein paar Lakritzschnecken müssen mir helfen, mich zu stabilisieren. Und dann fallen mir die Cashewnüsse aus dem holländischen Aldi ein. Alles wieder gut. Ich dusche und wasche meine Kleidung aus. Nur das Nötigste, ich rechne damit, dass es nicht trocknet. Das ist falsch, aber das merke ich erst am nächsten Morgen.


            Die Rezeption.





            Der Leseraum.





            Mein Hunger ist nicht gestillt, und ich laufe zur Bucht.








            Natürlich ist jetzt Flut. Also lenke ich meine Schritte auf den Cleveland Way, der direkt unterhalt der Jugendherberge entlang führt.





            Die Treppen sind verdammt steil und hoch, und ich kämpfe. Erfreulicherweise geht das anderen nicht anders.





            Der Ausblick entschädigt für die Mühen





            und es ist schön, sich eine kleine Strecke zu erwandern. Man nimmt eben doch ganz andere Dinge war, wenn man zu Fuß unterwegs ist.














            Bald bin ich in Robin Hood´s Bay und stoße auf einen Aussichtsplatz. Die Kindergruppe aus dem Hostel sitzt zusammen und wird von den Betreuern bespaßt. Von oben hatte ich schon ihre leuchtenden Westen gesehen.





            Ein Mann isst Fish und Chips und in mir keimt Hoffnung auf. Ich versuche einen anderen Weg als vorhin zu gehen und bin im Ort.





            Aber Gastronomie sehe ich nicht. Menschen auf der Straße müssen helfen. Der Fish und chips Laden versteckt sich in einer Seitenstraße. Wieder ein riesiger Fisch und Pommes mit Vinegar, dafür aber auch 2 Euro teurer. Ich schleppe meine Beute zu dem Aussichtsplatz und esse. Mein Körper saugt die Kalorien förmlich auf. Nahrung ist etwas Feines.





            Einen Moment überlege ich, am Strand spazierenzugehen, aber mein Körper ruft nach Erholung. Ich sollte mir etwas Ruhe gönnen. Sand ist sehr anstrengend zu laufen.
            So gehe ich zurück auf den Cleveland Way. Und mache Bilder. Ein Zeichen, dass es mir gut geht. Leider ist die Kamera falsch eingestellt und viele Bilder sind überbelichtet.





            Dann bemerke ich das.














            Ich kann gar nicht aufhören.








            Diesmal geht es die Stufen hinunter, aber viel besser ist das auch nicht. Ein altes Ehepaar, das nicht mehr so gut gehen kann, kämpft sich ebenfalls hinunter.






            Am Hostel setze ich mich ans Wasser auf eine der Bänke. Der Fluss, über den die Brücke führt, dürfte der sein, den ich gefurtet habe. Er wird jetzt vermutlich höher sein. Rechts sieht man den Weg, den ich gekommen bin.





            Boggle Hole war früher ein Versteck der Schmuggler und Robin Hood´s Bay ein Schmugglerort.








            Zwei Engländerinnen kommen und fragen, ob sie sich dazu setzen können. Ich bejahe höflich und sie setzen sich genau so vor mich, so dass sie mir die Sicht versperren.





            Dazu reden sie ohne Unterlass. Irgendwann beziehen sie mich in ihre Gespräch mit ein. Aha, aus Deutschland. Die eine hat in Deutschland mehrere Jahre gearbeitet, aber es hat ihr wohl weniger gefallen. Verstehe ich. Ich halte sie für anstrengend. Als die beiden gehen, bin ich nicht traurig.

            Leider wird es nun wieder empfindlich kühl, und ich schaue mir ein wenig das Hostel an.




            Ich vermute, dass Landlubbers Landratten sind, und das Mädel an der Rezeption guckt im Internet nach der Bedeutung des Wortes. Stimmt. Ich schaue mir noch ein paar Räume an. Die Innengestaltung ist einfach schön.

            Dann ziehe ich mich in mein Zimmer zurück. Ich habe Gesellschaft bekommen, ich nenne die Person Alex. Alex läuft den Cleveland Way, ich sehe es an Reiseführer und Karte. Ein kleiner Daypack liegt daneben. Später wird noch ein großer Rucksack hinzukommen, das Gepäck wird vorausgeschickt.

            Ich mache die Augen zu und versuche ein wenig zu entspannen. Ob ich auch einschlafe, weiß ich nicht mehr. Alex kommt und zieht sich gleich wieder zurück, um in den Aufenthaltsräumen ein wenig im Internet zu surfen.
            Dann schreibe ich ein wenig Tagebuch, obwohl ich weiß, dass ich es für den Reisebericht nicht brauchen werde. Auch wenn ich mich kaum erinnern kann, was gestern war und Newcastle monatelang her zu sein scheint. Mein Gehirn speichert meine Reisen lückenlos ab. Für mich der Grund zu schreiben. Ich fahre beim Schreiben die Route noch einmal ab und erinnere mich selbst an kleinste Details, die längst vergessen scheinen. Es ist ein zweiter Urlaub, die Reise auf diese Weise noch einmal nachzuerleben.

            Da die Kindergruppe Vorrang hat, gibt es für andere Gäste erst um 19.00 Uhr etwas zu essen. Ein Radreisender packt sein mitgebrachtes Essen aus. Auch Alex hat Abendessen gebucht, und wir unterhalten uns. Alex Vater ist Holländer und die Mutter aus England. Seit 13 Jahren lebt Alex in England. Ich erfahre, dass der Cleveland Way sehr steile Stufen hat und an einer Stelle überlaufen ist. Da ist er Teil des Coast to Coast Weges, wenn ich das richtig erinnere. Oder war es ein anderer Weg? Die Übernachtungen werden auf jeden Fall täglich vorausgebucht und das Gepäck entsprechend abgeholt.

            Ich esse indisch-vegetarisch und es ist wirklich angenehm, etwas Warmes zu bekommen. Anschließend esse ich Alex´s Chips, mein Hunger ist wirklich groß. Ich muss mir in den nächsten Tagen etwas einfallen lassen.
            Gegen 20.00 Uhr lege ich mich ins Bett, während Alex wieder in die Gruppenräume geht. Ein Bett ist doch etwas Feines. Vielleicht hätte ich doch die NeoAir mitnehmen sollen. Gegen die Prolite Plus gewinnt das Bett einfach immer.


