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Meines Wissens nach existieren vier Abschnitte auf denen sich die Traun befahren lässt. Vom Traunfall nach Wels, und von Wels bis Linz bin ich sie bereits gefahren. In der Theorie könnte man sie von der oberen Koppentraun über den Hallstätter See weiter über Bad Ischl bis Gmunden abfahren. Allerdings birgt die Strecke zwischen dem Hallstätter See und Bad Ischl zahlreiche Gefahren. Es finden sich hier auf einer sehr kurzen Strecke, zahlreiche Wehre, teilweise keine hundert Meter voneinander entfernt. Eines davon ist das berüchtigte "Goiserer Polster", eine lange Schwallstrecke mit Wasserwalze. Schon in früherer Zeit verloren hier zahlreiche Salzschiffer ihr Leben und auch heute ist die Stelle noch gefürchtet.
Dieses Risiko war ich nicht bestrebt einzugehen, und so begann die Fahrt einige Kilometer oberhalb des Kurorts Bad Ischl. Mit ordentlichem Tempo kommen die Wasser des Flusses hier angeschossen, dessen Tiefe hier kaum einen Meter beträgt. Keine tausend Meter hatte ich bewältigt, musste ich schon wieder aus dem Boot und eine Wasserstufe umtragen, für die ich meine Fähigkeiten als zu schwach betrachtete.
Der Flussverlauf in Folge dieses Hindernisses könnte schöner kaum sein. Im kristallklaren Wasser sieht man die Steine am Flussboden vorbeischießen und jedes noch so kleine Detail ist mühelos erkennbar. Die Sauberkeit des Gewässers ist beeindruckend. Wäre nicht der von den Menschen hineingeworfene Müll, man könnte man hier bedenkenlos aus dem Fluss trinken.

Start oberhalb von Bad Ischl

pfeilschnell, eiskalt und glasklar
Sehr rasch erreichte ich die Kur- und Kaiserstadt Bad Ischl. Mitten durch das Herz der Stadt plätschert der Strom und trieb mich direkt die Traunpromenade entlang. Offenbar sind hier Bootsfahrer nicht an der Tagesordung, waren doch einige Leute ganz aus dem Häuschen als ich unvermittelt vor ihrer Nase vorbeischaukelte. Viele winkten mir zu und blieben stehen um mir nachzusehen. Ein paar von ihnen zückten sogar ihre Kameras und ich wurde von allen Seiten fotografiert.
So schön der Ort auch ist und so tief die Freundlichkeit der Menschen, so seicht ist dagegen der Fluss. Teilweise nur wenige Zentimeter tief, hatte ich ständig Angst hängen zu bleiben oder am Boden zu streifen. Einmal lief ich auch tatsächlich kurz auf Grund, doch die Strömung lies mich nicht in Stich und wenige Augenblicke später war ich wieder frei.

Die Flusspromenade

von Bad Ischl.
Kurz nach Verlassen des Ortsgebiets passierte ich eine Flusslandschaft wie ich sie in Österreich selten erlebt habe. Das Wasser ist klar wie Glas, türkise Fluten und weiche Sandbänke verbreiten ein fast schon karibisches Flair. Sogar die Strömung lässt sich hier Zeit, als wollte sie mir bewusst Gelegenheit geben die Landschaft zu genießen.

