[IE] Ein paar Meter auf dem Wicklow Way

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  • grizzmock
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    • 03.03.2013
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    [IE] Ein paar Meter auf dem Wicklow Way

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    Prolog - "Einmal alles zum mitnehmen bitte"
    Es ist Weihnachten, die Zeit des gemütlichen Beisammen-Seins und der Weihnachtsfeiern. Und genau auf einer Solchen wurde die Idee geboren. Zu später Stunde, an der nur noch die hart gesottene Mannschaft des Kollegiums anwesend war und das ein oder anderer und anderer oder eine Bier getrunken war, kam das Gespräch aufs Wandern. Hier kam einer meine Kollegen gleich ins Schwärmen und erzählte von einer Wanderung die er mal vor 10Jahren in Irland gemacht hat und am liebsten gleich noch mal machen würde. Klang alles sehr gut, nette Idee...geistes Abwesend tippte ich einen Stichpunkt in mein Handy. "Der Wicklow Way"

    Ideen sind eine tolle Sache, gerade wenn sie an einem feucht fröhlichen Abend geboren werden. Meistens verschwinden sie wieder, genau wie die Kopfschmerzen mit denen man sich am "Tag danach" abmühen muss und doch, bleibt ab und zu mal eine solche Idee hängen. "Wicklow Way"...eine erste Stippvisite im Netz brachte einige interessante Berichte und Fotos zu Tage und die Idee, hier selber mal im irischen Boden meinen Fußabdruck zu hinterlassen hatte sich fest gesetzt. Es sollten dann aber noch Monate vergehen bis aus der fixen Idee eine Handfeste wurde, aus Ideen, grobe Pläne und aus groben Plänen ein Reise...schließlich war es mein erstes Mal. Nicht nur den Wicklow Way zu laufen oder Irland zu besuchen, sondern überhaupt mein erstes mal einen "tonnenschweren" Rucksack durch ein fremdes Land zu schleppen, (seit Jahren mal wieder) zu Zelten und auf viele Annehmlichkeiten zu verzichten. Aber ich hatte dieses Bild im Kopf, mein Zelt auf einem Hügel, eingetaucht in das Licht der aufgehenden Sonne und umhüllt von der Stille der Natur, nur unterbrochen durch das zischen meines Gaskochers der den täglichen Koffein Junkie in mir befriedigen soll. Ach ja, bis dahin stand ja noch planen auf dem Programm. Ohne Erfahrung ist es wahrlich schwer einen fixen Plan zu entwickeln, wann/wo/wie viel. Also war der Plan möglichst wenig zu planen. 2 Wochen Zeit hatte ich in Irland, wovon auch einige ganz gemütlich in Dublin verbracht werden sollten. Genug Zeit also und dennoch zog ich in Betracht nicht den ganzen Wicklow Way zu laufen und mich später an die Küste durch zu schlagen um noch einige Tage am Meer entlang zu gehen. Vielleicht...mal sehen...planen wird überbewertet.
    Und dann mussten ja doch ein paar Sachen erledigt werden;ein paar Wanderschuhe, eine Outdoorhose, einen Fleecepully. Eine beachtliche Ausstattung um auf große Wanderschaft zu gehen hatte ich da in meinem Wohnzimmer auf einem Haufen aufgetürmt und doch fehlte das ein oder andere. Also wurde eine komplette Ausstattung organisiert, die jungfräulich wie ich erst später beweisen musste ob sie den Anforderungen gewachsen war:
    Zelt, Isomatte,Schlafsack, Kocher, Rucksack + unglaublich viel Kram, von Regenhose bis zum Taschenmesser

    2 Wochen Irland, auf engstem Raum, da muss doch jemand mit der auf einer Wellenlänge liegt, 100%tig oder gar nicht. Im Zweifelsfall also auch Solo. Das war der Plan bis die Änderung meines Beziehungsstatus einen potenziellen Mit-Wanderer ins Spiel brachte. Die junge Dame war erst noch sehr skeptisch ob sie den An- und Herraus-Forderungen gewachsen ist, doch dann, als es Ernst wurde, viel das Urteil: "Ich komme mit". Zu zweit ging es dann weiter die letzten Fragen zu klären die uns als Vorbereitung wichtig erschienen
    Wie schwer sind 20kg? Wie lang 10km? Versuch macht klug. Also unternahmen wir diverse kleine lokale Runden um das Equipment und vor allem uns ein wenig körperlich darauf vor zu bereiten was da auf uns zu kommen mag. Und was soll ich sagen, es hat uns nicht davon abgehalten los zu fliegen, denn plötzlich stand wirklich der Abreisetag an...

