4. Tag: Kavsokalivia – Nea Skiti
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Samstag, 12. Mai 2018
Strecke: 9 Km (Gesamt: 30 Km)
Höhenunterschiede: ↑ 800 m, ↓ 775 m (Gesamt: ↑ 1.700 m, ↓ 1.525 m)
Gehzeit: 5 h (Gesamt: 13 h 30)
Der nächste Tag begrüßt uns mit Sonnenschein. Ich besuche den Gottesdienst und brenne Kerzen für die Meinen zuhause an. Die Sonne steht schon recht hoch als ich wieder vor die Tür trete. Der Mount Athos hat aber seinen Gipfel immer noch in Wolken gehüllt.

Oberhalb unserer Unterkunft liegen die Kirche und der Mount Athos in Wolken
Zu zweit packen wir unsere Sachen. Die anderen Zwei wollen noch eine Nacht hierbleiben. Ich kann sie gut verstehen: Das ist ein toller Fleck im Garten der Jungfrau Maria! Und die Mönche hier sind wirklich klasse!

Stimmungsvoller Abschied von unserer Unterkunft
Wir kommen natürlich auch nicht so einfach los. Ein Schwätzchen hier, ein Foto da, ... Wer verlässt denn schon gerne das Paradies?
Die Hütte ist übrigens dem Heiligen Georgios gewidmet. Das ist ein Krieger gewesen, dem man mal die Füße verbrannt hat. Daher ist er auf Darstellungen eigentlich immer recht einfach an den bandagierten Füßen zu erkennen. Auf anderen Darstellungen wird er auch als Drachentöter dargestellt.

Dieses Haus ist dem Heiligen Georgios gewidmet
Steil geht es gleich hinter dem Haus aufwärts. Da kommt man bei dem Wetter schnell auf Betriebstemperatur. Die Wege sind hier liebevoll aus einzelnen Steinen in Handarbeit belegt. Sieht nach einer mühsamen Handarbeit aus. Recht schnell sind wir wieder an der Kirche.

Die Kirche von Kavsokalivia
Hinter der Kirche verlassen wir dann recht schnell den Ort. Der Weg geht im Zick-Zack aufwärts. Teilweise mit gebauten Stufen. Überhaupt ist der Weg hier wieder top gepflegt. Einzig was uns irritiert ist die Leitung, die parallel zum Weg durch die Bäume geführt wird.

Entlang des Aufstieges wird ein Telefonkabel geführt
Oberhalb von uns muss es also noch eine kleine Hütte geben.
Hinter einer der nächsten Kehren sehen wir dann auch warum der Weg hier so gut in Schuss ist: Ein Mönch kommt uns mit 2 Eseln entgegen. Er inspiziert den Weg und hält die Treppenstufen sauber. Mit Hacke, Spaten, Rechen und Besen betreibt er Wegpflege. Wie hier auf Athos üblich will er sich nicht fotografieren lassen. Ich respektiere den Wunsch und lasse sämtliche Bilder mit Spuren von Mönchen aus diesem Bericht draußen.

Ein Mönch ist zur Wegpflege mit Maultieren unterwegs
Mühsam geht es mit der Sonne im Rücken aufwärts. Wir sind froh, dass wir viel im Wald unterwegs sind. Auf Lichtungen merken wir, wie warm es schon ist.
Nach den ersten 500 Höhenmetern taucht das erste Gebäude von Kerasia auf. Der kleine Ort liegt auf der Höhe, auf der wir auch den Weg wieder treffen wollen, den wir gestern vor dem Abstieg zum Nilos verlassen haben. Das soll ein toller Weg mit grandioser Aussicht sein.

Die meisten Höhenmeter liegen in Kerasia dann hinter uns
Auch dieser kleine Weiler auf über 700 Höhenmetern hat einen eigenen Hafen unten am Meer, über den er versorgt wird. Da wird die Versorgung mit dem täglichen Bedarf aber echt schon richtig anstrengend. Zumal die Strömungsverhältnisse hier an der Südspitze der Halbinsel eine geregelte Schifffahrt kaum zulassen.
Der Wald lichtet sich langsam und geht in niedrigere Vegetation über. Üppig blüht es hier überall. Ich kann wirklich gut nachvollziehen, wo die Halbinsel ihren Namen her hat.

