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Land: Deutschland
Region/Kontinent: Europa

Es Herbst 2010, das Wetter ist schön und ich fahre mit der Bahn nach Aachen Rote Erde. Endlich halte ich hier mal an, ich habe mal anderthalb Jahre in Aachen gewohnt und, wie das nunmal so ist, bin ich hier immer nur durchgefahren. Danach geht es weiter mit dem Bus nach Kornelimünster.
1. Etappe Aachen-Kornelimünster nach Roetgen
Schnell findet sich der Start des Eifelsteigs und ich kann der Beschilderung folgen.

Der Weg folgt folgt der Inde, der Fluss fließt vor sich hin, die Bäume sind rotbraun gefärbt und ich werde von der Herbstsonne beschienen. Nach kurzer Zeit sehe ich einen Reiterhof, eine Katze wartet auf mich und läuft ein Stück mit, bevor es an einem Kalkbrennofen vorbei in den lichten Wald geht.




Langsam mache ich mich auf die Suche nach einem Zeltplatz, kann aber keine Stelle finden, die weit genug von der Zivilisation entfernt und dazu einigermaßen eben ist.
Die Dämmerung kommt, in der Ferne sehe ich die Lichter von Roetgen. Kopflampe auf, weiterlaufen. Circa eine Stunde später, ich bin gerade durch eine ca. 200 Meter lange, rutschige und matschige Stelle des Weges gelaufen, komme ich an eine Kreuzung mit einer Bank, ein paar Meter weiter kann ich neben einem Schuppen auf einer Weide mein Zelt aufstellen. Ich setze mich auf die Bank, mache mir Wasser für mein Essen heiß, gieße es in die Tüte und mache mir einen Glühwein. Während des Essens höre ich weiter entfernt auf einmal Schweinegegrunze, welches sich nähert. Aus Reflex verziehe ich mich ins "sichere" Zelt und esse dort weiter.
2. Etappe Roetgen nach Monschau
Am nächsten Morgen ght es nach einem Kaffee weiter Richtung Monschau. Nach ein paar Metern durch Wald, Wiesen und Hecken komme ich ins Hohe Venn.




An einer alten Siedlung mitten im Nichts, den Reinartzhöfen, mache ich eine Pause für das zweite Frühstück, danach führt der Weg recht lange geradeaus durchs Hochmoor. Die Landschaft ist faszinierend mit den herbstlichen Rot/braun-Tönen. Nach dem ich einen 'Berg' erklimme, falle ich in Trekkingtrance und bekomme nur noch wenig von der Umgebung mit. Irgendwann bin ich in Monschau, esse in einem etwas heruntergekommenen Imbiss eine Currywurst und fahre über Aachen zurück nach Köln.

3. + 4. Die Etappen von Monschau nach Einruhr und Gemünd bin ich beim Wildnistrail schon gelaufen.
5. Etappe Gemünd zum Kloster Steinfeld
Ich reise nach der Arbeit aus Köln an und laufe los. Der Weg geht durch den Wald, nach ca. einer Stunde erwische ich das Kuckucksley, eine Schutzhütte mit genialem Blick über Olef.

Ich trinke einen Wein, esse mein Tütenfutter und lese im Bericht der Erstbesteigung des Kilimandscharo von Hans Mayer. Irgendwann ist es dunkel und ich baue meine Isomatte in der Hütte auf und denke mir, dass es eine kluge Entscheidung ist, die Hütte anstelle des Zeltes zu nutzen. Ich lege mich in den Schlafsack, es ist kurz vor 24h und ich schlafe bald ein. Kurz später höre ich Klappern und Stimmen. Was ist denn da los? Die Geräusche kommen näher. Ich ziehe mir sicherheitshalber eine Hose an, kurz danach biegt die Dorfjugend Olefs um die Ecke, bepackt mit ein paar Fässern Bier und mit Fleisch und Würstchen. Das war es dann wohl mit Ruhe und Schlaf. Obwohl mir gleich ein Bier verpasst wurde (Danke!), ziehe ich weiter.
Der Weg geht erstmal recht lange durch dichten Wald, keine Chance das Zelt vernünftig aufzustellen. Um ca. halb drei finde ich eine gute Stelle, lege mich ins Zelt und schlafe binnen Minuten ein. Am nächsten Morgen stehe ich zeitig auf, baue das Zelt ab und koche mir erstmal einen Kaffee. Gerade als ich den Becher ausgetrunken habe höre ich aus der Ferne lautes Gepolter und Stimmen. Nicht schon wieder! Es sind aber nur ein paar wild brabbelnde, ältere Herrschaften.
Nach einer gefühlt recht waldigen Restetappe erreiche ich das Kloster Steinfeld.
6. Etappe Kloster Steinfeld nach Blankenheim