wunderschöne Landschaften
Kaum lag dieser Abschnitt hinter mir, war es mit der Ruhe allerdings schlagartig vorbei. In mitten des Flusses präsentierte sich meinen Augen ein kurioses Bild. Zahlreiche Holzpfähle ragten hier aus dem Wasser, manche davon nur wenige Zentimeter. Die Passage war gespickt von ihnen und wurde für mich zur Geschicklichkeitsprüfung. Mit rasanter Geschwindigkeit preschten die Wasser dahin und trieben mich geradewegs in das Pfählemeer. Ich wirbelte das Steuer hin und her, scheuchte das Boot von rechts nach links und fuhr im Zick-Zack Kurs zwischen den Hindernissen hindurch. Ich wähnte mich schon siegessicher, meine Hand wanderte zur Kamera, da tauchte plötzlich ein letzter Pfahl aus dem Nichts auf. Blitzartig griff ich nach dem Ruder und unternahm einen verzweifelten Versuch das Boot herumzureißen aber meine Reaktion kam zu spät. Mein Gefährt drehte sich viel zu langsam und ich krachte mit voller Breitseite gegen den Holzpflock. Obwohl der Aufprall obgleich der rasanten Geschwindigkeit äusserst heftig war, trugen weder Boot noch Ausrüstung Schäden davon.

sehr seichtes Flussbett

unten im Bild sind einige der Pfähle zu erkennen.
Die Traun beruhigte sich nach diesem Spießrutenlauf allerdings nicht, ganz im Gegenteil. Sie wurde nur noch wilder. Immer wieder vernahm ich gewaltiges Wasserrauschen welches mir in kurzen Intervallen eine Wasserstufe nach der anderen ankündigte. Wie ein Wilder schlug ich um mich, riss das Boot hin und her, immer bemüht den besten Weg hindurch zu finden. Kaum hatte ich eine Schnellstrecke hinter mir und ich dachte das Schlimmste wäre überstanden, da kündigte das tosende Geräusch herabstürzender Wassermassen schon das nächste Gefälle an. Bald schon durchfuhr ich Wasserstufen, die ich früher umtragen hätte, viele davon waren schlimmer als jene welcher ich zu Beginn des Tages noch übers Ufer ausgewichen war.
Ein letztes Mal vernahm ich lautes Stampfen und dieses Gefälle hatte es wahrhaftig in sich. Mein Instinkt warnte mich schon, dass es nicht einfach sein würde. Durch diesen alarmiert setzte ich mich kerzengerade hin, versuchte etwas zu erspähen. Doch der große Höhenunterschied zwischen vor und nach dem Hindernis ließ mich erst etwas erkennen als mich nur noch wenige Meter von dem Gefälle trennten. Ehe ich mich versah, wurde ich hineingezogen. Hohe Wellen mit weißen Schaumkronen schlugen um sich, griffen nach mir, füllten mir das Boot von oben bis unten mit Wasser an.
Irgendwie gelang es mir dem tobendem Element zu entkommen. Wie eine getaufte Maus kroch ich aus dem Boot und stolperte auf eine Felsbank. Zwischen die Steine gekauert, zerlegte ich zuallererst meine Kamera. Jedes Teil wurde akribisch getrocknet, gesäubert und behandelt als wäre es ein lebendiges Wesen. Das Gerät dankte mir meine Mühen allerdings nicht mehr. Die Elektronik flackerte noch, leuchtete auf, um gleich darauf wieder zu erlöschen. Das Ende meiner Kamera, das Ende der fotografischen Dokumentation. Alles Knurren und Murren half nichts, ich musste mich damit abfinden.

