[AT] Bootstour in Oberösterreich Wels - Linz

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  • StevePeacewalker
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    • 26.06.2011
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    [AT] Bootstour in Oberösterreich Wels - Linz

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Das Ende der Bootstour ist der Anfang der Bootstour. Diese Aussage ist wörtlich zu nehmen, zumal es diesmal in Wels anfing wo es beim letzten Mal endete.

    Bis nach Linz ist die Traun befahrbar und diese Stadt war auch mein Ziel. Bevor ich anfange zu erzählen muss ich anmerken, dass diese Strecke Jahre zuvor schon einmal in Angriff genommen wurde. Damals stellten wir uns dem Fluss noch zu zweit und kämpften über zwei Tage mit ihm, bis er uns schließlich kurz vor dem Ziel in die Knie zwang. Diese Tour wurde also bereits einmal angetreten aber nie zu Ende gebracht.

    Und genau das war mein Ziel, als ich mein neues Boot am Welser Flussufer zu Wasser ließ und der Strecke erneut den Kampf ansagte.

    Langsam arbeitete ich mich durch das Ortsgebiet. Jeder der bereits einmal am Traunufer gestanden hat kann sich ausmalen wie schnell die Fahrt voranging. Zwar fließt das Gewässer hier noch, aber in einer Geschwindigkeit die völlig lächerlich ist. Fährt man in der Mitte des Flusses so läuft man durchaus Gefahr Depressionen anheim zu fallen, da man trotz kontinuierlichem Ruderschlag das Gefühl hat, nicht vom Fleck zu kommen. Man ist also gut damit beraten sich eines der zwei Ufer auszusuchen und an ihm entlang zu fahren.

    Die vorbeiziehende Landschaft vermittelt einem zumindest das Gefühl von Fortbewegung, auch wenn einen das nicht schneller macht. Aber auch die Psyche des Menschen will zufrieden gestellt oder zumindest überlistet werden zumal sie gefährlicher sein kann als der stärkste Gegenwind. Genau dieser war auch einer der Gründe, welche bei der Erstbefahrung zu unserer Kapitulation führten. Wegen der kaum vorhandenen Strömung besitzt der Wind hier auch in seiner schwächsten Form genug Kraft um das Boot die bereits gefahrene Strecke wieder zurück zu blasen sobald man das Rudern einstellt.

    Auch das Ufer an dem man gut beraten ist sich zu halten, birgt so manche mehr oder weniger angenehme Überraschung. Da sind zum einen die zahlreichen Bäume die dort wachsen und ihre Zweige weit über das Wasser strecken. Streift man auch nur einen davon, geht ein Regen organischer Materie auf das Boot hernieder. Spinnen, Mücken, Käfer, Würmer. Ebenso harmlos wie widerwärtig bevölkern sie die Uferbäume zu tausenden. Einer Fahrt auf dem Boot scheinen sie zudem alles andere als abgeneigt zu sein. Befinden sie sich erst an Bord, nehmen sie sofort alles in Beschlag was keinen Deckel hat. Vom Kragen bis zum Hosenbein ist nichts vor ihnen sicher.

    Von diesen Teufeln einmal abgesehen, begegnet man oft Entenmüttern mit ihren Jungen im Schlepptau. Kommt man ihnen zu nahe nimmt der Muttervogel unter lautem Geschrei Reißaus. Die Jungen wissen nicht wie sie reagieren sollen und rotten sich meist dicht am Ufer zu einem Schwarm zusammen, wo sie auf Grund ihrer Flugunfähigkeit potentiellen Prädatoren schutzlos ausgeliefert sind.

    Nach langer Ruderstrecke kam endlich das Kraftwerk von Marchtrenk in Sicht, wo das Boot zum erstem Mal umtragen werden musste. Davor legte ich noch eine Kochpause ein die mir viel kostbare Zeit raubte. Als wäre mein Ziel die Tour an einem Tag zu packen, welche wir damals nicht einmal in zwei Tagen geschafft hatten nicht schon hoch genug, so war ich zudem viel zu spät gestartet. Als ich mit dem Boot auf der Schulter auf der anderen Seite des Dammes stand kam plötzlich Wind auf.

