[RU] Kaukasus. Hochtouren in Bezengi

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  • Cattlechaser
    antwortet
    AW: [RU] Kaukasus.Hochtouren in Bezengi

    Klasse! Mal etwas ganz anderes. Ich freu mich auf mehr.

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  • volx-wolf
    antwortet
    AW: [RU] Kaukasus.Hochtouren in Bezengi

    OT: Beim Menüpunkt "Andere Mitreisende" bitte (auch) den eigenen Nick eingeben, dann erscheint der Bericht auch in der Auflistung "Meine Reisen" … habe ich hier eben erledigt

    Sehr schöner Bericht und ich freue mich auf die Fortsetzung. Und auf mehr Bilder!

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  • Dominik
    antwortet
    AW: [RU] Kaukasus.Hochtouren in Bezengi

    Seeehr cool - bin ebenfalls über eure Reise gespannt!

    Für den Marsch zwischen Terminal D und F in Moskau benötigt man 30 Minuten im ordentlichen Marschtempo, das Gepscäk kann nicht direkt bis zum Ziel durchgeleitet werden und muss selbst getragen werden
    Bei uns fuhren damals zwischen den Terminals (zw. Auslandsflughafen und Inlandsflughafen - die im Grunde zusammen gehören, aber etwa 30 min. auseinander liegen) Busse bzw. exorbitant teure Taxis.
    Oder waren die Terminals im selben "Flughafen"?

    Grüße
    Dom

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  • Vegareve
    antwortet
    AW: [RU] Kaukasus.Hochtouren in Bezengi

    Das Lager ist genau organisiert, es gibt eine Kantine mit Essen drei mal am Tag (es wird geläutet…), noch eine grosse Bar (erinnerte mich an Volkshäuser meiner kommunistischer Kindheit), wo man, abgesehen vom preiswertem Bier und Vodka, noch einiges zu Essen kaufen kann, wenn man den unendlichen Hackfleischvariationen der Kantine überdrüssig ist. Camp Bezengi ist ein ehemaliger Trainingslager für die russische Bergsteigerelite gewesen, erst in den letzten Jahren wird es nach und nach den Touristen geöffnet. Wir finden keine Infos auf Englisch, aber sonst kann man sich echt nicht beklagen, camping deluxe. Wer es noch billiger und „bergsteigermässiger“ haben will, kann in stationären Grosszelten übernachten oder sein Zelt auf die Wiese aufschlagen.

    Das Wetter ist ziemlich mild, gegen Mittag kommen Wolken auf, die den ganzen Abend über das Bezengi Gletschertal schweben, an den Anblick werden wir uns gewöhnen.



    Nach einigen Erkundungen im Bergsteigerbüro (wo ein alter, berühmter? Bergsteiger und ehemalig Campleiter uns auf gebrochen Englisch und anhand von Fotos einige Routen erklärt), entscheiden wir uns, den Pik Brno im Angriff zu nehmen. Eine leichte Tour, mit 1B russisch bewertet (PD ungefähr), damit wir uns erstmals aklimmatisieren und überhaupt die Gegend kennenlernen. Auf dem Bender Buch ist nicht viel Verlass, manches ist schon geschmolzen, es gibt angeblich viel Steinschlaggefahr und überhaupt sind viele Zustiege nicht allzu verständlich erklärt.

    Für den Pik Brno brauchen wir 2 Tage, also Gepäck für einmal biwakieren zusammenstellen und los geht’s auf der rechten Seite des Mishirgi Tal (das Lager liegt an der Kreuzung zweier riesigen Moränentäler, Mishirgi links, Bezengi rechts). Wer fit und aklimmatisiert ist, kann die Tour auch in einem Tag versuchen, meine Sache ist das nicht unbedingt.




    Das Bezengi Camp liegt auf 2200m, unser Zielbiwak auf 2883m auf einer Wiese, Pik Brno ist 4110m hoch. Wir laufen auf einem ausgetretenen Bergpfad und bewundern die Blumen, die aus dem sandartigen Boden spriessen, die Vegetation hier (und überhaupt das viel mildere Klima als in den Alpen) werden mich noch beeindrucken.

    Wir sehen den ersten Riesen, Mishirgi 4992m (von der Nordseite).



