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Was macht man im November, wenn man wandern gehen will? In Skandinavien ist es zu dunkel, die Alpen sind bereits verschneit. Für mich als Pyrenäenfan war die Richtung schnell klar und so landeten wir zu dritt Anfang November in Barcelona und fuhren gute fünf Stunden mit dem Bus weiter nach Bielsa.
Zu Beginn ist noch zu sagen, dass praktisch nichts nach Plan lief – angefangen von Schwierigkeiten, die ein alpinistisch als leicht eingestufter Grat/Kamm im angeschneiten Zustand jemandem mit über 20km Rucksack bereitet über Veränderungen im Team bis zu den Wetterbesonderheiten. Da ich aber auch dieses Mal begeistert von diesen Bergen zurück kam, möchte ich diese Eindrücke mit Euch teilen.

oberes Valle de Estós
Obwohl an einer der wichtigsten Straßenverbindungen zu Frankreich gelegen, fühlt man sich in Bielsa am Ende der Welt. Bis zum eigentlichen Startpunkt – Barranco de Trigoniero – hatten wir noch mehrere Kilometer Straßenmarsch im Regen.

Dann folgte der erste Anstieg bei zunehmend stürmischerem Wetter, also beendeten wir den Tag schon früh im Refugio de Trigoniero – einer teilweise verfallenen Biwakhütte auf knapp 2000m. Trotz unserer Bemühungen die Hütte bewohnbar zu machen (die Hälfte war mit Baumüll voll, Löcher im Dach usw.), war es recht ungemütlich, u.a. weil der Wind selbst mehrere um die 20kg schwere Steine, mit denen wir die Tür gesichert hatten, scheinbar mühelos wegschob und durch die Hütte pfiff. Nach diesem nasskalten Einstieg wurde das Wetter jedoch besser und die Sicht nahezu endlos weit.


Die nächsten zwei Tage vergingen im leichten Auf und Ab auf dem Grenzkamm zwischen Spanien und Frankreich. Einen Pfad gab es nur ab und zu und selbst er war bei etwas nassem Schnee drauf nicht immer bequem zu gehen. Dies führte im Endeffekt dazu, dass wir am 3. Tag wieder nach Bielsa abstiegen – weiter wäre es zwar gegangen, aber mit erheblichen Schwierigkeiten, die wir mit unserem Gepäck nicht eingehen wollten.




am Morgen aus dem Zelt...



mal eine nettere (=breitere) Kammstelle
Apropos Gepäck: Ich kam nicht hoch
und versprach mir hoch und heilig wieder mehr Sport zu machen. Dann schaltete sich der Kopf ein: Geflogen mit 23km, 6kg kamen später hinzu, das Zelt ist nass. Ach so. Hungern werde ich sicher nicht, Essen für eine Woche wird auch noch nach Hause gebracht 
Dieser Tag brachte außer Plan A-Aufgabe noch wichtigere Änderungen. Aus verschiedenen Gründen verabschiedeten sich meine beiden Mitstreiter und die Fakten sahen so aus: alleine, noch 10 Tage bis zum Flug, schlechte bis sehr schlechte Wettervorhersage.

Immerhin gut, dass wir für drei Personen drei Zelte und drei Kocher mit hatten
Statt die geplante Route versuchen durchzusetzen, drehte ich mich um 180° und ging in die mir noch nicht bekannte Richtung – den Naturpark Posets-Maladeta. Dass die vorhandene Karte nur zur groben Orientierung geeignet war machte die Sache etwas spannender, ich hatte aber mehr als genug Zeit und wollte mich eh hauptsächlich an markierte Wege halten.
Zum Einstimmen lief ich wieder (3. Mal!) die Straße Richtung Frankreich hoch
Dann gab es 11km Schotterpiste und etwas Pfad zum von Baumaßnahmen (Wasserkraftwerk etwas weiter unten) verunstalteten Lago de Urdizeto; insgesamt so um 1400hm. Soweit meine Bekanntschaft mit dem GR11 
letzter Blick zu Parzán, eine Miniortschaft fast an der Grenze



von der Schotterpiste
Am nächsten Vormittag kam ich nach Biadós und blieb angesichts der Wetterveränderungen im 12m²-Winterhäuschen des bereits geschlossenen Refugio. Biadós ist eine kleine Siedlung mit einem knappen Dutzend Häuser, inzwischen menschenleer. Die vielen Mäuse leisteten mir aber genug Gesellschaft und später kamen noch drei Spanier vorbei. Sie erklärten mir einige nicht auf meiner Karte eingezeichnete Routen und verabschiedeten sich in der Früh nach Madrid.
kurz vor Biadós





