AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa
OT: @walkingalone
Meine Frau und ich denken für den Herbst mal wieder über eine Wanderung an die Nordsee nach. Diesmal über den E8. Von Rheinhessen bis Aachen kenne ich den Weg. Wir würden nicht allzu weit von „tief im Westen“ unterwegs sein. Noch ist alles sehr wolkig. Zunächst steht eine Fahrradtour an.
@azaun
Salamanca-Zamora sind natürlich die scheußlichsten 70 km der Route. 2007 haben wir in der Kirchenherberge von El Cubo de la Tierra del Vino im Pilgerbuch geblättert. Da ist mir der Eintrag eines deutschen Pärchens aufgefallen, das von Salamanca nach Zamora unterwegs war. „Wir wollen mal sehen, wie das Pilgern so ist“ hatte da gestanden. Eine schlimmere Strecke hätten sie sich nicht aussuchen können.
2007 wollte ich nach 10 Jahren mit dem Wandern aufhören. Jedes Wochenende, wirklich jedes, und fast jeder Urlaub war fürs Wandern drauf gegangen. Mir hing das Wandern auf Wanderwegen so zum Hals raus, das kann ich nicht beschreiben. Hier noch einen Umweg zu einem nichtssagenden Aussichtspunkt, von dem man in ein nichtsagendens bewaldetes Tal blicken konnte, da noch eine Schleife, weil eine kaum noch als Ruine zu bezeichnende Mauer einmal die Burg eines lokalen Despoten war. Schleifen, Umwege, sinnlose Abstiege, sinnlose Aufstiege. Zehn Stunden zu Fuß und am Abend war ich mal eben einen Steinwurf weit vom Morgen weg.
Einmal noch sollte es eine lange Wanderung geben. Ein Jakobsweg, dann sollte endgültig Schluss sein. Der Camino stand nicht zu Debatte. Zu viel Betrieb. Ich mag das nicht. Spontan wurde es die Via de la Plata und das im März. Klar, Andalusien, die Weite der Extremadura, dafür bin ich dahin. Einiges davon kannte ich schon von normalen Urlauben. Vorgefunden habe ich eine andere Landschaft, ein ganz anderes Land als ich zu kennen glaubte.
Damals (ach, damals) war fast kein Mensch unterwegs. Der März ist den meisten zu früh. Ich hatte anderthalb Tage Regen, der Rest war blauer Himmel und Temperaturen von -8° bis 25°. Wir wenigen hatten das Land für uns.
Von den 1.000 km bin ich 900 mit einem Spanier gewandert. Wir haben uns nicht hin und wieder am Tag gesehen, wir waren rund um die Uhr zusammen. Mein Spanisch hat ungeahnte Fortschritte gemacht. Dank meines spanischen Freundes, das ist er geworden, habe ich das Land kennengelernt, wie ich es nicht erwartet hatte. Das weniger, weil er sich dort auskannte, kannte er nicht, sondern weil er mir sein Land im Alltag begreifbar machte.
Genau das war das, was mich beim Wandern immer mehr gestört hatte: Man läuft durch schöne Landschaften, durch Wälder, Wälder, Wälder … und erlebt das Land überhaupt nicht. Für mich ist es egal, ob ich durch einen Buchenwald in Deutschland oder Frankreich wandere – es bleibt Buchenwald. Wenn man ein Land nicht nur auf eine möglichst schöne Wegführung reduziert, stören die Straßen mit der Zeit nicht mehr.
Das habe ich 2007 in meinem Reisebericht geschrieben. Den einen oder anderen Satz würde ich heute vermutlich etwas nüchterner formulieren. Doch der fett markierte Satz hat heute, immerhin nach 6 Jahren, immer noch Gültigkeit. Aktuell sind es eher Packtaschen am Fahrrad die ich packe, doch das Unterwegssein unterscheidet sich nicht wirklich.
Die Zeit auf der Via war so intensiv, dass sie mir im Jahr darauf über den Camino geholfen hat; ja, mich sogar noch 5 Jahre länger beim Wandern gehalten hat. Dort wurde auch der Grundstein fürs Straßenwandern gelegt. Ohne wäre ich niemals auf die Idee gekommen, Portugals Küste entlang zu wandern und das überwiegend auf Straßen; an manchen Tagen vom frühen Morgen bis in den Nachmittag durch menschenleere öde Feriensiedlungen. Auch diese beiden Wanderung zusammen mit meiner Frau, klingen noch nach. Aber anders.
Die ersten Wochen und Monate nach dem Ende der Vía de la Plata hatte ich Probleme mich ins bürgerliche Leben einzuordnen. Bei anderen langen Wanderungen war das nie so. Die Zeit auf der Vía de la Plata wirkt bis heute nach. Es gibt da jemand, der behauptet, seitdem bin ich immer unterwegs, auch wenn ich auf dem Sofa sitze.