    Rechts weitet sich das Bild aber immer mehr, es wird immer höher und mächtiger, bis wir den berühmten Dikh-Tau erblicken, den zweihöchsten Gipfel des Bezengi (5108m) und einer der schwersten.



    Nach ungefähr 2,40 Std richten wir uns auf der Wiese ein und ich bedauere, kein Buch mitgenommen zu haben, da wir noch einige Stunde bis zum Abend haben. Bald erledigt sich das aber von selbst, eine grosse Truppe Bergziegen (wie wir sie nennen), rennt durch die Wiese durch und entscheidet dann, es sich bei uns gemütlich zu machen. Sie werden uns den ganzen Nachmittag mit „Freiluftkino“ bespassen, so neugierig und zutraulich wie ich das noch nie erleben durfte. Auch daran werden wir uns die nächsten 2 Wochen gewöhnen.





    Hier beim Kämpfen





    Oder schmusen.




    Google sagte gestern Abend dass es sich um westkaukasische Steinböcke handelt, wunderbar.

    Am nächsten morgen um 4 stehen wir auf und, nach einem eher skizzierten Frühstück, laufen langsam los. Mein Kreislauf muss sich an die Bewegung erst gewöhnen, ich habe einen harten Umzug hinter mir und richtig Sport habe ich in Monaten nicht mehr gemacht. Wir laufen dem Pfad nach bis zu der Stelle, von Martin und Alex am Vorabend Wasser holten, dann geht es rechts einen steilen Geröllhang hoch (auch daran werden wir uns gewöhnen müssen).



    Gletscherbecken Mishirgi



    Langsam kommt die Sonne auf und wir bestaunen die beeindruckende Nordwand von Dikh-Tau.



    Wir erreichen einen anderen Biwakplatz auf 3404m (unter anderem für Misses-Tau oder Dikh-Tau Nordwand), mit einem Gletschersee und einem kleinen, aperen Gletscher.




    Laut Bergführer sollten wir direkt auf dem Gletscher laufen, damit wir der Steinschlaggefahr von rechts ausweichen, aber der Gletscher blinzelt blank in der Morgensonne und wir haben noch keine Lust, Steigeisen anzuziehen. Da es früh morgens ist und alles gefroren, laufen wir rechts am Eisrand vorbei, Steine kommen keine. Es folgt eine flache Firnebene, dominiert von der Nordseite des Misses-Tau (4425m), wo wir eine Seilschaft erblicken).



    Noch einen steilen Geröllhang und wir erreichen, auf ungefähr 3900m, den Grat. Im Laufe des Morgens habe ich zunehmend Kopfschmerzen, das kenne ich so nicht von mir. Auf dem Grat dann wird mir richtig übel, ok, die Höhe bekommt mir diesmal nicht. Ich laufe nur noch sehr langsam und lasse die anderen Abstand gewinnen.







    Blick zurück auf dem Dikh-Tau und Mishirgi



    Koshtan-Tau, auch einer der mächtigen Fünftausender hier:



    Der eigentliche Gipfel besteht aus einem grossen Fels den man klettern muss, ich schenke mir das einfach, könnte mich sowieso nicht auf die Kletterei konzentrieren. Alex und Martin verirren sich zunächst im IIIer Gelände, erst beim Abstieg finden sie den leichteren Weg. Ich steige ein Stück des Grats wieder ab und warte in der Sonne. Die Kopfschmerzen werden mich noch bis ins Basislager begleiten, es ist also nicht (nur) die Höhe. Benötigte Zeit für den Aufstieg: 4 Stunden (geht sicher auch schneller für manche).

    Rast



    Beim Abstieg über die Gletscherzunge werden wir Steigeisen anziehen, Martin wird sie die ganze Zeit auf dem Geröll behalten, denn eine Sohle löst sich bei ihm auf ……Ab und zu fällt ein Steinchen runter, aber im ganzen ist alles kein Problem. Bei einem kleinen Rutscher im Schutt hole ich mir die ersten Kratzer (auch daran werde ich mich gewöhnen).

    Es geht runter auf dem gleichen Weg, abends und am nächsten Tag erkunden wir noch das Camp, flicken Ausrüstung (auch mein Geröllschutzrand löst sich und die ziemlich neue Isomatte verliert massig Luft) und besprechen weitere Touren.

