[RU] Kaukasus. Hochtouren in Bezengi

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  • Robiwahn
    antwortet
    AW: [RU] Kaukasus.Hochtouren in Bezengi

    Zitat von Kaminkatze Beitrag anzeigen
    ...
    Und Ihr habt den Soldaten nur Eure Pässe und Visa gezeigt oder hatte ich etwas mit dem Permit überlesen?
    Ja, hast du

    Lies nochmal den Abschnitt, in dem Becks nochmal zurück zum Lager laufen musste

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  • Kaminkatze
    antwortet
    AW: [RU] Kaukasus.Hochtouren in Bezengi

    Danke für den Bericht und die Fotos - der Kaukassus lockt und wenn es doch etwas relaxter geworden ist, kann man neben dem Elbrus-Gebiet sich doch auch mal wieder mit dem Bezengi auseinandersetzen. Habe ich doch gleich mal im Bender geblaettert
    Und Ihr habt den Soldaten nur Eure Pässe und Visa gezeigt oder hatte ich etwas mit dem Permit überlesen?

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  • volx-wolf
    antwortet
    AW: [RU] Kaukasus.Hochtouren in Bezengi

    …weiterhin ist es ein schöner Bericht & sehr schöne Fotos einer tollen Gegend.

    Aber die Klettereien wären für meine Höhenangst nichts, da reichen mir schon Eure Fotos mehr als aus.
    Zuzüglich des Berichts über unfreiwillige Rutschpartien.

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  • Vegareve
    antwortet
    AW: [RU] Kaukasus.Hochtouren in Bezengi

    Aber laut Seite wird nicht jede beliebige Versicherung akzeptiert. Ich habe jedenfalls fuer 3 Wochen keine fuer 8 Euro gefunden, es sei denn ,man nimmt so eine jaehrliche (was ich nicht wollte). Jap, die Visen konnten auch billiger sein, wenn wir sie rechtzeitig angepeilt haetten und nicht 2 Wochen vor Flugbeginn .

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  • willo
    antwortet
    AW: [RU] Kaukasus.Hochtouren in Bezengi

    Super Bericht und tolle Fotos - vielen Dank!

    Zitat von Becks Beitrag anzeigen
    [*]Dann besorgt man sich eine von Russland anerkannte Krankenversicherung für die Reisedauer ( http://www.russlandjournal.de/russla...nversicherung/ ), was am einfachsten geht, indem man bei der Schwarzmeer und Ostsee Versicherungs-Aktiengesellschaft online einen Antrag ausfüllt, Kohle blecht (15 Euro für 14 Tag, 25 Euro für 30 Tage) und dafür ein PDF per Email zugeschickt bekommt. Inwiefern die Sovag einem im Ernstfall wirklich hilft ist mir unbekannt, ich habe zur Sicherheit bei meiner Krankenkasse für den Zeitraum eine Auslandskrankenversicherung abgeschlossen.
    Das kann man auch billiger haben. Einfach für 6-8€ eine Auslandskrankenversicherung besorgen und die Nummer auf den Visaformular eintragen - fertig. Hat bei mir bisher immer funktioniert. Oft hat man eine Auslandsversicherung schon über eine Kreditkarte (Visa-Gold, Mastercard-plus, Mastercard Gold). Da kann man dann einfach die Kreditkartennummer eintragen. Das kann sowieso nicht geprüft werden...

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  • Vegareve
    antwortet
    AW: [RU] Kaukasus.Hochtouren in Bezengi

    Zitat von treason Beitrag anzeigen
    Beeindruckend! Auf sowas hätte ich auch mal Lust.

    Darf ich fragen was euch der Trip pro Person gekostet hat?
    Ich kann die Gegend nur empfehlen, viel zu schade dass sie bei uns so wenig bekannt ist. Es braucht vielleicht etwas mehr Anlauf als die Alpen, aber die Berge sind beeindruckend und die ganze Orga doch ziemlich unkompliziert. Die Fluege waren das teuerste, 600 Euro (geht auch billiger, wenn man Lust auf eine Nacht am Moskauer Flughafen hat), dazu noch 300-400 Euro fuer den ganzen Rest, Transport, Uebernachtung, Essen, Visum etc. (es geht sicher auch billiger).