            Zuletzt geändert von Torres; 01.10.2014, 22:38.
            Oha.
            (Norddeutsche Panikattacke)

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            • Rainer Duesmann
              Fuchs
              • 31.12.2005
              • 1642
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              • Meine Reisen

              #26
              AW: [NL] [UK] Ups und Downs auf der North Sea Cycle Route

              Wunderbarer Bericht, vielen Dank.

              Ich empfinde es ebenfalls schade das Du die Gesichter unkenntlich machst.
              Meinem Verständnis der Rechtslage nach ist das auch unnötig.

              Liegt der Fokus bei einem Foto zum Beispiel auf einem bekannten Gebäude, dem Sonnenuntergang oder ein paar Möwen am Strand, dann sind alle Personen, die zufällig mit auf dem Foto abgebildet sind, nur Beiwerk. Diese Personen müssen dann nicht extra um ihre Einwilligung gebeten werden – das Foto darf auch so veröffentlicht werden.

              Klar darf man nicht mit einem Tele badende Menschen ranzoomen, ablichten und dann hier veröffentlichen.
              Das ist bei deinen (übrigens sehr guten) Bildern ja nicht der Fall.

              Rainer
              radioRAW - Der gesellige Fotopodcast

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              • Torres
                Freak

                Liebt das Forum
                • 16.08.2008
                • 30733
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                • Meine Reisen

                #27
                AW: [NL] [UK] Ups und Downs auf der North Sea Cycle Route

                Hallo Rainer,
                danke für Deine Anmerkungen. Ich kenne durchaus den Begriff "Beiwerk" und verstehe auch das Bedürfnis von Lesern oder Fotointeressierten wie Dir, die Gesichter der abgebildeten Menschen zu sehen. Dennoch werde ich weiterhin die Gesichter unkenntlich machen, aus drei Gründen:

                a) Früher war es technisch nicht möglich, Gesichter einer Person eindeutig zuzuordnen, zumal, wenn sie lediglich Beiwerk war. Heute ermöglichen Gesichtserkennungsprogrammen immer zuverlässiger eine Verknüpfung von Fotos zu den Profilen sozialer Netzwerke. Eine Entwicklung, die ich bedenklich finde. Daher mache ich inzwischen entweder nur Fotos, auf denen keine Menschen (Autos, Autokennzeichen, Markenwerbung etc.) sichtbar sind, oder ich mache vor der Veröffentlichung die Gesichter unkenntlich, die identifizierbar wären.
                Auch wenn der Fall unwahrscheinlich ist, dass nun jemand ausgerechnet hier nach seinen Fotos sucht, so entspricht das meiner Auffassung von Gerechtigkeit. Ich selbst erwarte von anderen Fotografen ebenfalls, dass sie mich undeutlich oder gar nicht fotografieren bzw. die Fotos höchstens für private Zwecke dokumentieren, sofern ich nicht mein Einverständnis für eine Veröffentlichung gegeben habe. Eine Veröffentlichung im Internet ist kein privater Zweck und bedarf der Zustimmung. Ich finde das übrigens selbst schade, denn ich fotografiere gerne Menschen und würde die Bilder auch gerne zeigen.

                b) Dieser Artikel ist in dem Zusammenhang sehr interessant und meine Messlatte: http://kwerfeldein.de/2009/02/24/dar...f-der-strasse/

                c) Es gibt sicherlich Fotografen in den Medien, die den erlaubten Rahmen ausreizen oder überreizen. Sofern sie das im Auftrag eines Arbeitsgebers machen, sind sie gut versichert. Ich bin das nicht.

                Nachtrag: Ehrlich gesagt kenne ich in der Beziehung auch das englische Recht nicht, was mich zu noch mehr Vorsicht treibt. Auch die Innengestaltung der Jugendherberge habe ich nicht veröffentlicht, weil ich nicht weiß, inwieweit ich damit Rechte verletze. In Italien herrscht z.B. keine Panoramafreiheit, da ist jedes Foto eines Gebäudes und seine Veröffentlichung genaugenommen ein Verstoß gegen geltendes Recht etc.etc. Die Lage wird durch das Internet und die spezialisierten Anwälte eben immer komplizierter, und deshalb betone ich noch einmal, dass ich lieber zu vorsichtig als zu nachlässig bin.
                Zuletzt geändert von Torres; 05.10.2014, 17:32.
                Oha.
                (Norddeutsche Panikattacke)

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                • hrafn

                  Erfahren
                  • 06.08.2009
                  • 418
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #28
                  AW: [NL] [UK] Ups und Downs auf der North Sea Cycle Route

                  Vielen Dank für Deinen Bericht.

                  Sind die befahrenen Straßen in England generell so raduntauglich? Mir haben schon mehrere befreundete Engländer davon abgeraten, dort eine größere Radtour zu machen...
                  Bekennender Kampfradler!

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                  • Torres
                    Freak

                    Liebt das Forum
                    • 16.08.2008
                    • 30733
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #29
                    AW: [NL] [UK] Ups und Downs auf der North Sea Cycle Route

                    Ich kenne nun nicht alle Gegenden, aber mittlerweile würde ich sagen: Ja.
                    Ich werde da später noch drauf kommen, da wird das sehr deutlich. Die normalen Straßen sind eng, stark befahren und die Engländer rechnen nicht mit Radfahrern. Daher nehmen sie auch kaum Rücksicht. Man merkt das übrigens auch an den Auskünften. Fragt man nach Wanderwegen oder footpathes, bekommt man sofort eine Antwort. Die nationalen Radrouten kennen noch nicht mal die Radfahrer. Von Anwohnern ganz zu schweigen. Selbst wenn das Schild vor der Haustür steht. Die wissen gar nicht, was das ist.

                    Aber es gibt ein großes System kaum befahrener, radfahrertauglicher Nebenstraßen, wo Radfahren kein Problem ist und auch Spaß macht. Die muss man allerdings erst finden.
                    Am besten geht das wohl, indem man sich treiben lässt. Man darf also nicht von a nach b wollen, oder in eine bestimmte Stadt wollen, sondern nur des Fahrens wegen fahren. Oder Straßen fahren, die in der Nähe von Autobahnen oder großen Schnellstraßen sind, so dass der Hauptverkehr andere Routen nimmt. Oder eben die lokalen Radrouten. Da ist der Überblick von sustrans eine gute Hilfe.
                    Oha.
                    (Norddeutsche Panikattacke)

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                    • Torres
                      Freak

                      Liebt das Forum
                      • 16.08.2008
                      • 30733
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                      • Meine Reisen

                      #30
                      AW: [NL] [UK] Ups und Downs auf der North Sea Cycle Route

                      Gern würde ich verweilen. Augenblick, Du bist so schön.
                      (Anm.: Frei nach Goethe, Faust.)

