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11 Tage Urlaub im März, aber wohin? Schottland oder Irland? Verlockend, aber wettertechnisch schwierig. Skandinavien? Für eine Solotour im Winter fehlt mir die Erfahrung – und ein Zelt. Also irgendwas weiter südlich… Korsika? Auch dafür ist es noch zu früh, lieber im Mai/Juni. Mallorca? Och nö…
Dann bin ich über diesen Thread gestolpert und beschloss ein bisschen weiter nachzuforschen. Ja, warum eigentlich nicht Mallorca? Dass man dort gut wandern kann hatte ich schon häufiger gehört, außerdem war gerade Nebensaison. Was ich bei meinen Recherchen herausfand klang sehr verheißungsvoll, also buchte ich einen Flug, schickte eine Amazon-Buchbestellung ab und klickte mir eine Vokabelliste Spanisch im Internet zusammen. Ausrüstungstechnisch war alles im grünen Bereich, nur Verpflegung für 5 Tage musste ich noch besorgen (Nachkaufen vor Ort war eingeplant). Als letzten Akt vor der Fahrt zum Flughafen legte ich meine Uhr ab. 11 Tage zeitlos und solo unterwegs auf Mallorca – das klang nach einer willkommenen Abwechslung…
Tag 1 (07.03.): Stuttgart - Port D’Andratx – La Trapa
Tuifly legt sehr viel Wert darauf, seine Passagiere zu erziehen. In den Buchungsunterlagen entsteht zumindest der Eindruck, man müsse unbedingt mindestens zwei Stunden vor Abflug am Flughafen sein (wahrscheinlich, damit nicht irgendein Standby-Mensch den gar nicht so günstigen Platz wegschnappt?). Die Anreise zum Flughafen stellt sich als gar nicht so einfach heraus, schließlich gibt es sowas wie ein Nachtleben in der Landeshauptstadt Stuttgart offenbar nur von Freitag bis Sonntag – wochentags fahren keine Nachtbusse. Leider findet sich kein gnädiger Chauffeur, und eine Taxifahrt für 60 Euro aus meinem Dörfle ist mir dann doch etwas zu teuer. Um trotzdem entspannt in den Urlaub zu starten, habe ich mich zu einer Übernachtung auf dem Stuttgarter Flughafen durchgerungen. Ein kurzer Rundgang durch die Terminals offenbart, dass die meisten Leute schneller waren als ich. Da bereits alle Sitzbänke belegt sind positioniere ich mich mit meinem Schlafsack auf einer Werbeplattform mittig im Gang. Während in unregelmäßigen Abständen das System des Werbeterminals hoch- und wieder herunterfährt, zieht ein Mann mit seiner Putzmaschine seine Kreise. Meine Angst, trotz gestellten Weckers zu verschlafen, ist unbegründet…

Leicht gerädert sitze ich um 6.00 Uhr im Flugzeug. Der Flug selbst ist erwartungsgemäß unspektakulär, aber nicht unerwähnt bleiben soll das lautstarke Geklatsche der Passagiere nach der Landung. Da ist er, der erste Strich auf meiner Klischeeliste…
Problemlos finde ich den Bus der Linie 1 zum Plaza d’Espanya, ich kaufe erfolgreich eine Fahrkarte und steige am „El Corte Inglés“ aus. Wie ich aus dem Forum weiß, soll es hier Gaskartuschen geben. Um auch für die mittelmeerblauen Kartuschen gerüstet zu sein, habe ich mir extra noch kurz vor der Abreise einen Adapter besorgt. Nach kurzer allgemeiner Verwirrung und einer Suche über mehrere Stockwerke steht fest, dass keine Gaskartuschen vorhanden sind und ich mache mich auf den Weg zum „Es Refugi“. Um 10.00 Uhr öffnen sich dort die Pforten und wenige Minuten später halte ich überglücklich zwei 100g-Primuskartuschen und die neue Tramuntana Süd-Karte (1:25.000) in den Händen.
Das Finden der Überlandbusse stellt sich als einfacher als gedacht heraus und zehn Minuten später sitze ich bereits im L 102 nach Port D’Andratx. Geschätzte 80% der Buspassagiere sind Deutsche, die entweder dort wohnen/Urlaub machen oder von Palma aus für einen Tag in den Norden fahren. Meine Sitznachbarn, die bereits seit vielen Jahren auf Mallorca leben und nun Freunde in dem kleinen Küstenstädtchen besuchen, verabschieden mich mit einem mitleidig-ehrfürchtigen „also wenn unsere Tochter solche Ideen hätte…“. Ich weiß nicht so recht, was die beiden meinen - so wahnsinnig mutig und gewagt finde ich meine geplante Tour nicht. Bei schönstem Sonnenschein stehe ich schließlich am Hafen und bin etwas unschlüssig, was ich nun tun soll. Einfach loslaufen? Ja, warum eigentlich nicht…