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  • treason
    antwortet
    AW: [RU] Kaukasus.Hochtouren in Bezengi

    Beeindruckend! Auf sowas hätte ich auch mal Lust.

    Darf ich fragen was euch der Trip pro Person gekostet hat?

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  • karlblossfeld
    antwortet
    AW: [RU] Kaukasus.Hochtouren in Bezengi

    Zitat von Vegareve Beitrag anzeigen
    Zum Glück haben die Soldaten nur Kalashnikovs und keine Eisgeräte .
    ..statt nachklettern runterschießen:-)
    Ich war während des Georgien-Konflikes genau da wo ihr wart, da war es in Bezug auf die Permits & Soldaten deutlich ungemütlicher bzw. unmöglich - wir mussten dann das Tal verlassen.

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  • Vegareve
    antwortet
    AW: [RU] Kaukasus.Hochtouren in Bezengi

    Noch als zusätzliche Erklärung für die eher skurille Passkontrolle auf dem Gletscher: die Grenze zwischen Russland und Georgien verläuft direkt auf dem Grat der Bezengi Mauer und ist streng überwacht, da auf der anderen Seite einige potenziell ungemütliche Regionen liegen (Svanetien). Theoretisch darf man eigentlich den Bezengi Gletscher und die Gipfel der Bezengi Mauer gar nicht betreten (so, zumindest, ein Gerücht), aber keiner hält sich natürlich daran. Im Camp bekommt man ja Auszeichnungen für Fünftausender Besteigungen (eine haben wir in der Kantine erlebt) aber man sollte nur auf der linken Seite des Gletschers bleiben? Zum Glück haben die Soldaten nur Kalashnikovs und keine Eisgeräte .

    Die Bezengi Mauer hat sechs beeindruckende Fünftausender zu bieten, fängt mit der schönen Pyramide Gestola an 4860m (die wir lange überlegt haben aber dann doch verschoben, zu komplizierter Aufstieg) und endet mit Shkhara. Die ganze Mauer wird auch als Tour in mehreren Etappen gemacht und gilt als eine der grössten alpinistischen Herausforderungen ausserhalb Himalaya und Südamerika. Warum die Russen die Bezengi Region als Klein-Himalaya bezeichnen, konnten wir verstehen, die Berge sind gewaltig, die Entfernungen auch etwas anders als in den Alpen und anspruchsvolle Routen für richtige Alpinisten hat es zuhauf. (da ich aber dabei war und wir vorher wenig Vorstellung von der Region hatten, haben wir das eher leicht gehalten).
    Zuletzt geändert von Vegareve; 04.08.2012, 12:16.

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  • Vegareve
    antwortet
    AW: [RU] Kaukasus.Hochtouren in Bezengi

    Für den darauffolgenden Tag hatten wir uns Pik Freshfield auf einer 3A Route und den Abstieg zum Camp Bezengi vorgenommen. Vom Semionov aus war aber diese Route nicht wirklich ausfindig zu machen, keine Spuren, zudem ziemlich aper die Flanke, also hatten wir uns geeinigt dass vielleicht doch der Normalweg bleibt. Der wäre ungefähr das gleiche wie Pik Semionov gewesen (Schutt und ähnliche Aussicht) also beschliesse ich, nicht mitzumachen. Als am nächsten Tag der Wecker um 4-5 klingelt, drehen sich auch die Männer auf der anderen Seite, schliesslich haben wir noch 5-6 Stunden Abstieg mit Gepäck vor uns (nichts anderes habe ich erwartet ).

    Noch einmal den Gletscherbruch am tschechischen Biwak






    Wir steigen also gemütlich runter, etwas wehmütig dass wir diese gewaltige Landschaft hinter uns lassen müssen. Am Tag danach ist Erholung angesagt, ich verbringe den Tag mit Essen und lesen . Als Tipp: an der Bar Hähnchen mit viel Knoblauchsoße probieren, nach 3 Tagen Tütenfutter ein Genuss. Dazu viel Bier und etwas kaukasischer Cognac .

