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Prolog
Als ich im vergangenen Jahr meine Tour auf dem Grünen Band entlang machte, bin ich öfters auf das Hinweisschild -Der Weg der Deutschen Einheit- gestoßen. Ich habe es zwar zur Kenntnis genommen, mir aber vorerst nichts weiter dabei gedacht. Bis ich am Jahresende in der Fernsehsendung mit der Maus eine Reportage sah, wo ein Fernsehteam den WDE komplett entlang gewandert ist. Da war für mich klar, dass ist es.
1080 Km von Görlitz nach Aachen. Einmal quer von Ost nach West durch die Deutschen Lande.
Während das Lausitzer Bergland - Sächsische Schweiz - Erzgebirge - Vogtland - Franken- und Thüringer Wald - Hessisches Bergland - Sauerland - Bergisches Land und die Eifel, die Landschaften sind, die man auf der Wanderung durchstreift, so unterschiedlich man die Landschaften erlebt, so unterschiedlich sind auch die Menschen dort.
Zur Vorbereitung der Tour ist es mir gelungen, einen vollständigen GPS- Track von Wanderfreunden aus Dresden zu bekommen, die diese Tour bereits in den 90`er Jahren gewandert sind. so ersparte ich mir den Transport von entsprechenden Wanderkarten.

Am Morgen des 01.Juli 2013 ging es dann los. Es sollte eine über 8 Wochen lang andauernde Wanderung, mit all ihren Höhen und Tiefen werden.
Die erste Etappe ging von Görlitz über Löbau nach Klein-Dehsa, wo ich eine Begegnung mit einen Wandersmann hatte. Der war seines Zeichen nach, vom Vorstand des dortigen Wandervereins. Vor seinen Haus war eine Sitzgruppe, wo ich mich von den ersten anstrengenden Kilometern
ausruhen wollte. Kaum saß ich, schon kam die Frau des Hauses und gab mir den Hinweis, ich solle doch einen Moment warten, denn sie würden ihren Mann schicken, um sich mit mir zu unterhalten. Es dauerte auch nur ein paar Minuten und der Hausherr gesellte sich zu mir. Nach dem woher und wohin schwelgte er in Erinnerungen über vier Studenten, die vor Jahren in einen Projekt mal den WDE gegangen sind. Zwei sind in Görlitz gestartet und zwei in Aachen. Man traf sich dann in Eisenach als Abschluss des Projektes. Auf meine Frage hin, wie viele denn den WDE bisher gelaufen sind, konnte er aber nicht so recht beantworten. Er meinte nur, es würden regelmäßig Wanderer den Weg laufen. Nun ja, wie sich später zeigen sollte, ist auf diesen Weg der quasi vor seiner Haustür verläuft, außer den besagten Studenten, scheinbar seit Jahren den Weg niemand mehr gelaufen. Denn der Weg war regelrecht zugewachsen und auch so konnte ich keine menschlichen Spuren entdecken, die darauf schließen ließen, dass der Weg begangen wird.
Obwohl hier im Lausitzer Bergland beheimatet, merke ich erst jetzt in welcher herrlichen Umgebung man lebt. Überhaupt ist Deutschland ein wunderbares Wanderland. Man muss es nur entdecken. Selbst eingefleischte Zivilisationsgegner können hier fündig werden, sofern sie denn nur wollen.