Die Felsbank
Als ich von meinem gefallenen Apparat aufblickte, stand plötzlich ein Mann vor mir. In meiner Verzweiflung war ich so mit der Trocknung der Komponenten beschäftig gewesen, dass ich ihn nicht hatte kommen sehen. Der Fluss hatte das Übrige getan und sämtliche Geräusche seiner Ankunft mit lautem Rauschen getilgt. Dabei hatte er den gleichen Weg genommen wie ich, schien aber keine nennenswerten Probleme gehabt zu haben. Sein Körper wurde geschützt durch Neoprensuit und Schwimmweste, eine sportliche Sonnenbrille verbarg seine Augen. Hinter seinem Rücken glänzte ein oranger Sevylor in der Sonne. Ich schüttelte ihm die Pfote und verneinte seine Frage ob ich wisse was uns bis zum Traunsee noch alles erwartet. Er war unterwegs nach Ebensee, seine Fahrt war also schon so gut wie vorrüber. Als ich ihm Gmunden als mein Ziel mitteilte, zog er nur die Augenbrauen zusammen und wünschte mir viel Spaß. Keine zwei Minuten später war er nur noch als oranger Punkt sichtbar um kurz darauf hinter der nächsten Serpentine gänzlich zu verschwinden.
Mein Verdruss, ausgelöst durch das Ableben meiner Kamera war immer noch beachtlich. Umso geringer dagegen war meine Motivation und dennoch machte ich das Boot startklar um den Traunsee zu erreichen.
Dieser lies nicht lange auf sich warten und als ich die beeindruckende Bergkulisse vor mir aufragen sah aber keine Möglichkeit mehr hatte sie zu fotografieren, brach mir fast das Herz. In meiner Verzweiflung kramte ich die Kamera noch einmal aus dem <a target="blank" title="Rucksack im Outdoorwiki nachschlagen." class="wikilink" href="http://outdoorseiten.net/wiki/Rucksack">Rucksack</a>. Und was sagt man dazu? Sie schien es wieder zu tun! Wann immer ich mich zuletzt so gefreut habe, es muss lange her sein denn ich kann mich nicht erinnern. Meine Motivation war wieder da und diese würde noch wichtig sein, das sollte ich bald merken.

Ebensee, hier wird der Fluss zum See

monumentale Bergkulisse
Gegenwind, blies mir entgegen als ich mich dem See näherte. Beachtliche Wellen, vom Wind gesandt, schlugen gegen den Bug meines Bootes. Wellen die stark genug waren mich wieder zurück zu treiben sobald ich das Rudern einstellte. Mit aller Kraft arbeitete ich mich vorwärts, motiviert durch die traumhafte Kulisse und die Wiedergeburt meiner Kamera. Bald schon lies ich die Kitesurfer im Uferbereich hinter mir, und steuerte das Ufer an um eine erste Pause zu machen.
Dabei wurde zufällig einem kleinen Täfelchen meine Aufmerksamkeit zuteil. Umrandet von Dickicht, mitten im Gebüsch, am Wasser, nur mit dem Boot zu erreichen, fern aller Wege, fern der Zivilisation. Als ich mich näherte erkannte ich eine Gedenkstätte. Ein Andenken an einen "Padelbootfahrer" der nicht so viel Glück hatte wie abertausende andere und hier vor über fünfzig Jahren sein Leben verlor. Wieviele mögen diesen Ort wohl je gefunden haben? Auch ich hatte ihn nur durch Zufall entdeckt und dabei ist er so wichtig. Veranschaulicht er einem doch auf eindrucksvolle Weise, wieviel Glück man für alles braucht und wie dankbar man sein sollte wenn es einem hold ist.

Das Denkmal, verborgen im Uferdickicht
Nach kurzer Pause richtete ich dem Blick wieder nach vorne und legte mich erneut in die Riemen. Der See erwies sich allerdings als harter Gegner. Ich kam unglaublich langsam voran, der Wind und die Wellen machten die Strecke zu einer harten Probe. Stellte ich das Rudern auch nur einen kurzen Moment ein, trieben mich die Wellen wieder zurück. Um diesen Umständen auf dem offenem Wasser trotzen zu können, knüpfte ich mir eine Art Lasso aus einem Stück Seil. Mit diesem vertäute ich mich gelegentlich an einer der Bojen die alle paar Kilometer mitten im See trieben und verhinderte so, während meiner Ruhepausen wieder zurückgetrieben zu werden.
Über Stunden hinweg arbeitete ich mich durch den Traunsee und doch schien ich kaum Boden gutzumachen. Der Wind, die Wellen und die immer gleichbleibende Kulisse vergällten mir das Rudern, der See testete meinen Willen. Nach ein paar Stunden des Kämpfens, wähnte ich mich schließlich nicht mehr in der Lage weiterzumachen und lies mich an eines der Ufer treiben. Mühevoll stemmte ich mich aus dem Cockpit, den Gedanken im Kopf, die Nacht hier zu verbringen. Als meine Füße wieder festen Boden betraten merkte ich dass mein Gleichgewichtssinn durch das ständige Geschaukel nicht mehr funktionierte. Einige Schritte tat ich noch bevor ich mich auf den Kiesstrand fallen lies und liegen blieb. Doch bald schon war ich wieder auf den Beinen und entwässerte das Boot während meine Kleidung in der Abendsonne trocknete.