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  • Vegareve
    antwortet
    AW: [RU] Kaukasus.Hochtouren in Bezengi

    Gegen 14 Uhr sind wir am Biwakplatz, rasten, essen eine Kleinigkeit und packen ein. Eine Stunde später packen wir aus in dem ziemlich stark bevölkerten Austrian Biwak (oder Dzhangi-Kosh Biwak, nach dem nächsen Fünftausenden). Hier geht es wirklich lebendig zu, nach dem wir am Mishirgi Biwak einen vorbeilaufenden Bergsteiger ohne Hose beobachten konnten, ist hier das erste, was mich optisch begrüsst, ein muskulöser Typ, der sich, auf dem Bauch auf einem grossen Stein liegend, den nackten Po sonnt. Ein Rest Anstand hat mich davor bewahrt, ihn zu fotografieren .

    Hier befindet sich auch eine der wenigen Biwakschachteln der Region, viel Platz ist aber nicht drin, wüsste nicht wer damit rechnet und sich die ganze Biwakausrüstungsschlepperei erspart. Wir freunden uns mit einigen Weissrussen an, eine grosse Alpingruppe aus Minsk, die sogar eine Gitarre dabei hat . Überhaupt sind alle Menschen, die wir die zwei Wochen flüchtig kennenlernen, unheimlich nett, aber leider nur wenige des Englischen mächtig. Das wird mein grosses Bedauern bleiben, dass ich nicht mehr Russen und Balkaren kennenlernen konnte und dass die Kommunikation immer so eingeschränkt war.



    Ziegen, pardon, westkaukasischen Steinbock-Besuch bekommen wir auch, die ganze Nacht werden die Zicklein blöken (?).
    Für den nächsten Tag haben wir uns was grösseres vorgenommen, Pik Sella ist 4329m hoch und hat eine schöne, gut begehbare Nord-West Wand, die eine ziemlich begehrte Route darstellt (3A). Es wird mein erstes Mal mit zwei Eisbeilen, ich freue mich drauf. Keeeein Schutt mehr

    Der Wecker klingelt um 3,45, leicht benebelt noch vom Schlaf trinken wir Tee, ich kriege mühsam 2 Kekse hinunter. Das wird das einzige Essen bleiben für die nächsten 5-6 Stunden.



    4,30 laufen wir los, wieder mal durch eine sternenklare Nacht. Hinter den Zelten den Moränenhang hoch in Richtung NO, dann Rücken folgen bis der Schutt unpassierbar wird. Abstieg auf dem Felsband am linken Rand des Gletschers. Vor uns seher wir die Lichter zweier Gruppen, die um 4 gestartet sind (eine 6er russische Gruppe und 4 von „unseren“ Weissrussen). Die Russen laufen in der Mitte direkt auf dem Gletscher, bis sie am Rande des Gletscherbruchs leicht orientierlos stehen bleiben. Gewiss, die Moräne ist auch nicht angenehm, aber viel sicherer und logischer.



    Die Einstiegsmoräne (Foto: Becks)


    Auf dem aperen Gletscherbecken treffen sich alle Gruppen zusammen (offene Spalten). Von dort geht es leicht nacht rechts zum Einstieg in die Nordwest-Wand, ein steiles, aber zum Glück nicht langes Eisstück (ung. 300 M hoch, im unteren Bereich 50° und teilweise Blankeis, weiter oben dann mehr Firn und nicht mehr so steil).