    * Fortsetzung folgt *

  • grizzmock
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    #2
    AW: [IE] Ein paar Meter auf dem Wicklow Way

    Kapitel 0 - In Übergröße nach Dublin


    Endlich war es soweit, die Rucksäcke verpackt, die Ausrüstung vermeintlich komplett und wir bereit auf zu brechen. Zu unmenschlicher Uhrzeit machten wir uns auf, aus dem schönen Ostwestfalen, per Zug, Airtrain, Flugzeug und schließlich per Bus ins Herz von Dublin. Zwar stellte sich herraus das ein öffentlicher Bus nicht die Mindest-Breite aufweist die nötig wäre um mir, inklusive sperrigem Zelt bequem Platz zu bieten, da das aber das einzige "Problem" der Anreise gab es nun wirklich keinen Grund für Beschwerden. Da wir etwas früh am Hostel, welches wir im Vorfeld gebucht hatten eintrafen, luden wir nur unser Gepäck ab, schulterten zum vermeindlich letztem mal, leichtes Gepäck und machten uns auf ins bunte Treiben von Dublin.Das heutige Tagesziel bestand lediglich darin unsere Camping-Küche mit dem benötigtem Brennstoff aus zu statten. "The Outdoor Adventure Store" in der Nähe Temple Bar war schnell
    gefunden und nach einem langen Plausch mit einer der Angestellten die ein Jahr in der Nähe unserer Heimat verbracht hatte und erstaunlich gut Deutsch sprach, standen wir um 700ml Camping Gas reicher wieder in den Straßen Dublins. So zogen wir los die Stadt zu erkunden und ein frühes Guinness zu trinken in weiser Voraussicht, das dieser Luxus uns ins in nächster Zeit verwehrt bleiben würde.Als der Abend dann herein brach und sich langsam über Temple Bar legte, vermischten sich die Klänge von kreischenden Möwen und den Saxophon Spielern der Straßen zu einem Soundtrack den nur ein Urlaub komponieren kann.

    * Fortsetzung folgt *




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    • Kaesehobler
      Fuchs
      • 16.02.2013
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      #3
      AW: [IE] Ein paar Meter auf dem Wicklow Way

      Wirklich, vorallem am Ende, wunderbar und kurzfassend geschrieben, dass man als Leser fast vergisst, dass ja noch gewandert werden soll (wäre da nicht das gekaufte Gas ).

      Also: Weiter geht's!

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      • grizzmock
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        • 03.03.2013
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        #4
        AW: [IE] Ein paar Meter auf dem Wicklow Way

        Kapitel 1 - Keine Gefangenen


        Da war doch noch was? Ah genau, Gewandert werden sollte ja auch noch ein wenig. Nach einem kurzen Frühstück ging es dann endlich richtig los...zumindest fast. Linie 16. war es vorher noch, die uns ein letztes mal in Bewegung hielt ohne das die Last der Rucksäcke auf unseren Schultern lag und wir einen Fuß vor den Nächsten setzen mussten. Nur langsam wurden die Straßen schmaler und das bunte Treiben der Pubs, die wie Perlen einer bunten Ketten am Straßenrand aufgereiht zu sehen waren, wichen einfachen Backsteinfassaden. Und schließen, als die Wicklow Mountains scheinbar zum greifen nah waren, hielt der Bus, wir stiegen aus und nach einigen Metern standen wir da wo wir sein sollten. Voll bepackt mit Rucksack und Vorfreude auf das was vor uns lag standen wir im Marlay Park, vor der Mauer auf dessen Tafel "The Wicklow Way" zu lesen war. Ein letzter Blick auf die Karte, dessen lange lange Linie zeigte was vor uns lag und ein erster Blick auf das gelbe Männlein welches uns in den nächsten Tagen zur Seite stehen und den Weg weisen würde, so machten wir den ersten Schritt und dann noch Einen und...

        Wir folgten dem kurzen Stück durch den Marlay Park und ließen die fragenden, erstaunten und belustigten Blicke der vorbei laufenden Passanten über uns ergehen, die uns und unsere Rucksäcke musterten. Schnell lag der Park hinter uns und es folgte wie erwartet ein unangenehmes Stück Straße, die sich nicht enden wollend Bergauf schlängelte und schließlich durch eine Schotterpiste abgelöst wurde, die der Vorangegangenen in Sachen Steigung in nichts nachstand. Ein grünes Fleckchen am Wegesrand nutzen wir für eine kurze Pause und genossen bei einer Tasse Kaffee den Ausblick auf Dublin und ließen die vereinzelten Wanderer die vorbei zogen passieren, die jedoch ihrem Gepäck nach zu Urteilen nicht das gleiche Ziel hatten wie wir. Frisch gestärkt ging es weiter über den etwas unansehnlichen Weg, der uns noch ein Stück weiter bergauf führte, bevor er endlich von "zivilisierten" Pfaden abwich und über Steine hinauf in ein Meer aus nicht enden wollendem Heidekraut führte. Heidekraut bis zum Rand des Himmels, gesprenkelt mit weißen Blumen, die im Takt des Windes tanzten. Welch Anblick. Durch dieses Meer ging es eine ganze Weile, Dublin tauchte nur noch vereinzelten hinter unseren Rücken zwischen den Hügeln auf und wurde schließlich gänzlich aus unserem Sichtwelt gedrängt und durch Berghänge ersetzt, die kein Künstler schöner hätte malen können. Kurz vor der Glencullem Road, verließen wir den Wicklow Way und machten einen kurzen Abstecher zu einer Grabstätte etwas westlich, auf dem Tibradden Mountain, wo der Wind uns um die Nase wehte und wir doch noch einen erneuten Blick auf das immer weiter entfernte Dublin werfen konnten. Zurück auf der Strecke ging es einige Zeit, einer Straße folgend durch Farmland, welches sich nicht besonders dadurch auszeichnete mit geeigneten Zeltplätzen gesegnet zu sein, nach denen wir inzwischen Ausschau hielten. Erst als die vereinzelten Häuser hinter uns lagen und wir wieder in den Wald eintauchten, entdeckten wir wonach wir suchten. Eine Lichtung, umgeben von dunklen Tannen, mit einem traumhaften Blick ins Tal, garniert mit einer Ruine, hinter dessen Mauern genügen Platz zum Zelten bestand..."lovely".