zahlreiche Segelboote

der Traunstein von nah...

und fern
Je länger ich dort verweilte, umso mehr kehrten meine Kräfte zurück. Ich beschloss weiterzukämpfen, die Sache noch heute zu beenden. Keine zehn Minuten darauf saß ich erneut im Boot und sagte der zweiten Seehälfte den Kampf an. Meine Augen fixierten von nun an einen Punkt am gegenüberliegenden Seeufer, welchen ich kompromisslos ansteuerte. Eine Ideallinie, gerade wie ein Lineal, zeitsparend und effizient. Nach über einer Stunde des Ruderns überwand ich schließlich die letzte Uferecke. Gmunden war in Sichtweite, allerdings weit entfernt am Horizont. Ich peilte die Stadt geradewegs an und schwang das Paddel wie ein Verrückter. Mehr als zwei Stunden später, die Sonne ging bereits unter, kletterte ich am Stadtufer aus dem Wasser.

Gmunden erscheint am Horizont

die Sonne verschwindet hinter den Bergen

Blick von Gmunden auf den See
Ein Bootskapitän war kurz davor auf mich aufmerksam geworden und bot mir sofort an mich in Schlepptau zu nehmen. Allerdings war ich bestrebt die Sache mit meiner eigenen Arme Kraft zu beenden und lehnte das Angebot dankend ab.
Die Kraft meiner Arme, die sollte ich in der Tat noch brauchen. Unter den einen klemmte ich meinen wasserdichten Vorratssack, unter den anderen das Boot. Mit dem Rücksack auf dem Rücken und das Gefühl des Triumphes im Kopf machte ich mich grinsend auf den Weg zum 2 Kilometer entfernten Bahnhof.
Aus dem bei der Bootstour gesammelten Material habe ich ein kleines Video gedreht dass ihr euch hier reinziehen könnt. (Ton einschalten nicht vergessen)
Dieses Risiko war ich nicht bestrebt einzugehen, und so begann die Fahrt einige Kilometer oberhalb des Kurorts Bad Ischl. Mit ordentlichem Tempo kommen die Wasser des Flusses hier angeschossen, dessen Tiefe hier kaum einen Meter beträgt. Keine tausend Meter hatte ich bewältigt, musste ich schon wieder aus dem Boot und eine Wasserstufe umtragen, für die ich meine Fähigkeiten als zu schwach betrachtete.
Der Flussverlauf in Folge dieses Hindernisses könnte schöner kaum sein. Im kristallklaren Wasser sieht man die Steine am Flussboden vorbeischießen und jedes noch so kleine Detail ist mühelos erkennbar. Die Sauberkeit des Gewässers ist beeindruckend. Wäre nicht der von den Menschen hineingeworfene Müll, man könnte man hier bedenkenlos aus dem Fluss trinken.

Start oberhalb von Bad Ischl

pfeilschnell, eiskalt und glasklar
Sehr rasch erreichte ich die Kur- und Kaiserstadt Bad Ischl. Mitten durch das Herz der Stadt plätschert der Strom und trieb mich direkt die Traunpromenade entlang. Offenbar sind hier Bootsfahrer nicht an der Tagesordung, waren doch einige Leute ganz aus dem Häuschen als ich unvermittelt vor ihrer Nase vorbeischaukelte. Viele winkten mir zu und blieben stehen um mir nachzusehen. Ein paar von ihnen zückten sogar ihre Kameras und ich wurde von allen Seiten fotografiert.
So schön der Ort auch ist und so tief die Freundlichkeit der Menschen, so seicht ist dagegen der Fluss. Teilweise nur wenige Zentimeter tief, hatte ich ständig Angst hängen zu bleiben oder am Boden zu streifen. Einmal lief ich auch tatsächlich kurz auf Grund, doch die Strömung lies mich nicht in Stich und wenige Augenblicke später war ich wieder frei.