    Rechts die Eisflanke, dann links über denn Firngrat zum Gipfel






    Foto: Becks



    Die russische Gruppe steigt als erste ein, es folgen die Weissrussen, dann wir. Und dann passiert etwas was ich nicht so oft erlebt habe (da nicht so viele schwerere Touren gemacht): wir warten. Ziemlich lange. Ich fange an zu frieren, noch lange keine Sonne auf unserer Seite und das nichts tun nervt mich. Wir dürfen ein paar Schritte machen, dann warten wir wieder. Die Weissrussen steigen etwas weiter rechts ein, zum Glück, dann gibt´s nur noch die 6 Russen vor uns, als 3 Seilschaft eingeteilt. Sie basteln unendlich. Ich fange an langsam die Geduld zu verlieren, ich will meine Eisbeile benutzen!



    Irgendwann geht es vorwärts, ganz langsam. Insgesamt haben wir warscheinlich eine volle Stunde mit diesem Stau verloren. Die Sonne kommt langsam in die Wand, es ist herrlich!



    Und es ist steil und das Eis glänzt, bald werde ich meine Waden spüren. Aber ansonsten geht es gut, Alex steigt vor, alle 15-20m eine Eisschraube setzend, einmal bauen wir Stand. Die Russen haben ihre eigene Technik…..bauen nur Stand und lassen die anderen sich am Fixseil hochzerren. Kein Wunder, mit deren Eispickel (1 Stück pro Kopf)…. die ich nur höchstens auf einem Gletscherspaziergang nehmen würde. Die Weissrussen rechts kommen nicht über die erste Seillänge hinaus, der Vorsteiger fummelt lange an seinen Steigeisen rum, dann sehen wir sie alle absteigen. Am Zeltplatz erfahren wir, dass der Vorsteiger zu weiche Stiefel hatte und die Eisen hielten nicht .

    Langsam kommen wir in Schwung, Eisbeil links, Eisbeil rechts, ab und zu Stufen treten damit ich meine Waden etwas entspanne, Seil umklinken, Beil links, Beil rechts. Irgendwann klettern wir immer mehr links von den Russen, obwohl es leicht steiler ist und kurz vorm Grat überholen wir sie endlich.

    Alex im Vorstieg


    Martin


    Auf dem Firngrat brennt die Sonne, wir ziehen einiges aus und essen ein paar Riegel. In der Mitte des Grates kommt eine kurze Felspassage, also wieder Steigeisen aus, das Seil hatten wir schon eingepackt. Ich nutze den kurzen Rastmoment aus und klettere vor den Russen weiter (die als erste wieder den Grat liefen, unendlich langsam, warscheinlich nicht ausreichend aklimmatisiert, dazu noch angeseilt). Die Kletterei ist I-II Gelände, es macht Spass.



    Aber ups, ich bin die Felsen direkt angegangen, Martin läuft weiter unten im Schutt und macht mich auf einem angedeuteten Pfad aufmerksam. Ok, dann die paar Meter abklettern. Als ich mich auf einem grossen Stein stütze, um nach unten zu kommen, löst der sich überraschend und gleitet mit mir Richtung Abgrund. Ich rutsche auf dem Hintern und versuche, mich an anderen Felsvorsprüngen festzuhalten, aber keine Chance, alles zerbröselt und rutscht mit. Nach wenigen Meter bleibe ich trotzdem stehen, Alex hat mich am Rucksack gepackt, ob ich von alleine im Schutt sitzengeblieben wäre, werde ich nie wissen. Ich bin nicht erschrocken, mehr genervt dass der Fels so bröselig ist, meine Hände bluten leicht, alles um uns wackelt, auch die sicher aussehenden Blöcke. Nun ja, der Fels ist bald vorbei, wir umgehen rechts eine kurze, steile Stufe wo sich beim Abstieg die Russen abgeseilt haben und ziehen die Steigeisen wieder an, da wir bis zum Schneegrat noch 2,3 m vereisten Firn haben. Nach dem letzten steilen Firnaufschwung sind wir oben, der Gipfel besteht aus einem kleinen Felskopf den ich als erste klettern darf, schliesslich ist heute mein Geburtstag . um Gipfelfoto wird gebeten

    Alex auf dem Grat


    Die Felspassage (Foto: Becks)


    Die letzten Meter (Foto:Becks)





    Einen neuen Riesen


    Bezengi Wall


    Gestola (links) und Elbrus


    Mit Warterei und das ganze Ein-Aus mit Seil und Eisen, 7 Stunden vom Zeltplatz.