    So, und jetzt darf Alex seine (viel bessere) Bilder posten .
    Zuletzt geändert von Vegareve; 31.10.2012, 21:08.

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  • Becks
    antwortet
    AW: [RU] Kaukasus.Hochtouren in Bezengi

    Keine Sorge, da kommt noch mehr. In der Zwischenzeit ein paar Infos rund um die Planung und die Ecke:

    Anmeldung, Formalitäten:
    • Im Gegensatz zu Reisen in der EU benötigt man eine Reihe von Papieren, um in das Gebiet reisen zu dürfen. Dementsprechend benötigt man grob 2-3 Monate Vorlauf vor der Reise, um diese zu beantragen. Zunächst einmal sollte man sich im Camp Bezengi per Email anmelden und abklären, ob Platz vorhanden ist. Dann muss der Flug herausgesucht werden, damit die Eckdaten der Reise abgeklärt sind.
    • Steht der Termin fest, schickt man eine Email ans Camp, mit der Bitte den Transport ins Camp zu organisieren. Die Campleitung benötigt zudem die Daten der Reisenden (Name, Passnummer, Passausstelldatum etc) und etwa 60 Tage Zeit, da sie ein zusätzliches Grenzvisum bentragen muss.
    • Dann besorgt man sich eine von Russland anerkannte Krankenversicherung für die Reisedauer ( http://www.russlandjournal.de/russla...nversicherung/ ), was am einfachsten geht, indem man bei der Schwarzmeer und Ostsee Versicherungs-Aktiengesellschaft online einen Antrag ausfüllt, Kohle blecht (15 Euro für 14 Tag, 25 Euro für 30 Tage) und dafür ein PDF per Email zugeschickt bekommt. Inwiefern die Sovag einem im Ernstfall wirklich hilft ist mir unbekannt, ich habe zur Sicherheit bei meiner Krankenkasse für den Zeitraum eine Auslandskrankenversicherung abgeschlossen.
    • Hat man eine Russlandversicherung, packt man diese zusammen mit dem Reisepass, einem ausgefüllten Antragsformular für ein Russlandvisum und zwei Passfotos in einen Briefumschlag und schickt diesen an eines der spezialisierten Unternehmen, die sich um die Visumvermittlung kümmern (-> Google, "Russland Visum"). Diese haben das Antragsformular in der Regel online bereits vorliegen, so dass man es nur ausfüllen und drucken muss. Je schneller der Antrag durch muss, desto teurer. Im Ernstfall sind Visa am gleichen Tag drin, allerdings kommt der Postweg dazu. Danach ist man reisefertig.
    • Bei Ankunft bekommt man vom Fahrer das Grenzvisum, welches man bei der Fahrt auch gleich benötigt, denn an einem Militärposten muss man sich registrieren. Im Camp selber benötigt der Lagerchef noch einmal Kopien der Reisepässe (fertigt er an), die er nach Nalchik an eine weitere Behörde schickt. Zur Bestätigung erhält man danach einen weiteren Zettel, den aber bei uns kein Offizieller je sehen wollte.