Am Gillesbach filter ich mir Wasser und raste danach auf der idyllisch liegenden Bank. Ich überschlage im Kopf die weitere Wegstrecke und stelle fest, dass ich ziemlich früh in Blankenheim sein werde. Nach Nettersheim und dem Römerkanal geht es über einen Eifelblick und weiter durchs Urfttal. Am Fluss entlang führt die Eisenbahnstrecke. An einer Kreuzung geht es nach Blankenheim Wald, am dortigen Bahnhof ist der Fahrkartenautomat kaputt und in der Unterführung fallen die Kacheln von den Wänden.

7. Etappe Blankenheim nach Mirbach

Wieder einmal reise ich nach der Arbeit am Freitag an und mache mich auf den Weg zum Eifelsteig. Hinter Blankenheim finde ich eine Stelle für das Zelt, 50 Meter weiter findet sich sogar eine Sitzgruppe. Kocher an (Elchtopf), Becher raus (Rotwein). Passt ;)



Auf den nächsten Metern wird der weg etwas steiler, nach kurzer Zeit erreiche ich den Brotpfad und auf einem waldigen Hügel die Brotpfadhütte, surreal eingerichtet mit Tischdecke und Gardinen.

Danach weiter am Lampertsbach, der Weg ist schön einsam. Ich erreiche Mirbach und werde am Ortsausgang fast von einem Hund angefallen.
8. Etappe Mirbach nach Hillesheim
Es ist heiß, der Weg ist trocken und feldig. Ich habe nichts mehr zu trinken und kein Bach ist in Sicht. Irgendwann komme ich zum Michelsbach und stürze den ersten gefilterten Liter Wasser direkt runter. Danach entdecke ich zwei Meter weiter im Flussbett einen toten Frosch. Ich vertraue meinem Filter, besonders angenehm ist die Vorstellung trotzdem nicht. Nach dem Festplatz der Gemeinde Lendersdorf laufe ich noch kurz weiter, etwas über einen Feldweg und finde neben einer Kuhweide eine Bank und Platz fürs Zelt.





Übliches Programm: Essen, chillen, ab ins Zelt. Am nächsten Morgen fährt der Bauer zu seiner Weide, ist aber ganz angetan von der Idee, den Eifelsteig mit Zelt zu wandern. Ich mache mich los, es geht gemischt weiter zum Dreimühlenwasserfall.

Sieht toll aus, ist naturgemäß etwas menschenüberlaufen. Danach gibts im Mühlencafé erstmal eine Bockwurst mit Kartoffelsalat. Weiter über alte Bahndämme, durch einen Weinberg und Hillesheim


