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Zeit: 02.–05.10.2013
Gegend: Harz, deutsches Mittelgebirge
Es ist auch ein Vortasten. Der nächste Schritt. Ein bisschen habe ich schon probiert in den letzten Jahren. Ich tobte durch’s deutsche Mittelgebirge, ich beschäftigte mich mit UL, ich war im Harz, ich war auch mal alleine unterwegs. Jetzt alles zusammen: Harz, mehrere Tage, alleine, wenig Gepäck. Ach ja, und neue Schuhe – endlich die richtigen? Und wenn du schon dabei bist, mach einen Klassiker: Hexenstieg. Ein Weg, der so abgedroschen ist, dass er nur noch für Rekordversuche und Absurditäten erstrebenswert scheint. Ein Weg, der quasi schon sein postmodernes Stadium erreicht hat, der nur noch auf der Metaebene, ironisch verfremdet geht.
Und so einfach Den Hexenstieg gehe auch ich nicht. Da ich den Anfang bis zum Brocken schon einmal gewandert bin (der Bericht müsste erst noch geschrieben werden) und ich mir den ein oder anderen oft im Forum erwähnten Punkt mal sehen möchte, wähle ich eine Alternative. Aber die Eckdaten sind dieselben: Osterode–Brocken–Drei-Annen–Bodetal–Thale, rund 100 km. Ich habe fünf Tage Zeit.
Meine Ausrüstung ändert sich noch von Wanderung zu Wanderung – sie wird tendenziell leichter
Noch am Vorabend, quasi beim Packen, habe ich mir einen Dosenkocher gebaut. Außerdem sind in den letzten Tagen ein neuer Poncho-Tarp und zwei „Beutelflaschen“ (Platyplus-Hoser 3 l und Nalgene 1l) angeschafft worden. Die wichtigste Neuerung sind allerdings die oben schon erwähnten Schuhe. Hier geht es nicht um Gewichtsreduktion, sondern um Schmerzvermeidung. Ich war schon in allem möglichen unterwegs, hatte aber auch in fast allem möglichen Schwierigkeiten unter den Ballen. Jetzt sind es Inov-8 Trailroc 235 geworden. Um es vorweg zu nehmen: Super! Zu der sonstigen Ausrüstung später mehr.
Da ich noch jede Wanderung auch als Test für „größeres“ betrachte und da man bei meiner Route nicht so ohne weiteres einkaufen könnte, nehme ich Essen für die gesamte Zeit mit. Weil ich wissen will, ob sich alles so packen und tragen lässt, wie ich mir das denke, fülle ich auch den Trinkbeutel schon am Vorabend mit 2,5 l Wasser. Alles zusammen wiegt 12 kg – sicher nicht UL, aber ich bin zufrieden. Baseweight sind ca. 8 kg. Vor allem aber weiß ich von meinen bisherigen Aktionen, dass ich dieses Gewicht beschwerdefrei tragen kann. Und es wird ja nur noch weniger
So, jetzt geht’s aber los …
1. Tag
Mittwoch, 02.Oktober: Anreise und Osterode–Hanskühnenburg, ca. 18 km
Früh morgens habe ich noch einen Termin, zu dem ich aber gleich mit Rucksack gehe. Im Bahnhof kaufe ich mir noch fünf Laugenbrezeln – für jeden Tag eine. Die sollen mit Salami und Parmesan tagsüber die Brotzeit sein. Um 9:55 steige ich Hannover Hbf in den Zug, um über Braunschweig nach Osterode zu fahren. Dort komme ich um kurz nach 12 an.