Biadós

rechts ist "mein" "Haus"
Am Morgen stieg ich bei sich rasant verschlechterndem Wetter in Richtung Bachimala (3177m). Der Wind zwang einen immer wieder in die Knie und ich vermisste sehr die in der Hütte vergessene Sturmhaube, besonders als ab 2200m aus dem Regen waagerecht fliegendes Eis wurde. Als der Pfad auf ca. 2600m etwas ausgesetzter wurde, drehte ich um, stieg querfeldein ab und lief noch mehrere Stunden im Regen durch die wunderschönen Wälder.


Am nächsten Tag saß ich im Häuschen fest und war froh, dass dieses stabil gebaut war. Die einzigen „Ausflüge“ bestanden aus Wasserholen und flehenden Blicken auf den nicht steigen wollenden Barometer. Als nach der dritten Nacht in dieser höchst bescheidenen Unterkunft der Luftdruck immer noch im Keller und die Berge schwarz verhangen waren, die Wind und Regen aber schwächer wurden, lief ich los. Lieber alleine in den Bergen als in diesem ausgestorbenen Nest.

diese Aussicht habe ich fotografiert, gezeichnet und vielfach beschrieben - das Barometer blieb trotzdem ganz unten
1300hm bis auf den knapp 2900m hohen Pass, dann etwas runter und zelten. Viel gesehen habe ich nicht, aber unterwegs zu sein ist selbst bei Nebel und ödem verschneitem Geröll um Welten besser als mäßig dreckige, kalte 12m². Am Pass riss es auf und ich sah plötzlich mein Ziel – den Ibon de Llardaneta auf knapp 2700m, unter dem Regenbogen!!!!!!

Aufstieg zum Pass

na geht doch!!!!!!!!!!!!

geschafft... :-)

...und runter.

Zeltplatz unter dem Regenbogen


Der Abend war wunderschön. Das Gefühl, mitten in den Bergen zu sein ist großartig, auch das Wetter klarte immer weiter auf – was will man mehr???

Als die letzten Lichtstrahlen abbrannten, kam der Wind. Erst hört man ein leises Rauschen, dann kommt es wie ein Donner immer mehr auf einen zu. Man zuckt zusammen und fragt sich, ob es eine Lawine, Steinschlag, Mure oder Ähnliches sein kann. Und dann stürzen sich die Luftmassen über einen wie eine Welle über Steinufer. Es war gerade noch 19 Uhr als mein Zelt plötzlich auf mir lag.
Ohne viel Ursachenforschung zu betreiben zog ich schnell das Gestänge aus den Kanälen und legte mehrere schwere Steine drauf. Geschlafen habe ich in dieser Nacht zwar nicht – man döst ein und dann kommt eine besonders heftige Böe und rüttelt einen wortwörtlich wach – aber sie war phantastisch: Heller Mond, wunderschöner klarer Himmel, Bergschatten ringsum. Nun weiß ich aber, warum ich lieber mit einem Biwaksack in die Pyrenäen gehe – bei solchem Wetter wäre es darin um einiges gemütlicher.
Der Wind hat bis Morgen nicht nachgelassen und so strich ich mein nächstes Bergziel – den 3375m hohen, aber normalerweise gut machbaren Pico Posets. Obwohl ich direkt am Einstieg zeltete, war mir alleine das Wetter zu ungemütlich. Schon komisch, weil die Schneeverhältnisse und die Sicht beide ideal waren…

schade abzusteigen...


dieses Tal war das schönste der ganzen Tour, leider konnte ich es auf Fotos überhaupt nicht so wiedergeben.

das Wetter bleibt den ganzen Tag "komisch"
Dann spielte mir meine Karte einen Streich und schickte mich querfeldein weiter. Später gab es noch einen gut 2700m Pass und der lange, aber schöne Abstieg ins Estós-Tal. Genauer gesagt biwakierte ich etwas weiter oben in einer halb zerstörten Dreiwandhütte, weil man am gewünschten See nicht zelten durfte. Die Landschaft sah gar nicht europäisch aus und es hätte mich nicht gewundert, wenn ein Elch oder Bär um die Ecke geschaut hätten…

See fast auf der Passhöhe. Aufstieg ohne Steigeisen ging vorsichtig gerade noch (hatte aber welche mit)