So lässt es sich sehr schön wandern
In Kerasia wird auch wieder gebaut. Überhaupt wird hier viel an der Erhaltung getan. Aber auch viel neu gebaut. Die albanischen Gastarbeiter werden in der Regel gut beaufsichtigt.
An einer Quelle treffen wir auf den Höhenweg. Ab hier wird es dann etwas flacher und aussichtsreicher. An einem Sattel treffen wir auf die nächste Quelle. Wasser scheint hier kein Problem zu sein.
Wir halten nach Süden weil wir auf einen kleinen Vorberg steigen wollen. Der Hauptgipfel der Halbinsel hält sich immer noch bedeckt. Bevor wir auf den kleinen Steig abbiegen, der vom Weg zum Gipfel hinauf führt, machen wir Pause. Grandiose Aussicht nach Westen! Aber auch Flora und Fauna kann sich hier sehen lassen.

Disteln am Weg nach oben
Vom Sattel waren es dann keine 200 Höhenmeter auf den kleinen Vorgipfel. Aber die Aussicht ist absolut großartig! Auch hier auf diesem kleinen Gipfel steht eine kleine Hütte. Neben einer Bank liegt auch ein Schlafsack für eine Notübernachtung bereit.

Grandiose Aussicht am Gipfel
Aber auch auf diesem Gipfel hat die Zivilisation ihre Spuren hinterlassen. Und nicht nur in Form der kleinen kapellenartigen Hütte!

Mount Athos will sich immer noch nicht zeigen
Ein Mobilfunkmast sorgt für menschliche Kommunikation.
Am Hang unter uns liegt Kerasia. Das sind in Summe wohl ca. 15 Häuser, die teilweise aber recht groß ausgebaut wurden.

Kerasia am Südhang vom Mount Athos
Wir genießen die Zeit hier oben. Einfach großartig!
Irgendwann treibt es uns dann aber doch weiter. Wir steigen wieder ab und wandern zu dem letzten Sattel zurück. Von dort geht es dann wieder auf herrlichen Wegen auf der Höhe entlang bis wir die Skiti von Agia Anna vor uns unten am Hang kleben sehen.

Unter uns liegt Agia Anna am steilen Hang
Unglaublich wie sich die Hütte da am Hang behaupten! Dorthin führt uns nun unser Weg. Als sich der Weg einem Tobel nähert, in dem wohl bei Regen das Wasser gen Tal schießt ist der Weg gut ausgebaut und mit Stufen und Steinen befestigt.
Die Zypressen am Hang hinterlassen einen berechtigt Mediterranen Eindruck.

Es ist nicht mehr weit nach Agia Anna
Gut beschattet steigen wir bis zu dem kleinen Ort ab. Direkt an der Kirche endet unser Weg.

An der Kirche von Agia Anna
Die haben hier eine sehr interessante Architektur! Und das alles wurde ohne Auto, LKW oder Helikopter hier an dem Steilhang über Jahrhunderte hinweg gebaut und erhalten.
Direkt neben der Kirche liegt das Gästehaus, in dem wir wieder auf übliche Art willkommen geheißen werden: mit griechischem Mokka, Loukoumi und Tsipouro. Im Schatten lassen wir uns die Gaben schmecken. Auch hier blühen wieder Rosen an jeder Ecke.

Agia Anna klebt am steilen Hang
Von hier ist es nicht mehr weit zu unserem heutigen Ziel. Also genießen wir die Gastfreundschaft und die herrliche Landschaft.

Pause in Agia Anna
Ich drehe noch eine Runde durch das Dorf. Mein Begleiter war schon öfter hier und kennt es schon.
Auch dieses Dorf ist nicht mit einem Auto erreichbar. Eine Warenlieferung wird gerade vom Hafen herauf gebracht. Nicht jedes Gesicht strahlt so eine Begeisterung aus, wie ich es wohl tue!