So langsam neigt sich der Tag dem Ende entgegen, und wir schauen uns nach einen günstigen Schlafplatz um. Hier am Teufelsberg finden wir die perfekte Stelle. Ein guter Platz wo ich mich so richtig ausbreiten kann, obwohl der Stellplatz für das Zelt etwas Wagemutig ist. Es steht am Abgrund auf dem Felsen, so das ich es vorsichtshalber mit den Zeltschnüren an die umliegenden Bäumchen zur Sicherheit noch fest mache.
Nach dem ersten Tag bei rund +38° Grad, sowie das Gewicht auf dem Rücken, das nicht gerade UL ist, legte ich mir eine neue Marschstrategie zu. Ich teilte mir den Tag in zwei Hälften ein. So hieß es früh um 7 Uhr bis zum Mittag 12 Uhr laufen und dann erst wieder gegen 16 Uhr weitergehen. So schafft man sehr leicht seine 30 Km am Tag. Diese Art zu Wandern, hat sich bis zu letzten letzten Tag bewährt. Eine Schnecke kommt ja auch ans Ziel. Und um die Mittagszeit schmeckt ein eisgekühltes Hefeweizen besonders lecker. Kommt man dann noch in ein Städtchen wie Großpostwitz, ist die Freude besonders groß, wenn eine Stätte der Gastlichkeit zu finden ist, die auch geöffnet hat. Dass ist in der ländlichen Umgebung nämlich keine Selbstverständlichkeit. Wenn ich es auch vermeiden wil, für irgend etwas zu Werben, so sollte der Wanderer der durch diesen Ort kommt, getrost das Gasthaus am Kirchplatz einen Besuch abstatten. Er wird es bestimmt nicht bereuen. Ich bekam zum Mittag einen wirklich leckeren Bohneneintopf mit Kasslerfleisch serviert. Dazu gab es als Nachtisch ein Schälchen mit Melone, sowie eine Butterstulle, die extra für mich verpackt wurde. Und alles zusammen für einen mehr als moderaten Preis. Selbst ein Nachschlag wurde nicht extra berechnet. Selbstredend, wurde auch Atze entsprechend versorgt. Das Gasthaus am Kirchplatz ist täglich, außer Do. ab 11 Uhr geöffnet. Mittwochs allerdings erst ab 14 Uhr.
So umsorgt und von der Gastlichkeit des Hauses verwöhnt, setzt man seinen Weg doch gerne fort.

Auf Grund der Tatsache, dass das Wetter sich von der allerbesten Seite zeigte, und die Temperaturen sehr hoch waren, jedoch es auch Vollmond gab, liefen Atze und ich sogar bis tief in die Nacht hinein. Es war einfach sehr angenehm und wunderbar.
Durch diese Weise des Wanderns querte ich sehr bald die ehemalige Innerdeutsche Grenze und erreichte die Stadt Hof. Hier konnte ich im dortigen Marktkauf, meine Vorräte auffüllen. Auf dem Rückweg kam ich an einen Laden vorbei, deren Inhaber neben allerhand Outdoorsachen auch noch Rafting Touren anboten. Neugierig kam ich mit ihnen ins Gespräch. Nach dem stöbern im Laden, konnte ich eine Nalgene Weithalsflasche erstehen. Netterweise bekam ich sie, für einen mehr symbolischen Preis überlassen. Ist doch nett, oder? Ja ,ich muss es immer wieder sagen, die Franken sind ein freundliches Volk.

So eine Weithalsflasche, ist eine feine Sache. Ich habe sie nicht nur für Flüssigkeiten benutzt, oder für Blau, Brom und Himbeeren, nein sie diente mir auch als Waschmaschine ! Sie reicht für Socken, Unterhosen und sogar ein T-Shirt passt hinein. Warmes Wasser rauf, Kernseife rein, Deckel zu und ab in den Rucksack. Am Abend werden dann die gereinigten Wäschestücke noch einmal durchgespült und zum Trocknen aufgehangen. Besser geht es nicht.
Auf dem Rennsteig sieht es mit dem Nachschub sehr mau aus. Ansonsten bleibt nur die Option, den Rennsteig zu verlassen um in den größeren Orten einzukaufen. Nach dem ich dort mein Depot auffüllen konnte, führte mich der nächste Gang zur Touristeninformation. Da betreibt nämlich die Nachkommenschaft des amtierenden Bürgermeisters, neben der Informationsstelle auch noch einen kleinen aber feinen Imbiss. Während ich genüsslich den Kaffee trank und dazu etwas aß, unterhielt ich mich mit dem Sohn des Bürgermeisters. So ganz nebenbei, fragte ich ihn, ob es nicht möglich sei, auf diesen riesigen Arial zu nächtigen. Es war möglich und so bekam ich die Erlaubnis, mein Zelt auf dem Gelände aufzustellen.