                      Mi, 10.09.2014
                      Boggle Hole – Hunmanby, 47,9 km

                      Der Morgen ist frostig kalt. Die Sonne spielt mit den Farben des Waldes und spiegelt sich in den Scheiben. Die Wäsche ist getrocknet, was darauf schließen lässt, dass die Jugendherberge ein modernes oder zumindest modern saniertes Gebäude ist. Kein Vergleich mehr mit den feuchten Räumlichkeiten englischer Hostels, die ich von früher kannte. Auch die Betten entsprechen den neusten Standards. Morgenstimmung.








                      Alex und ich frühstücken gemeinsam. Der Radreisende von gestern grüßt freundlich, als er mich im Fahrraddress sieht, gestern war er noch abweisend. Vielleicht dachte er, mir gehöre eine der Gurken im Radschuppen.
                      Zur Feier des Tages gönne ich mir neben Müsli ein Würstchen zu den Tomaten und Pilzen, die mit Baked Beans abeerundet werden. Es tut gut, morgens etwas Warmes zu sich zu nehmen. Der Frühstücksraum ist zunächst leer, dann kommt die Schülergruppe und die Kinder werden dazu erzogen, leise zu sein und sich einzeln ihr Frühstück zu holen.

                      Alex wird heute in der Jugendherberge Scarborough übernachten, und wir verabreden uns locker. Aber ich möchte heute abend eigentlich schon weiter sein, denn ein wenig läuft mir die Zeit davon. Das gute Wetter soll bis Samstag halten und in einer Woche, Mittwoch, sollte ich die Rückreise einleiten. Gerne würde ich zum Ketten-Care-Paket-Treffen fahren, wobei es mir zunehmend illusorisch erscheint, rechtzeitig in Fulda zu sein. Ich werde es tatsächlich canceln müssen.

                      Eine kurzen Moment überlege ich, angesichts der wunderbaren Sonne, noch einen Tag hier zu bleiben, doch mir fällt nichts ein, was ich hier machen könnte. Faulenzen? In den Ort wandern? Baden? Gefällt mir alles nicht. Ich werde heute ein bisschen Fahrrad fahren.

                      Es geht wieder über die Holzbrücke und dann den steilen asphaltierten Weg hoch. Perfekt eingebunden, liegt die Jugendherberge in der Bucht. Ich habe noch einmal alle meine Fotos angeschaut: Man sieht sie nur, wenn man bereits vor ihr steht. Weder von den umliegenden Hügeln, noch von den Cliffs an der Seite kann man das Gebäude sehen. Ausschließlich das Meer bietet einen Blick in die Bucht. Die perfekte Tarnung an Land für die Bezwinger des Meeres.





                      Weiter oben am Hang stehen übrigens noch weitere Wohngebäude. Sie sind hinter den Bäumen versteckt.

                      Der Zugang. Die Zufahrt ist nur für Versorgungsfahrzeuge erlaubt und endet an der Holzbrücke.





                      Ein steinaltes Ehepaar, das ich von gestern kenne und welches sehr langsam vor mir den Berg hochläuft, wird am Parkplatz von der Tochter abgeholt. Ich verabschiede mich, und sie lächeln freundlich und erleichtert. Ja, sie haben ein Auto. Der Weg ist zu beschwerlich.


                      Über den Hügeln liegt Dunst. Ich habe gestern ein Buch über Yorkshire angeschaut und die Bilder haben mir den besonderen Reiz dieser Landschaft nahegebracht. Schön fand ich sie schon vorher, aber nun ist mein Blick geschärft.








                      Die Höfe von gestern.





                      Ich trete an den Zaun und eine Kuh erschrickt sich fürchterlich. Ich rede beruhigend auf sie ein.





                      Die Vögel zwitschern, und es ist dennoch eine ganz besondere Stille in dieser Landschaft, die man nur schwer beschreiben kann. Es ist vielleicht das Fehlen jeglicher Hektik und das Fehlen des Autoverkehrs, der einen zur Ruhe kommen lässt und Teil einer Magie werden lässt, die den Menschen zu überdauern scheint.





                      Selbst die steinernen Zeugnisse menschlicher Besiedlung scheinen ewiger Teil natürlicher Harmonie. Ein Moment zum Durchatmen. Und so schiebe ich, weil ich schieben will, um diesen Augenblick des Glückes zu genießen.





                      Bald kommt eine kleine Siedlung und es geht steil nach unten. Eine kleine Brücke führt hier über die Fuhrt. Ein größeres Tier liegt tot am Straßenrand, aber ich kenne es nicht. Eine Abzweigung und der Fahrer des Geländewagens, der mir aus dem Weg entgegenkommt, bestätigt, dass ich richtig bin.

                      Und dann sehe ich das auch.





                      Und schon nimmt mich der Zauber des Cinder Track wieder gefangen: Das Licht!





                      Immer wieder kann ich mich nicht zurückhalten und muss den Blick zurück wenden.





                      Vorne die Bauernhöfe, an denen ich gestern den Zugang zur Jugendherberge gesucht habe. Die Herberge selbst sieht man nicht und keinen Hinweis, dass sich dort eine Bucht befindet.











                      Es geht nun stetig bergan, und ich genieße die Fahrt. Ein perfekter Belag und die Illusion von Einsamkeit, trotz verzeinzelter Höfe rechts neben mir. Aber ich schaue sowieso zum Meer.





                      Die Schafe sehen aus wie kleine Insekteneier. Dahinter Robin Hood´s Bay. Die Landschaft dahinter versinkt im Dunst.











                      Nach einiger Zeit verändert sich der Belag.








                      Das Fahren wird nun anspruchsvoller. Teilweise hat der Regen Rinnen ausgewaschen, teilweise befinden sich Steine oder Kanten im Boden, teilweise ist die Strecke sandig. Eine MTB Strecke. Mit dem Rennrad müsste man hier schieben. Ich genieße die Fahrt, denn sie ist technisch anspruchsvoll. Warnschilder warnen vor der Oberfläche. Doch das richtige Fahrrad mitgenommen. Mit meinem Stadtrad hätte ich hier nicht den Halt, den ich brauche.





                      Der Weg führt über die Zufahrt zu einem oder mehreren Bauernhöfen. Privatbesitz. Ich stelle mir vor, wie vor vielen Jahren diese Bahn die einzige Verbindung in die großen Städte war. War sie im Winter zugeschneit und die Verbindung unterbrochen? Erdrutsche? Was für ein Leben, ohne Auto. Unvorstellbar für uns. Die Möglichkeit, sich jederzeit eins beschaffen zu können, bedeutet, dass wir trotz eines Verzichts auf das Auto niemals das Lebensgefühl einer Gesellschaft nachvollziehen können, die das Auto gar nicht kannte.