    Tipps zur Planung der An-/Abreise:
    • Je länger man vorraus plant, desto billiger ist insb. das Russlandvisum. Wer Zeit hat legt 60 Euro auf den Tisch, wer es eilig hat 120 Euro (oder mehr).
    • Bei der Reisedauer haben wir die exakten An- und Abreisedaten angegeben. Wer auf Nummer Sicher gehen will lässt sich bei der Reisedauer ein paar Tage vorne und hinten Luft. Geht etwas schief, sthet man bei der Ausreise nicht ohne ungültiges Visum an der Grenze.
    • Je nach Anbieter kleben diese nur das Visum selbst und manchmal noch einen zusätzlichen Schein in den Reisepass. Lediglich der Visumsaufkleber selbst ist notwendig, alles andere wie etwaige schriftliche Einladungen seitens Camp o.ä. sind überflüssig.
    • Die Organisation des Transports vom Flughafen (Nalchik bzw. eher Mineralny Vody) ist völlig unkompliziert. Wir erhielten lediglich ein "Prinyato.Postaraemsya pick up at night." als Antwort und wurden um Mitternacht(!) pünktlich in Min Vody abgeholt, ohne Wenn und Aber oder Zusatzkosten.
    • Die Fluglinie zw. München und Nalchik exitiert nicht mehr, der Flughafen wird unseres Wissens nach nur von einem der kleineren Flughäfen von Moskau (und für die Anreise unwichtigen Orten) aus angeflogen. Bleibt also nur die Anreise von Deutschland nach Moskau und dann weiter nach Min Vody.
    • Bei der Einreise muss man im Flugzeug ein Papier mit den Reisedaten doppelt ausfüllen. Eine Kopie behält der Zoll, das andere wird gestempelt und muss bei der Ausreise vorgezeigt werden. Laut eines Mitreisenden sollte man es tunlichst unterlassen, diesen Wisch zu verlieren.
    • Für den Marsch zwischen Terminal D und F in Moskau benötigt man 30 Minuten im ordentlichen Marschtempo, das Gepscäk kann nicht direkt bis zum Ziel durchgeleitet werden und muss selbst getragen werden. Zudem lassen sich die Jungs bei der Passkontrolle bei der Einreise gut Zeit (wir standen 1 Stunde, und das nur weil jemand irgendwann sich beklagte und dann zusätzliche Schalter geöffnet wurden). Daher sollte man unbedingt 2.5-3 Stunden zwischen den Flügen nach Moskau und weiter nach Min Vody einplanen.
    • Als Highlight zeigen die Flugtafeln meistens nur die Flüge vom eigenen Terminal an und der Infoschalter ist abends unbesetzt. Da muss man etwas herumfragen, wo denn der nächste Flieger geht (bei uns Terminal D und F) oder eine der "Multitafeln" suchen, die alle Flüge zeigen.
    • Der Rückflug ist einfacher und schneller, da die zeitaufwendige Passkontrolle entfällt. Bleibt der Fussmarsch zwischen den Terminals.
    • Die Preise am Flughafen Moskau sind schweinisch. Für ein Bier haben wir umgerechnet 7 Euro gelatzt, und das auch nur weil wir in Rubel gezahlt haben und somit den offiziellen Umrechnungkurs hatten (1 Euro = 40 Rubel). Wer mit Euro zahlt, zahlt noch mehr, da die Bars einen Kurs von 1 Euro = 30 Rubel verrechnen.
    • Der Fahrer vom Camp hat das Grenzvisum dabei. Irgendwo kurz vorm Camp steht eine Militäranlage, wo man sich mit Visum und Pass ausweisen und eintragen muss. Die Grenzer reden kein Englisch, verstehen aber Armwedeln ganz gut.
    • Die Fahrt zw. Min Vody /Camp dauert grob 5-6 Stunden, der Jeep kostet pro Gruppe und Fahrt 120 Euro. Die Strecke ist bis knapp vorm Ort Bezengi gut ausgebaut und kann dann nur als abenteuerlich beschrieben werden. Wer hier im Auto schlafen kann, kann dies auch auf einem Rodeogaul. Wer zudem im Auto Sicherheitsgurte sucht ist selber schuld.