9. Etappe Hillesheim nach Gerolstein
Ich verlasse Hillesheim, in Roth fülle ich bei einer netten Bäuerin meine Wasservorräte auf, laufe an einigen Höhlen vorbei und erreiche eine Schutzhütte mit Blick auf Müllenborn. Am nächsten Morgen entdecke ich an meiner linken Wade eine Zecke, der perfekte Moment um die Zeckenkarte auszuprobieren, festzustellen, dass sie komplett nutzlos ist und direkt danach in der Mülltonne der Schutzhütte zu entsorgen. In Gerolstein esse ich eine Pizza, schreibe mein Reisetagebuch und fahre zurück nach Köln.
10. Etappe Gerolstein nach Daun
Es ist inzwischen März 2012 und der Eifelsteig liegt immernoch unfertig in der Schublade.
Ich komme etwas spät los und bin um 17h in Gerolstein. Erstmal biege ich falsch ab ("Komisch, das sieht hier genauso aus wie in der anderen Richtung!"), die Etappe beginnt waldig und bergig. Die Dunkelheit setzt langsam ein, wie immer habe ich noch zwei Aufgaben: 1. Einen Fluss oder Bach finden und 2. eine gerade Stelle fürs Zelt finden. Erledigung von Aufgabe 1 scheitert am Nichtvorhandensein eines Baches, also weiterlaufen. Irgendwo biege ich falsch ab und stehe auf einmal wieder an dem ollen Strommast, wo sich vorhin zwei Füchse gekabbelt haben. Karte raus, Abkürzung gefunden, 2km über Straße gelaufen. Nach einiger Zeit läuft, wie erwartet, ein kleiner Bach unter der Straße durch. Wasser filtern, Aufgabe 1 ist erledigt, weiterlaufen. Während der gesamten Zeit, welche ich auf der doch recht breiten und gut ausgebauten Straße laufe, begegnet mir kein einziges Auto. An einer Art Grillplatz im Wald koche ich mein Essen und warte solange, bis ich meine ausschließen zu können, dass noch eine Hundertschaft Jugendlicher erscheint, schließlich ist Freitag Abend.
Ich schlafe bis die Sonne am nächsten Morgen richtig ausrastet und es unerträglich warm im Zelt wird. Nach dem Frühstück laufe ich am Waldrand entlang, an einem Klärwerk vorbei. Ein kleines Wegstück ist wegen Forstarbeiten gesperrt, Durchgang verboten. Ich treffe auf zwei Wanderinnen, wir überlegen kurz, ob es eventuell möglich wäre, dass die Forstbeamten auch Samstags arbeiten. Da dies wahrscheinlich erst passiert, wenn die Hölle zufriert, klettern wir über die Absperrungen und die gefällten Bäume. Weiter an Neroth und der Burg Freudenkoppe vorbei und über den Xynthia-Steg. Erstaunlich, welche Verwüstungen Stürme anrichten können.





Kurz über dem Gemündener Maar baue ich mein Zelt auf.


11. + 12. Etappe Daun über Manderscheid zum Kloster Himmerod
Weiter gehts am nächsten Morgen am Weinfelder und Schalkmehrener Maar vorbei, irgendwann auf den Lieserpfad. So muss das sein, vor allem hinter Manderscheid ist der Pfad wunderschön. Schmale Wege, steil, naturbelassen. Hinter der Weifelsjunkerhütte baue ich an einer Lieserschleife mein Zelt auf und schlafe zum Rauschen der Lieser ein. Die beste Zeltstelle auf dem gesamten Eifelsteig bisher (und insgesamt)!
Weiter an der Lieser entlang, dem Lieserpfad folgend Richtung Kloster Himmerod, dem Klostercafé Rekordumsätze verschaffen, danach folgt der Eifelsteig der Salm.









13. Etappe Kloster Himmerod nach Bruch
Ich brauche noch etwas Wasser und einen Schlafplatz, der Eifelsteig zeigt sich hier nicht von seiner besten Seite, er zieht sich, die Wege sind sehr breit, er führt unter einer Autobahnbrücke durch, anschließend ist die Landschaft durch brachiale Forstarbeit verschandelt bis zerstört. Und ich mache mir Gedanken, ob ich die Landschaft beim Zelten schädige…. Circa eine Stunde nach Sonnenuntergang erreiche ich den Kailbach, nach gut 30 Tageskilometern baue ich mein Zelt auf einer etwas unebenen Wiese auf.





14. + 15. Etappe Bruch über Kordel nach Trier
Von Traktorlärm geweckt stehe ich viel zu früh auf und folge dem Kailbach und der Salm, nach einer Stunde Frühstück im Wald. Die naturbelassene Idylle des Tals wird durch die regelmäßig fliegenden Jets sanft durchbrochen. Ich durchwandere Bruch und starte nach 5 Kilometern die längste Etappe des Eifelsteigs. Größtenteils geht es über gerade und breite Forstwege, durch Zemmer Richtung Kordel. Ich erspare mir den Umweg über die Kauley und folge dem Radweg.




Nach dem eigentlichen Etappenziel Kordel laufe ich weiter, durch das Butzerbachtal, kurz vor den Putzlöchern schlage ich auf einem Acker etwas oberhalb des Weges, an der am wenigsten schiefen Stelle, mein Lager auf.