Den Rennsteig kann man ja sehen wie man will, eines jedoch kann man ihm nicht absprechen, nämlich die Schutzhütten. Und die sind nun wahrlich reichlich vorhanden. Einige von ihnen haben sogar einen Hinweis wo sich die nächste befindet und in welcher Entfernung. Davon kann sich so mancher Wanderweg eine Scheibe abschneiden. Denn im weiteren Verlauf meiner Wanderung, waren diese sehr rar oder gar nicht vorhanden. Das ist leider auch schon alles, was den Rennsteig in meinen Augen auszeichnet.

Die beste Hütte befindet sich am Rastplatz zur Wegesspinne. Sie befindet sich nur wenige Km. hinter/vor Blankenstein. Je nachdem aus welcher Richtung man kommt. Dieser Bungalow- denn Hütte ist hier fehl am Platz, bietet mehr als reichlich Platz. Selbst ein Grillplatz ist vorhanden. Eine der Hütten ist sogar mit einer kleinen Bibliothek ausgestattet. Was will man mehr. An einen der schönsten Aussichten des Rennsteiges überhaupt, befindet sich eine Hütte mit Blick zum Asbachtalsee. Jedoch muss man ein paar hundert Meter den Rennsteig verlassen um dort hin zu kommen.

Es sollten für mich und Atze aber auch noch Höhepunkte auf dem Rennsteig geben. Ich kannte noch vom letzten Jahr her, die Bergwacht die sich auf meinen Weg befand. Dort angekommen, wurde ich von einen der Anwesenden vom Jahr zuvor wiedererkannt.

Nun traf es sich, dass der Hüttenwirt gerade seinen 70.sten Geburtstag feierte, und prompt wurde ich sogleich mit Atze einbezogen. Hinzu kam, dass die Herren allesamt Mitglieder im Gesangsverein sind.
Als sie anfingen ihre Stimmen zu erheben, um zu singen, bekam ich so eine Gänsehaut wie ich es bis dahin noch nicht erlebt hatte. Mir lief es eiskalt den Rücken runter. Ursprünglich wollten die Herren ja, schon längst weg und zu Hause sein. Wie dass eben so ist, mit jeden Gläschen Obstler, blieb man halt ein wenig länger. Es schmeckte auch so verdammt gut...

So hatte mich Peter eingeladen und holte mich am Gasthaus Hubertushaus ab. Der erste Gang war ab unter seiner Dusche. Danach führte mich Peter in sein Reich ein. Am Abend wurde ich von ihn regelrecht gemästet. So hatte er extra für mich, wie kann es auch anders sein-Thüringer Bratwürste serviert. Damit nicht genug gab es auch noch Steaks sowie entsprechend Bier. Bei ihm konnte ich mir auch von einen Teil überflüssiger Sachen trennen, die nur meinen ohnehin schweren Rucksack belasteten. Zur Nacht wurde ich in einer Laube untergebracht und brauchte so nicht mein Zelt aufschlagen. Es war ein gelungener Aufenthalt den Peter mir und Atze da bereitete. Am nächsten Tag hieß es dann wieder Abschied nehmen. Peter setzte mich genau an der Stelle mit dem Auto ab wo er mich am Vortag eingeladen hatte.
Kurz nachdem mich Peter am Ausgangspunkt wieder absetzte, lernte ich einen Mann kennen, der ebenfalls den WDE schon mal gelaufen ist. Zwar nur von Görlitz bis Hörschel, weil er beruflich zu stark eingebunden ist. Den zweiten Abschnitt werde er aber auch noch machen, gemeinsam mit seinen Bruder. Er selbst stammt aus Eisenach und ist auf dem Rennsteig in jeder freien Minute unterwegs. Entweder allein oder mit seiner Frau und den zwei Kindern. Einen Tag später trafen wir uns dann an der "Hohen Sonne" einen Lokal wieder. Diesmal mit Familie. Die Begegnung fiel allerdings sehr kurz aus. Nach einen Hallo und guten Weg trennten sich unsere Wege alsbald.