    Dieser Umstand löste bei mir gemischte Gefühle aus, konnte er doch ein gnadenloser Feind, ebenso wie ein mächtiger Verbündeter sein. Jedoch flaute die Luftströmung ebenso schnell wieder ab wie sie aufgekommen war und ich kämpfte mich mühsam Meter für Meter durch das spiegelglatte Wasser. Über die Tatsache dass ich kaum vorwärtskam, tröstete mich allerdings die wunderbare Tierwelt hinweg. Zahlreiche Fische schossen hinter meinem Boot her und auf dem Grund waren zahlreiche Flusskrebse zu sehen.

    Allerdings handelt es sich bei diesen nicht um den einheimischen Edelkrebs der bis zu 20 Jahre alt werden kann, sondern um den amerikanischen Signalkrebs der hier vor Jahrzehnten ausgesetzt wurde. Der einheimische Flusskrebs wurde durch die Krebspest, eine aus Italien eingeschleppte Pilzkrankheit an den Rand der Ausrottung getrieben. Um diese Lücke im Ökosystem zu füllen brachte man den amerikanischen Verwandten ins Spiel, der gegen die Krebspest als immun galt. Obwohl sich dieser als sehr resistent erwies, entpuppte er sich aber gleichzeitig auch als Überträger der Krankheit. Dadurch verdrängt er den einheimischen Krebs nur noch weiter, da sich die Bestände nicht mehr erholen können. Dieses Beispiel veranschaulicht beispielhaft welch fatale Folgen es mit sich bringt, wenn der Mensch in seiner Unwissenheit fremde Arten in Ökosysteme einschleust.

    Nach einiger Zeit der Fahrt kam ich in ein Gebiet in dem die Traun eher einem See als einem Fluss gleicht. Sie steht hier nicht nur völlig still, sondern ist auch angenehm warm und der Boden ist stellenweise schlammig und sumpfig. Gigantische Wälder aus Wasserpflanzen waren unter der Wasseroberfläche zu sehen, Frösche und Fische brachten sich vor meinem Boot in Sicherheit. Ich bewegte mich wie immer sehr nahe am Ufer entlang und plötzlich schoss keine zwei Meter vor mir, eine Ente wie eine Kanonenkugel aus ihrem Versteck. Mein armes Herz sollte von hier an noch öfter auf diese Art und Weise in Mitleidenschaft gezogen werden. Neben Vögeln, Fischen und Kriechtieren, hat auch der Biber hier ein Zuhause gefunden. Gigantische, teils über zwei Meter hohe Burgen säumten hier das Flussufer, deren Bewohner jedes mal mit einem lauten Platschen abtauchten wenn ich ihnen zu nahe kam.

    Als ich diesen Abschnitt durchquerte, schwamm plötzlich eine Ringelnatter einige Meter vor meinem Boot. Mit wenigen Ruderschlägen war ich bei ihr und holte das Tier mit einem schnellen Griff an Bord. Der Schlange gefiel das nicht und sie protestierte auf ihre Art indem sie ihr Abwehrsekret versprühte. Dieses stank dermaßen, dass ich gezwungen war sie loszulassen worauf sie im Bauch des Boots zwischen meinen Beinen verschwand. An ein Weiterfahren war nun nicht mehr zu denken, also visierte ich das Ufer an. Mit einem Satz sprang ich aus dem Boot und landete im hüfthohen Wasser. Meine nächste Tätigkeit bestand darin, dem Boot das Reptil wieder zu entreißen was gar nicht so leicht war. Die Schlange schoss von einer Ecke in die Nächste und schaffte es immer wieder mir zu entkommen. Bald schon merkte ich allerdings, dass das Tier von der Jagd müde wurde und es gelang mir, es mit einem gezielten Griff hinter den Kopf zu packen. Alles Winden und Fauchen half nichts, die Schlange war gefangen. Sie merkte bald dass es um sie geschehen war und wehrte sich nicht mehr gegen meinen Griff. Allerdings hatte ich keine weiteren Pläne mit dem Reptil und nach ein paar Fotos entließ ich es wieder in die Freiheit.