    Der Abstieg erfolgt auf dem Normalweg, der wieder mal (welch Überraschung) aus einem steilen Schutt- und Geröllhang besteht. Zunächst den Grat zurück, dann links bis zu einem Felskopf (auf halber Strecke zu P 4054, steht in Alex´Notizen). Von dort quasi freie Wahl nach unten in den Schutt, teilweise sehen wir Spuren oder Steinmännchen, als wir nicht mehr weiter wissen und das ganze unangenehm steil wird, lassen wir uns von den Russen überholen, deren Leiterin den Weg kennt. Steinschlaggefahr ist gross, wir ziehen die Helme an (die übrigens immer dabei waren, bei den Russen sogar ums Camp herum . Wir steigen zum Bezengi Gletscher direkt gegenüber von Shkhara runter, den Pfad rechts davon bis zum Biwakplatz folgend. Alles in einem, eine sehr lohnende Tour .

    Zuletzt geändert von Vegareve; 04.08.2012, 13:11.

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  • Vegareve
    antwortet
    AW: [RU] Kaukasus.Hochtouren in Bezengi

    Teil 2

    Der freie Tag wurde, wie schon erwähnt, dazu benutzt um Ausrüstung zu flicken, Martin ist zu Ali gegangen, Stiefel mit hängender Sohle in der Hand, und wurde dann zum Verleih-Büro geschickt, wo ein Schuster (ob Profi oder selbsternannt), 10 Schrauben in die besagte Sohle geschlagen hat. Reparatur deluxe . Ich hole mir noch eine zusätzliche, uralte Isomatte und Alex klebt mein Geröllschutzrand. Nebenbei klettern wir noch ein paar Seillängen auf den plaisir Granitfelsen neben dem Camp und geniessen die Abwechslung Sonne-Wolken. Gegen Abend regnet es dann leicht, aber insgesamt wird es in diesem Urlaub immer ungewöhnlich heiss sein. Ungewöhnlich für uns, aber auch für Bender, denn er schreibt: „ the cold zone commences above the tree-line….and in the summer do not exceed 7°C at altitudes in the Western and Central Caucasus from 1800 to 2600. In the alpine pastures the temperature in the warmest summer months fluctuates between 0-14°C”. Wir hatten gefühlte 30° im Camp und auf einer Höhe von 3400m auch nicht viel weniger, durch die starke Sonnenstrahlung. Selten war ich so lange auf 4000m nur im Top unterwegs….trotz Sonnencreme 50 haben wir alle gut Farbe bekommen.
    Obwohl wir wussten dass Kaukasus viel, viel südlicher liegt als die Alpen, haben wir trotzdem schnell eintretende Kälteeinbrüche gefürchtet, Schneestürme etc, aber leider (oder zum Glück) kamen die Daunenjacken und Doppelschlafsäcke gar nicht zum Einsatz.

    Wolkenstimmung im Camp, mit tibetischen Gebetsfahnen (gesammelt warscheinlich von Ali und anderen Camp-Prominenten, die sich viel in Nepal und auch Tibet aufgehalten haben)


    Gestola nach dem Regen


    Am nächsten Tag wird gepackt, wir wollen 3 Nächte auf dem Bezengi Gletscher (genauer gesagt, daneben) verbringen, zunächst am tschechischen Biwak (2997m), dann noch zwei Nächte eine Gehstunde weiter, am Austrian Biwak (3252m), der eigentliche Treffpunkt des Bezengi. Geplant sind Pik Semionov, Pik Sella und Pik Freshfield auf einer Alternativroute von Bender.