    Camp Bezengi und drum herum:
    • Das Camp steht am südlichen Strassende an einer Talgabelung. Von dort aus geht es nur noch zu Fuss weiter in das Bezengi- und das Mishirgi-Tal. Das Camp besteht aus rund 15 Häusern und zwei Türmen, einigen fest installierten Zelten sowie dem, was die Besucher so an Zelten auf dem zugehörigen Campingareal aufbauen. Direkt neben dem Camp (5 Gehminuten) befinden sich mehrere Kletterfelsen mit gebohrten Haken und Ständen. Vielleicht sollte man da mal ein paar Pfälzer hinschicken, damit sie lernen wie man Routen absichert.
    • Der zentrale, quadratische und zweistöckige Bau beinhaltet das Büro des Direktors, des Bergführerbüro, einen "Rental-Room" wo man auch Brennstoff bekommt, einen grossen Aufenthaltsraum mit Bar, Strom, Fernseher und Internetzugang (WLAN, kostenpflichtig) sowie die Luxuszimmer mit eigenem Bad/WC. Neben weiteren Gebäuden mit Schlafzimmern kommen noch ein Lebensmittelladen sowie das Kantinengebäude dazu, in dem sich zudem ein kleines Geschäft für Ausrüstung und Souveniers befindet.
    • Vor Ort kann man sich somit mit quasi allen Verbrauchsgütern ausstatten und muss diese nicht einfliegen. Im Rental-Room erhält man 450g Schraubkartuschen mit Isobutan/Propan sowie Dinge, die man zerlegt oder vergessen hat (Isaomatten, Seile, Steigeisen, Eispickel).
    • Der Lebensmittelladen bietet neben Konserven aller Art auch Schokoriegel, Kekse, Tütensuppen, Trockenfrüchte, Kartoffelbreipulver, löslichen Kaffee, Tee, Zucker-/Salzportionen, Müsli, Mineralwasser, Salami, Käse und diverse Früchte. Wer will kann auch russische Einmannpackungen der Armee erstehen. Lediglich Gummibärchen, Chips oder Spezialenergyriegel sucht man vergebens.
    • Im Souveniershop bekommt man 1:50k Landkarten der Gegend (200 Rubel), einen Gebietsführer (250 Rubel) in russisch, dafür aber mit vielen Bildern der Berg- und Kletterrouten sowie allerhand andere Dinge (Batterien, Rasierklingen, Duschgel, Klopapier, Daunenjacken, Softshells, Schlafsäcke, Socken, Handschuhe,...).
    • Die Kantine bietet 3x pro Tag Essen (8 Uhr Frühstück, 154 Uhr Mittagessen, 19 Uhr Abendessen). Wer russisch kann, kann womöglich vegetarisch ordern (wir haben einmal so etwas in der Art erblickt), ansonsten gewöhnt Euch an schmackhafte Hackfleischgerichte aller Art und süssen Schwarztee. Klingt eigentlich schrecklich, aber das Essen ist gut gekocht und die Beilagen wechseln durchaus ab (Kartoffelbrei, Reis, Kuskus). In der Kantine herrschen strikte Regeln. Zum Essen wird geläutet, vorher lassen sie einen nicht rein. Bier mitbringen ist unerwünscht und der Tisch wird einem zugeteilt. Die Abrechnung erfolgt zum Schluss, man sagt lediglich Ali, dem Campdirektor, wieviele Mahlzeiten man hatte - Vertrauen ist alles.
    • Wer Abwechslung will geht in die Bar im Zentralbau, dort bekommt man Hähnchen mit und ohne Beilagen, Salat, Käsepfannkuchen, Hackfleischkuchen, Hackfleischpizza, Kuchen, Spiegeleier und ganz wichtig: Knoblauchsosse. Das Ganze ist sehr günstig (ein paar Euro) und garantiert so kalorienhaltig, dass Weightwatcher in Tränen ausbrechen. Ach ja, Bier (Tepek, gesprochen Terek) kostet 40 Rubel (1 Euro), Wodka liegt auch bei 40 Rubel und der wärmstens empfohlene kaukasische Cognac kostet 70 Rubel. In der Bar akzeptieren sie auch Euro und US-Dollar, der Wechselkurs lag bei uns bei 1 Euro = 38 Rubel, weswegen wir bis auf 4000 Rubel kein russisches Geld ins Camp mitnahmen. Auch das Zimmer, das restliche Essen und die Fahrten haben wir in Euro beglichen. In der Bar befinden sich zudem mehrere Steckdosen, an denen Ladegeräte, Laptops etc. mit Strom versorgt werden können. Die kleinen 220V-Stecker passen ohne Adapter.
    • Das Bergführerbüro ist der zentrale Anlaufpunkt bei der Tourenplanung. Lediglich der älteste Begführer spricht ein paar Brocken englisch, was jedoch ausreicht um sich den Routenverlauf am PC anhand von Bildern zeigen zu lassen. Im Büro gibt es Literatur auf russisch sowie den original Bender Bezengi-Führer in deutsch.
    • Für Notfälle kann man Funkgeräte ausleihen, was einem ohne Sprachkenntnisse jedoch recht wenig nutzt. Auch mit Funke sollte ein Unfall vermieden werden, denn wie die anwesende Bergrettergruppe anrückt ist mir schleirhaft. Womöglich wird ein Militärheli angefordert, darauf verlassen würde ich mich aber nicht. Im Bergführerbüro meldet man sich zu Touren ab und und bei Rückkehr wieder an, so dass immer alles seine Ordnung hat. Interessanterweise wurde da einem Gruppenleiter auch einfach mal ein Berg mit dem Hinweis verweigert, es wären schon zu viele unterwegs in der Route.