Der KnowHow-Reiseführer scheint eine gute Investition zu sein, zumindest habe ich keine Probleme, den Anfang des GR221 zu finden. Zwar bin ich an einer Baustelle etwas unschlüssig, welche der Straßen mich in die richtige Richtung führen wird, aber mein Gefühl zieht mich in die richtige Richtung. Schnell lasse ich die Straße hinter mir und folge einem Pfad durch den Wald, der hin und wieder einen Fahrweg kreuzt. Am Coll des Vent mache ich im Schatten einer Aleppokiefer eine kurze Pause. So wirklich realisiert habe ich noch nicht, dass ich mich auf Mallorca befinde und sich vor mir tatsächlich das Mittelmeer ausbreitet. Auch die Temperaturen sind ungewohnt – T-Shirt-Wetter! Nach einem großen Schluck Wasser aus der Flasche fällt mir ein, dass ich in St. Elm unbedingt noch Wasser besorgen muss.


Am Pas Vermell ist wieder Zeit für eine kurze Pause – schließlich will ich heute nur bis zum Trappisten-Kloster La Trapa laufen und möglichst erst nach dem Aufbruch der Tagestouristen dort ankommen. Ich bin wie berauscht vom Geruch der Macchie und der Vielfalt der Farben, die sich vor meinen Augen auftut. Zwar blüht momentan hauptsächlich der Dornginster, aber zusammen mit den verschiedenen Grüntönen der anderen Macchie-Sträucher und den Aleppokiefern, der teilweise rötlichen Färbung von Fels und Weg und dem Blau von Meer und Himmel entsteht ein überwältigendes Bild. Leider ist es ein wenig diesig, so dass Sa Dragonera, die Dracheninsel, ein wenig unscharf wirkt.

Da die ersten Etappen des GR221 größtenteils nicht markiert sind, habe ich den Führer griffbereit in meiner Hosentasche. Erstaunlicherweise ist es damit überhaupt kein Problem, die richtigen abzweigenden Pfade zu finden. An einer Kreuzung treffe ich auf zwei etwas ratlose deutsche Mutter-Tochter-Teams, die bereits seit geraumer Zeit nach gelben und blauen Pfeilen suchen (Rother Wanderführer von 2010). Bunte Pfeile kann auch ich nicht finden, daher schlage ich vor, meiner Wegbeschreibung zu folgen, die sich aus simplen links-rechts-Anweisungen zusammensetzt. Es gelingt und ich tätschel glücklich das nicht unbeachtliche Mehrgewicht in meiner Hosentasche.



Gemeinsam steigen wir nach St. Elm ab und die Anderen bekommen noch rechtzeitig den letzten Bus zurück nach Port D’Andratx. Ich muss derweil noch dringend Wasser kaufen, denn auf dem Südteil des GR221 gibt es so gut wie keine Quellen am Weg. Leider ist keiner der drei Supermärkte offen und ich bin zu schüchtern, um in einem Restaurant nach Wasser zu fragen. Noch habe ich ja mehr als einen Liter… Und wenn der nicht reicht, steige ich morgen einfach noch einmal nach St. Elm ab. Einstweilen bin ich mit dem Blick aufs Meer zufrieden.

Etwas fußlahm verlasse ich St. Elm und bin froh, wieder unasphaltierten Boden unter den Füßen zu haben. Das Abendlicht sorgt für weichere Farben und ich kann mich nicht sattsehen an all den bunten Farbtönen. Da der Wind ziemlich stark ist und ich La Trapa in relativ exponierter Lage vermute, entscheide ich mich dafür, die Nacht etwas unterhalb in der Nähe der Cala en Basset zu verbringen. Es gibt einen Weg hinunter zu Bucht, von dieser dringt jedoch lautes Geschrei herauf, so dass ich einem der zahlreichen anderen Pfade folge und etwa 100 hm über dem Meer einen schönen ebenen Platz neben einer Ruine finde. Unter einer riesigen Aleppokiefer baue ich mein Zelt auf, laufe noch ein Stückchen einen Pfad entlang und genieße die Aussicht, bis die Schatten immer größer werden…