Die Flusspromenade

von Bad Ischl.
Kurz nach Verlassen des Ortsgebiets passierte ich eine Flusslandschaft wie ich sie in Österreich selten erlebt habe. Das Wasser ist klar wie Glas, türkise Fluten und weiche Sandbänke verbreiten ein fast schon karibisches Flair. Sogar die Strömung lässt sich hier Zeit, als wollte sie mir bewusst Gelegenheit geben die Landschaft zu genießen.

wunderschöne Landschaften
Kaum lag dieser Abschnitt hinter mir, war es mit der Ruhe allerdings schlagartig vorbei. In mitten des Flusses präsentierte sich meinen Augen ein kurioses Bild. Zahlreiche Holzpfähle ragten hier aus dem Wasser, manche davon nur wenige Zentimeter. Die Passage war gespickt von ihnen und wurde für mich zur Geschicklichkeitsprüfung. Mit rasanter Geschwindigkeit preschten die Wasser dahin und trieben mich geradewegs in das Pfählemeer. Ich wirbelte das Steuer hin und her, scheuchte das Boot von rechts nach links und fuhr im Zick-Zack Kurs zwischen den Hindernissen hindurch. Ich wähnte mich schon siegessicher, meine Hand wanderte zur Kamera, da tauchte plötzlich ein letzter Pfahl aus dem Nichts auf. Blitzartig griff ich nach dem Ruder und unternahm einen verzweifelten Versuch das Boot herumzureißen aber meine Reaktion kam zu spät. Mein Gefährt drehte sich viel zu langsam und ich krachte mit voller Breitseite gegen den Holzpflock. Obwohl der Aufprall obgleich der rasanten Geschwindigkeit äusserst heftig war, trugen weder Boot noch Ausrüstung Schäden davon.

sehr seichtes Flussbett

unten im Bild sind einige der Pfähle zu erkennen.
Die Traun beruhigte sich nach diesem Spießrutenlauf allerdings nicht, ganz im Gegenteil. Sie wurde nur noch wilder. Immer wieder vernahm ich gewaltiges Wasserrauschen welches mir in kurzen Intervallen eine Wasserstufe nach der anderen ankündigte. Wie ein Wilder schlug ich um mich, riss das Boot hin und her, immer bemüht den besten Weg hindurch zu finden. Kaum hatte ich eine Schnellstrecke hinter mir und ich dachte das Schlimmste wäre überstanden, da kündigte das tosende Geräusch herabstürzender Wassermassen schon das nächste Gefälle an. Bald schon durchfuhr ich Wasserstufen, die ich früher umtragen hätte, viele davon waren schlimmer als jene welcher ich zu Beginn des Tages noch übers Ufer ausgewichen war.
Ein letztes Mal vernahm ich lautes Stampfen und dieses Gefälle hatte es wahrhaftig in sich. Mein Instinkt warnte mich schon, dass es nicht einfach sein würde. Durch diesen alarmiert setzte ich mich kerzengerade hin, versuchte etwas zu erspähen. Doch der große Höhenunterschied zwischen vor und nach dem Hindernis ließ mich erst etwas erkennen als mich nur noch wenige Meter von dem Gefälle trennten. Ehe ich mich versah, wurde ich hineingezogen. Hohe Wellen mit weißen Schaumkronen schlugen um sich, griffen nach mir, füllten mir das Boot von oben bis unten mit Wasser an.
Irgendwie gelang es mir dem tobendem Element zu entkommen. Wie eine getaufte Maus kroch ich aus dem Boot und stolperte auf eine Felsbank. Zwischen die Steine gekauert, zerlegte ich zuallererst meine Kamera. Jedes Teil wurde akribisch getrocknet, gesäubert und behandelt als wäre es ein lebendiges Wesen. Das Gerät dankte mir meine Mühen allerdings nicht mehr. Die Elektronik flackerte noch, leuchtete auf, um gleich darauf wieder zu erlöschen. Das Ende meiner Kamera, das Ende der fotografischen Dokumentation. Alles Knurren und Murren half nichts, ich musste mich damit abfinden.

