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  • Melanie
    Dauerbesucher
    • 03.09.2004
    • 686

    • Meine Reisen

    #21
    Zitat von Shirkan
    An der Hütte vor dem alten Wald und der Abzweigung nach Kenmare hängt doch ein Schild des Killarney NP - aus dem man doch eigentlich schließen kann, dass es sich hierbei um eine eigenes für Wanderer bereitgestellte Hütte handelt.
    Oder habt ihr da ne andere Hütte entdeckt?
    Hattet ihr keine Karte dabei?
    Da war kein Schild, aber da da sonst auch keine andere Hütte ist, nehme ich an, dass wir die gleiche meinen.

    Nein, für den Teil hatten wir eben keine Karte, dummerweise. Es sollte ja "nur ein paar Meter" auf dem Kerry-Way entlang gehen und meine bisherigen Irlanderfahrungen waren die, dass es eher zuviel als zu wenig Wegweiser gibt - war vielleicht ein wenig blauäugig.

    Zitat von Sawyer
    Habt Ihr auch den Outlet-Store unsicher gemacht. Als ich gelesen habe, dass dort LOWE, etc. einen Shop hat, war ich nicht mehr zu halten.
    Haben wir, aber wo das ein Outlet-Store mit entsprechenden Preisen sein soll haben wir nicht entdecken können.

    Melanie
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    • Sawyer
      Lebt im Forum
      • 26.04.2003
      • 6193
      • Privat

      • Meine Reisen

      #22
      Also für meine Patagonia-Unterwäsche habe ich 40% weniger bezahlt als hier in Deutschland. Die restlichen Angebote waren in der Tat eher UVP als Outlet

      Sawyer
      Gruß Sawyer

      As a rebel I came and I´ll die just the same. On the cold winds of night you will find me.

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      • Shirkan
        Fuchs
        • 12.09.2002
        • 1901

        • Meine Reisen

        #23
        Zitat von Melanie
        Da war kein Schild, aber da da sonst auch keine andere Hütte ist, nehme ich an, dass wir die gleiche meinen.
        Hmm, ich erinner mich daran, dass in der Hütte irgendwo so ein kleines Schild hing

        ich denke auch das wir über die selbe reden


        mfg
        Sebastian

        --
        Liebe das Leben. Lebe die Liebe.

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        • Melanie
          Dauerbesucher
          • 03.09.2004
          • 686

          • Meine Reisen

          #24
          Zitat von Shirkan
          Hmm, ich erinner mich daran, dass in der Hütte irgendwo so ein kleines Schild hing
          Ich muss gestehen, ich habe IN die Hütte nur einen kurzen Blick geworfen und meiner Nase Wunsch nach Frischluft dann schnellstmöglich wieder entsprochen...

          Zitat von Shirkan
          ich denke auch das wir über die selbe reden
          Ja, tun wir, auch wenn deren Zustand ein wenig ein anderer war.

          Melanie
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          • mclupo
            Erfahren
            • 02.03.2005
            • 101

            • Meine Reisen

            #25
            Ich bin immer noch nicht sicher, ob wir nicht einfach eine Abzweigung des Kerry-Ways, der hier ja beginnt, übersehen haben.
            Nein, habt ihr nicht.
            Ich war letztes Jahr fast eine Woche in der Gegend (quasi in Höhe Muckross House links hoch), aber das ist definitiv kein Weg.


            Ich glaube nicht, dass die Startbahn länger ist, jedenfalls rollte unser Pilot an den äußersten Zipfel um von dort zu starten. Trotzdem waren noch ein paar Meter übrig
            Dann sollten die das mal schleunigst machen...


            McLupo

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            • Melanie
              Dauerbesucher
              • 03.09.2004
              • 686

              • Meine Reisen

              #26
              Dritte Szene

              Eine Einführung in irische Wettervorhersage und die Vielseitigkeit hiesiger Supermärkte.

              Morgens ist der Wind an der Hütte immer noch kalt, aber im Windschatten eines Baumstamms finden wir ein angenehmes Plätzchen zum frühstücken. Das Zelt ist schnell eingepackt und die Schlafsäcke genießen unterdessen eine Trockenrunde im Wind. Denn wir hatten vergessen die Belüftungsmöglichkeiten des Zeltes aufzumachen und entsprechend des Nachts eine Tropfsteinhöhle produziert. Wir können tun und lassen was wir wollen: unsere erste Nacht im Zelt wird irgendwie immer chaotisch.