…Fortsetzung folgt…
Dann bin ich über diesen Thread gestolpert und beschloss ein bisschen weiter nachzuforschen. Ja, warum eigentlich nicht Mallorca? Dass man dort gut wandern kann hatte ich schon häufiger gehört, außerdem war gerade Nebensaison. Was ich bei meinen Recherchen herausfand klang sehr verheißungsvoll, also buchte ich einen Flug, schickte eine Amazon-Buchbestellung ab und klickte mir eine Vokabelliste Spanisch im Internet zusammen. Ausrüstungstechnisch war alles im grünen Bereich, nur Verpflegung für 5 Tage musste ich noch besorgen (Nachkaufen vor Ort war eingeplant). Als letzten Akt vor der Fahrt zum Flughafen legte ich meine Uhr ab. 11 Tage zeitlos und solo unterwegs auf Mallorca – das klang nach einer willkommenen Abwechslung…
Tag 1 (07.03.): Stuttgart - Port D’Andratx – La Trapa
Tuifly legt sehr viel Wert darauf, seine Passagiere zu erziehen. In den Buchungsunterlagen entsteht zumindest der Eindruck, man müsse unbedingt mindestens zwei Stunden vor Abflug am Flughafen sein (wahrscheinlich, damit nicht irgendein Standby-Mensch den gar nicht so günstigen Platz wegschnappt?). Die Anreise zum Flughafen stellt sich als gar nicht so einfach heraus, schließlich gibt es sowas wie ein Nachtleben in der Landeshauptstadt Stuttgart offenbar nur von Freitag bis Sonntag – wochentags fahren keine Nachtbusse. Leider findet sich kein gnädiger Chauffeur, und eine Taxifahrt für 60 Euro aus meinem Dörfle ist mir dann doch etwas zu teuer. Um trotzdem entspannt in den Urlaub zu starten, habe ich mich zu einer Übernachtung auf dem Stuttgarter Flughafen durchgerungen. Ein kurzer Rundgang durch die Terminals offenbart, dass die meisten Leute schneller waren als ich. Da bereits alle Sitzbänke belegt sind positioniere ich mich mit meinem Schlafsack auf einer Werbeplattform mittig im Gang. Während in unregelmäßigen Abständen das System des Werbeterminals hoch- und wieder herunterfährt, zieht ein Mann mit seiner Putzmaschine seine Kreise. Meine Angst, trotz gestellten Weckers zu verschlafen, ist unbegründet…

Leicht gerädert sitze ich um 6.00 Uhr im Flugzeug. Der Flug selbst ist erwartungsgemäß unspektakulär, aber nicht unerwähnt bleiben soll das lautstarke Geklatsche der Passagiere nach der Landung. Da ist er, der erste Strich auf meiner Klischeeliste…
Problemlos finde ich den Bus der Linie 1 zum Plaza d’Espanya, ich kaufe erfolgreich eine Fahrkarte und steige am „El Corte Inglés“ aus. Wie ich aus dem Forum weiß, soll es hier Gaskartuschen geben. Um auch für die mittelmeerblauen Kartuschen gerüstet zu sein, habe ich mir extra noch kurz vor der Abreise einen Adapter besorgt. Nach kurzer allgemeiner Verwirrung und einer Suche über mehrere Stockwerke steht fest, dass keine Gaskartuschen vorhanden sind und ich mache mich auf den Weg zum „Es Refugi“. Um 10.00 Uhr öffnen sich dort die Pforten und wenige Minuten später halte ich überglücklich zwei 100g-Primuskartuschen und die neue Tramuntana Süd-Karte (1:25.000) in den Händen.
Das Finden der Überlandbusse stellt sich als einfacher als gedacht heraus und zehn Minuten später sitze ich bereits im L 102 nach Port D’Andratx. Geschätzte 80% der Buspassagiere sind Deutsche, die entweder dort wohnen/Urlaub machen oder von Palma aus für einen Tag in den Norden fahren. Meine Sitznachbarn, die bereits seit vielen Jahren auf Mallorca leben und nun Freunde in dem kleinen Küstenstädtchen besuchen, verabschieden mich mit einem mitleidig-ehrfürchtigen „also wenn unsere Tochter solche Ideen hätte…“. Ich weiß nicht so recht, was die beiden meinen - so wahnsinnig mutig und gewagt finde ich meine geplante Tour nicht. Bei schönstem Sonnenschein stehe ich schließlich am Hafen und bin etwas unschlüssig, was ich nun tun soll. Einfach loslaufen? Ja, warum eigentlich nicht…