    • Eigentlich wollten wir ein Zimmer ohne WC, es waren jedoch alle belegt. Wir bekamen ein Zimmer mit WC zum Preis ohne dieses Extra ( 9 Euro/Nacht und Person) und waren ganz glücklich damit, insbesondere beim Vergleich der Sanitärnalagen unsere Behausung mit den rustikalen Einrichtungen ausserhalb. Wir hatten 3 Betten (eins davon breit genug für 2 Leute) sowie ein Badezimmer mit Waschbecken, Klo, Boiler und einer Dusche mit zig Duschköpfen. Alles blitzblank sauber, mit Hand- und Betttüchern, wirklich heissem Wasser (und Trinkwasser aus dem Wasserhahn). Das Zimmer war abschliessbar, wobei wir nach einiger Zeit doch erkennen mussten, dass die Diebstahlgefahr doch nicht ganz so hoch ist wie wir es befürchtet hatten. Da lagerten zig Daunenschlafsäcke, Seile oder Bergstiefel im Freien, ohne dass diese sofort Beine bekamen.
    • Reisepass und Grenzvisum immer im Rucksack dabei haben. Zumindest im Bezengi-Tal (bis ganz hinten am ehemaligen österreichischen Biwak) sind Militärpatrolien unterwegs. Die Jungs sind sehr freundlich, aber schicken einen doch mit bestimmter Miene zurück ins Camp, wenn man seine Unterlagen nicht dabei hat (hat mich 30 Minuten Fussmarsch gekostet). Im Zweifel haben sie die überzeugenderen Argumente in Form von 7.62mm dabei.
    • Tagestouren auf 4000er ab Camp Bezengi sind nur sehr schlecht drin, die Dimensionen sind schlichtweg nicht mit alpinen Massstäben vergleichbar. Für einen der nächstgelegenen 4000ern (Brno) benötigt man 4 Stunden bis zum üblichen Biwakplatz und von dort aus 4-5 Stunden bis zum Gipfel. Mit Tagesgepäck käme man auf etwa 7-8 Stunden Aufstieg und grob 5 Stunden Abstieg. Es ist daher viel einfacher, sich mehrere Gipfel rund um einen Biwakplatz herauszupicken, mit dem ganzen Material zu einem Biwakplatz zu wandern und von dort aus mehrere Tage lang Touren zu unternehmen.
    • Die Wegfindung war für uns recht einfach. Zu dem Biwakplätzen und auf den meisten Routen am Berg waren entweder massive Pfade ausgetreten, der Fels abgenutzt oder es standen Steinmännchen herum. Dennoch benötigt man etwas Erfahrung in Orientierung, da die Wege nicht beschildert oder mit Farben gekennzeichnet sind.
    • Die 1:50k-Karten aus dem Camp können mit einem GPS genutzt werden, das Kartendatum ist auf den Karten vermerkt. Allerdings sollte man keine Schweizer Präzision bei Höhen- und Koordinatenangaben erwarten.
    • An den Biwakplätzen findet sich immer Wasser in der Nähe. Es lohnt sich jedoch, entweder ein paar Faltflaschen extra einzupacken, damit man nicht für jeden Liter extra gehen muss. Es finden sich jedoch vor Ort immer wieder PET-Flaschen, die gezielt dafür am Biwakplatz zurückgelassen wurden.
    • Wem es nicht reicht, dass die wilden Bergziegen im 5m-Abstand um einen herumschleichen, der sollte sich im Camp eine Büchse Salz besorgen und diese mitnehmen. Damit kann man die Viecher prächtig anlocken.
    • Der einzige erhältliche Tourenführer ist das englische "Classic Climbs in the Caucasus", eine Übersetzung des Buches von Friedrich Bender "Der Kaukasus: Bergführer Zentralkaukasus(Besingi-Gebiet)". Das Original stammt von 1973, die Übersetzung von 1991 und enthält lediglich eine Tourenauswahl aus dem Bezengi-Gebiet sowie viele Touren aus dem restlichen Kaukasus. Somit fehlen viele Tourenbeschreibungen, die im lokalen Guidebook drin stehen. Kombiniert man jedoch den dt. Bender im Bergführerbüro mit dem Guidebook, den Beschreibungen durch die Führer vor Ort und Gruppen, die man unterwegs trifft, kommt man ganz gut zurecht.
    • Die Gegend bietet viele schwere Touren, an denen sich auch gute Bergsteiger die Zähne ausbeissen können, aber auch eine ganze Reihe von einfacherenn Gipfelzielen, mit denen sich 2-3 Wochen Urlaub leicht füllen lassen können.
    • Die russische Schwierigkeitsskala ist mit Vorsicht zu geniessen. Sie geht von 1A über 1B, 2A und 2B bis 6B (siehe auch: http://www.summitpost.org/russian-alpine-grades/178646 ). Da jedoch neben den rein technischen Schwierigkeiten auch Tourdauer, Exposition, Tourhöhe und -dauer mit in die Wertung reinspielen, ist es sehr schwer, sich ein echtes Bild von den Anforderungen zu machen. Auf Amazon findet sich dazu auch eine Warnung: "Grades are simply stated in Russian system where a 250-meter rock climb in Crimea and The Russian route on Mt. Everest have the same 5A grade!".
    • Das Klima war weit gemässigter als in den Alpen. Wir hatten zwar Schutzkleidung für die uns aus den Alpenbekannten Wetterstürze dabei, aber Daunenjacken, zusätzliche lange Unterhosen und Unterziehhandschuhe blieben dann die ganze Zeit im Camp. Ein Tarp erwies sich dagegen als nützlich, um sich um die Mittagszeit vor der sengenden Sonne in Sicherheit zu bringen. Eine Kappe als Sonnenschutz wäre sehr sinnvoll gewesen (hatte ich vergessen), starke Sonnencreme ist ebenfalls wichtig.
    • Die Wolkenbilder waren recht schwer deutbar, lediglich starke Quellbewölkung, welche aus Süden über die Bezengimauer herankam war ein ziemlich sicheres Zeichen für Gewitter/Hagel/Regen. So schnell und kräftig wie es zu regnen kam, so schnell war das Wetter auch wieder weg. Wolken, welche sich im Laufe des Tages an den Berghängen bildeten, aus dem Tal die Gletscher und/oder Nebentäler hochkrochen hatten dagegen keinerleis Auswirkungen und verschwanden über Nacht immer.