              Durch einen verwunschenen, knorrigen Eichenwald geht es bergab. Wenn Irland - wie man sagt - vormals überall so bewaldet war, wäre ich gerne mal zu dieser Zeit dort gewesen. Kurz darauf stehen wir an der richtigen Abzweigung des Kerry Ways. Links geht es nach Kenmare und rechts ins Black Valley. Und hier auf der Straße sind wir nun auch wieder aus dem Schutzgebiet heraus.

              Hinter dem Eichenwäldchen stoßen wir auf einen Bach mit Brücke, den einige Touristen wohl als "Brunnen" fehlinterpretiert haben: es liegen nicht wenige Münzen auf dem Bachbett. In städtischen Brunnen kann ich mit dieser merkwürdigen Art, seine Verbundenheit zu einer Region zu zeigen, leben - hier in einem fast unberührten Bach finde ich es fehl am Platze.

              Auf dem weiteren Weg kommen wir noch an vielen Bächen und Wasserfällen vorbei und beschließen bald nicht an jedem Pause zu machen. Ein besonders schöner wird allerdings für eine Waschpause genutzt und ich darf Stephan den Kopf bzw. die Haare waschen.



              Vom nächsten Hügelkamm aus können wir in das Tal in dem Kenmare liegt blicken und außerdem einen Blick zurück auf das Tal mit dem Upper Lake werfen. Dort sitzt ein Ire, der auf seine anderen, langsameren Mitwanderer wartet und mit dem wir ein paar Worte wechseln. Auf unsere Frage nach dem Wetter für die nächsten Tage meint er: "Not too bad." - was wohl alles zwischen Sonnenschein und Schneesturm - ausgenommen vielleicht nur Orkan - bedeuten kann. Etwas unterhalb bieten schräg stehende, sonnenbeschienene Felsen eine wunderbare Gelegenheit für eine ausgedehnte Mittagspause. Spätestens hier haben wir uns wohl den Sonnenbrand geholt.

              Der Ire meinte wir hätten den anstrengendsten Wegteil von Killarney nach Kenmare hinter uns. Was die Höhenmeter angeht mag das stimmen: es geht nur noch lange hinunter, mit einem kurzen Zwischenaufschwung. Aber leider ist ein großer Teil der Strecke auf Asphalt zu bewältigen und die Straße zieht sich unangenehm geradlinig durch eine relativ eintönige Landschaft.



              In Kenmare angekommen sind wir ziemlich müde und wir wollen nur ein wenig einkaufen und uns dann bald außerhalb Kenmars einen Schlafplatz suchen. Im ersten Supermarkt fragen wir nach Benzin. Die darauf gelieferte Beschreibung wo wir es bekommen können verstehe ich allerdings nur zur Hälfte. Eine weitere Nachfrage in einer Pharmacie führt uns zu einem Supermarkt, der diesen Namen wahrlich verdient, so man es auf die Auswahl der Produkte bezieht. Der Inhaber des Ladens ist sehr hilfsbereit und bemüht und nach einigen Verständigungsschwierigkeiten halten wir etwas brennbares in den Händen, was uns verdächtig an Grillanzünder erinnert. Allerdings ist der Preis mit 3,70 Euro pro Liter so gering, dass wir beschließen einen Versuch mit diesem Zeug in unserem Kocher zu wagen. Mehr als nicht brennen kann es schließlich kaum. Dennoch wollen wir vorsichtshalber erstmal noch einen Großteil des sündhaft teuren Benzins verbrauchen.

              Über die Brücke des Kenmare River laufend entscheiden wir uns den östlichen Teil der beiden Varianten des Beara Way zu nehmen, weil die Aussichten auf einen Schlafplatz der Karte nach dort besser zu sein scheinen. Die Vorzüge mit Karte unterwegs zu sein sind doch nicht von der Hand zu weisen...

              Jedoch erweist sich die Suche als schwieriger als gedacht. Eine Frage bei einem Haus mit danebenliegender Weide bringt uns eine Ablehnung ein. Schließlich bleiben wir an der Brücke am Sheen River auf einer Weide, die offensichtlich dem Nobelhotel am Sheen gehört. Ein wenig Bedenken haben wir schon, aber andererseits machen wir ja nichts kaputt und sammeln im Gegenteil noch ein wenig herumliegenden Müll ein.