Nach den 70 Kilometern der letzten beiden Tage lasse ich es heute ruhiger angehen, nach 500 Metern gibt es erstmal ein zweites Frühstück, ich lese mein Buch zu Ende, schreibe mein Reisetagebuch und liege in der Sonne. Es geht an der Klausen- und Genovevahöhle vorbei, im Rinnsal des Kutbach kann ich etwas Wasser filtern und komme nach kurzer Zeit am Eifelkreuz an. Ich plündere meine Vorräte und laufe am nächsten Tag die letzten Kilometer Richtung Trier.



Während der letzten anderthalb Jahre bin ich den Eifelsteig in Etappen, aber ganz gelaufen, in allen Jahreszeiten unterwegs gewesen. Unterwegs habe ich mich oft über die Wegführung geärgert.
Der Weg führt erst zwei Kilometer über asphaltierte Waldwege, über eine Kreisstraße, anschließend unter einer Hochspannungsleitung hindurch auf eine weitere Waldautobahn. Deutschland ist bis in die letzte Ecke erschlossen. Wenn es mal keine Straße, Eisenbahnlinie oder Autobahnbrücke gibt, wird noch irgendwo eine Gaspipeline durchgebohrt. Es gibt ein paar Fetzen Natur und sehr viel Kulturlandschaft. Diese Fetzen probiert der Eifelsteig zu verbinden. Im Grunde ein löblicher Ansatz, die Frage ist, welchen Preis man als Wanderer zahlen möchte, diese Fetzen zu sehen. Lohnen 10 Kilometer gerader und langweiliger Forstweg um über 500 Meter schönen Pfad zu wandern? Das überqueren zahlreicher Kreis- und Bundesstraßen für ein kleines, schönes Tal? Unterwegs habe ich gelesen, dass der Eifelsteig Premiumwanderweg werden möchte und ich frage mich, wie. Soll z.B. die Autobahnbrücke, unter welcher der Eifelsteig hindurchführt, mit Holz verschalt und grün gestrichen werden?
Nach anfänglicher Verärgerung stelle ich fest: Es geht nicht anders. Wenn man einen Perserteppich mit einer Schere in 20 Teile schneidet hat man hinterher nicht 20 Teppiche sondern nur einen kaputten Teppich. Deutschland ist, wenn man also so will, kaputt. Komplett fragmentiert. Der Eifelsteig kann nichts dafür, er zeigt diesen Zustand allerdings sehr deutlich.
Region/Kontinent: Europa

Es Herbst 2010, das Wetter ist schön und ich fahre mit der Bahn nach Aachen Rote Erde. Endlich halte ich hier mal an, ich habe mal anderthalb Jahre in Aachen gewohnt und, wie das nunmal so ist, bin ich hier immer nur durchgefahren. Danach geht es weiter mit dem Bus nach Kornelimünster.
1. Etappe Aachen-Kornelimünster nach Roetgen
Schnell findet sich der Start des Eifelsteigs und ich kann der Beschilderung folgen.

Der Weg folgt folgt der Inde, der Fluss fließt vor sich hin, die Bäume sind rotbraun gefärbt und ich werde von der Herbstsonne beschienen. Nach kurzer Zeit sehe ich einen Reiterhof, eine Katze wartet auf mich und läuft ein Stück mit, bevor es an einem Kalkbrennofen vorbei in den lichten Wald geht.




Langsam mache ich mich auf die Suche nach einem Zeltplatz, kann aber keine Stelle finden, die weit genug von der Zivilisation entfernt und dazu einigermaßen eben ist.
Die Dämmerung kommt, in der Ferne sehe ich die Lichter von Roetgen. Kopflampe auf, weiterlaufen. Circa eine Stunde später, ich bin gerade durch eine ca. 200 Meter lange, rutschige und matschige Stelle des Weges gelaufen, komme ich an eine Kreuzung mit einer Bank, ein paar Meter weiter kann ich neben einem Schuppen auf einer Weide mein Zelt aufstellen. Ich setze mich auf die Bank, mache mir Wasser für mein Essen heiß, gieße es in die Tüte und mache mir einen Glühwein. Während des Essens höre ich weiter entfernt auf einmal Schweinegegrunze, welches sich nähert. Aus Reflex verziehe ich mich ins "sichere" Zelt und esse dort weiter.
2. Etappe Roetgen nach Monschau
Am nächsten Morgen ght es nach einem Kaffee weiter Richtung Monschau. Nach ein paar Metern durch Wald, Wiesen und Hecken komme ich ins Hohe Venn.