Etwa eine Stunde später werde ich doch von einen Radfahrer überholt, wo ich dachte, der will mich doch glatt über den Haufen fahren. Doch plötzlich rief er,-"da vorn in etwa 100 Meter, sei eine Bank. Und weg war er. Na gut, denke ich so bei mir, und ahne nichts Böses. Als ich die besagte Bank erreichte, saß dort der Wanderer den ich schon an der Hohen Sonne wiedergetroffen hatte. Ich glaubte, ich traue meine Augen nicht, als ich sah, was auf dem Tisch stand. Da hatte der Nette Kerl doch glattweg extra für mich, ein Eisgekühltes Weizenbier mitsamt eines passenden Glases dazu serviert! Mir fehlten die Worte. Er hatte natürlich für sich auch eines dabei. Und so ließen wir Beide den Tag bei angenehmer Unterhaltung ausklingen.

Endlich, Hörschel lag unten im Tal vor meinen Füßen. Dort angekommen, führte mich der Weg zu der einzigen Gaststätte im Ort. Leider hatte diese noch zu. Wie so oft musste ich leidvoll erfahren, dass man als Wanderer sich schon an die Öffnungszeiten zu halten hat. Man kann doch nicht einfach eine Stunde vorher kommen, wenn noch geschlossen ist. Der Wirt, den ich auf dem Hof traf, und ihn um Wasser bat, erlaubte mir, das ich mich mit Atze dort in einer Ecke hinsetzen konnte. Neben dem Wasser bekam ich auch ein Bier auf Kosten des Hauses spendiert. Auf die Frage, warum man denn erst um 12Uhr öffnet, gab er mir zur Antwort,- es lohne sich nicht, es kommen kaum noch Leute um diese Zeit. Selbst das Informationszentrum im Ort, wurde geschlossen. Aus Kostengründen. Nachdem ich mich für die Gastfreundlichkeit bedankt habe, setzte ich meinen Weg in Richtung Creuzburg fort. Dort konnte ich mich für die nächsten Tage mit Proviant versorgen. Ich war in Hessen, nachdem ich zuvor die Bundesländer Sachsen, Bayern und Thüringen durchwandert habe.

Da der WDE kein eigenständiger Wanderweg ist, sondern sich aus den verschiedensten Wegen zusammensetzt, laufe ich jetzt ein Stück auf dem Werratalweg der mit einer Länge von 290 Km in Thüringen beginnt und durch Hessen bis Niedersachsen führt. Gleichzeitig führt der Elisabethpfad hier lang. Das ist ein Pilgerweg der von Thüringen kommt in Marburg endet. Na ja, irgend wie habe ich kurz nach Creuzburg beide Wege verloren, und mich so richtig verbiestert. ein Blick auf meinen Zauberkasten (Navi), zeigte mir wie ich weiter zugehen habe, um wieder auf dem rechten Pfad der Tugend zurück zukommen.
Langsam wurde es Zeit, sich um ein Stellplatz zu kümmern. Es war schon recht spät, als ich das Örtchen Markershausen erreichte. Es war ein Ort mit gerademal 65 Einwohner und davon 12 Kinder. Ich fragte eine ältere Frau, ob ich mich nicht auf den Sportplatz für eine Nacht stelle dürfte, der gleich neben ihr Haus angrenzte. Ich durfte. Der Platz war das Refugium der FFW und gleichzeitig Spiel und Sportplatz des Ortes.
Ich hatte gerade das Zelt aufgebaut, als plötzlich ein Pärchen auftauchte und mir mitteilte, Ich könne hier nicht stehen. Es war eine Sturmwarnung ausgegeben worden und man macht sich die größten Sorgen um meine Sicherheit. Ich solle doch bitte unter dem Grillrondel übernachten, denn dort wäre ich sicher. Um es Kurz zu machen, ich wurde zum Bierchen eingeladen und es kamen noch weitere Leute des Dorfes. Es sprach sich wohl schnell rum, dass da ein "Exot" sei, der mal so nebenbei rund 1000 Km laufen will. Es wurde ein sehr netter Abend, bis wir uns verabschiedeten. Das Unwetter allerdings, ließ auf sich warten. So stellte ich mein Zelt doch noch auf der Wiese auf. Es war eine ruhige Nacht.