2700m-Pass

der "ewig"lange Abstieg ins Valle de Estós



wo sind die Elche?
Wenn Ihr denkt, der Wind hätte sich inzwischen gelegt, dann irrt Ihr sich. Es gab zwar immer wieder mal ruhige Stunden, aber insgesamt war sein Pfeifen allgegenwärtig und grenzte mich stark bei der Wahl der Wege ein. In der Nacht wackelten die 30kg schwere Steine in einer Wand und ich rutschte immer näher zur intakten Wand in der Hoffnung, dass die ganze Konstruktion hält. Sie hielt.

klarer, aber sehr windiger Morgen

letzte Meter ins Tal (1500m) - und die Sonne kommt->wird endlich wärmer
So kam es, dass ich auch den für den nächsten Tag geplanten 3000er aufgab (bei dem Wind geh ich nicht hoch!) und viel zu spät aufbrach. Später stieg ich mit Steigeisen&Co gewappnet zwar trotzdem hoch, verfehlte aber den Einstieg und landete auf dem nächsten Kamm. Die Zeit, den Fehler zu korrigieren blieb keine mehr, also ich genoss den blauen Himmel und die unendliche Sicht von einem noname-2450er. Der Wind wurde tagsüber schwächer, frischte aber dann von jetzt auf gleich auf. Eine Stunde später kamen erste Wolken und das Gehen gegen den Wind wurde unmöglich. Eine weitere Stunde später waren die Berge homogen grau verhangen und es schneite.

Aufstieg in Richtung Pico Perdugiero - klasse Aussicht!

was für ein Tag!!!!!

Traumhaft (noch). Als die nächste Böe kommt falle ich fast hin.

eine knappe Stunde seit dem letzten Bild. Jetzt nur noch runter.

hier wieder auf GR11, aber schön ist es
An dem Tag traf ich drei Personen – die ersten seit fünf Tagen. Sie sagten auch, dass das Wetter kippen wird, weshalb ich mich für den Ausstieg entschied, zudem war es gerade ganz bequem. Zwei Stunden später war ich in Benasque…
Eine Überraschung hatte die Natur noch für mich. Am Morgen sah es auf 1100m ü. M. nämlich so aus:


Nach einem kalten, verregneten Wochenende in Barcelona ging es zurück nach Deutschland. Die Pyrenäen in ihrer herbstlichen Schönheit stehen aber immer noch vor den Augen – und nun, wo ich das Ganze zumindest von unten gesehen habe, ist der Wunsch zurück zu kommen stärker denn je. Biwaksack statt Zelt, etwas weniger Gepäck insgesamt, Start in Benasque und vielleicht 1-2 Wochen früher im Jahr – und dann nicht „lang“ sondern „hoch“!!!

Drei Tage in Barcelona im Regen. Ab nach Hause...
Info Anfahrt: Flug nach Barcelona, mit dem Bus weiter. Manchmal ist es recht mühsam die ganzen Fahrpläne durchzublicken – so fahren die Busse in die größeren Vorgebirgsortschaften (Lleida, Huesca, Barbastro) mehrmals am Tag, in die kleineren (Ainsa, Formigal, Benasque) etwa einmal täglich und die Bergdörfer, die als Startpunkte interessant sind (Sallent de Gallego, Torla, Bielsa, Vielha) 2-6Mal/WOCHE. Dazu sollte man auf Sommer- und Winterpläne achten. Normalerweise sind die Verbindungen aber gut aufeinander abgestimmt und sicher zu erreichen. Größere Gruppen sollten sich vorher anmelden, denn je weiter von der Zivilisation, umso kleiner sind die Busse.
Info Hütten: In Spanien gibt es folgende Hüttenkategorien:
Refugio guardado = Bewirtschaftete Hütte: Nicht viele, meist in einem schlechteren Zustand als die in den Alpen. Achtung Öffnungszeiten! Es gibt offene Winterräume, die jedoch ganz einfach sind. Beispiele: Rif. de Pineta, Goríz, de la Renclusa
Refugio sin guarda = Nicht bewirtschaftete Hütte: Hier dürfte es die meisten Unterschiede geben. Es kann sowohl eine mit Ofen und Liegeflächen ausgestattete, saubere Hütte sein als auch eine kleine Hütte ohne nichts oder gar inzwischen praktisch verfallenes Etwas. Unbedingt informieren! Beispiele: Rif. de Coronas, de Soaso (gut), Tabernes (ok) Trigoniero (schlecht)
Cabaña = Hütte: In der Regel eine Steinhütte mit Erdboden, Zustand sehr variabel. Beispiele: Cabaña de Santa Ana (super), Cabaña electricos (verfallen)
Abrigo = Windschutz, Unterstand: Dreiwandhütte aus Stein oder Holz, meist in tieferen Lagen
Was macht man im November, wenn man wandern gehen will? In Skandinavien ist es zu dunkel, die Alpen sind bereits verschneit. Für mich als Pyrenäenfan war die Richtung schnell klar und so landeten wir zu dritt Anfang November in Barcelona und fuhren gute fünf Stunden mit dem Bus weiter nach Bielsa.
Zu Beginn ist noch zu sagen, dass praktisch nichts nach Plan lief – angefangen von Schwierigkeiten, die ein alpinistisch als leicht eingestufter Grat/Kamm im angeschneiten Zustand jemandem mit über 20km Rucksack bereitet über Veränderungen im Team bis zu den Wetterbesonderheiten. Da ich aber auch dieses Mal begeistert von diesen Bergen zurück kam, möchte ich diese Eindrücke mit Euch teilen.