An einer alten Siedlung mitten im Nichts, den Reinartzhöfen, mache ich eine Pause für das zweite Frühstück, danach führt der Weg recht lange geradeaus durchs Hochmoor. Die Landschaft ist faszinierend mit den herbstlichen Rot/braun-Tönen. Nach dem ich einen 'Berg' erklimme, falle ich in Trekkingtrance und bekomme nur noch wenig von der Umgebung mit. Irgendwann bin ich in Monschau, esse in einem etwas heruntergekommenen Imbiss eine Currywurst und fahre über Aachen zurück nach Köln.

3. + 4. Die Etappen von Monschau nach Einruhr und Gemünd bin ich beim Wildnistrail schon gelaufen.
5. Etappe Gemünd zum Kloster Steinfeld
Ich reise nach der Arbeit aus Köln an und laufe los. Der Weg geht durch den Wald, nach ca. einer Stunde erwische ich das Kuckucksley, eine Schutzhütte mit genialem Blick über Olef.

Ich trinke einen Wein, esse mein Tütenfutter und lese im Bericht der Erstbesteigung des Kilimandscharo von Hans Mayer. Irgendwann ist es dunkel und ich baue meine Isomatte in der Hütte auf und denke mir, dass es eine kluge Entscheidung ist, die Hütte anstelle des Zeltes zu nutzen. Ich lege mich in den Schlafsack, es ist kurz vor 24h und ich schlafe bald ein. Kurz später höre ich Klappern und Stimmen. Was ist denn da los? Die Geräusche kommen näher. Ich ziehe mir sicherheitshalber eine Hose an, kurz danach biegt die Dorfjugend Olefs um die Ecke, bepackt mit ein paar Fässern Bier und mit Fleisch und Würstchen. Das war es dann wohl mit Ruhe und Schlaf. Obwohl mir gleich ein Bier verpasst wurde (Danke!), ziehe ich weiter.
Der Weg geht erstmal recht lange durch dichten Wald, keine Chance das Zelt vernünftig aufzustellen. Um ca. halb drei finde ich eine gute Stelle, lege mich ins Zelt und schlafe binnen Minuten ein. Am nächsten Morgen stehe ich zeitig auf, baue das Zelt ab und koche mir erstmal einen Kaffee. Gerade als ich den Becher ausgetrunken habe höre ich aus der Ferne lautes Gepolter und Stimmen. Nicht schon wieder! Es sind aber nur ein paar wild brabbelnde, ältere Herrschaften.
Nach einer gefühlt recht waldigen Restetappe erreiche ich das Kloster Steinfeld.
6. Etappe Kloster Steinfeld nach Blankenheim


Am Gillesbach filter ich mir Wasser und raste danach auf der idyllisch liegenden Bank. Ich überschlage im Kopf die weitere Wegstrecke und stelle fest, dass ich ziemlich früh in Blankenheim sein werde. Nach Nettersheim und dem Römerkanal geht es über einen Eifelblick und weiter durchs Urfttal. Am Fluss entlang führt die Eisenbahnstrecke. An einer Kreuzung geht es nach Blankenheim Wald, am dortigen Bahnhof ist der Fahrkartenautomat kaputt und in der Unterführung fallen die Kacheln von den Wänden.

7. Etappe Blankenheim nach Mirbach

Wieder einmal reise ich nach der Arbeit am Freitag an und mache mich auf den Weg zum Eifelsteig. Hinter Blankenheim finde ich eine Stelle für das Zelt, 50 Meter weiter findet sich sogar eine Sitzgruppe. Kocher an (Elchtopf), Becher raus (Rotwein). Passt ;)



Auf den nächsten Metern wird der weg etwas steiler, nach kurzer Zeit erreiche ich den Brotpfad und auf einem waldigen Hügel die Brotpfadhütte, surreal eingerichtet mit Tischdecke und Gardinen.

Danach weiter am Lampertsbach, der Weg ist schön einsam. Ich erreiche Mirbach und werde am Ortsausgang fast von einem Hund angefallen.
8. Etappe Mirbach nach Hillesheim
Es ist heiß, der Weg ist trocken und feldig. Ich habe nichts mehr zu trinken und kein Bach ist in Sicht. Irgendwann komme ich zum Michelsbach und stürze den ersten gefilterten Liter Wasser direkt runter. Danach entdecke ich zwei Meter weiter im Flussbett einen toten Frosch. Ich vertraue meinem Filter, besonders angenehm ist die Vorstellung trotzdem nicht. Nach dem Festplatz der Gemeinde Lendersdorf laufe ich noch kurz weiter, etwas über einen Feldweg und finde neben einer Kuhweide eine Bank und Platz fürs Zelt.