    Und last but not least: Die "Bergziegen" haben wir identifiziert, es handelt sich dabei um westkaukasische Steinböcke.

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  • Tie_Fish
    antwortet
    AW: [RU] Kaukasus.Hochtouren in Bezengi

    Was? Schon zuende?! Ich will mehr!

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  • Torres
    antwortet
    AW: [RU] Kaukasus.Hochtouren in Bezengi

    Auf den Reisebericht habe ich gewartet! Freue mich drauf. Und: Das fängt ja schon gut an

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  • Vegareve
    antwortet
    AW: [RU] Kaukasus.Hochtouren in Bezengi

    Zitat von falk66 Beitrag anzeigen
    Werde ja diese Berge im September von der anderen Seite besuchen
    Da bin ich auch gespannt, wie das so sicherheitsmässig ist.

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  • falk66
    Ein Gast antwortete
    AW: [RU] Kaukasus.Hochtouren in Bezengi

    Ja toll, bin mal gespannt was ihr so erlebt habt. Werde ja diese Berge im September von der anderen Seite besuchen

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  • Vegareve
    hat ein Thema erstellt [RU] Kaukasus. Hochtouren in Bezengi.

    [RU] Kaukasus. Hochtouren in Bezengi

    Kaukasus, Juli 2012


    Am Zürcher Flughafen fiebern Drei zusammen, die sich schon mal für erfreuliche Touren gefunden haben: ein toller Wanderer (Becks), ein starker Kletterer (Flachlandtiroler) und, ahmm… ich. Es geht für alle ins Unbekannte, ein alter Traum, ein paar knappe E-mails, eine unleserliche Karte und einige Tourenbeschreibungen, teilweise 40 Jahre alt (Friedrich Bender, Classic Climbs in the Caucasus). Was wird uns wohl erwarten?