oberes Valle de Estós
Obwohl an einer der wichtigsten Straßenverbindungen zu Frankreich gelegen, fühlt man sich in Bielsa am Ende der Welt. Bis zum eigentlichen Startpunkt – Barranco de Trigoniero – hatten wir noch mehrere Kilometer Straßenmarsch im Regen.

Dann folgte der erste Anstieg bei zunehmend stürmischerem Wetter, also beendeten wir den Tag schon früh im Refugio de Trigoniero – einer teilweise verfallenen Biwakhütte auf knapp 2000m. Trotz unserer Bemühungen die Hütte bewohnbar zu machen (die Hälfte war mit Baumüll voll, Löcher im Dach usw.), war es recht ungemütlich, u.a. weil der Wind selbst mehrere um die 20kg schwere Steine, mit denen wir die Tür gesichert hatten, scheinbar mühelos wegschob und durch die Hütte pfiff. Nach diesem nasskalten Einstieg wurde das Wetter jedoch besser und die Sicht nahezu endlos weit.


Die nächsten zwei Tage vergingen im leichten Auf und Ab auf dem Grenzkamm zwischen Spanien und Frankreich. Einen Pfad gab es nur ab und zu und selbst er war bei etwas nassem Schnee drauf nicht immer bequem zu gehen. Dies führte im Endeffekt dazu, dass wir am 3. Tag wieder nach Bielsa abstiegen – weiter wäre es zwar gegangen, aber mit erheblichen Schwierigkeiten, die wir mit unserem Gepäck nicht eingehen wollten.




am Morgen aus dem Zelt...



mal eine nettere (=breitere) Kammstelle
Apropos Gepäck: Ich kam nicht hoch


Dieser Tag brachte außer Plan A-Aufgabe noch wichtigere Änderungen. Aus verschiedenen Gründen verabschiedeten sich meine beiden Mitstreiter und die Fakten sahen so aus: alleine, noch 10 Tage bis zum Flug, schlechte bis sehr schlechte Wettervorhersage.

Immerhin gut, dass wir für drei Personen drei Zelte und drei Kocher mit hatten

Statt die geplante Route versuchen durchzusetzen, drehte ich mich um 180° und ging in die mir noch nicht bekannte Richtung – den Naturpark Posets-Maladeta. Dass die vorhandene Karte nur zur groben Orientierung geeignet war machte die Sache etwas spannender, ich hatte aber mehr als genug Zeit und wollte mich eh hauptsächlich an markierte Wege halten.
Zum Einstimmen lief ich wieder (3. Mal!) die Straße Richtung Frankreich hoch






von der Schotterpiste
Am nächsten Vormittag kam ich nach Biadós und blieb angesichts der Wetterveränderungen im 12m²-Winterhäuschen des bereits geschlossenen Refugio. Biadós ist eine kleine Siedlung mit einem knappen Dutzend Häuser, inzwischen menschenleer. Die vielen Mäuse leisteten mir aber genug Gesellschaft und später kamen noch drei Spanier vorbei. Sie erklärten mir einige nicht auf meiner Karte eingezeichnete Routen und verabschiedeten sich in der Früh nach Madrid.