    Und los geht´s, die Rucksäcke drücken schwer, Alex und Martin tragen 23-25 Kg, mein Rucksack wiegt 14 Kg, was für meine Wenigkeit schon eine Obergrenze dessen ist, was ich bergauf tragen kann. Es geht diesmal leicht rechts vom Camp auf der eeeelendlangen Bezengi Moräne (5-6 Stunden, je nach dem wo man aufhört und wie viel man trägt). Der Boden ist sehr sandig und ich fühle mich fast wie am Meer, bewundere die vielen bunten Blumen die auch aus dem trockensten Boden spriessen (Alex, Blumenfotos bitte )))).





    Nach etwa 15-20 Minuten treffen wir eine Gruppe Soldaten, die Pause macht. Ich dachte, cool, die gehen auch wandern. Fehlanzeige. Sie stehen auf, die AK47 seitlich hängend und fragen nach Passports. Autsch. Meinen habe ich dabei, aber wo der von Alex liegt? Wir packen aus. Zum Glück habe ich beide eingesteckt, Martin hat auch seinen, wir atmen erleichtert auf, ich stopfe alles wieder mühsam ein und schultere den Rucksack zum weiterlaufen. Aber warte, die reden weiter und blockieren uns den Weg. Permit. Den haben wir (aus Sicherheitsgründen, hahaha) im Zimmer gelassen, bzw. fiel uns nicht im Traum ein, dass wir den brauchen könnten. Keine Chance weiter zu kommen, also setzen wir uns wieder hin und Alex rennt zurück ins Camp. Die Soldaten ziehen inzwischen weiter auf der Moräne, die werden wir sicher bald wieder treffen.

    Mit dieser Unterbrechung und einigen Verschnaufpausen kommen wir nach sechs Stunden am tschechischen Biwak an…Unterwegs auf dem Gletscher kamen uns tatsächlich wieder Soldaten entgegen, diesmal waren wir aber ausgerüstet .




    Der ganze Weg war ziemlich flach, aber auf der steinigen Moräne ungemütlich, das letzte Stück direkt auf dem flachen, aperen Gletscher war wie laufen auf einem unbeweglichen Eismeer…













    Bin ziemlich kaputt, aber die Landschaft ist grandios. Wir erblicken die berühmte Bezengi Mauer, mit ihren vielen 5Tausenden, und ganz links in unserem Blickfeld, den Shkara, der höchste und schwerste Gipfel des Bezengi und zweithöchste Europas (wenn Kaukasus in Europa liegt…….). Der Gletscher ist wie eine gefrorene, lange Strasse, die gerade unter unserem Biwakplatz einen Bogen macht und sich in unzähligen Eissäulen zerteilt. Die Szenerie ist zu gross, um sie mit meiner Kamera zu fangen, bis die Wolken alles verhüllen trinken wir Tee und sehen wir uns unersättlich um.












    Gegen 5 am nächsten Morgen brechen wir für den Pik Semionov (1B, 4082m) auf. Es geht erstmals 1,5 Km Richtung Austrian Biwak, dann biegen wir links über einen ausgetrockneten Bachbett. Es geht hinauf in einem Schutthang. Überhaupt ist dieser Berg für mich nur ein nerviger Schutthaufen gewesen , nach dem Motto „ein Schritt nach oben, zwei nach unten“, aber es ist schon ein ausgezeichneter Aussischtpunkt und, immerhin, ein Viertausender, einer der wenigen leichten hier.







    Kurz unter dem Gipfel haben wir die Wahl, ob den Grat direkt klettern (was keiner wirklich macht, denke ich) oder links unter den Felsblöcken auf einem steil abfallenden Schneeband queren (Steigeisen beim Abstieg, Pickel). Die letzten Meter zum Gipfel sind auch verreist, also Steigeisen an.

    Auf dem Gipfel ist es warm und windstill, wir verbringen da ungefähr eine Stunde, kleines Nickerchen inklusiv . Wir bestaunen weiter die Bezengi Mauer und sehen zum ersten Mal den Elbrus.

    Der Gipfel


    Shkhara


    Elbrus (mit viel zoom


    Zuletzt geändert von Vegareve; 03.08.2012, 14:19.