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              • Melanie
                Dauerbesucher
                • 03.09.2004
                • 686

                • Meine Reisen

                #27
                Vierte Szene

                Eine Isomatte geht auf Reisen

                Morgens stehen wir möglichst bald auf und bauen zügig das Zelt ab. Während dem Frühstück trocknen die Schlafsäcke mal wieder an der Brücke hängend. Der viele Tau auf der Wiese hat auch für entsprechende Feuchtigkeit in den Schlafsäcken gesorgt.



                Schon auf der Karte sehen wir, dass uns ein recht langer Abschnitt auf Asphalt erwartet. Aber zumindest liegt auch ein sehenswerter Wasserfall wenige hundert Meter abseits des Weges, den wir uns nicht entgehen lassen wollen.

                Auf dem Weg dorthin fällt mir das erste Mal so richtig der Unterschied zwischen dem Irland von vor anderthalb Jahren und heute auf: überall wird gebaut. Oft sind es offensichtlich Ferienhäuser oder Wochenendhäuser, die wohl gebaut werden um am florierenden Tourismus teilzuhaben. Leider wird damit auch die Landschaft nicht unerheblich zersiedelt. Wo man vormals sicher über weite Strecken nur an sehr vereinzelt liegenden Häusern vorbeilief findet sich nun alle paar hundert Meter eine Einfahrt zu einem Haus oder einer Baustelle.

                An den Wasserfall des Sneem, der ganz offensichtlich auch durchaus deutlich mehr Wasser führen kann, kommt man nicht so ohne weiteres. Aber am einen Ende der Brücke gibt es einen Trampelpfad, der einen durch Gebüsch und allgegenwärtigen Ilex zum Wasser führt.



                Dort machen wir auf den trocken liegenden Felsen Pause und ich nutze die Kombination aus Wasser und Sonne um meine Icebreaker mal durchzuwaschen. Was logischerweise dazu führt, dass ich die weitere Strecke im Baumwoll-T-Shirt laufe. Was widerum dazu führt, dass ich mir sicher bin fortan zu jeder Tour das Wollzeug mitzunehmen, denn das Baumwollzeug ist zwar erstmal ein wenig (aber nicht viel) kühler, dafür ist es auch sehr schnell nass und dann wird es selbst bei wenig Wind ohne Windschutz sehr schnell unangenehm kühl.

                Eine Weile später kommen wir wieder nahe an den Fluss, bzw. an einen Nebenfluss. Eine Furt führt hier, wenn man denn möchte, ans andere Ufer und wir machen ein wenig Pause, da uns das Licht und Schattenspiel im Fluss ziemlich fasziniert.



                Die Furt ist sehr seicht und es führen große Trittfelsen auf die andere Seite auf denen sich gut sitzen lässt. Allerdings sind die im Schatten liegenden noch ein wenig kühl, so dass wir meine Isomatte (Evazone) als Unterlage nehmen um gemütlich unseren Füßen ein Fußbad zu gönnen. Wir machen Fotos und spielen ein wenig im Wasser herum, essen etwas und lassen es uns gut gehen.

                Kurz bevor wir uns aufraffen wollten zum weiterlaufen saßen wir noch kurz auf einem Felsen in der Mitte der Furt um uns ein wenig von der Sonne aufwärmen zu lassen. Die Isomatte ließen wir zwei Meter weiter auf dem Felsen liegen. Als Stephan zurück lief um einzupacken fiel ihm auf, dass er gar nicht mehr auf die Isomatte trat. Ich war verwirrt, weil ich annahm, dass wir es bemerkt hätten, wenn die Isomatte ins Wasser gefallen wäre, insbesondere da ein Metallbecher auf einem kleineren Fels davor stand und sicherlich Lärm gemacht hätte. Also dachte ich zuerst Stephan hätte die Matte schon weggepackt und wollte mich nun ein bisschen ärgern, aber er sah genauso verwirrt aus wie ich mir vorkam. Also fingen wir an uns umzusehen. Da kaum Wind ging und wir übereinstimmend der Meinung waren, dass wir ein 2qm großes Etwas, was an uns vorbeifliegt wohl kaum hätten übersehen können, konnte die Isomatte eigentlich nur zwei Meter flussab auf der Schotterbank liegen. Aber da war keine Isomatte, nirgendwo. Genausowenig an der Böschung. Auch nicht stromauf hinter den Felsen, wohin sie evtl hätte geweht werden können. Wobei so eine Isomatte ja auch immerhin 400g wiegt und mir nicht bekannt ist, dass sie aktiv fliegen können.