Biadós

rechts ist "mein" "Haus"
Am Morgen stieg ich bei sich rasant verschlechterndem Wetter in Richtung Bachimala (3177m). Der Wind zwang einen immer wieder in die Knie und ich vermisste sehr die in der Hütte vergessene Sturmhaube, besonders als ab 2200m aus dem Regen waagerecht fliegendes Eis wurde. Als der Pfad auf ca. 2600m etwas ausgesetzter wurde, drehte ich um, stieg querfeldein ab und lief noch mehrere Stunden im Regen durch die wunderschönen Wälder.


Am nächsten Tag saß ich im Häuschen fest und war froh, dass dieses stabil gebaut war. Die einzigen „Ausflüge“ bestanden aus Wasserholen und flehenden Blicken auf den nicht steigen wollenden Barometer. Als nach der dritten Nacht in dieser höchst bescheidenen Unterkunft der Luftdruck immer noch im Keller und die Berge schwarz verhangen waren, die Wind und Regen aber schwächer wurden, lief ich los. Lieber alleine in den Bergen als in diesem ausgestorbenen Nest.

diese Aussicht habe ich fotografiert, gezeichnet und vielfach beschrieben - das Barometer blieb trotzdem ganz unten
1300hm bis auf den knapp 2900m hohen Pass, dann etwas runter und zelten. Viel gesehen habe ich nicht, aber unterwegs zu sein ist selbst bei Nebel und ödem verschneitem Geröll um Welten besser als mäßig dreckige, kalte 12m². Am Pass riss es auf und ich sah plötzlich mein Ziel – den Ibon de Llardaneta auf knapp 2700m, unter dem Regenbogen!!!!!!

Aufstieg zum Pass

na geht doch!!!!!!!!!!!!

geschafft... :-)

...und runter.

Zeltplatz unter dem Regenbogen


Der Abend war wunderschön. Das Gefühl, mitten in den Bergen zu sein ist großartig, auch das Wetter klarte immer weiter auf – was will man mehr???

Als die letzten Lichtstrahlen abbrannten, kam der Wind. Erst hört man ein leises Rauschen, dann kommt es wie ein Donner immer mehr auf einen zu. Man zuckt zusammen und fragt sich, ob es eine Lawine, Steinschlag, Mure oder Ähnliches sein kann. Und dann stürzen sich die Luftmassen über einen wie eine Welle über Steinufer. Es war gerade noch 19 Uhr als mein Zelt plötzlich auf mir lag.
Ohne viel Ursachenforschung zu betreiben zog ich schnell das Gestänge aus den Kanälen und legte mehrere schwere Steine drauf. Geschlafen habe ich in dieser Nacht zwar nicht – man döst ein und dann kommt eine besonders heftige Böe und rüttelt einen wortwörtlich wach – aber sie war phantastisch: Heller Mond, wunderschöner klarer Himmel, Bergschatten ringsum. Nun weiß ich aber, warum ich lieber mit einem Biwaksack in die Pyrenäen gehe – bei solchem Wetter wäre es darin um einiges gemütlicher.
Der Wind hat bis Morgen nicht nachgelassen und so strich ich mein nächstes Bergziel – den 3375m hohen, aber normalerweise gut machbaren Pico Posets. Obwohl ich direkt am Einstieg zeltete, war mir alleine das Wetter zu ungemütlich. Schon komisch, weil die Schneeverhältnisse und die Sicht beide ideal waren…

schade abzusteigen...


dieses Tal war das schönste der ganzen Tour, leider konnte ich es auf Fotos überhaupt nicht so wiedergeben.

das Wetter bleibt den ganzen Tag "komisch"
Dann spielte mir meine Karte einen Streich und schickte mich querfeldein weiter. Später gab es noch einen gut 2700m Pass und der lange, aber schöne Abstieg ins Estós-Tal. Genauer gesagt biwakierte ich etwas weiter oben in einer halb zerstörten Dreiwandhütte, weil man am gewünschten See nicht zelten durfte. Die Landschaft sah gar nicht europäisch aus und es hätte mich nicht gewundert, wenn ein Elch oder Bär um die Ecke geschaut hätten…

See fast auf der Passhöhe. Aufstieg ohne Steigeisen ging vorsichtig gerade noch (hatte aber welche mit)

2700m-Pass

der "ewig"lange Abstieg ins Valle de Estós



wo sind die Elche?
Wenn Ihr denkt, der Wind hätte sich inzwischen gelegt, dann irrt Ihr sich. Es gab zwar immer wieder mal ruhige Stunden, aber insgesamt war sein Pfeifen allgegenwärtig und grenzte mich stark bei der Wahl der Wege ein. In der Nacht wackelten die 30kg schwere Steine in einer Wand und ich rutschte immer näher zur intakten Wand in der Hoffnung, dass die ganze Konstruktion hält. Sie hielt.