Premiumweg. Oh, dachte ich so bei mir, na dann wollen wir mal sehen was dass beinhaltet. Die Informationstafel lässt ja einen viel hoffen. Neue Wegweiser mit Goldenen Schriftlettern weisen uns den Weg
zur Boyneburg, Breite saubere Wege führen uns dort hin. Es ist fast so, als ob hier jeden Tag gefegt wird. Der Weg steigt langsam aber kontinuierlich an und wird immer steiler. Fast oben angekommen, zuckten plötzlich Blitze am Himmel und es fing fürchterlich zu Regnen an. Gerade noch rechtzeig erreichten wir die Burg und konnten so das Gewitter, im Trocknen abwarten. Während draußen das Gewitter tobte, baute ich in aller Ruhe das Zelt auf. Nach gut 2 Stunden war der Spuk dann auch zu Ende. Ich nahm das Zelt und stellte es vor der Ruine auf. Da der Untergrund aus Fels bestand konnte ich es nicht abspannen. Ich freute mich jedes mal, das ich es Freistehend aufstellen konnte. Ein unschätzbarer Vorteil, wie es sich mehr als einmal zeigte.
Am nächsten Morgen ging es dann wieder durch Wald und Flur, Die Landschaft dampfte noch überall vor Feuchtigkeit. Wie ich später erfahren habe, gab es sehr schwere Unwetter, von denen ich jedoch verschont geblieben bin. Wenn man vom Gewitter des Vortages einmal absieht. Überall wo ich hin kam, war das Unwetter schon weiter gezogen.

Na, da haben wir noch einen Premiumweg. Der führt uns durch den Ort Reichenbach. Schlendernd mehr denn je als wandernd, bummelte ich durch den Ort. Noch konnte ich nicht erahnen, was uns hier erwartete.
An einen Straßenschild hielt ich inne, und las mir eine kleine Gedenktafel durch. Sie erinnerte an ein Straßenfest, dass zugunsten für die Flutopfer von 2010 in Grimma stattfand. Ich bemerkte dass ein Ehepaar auf einer Bank vor ihren Haus saß, und machte ihnen gegenüber die Bemerkung, dass man doch eigentlich noch eines machen müsse, für die Flutopfer 2013. Darauf hin, kamen wir ins Gespräch und ich wurde eingeladen zu einen Kaffee. Diesen folgte ein weiterer, dann ein Wasser und schließlich landete ich beim Bier.
Damit nicht genug. Es stellte sich heraus, dass das Ehepaar einen Motorradclub angehören und der Ehemann der Chef ist. Kurzum, ich wurde eingeladen die Nacht über dort zu verbringen. Diese Einladung nahm ich selbstredend natürlich an. Bin doch ein höflicher Mensch. Gegen Abend kamen noch weitere Mitglieder des Clubs. Sie wollten einen Arbeitseinsatz machen. In ihrer Clubunterkunft die sich in einer ausgebauten Scheune befand, war der Dachboden eingestürzt, wo 40 Jahre altes Stroh lagerte. Dieses sollte nun beseitigt werden.

Ich wollte mit Hand anlegen, was mir jedoch strikt untersagt wurde. Wird ja noch schöner, lade mir Gäste ein und dann sollen sie auch noch arbeiten,- so die Antwort meines Gastgebers. Also begab ich mich in mein Schicksal und genoss den Abend mit der anschließenden Feier. Man gönnt sich ja sonst nix. Übrigens wurden ganz nebenbei meine Sachen von der Hausherrin gewaschen, so das ich am nächsten Tag, geschniegelt und gebügelt, meinen Weg fortsetzen konnte. Der eigentlich Star des Abends aber, war Atze. Der wurde von den Frauen nach allen Regel verwöhnt.