    Die Auseinandersetzung mit der Schlange hatte mir zwar viel Spaß gemacht aber ebenso viel Zeit gekostet. Ich rief mir ins Gedächtnis, dass ich hier war um Linz zu erreichen und nicht um mit der hiesigen Tierwelt zu kämpfen. Mit diesem Gedanken setzte ich meine Fahrt fort und nach einer gefühlten Ewigkeit erreichte ich das 2. Kraftwerk in Pucking.

    Den Zeitplan hatte ich schon längst gesprengt und als ich das Boot wieder ins Wasser setzte kam auch noch Gegenwind auf. Allerdings war er nicht stark und ich hielt mich im Windschatten der Ufervegetation wo sein Einfluss ein wenig geringer war.

    Nach einer weiteren langen Ruderstrecke erreichte ich jene Stelle, an der wir vor drei Jahren aufgegeben hatten. Die Traun teilt sich hier in zwei Arme, der linke wird "Jaukerbach" genannt, ist hoch umzäunt und unbefahrbahr. Der rechte Arm ist die "eigentliche" Traun, an dieser Stelle allerdings wild und sehr seicht. Während ich mein Boot die Böschung hinunterschleppte, kam ich mit zwei Buben ins Gespräch. Sie konnten ein paar nützliche Informationen zum Verlauf des Flusses liefern, allerdings nur für die nächsten paar hundert Meter.

    Die Traun ist hier sehr seicht und nicht ganz unkompliziert. Oft musste ich mich flach ins Boot legen um das Gewicht zu verteilen, da das Wasser stellenweise nur 20 Zentimeter tief war. Schließlich sah ich in der Entfernung eine Wasserstufe auf mich zukommen und obwohl es schon dämmerte und ich kaum etwas erkennen konnte wusste ich sofort dass sie gefährlich war. Ich versuchte mit aller Kraft das Ufer anzusteuern aber die Strömung war schon zu stark. Fluchend legte ich das Ruder weg, und umklammerte mit beiden Armen einen Stein von der Größe einer Wassermelone. Ein Ruck ging durch das Boot als sich der Fels drehte und aus seiner Verankerung gerissen wurde. Obwohl er mich nicht halten konnte, so verlangsamte er zumindest meine Fahrt und ich schaffte es mich an einem großen Felsbrocken am Ufer festzukrallen. Dennoch war die Strömung so stark, dass ich mich kaum halten konnte und ich schaffte es nur mit Mühe mich aus dem Wasser zu stemmen.

    Letzendlich gelang es mir aber und ich musterte das Hindernis. Diese Wasserstufe wäre mit dem richtigen Boot zwar machbar gewesen, aber selbst dann hätten meine Fähigkeiten nicht gereicht. Also lud ich mir Boot und Gepäck auf den Buckel und schleppte es um die Wasserstufe herum. Aber auch das war schon gefährlich genug. "Du wirst dir noch den Hals brechen" dachte ich mir als ich vorsichtig über die algigen Steine stieg, das Boot auf der Schulter und ständig in Angst das Gleichgewicht zu verlieren oder auf den Algen auszurutschen.

    Doch ich meisterte auch diese letzte Herausforderung. Mein Ziel, die Brücke von Linz-Ebelsberg war schon zu sehen und durch diesen Umstand gestärkt, stieg ich ein letztes Mal in mein Boot. Die letzten hundert Meter bis zur Brücke hielten keine Überaschungen mehr bereit und ich landete auf einer kleinen Uferböschung.

    Zuversichtlich humpelte ich die Böschung hinauf wo ich einen Radweg vermutete. Dieser war auch vorhanden aber ein Dickicht aus Pflanzen höher als ich, versperrte mir den Weg. Ich zückte mein Messer und unternahm einen halbherzigen Versuch mir den Weg freizukämpfen. Möglich wäre es zwar gewesen, aber die vielen Brennesseln verbrannten mir die Finger ebenso wie meine Motivation. Geschlagen kletterte ich die Böschung wieder hinunter, als mir plötzlich eine Bierdose auffiel die auf einen Zeig gespießt war. Eine kurze Untersuchung brachte das Ergebnis, dass sie noch nicht lange dort hing. Ihr Besitzer war kürzlich hier gewesen es musste also einen Weg geben. Nach kurzem Suchen entdeckte ich ihn auch. So wie mich das ansah musste der Kerl ein wilder Bursche gewesen sein, hatte er doch einen regelrechten Keil ins Dickicht geschlagen und die Pflanzen dem Erdboden gleichgemacht, nur um hier sein Bier trinken zu können.