    Keiner von uns war schon mal in Russland, in den Kaukasus schon mal gar nicht, wir essen noch die (vermeintlich) letzten frischen Früchten für die nächsten zwei Wochen und fliegen dann ab, zunächst nach Moskau. Dort erwartet uns eine grosse und sehr langsame Schlange am Passport-Schalter. Nach etwa einer Stunde sind wir schon im Stress, der nächste Flug nach Mineralnie Vody ist schon in weniger als 1,5 Stunden und wir wissen nicht vom welchen Terminal. Becks will kurz fragen und wird dann, überraschenderweise, zum nächsten Schalter abgewunken, der nur für Russen war. Die Passkontrolle ist in 10 Minuten vorbei, wir dürfen rennen. Zunächst einmal das Gepäck holen, wir haben für jeden 23 Kg plus den 8-10 Kg schweren kleinen Rucksack als Handgepäck. Der Terminal scheint eine unleserliche Falle zu sein, nirgendwo lateinische Buchstaben, nirgendwo das Gepäck von Zürich aufgelistet. Nach einigem, chaotischem Hin und Her holen wir die Taschen und dürfen diesmal richtig rennen. Der andere Flug geht in einem 2-3 Km entfernten Terminal ab.

    Um Mitternacht kommen wir in Min. Vody an, dort sollten wir abgeholt und ins Base Camp Bezengi gebracht werden, so der Plan. Die Bestätigungs-Email war 4 Worte lang, zwei auf Russisch, zwei auf Englisch. Ob da jemand wirklich wartet? Tatsächlich, ein sehr freundlicher, nicht Englisch sprechender Russe: „Bezengi? Bezengi. Alex? Alex“. Die Fahrt findet in einem alten englischen Auto (Steuer rechts) auf zunächst normalen, später recht abenteuerlichen Strassen statt. Helmut, der Fahrer, fährt mit Vollgas rechts an allen vorbei, laute Musik hörend, gegen 3 Uhr morgens telefonierend und allen möglichen Strassenlöchern gekonnt abweichend. Der letzte Teil der Fahrt durch die Republik Kabardino-Balkarien ist das sehr langeTal Bezengi, die Strasse kann man kaum noch Strasse nennen, wir werden quer durch das Auto geschleudert, keiner kann schlafen. Wir wundern uns dass das Auto doch irgendwie die kraterähnliche Löcher überwindet.
    Wir befinden jetzt in das offizielle Grenzgebiet zu Georgien, dafür hat uns der Camp Permits besorgt, die werden jetzt an einem Militärpunkt penibel von einem schläfrigen Soldaten kontrolliert. Alles wird eingetragen, bei der Abreise ebenso.

    Kurz vorm Ziel verschwindet der Weg in einer Mure, der Fahrer spricht uns auf russisch an, keiner versteht ihn. Er fährt rückwärts und deutet uns an, aus dem Auto auszusteigen. Na toll, jetzt noch paar Km mit 30 Kg Gepäck laufen? Unmöglich. Ich kapiere irgendwann von seinen Gesten dass uns hinter der Mure ein anderes Auto abholen würde. Ich laufe los, den grossen Rucksack auf dem Rücken, den kleinen vorne. Langsam dämmert es, die Nacht ist schon fast durch. Ich sehe Martin´s Licht vor mir und will direkt auf die Mure steigen, die schien mir hart zu sein. Nach 2 Schritten versinke ich bis zu den Knöchel in Schlamm, ich will mich umdrehen. Da ich aber viel mehr an Gewicht trage als ich überhaupt könnte, bringt mich das aus dem Gleichgewicht und ich falle auf der Seite. Ein hysterischer Lachkrampf überfällt mich, es ist halb 5 in der Früh, wir sind seit 16-17 Stunden unterwegs und jetzt stecke ich mit meiner Tourenausrüstung im Schlamm.


    Wir erreichen trotzdem wohlauf das Basislager Bezengi, ein richtiges Dorf ist das, gut ausgebaut, viel mehr als wir uns vorgestellt haben. Ali, der nette Camp Leiter, begrüsst uns mit Cognac und bietet uns, mich anblickend, ein Zimmer mit Dusche an. Wir lehnen erstmals ab, so gut wollten wir uns doch nicht gehen lassen, aber dann nehmen doch an und richten uns für die nächsten 14 Tage in einem einfachen, leicht müffelndem aber doch konfortablen Zimmer ein.


    Zuletzt geändert von Flachlandtiroler; 17.12.2020, 14:00.
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