                      Dunstiger Neben kommt auf und lässt die Häuser auf der Hügelkette unheimlich erscheinen.





                      Die Befürchtung, er würde sich festsetzen, erfüllt sich aber nicht. Dennoch ist es für einen Moment unangenehm kalt. Als wolle der Weg mich festhalten und sagen: Bleib hier. Hier ist es schön. Geh nicht weiter.





                      An der alten Alum Mine mache ich einen Moment Halt. Das Heidekraut beginnt zu blühen.








                      Eine Brücke taucht auf, und während ich fotografiere, überholen mich drei Radfahrer aus der Umgebung und versuchen mit klapprigen MTBs die Steigung hochzurasen. Fast hat der erste einen Unfall, als er wegrutscht und die anderen sind vorsichtiger.





                      Kurz darauf treffen Cinder Track und Cleveland Walk zusammen. Der erste Wanderer begegnet mir.









                      Und wieder ein Ausblick, getrübt durch Dunst.





                      Heidekraut. Gerne würde ich hier verweilen. Aber Harwich ist weit.





                      Ich bin nun in Ravenscar. Es ist kalt, feucht und neblig-trüb. Ein paar Menschen sind zu sehen, ein Auto. Ein Informationszentrum und National Trust Geschäft hat geöffnet, man lockt mit Kaffee, aber ich sehe mich außer Stande, Menschen zu sehen und zu kommunizieren. Die Strecke von eben hat mich so auf mich zurückgeworfen, dass ich weiter in die Einsamkeit will.

                      Der Weg geht in eine Straße über und die Schilder fehlen. So biege ich in einen breiten Wanderweg ein, um die Fußgänger nach dem Weg zu fragen. ES ist ein nettes Paar, dessen Hund Angst vor Fahrrädern hat. Ich muss der Straße folgen. Danke.
                      Die Straße ist einspurig, da es eine Baustelle gibt. Eine völlig irreale Szenerie in dem eben (aufgrund der frühen Stunde, da mache ich mir nichts vor) von totaler Einsamkeit geprägten Radweg.

                      Die ehemalige Station, sie ist geschlossen. Stand sie nicht sogar zum Verkauf? Die drei Radler von vorhin lungern auf irgendwelchen Steinen herum. Ich grüße nicht. Bauarbeiter arbeiten auf dem Damm.





                      Kurz darauf umfängt mich wieder Einsamkeit.








                      Ab und zu gibt es Gitter zu überwinden.





                      Grobkörniger Bodenbelag. Für mein Fahrrad kein Problem.





                      Ich fahre jetzt bergab, Ravenscar war der höchste Punkt. Der eine oder andere Radler kommt mir entgegen, der in Scarborough gestartet ist. Einer Frau macht die Steigung sichtbar zu schaffen. Ob sie wohl mit der Mountainbikestrecke klarkommen wird? Es gibt nun keine Ausblicke auf das Meer mehr, sondern Wald und Hügel.









                      Das nächste Stationshaus, Staintondale.








                      Und noch ein Blick zurück. Hier sieht es am ehestens nach ehemaliger Eisenbahn aus. Fast kann ich sehen, wie die Menschen aussteigen und einsteigen. Die Frauen tragen lange Röcke und die Herren einen Hut.





                      Wald.








                      Doch noch einmal das Meer.





                      Hayburn Wyke.








                      Das Postauto kommt, und ich fahre auf den Grasstreifen, damit er vorbei kann. Der Postbote bedankt sich.





                      Wieder ein wunderschöner Abschnitt und mit Wehmut denke ich daran, dass der Cinder Track bald zu Ende sein wird. Wieder Meerblick. Auf dem Cliff ist schon Scarborough.








                      Ein Mann repariert die Mauer.





                      Irgendwie ist das alles so schön ordentlich hier. Wie gemalt.





                      Da darf die Litter Box nicht fehlen.





                      Mal wieder ein offizielles Schild. Noch 6,5 Meilen bis Scarborough.








                      Cloughton.





                      Es ist warm geworden und ich möchte meine Weiterfahrt etwas herauszögern. Den Cinder Track noch etwas genießen.
                      So setze ich mich in den Garten der Station und bestelle ein Sandwich und einen Ginger Tee. Ein Ehepaar sitze am Nebentisch. Der Mann liest Zeitung. Der Rasen ist so grün wie englischer Rasen nun eben ist.








                      Es wird vor Ted, dem Terrier gewarnt.





                      Das ist Ted.





                      Ein Eisenbahnwaggon. Versteckt hinter den Blumen sieht man ihn erst auf dem zweiten Blick.





                      Das Sandwich. Da ich den Salat auf dem Sandwich haben wollte, werden Paprikachips dazu gereicht. An das Sandwich von Saltburn reicht es nicht heran.





                      Blick aus dem Toilettenfenster.





                      Hilft nichts. Weiter. Ein Stück Straße, wieder ein offizieller Wegweiser.





                      Scarborough.





                      Und dann plötzlich: Vorbei. Der Blick zurück.





                      Eine Wohnstraße. Die Suche nach den Schildern. Urban. Die Zeit der Einsamkeit ist vorbei. Es kommt mir vor, als nähme ich Abschied von einem guten Freund.





                      Dann doch noch ein Aufschub.





                      Hinter einer dichten Hecke lärmen Schulkinder auf dem Pausenhof. Die Vielzahl der Stimmen fasziniert.





                      Wieder ein Weltkriegsfriedhof.





                      Eine Parkanlage.





                      Und Steine im Boden. Zu groß, um sie zu fotografieren.








                      Es sind die Stationen der alten Bahnstrecke Whitby-Scarborough. Ein Mann fragt mich, ob ich meine ganze Küche dabei hätte, und ich antworte: Nein, meine ganze Wohnung. Küche, Schlafzimmer, Kleiderschrank, Wohnung (Zelt). Er lacht irritiert, anscheinend glaubt er mir nicht, dass ich mit Zelt unterwegs bin.

                      Die nächste Schule, eingezäunt. Der Sportplatz auch. Nicht, dass der Ball das Spielfeld verlässt. Eine Gruppe Schüler wird von ihrem Lehrer zum Sportplatz geführt.





                      Wieder ein Schild.





                      Das Ende des Cinder Tracks.