    Die Sonne ging gerade unter als ich mich mit dem Boot auf dem Rücken aus dem Unterholz schleppte. Nach neun Stunden Fahrt hatte ich mein Ziel erreicht und die begonnene Angelegenheit von damals erfolgreich beendet.



    Fluss oder See? Da kommt man schon ins Grübeln...



    Kochpause vor der ersten Umtragung



    Das Kraftwerk von Marchtrenk



    Show must go on



    Biberburg gut 1,5 Meter hoch



    snakey chantey



    Profil



    snake eater



    Umtragung abgeschlossen



    Das letzte Wehr



    Das letzte Hindernis ich schulterte das Boot und trug es rechts über die Steine bis zur Landzunge hinten im Bild



    Die Dose...



    brachte mich auf die richtige Spur.



    Ziel erreicht
    Zuletzt geändert von Vegareve; 23.10.2017, 17:31.

  • Knorke
    Gerne im Forum
    • 16.05.2011
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    • Meine Reisen

    #2
    AW: Bootstour in Oberösterreich Wels - Linz

    Schön geschrieben!

    Aber warum um Himmelswillen musstest du die Ringelnatter überhaupt schnappen? War das ein Reflex aus evolutionär früheren Zeiten?!

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    • StevePeacewalker
      Erfahren
      • 26.06.2011
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      • Meine Reisen

      #3
      AW: Bootstour in Oberösterreich Wels - Linz

      Danke fürs Feedback!

      Eine mehr als berechtigte Frage. Als Reptiliennarr, der schon seit der frühesten Kindheit Frösche, Geckos und andere Tiere zu Hause hielt konnte ich einfach nicht anders.

      Ich schäme mich aber eh.

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      • DocBrown
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        • 08.05.2009
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        #4
        AW: Bootstour in Oberösterreich Wels - Linz

        du hast das ganze tatsächlich mit dem "böötchen" gemacht.. respekt, das lässt hoffen, hab nämlich auch so eins...

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        • StevePeacewalker
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          • 26.06.2011
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          #5
          AW: Bootstour in Oberösterreich Wels - Linz

          Vielen Dank, das Boot ist zwar nicht das schnellste aber dafür billig und sehr solide.

          Bin überzeugt dass damit noch viel mehr möglich ist. Habe leider im Moment keine Zeit für ausgiebige Bootstouren.

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          • DocBrown
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            • 08.05.2009
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            #6
            AW: Bootstour in Oberösterreich Wels - Linz

            nen kumpel hatte das k2, da lag ein fabrikationsfehler vor. bei dem hat sich die "verschweissung" der stege am boden gelöst, der war dann ne einzige grosse beule... ich hab auch das challenger k2, kam bisher aber noch nicht dazu das auszuprobieren...

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            • StevePeacewalker
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              • 26.06.2011
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              #7
              AW: Bootstour in Oberösterreich Wels - Linz

              Auweh das ist natürlich böse, dürfte aber ein Einzelfall sein. Ich fahre schon über drei Jahren mit den Intex Booten und sie haben sich als sehr zuverlässig erwiesen.

              Wird Zeit dass du ihn einweihst!

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              • DocBrown
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                • 08.05.2009
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                #8
                AW: Bootstour in Oberösterreich Wels - Linz

                dito,

                war bisher mit meinem böötchen, siehe foto, und hier:

                http://www.outdoorseiten.net/forum/s...tex-SeaHawk-II

                sehr zufrieden.

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                • StevePeacewalker
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                  • 26.06.2011
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                  #9
                  AW: Bootstour in Oberösterreich Wels - Linz

                  Feiner Testbericht. Habe mir den Intex Challenger K1 aber mittlerweile zum 2. Mal kaufen müssen zumal mein erstes Boot kurz nach Start der Tour von einem Ast aufgespießt wurde. Bin die Strecke dann mit defekter Bodenkammer zuende gefahren.

                  Der Bericht müsste hier noch irgendwo rumfliegen.

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