Die Felsbank
Als ich von meinem gefallenen Apparat aufblickte, stand plötzlich ein Mann vor mir. In meiner Verzweiflung war ich so mit der Trocknung der Komponenten beschäftig gewesen, dass ich ihn nicht hatte kommen sehen. Der Fluss hatte das Übrige getan und sämtliche Geräusche seiner Ankunft mit lautem Rauschen getilgt. Dabei hatte er den gleichen Weg genommen wie ich, schien aber keine nennenswerten Probleme gehabt zu haben. Sein Körper wurde geschützt durch Neoprensuit und Schwimmweste, eine sportliche Sonnenbrille verbarg seine Augen. Hinter seinem Rücken glänzte ein oranger Sevylor in der Sonne. Ich schüttelte ihm die Pfote und verneinte seine Frage ob ich wisse was uns bis zum Traunsee noch alles erwartet. Er war unterwegs nach Ebensee, seine Fahrt war also schon so gut wie vorrüber. Als ich ihm Gmunden als mein Ziel mitteilte, zog er nur die Augenbrauen zusammen und wünschte mir viel Spaß. Keine zwei Minuten später war er nur noch als oranger Punkt sichtbar um kurz darauf hinter der nächsten Serpentine gänzlich zu verschwinden.
Mein Verdruss, ausgelöst durch das Ableben meiner Kamera war immer noch beachtlich. Umso geringer dagegen war meine Motivation und dennoch machte ich das Boot startklar um den Traunsee zu erreichen.
Dieser lies nicht lange auf sich warten und als ich die beeindruckende Bergkulisse vor mir aufragen sah aber keine Möglichkeit mehr hatte sie zu fotografieren, brach mir fast das Herz. In meiner Verzweiflung kramte ich die Kamera noch einmal aus dem <a target="blank" title="Rucksack im Outdoorwiki nachschlagen." class="wikilink" href="http://outdoorseiten.net/wiki/Rucksack">Rucksack</a>. Und was sagt man dazu? Sie schien es wieder zu tun! Wann immer ich mich zuletzt so gefreut habe, es muss lange her sein denn ich kann mich nicht erinnern. Meine Motivation war wieder da und diese würde noch wichtig sein, das sollte ich bald merken.

Ebensee, hier wird der Fluss zum See

monumentale Bergkulisse
Gegenwind, blies mir entgegen als ich mich dem See näherte. Beachtliche Wellen, vom Wind gesandt, schlugen gegen den Bug meines Bootes. Wellen die stark genug waren mich wieder zurück zu treiben sobald ich das Rudern einstellte. Mit aller Kraft arbeitete ich mich vorwärts, motiviert durch die traumhafte Kulisse und die Wiedergeburt meiner Kamera. Bald schon lies ich die Kitesurfer im Uferbereich hinter mir, und steuerte das Ufer an um eine erste Pause zu machen.
Dabei wurde zufällig einem kleinen Täfelchen meine Aufmerksamkeit zuteil. Umrandet von Dickicht, mitten im Gebüsch, am Wasser, nur mit dem Boot zu erreichen, fern aller Wege, fern der Zivilisation. Als ich mich näherte erkannte ich eine Gedenkstätte. Ein Andenken an einen "Padelbootfahrer" der nicht so viel Glück hatte wie abertausende andere und hier vor über fünfzig Jahren sein Leben verlor. Wieviele mögen diesen Ort wohl je gefunden haben? Auch ich hatte ihn nur durch Zufall entdeckt und dabei ist er so wichtig. Veranschaulicht er einem doch auf eindrucksvolle Weise, wieviel Glück man für alles braucht und wie dankbar man sein sollte wenn es einem hold ist.