Dieses Schild ist denn auch so ziemlich das letzte, nach dem ich mich richten darf. Schließlich will ich ja gerade nicht den Hexenstieg gehen, muss also anders aus Osterode raus. Dennoch gehe ich erst mal in den Ortskern, kaufe dort eine Postkarte und Briefmarken (wegen einer gänzlich unmodernen Idee) und kehre für Kaffee und Kuchen ein. Aber schließlich finde ich meinen Weg …

… der nach und nach immer schöner wird …

… bis schließlich sogar „festes Schuhwerk“ empfohlen wird:

Hab’ ich ja

(Der „Nasse Weg“ war streckenweise wirklich recht nass. Dennoch ist es das einzige Mal, dass ich in den Tagen solch einen Hinweis auf einem Wegweiser gesehen habe; und es kamen durchaus schwierigere Passagen.)
In einem Waldstück betrete ich den Nationalpark …

… um danach oben auf dem „Acker“ im wunderschönen, herbstlichen Spätnachmittagslicht zu gehen:




Etwas später komme ich an der Hanskühnenburg an. Hier weht ein eisiger Wind, es ist menschenleer und ich bin so damit beschäftig, zu gucken ob und wo ich da noch einen Kaffee bekomme, dass ich gar keine Fotos mache. Die beiden Wirtinnen sind freundlich und servieren nicht nur mir noch Kaffee und Kuchen, sondern auch noch später ankommenden Tageswanderern warmes Essen, obwohl dabei die draußen angeschlagenen Öffnungszeiten obsolet werden. Einer der Gäste empfiehlt mit eindringlich, mir meinen Schlafplatz noch im Hellen zu suchen, es seien viele Jäger unterwegs
Um zwanzig nach fünf bin ich wieder draußen. Ich ginge gerne die Fortsetzung meines schönen Weges, aber dort sind keine Hütten verzeichnet. Die nächste wäre die Magdeburger Hütte (Stieglitzecke). Bis dahin würde ich es zwar noch schaffen; aber sie liegt direkt an einer Bundesstraße. So steige ich von der Hanskühnenburg zur Ackerstraße ab.
Die erste Nacht wird dann recht desaströs:
* Es ist kalt, sehr kalt, knapp über Null. Und es ist windig, sehr windig, vielleicht schon stürmisch. Das ist schon den ganzen Tag so; aber jetzt, wo die Sonne weg ist … und die Hütte ist eins von diesen großen, halboffenen Sechsecken. Es zieht. Es zieht nicht nur durch die vorgesehenen Öffnungen, sondern auch durch die Bretter, besonders in den Ecken. Ich habe noch nichtmal den Kocher angeschmissen, da sitze ich schon im Schlafsack, mit allen Klamotten, die ich mit habe. Hierbei erweist sich als ausgesprochen praktisch, dass die Ridgerest, die ich hier im Forum erworben habe, von ihrem Vorbesitzer in der Mitte durchgeschnitten wurde: auf der einen Hälfte sitze ich, auf der anderen „steht“ das Fußende des Schlafsack; das isoliert und schützt vor Dreck.
* Der Kocher geht nicht richtig. Das liegt aber nicht an dem Dosenkocher, sondern am unterdimensionierten Windschutz. Ich hatte einfach meinen Clickstand-Windschutz eingepackt, weil der so schön in den Topf passt. Aber für einen Catstove bei diesem Wind ist der zu niedrig. Mein Essen –Tütensuppe mit Fadennudeln – bekomme ich auch in nicht kochendem Wasser irgendwie fertig. Aber:
* Das Essen schmeckt mir nicht. (Kann natürlich doch an dem nicht kochenden Wasser gelegen haben. Stichwort Stärke oder so.) Also fülle ich es in den Müllbeutel (nicht in die Landschaft!!!) und esse stattdessen Salami, Parmesan und Brezel. Lecker. Ich fange an, mein Essenskonzept neu auszuarbeiten.
* Ich kann nicht schlafen. Es ist einfach zu kalt. Weil es so zieht. Der Schlafsack hat schon niedrigere Temperaturen geschafft, aber da habe ich auch nicht gefühlt im Wind gelegen. Der Tiefpunkt dieser Nacht ist erreicht, als ich beim Versuch, mir (im Schlafsack liegend) aus meinem Poncho einen Windschutz zu bauen, von der Bank falle
Um halb zwei gucke ich das letzte Mal auf die Uhr, dann schlafe ich doch noch ein paar Stunden am Stück. Auf der Ackerstraße, die entgegen ihres Namens auch nur eine bessere Forstschotterpiste ist, ist die ganze Nacht reger Verkehr – die Jäger, vermute ich …
Gegend: Harz, deutsches Mittelgebirge
Es ist auch ein Vortasten. Der nächste Schritt. Ein bisschen habe ich schon probiert in den letzten Jahren. Ich tobte durch’s deutsche Mittelgebirge, ich beschäftigte mich mit UL, ich war im Harz, ich war auch mal alleine unterwegs. Jetzt alles zusammen: Harz, mehrere Tage, alleine, wenig Gepäck. Ach ja, und neue Schuhe – endlich die richtigen? Und wenn du schon dabei bist, mach einen Klassiker: Hexenstieg. Ein Weg, der so abgedroschen ist, dass er nur noch für Rekordversuche und Absurditäten erstrebenswert scheint. Ein Weg, der quasi schon sein postmodernes Stadium erreicht hat, der nur noch auf der Metaebene, ironisch verfremdet geht.
Und so einfach Den Hexenstieg gehe auch ich nicht. Da ich den Anfang bis zum Brocken schon einmal gewandert bin (der Bericht müsste erst noch geschrieben werden) und ich mir den ein oder anderen oft im Forum erwähnten Punkt mal sehen möchte, wähle ich eine Alternative. Aber die Eckdaten sind dieselben: Osterode–Brocken–Drei-Annen–Bodetal–Thale, rund 100 km. Ich habe fünf Tage Zeit.
Meine Ausrüstung ändert sich noch von Wanderung zu Wanderung – sie wird tendenziell leichter