Übliches Programm: Essen, chillen, ab ins Zelt. Am nächsten Morgen fährt der Bauer zu seiner Weide, ist aber ganz angetan von der Idee, den Eifelsteig mit Zelt zu wandern. Ich mache mich los, es geht gemischt weiter zum Dreimühlenwasserfall.

Sieht toll aus, ist naturgemäß etwas menschenüberlaufen. Danach gibts im Mühlencafé erstmal eine Bockwurst mit Kartoffelsalat. Weiter über alte Bahndämme, durch einen Weinberg und Hillesheim


9. Etappe Hillesheim nach Gerolstein
Ich verlasse Hillesheim, in Roth fülle ich bei einer netten Bäuerin meine Wasservorräte auf, laufe an einigen Höhlen vorbei und erreiche eine Schutzhütte mit Blick auf Müllenborn. Am nächsten Morgen entdecke ich an meiner linken Wade eine Zecke, der perfekte Moment um die Zeckenkarte auszuprobieren, festzustellen, dass sie komplett nutzlos ist und direkt danach in der Mülltonne der Schutzhütte zu entsorgen. In Gerolstein esse ich eine Pizza, schreibe mein Reisetagebuch und fahre zurück nach Köln.
10. Etappe Gerolstein nach Daun
Es ist inzwischen März 2012 und der Eifelsteig liegt immernoch unfertig in der Schublade.
Ich komme etwas spät los und bin um 17h in Gerolstein. Erstmal biege ich falsch ab ("Komisch, das sieht hier genauso aus wie in der anderen Richtung!"), die Etappe beginnt waldig und bergig. Die Dunkelheit setzt langsam ein, wie immer habe ich noch zwei Aufgaben: 1. Einen Fluss oder Bach finden und 2. eine gerade Stelle fürs Zelt finden. Erledigung von Aufgabe 1 scheitert am Nichtvorhandensein eines Baches, also weiterlaufen. Irgendwo biege ich falsch ab und stehe auf einmal wieder an dem ollen Strommast, wo sich vorhin zwei Füchse gekabbelt haben. Karte raus, Abkürzung gefunden, 2km über Straße gelaufen. Nach einiger Zeit läuft, wie erwartet, ein kleiner Bach unter der Straße durch. Wasser filtern, Aufgabe 1 ist erledigt, weiterlaufen. Während der gesamten Zeit, welche ich auf der doch recht breiten und gut ausgebauten Straße laufe, begegnet mir kein einziges Auto. An einer Art Grillplatz im Wald koche ich mein Essen und warte solange, bis ich meine ausschließen zu können, dass noch eine Hundertschaft Jugendlicher erscheint, schließlich ist Freitag Abend.
Ich schlafe bis die Sonne am nächsten Morgen richtig ausrastet und es unerträglich warm im Zelt wird. Nach dem Frühstück laufe ich am Waldrand entlang, an einem Klärwerk vorbei. Ein kleines Wegstück ist wegen Forstarbeiten gesperrt, Durchgang verboten. Ich treffe auf zwei Wanderinnen, wir überlegen kurz, ob es eventuell möglich wäre, dass die Forstbeamten auch Samstags arbeiten. Da dies wahrscheinlich erst passiert, wenn die Hölle zufriert, klettern wir über die Absperrungen und die gefällten Bäume. Weiter an Neroth und der Burg Freudenkoppe vorbei und über den Xynthia-Steg. Erstaunlich, welche Verwüstungen Stürme anrichten können.





Kurz über dem Gemündener Maar baue ich mein Zelt auf.


11. + 12. Etappe Daun über Manderscheid zum Kloster Himmerod
Weiter gehts am nächsten Morgen am Weinfelder und Schalkmehrener Maar vorbei, irgendwann auf den Lieserpfad. So muss das sein, vor allem hinter Manderscheid ist der Pfad wunderschön. Schmale Wege, steil, naturbelassen. Hinter der Weifelsjunkerhütte baue ich an einer Lieserschleife mein Zelt auf und schlafe zum Rauschen der Lieser ein. Die beste Zeltstelle auf dem gesamten Eifelsteig bisher (und insgesamt)!
Weiter an der Lieser entlang, dem Lieserpfad folgend Richtung Kloster Himmerod, dem Klostercafé Rekordumsätze verschaffen, danach folgt der Eifelsteig der Salm.