        So tappten wir in die Falle, die unsere Feinde so hinterlistig arrangiert hatten. Kaum war das Zelt verankert uns das Essen angesetzt griffen sie an. Ohne Vorhut. Ohne Verhandlungen. Midges. Hunderte stürzten sich auf uns und so zogen wir uns zurück, schlossen die Tore unserer Burg und harten aus. Sollten sie uns doch belagern, mit den Wenigen die es bis innerhalb unserer "Mauern" geschafft hatten machten wir kurzen Prozess, keine Gefangenen! Das Vorhaben, unserer Wasservorräte am nahe gelegenen Fluss auf zu füllen, verwarfen wir und so ging der erste Tag zu Ende, der Himmel färbte sich Rot, denn es wurde Blut vergossen und während wir in den Schlaf sanken, prasselte die Armee von Angreifern auf unserer Zelt, fast wie Regentropfen.

        * Fortsetzung folgt *




        Zuletzt geändert von grizzmock; 18.07.2013, 13:33.

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        • grizzmock
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          #5
          AW: [IE] Ein paar Meter auf dem Wicklow Way

          Kapitel 2 - Ihre Sendung wird zugestellt

          Grau und schwer lag der Himmel über unserem Zelt als wir aus dem Schlafsack krochen. Wind war aufgekommen und jagte dunkle Wolken über unsere Köpfe hinweg die sich bedrohlich auftürmten. Die Armee der Mitches vom Vortag schient aufgrund des Wetterumschwungs das Weite gesucht zu haben, dennoch machten wir uns schnell daran unsere Sachen zusammen zu packen und kurz zu Frühstücken, da das Wetter scheinbar heute nicht auf unserer Seite war. Als wir gestärkt und alles verstaut war, folgten wir dem Weg weiter durch den Wald, der gesäumt war mit dicht stehenden Tannen, die dunkle Schatten auf den Waldboden warfen. Auch der Blick nach oben ließ kaum Hoffnung auf Besserung keimen und kaum traten wir aus dem Wald, begann es zu regnen. Erst ganz leicht, doch ohne Unterlass. Also zogen wir unsere Ponchos an und gleich zweier roter Bojen trieben wir durch ein Meer aus Farnen, dessen Weg sich langsam abwärts wand.

          Es sollte kein guter Tag werden. Dem Einen machten die Füße Probleme, dem Zweiten eine aufgescheuerte Hüfte, der Regen tat sein übriges. So nahmen wir das verheißungsvolle Schild eines Hostels mit wohlwollen auf und liefen weiter durch den immer heftiger wütenden Regen. Die letzten Kilometer stampfte jeder für sich im gleichbleibenden Takt der Wanderstöcke und des prasselnden Regens auf unseren Kaputzen, bis wir Lackandarragh Lower erreichten und auf die Straße Richtung Knocktree Hostel abbogen. Unsere Insel der Zuversicht tauchte endlich auf und begrüßte uns Gestrandete freundlich bereits am Eingang mit einem Schild "No accommodation. Totally booked". Zähne zusammen beißen lautete die neue Devise, denn einige Kilometer weiter lockte doch schon ein weiteres Bed&Breakfeast, zu dem wir uns auf machten. Trotz unseres Kampfes ernteten wir erneut nur Kopfschütteln des Betreibers, kein Platz. Da meine Begleitung völlig am Ende war und sich einfach nur ein trockenes Bett wünschte, peilten wir den nächsten Ort an, der laut Karte all das hergeben sollte. Wir sicherten diese Ansicht ab, indem wir einen vorbei fahrenden Paketzusteller fragte ob wir denn richtig wären bevor wir weiter gingen. Eben dieser holte uns wenig später ein, hielt an, sprang aus seinem Transporte und öffnete die Ladeklappe. Er wäre ohnehin in die Richtung unterwegs und könnte uns auch gleich mitnehmen. Er rief noch schnell das B&B an, ob denn noch Platz wäre für zwei gestrandete Wanderer, bevor die Türen des Lieferwagens zuschlugen. Stockfinster war es auf der Laderampe, umgeben von diversen Paketen und Päckchen. So fühlen sich also all die Bestellung die ihren Weg auf eben diese Weise immer zu mir finden. Nach einer kurzen und holprigen Fahrt wurden die Türen wieder geöffnet und wir stolperten etwas Orientierungslos ins Freie, direkt vor den Eingang einer malerischen Unterkunft. Wir bedankten uns überschwänglich bei unserem Fahrer und durchquerten das eiserne Tor und den dahinter liegenden gepflegten Vorgarten auf die rote Eingangstür zu. Wir checkten ein und nahmen das freundliche Angebot einer Tasse Tee und einer Kleinigkeit zu Essen gerne an.