Noch am Vorabend, quasi beim Packen, habe ich mir einen Dosenkocher gebaut. Außerdem sind in den letzten Tagen ein neuer Poncho-Tarp und zwei „Beutelflaschen“ (Platyplus-Hoser 3 l und Nalgene 1l) angeschafft worden. Die wichtigste Neuerung sind allerdings die oben schon erwähnten Schuhe. Hier geht es nicht um Gewichtsreduktion, sondern um Schmerzvermeidung. Ich war schon in allem möglichen unterwegs, hatte aber auch in fast allem möglichen Schwierigkeiten unter den Ballen. Jetzt sind es Inov-8 Trailroc 235 geworden. Um es vorweg zu nehmen: Super! Zu der sonstigen Ausrüstung später mehr.
Da ich noch jede Wanderung auch als Test für „größeres“ betrachte und da man bei meiner Route nicht so ohne weiteres einkaufen könnte, nehme ich Essen für die gesamte Zeit mit. Weil ich wissen will, ob sich alles so packen und tragen lässt, wie ich mir das denke, fülle ich auch den Trinkbeutel schon am Vorabend mit 2,5 l Wasser. Alles zusammen wiegt 12 kg – sicher nicht UL, aber ich bin zufrieden. Baseweight sind ca. 8 kg. Vor allem aber weiß ich von meinen bisherigen Aktionen, dass ich dieses Gewicht beschwerdefrei tragen kann. Und es wird ja nur noch weniger

So, jetzt geht’s aber los …
1. Tag
Mittwoch, 02.Oktober: Anreise und Osterode–Hanskühnenburg, ca. 18 km
Früh morgens habe ich noch einen Termin, zu dem ich aber gleich mit Rucksack gehe. Im Bahnhof kaufe ich mir noch fünf Laugenbrezeln – für jeden Tag eine. Die sollen mit Salami und Parmesan tagsüber die Brotzeit sein. Um 9:55 steige ich Hannover Hbf in den Zug, um über Braunschweig nach Osterode zu fahren. Dort komme ich um kurz nach 12 an.