Das Denkmal, verborgen im Uferdickicht
Nach kurzer Pause richtete ich dem Blick wieder nach vorne und legte mich erneut in die Riemen. Der See erwies sich allerdings als harter Gegner. Ich kam unglaublich langsam voran, der Wind und die Wellen machten die Strecke zu einer harten Probe. Stellte ich das Rudern auch nur einen kurzen Moment ein, trieben mich die Wellen wieder zurück. Um diesen Umständen auf dem offenem Wasser trotzen zu können, knüpfte ich mir eine Art Lasso aus einem Stück Seil. Mit diesem vertäute ich mich gelegentlich an einer der Bojen die alle paar Kilometer mitten im See trieben und verhinderte so, während meiner Ruhepausen wieder zurückgetrieben zu werden.
Über Stunden hinweg arbeitete ich mich durch den Traunsee und doch schien ich kaum Boden gutzumachen. Der Wind, die Wellen und die immer gleichbleibende Kulisse vergällten mir das Rudern, der See testete meinen Willen. Nach ein paar Stunden des Kämpfens, wähnte ich mich schließlich nicht mehr in der Lage weiterzumachen und lies mich an eines der Ufer treiben. Mühevoll stemmte ich mich aus dem Cockpit, den Gedanken im Kopf, die Nacht hier zu verbringen. Als meine Füße wieder festen Boden betraten merkte ich dass mein Gleichgewichtssinn durch das ständige Geschaukel nicht mehr funktionierte. Einige Schritte tat ich noch bevor ich mich auf den Kiesstrand fallen lies und liegen blieb. Doch bald schon war ich wieder auf den Beinen und entwässerte das Boot während meine Kleidung in der Abendsonne trocknete.

zahlreiche Segelboote

der Traunstein von nah...

und fern
Je länger ich dort verweilte, umso mehr kehrten meine Kräfte zurück. Ich beschloss weiterzukämpfen, die Sache noch heute zu beenden. Keine zehn Minuten darauf saß ich erneut im Boot und sagte der zweiten Seehälfte den Kampf an. Meine Augen fixierten von nun an einen Punkt am gegenüberliegenden Seeufer, welchen ich kompromisslos ansteuerte. Eine Ideallinie, gerade wie ein Lineal, zeitsparend und effizient. Nach über einer Stunde des Ruderns überwand ich schließlich die letzte Uferecke. Gmunden war in Sichtweite, allerdings weit entfernt am Horizont. Ich peilte die Stadt geradewegs an und schwang das Paddel wie ein Verrückter. Mehr als zwei Stunden später, die Sonne ging bereits unter, kletterte ich am Stadtufer aus dem Wasser.

Gmunden erscheint am Horizont

die Sonne verschwindet hinter den Bergen

Blick von Gmunden auf den See
Ein Bootskapitän war kurz davor auf mich aufmerksam geworden und bot mir sofort an mich in Schlepptau zu nehmen. Allerdings war ich bestrebt die Sache mit meiner eigenen Arme Kraft zu beenden und lehnte das Angebot dankend ab.
Die Kraft meiner Arme, die sollte ich in der Tat noch brauchen. Unter den einen klemmte ich meinen wasserdichten Vorratssack, unter den anderen das Boot. Mit dem Rücksack auf dem Rücken und das Gefühl des Triumphes im Kopf machte ich mich grinsend auf den Weg zum 2 Kilometer entfernten Bahnhof.
Aus dem bei der Bootstour gesammelten Material habe ich ein kleines Video gedreht dass ihr euch hier reinziehen könnt. (Ton einschalten nicht vergessen)
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