          So strandeten wir in...Eneskerry gleich neben dem Powerscourt Gardens, einer winzigen Ansammlung von Häusern, die aber durchaus Postkarten Atmosphäre verströmte. Da es (natürlich) inzwischen aufgehört hatte zu regnen, deckten wir uns mit ein paar Lebensmitteln ein und genossen ein Bier im lokalen Pub. So wieder ins Gleichgewicht gebracht, konnte auch die neueste Hiobsbotschaft nicht all zu sehr schockieren. Der Paketzusteller rief an, bei der wilden Fahrt ist wohl mein Regencape aus dem Rucksack gefallen und im Wagen liegen geblieben. Aber wäre ja kein Problem, gegen Mittag am nächsten Tag ist er wieder in der Gegend und bringt den Cape vorbei. Kein Problem. Macht er gerne...so sind sie, die Iren...kleine Helden.

          * Fortsetzung folgt *




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            #6
            AW: [IE] Ein paar Meter auf dem Wicklow Way

            Kapitel 3 - Wie ein Schäflein im Gebirge

            Da saßen wir nun, in einem Raum der Aussah als wäre er irgendwann in den 50ern oder 60ern zeitlich stehen geblieben, in guter Gesellschaft von einem älteren Paar aus Dublin und einem aus Australien. "Continental Breakfast", aber da wir am Vortag wohl so aussahen als wären wir dem Hungertot nahe, spendierte uns die Gastgeberin gleich einen ganzen Berg von "scrumble eggs", der die kleine Scheibe Toast unter seinem Gewicht zu Semmelbrösel zermalmen schien. Nach anregenden Gesprächen und vollem Magen konnte es los gehen. Raus in die Natur, dessen Wetter zwar nicht überragend war, sich aber wesentlich zahmer als am gestrigen Tag zeigte. Bevor es dann wirklich los gehen konnte hieß es warten... . Der Kurierfahrer wollte sich ja noch erbarmen das im Wagen liegen gebliebene Kleidungsstück zu bringen. Die Idee ohne Regencape weiter zu laufen verwarfen wir, bevor wir wirklich darüber nachgedacht hatten, in der Hinsicht ist doch auf das irische Wetter zu viel verlass. So war es dann früher Nachmittag als eine Freundin der Bed&Breakfast Betreiberin (Nebenberuf: gestrandete Wanderer chauffieren) uns beim Parkplatz wieder ab setzen und wir verspätet, aber ausgeruht in den Tag starten konnten. Wie wichtig das wirklich war, sollte sich noch zeigen... .

            Die ersten Meter des Tages führten uns durch einen Wald und über Serpentinen einen Berg hinauf, der mit einem atemberaubenden Blick auf den Powerscout Waterfall endete. Dazu versucht das Wetter verzweifelt mit bestem Sonntags-Wetter die Unannehmlichkeiten des Vortages wieder gut zu machen, sodass wir hier oben eine der ganz wenigen Bänken die wir bisher entdeckt hatten, dazu nutzten, unsere wasserdichte Kleidung gegen das Sommer-Outfit zu tauschen. Nachdem wir umgezogen und den Wasserfall hinter uns gelassen hatten, ging es ein kurzes Stück durch eine sturmbedingte Mondlandschaft, die von hunderten violetten Glockenblumen zurück erobert worden war und wir folgten einem steilen Abstieg mit stetigem Blick auf den Aufstieg der dann Folgen sollte. Nach einer ausgiebigen Pause im Tal, die wir auch dazu nutzten unsere Wasservorräte auf zu füllen, steuerten wir stetig Bergauf, dem White Hill entgegen. Zwar blieb das Wetter freundlich (kaum auszumalen dieses Stück bei Dauerregen zu absolvieren), aber der Wind der uns entgegen blies nahm Meter um Meter zu je höher wir kamen. Welch Aufstieg, zwischen all den Schafen und Pferden hindurch die augenscheinlich viel weniger Probleme mit Wetter und Höhe hatten. Ein hartes Stück Arbeit, doch jedes mal, wenn die Füße nicht mehr wollten und wir kurz stehen blieben um neue Kraft zu schöpfen genügte ein einziger Blick über unsere Schultern, um all die Anstrengungen mit einem Wimpernschlag vergessen zu lassen. Welch Ausblick, Traumhaft. Als wir dann endlich den höchsten Punkt überschritten hatten und den Bohlen folgten, die uns nach unten und raus aus dem erbarmungslosen Wind bringen sollte, wurde es schon langsam Abend. So warfen wir auch, noch vor dem nächsten Anstieg und direkt hinter dem Weidezaun unser Zelt in Gras. Windig blieb es, was uns allerdings einen Mitches freien Abend bescherte an dem wir noch das ein oder andere Gespräch mit vorbei fahrenden und laufenden Iren führten, welche uns nicht nur den aktuellen Wetterbericht und viele nützliche Tipps für unsere weitere Tourenplanung einbrachte, sondern auch einen halben Liter Wasser, der unsere knappen Bestände gut zu Gesicht stand. Nach einem kurzen Abendessen und einer etwas längeren Foto-Session zu Ehren der untergehenden Sonne endete der Tag mit schweren Füßen, aber einem lächeln auf den Lippen.