Dieses Schild ist denn auch so ziemlich das letzte, nach dem ich mich richten darf. Schließlich will ich ja gerade nicht den Hexenstieg gehen, muss also anders aus Osterode raus. Dennoch gehe ich erst mal in den Ortskern, kaufe dort eine Postkarte und Briefmarken (wegen einer gänzlich unmodernen Idee) und kehre für Kaffee und Kuchen ein. Aber schließlich finde ich meinen Weg …

… der nach und nach immer schöner wird …

… bis schließlich sogar „festes Schuhwerk“ empfohlen wird:

Hab’ ich ja


(Der „Nasse Weg“ war streckenweise wirklich recht nass. Dennoch ist es das einzige Mal, dass ich in den Tagen solch einen Hinweis auf einem Wegweiser gesehen habe; und es kamen durchaus schwierigere Passagen.)
In einem Waldstück betrete ich den Nationalpark …

… um danach oben auf dem „Acker“ im wunderschönen, herbstlichen Spätnachmittagslicht zu gehen:




Etwas später komme ich an der Hanskühnenburg an. Hier weht ein eisiger Wind, es ist menschenleer und ich bin so damit beschäftig, zu gucken ob und wo ich da noch einen Kaffee bekomme, dass ich gar keine Fotos mache. Die beiden Wirtinnen sind freundlich und servieren nicht nur mir noch Kaffee und Kuchen, sondern auch noch später ankommenden Tageswanderern warmes Essen, obwohl dabei die draußen angeschlagenen Öffnungszeiten obsolet werden. Einer der Gäste empfiehlt mit eindringlich, mir meinen Schlafplatz noch im Hellen zu suchen, es seien viele Jäger unterwegs

Um zwanzig nach fünf bin ich wieder draußen. Ich ginge gerne die Fortsetzung meines schönen Weges, aber dort sind keine Hütten verzeichnet. Die nächste wäre die Magdeburger Hütte (Stieglitzecke). Bis dahin würde ich es zwar noch schaffen; aber sie liegt direkt an einer Bundesstraße. So steige ich von der Hanskühnenburg zur Ackerstraße ab.
Die erste Nacht wird dann recht desaströs:
* Es ist kalt, sehr kalt, knapp über Null. Und es ist windig, sehr windig, vielleicht schon stürmisch. Das ist schon den ganzen Tag so; aber jetzt, wo die Sonne weg ist … und die Hütte ist eins von diesen großen, halboffenen Sechsecken. Es zieht. Es zieht nicht nur durch die vorgesehenen Öffnungen, sondern auch durch die Bretter, besonders in den Ecken. Ich habe noch nichtmal den Kocher angeschmissen, da sitze ich schon im Schlafsack, mit allen Klamotten, die ich mit habe. Hierbei erweist sich als ausgesprochen praktisch, dass die Ridgerest, die ich hier im Forum erworben habe, von ihrem Vorbesitzer in der Mitte durchgeschnitten wurde: auf der einen Hälfte sitze ich, auf der anderen „steht“ das Fußende des Schlafsack; das isoliert und schützt vor Dreck.
* Der Kocher geht nicht richtig. Das liegt aber nicht an dem Dosenkocher, sondern am unterdimensionierten Windschutz. Ich hatte einfach meinen Clickstand-Windschutz eingepackt, weil der so schön in den Topf passt. Aber für einen Catstove bei diesem Wind ist der zu niedrig. Mein Essen –Tütensuppe mit Fadennudeln – bekomme ich auch in nicht kochendem Wasser irgendwie fertig. Aber:
* Das Essen schmeckt mir nicht. (Kann natürlich doch an dem nicht kochenden Wasser gelegen haben. Stichwort Stärke oder so.) Also fülle ich es in den Müllbeutel (nicht in die Landschaft!!!) und esse stattdessen Salami, Parmesan und Brezel. Lecker. Ich fange an, mein Essenskonzept neu auszuarbeiten.
* Ich kann nicht schlafen. Es ist einfach zu kalt. Weil es so zieht. Der Schlafsack hat schon niedrigere Temperaturen geschafft, aber da habe ich auch nicht gefühlt im Wind gelegen. Der Tiefpunkt dieser Nacht ist erreicht, als ich beim Versuch, mir (im Schlafsack liegend) aus meinem Poncho einen Windschutz zu bauen, von der Bank falle

Um halb zwei gucke ich das letzte Mal auf die Uhr, dann schlafe ich doch noch ein paar Stunden am Stück. Auf der Ackerstraße, die entgegen ihres Namens auch nur eine bessere Forstschotterpiste ist, ist die ganze Nacht reger Verkehr – die Jäger, vermute ich …
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