                      Und dann passiert das, was ich an englischen Städten noch mehrfach hassen werden: Der Wegweiser ist weg. Er zeigt in Richtung Einkaufszentrum, dabei ist dort gar kein Weg. Es kann nur die schmale Gasse sein. Ich folge ihr, fahre eine Straße hoch, zur nächsten Querstraße und suche die Wegweiser. Nichts. Ich fahre zurück. Nichts. Ich fahre einmal um den Block und finde die Gegenschilder. Ansonsten nichts. Der Tag hatte so schön begonnen.

                      Und damit fängt nun ein völlig neues Kapitel dieser Reise an: Der Kampf mit den Schildern und Wegweisern und der Kampf gegen die Zeit.


                      Oh, Cinder Track, ich werde Dich vermissen.


                      Oha.
                      (Norddeutsche Panikattacke)

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                      • Torres
                        Freak

                        Liebt das Forum
                        • 16.08.2008
                        • 30733
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #31
                        AW: [NL] [UK] Ups und Downs auf der North Sea Cycle Route

                        Sommertag.

                        Ich fahre noch einmal zurück zu dem offiziellen Wegweiser mit den Armen und suche noch einmal sehr sorgfältig die Umgebung nach den Schildern ab. Nichts. Eigentlich dachte ich, ich sei erholt, aber ich merke, wie sich ganz kleine Wutkörnchen in meinem Magen formieren. Ich muss etwas tun. Ich fahre wieder in Richtung der Straße und hoffe, dass man mich nicht wiederkennt. Die müssen denken, ich sei blöde. Oder sie sind es gewohnt, vielleicht geht es anderen auch so. Eine Windmühle scheint es hier auch zu geben.





                        An der Hauptstraße biege ich links ab und orientiere mich Richtung Zentrum. Ein Schild Touristeninformation ist zu sehen, und da sich meine Laune wieder gehoben hat, denke ich, ich schaue doch einfach mal vorbei. Vielleicht gibt es hier ja bessere Informationen, als in Whitby, der Ort ist größer. Man darf nicht von einer Erfahrung auf andere schließen, sondern muss anderen Orten eine Chance geben. Rede ich mir ein.

                        Mein nächstes Ziel ist Bridlington, und ich bin erleichtert, als ich sehe, dass die A 165 Richtung Bridlington direkt durchs Zentrum führt. Notfalls kann ich ihr folgen.

                        Zunächst geht es aber weiter Richtung Innenstadt, und bald bemerke ich, dass die Touristeninformation anscheinend in einem Einkaufszentrum ist. Das kann ja heiter werden. Tatsächlich gibt es keinen Eingang zur Straße hin. Ich frage extra einen Herren, der auf jemanden wartet, und er gibt freundlich Auskunft. Ja, ich muss in das Center hinein. Mit Fahrrad? Das Fahrrad ist kein Problem, da ist er sich sicher. Nun, sein Wort..... Bürokraten sind ja eigentlich nur die Deutschen.

                        Ich schiebe das Fahrrad also durch den Eingang und finde schnell die Information. Das Büro ist zur Halle hin offen, und ich frage vom Eingang aus nach dem Radweg. Kennen wir nicht. Das ist ein nationaler Radweg, der durch Scarborough führt. Die Frau verschwindet hinter ihrem Rechner und der Mann schüttelt den Kopf. Ich erkläre ihm freundlich, aber bestimmt, dass ich einen der WICHTIGSTEN Radwege in England suche. Die National Route Number 1. Das ist ein internationaler Radweg, der von Norwegen bis nach Schottland/Shetland führt und ca. 6200 km lang ist, das sind ungefähr 4000 Meilen (Anm.: Etwas weniger, ich weiß). Und dieser Radweg führt durch Scarborough. Wieso die Touristeninformation davon nichts weiß?

                        Die Wirkung meiner Worte verpufft leider, weil urplötzlich zwei Männer mit gelber Sicherheitsweste neben mir stehen und einer von Ihnen etwas unverständliches in mein Ohr brabbelt. Ich ahne zwar, was er sagt, aber ich bin gerade in Fahrt und sage nur: Langsam, bitte. Er ist recht jung und wiederholt seinen Spruch langsam: „Das Betreten des Einkaufszentrums mit Fahrrädern ist verboten. Ich muss Sie auffordern, das Gebäude zu verlassen“, merkt aber in dem Moment wohl schon, dass ich a) kein Penner, sondern Tourist bin, b) ausländischer Tourist bin und c) das irgendwie einfach eine blöde Nummer ist, jemanden bei der Touristeninformation fragt, rauszuwerfen. Bei mir ist er auch genau richtig, denn ich frage ihn im Gegenzug, was ich denn mit meinen Sachen machen sollte, die auf dem Fahrrad sind? Wegwerfen oder das ganze Gepäck hier hineintransportieren? Er schaut ziemlich betreten.
                        Ich wende mich wieder dem Typen von der Touristeninformation zu, und frage ihn, wie ich jetzt die 1 finden solle und der guckt den Wachdienst an und meint, unter diesen Umständen könne er nicht reden. Ich solle zur Seaside gehen, dort gäbe es noch eine Touristeninformation, und die könne mir auf jeden Fall besser helfen als er. Einfach die Straße hinunter.
                        Auf ein Danke verzichte ich. Erhobenen Hauptes und ohne den Wachdienst eines Blickes zu würdigen, ziehe ich ab.

                        Die Fußgängerzone.





                        Ich laufe ein wenig mit den Menschen Richtung Meer, aber dann habe ich keine Lust mehr, die Touristeninformation zu suchen. Ich will Fahrrad fahren und nicht durch Fußgängerzonen laufen. Einen Moment überlege ich, ob ich die Jugendherberge suchen soll und mir einen netten Abend machen soll, aber außer shoppen fällt mir nicht ein, was ich hier machen könnte. Ich gehe ja eh um 20.00 Uhr ins Bett. So biege ich irgendwo ab und gerate an ein paar Bänke mit Aussicht. Nicht schlecht. Ich vermerke in meinem inneren Kalender, Scarborough bei der nächsten Interrailreise miteinzubeziehen.





                        Und obwohl ich das Lied nie besonders mochte, kann ich es nicht vermeiden, dass ich es innerlich vor mich hinsumme. Es passt irgendwie.


                        http://www.youtube.com/watch?v=Dau2_Lt8pbM








                        Ein mondäner Ort.





                        In dem Fotobuch gab es auch Fotos von diesem Hotel, dem Grand Hotel.





                        Und einen Strand gibt es auch.