            * Fortsetzung folgt *




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              #7
              AW: [IE] Ein paar Meter auf dem Wicklow Way

              Kapitel 4 - Der Berg hinter uns

              Die Nacht war unruhig, das angekündigte schlechte Wetter ließ sich nicht zwei mal bitten und riss uns immer wieder unsanft aus dem Schlaf. Mein Wecker, der mich gegen 5Uhr aus den warmen Feder befördern sollte, um gemeinsam mit der Sonne den Tag zu beginnen, wurde kurz vor Erfüllung seiner Pflichten ausgeschaltet. Bei dem Sturm und massiv erhöhten Luftfeuchtigkeit blieb die Kamera in der Tasche und ich im warmen Sack. Zum Glück beruhigte sich das Wetter zur Frühstückszeit und wir konnten trocknen Hauptes die Schätze des Dorf-Aufenthaltes vernichten (Schock-Croissant und Brot mhhhh). Der Regen der Nacht hatte sich verzogen, es sollte der letzte sein den wir in unserem Urlaub zu Gesicht bekommen würden. So verstauten wir all unser Hab und Gut und wagten uns an den nächsten Aufstieg, der nicht durch seine Höhe um unsere Aufmerksamkeit buhlte sondern durch den unbändigen Wind der uns das ein oder andere mal beinahe von den Planken geweht hätte. Nach einem langen Plausch in unserer Muttersprache mit zwei Langzeiturlaubern aus Österreich auf der Durchreise, lag der Berg hinter uns. Die tosenden Winde verloren unsere Spur im Tal und blieben zurück. Nach einem kurzen Stück Straße bedurfte es einem kurzen erste Hilfe Stopp. Meine Blase (nein, nicht an den Füßen sondern an der Hüfte!) bedurfte eines neuen Pflasters und zärtliche Zuneigung mit einem Alkoholtupfer. Als ich versorgt und der nächste Hügel erklommen war, durchquerten wir einige Waldstücke und nutzten die warme früh Nachmittagssonne für eine Pause. Auf ein angedachtes Mittagessen mussten wir leider aus Wassermangel verzichten und so musste unsere Nussmischung her halten unsere Mägen zu füllen.

              Der weitere Weg Richtung Old Bridge ging es dann auf dem trockenen weiter, da unsere Vorräte an Wasser völlig aufgebraucht waren und kein fließend Wasser in Sicht war. Das Wasser des Avenmoore Rivers ließen wir dann aber rechts (und links) liegen, das Tagesziel, der "Lough Dan National Scout Campsite" lag schließlich schon in greifbarer Nähe und verhieß kühles Nass im Überfluss. Im Delirium unseres Wassermangels ignorieren wir den Hinweis "No Public Access" am Eingang und Begutachteten das Gelände. Wie überall in Irland wurden wir freundlich empfangen, eine Scout Gruppe begrüßte uns und lud dazu ein unsere Füße aus zu ruhen. Auch sonst schien sich während unseres Zeltaufbaus und nächtlichen Aufenthaltes niemand für illegale Ein-Wanderer verantwortlich zu fühlen. In Sichtweite unseres Lagerplatzes befand sich auch eine Vorrichtung, die durch drehen dazu veranlasst werden konnte Wasser zu spenden, tolle Erfindung, die wir ausgiebig zu nutzen wussten.Nach einem ausgiebigem Mahl, das meiner Begleitung leider etwas auf den Magen schlug und einem Spaziergang am See der sich langsam in das Licht der untergehenden Sonne tauchte, ging es ins Bett.

              * Fortsetzung folgt *




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                #8
                AW: [IE] Ein paar Meter auf dem Wicklow Way

                Kapitel 5 - In den Luxus

                Für meine Begleitung war es eine kurze Nacht. Immer noch machte der Magen Probleme und entsprechend ruhig ließen wir es am Morgen angehen. Ein Kaffee mehr und gemütlich im Schatten auf der Bank sitzen und die Zeit ziehen lassen, wo auch immer sie dringender gebraucht wird als bei uns. Schließlich wurde der Betreiber des Platzes doch noch auf uns aufmerksam. "Are you Scouts?", aber wie an jeder Ecke von Irland, alles kein Problem, "Welcome" und wenn wir Lust hätten, würde er sich pber eine kleine Spende für den Platz freuen. Dem kamen wir natürlich gerne nach, eine Bank, ein Tisch und fließend Wasser, das war es doch wert...ja man wird bescheiden.