                Viel ungläubiges Kopfschütteln und mehrere Suchgänge später mussten wir uns eingestehen, dass die Isomatte wohl einfach weg war. Mir bleibt zwar unerklärlich wie sie von ihrem Standort in den Hauptstrom gekommen sein mag angesichts der unzähligen Steine die auf diesem Weg aus dem Wasser schauten, aber das half uns nicht. Während wir weiterhin unzählige Male die Strömung, den Wind und sonstige Faktoren auf der Suche nach dem Schicksal meiner Isomatte untersuchen vergeht die Zeit. Als es zu spät ist um sinnvoll weiter zu ziehen, schlagen wir das Zelt auf der straßenabgewandten Seite des Flusses auf einer praktischerweise sehr dicht gewachsenen Wiese auf. Heftige Diskussionen entbrennen darüber, wie wir die fehlende Isomatte ersetzen wollen. Da ich hoffe in nicht zu ferner Zukunft Ersatz für meine zu bekommen, bin ich gegen den Vorschlag Stephans (auch Evazone) in zwei Teile zu zerschneiden. Und da meine Puma über die hiesigen Temperaturen sowieso lächelt, während Stephans Dragon durchaus ein wenig zu tun bekommt bin ich auch dagegen, dass Stephan mir seine abtritt. Also bauen wir aus aller verfügbarer GoreTex Kleidung (immerhin zwei Jacken und zwei Hosen) sowie einem Fleece und einem Wollpullover ein Lager, dass der Isolationswirkung einer Evazone-Matte kaum nachsteht, insbesondere auf solch einer Unterlage.

                Ungefähr eine Stunde verwenden wir für Probeliegen und weiteres Rätseln wie und wohin die Isomatte entschwunden sein mag. Dann beschließen wir den Tag mit einer ausgedehnten Kochzeremonie mit unserem letzten Benzin auf der Schotterinsel (die eigentlich die Isomatte hätte aufhalten müssen) zu beschließen.
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                • Melanie
                  Dauerbesucher
                  • 03.09.2004
                  • 686

                  • Meine Reisen

                  #28
                  Zweiter Akt

                  In dem Brennversuche verschiedener Art unternommen werden: ganz ökologisch durch Nutzung der Sonnenenergie und althergebracht mit fossilen Energieträgern.

                  Darsteller:

                  Wir,
                  Sonne,
                  ein Kocher,
                  mehrere Iren,
                  ein kanadisches Ehepaar


                  Erste Szene

                  Nachdem ich die Nacht auf meinem improvisierten Lager recht angenehm verbracht habe frühstücken wir auf der Schotterinsel im Fluss. Teilweise wärmt uns die Sonne schön den Rücken, teilweise regnet es aber auch leicht. Schotterinseln in Flüssen scheinen bei uns mit solchem Wetter verknüpft zu sein. Entsprechend bekommen wir das Zelt nicht trocken eingepackt und Stephan beschwert sich im Lauf des Tages mehrfach über die Tatsache, dass Wasser nicht gewichtslos ist.

                  Wir wollen nach Glengarriff laufen um uns dort über Bus-Rückfahrtmöglichkeiten für das Ende der Tour zu informieren und evtl eine Isomatte aufzutreiben. Erstmal geht es aber noch eine Weile auf Asphalt an Bunane vorbei weiter. Ungefähr zwei Kilometer nach dem Abzweig nach Bunane wird die Besiedelung spärlicher und es geht langsam bergauf in Richtung Esk Mountain, dessen Sattel zum Barraboy Mountain wir überschreiten müssen. Die auf der Karte eingezeichnete "Straße" entpuppt sich als bestenfalls für Geländewägen fahrbaren Trampelpfad und wir hegen die Hoffnung, dass das ein Indiz dafür ist in den nächsten Zeit weniger Asphalt laufen zu müssen.

                  Auf dem Sattel angekommen lassen wir unsere Rucksäcke am Weg stehen und laufen durch den Bog auf einen Vorsprung von dem aus man einen schönen Blick auf das hinter uns liegende Tal hat. Der Blick auf die Atlantik Bucht, die hier Kenmare River heißt, wird uns zwar durch Berge verstellt, aber irgendwo dort schwimmt wohl meine Isomatte: Gute Reise!