13. Etappe Kloster Himmerod nach Bruch
Ich brauche noch etwas Wasser und einen Schlafplatz, der Eifelsteig zeigt sich hier nicht von seiner besten Seite, er zieht sich, die Wege sind sehr breit, er führt unter einer Autobahnbrücke durch, anschließend ist die Landschaft durch brachiale Forstarbeit verschandelt bis zerstört. Und ich mache mir Gedanken, ob ich die Landschaft beim Zelten schädige…. Circa eine Stunde nach Sonnenuntergang erreiche ich den Kailbach, nach gut 30 Tageskilometern baue ich mein Zelt auf einer etwas unebenen Wiese auf.





14. + 15. Etappe Bruch über Kordel nach Trier
Von Traktorlärm geweckt stehe ich viel zu früh auf und folge dem Kailbach und der Salm, nach einer Stunde Frühstück im Wald. Die naturbelassene Idylle des Tals wird durch die regelmäßig fliegenden Jets sanft durchbrochen. Ich durchwandere Bruch und starte nach 5 Kilometern die längste Etappe des Eifelsteigs. Größtenteils geht es über gerade und breite Forstwege, durch Zemmer Richtung Kordel. Ich erspare mir den Umweg über die Kauley und folge dem Radweg.




Nach dem eigentlichen Etappenziel Kordel laufe ich weiter, durch das Butzerbachtal, kurz vor den Putzlöchern schlage ich auf einem Acker etwas oberhalb des Weges, an der am wenigsten schiefen Stelle, mein Lager auf.


Nach den 70 Kilometern der letzten beiden Tage lasse ich es heute ruhiger angehen, nach 500 Metern gibt es erstmal ein zweites Frühstück, ich lese mein Buch zu Ende, schreibe mein Reisetagebuch und liege in der Sonne. Es geht an der Klausen- und Genovevahöhle vorbei, im Rinnsal des Kutbach kann ich etwas Wasser filtern und komme nach kurzer Zeit am Eifelkreuz an. Ich plündere meine Vorräte und laufe am nächsten Tag die letzten Kilometer Richtung Trier.



Während der letzten anderthalb Jahre bin ich den Eifelsteig in Etappen, aber ganz gelaufen, in allen Jahreszeiten unterwegs gewesen. Unterwegs habe ich mich oft über die Wegführung geärgert.
Der Weg führt erst zwei Kilometer über asphaltierte Waldwege, über eine Kreisstraße, anschließend unter einer Hochspannungsleitung hindurch auf eine weitere Waldautobahn. Deutschland ist bis in die letzte Ecke erschlossen. Wenn es mal keine Straße, Eisenbahnlinie oder Autobahnbrücke gibt, wird noch irgendwo eine Gaspipeline durchgebohrt. Es gibt ein paar Fetzen Natur und sehr viel Kulturlandschaft. Diese Fetzen probiert der Eifelsteig zu verbinden. Im Grunde ein löblicher Ansatz, die Frage ist, welchen Preis man als Wanderer zahlen möchte, diese Fetzen zu sehen. Lohnen 10 Kilometer gerader und langweiliger Forstweg um über 500 Meter schönen Pfad zu wandern? Das überqueren zahlreicher Kreis- und Bundesstraßen für ein kleines, schönes Tal? Unterwegs habe ich gelesen, dass der Eifelsteig Premiumwanderweg werden möchte und ich frage mich, wie. Soll z.B. die Autobahnbrücke, unter welcher der Eifelsteig hindurchführt, mit Holz verschalt und grün gestrichen werden?
Nach anfänglicher Verärgerung stelle ich fest: Es geht nicht anders. Wenn man einen Perserteppich mit einer Schere in 20 Teile schneidet hat man hinterher nicht 20 Teppiche sondern nur einen kaputten Teppich. Deutschland ist, wenn man also so will, kaputt. Komplett fragmentiert. Der Eifelsteig kann nichts dafür, er zeigt diesen Zustand allerdings sehr deutlich.
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