                Schließlich machen wir uns dann doch noch auf, trotz Schmerzen, auf den Weg, Glendalough war als Tagesziel auserkoren worden und musste auch erst mal erreicht werden. Das Wetter machte uns heute allerdings wieder "zu schaffen". Strahlend blauer Himmel, kein Lüftchen und die Sonne brannte ohne Unterlass. So strandeten wir immer wieder auf den kleinen Flecken Schatten die sich boten um zu verschnaufen. Nach einem Straßen-Aufstieg der an den ersten Tag erinnerte, folgt der Weg einen landwirtschaftlicher Straße, hinauf an einem Wald vorbei, wo uns ein Shelter buchstäblich dazu zwang einen längeren Stopp ein zu legen und einen kleinen Mittags-Snack zu uns zu nehmen. Nachdem wir uns ausgiebig der Siesta gewidmet hatten, ging es weiter, stets das Tagesziel vor Augen. Die Belohnung der vielen vielen Schritte, die immer, aber auch immer wieder Bergauf verliefen folgte wie immer und Entschädigte mit einem Traumhaften Blick auf das Glendalough Valley unter einem strahlend blauen Himmel. Als dann die letzte Straße überquert war und der Lower Lake vor uns lag, zog es uns direkt zum Hostel. Da Zelten in der Gegend gestattet ist, wir aber planten gleich zwei Tage zu bleiben, um unsere müden Knochen zur Ruhe zu bringen, brauchten wir ein festes Dach über dem Kopf. Déjà-vu, Déjà-vu. "Sorry totally booked". Da weiterlaufen nicht in Frage kam und wir ein weiteres Abenteuer im Dunkel eines Lieferwagens nicht auf der ToDo Liste hatten UND weil ja schließlich Urlaub ist, bezogen wir im Hotel am Platze unser schickes Quartier. Nach kalten Guiness und lecker Essen, zog es uns im Schein am späten Abend, raus auf den Friedhof, der im Schein der untergehenden Sonne, friedlicher nicht sein könnte und den Tag für uns zu Ende brachte.

                * Fortsetzung folgt *


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                  AW: [IE] Ein paar Meter auf dem Wicklow Way

                  Kapitel 6 - Touristen-Hürden-Laufe


                  Ein Tag an dem wir nicht aus den Schlafsäcken krochen und den Kocher anwarfen, sondern ganz ordinär die Bettdecke zurückschlugen und uns über das umfassende Frühstücksbuffet hermachten. Welch ein Start in den Tag. Auch die Rucksäcke blieben am Boden liegen, da wo wir sie am Vortag hatten hingeworfen und stattdessen wurde ein kleiner Packsack geschultert und es ging raus in den erneut herrlichen Tag. Zwar passte die Soundkulisse, die an ein überfülltes deutsches Freibad erinnerte, nicht zur majestätisch glitzernden See, aber das tat der guten Laune keinen Abbruch. Wir liefen die Süd-Seite des Upper Lakes hoch und genossen jeden Schritt ohne Gewicht auf den Schultern. Den steilen Aufstieg am Ende des Valleys und den Rückweg über den Kamm des Berges sparten wir uns an diesem Tag, es sollte ja schließlich zur Entspannung bei tragen und nicht zu erneuten sportlichen Höchstleistungen führen.

                  Wir umrundeten die Menschenmassen die Scharenweise mit Bussan nach Glendalough gekarrt wurden, gönnten uns kaltes Bier und süßen Kuchen und ließen den Tag an uns vorbei ziehen. Dank Zivilisation brachten wir unsere Reiseplanung auf den aktuellen Stand und wagten den Blick auf die Wetterkarte der nächsten Tage, die uns doch zweifeln ließ ob wir wirklich Irland bereisten. Sonne, Sonne und noch mehr Sonne. Traumhaft. So motiviert ließen wir den entspannten Tag im Touristen Trubel bei einem ausgedehnten Abendessen ausklingen und freuten uns bereits wieder auf die nächsten Tage der Abgeschiedenheit, weit draußen, irgendwo in den Wicklow Mountains.