                        Ich entscheide mich dennoch gegen eine Übernachtung und ordne mich auf der Radspur der Landstraße ein. Einen Polizisten auf der anderen Straßenseite will ich erst fragen, vermute dann aber, dass er es auch nicht weiß. Also radele ich zur nächsten Ampel, das Dröhnen der Autos im Ohr. Und was sehe ich an der nächsten Kreuzung? Ach.





                        Wo kommt der kleine Aufkleber denn so plötzlich her? Nun, mir soll es recht sein. Erfreut biege ich in die ruhige Seitenstraße ein.


                        Und komme an der Promenade heraus. Wow.

















                        Auch hier wieder die Steine im Wasser, die den Buchten das geheimnisvolle Aussehen geben. Wie klein die Menschen wirken.





                        Die Straße ist nun recht geschwungen und an einigen Stellen schiebe ich, auch, weil der Anblick so atemberaubend ist. Zwei Reiseradler kommen mir entgegen, das hatte ich lange nicht mehr. Sie winken. Ihr Ziel ist bestimmt die Jugendherberge.
                        Die Sonne strahlt, es ist richtig warm geworden. Hochsommer. Ich schätze die Temperatur auf 24 Grad, vielleicht sogar mehr.





                        Mein Versuch, das grandiose Panorama aufzunehmen, wird durch ein Ehepaar gestört, das loriotmäßig den Ausblick verstellen muss.





                        Ich versuche, die beiden auszublenden. Scarborough Castle thront auf seinem Hügel.





                        Seufz. England kann schon schön sein. Was nur treibt mich weiter?





                        Dann geht es durch Wohnstraßen weiter. Das Meer ist nun nur noch selten zu sehen.


                        Das Grundstück steht zum Verkauf.





                        Radweg.





                        Wieder ein Blick zurück.








                        Noch ein paar Mal Meerblick, dann knickt der Nordseeküstenradweg ab, obwohl es geradeaus ein Sackgassenschild gibt, auf dem eine Ausnahmeregelung für Fahrräder vermerkt ist. Da ich das erst später merke, muss ich wenden.





                        An der Straße sehe ich eine Pizzeria, doch sie wird umgebaut. Langsam muss ich mir überlegen, wo ich etwas zu essen kaufen kann. Auch ein Supermarkt ist in dem Ort, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich es wagen kann, dort mein Gepäck auf dem Rad zu lassen. Der Markt ist so gebaut, dass ich das Fahrrad nicht sehen könnte. So fahre ich weiter Richtung Cayton.





                        Die Sonne ist wunderbar warm und ich überlege, ob ich nicht eine Campingplatz suche. An der Straße ist ein blaues Schild und ich denke erst, es sei ein Autobahnwegweiser. Nein, es ist ein Radwegschild. Ich bin entzückt. Auf dem dunkeln Schild steht, dass The Parish of Clayton im Juni 2012 das diamantene Kronjubiläum von Queen Elisabeth II gefeiert hat.





                        Vor Freude biege ich in die nächste Straße ein und frage eine Frau nach den Campingplätzen, die in der Straße sein sollen. Sie kann dazu nichts sagen, erklärt mir aber, als das Thema auf das Wetter zu sprechen kommt, dass das Wetter bis Anfang nächster Woche halten wird. Da ist sie sich sicher.
                        Ein Mann erklärt mir, ich solle zu Browns am Ende der Straße fahren, die wären am besten. Ich passiere einen Caravan und Camping Park, der mir von außen nicht so gut gefällt und fahre die Straße hoch. Die Frau an der Rezeption ist total nett, aber sorry, wir haben nur Mobil Homes und Caravans, wir sind auf Zelte nicht eingerichtet. Oha.

                        Ich fahre dennoch ein paar Meter weiter die Straße hoch, um noch einmal das Meer zu sehen.





                        Wäre ich nun geschätzt anderthalb Meilen weiter gefahren, hätte ich wohl einen Caravan Park in Meeresnähe gefunden. Aber das weiß man ja nicht vorher. Ich fahre daher die Straße zurück und versuche es bei dem großen Platz am Anfang. Sie nehmen Zelte. Die Übernachtung soll 15 Pfund kosten. Und ich weiß nicht wieso, ob es daran liegt, dass sich die Frau so überkorrekt verhält, ich habe plötzlich keine Lust mehr und radele weiter. Was ich heute an Strecke schaffe, muss ich morgen nicht fahren.

                        Zuerst finde ich meine Entscheidung ziemlich gut, denn es ist schön flach hier. Es macht Spaß, bei der Wärme vor sich hinzuradeln.





                        Der Hügel, auf den ich zufahre, schreckt mich auch nicht, bestimmt geht es daran vorbei.








                        Es geht nun wieder durch kleine Dörfer. Geschäfte gibt es hier keine. Menschen auch nicht. Die nächsten Campingplätze scheinen weit weg zu sein und nicht an der Straße zu liegen. Es sind vor allem Farmen.





                        Und dann denke ich: Nein! Denn natürlich muss ich den Hügel hinauf. Also ist mal wieder schieben angesagt. Und ich weiß nicht wieso: Es macht richtig Spaß. Das muss am Wetter liegen. Autos fahren hier nur wenige, es ist eine Nebenstrecke.






                        Der Ausblick versöhnt dann endgültig.








                        Sogar Meeresblick ist dabei.





                        Die Beschilderung wird nun bis kurz vor Hull sensationell gut, und ich bin mir sicher, wenn ich nach Yorkshire Wolds gefragt hätte, hätte die Touristeninformation auch eine Karte für mich gehabt. Die gibt es nämlich.





                        Bald darauf erreiche ich Hunmanby und in den Ort soll es laut meinem Navi einen Campingplatz geben. Es ist 16.00 Uhr geworden und ein wenig Sonne genießen, wäre in meinem Sinne. Hoffentlich ist es kein Caravanpark. Als ich ein braunes Schild mit dem Zeltsymbol sehe, bin ich erleichtert.