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  • Becks
    antwortet
    AW: [RU] Kaukasus.Hochtouren in Bezengi

    Also,
    das Camp gibt es seit 1959, es ist ganz sicher ausgebaut worden (auf einigen alten Bildern fehlten ein paar Gebäude). Der Bezengi-Gletscher ist Sperrgebiet, die russischen Patrolien sind bis zuhinterst im Dschangi-Tau-Biwak unterwegs. Aber da sie nur Kalaschnikovs und kein Seil haben ist man auf den zerrissenen Ding als Bergsteiger im Vorteil.
    Imo schert sich da auch keiner wirklich drum, denn wir haben zig Gruppen mit Ziel Skhara und Co getroffen und keiner redete was von Sonderpermit.

    Zur Tourenplanung kann ich jetzt wirklich nur eins empfehlen: Nehmt Bender und Google Earth. Es ist schlichtweg unglaublich, wie detailgetreu man da durch das Tal fliegen kann. Sobald ich Zeit habe liefer ich noch die GPS-Tracks aller Touren, ich hab das Gerät ständig angeschaltet dabei gehabt.

    Alex

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  • Vegareve
    antwortet
    AW: [RU] Kaukasus.Hochtouren in Bezengi

    Zitat von Robiwahn Beitrag anzeigen

    Sehr schöner Bericht, sehr schöne Gegend, gibts noch mehr Text+Föteli?
    Ja, einer muss sich nur dazu aufraffen .

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  • Robiwahn
    antwortet
    AW: [RU] Kaukasus.Hochtouren in Bezengi

    Zitat von Becks Beitrag anzeigen
    ...
    Zerstörtes Material im Bergführerbüro:
    ...
    ... ob die sich noch eindrehen läßt ist mehr als fraglich.
    ...
    Du unterschätzt die Improvisationskunst und den -bedarf der Russen. Das Material wird vorsorglich zwischengelagert, wer weiß, wann und wozu man es nochmal brauchen kann

    Sehr schöner Bericht, sehr schöne Gegend, gibts noch mehr Text+Föteli?

    Grüße, Robert

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  • Kaminkatze
    antwortet
    AW: [RU] Kaukasus.Hochtouren in Bezengi

    Hallo,
    coole Sache und schöne Bilder - Bezengi, da kommen Erinnerungen auf. Wir sind vor vielen Jahren (1997) über den Mestia- und den Donguserun-Pass gelaufen und waren froh, das wir die alten Benderführer zur Tourenplanung im Vorfeld nutzen konnten (und uns kopiert zu haben). Wir trafen Belgier, die nach langer Diskussion und einjähriger Wartezeit ein Permit für den Bezengi-Gletscher bekommen hatten...wist ihr, seit wann es das ausgebaute Basecamp gibt? Ist das noch aus tiefen sowjetischen Zeiten und ist noch 'modernisiert' worden?
    gruesse
    simone

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  • Becks
    antwortet
    AW: [RU] Kaukasus.Hochtouren in Bezengi

    Noch ein paar Bilder....

    Nachts in Min Vody, wir folgen einem unbeklannten Typen zu einem Auto:


    Flughafen Min Vody bei Nacht:


    Sperrgebiet:


    Luxuszimmer:


    Essen, hurra es gibt Hackfleisch


    Camp von etwas oberhalb gesehen:


    Routenstudium im Bergführerbüro:


    Zerstörtes Material im Bergführerbüro:


    ... ob die sich noch eindrehen läßt ist mehr als fraglich.


    Die große Bar im Hauptgebäude:


    Unser Transportvehikel ab Mure, im Hintergrund das Mishirgi Tal:


    Kletterfelsen beim Camp:


    Campingplatz:


    Tourvorbereitungen:


    Fahne von Kabardino-Balkarien (mit Elbrus) und Russland:


    Wackelt und hält - Brücke beim Camp.


    UL?