Auch hatte Atze sich angewöhnt, bei jeder Bank, Sitzgruppe oder Hütte, sich dort nieder zulassen. Es könnte ja sei, das Herrchen erst eine Pause einlegt.
Ein anderes Kapitel ist der Regen. Den mag Atze nun ganz und gar nicht. (Ich aber auch nicht) Trotzdem er fürchterlich durchnässt wird, lehnt er es strikt ab, auf dem Arm genommen zu werden, um so unter dem Regenschirm Trocken zu bleiben. Nein, da spielt er den ganz Harten und erträgt es mit stoischer Gelassenheit, völlig Nass zu werden. Wenn ich ihn später abtrocknen will, so weigert er sich auch hier vehement.

Dass einzige was er zulässt und er auch genießt, ist, wenn er eingepackt wird und sich so schön kuscheln kann. Dann ist die Welt für ihn in Ordnung.

Ein interessantes Verhalten von ihm, kann man auch bei der Begegnung mit Wildtieren beobachten. So trafen wir Rothaargebirge, ganz unvermutet auf ein Rotte Sauen. Da wir scheinbar die Fluchtdistanz nicht unterschritten haben, ließen die sich bei ihrer Mahlzeit in keiner weise stören. Ein kurzer Blick in unsere Richtung und dass war es auch schon. Wenn ich nun annahm, das Atze jetzt mit lauten Gebell los stürmen will, so habe ich mich aber gewaltig getäuscht. Der saß seelenruhig neben mir, und schaute sich die Szenerie interessiert an. Wenn er sonst hinter alles her ist, hier jedoch blieb er absolut ruhig und still. Bei anderen Begegnungen mit Wildtieren verhielt er sich später genauso. So konnte ich wenigstens versuchen, ein paar Fotos zu machen. Von der Brennweite her, war ich gut gerüstet. Leider hatte ich keine Möglichkeit, die Kamera irgendwo zu stützen. Mit 500 mm Brennweite ist das Ergebnis auch entsprechend ausgefallen.

Völlig anders dagegen, sein Verhalten anderen Hunden gegenüber. Wenn es Rüden sind, dann mutiert er zum Berserker. Er ist dann kaum noch zu bändigen. Wer ihn schon mal erlebt hat, der weiß wovon ich schreibe. Selbst nicht jede Hündin gefällt dem "Prinzen". So ist er eben.

Eine andere Begebenheit hatte ich in der Stadt Fritzlar. Dort kaufte ich neben Proviant mir einen Becher Cappuccino. Während ich den Draußen neben den Einkaufswagen trank, bemerkte ich, wie uns ein älterer Herr beobachtete. Kurz darauf verschwand er und kam nach ein paar Minuten wieder. Er kam direkt auf mich, mit den Worten zu- hier dass ist für den Hund, der sieht ja so verhungert aus. Und ich sei doch Obdachlos. Dabei streckte er mir eine große Büchse Hundefutter entgegen. Ich war völlig sprachlos und platt. Jedoch bemerkte der Mann sofort seinen Irrtum. Du stinkst ja gar nicht und deine Klamotten sehen auch so sauber aus. Er versuchte sich zu rechtfertigen, es war ihn dann doch peinlich. Trotzdem bedankte ich mich. Obwohl im Innern, dachte ich so bei mir- der ist gut, an Atze denkt er, an mich den Obdachlosen aber nicht. Als er weg war, ging ich in den Supermarkt und war die Büchse in den Spendenbehälter für das Tierheim. Denn die Büchse war so groß, die hätte ich im Rucksack nicht mehr unter bekommen. Mein nächstes Problem bestand nun darin, mir endlich Gas zu kaufen. Obwohl zwei riesige Sportläden in der Stadt zu finden waren, gab es dort kein Gas. Im Gegenteil, man schaute mich völlig verständnislos an, als ich danach fragte. Da gab es ja noch einen Baumarkt. Ich musste zwar durch die ganze Stadt laufen, wurde aber immerhin fündig.
Mit einen mal verdunkelte sich der Himmel, und ein kräftiges Gewitter brach über uns herein. Zum Glück befand sich unmittelbar neben dem Baumarkt eine Gaststätte, wo gleichzeitig Bier gebraut wurde. Es wurde ziemlich spät als ich endlich aufbrach.
Es war schon Dunkel als ich das Zelt auf einer Wiese aufstellte. Am nächsten Morgen, ich war gerade beim zusammenpacken, als ein Mann auf einen Dreirad daher kam. Aus sicherer Entfernung beobachtete er mein treiben. Da er merkte, dass von mir keine Gefahr ausging, kam er heran und grüßte mich. Nach dem woher und wohin, fing er an mich zu missionieren. Er meinte ich sei doch so ein Naturbursche, und sprach vom Paradies und Jehova. Fast eine Stunde hörte ich ihm zu, bis ich ihm zu verstehen gab, dass es für mich jetzt Zeit werde aufzubrechen. Mein Gott, was es nicht alles gibt. Erst verpacktes Geld, dann Hundefutter und nun wird versucht, mich zu bekehren. Der Tag fängt ja gut an.