Ein lokaler Transportunternehmer
Agia Anna ist ein stark wachsendes Dorf hier im Süden der Halbinsel. Alleine von der Lage und der Aussicht her kann ich das mehr als gut nachvollziehen!

Agia Anna hat sich ganz schön ausgebreitet
Gegen 16 Uhr wird die Kirche geöffnet und die heiligen Schätze des Ortes gezeigt. Das lassen wir uns natürlich nicht entgehen.
Anschließend packen wir unsere sieben Sachen und ziehen weiter. Aber nicht auf dem Wanderweg sondern wir ziehen hinunter zu den Höhlen, in denen die ersten Einsiedler vor vielen hundert Jahren gewohnt haben sollen.

Eine der Heiligen Höhlen unterhalb der Kirche
Wir ziehen weiter zu der Kapelle auf dem nächsten Hügel. Sie ist leider abgeschlossen. Durch die Weinberge, die hier auf den gebauten Terrassen angelegt wurden wandern wir zum offiziellen Weg zurück.

Ein letzter Blick auf Agia Anna
Der Ort hat mich völlig in seinen Bann gezogen. Eines ist sicher: den habe ich nicht zum letzten Mal gesehen. Wenn ich es irgendwie ermöglichen kann, dann werde ich zu diesem Flecken Erde irgendwann mal wieder zurückkehren. Vielleicht ergibt sich dann die Möglichkeit den Hauptgipfel zu ersteigen?
Als wir auf der nächsten Hügelkuppe stehen, liegt unser heutiges Tagesziel vor uns:

Nea Skiti
Die kleine Siedlung ist nicht nur kleiner als Agia Anna. Wie der Name schon sagt: Neues Dorf – ist sie auch etwas neuer.
Die Sonne steht nun nicht mehr ganz so hoch am Himmel. Es wird richtig angenehm. So lassen wir es in aller Ruhe zu dem kleinen Ort hinüberlaufen. Auch hier ist der Weg einfach nur toll!

Auf dem Weg nach Nea Skiti
Sehenswerte Kleinode liegen genauso am Weg wie großartige Aussichten. Ich kann aber nicht noch so ein Landschaftsaussichtsbild hier einstellen. Irgendwann langweilt es euch auch.
In Nea Skiti suchen wir eine bestimmte Hütte. Es soll dort einen deutschsprachigen Mönch geben. Recht schnell finden wir die Hütte.
Aber auch hier darf man sich keine echte Hütte darunter vorstellen. Das Anwesen liegt grandios am Hang, hat mehrere Gebäude und Landwirtschaft auf den üblichen Terrassen. Esel stehen oberhalb in einem Stall. Und eine tolle Aussicht auf die Mittlere Halbinsel von Chalkidiki.
Der Gästetrackt liegt unter dem Dach. Es gibt mehrere Gästezimmer, 2 Badezimmer mit Dusche, eine Bibliothek für die Gäste, ... Wie ich später erfahre gibt es hier neben einem Telefonanschluss auch Internet, WLAN und Handyempfang.
Nach dem Gottesdienst genießen wir den Abend auf der Terrasse. Hier im Westen hat man einen schönen Blick auf den Sonnenuntergang.

Der Tag endet in Nea Skiti
Nach dem sehr guten und reichlichen Abendessen mit verschiedenen Fischsorten, Salaten, Pommes mit Ei, Tunfisch, Schafskäse, Obst und Nachschlag lasse ich mich mit dem deutschen Mönch auf der Terrasse nieder und lasse mich in die Welt der Orthodoxen Kirche einführen. Er kommt aus dem Siegerland und ist auf dem Weg nach Indien vor 7 Jahren hier hängen geblieben. Ganz ehrlich: Das kann ich sehr gut nachvollziehen! Wer religiös auf der Suche ist, Berge liebt und sich ein Leben unter Mönchen vorstellen kann, für den ist das hier das Paradies!
Gegen Mitternacht gehen wir ins Bett. Da erst erzählt er mir, dass sein erster Gottesdienst gegen 2 Uhr beginnt! Gute Nacht!
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