                        Der Platz heißt Orchard Farm Holiday Village und als ich auf das Gebäude zusteuere, befürchte ich Schlimmstes. Aber ich habe keine andere Wahl, ich werde langsam müde. Als ich dann die Einfahrt hochfahre, bin ich angenehm überrascht. Der Platz wirkt offen und freundlich. Ein paar Wohnmobile stehen auf einem Hügel und man sieht viel Gras.
                        Die Rezeption ist geschlossen, und so fahre ich zu den Männern hin, die auf einer riesigen Wiese mit großen Fahrzeugen den Rasen mähen. Der eine stellt sofort den Mäher aus und läuft mit mir zur Rezeption. 10 Pfund. Das Zelt kann ich an den Seitenstreifen stellen. Dort ist aber keine Sonne mehr, und ich stände direkt neben der Straße. Ob ich mich oben auf die Kuppe stellen kann. Kein Problem, hier ist genug Platz. Ich soll die Plakette befestigen. Die Eistruhe ist noch gefüllt, das Eis ist heruntergesetzt. Für 1 Pfund erstehe ich ein Magnum. Das habe ich mir jetzt verdient.

                        Ich baue mein Zelt auf und freue mich, dass es schnell trocknet. In der Dusche gibt es keine Steckdose, und ich frage den Wohnmobilisten neben mir, ob er mir den Fotoakku aufladen könnte. Kein Problem. Er steckt Adapter und Ladegerät in eine der äußeren Klappen, so dass ich bequem dran komme, wenn der Akku geladen ist. Wirklich nett, danke.

                        Der Rasenmäherfahrer fährt vorbei, grinst und nickt anerkennend, als er mein Zelt sieht. Scheint, als würde er sich auskennen. Der andere Rasenmäherfahrer kommt vorbei und nickt ebenfalls anerkennend. Wer weiß, was die auf diesem Platz im Sommer für Zelte sehen, auch hier dürfte es ja ab und zu windig sein.

                        Auf dem Platz gibt es eine Minatureisenbahn, und ich beschließe, noch ein wenig spazieren zu gehen.








                        Es sind nur wenige Menschen auf dem Platz und es ist ganz ruhig.





                        Ich setze mich auf eine der Bänke auf einem Hügel und betrachte die Umgebung. Die Zeltwiese.





                        Nur die Bahn rattert vorbei, dann ist es wieder still.


                        Ich telefoniere mit Deutschland, und dann sitze ich noch etwas in der Sonne und schließe die Augen. Schön ist es hier. Auch wenn viele Mobilhomes herumstehen, so merkt man doch, dass auch Zelter willkommen sind. Das Meer vermute ich hinter dem nächsten Hügel. Zu weit für mich. Leider. Eine Taube gurrt auf einem Zaun.





                        Als ich zum Zelt zurücklaufe, spricht mich der Angler an. Er hat heute nichts gefangen. Aber die Stimmung ist so schön. Er konnte sich ein paar Tage frei nehmen. Was für ein Wetter hier.
                        Als ich weitergehe, greife ich routinemäßig in die Tasche und merke, dass mein Handy nicht mehr da ist. Ich habe es oben auf der Bank liegen gelassen. Das hätte mir noch gefehlt. Schnell laufe ich zurück.

                        Ich esse mein vorletztes Brötchen und weiß, dass ich morgen dringend Nahrung besorgen muss. Dann fallen mir auch schon die Augen zu.
                        Zuletzt geändert von Torres; 07.10.2014, 21:33.
                        Oha.
                        (Norddeutsche Panikattacke)

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                        • Scrat79
                          Freak
                          Liebt das Forum
                          • 11.07.2008
                          • 12533
                          • Privat

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                          #32
                          AW: [NL] [UK] Ups und Downs auf der North Sea Cycle Route


                          Und ja.
                          Von den schönen deutlichen Schildern kann meine Freundin ein Lied von singen...
                          Radfahrer sind auf der Insel auch eher Exoten.
                          Da darf man schon fast froh sein, dass der Kaufhauspolyzüsd überhaupt wusste was ein Fahrrad ist...

                          Dafür fand ichs ein tolles Erlebnis auf der Insel mit meinem eher einfachen Bike auf der Straße von ner Gruppe Rennradfahrern gegrüßt zu werden.
                          Bei der Fahrraddichte grüßt halt jeder Biker jeden.
                          Der Mensch wurde nicht zum Denken geschaffen.
                          Wenn viele Menschen wenige Menschen kontrollieren können, stirbt die Freiheit.

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                          • Torres
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                            • 16.08.2008
                            • 30733
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #33
                            AW: [NL] [UK] Ups und Downs auf der North Sea Cycle Route

                            Da darf man schon fast froh sein, dass der Kaufhauspolyzüsd überhaupt wusste was ein Fahrrad ist...



                            Dafür fand ichs ein tolles Erlebnis auf der Insel mit meinem eher einfachen Bike auf der Straße von ner Gruppe Rennradfahrern gegrüßt zu werden.
                            Bei der Fahrraddichte grüßt halt jeder Biker jeden.
                            Stimmt. Viele Rennradler fragen im Vorbeifahren sogar, ob man "alright" ist!

                            Auf diesem Teilabschnitt gab es aber kaum welche, die kommen erst später.
                            Oha.
                            (Norddeutsche Panikattacke)

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                            • Scrat79
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                              Liebt das Forum
                              • 11.07.2008
                              • 12533
                              • Privat

                              • Meine Reisen

                              #34
                              AW: [NL] [UK] Ups und Downs auf der North Sea Cycle Route

                              Zitat von Torres Beitrag anzeigen
                              Auf diesem Teilabschnitt gab es aber kaum welche, die kommen erst später.
                              Oh!
                              Dann schreib weiter! Vielleicht kenn ich die beiden ja sogar.

                              Finde immer wieder den Bahnhof von Dundee schön.
                              Die Fahrradständer am Hauptbahnhof fassen gefühlt vielleicht 30 Bikes. Mehr als 5 hab ich aber noch nicht gleichzeitig dort gesehen.
                              Für ne 148.000 Einwohner Stadt nicht schlecht.

                              Toller Bericht mal wieder!
                              Der Mensch wurde nicht zum Denken geschaffen.
                              Wenn viele Menschen wenige Menschen kontrollieren können, stirbt die Freiheit.

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                              • lina
                                Freak

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                                • 12.07.2008
                                • 42972
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                                #35
                                AW: [NL] [UK] Ups und Downs auf der North Sea Cycle Route

                                Das Betreten des Einkaufszentrums mit Fahrrädern ist verboten.
                                So ein Reiserad ist ja eigentlich nichts anderes als ein Rollkoffer mit etwas größeren Rädern ...

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                                • wesen
                                  Fuchs
                                  • 16.02.2005
                                  • 2155
                                  • Privat

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                                  #36
                                  AW: [NL] [UK] Ups und Downs auf der North Sea Cycle Route

                                  Wirklich toll geschrieben, @Torres! Wenn ich den Bericht lese, erinnere ich mich wieder gut an die auch von uns besuchten Orte.