So schön der Eder Radweg ja sein mag, zum Wandern ist er aber nicht gerade optimal. Asphalt und so gut wie kein Schatten. Es ist der 1.August, wir sind jetzt auf dem Tag genau, einen Monat unterwegs und es wird Zeit, mal einen Ruhetag einzulegen. Das Wetter meinte es ebenfalls sehr gut. Die Zeltplätze an der Eder sind alle sehr schön gelegen. Der Fluss ist so sauber, dass er regelrecht zum Baden einlädt. Außer meinen Atze nicht. Der steht lieber am Ufer und schaut dem Treiben zu. Weil es so schön ist, bleiben wir noch einen weiteren Tag, bevor wir weiter ziehen.

Wir nähern uns jetzt den Kellerwald. Hier für die kommende Nacht ein Lagerplatz zu finden wird nicht einfach sein. Denn hier steht alles unter Naturschutz. So sehe ich zu, das ich mit Atze den Wald auf dem kürzesten Wege wieder verlassen kann. Vorerst hieß es jedoch, Berg hoch. Doch es dauerte nicht lange, und wir konnten ihn hinter uns lassen. Unser Weg sollte uns nach Frankenau führen. Denn dort hoffte ich darauf, für uns wieder Proviant zu bekommen.

Es kam aber wie so oft, ganz anders. Der erste Ort, nach dem wir den Wald verlassen haben durch den wir kamen, hieß Kleinern. Ein kleines Örtchen mit nur ein paar Hundert Einwohnern. Entgegen meinen Erwartungen jedoch, hatte dieser Ort einen Supermarkt im wahrsten Sinne des Wortes. Ich traute kaum meinen Augen. Alles hätte ich hier erwartet, nur nicht das. Von Außen unscheinbar, konnte sich dieser Laden ohne weiteres mit jeden anderen Einkaufsmarkt messen. Es gab hier alles, was man braucht. Von den Lockenwicklern bis zur Waschmaschine. Ilse, so heißt die gute Frau, ist die Seele des Hauses. Sie erzählte mir von den Anfängen und Schwierigkeiten, dieses Geschäft im Ort halten zu können. Heute danken es ihr die Einwohner. Vor dem Markt gibt es sogar eine Steckdose, wo man sein E-Bike aufladen kann. Ich nutzte diese Gelegenheit, um mein Handy und den Akku vom Fotoapparat aufzuladen.

In Frankenau wollte ich den Sportplatz zum Übernachten nutzen. Auf dem Wege dort hin, überholte mich ein Kleinbus mit Freiberger Autonummer, deren Insassen alle in Blau gekleidet waren. Bevor ich mir Gedanken darüber machen konnte, sah ich ein Plakat, dass darüber Auskunft gab, dass ein Fußballtunier aus vier Ländern statt fand. Es waren Städte mit den gleichen Namen Frankenau. Natürlich wollte ich unsere Mannschaft aus Sachsen unterstützen. Ist doch eine Ehrensache. An diesen Tag jedoch, fand erst einmal ein Willkommensfest statt. Auf Nachfrage, durfte ich bleiben und mein Zelt auf dem Sportplatz aufbauen. Wie so oft, wurde ich in die Feier mit einbezogen. Vom Fußballspiel bekam ich allerdings nichts zu sehen, denn die Spiele fanden erst am späten Nachmittag statt. Da war ich aber schon wieder weiter gezogen.
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