Ob die Vía de la Plata schön ist? Ja, mit ganz wenigen Abstrichen.
Werner
OT: @walkingalone
Meine Frau und ich denken für den Herbst mal wieder über eine Wanderung an die Nordsee nach. Diesmal über den E8. Von Rheinhessen bis Aachen kenne ich den Weg. Wir würden nicht allzu weit von „tief im Westen“ unterwegs sein. Noch ist alles sehr wolkig. Zunächst steht eine Fahrradtour an.
@azaun
Salamanca-Zamora sind natürlich die scheußlichsten 70 km der Route. 2007 haben wir in der Kirchenherberge von El Cubo de la Tierra del Vino im Pilgerbuch geblättert. Da ist mir der Eintrag eines deutschen Pärchens aufgefallen, das von Salamanca nach Zamora unterwegs war. „Wir wollen mal sehen, wie das Pilgern so ist“ hatte da gestanden. Eine schlimmere Strecke hätten sie sich nicht aussuchen können.
2007 wollte ich nach 10 Jahren mit dem Wandern aufhören. Jedes Wochenende, wirklich jedes, und fast jeder Urlaub war fürs Wandern drauf gegangen. Mir hing das Wandern auf Wanderwegen so zum Hals raus, das kann ich nicht beschreiben. Hier noch einen Umweg zu einem nichtssagenden Aussichtspunkt, von dem man in ein nichtsagendens bewaldetes Tal blicken konnte, da noch eine Schleife, weil eine kaum noch als Ruine zu bezeichnende Mauer einmal die Burg eines lokalen Despoten war. Schleifen, Umwege, sinnlose Abstiege, sinnlose Aufstiege. Zehn Stunden zu Fuß und am Abend war ich mal eben einen Steinwurf weit vom Morgen weg.
Einmal noch sollte es eine lange Wanderung geben. Ein Jakobsweg, dann sollte endgültig Schluss sein. Der Camino stand nicht zu Debatte. Zu viel Betrieb. Ich mag das nicht. Spontan wurde es die Via de la Plata und das im März. Klar, Andalusien, die Weite der Extremadura, dafür bin ich dahin. Einiges davon kannte ich schon von normalen Urlauben. Vorgefunden habe ich eine andere Landschaft, ein ganz anderes Land als ich zu kennen glaubte.
Damals (ach, damals) war fast kein Mensch unterwegs. Der März ist den meisten zu früh. Ich hatte anderthalb Tage Regen, der Rest war blauer Himmel und Temperaturen von -8° bis 25°. Wir wenigen hatten das Land für uns.
Von den 1.000 km bin ich 900 mit einem Spanier gewandert. Wir haben uns nicht hin und wieder am Tag gesehen, wir waren rund um die Uhr zusammen. Mein Spanisch hat ungeahnte Fortschritte gemacht. Dank meines spanischen Freundes, das ist er geworden, habe ich das Land kennengelernt, wie ich es nicht erwartet hatte. Das weniger, weil er sich dort auskannte, kannte er nicht, sondern weil er mir sein Land im Alltag begreifbar machte.
Genau das war das, was mich beim Wandern immer mehr gestört hatte: Man läuft durch schöne Landschaften, durch Wälder, Wälder, Wälder … und erlebt das Land überhaupt nicht. Für mich ist es egal, ob ich durch einen Buchenwald in Deutschland oder Frankreich wandere – es bleibt Buchenwald. Wenn man ein Land nicht nur auf eine möglichst schöne Wegführung reduziert, stören die Straßen mit der Zeit nicht mehr.
Zitat von Werner Hohn
Die Zeit auf der Via war so intensiv, dass sie mir im Jahr darauf über den Camino geholfen hat; ja, mich sogar noch 5 Jahre länger beim Wandern gehalten hat. Dort wurde auch der Grundstein fürs Straßenwandern gelegt. Ohne wäre ich niemals auf die Idee gekommen, Portugals Küste entlang zu wandern und das überwiegend auf Straßen; an manchen Tagen vom frühen Morgen bis in den Nachmittag durch menschenleere öde Feriensiedlungen. Auch diese beiden Wanderung zusammen mit meiner Frau, klingen noch nach. Aber anders.
Die ersten Wochen und Monate nach dem Ende der Vía de la Plata hatte ich Probleme mich ins bürgerliche Leben einzuordnen. Bei anderen langen Wanderungen war das nie so. Die Zeit auf der Vía de la Plata wirkt bis heute nach. Es gibt da jemand, der behauptet, seitdem bin ich immer unterwegs, auch wenn ich auf dem Sofa sitze.
Ob die Vía de la Plata schön ist? Ja, mit ganz wenigen Abstrichen.
Werner
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