                                  Ich fand die Leute im Norden extrem freundlich und hilfsbereit. Kaum hatten wir die Karte ausgepackt, kam jemand angesprungen und fragte, ob er helfen könne. Und ja, sie haben sehr sorgsam darauf geachtet, dass ihre Hunde keinen stören.

                                  Vor der Strecke, die du mit der Bahn gefahren bist, sind wir übrigens auch gewarnt worden. Was ich anfangs nicht verstanden hatte. Das "rough" hatte ich auf den Weg und nicht auf die Leute bezogen . Die Gegend war früher wohl vom Bergbau bestimmt und seit der Ära Thatcher gibt es dort kaum noch Jobs.

                                  In der Touristeninfo in Whitby waren wir auch. Die Dame hat uns auf unsere Frage nach einem Campingplatz die 199 Stufen zur Abtei (bzw. die ebenso steile Parallelstraße) raufgeschickt. Ich glaube, alleine hätte ich mein Rad da nicht raufgekriegt... Oben stelle sich dann leider raus, dass der Platz nicht für Zelte eingerichtet war. Nun ja, immerhin haben wir so die Abbey gesehen.

                                  Scarborough war bei unseren Besuch eher abstoßend. Ein billiger, überfüllter Badeort mit jeder Menge von mir nicht gewürdigter Animation. Aber es gab einige wunderhübsche kleine Küstenorte. In einem haben wir "original deutschen Apfelkuchen" gegessen. Und es stimmte: der Hefe-Blechkuchen schmeckte wie hierzulande; allerdings wurde die Sahne, die es dazu gab, einfach flüssig drübergekippt.

                                  Die Beschilderung fand ich nicht sooooo übel, allerdings sehen 4 Augen wohl auch mehr als 2. Und die Autofahrer waren - so finde ich - auch nicht unangenehmer als in Deutschland. Die Wegführung war auch für mich allerdings eine Herausforderung. Kilometerlanges Bergauffahren ist dann doch anstrengend - und ich erinnere mich an zumindest eine Strecke, die auf einer Art Pfad steil die Klippen hochführte.

                                  Ich bin die nächsten Tage unterwegs und kann nur nachlesen. Ich bin aber jetzt schon gespannt, ob du z. B. über die Fähren am Ende etwas berichtest...

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                                  • Torres
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                                    Liebt das Forum
                                    • 16.08.2008
                                    • 30733
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                                    #37
                                    AW: [NL] [UK] Ups und Downs auf der North Sea Cycle Route

                                    Ja, die Warnung bezog sich auf die Leute.

                                    Den steilen Pfad bin ich nicht gefahren, vielleicht war das auch Whitby. Seid ihr abgewichen? Denn kleinere Küstenorte hatte ich mir gewünscht. Gab es aber nicht.
                                    Jetzt geht es ja praktisch nur noch durchs Binnenland. Und an meine Grenzen. Aber ich will nicht soviel verraten.
                                    Oha.
                                    (Norddeutsche Panikattacke)

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                                    • wesen
                                      Fuchs
                                      • 16.02.2005
                                      • 2155
                                      • Privat

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                                      #38
                                      AW: [NL] [UK] Ups und Downs auf der North Sea Cycle Route

                                      Ich glaube, der Ort mit dem Apfelkuchen war Robin Hood's Bay (siehe Kommentar unten, so heißt der Ort NICHT) kurz hinter Redcar




                                      Die Straße war aber mal wieder eher steil:


                                      Sehr viele solcher Orte gab es nicht, das stimmt.

                                      [edit]Hmm... Robin Hood's Bay liegt südlich von Whitby. Dann muss der Ort auf den Bildern ein anderer sein. Wie gesagt: Er muss hinter Redcar liegen - sagt die Bilderreihenfolge.[/edit]

                                      [edit2]Der Ort heißt Staithes[/edit2]
                                      Zuletzt geändert von wesen; 07.10.2014, 23:24.

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                                      • wesen
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                                        • 16.02.2005
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                                        #39
                                        AW: [NL] [UK] Ups und Downs auf der North Sea Cycle Route

                                        Und weil ich gerade dabei bin, noch ein Stimmungsbild aus Scarborough:



                                        Das war mir echt zu voll.

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                                        • Torres
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                                          AW: [NL] [UK] Ups und Downs auf der North Sea Cycle Route

                                          Ach herrje. Ja. Das hätte mir auch nicht gefallen. Waren da noch Schulferien? Das sind die Segnungen der Nachsaison, da ist nur wenig los.

                                          Staithes. Wie hübsch. Dahin bin ich ja trotz des Radwegschildes nicht abgebogen, sondern weiter nach Hinderwell gefahren (geschoben), weil ich wusste, dass der Weg eine Sackgasse ist. Auf die Steigung wäre ich auch nicht besonders wild gewesen.....

                                          Robin Hood´s Bay ist es wirklich nicht, das ist der Schmugglerort an der charakteristischen großen Bucht in der Mitte des Cinder Tracks. Einen Fluss bzw. Hafen gibt es dort nicht.

                                          Bei der Suche nach Staithes bin ich eben auf einen sehr interessanten Artikel bei wikipedia gestoßen. http://de.wikipedia.org/wiki/North_York_Moors. So sind viele über Jahrzente durch die Arbeiterschicht geprägte Orte in North York Moors seit den 80iger Jahren des letzten Jahrhunderts, bedingt durch den Untergang der Minen- und Eisenerzindustrie, von einem Bevölkerungsaustausch betroffen. Gut abgesicherte Rentner oder die Ruhe liebende Zweitwohnungsbesitzer haben sich Häuser in den (Küsten)orten gekauft und damit die Häuserpreise hochgetrieben, so dass die jungen Leute wegziehen müssen, weil sie im Tourismus oder mit anderen übrig gebliebenen Arbeitsplätzen nicht genug verdienen. Folglich stehen außerhalb der Saison die Häuser leer und ein gesellschaftlichen Leben findet nur noch eingeschränkt statt. Auch die Landwirtschaft ist rückgängig. Die Infrastruktur, bestehend aus Pubs, Geschäften etc. leidet darunter. So war es kein Wunder, dass es mir recht schwer fiel, mich mit Lebensmitteln zu versorgen.
                                          Robin Hood´s Bay gehört zu den Orten, die von dem Bevölkerungsaustausch schon recht lange betroffen sind. Mag sein, dass ich den Ort daher recht abweisend fand, viele Häuser waren wohl schon winterfest gemacht.
                                          Oha.
                                          (Norddeutsche Panikattacke)

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