                  Der südliche Hang des Esk Mountain, der laut Karte bewaldet sein sollte, entpuppt sich als große Rodung auf der, nach irischer Art, alles mit Stumpf und Stiel abgeholzt wurde. Angesichts der nicht zu verachtenden errosiven Tätigkeit des irischen Regens frage ich mich immer wieder warum die Iren immer ganze Berghänge bepflanzen und dann später am Stück abholzen. Jedenfalls wird uns damit unsere Idee im Schatten der Bäume am dort eingezeichneten Bach Pause zu machen verleidet. Wir laufen also einen Weg (diesmal ist es auch in der Karte nur ein Weg) hinunter, der durch die schweren Geräte der Baumfällarbeiten reichlich zerwühlt ist.

                  Als wir auf die N71 treffen machen wir ein wenig Pause und die erste nähere Bekanntschaft mit höchst unangenehmen Plagegeistern: Zecken! Gerade als wir wieder loslaufen fängt es wieder an zu regnen und wir stapfen ein wenig verdrossen die kurvenreiche Straße entlang, immer damit rechnend vor schnell fahrenden Autos in die Büsche flüchten zu müssen. Ein Ire mit Transporter hält neben uns und meint, er würde uns ja mitnehmen, aber er müsse nur bis zum nächsten Haus.

                  Hinter jeder Biegung den Eingang zu einem Waldstück im Glengarriff-Tal erhoffend laufen wir weiter. Unterwegs wundern wir uns über irische Straßenschilder:
                  "Schau mal, das Schild auf der Gegenspur..."
                  "Öh... ja... ein... Tunnel?"
                  "Meinst Du nicht wir hätten es bemerkt, wenn wir durch einen Tunnel gekommen wären?"
                  "Joah, scheinbar stellen die Iren ihre Schilder SEHR früh auf: Vorsicht, in ca. 10km kommt ein Tunnel."
                  "Naja, so arg viele abzweigende Straßen gibt's ja auch nicht, wer weiß..."

                  Dann erreichen wir das Waldstück und den darin liegenden Park. Auf den Schildern ist zu lesen, dass dieses kleine Tal eins der wichtigsten Waldstücke in Irland sei - angesichts der paar Quadratkilometer Ausdehnung geradezu lächerlich. Dennoch: die alten Eichen sind beeindruckend und die Aussicht auf einer Bank Reisebericht schreiben zu können veranlasst mich vorzuschlagen hier ein wenig Pause zu machen und einen Tee zu trinken.



                  Weil das Benzin so oder so nicht mehr reicht und Glengarriff ja in der Nähe ist, beschließen wir das Experiment zu wagen den Grillanzünder zu nutzen. Da ich annehme, dass es nicht schadet wenn ein wenig Benzin mit drin ist, kippen wir einfach ein wenig von der "Barbecue-Sauce" oben drauf und hoffen, dass uns der Kocher nicht um die Ohren fliegt. Einige Streichhölzer später brennt der Kocher schließlich. Nicht so brav wie mit Benzin und unter kräftiger Rußproduktion, aber er brennt.

                  Der Genuß von Tee und Cookies macht uns träge. Außerdem wollen wir diesen Park noch ein wenig erkunden, also beschließen wir uns hier umzusehen und wenn uns ein Schlafplätzchen begegnet auch hier zu bleiben. Wir vermuten, dass es uns sonst ähnlich ergeht, wie in Kenmare: wir laufen nach Glengarriff rein und finden dann, wenn wir schon müde sind auf dem nächsten Teilstück vermutlich so schnell kein brauchbares Plätzchen mehr. Auf der Wiese direkt bei den Bänken ist eindeutig zelten verboten - aber da hier die einheimische Bevölkerung mit dem Auto vorfährt um ihre Hunde auszuführen wäre uns das eh nicht so ideal erschienen.

                  Der Weg entlang des Glengarriff Rivers ist aber recht schön und bringt uns an mehreren brauchbaren Plätzchen vorbei. Wir entscheiden uns für ein etwas abgelegeneres unter einer knorrigen Eiche und fangen erstmal in Ruhe an zu Kochen um etwas später das Zelt aufzubauen.