                  * Fortsetzung folgt *


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                    #10
                    AW: [IE] Ein paar Meter auf dem Wicklow Way

                    Kapitel 8 - Half-Way Point


                    Erneut kabbelten wir aus unseren Hotelbetten und machten uns über das Frühstück her, um das "Full Irish Breakfast" auf seine sagen umwobene Magenfüllende Wirkung unter Last einer Wanderung zu testen. Als wir uns dann auf den Weg machten, sollten auch schon die ersten Busse an und entluden ihre Fracht in das verschlafene Tal (erste die Rentner, dann die Portugiesen, dann die Schulklassen). Schnellen Schrittes ging es entlang das Lower Lakes und schließlich die erste Steigung hinauf, vorbei an Poulanass Waterfall. Mit jedem Schritt, mit dem wir uns weiter vom Tal entfernten wurden die Menschentrauben weniger und nach wenigen Kilometern waren es nur noch wenige die sich so weit den Berg hinauf verwirrten. Entgegen des Wetterberichtes war der Himmel heute Wolkenverhangen und die Spitzen der Berge um uns herum waren in Watte eingepackt. Schwül warm war es leider trotzdem. So ging es (für uns) trotzdem erstaunlich schnell über die ersten Höhen Meter, über Steinige, sich windende Pfade durch den Wald. Erst als wir den Mullacor erreichten und wir die inzwischen so vertrauten Bohlen durch das Grasland betragen zeigte sich unsere Reise wieder von ihrer schönsten Postkarten-Seite als sich der Blick ins Tal öffnete. Dann, dann einem abenteuerliche, Abstieg und einem anschließendem Stück über asphaltiertem Grund erreichten wir Glenmalure. An der gleichnamigen Lodge herrschte ein buntes Treiben bei inzwischen aufgeklartem Himmel. Von der Woge der Menschen ließen wir uns ins innere treiben und genossen in Tohuwabohu eines irischen Dorffestes kalte Getränke und volle Teller, bei den üblichen Gesprächen (Woher, Wohin Wie lange...). Frisch gestärkt ging es dann an die Zeltplatz-Suche. Erst kurz hinter den Drungoff Barracks,direkt am "Half-Way Point" des Wicklow Ways schlugen wir unser Zelt auf und waren froh das wir bereits gegessen hatte, als exakt 7Minuten und 36Sekunden später, im Schein der untergehenden Sonne, unsere alten Freunde die Mitches uns entdeckten. In Ruhe verstauten wir alle Sachen im Zelt, machten noch ein paar Fotos und dann verkrochen wir uns ins Zelt. Zum einschlafen am heutigen Tag bot sich das Zählen von Mitches an, die sich an der Belüftung unseres Zeltes eingefunden hatten...irgendwo bei 2680 bin ich schließlich eingeschlafen.

                    * Fortsetzung folgt *


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                      #11
                      AW: [IE] Ein paar Meter auf dem Wicklow Way

                      Kapitel 9 - Irgendwo im Nirgendwo


                      Die Trillionen von Mitches die wir am Vortag erfolgreich ausgesperrt hatten, überlebten die Nacht nicht und ertranken im Tau des Morgens an der Wand des Vorzeltes. Dennoch entschieden wir uns für ein konventionelles Frühstück und nutzten die nahegelegenen Fluss, an dem eine kühlende Brise wehte um uns nieder zu lassen. Dank der Sonne, die bereits am Vormittag erbarmungslos von ihrem blauen Thron herab lachte, ging es am heutigen Tag eher träge los und so war es bereits Mittag, als wir uns auf den Weg machten. Die Sonne brannte, kein Windhauch und keine Wolke wollte uns Trost spenden. So stapften wir dahin, nach wenigen Kilometern schon aufgeweicht und nutzten jeden Schatten der sich uns bot um kurz stehen zu bleiben und zu Atem zu kommen. Die Strecke verlief weitest gehend über Schotter-Wege und bot sich kaum an mal inne zu halten und die Landschaft zu genießen. Schließlich zwangen auch noch Baumfällarbeiten zu einem Umweg, der unansehnlich über ein langes Stück Straße ging. Kein Schatten, selbst der Teer der Straße warf Blasen und wir hinterließen klebrige Abdrücke unserer Schritte, wenn wir nicht aufpassten wohin wir traten. So entschieden wir uns, trotz spätem Start, ein frühes Tagesende ein zu läuten und nutzten einen traumhaft gelegenen Shelter. "Mucklagh Hut" um unser Lager auf zu schlagen. Mit wunderschöner Aussicht genossen wir den frühen Abend, legten die Beine hoch und verfolgten die letzten Stunden der Sonne, die sich am Horizont langsam hinter den Berggipfeln senkte.

                      * Fortsetzung folgt *

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                      • grizzmock
                        Erfahren
                        • 03.03.2013
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                        #12
                        AW: [IE] Ein paar Meter auf dem Wicklow Way