Der KnowHow-Reiseführer scheint eine gute Investition zu sein, zumindest habe ich keine Probleme, den Anfang des GR221 zu finden. Zwar bin ich an einer Baustelle etwas unschlüssig, welche der Straßen mich in die richtige Richtung führen wird, aber mein Gefühl zieht mich in die richtige Richtung. Schnell lasse ich die Straße hinter mir und folge einem Pfad durch den Wald, der hin und wieder einen Fahrweg kreuzt. Am Coll des Vent mache ich im Schatten einer Aleppokiefer eine kurze Pause. So wirklich realisiert habe ich noch nicht, dass ich mich auf Mallorca befinde und sich vor mir tatsächlich das Mittelmeer ausbreitet. Auch die Temperaturen sind ungewohnt – T-Shirt-Wetter! Nach einem großen Schluck Wasser aus der Flasche fällt mir ein, dass ich in St. Elm unbedingt noch Wasser besorgen muss.


Am Pas Vermell ist wieder Zeit für eine kurze Pause – schließlich will ich heute nur bis zum Trappisten-Kloster La Trapa laufen und möglichst erst nach dem Aufbruch der Tagestouristen dort ankommen. Ich bin wie berauscht vom Geruch der Macchie und der Vielfalt der Farben, die sich vor meinen Augen auftut. Zwar blüht momentan hauptsächlich der Dornginster, aber zusammen mit den verschiedenen Grüntönen der anderen Macchie-Sträucher und den Aleppokiefern, der teilweise rötlichen Färbung von Fels und Weg und dem Blau von Meer und Himmel entsteht ein überwältigendes Bild. Leider ist es ein wenig diesig, so dass Sa Dragonera, die Dracheninsel, ein wenig unscharf wirkt.

Da die ersten Etappen des GR221 größtenteils nicht markiert sind, habe ich den Führer griffbereit in meiner Hosentasche. Erstaunlicherweise ist es damit überhaupt kein Problem, die richtigen abzweigenden Pfade zu finden. An einer Kreuzung treffe ich auf zwei etwas ratlose deutsche Mutter-Tochter-Teams, die bereits seit geraumer Zeit nach gelben und blauen Pfeilen suchen (Rother Wanderführer von 2010). Bunte Pfeile kann auch ich nicht finden, daher schlage ich vor, meiner Wegbeschreibung zu folgen, die sich aus simplen links-rechts-Anweisungen zusammensetzt. Es gelingt und ich tätschel glücklich das nicht unbeachtliche Mehrgewicht in meiner Hosentasche.



Gemeinsam steigen wir nach St. Elm ab und die Anderen bekommen noch rechtzeitig den letzten Bus zurück nach Port D’Andratx. Ich muss derweil noch dringend Wasser kaufen, denn auf dem Südteil des GR221 gibt es so gut wie keine Quellen am Weg. Leider ist keiner der drei Supermärkte offen und ich bin zu schüchtern, um in einem Restaurant nach Wasser zu fragen. Noch habe ich ja mehr als einen Liter… Und wenn der nicht reicht, steige ich morgen einfach noch einmal nach St. Elm ab. Einstweilen bin ich mit dem Blick aufs Meer zufrieden.

Etwas fußlahm verlasse ich St. Elm und bin froh, wieder unasphaltierten Boden unter den Füßen zu haben. Das Abendlicht sorgt für weichere Farben und ich kann mich nicht sattsehen an all den bunten Farbtönen. Da der Wind ziemlich stark ist und ich La Trapa in relativ exponierter Lage vermute, entscheide ich mich dafür, die Nacht etwas unterhalb in der Nähe der Cala en Basset zu verbringen. Es gibt einen Weg hinunter zu Bucht, von dieser dringt jedoch lautes Geschrei herauf, so dass ich einem der zahlreichen anderen Pfade folge und etwa 100 hm über dem Meer einen schönen ebenen Platz neben einer Ruine finde. Unter einer riesigen Aleppokiefer baue ich mein Zelt auf, laufe noch ein Stückchen einen Pfad entlang und genieße die Aussicht, bis die Schatten immer größer werden…



…Fortsetzung folgt…
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