                  Aufkommende Regenwolken lassen die Sache dann doch ein wenig hektischer werden als geplant, aber letztlich liegen wir satt, trocken und zufrieden im Zelt. Dank der geschützten Lage, der Bewölkung und dem Laub unter dem Zelt habe ich an diesem Abend noch weniger Bedenken auf meiner provisorischen Schlafstätte zu frieren als am vorigen Abend.
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                  • Bananenquark
                    Dauerbesucher
                    • 08.06.2004
                    • 701

                    • Meine Reisen

                    #29
                    ...und fahren mit einem hoffnungslos überheizten Shuttle-Bus...
                    Scheint mir irische Sitte zu sein, denn nahezu alle irischen Autofahrer die uns mitnahmen hatten die Heizung zum Limit aufgedreht, was bei Sonnenschein extrem heiß wurde, also machte man das Fenster auf...



                    Auch das mit der Beschilderung war auffallend. Auffallend unzuverlässig. Wenn welche da waren und auch lesbar, dann waren sie verdreht... waren dann welche richtig traute man denen nicht so recht...

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                    • Melanie
                      Dauerbesucher
                      • 03.09.2004
                      • 686

                      • Meine Reisen

                      #30
                      Zweite Szene

                      Der Anfang vom Ende

                      Morgens meldet sich meine Blase mit der Anmerkung, dass ihr ein bisschen kühl sei. Ich tröste sie damit, dass wir gleich in Glengarriff sein werden und sie sich ab heute abend wieder auf wohlisoliertem Untergrund zur Ruhe betten darf.
                      Wir packen das Zelt an Ort und Stelle nass wie es ist ein und begeben uns zu den wunderbaren Frühstücksbänken um dort unsere Teezeremonie abzuhalten und dem Zelt mittels Aufhängung ein wenig Wasser zu entziehen.

                      Da ich brennbare Flüssigkeiten in Plastikflaschen im Rucksack nicht besonders mag, beschließen wir einen möglichst großen Teil der Barbecue-Sauce in der Brennstoffflasche unterzubringen, mit dem Erfolg, dass der Kocher nun noch schwerer zu überreden ist anzuspringen, da der Benzinanteil natürlich geringer geworden ist. Nach einigen Versuchen mit dem Feuerzeug und zwei verbrannten Streichhölzern wird es mir zu dumm und ich werfe einfach das brennende Streichholz in die Pfütze und siehe da: es brennt!

                      Da wir abends vergessen haben das Getreideschrot mit Wasser zu versehen, damit es über Nacht quellen kann - übrigens eine ziemlich geniale Variante des Frühstücks für draußen! - versuche ich mein Glück es durch kochen schneller in eine genießbare Form zu bringen. Das gelingt überraschend gut und der Nebeneffekt, dass das Müsli nun warm ist, ist uns auch nicht ganz unrecht.

                      Dann brechen wir Richtung Glengarriff auf und haben unterwegs wieder einmal die Gelegenheit das irische Verständnis von Müllentsorgung zu bewundern:



                      In Glengarriff gräbt man das halbe Dorf um, offenbar in froher Erwartung massiver Touri-Ströme. Es gibt sogar soetwas wie einen Outdoorladen. Zumindest kommt es uns vor wie etwas, das soetwas sein oder werden könnte, wenn es denn auf hätte. Unsere Idee eines Nachkaufs einer Isomatte verflüchtigt sich also im Nichts.
                      Aber der Supermarkt versetzt uns in die Lage einige Lebensmittel zu kaufen und ein paar Postkarten mit Briefmarken zu versehen und abzuschicken.

                      Aus Glengarriff laufend spielen wir eine Art Bockhüpfen mit einem Postauto. Dieses fährt immer an uns vorbei, biegt in eine Einfahrt ein, wir laufen dran vorbei und kurz danach überholt es uns wieder. Am Ende der befahrbaren Straße jedoch trennen sich unsere Wege und wir befinden uns wieder auf Schafland:



                      An einem Loch machen wir Pause und ich mache mich auf den Weg Wasser zu holen. Natürlich ist ringsherum alles Bog und aus leidiger Erfahrung rechne ich mit dem schlimmsten. Also bewege ich mich vorsichtig von Grasbüschel zu Grasbüschel Richtung Wasser - bis ich unverhofft mit einem Fuß im Wasser stehe. Der Grasbüschel war wohl kein Grasbüschel... Eine Abfangbewegung führt nur dazu, dass ich auch mit dem anderen Fuss im Wasser stehe und mir dort auch das Wasser über den Schuhrand in selbigen läuft. Leider ist die Nuptse für die flacheren Meindl zu kurz, so dass die Gamaschen sehr schnell herunterrutschen.