                        Kapitel 10 - Geisterstadt


                        Nur langsam krochen wir heute aus den Federn und ließen den Tag erneut langsam angehen und planten die weiteren Schritte unserer Tour, die eine entscheidende Wendung nehmen sollte. Die Frühaufsteher-Gemeinde der Wanderer zog nach und nach an uns vorbei, bis wir uns dann ebenfalls auf den Weg machten. Wir folgten dem steinigen Weg weiter durch den Wald und überquerten die Iron Bridge. Der Ein oder Andere Tages-Wanderer kreuzte unser Weg und hier und da hielten wir kurz an um einen kleinen Plausch zu halten. Nach einem kurzen Stück Straße ging es weiter durch den Wald von Ballycurragh, bis wir ein Stück bergab auf die Straße nach Moyne trafen. Zwei angriffslustige Hunde krochen unter dem Zaun eines Grundstückes durch und begleiteten uns kläffend ein Stück. Die umliegende Landschaft hatte sich gewandelt, hinter uns in der Ferne die letzten Ausläufer der Wicklow Mountains, vor uns Felder mit Weizen, immer wieder unterbrochen von kleinen Wiesen, auf denen Schafe grasten. Bei Moyne verließen wir den Wicklow Way und bogen auf die Straße ins "Dorf" ab. Neben einem Friedhof, bestand Moyne augenscheinlich lediglich aus verlassenen Gebäude und einem Briefkasten. Wir kamen mit einem Anwohner (dem Einzigen?) ins Gespräch und kamen so in den Genuss eines kostenlosen Taxis (allerdings wäre auch ein bezahltes Gefährt in dieser Gegend wohl kaum zu bekommen sein). Wo es hin ging? Tinahely war das Ziel. Eigentlich als Ziel unserer Wander-Strecke auserkoren, näherten wir uns so, zwei Tage früher als geplant und ganz bequem im Auto dem Ziel. Meine Begleitung hatte am Vortag die Segel gestrichen und den Wunsch geäußert die Wanderung ab zu kürzen. Zu warm, der Rucksack zu schwer, die Füße machten Probleme und da lockte das Meer. So endete unser Abenteuer "Wicklow Way" leider etwas früher als geplant, doch nicht weniger atemberaubend als ich es erwartet hatte, irgendwo im Nirgendwo, in der Geisterstadt "Moyne".

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                        • grizzmock
                          Erfahren
                          • 03.03.2013
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                          #13
                          AW: [IE] Ein paar Meter auf dem Wicklow Way

                          Epilog


                          Von Moyne ging es im klimatisierten Audi Q10 nach Tinahely, dank Mithilfe der örtlichen Bibliothekarin mit dem Taxi nach Rathdrum, von Rathdrum zusammen mit einer seit Jahren in Irland lebenden deutschen Touristenführerin mit dem Zug nach Wicklow. In Wicklow genossen wir den Abend und quartierten uns in einem Hostel ein, bevor es dann am nächsten Tag mit dem Zug weiter nach Greystones ging. In Greystones, packte uns dann doch noch mal die Wanderlust und so wagten wir uns auf den Cliff Walk, der entlang der Küste, über "Bray Head" Richtung Bray verlief. Nach einem anstrengenden Aufstieg durch ein Labyrinth von Farnen, Gestrüpp und Geröll (ja das war der offizielle "Wanderweg", auch wenn von dem Weg nicht viel zu sehen war) genossen wir weit oben über dem Meer den Atemberaubenden Blick über Geystones auf der einen und Bray auf der anderen Seite bevor die Sonne langsam in unserem Rücken verschwand. Zwei Tage gönnten wir uns zur Erholung in Bray und reihten uns in die Touristen - Scharen ein die am Strand saßen und einen "ganz normalen" Urlaub genossen, bevor es dann wieder zurück nach Dublin ging, wo die Abreise schon bedrohlich nah heran geschlichen war und die Gedanken sich langsam wieder um zu Hause kreisten.

                          Unglaublich wenn ich zurück blicke. Die verrückte Idee mit dem Rucksack durch Irland zu laufen. Wie aus der Idee ein echter Plan wurde, bei dem, obwohl er immer konkreter wurde und der Berg an Ausrüstung immer größer, mir nie wirklich bewusst wurde das ich das nun wirklich mache. Erst als die Flugtickets gebucht waren und ein Harken hinter jeden Punkt auf der Planungs-Liste gemacht war, ist mir klar geworden das es doch nicht einfach nur irgendeine Idee ist die man zu den Akten legt und ab und zu mal wieder mit den Worten "das hatte ich auch schon mal vor" raus holt. Ich war schon in Ungarn, in der Türkey, Spanien, Kanarische Inseln, Thailand...aber nichts davon reicht an das Erlebte dieses Urlaubs heran. Die ganzen Pläne, die ja doch nicht so ganz geklappt haben, das Land mit seiner atemberaubenden Landschaft, die Menschen, die einem aber auch an jeder Ecke mit einem freundlichen Lächeln begegnet sind, die Abende irgendwo im nirgendwo, das Wandern ganz weit weg vom Alltag und all dem Trubel... Unbezahlbar.

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                          • Scrat79
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                            • 11.07.2008
                            • 12527
                            • Privat

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                            #14
                            AW: [IE] Ein paar Meter auf dem Wicklow Way

                            Schön erzählt.
                            Danke für deinen kurzweiligen Reisebericht.
                            Der Mensch wurde nicht zum Denken geschaffen.
                            Wenn viele Menschen wenige Menschen kontrollieren können, stirbt die Freiheit.

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