    Stilleben mit Gestola:


    Buslinie 1 (Min Vody - Bezengi):



    Alex

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  • Flachlandtiroler
    antwortet
    AW: [RU] Kaukasus.Hochtouren in Bezengi

    Zitat von Vegareve Beitrag anzeigen
    Der eigentliche Gipfel besteht aus einem grossen Fels den man klettern muss, ich schenke mir das einfach, könnte mich sowieso nicht auf die Kletterei konzentrieren. Alex und Martin verirren sich zunächst im IIIer Gelände, erst beim Abstieg finden sie den leichteren Weg.
    Der Gipfelstock wird zunächst süd(ost)seitig unterquert. Die logische Linie findet sich am Ende der Querung in Gestalt eines schönen Risses; denke mal der checkt mit UIAA IV ein und würde dieser ansonsten ja harmlosen Tour schon einen beträchtlichen Akzent verpassen:


    Direktvariante zum Pik Brno

    Nachdem man sich weiter um eine Felsecke herumgedrückt hat, nimmt sich die O-Flanke doch etwas harmloser aus. Ich hab' die erste sich bietende Gelegenheit ergriffen und wir sind diese Verschneidung rauf:


    Unser Weg

    Für meine Begriffe ein IIIer, gewürzt durch den abdrängenden Klemmblock am Ausstieg -- schöne Kletterei, vielleicht 10-15m hoch. Mit der Perspektive, diesen wieder abklettern zu müssen hat Alex dann intuitiv den eigentlichen Normalweg gefunden, zu dessen Einstieg man einfach noch weiter hätte queren müssen. Da bleibt alles im Bereich I-II.

    Gruß, Martin

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  • Flachlandtiroler
    antwortet
    AW: [RU] Kaukasus.Hochtouren in Bezengi

    Zitat von Dominik Beitrag anzeigen
    Bei uns fuhren damals zwischen den Terminals (zw. Auslandsflughafen und Inlandsflughafen - die im Grunde zusammen gehören, aber etwa 30 min. auseinander liegen) Busse bzw. exorbitant teure Taxis.
    Oder waren die Terminals im selben "Flughafen"?
    Ja -- in Moskau Sheremetyevo (SVO) ist das Internationale Terminal "F" und die Inlandsflüge werden idR in Terminal "D" abgewickelt. Beide sind über längliche Korridore und Rollbänder verbunden, geschätzt 2-3 km auseinander.
    Die Terminals "A"-"C" liegen dagegen jenseits der Rollfelder und sind von "F" nur mit Bus/Taxi zugänglich.

    Und ja, Aeroflot ist eine super Fluglinie 3/4 der Maschinen sind moderne Airbus-Modelle, Essen wie vegareve schon schrieb sehr gut und landen können 'se auch. OT: Trotzdem klatschen die Passagiere noch erleichtert, das kenne ich wirklich nur noch in Osteuropa.
    Nach unseren Beobachtungen bekommt man die Flüge allerdings preismäßig nicht geschenkt, egal wie lange man sich auf die Lauer legt. Einzige Stellschraube ist der Zwischenaufenthalt in Moskau, wer unbedingt acht Stunden im Flughafen abhängen möchte spart paar Euro. Drei Stunden reichen wie gesagt leidlich.

    Gruß, Martin

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  • Vegareve
    antwortet
    AW: [RU] Kaukasus.Hochtouren in Bezengi

    Zitat von Dominik Beitrag anzeigen

    Bei uns fuhren damals zwischen den Terminals (zw. Auslandsflughafen und Inlandsflughafen - die im Grunde zusammen gehören, aber etwa 30 min. auseinander liegen) Busse bzw. exorbitant teure Taxis.
    Oder waren die Terminals im selben "Flughafen"?

    Grüße
    Dom
    Man kann auch die Busse nehmen, aber man kann auch durch die Fluren rennen, so als Aufwärmtraining sozusagen . A propos exorbitante Preise, nach erreichtem und erledigten Check-in haben wir uns noch ein Begrüssungsbier gegönnt, Moskauer-Flughafenpreise: 7 Euro

    Ah, was noch zu erwähnen wäre: das Essen auf dem internationalen Aeroflot-Flug nach Moskau fand ich ausgesprochen gut (wenn auch nicht viel, Flugrationen eben).

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