                      Letztlich habe ich irgendwie Wasser und stapfe zurück zu unserm Plätzchen wo Stephan auf mich wartet und sich kaum halten kann vor Lachen. Als erstes ziehe ich dann mal die nassen Socken aus. Praktischerweise haben die dicken Wollsocken so gut wie alles aufgesogen, so dass die Schuhe höchstens an einigen Stellen ein wenig feucht geworden sind.

                      Es ist ziemlich windig und zudem zieht eine Wolkenfront auf. Das kürzt unsere Futterpause ein wenig ab. Wir sind bald wieder auf dem Weg zum Pass zwischen dem Sugarloaf Mountain (der seinen Namen nicht von ungefähr hat) und dem kleineren Gowlbeg Mountain. Das Gebiet durch das wir laufen ist sehr schön, aber meine Hände fangen relativ unvermittelt an sich recht hartnäckig zu beschweren. Ich versuche sie aus der Sonne herauszuhalten und laufe ab sofort ohne Stöcke, aber das nutzt nicht mehr viel. Oben auf dem Pass angekommen bin ich schon reichlich entnervt und platt. Zudem bekommen wir noch einige Schauer und kräftig Wind ab. Im Nachhinein betrachtet war wohl die Kombination aus latenter Sonnenallergie, kühler Nacht mit entsprechender Reaktion meiner Blase und nassen Füßen ein wenig zu viel.

                      Vom Weg auf der anderen Seite des Passes bekomme ich nicht mehr viel mit, obwohl sowohl Weg als auch Aussicht beeindruckend sind.



                      Als wir einen Bach überqueren überlegen wir schon hier unser Lager aufzuschlagen, aber das Gelände ist zu steil. Wenige Meter weiter steht der Rest eines Hauses auf einer Weide, theoretisch könnten wir uns in dessen Windschatten niederlassen. Aber das wäre nur eine Notlösung. Von dort sieht man ein paar Meter hangaufwärts eine weitere Hütte, die intakter aber auch nicht dauerhaft bewohnt zu sein scheint. Dorthin machen wir uns auf den Weg.

                      Rund um diese Hütte ist schön kurz gefressenes ebenes Gras und wir beschließen hier zu bleiben. Wasser müssen wir dann eben aus dem zuvor überquerten Bach holen.



                      Bei der Aktion Wasser zu holen wird deutlich, dass ich wirklich ziemlich am Ende bin. Selbst ohne Rucksack schnaufe ich beim Anstieg ziemlich.
                      Wir kochen noch schnell was und verziehen uns dann bald im Zelt. Allerdings ist an Schlaf lange nicht zu denken...
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                      • WildIVAN
                        Gerne im Forum
                        • 17.08.2003
                        • 78

                        • Meine Reisen

                        #31
                        Heyho Melanie,

                        Ist ja cool, dass hier mal jemand den Beara-Way gelaufen ist. Zumal zu dem Zeitpunt, wo ich auf dem Dingle-Way unterwegs war. Die meisten entscheiden sich ja doch für den Kerry Way, weil vermeintlich schöner. Als ich vor einem jahr mit Freunden den Beara-way gelaufen bin, hat mich vor allem die schlichte Schönheit der Region fasziniert, urtümlich, ruhig und charmant irgendwie.

                        Glengarriff hat uns im Vergleich zu Kenmare, Eyeries und Castletownberehaven auch nicht wirklich umgehauen, außerdem waren dort viele irische Nobeltouris unterwegs. Der Sattel am Barraboy-Mountain ist eine der schönsten Stellen der Tour. Der Blick auf die McGillycuddy's Reeks auf Iveragh war einfach herrlich. Wir haben dort bei gutem Wetter gezeltet und wollten uns eigentlich den Sonnenuntergang anschauen, mussten dann aber ein Schaf aus dem Sumpf ziehen.. Das ist aber eine andere Geschichte..
                        Durch den Park sind wir leider gar nicht gekommen, wir müssen da wohl irgendwo falsch gegangen sein..

                        Bin auf jeden fall sehr gespannt, wie Dein Bericht weitergeht.

                        Grüße aus Marburg ;)

                        jan
                        \"Ich habe niemals so klar gedacht, so sehr gelebt und war nie so ich selbst, als während der langen Reisen, die ich allein und zu Fuß unternahm.\"

                        Jean Jacques Rousseau

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