klarer, aber sehr windiger Morgen

letzte Meter ins Tal (1500m) - und die Sonne kommt->wird endlich wärmer
So kam es, dass ich auch den für den nächsten Tag geplanten 3000er aufgab (bei dem Wind geh ich nicht hoch!) und viel zu spät aufbrach. Später stieg ich mit Steigeisen&Co gewappnet zwar trotzdem hoch, verfehlte aber den Einstieg und landete auf dem nächsten Kamm. Die Zeit, den Fehler zu korrigieren blieb keine mehr, also ich genoss den blauen Himmel und die unendliche Sicht von einem noname-2450er. Der Wind wurde tagsüber schwächer, frischte aber dann von jetzt auf gleich auf. Eine Stunde später kamen erste Wolken und das Gehen gegen den Wind wurde unmöglich. Eine weitere Stunde später waren die Berge homogen grau verhangen und es schneite.

Aufstieg in Richtung Pico Perdugiero - klasse Aussicht!

was für ein Tag!!!!!

Traumhaft (noch). Als die nächste Böe kommt falle ich fast hin.

eine knappe Stunde seit dem letzten Bild. Jetzt nur noch runter.

hier wieder auf GR11, aber schön ist es
An dem Tag traf ich drei Personen – die ersten seit fünf Tagen. Sie sagten auch, dass das Wetter kippen wird, weshalb ich mich für den Ausstieg entschied, zudem war es gerade ganz bequem. Zwei Stunden später war ich in Benasque…
Eine Überraschung hatte die Natur noch für mich. Am Morgen sah es auf 1100m ü. M. nämlich so aus:


Nach einem kalten, verregneten Wochenende in Barcelona ging es zurück nach Deutschland. Die Pyrenäen in ihrer herbstlichen Schönheit stehen aber immer noch vor den Augen – und nun, wo ich das Ganze zumindest von unten gesehen habe, ist der Wunsch zurück zu kommen stärker denn je. Biwaksack statt Zelt, etwas weniger Gepäck insgesamt, Start in Benasque und vielleicht 1-2 Wochen früher im Jahr – und dann nicht „lang“ sondern „hoch“!!!

Drei Tage in Barcelona im Regen. Ab nach Hause...
Info Anfahrt: Flug nach Barcelona, mit dem Bus weiter. Manchmal ist es recht mühsam die ganzen Fahrpläne durchzublicken – so fahren die Busse in die größeren Vorgebirgsortschaften (Lleida, Huesca, Barbastro) mehrmals am Tag, in die kleineren (Ainsa, Formigal, Benasque) etwa einmal täglich und die Bergdörfer, die als Startpunkte interessant sind (Sallent de Gallego, Torla, Bielsa, Vielha) 2-6Mal/WOCHE. Dazu sollte man auf Sommer- und Winterpläne achten. Normalerweise sind die Verbindungen aber gut aufeinander abgestimmt und sicher zu erreichen. Größere Gruppen sollten sich vorher anmelden, denn je weiter von der Zivilisation, umso kleiner sind die Busse.
Info Hütten: In Spanien gibt es folgende Hüttenkategorien:
Refugio guardado = Bewirtschaftete Hütte: Nicht viele, meist in einem schlechteren Zustand als die in den Alpen. Achtung Öffnungszeiten! Es gibt offene Winterräume, die jedoch ganz einfach sind. Beispiele: Rif. de Pineta, Goríz, de la Renclusa
Refugio sin guarda = Nicht bewirtschaftete Hütte: Hier dürfte es die meisten Unterschiede geben. Es kann sowohl eine mit Ofen und Liegeflächen ausgestattete, saubere Hütte sein als auch eine kleine Hütte ohne nichts oder gar inzwischen praktisch verfallenes Etwas. Unbedingt informieren! Beispiele: Rif. de Coronas, de Soaso (gut), Tabernes (ok) Trigoniero (schlecht)
Cabaña = Hütte: In der Regel eine Steinhütte mit Erdboden, Zustand sehr variabel. Beispiele: Cabaña de Santa Ana (super), Cabaña electricos (verfallen)
Abrigo = Windschutz, Unterstand: Dreiwandhütte aus Stein oder Holz, meist in tieferen Lagen
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