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Moin,
Die Tour, über die ich schreiben möchte, ist zwar schon ne ganze Ecke her (anfang September), aber ich hab irgendwie das Bedürfnis, dadrüber mit irgendjemandem zu reden oder drüber zu schreiben, über den schwarzen Fleck in meinem Wandererleben
Vielleicht ham das schon andere erlebt, vielleicht schreibt nicht jeder über sowas auch n Tourenbericht, aber vielleicht ist es anderen nun eine Lehre!
Ich bin ziemlich untrainiert und überhastet an die Sache rangegangen, was dazu führte, dass der Spass nach 2 Tagen bereits für mich gelaufen war. Wie es dazu kam?
Ich war in der Schweiz, um eine schöne Bergwanderung von Lauterbrunnen bis Adelboden zu machen, mit einem Rundweg über Gemmipass und Leukerbad zurück nach Adelboden, in 5 Tagen. Ein paar weitere Etappen auf der von mir so heißgeliebten Alpenpassroute (meine Leidenschaft könnte man sagen ;))
Durch überwiegend sitzende Tätigkeit im Job und überwiegend dahinvegetierende Motivation zum Sport führte meine Lethargie schonmal weit vor der Tour zum größten Fehler, den ich während der ganzen Geschichte begehen sollte: völlig überfressen, übergewichtig und untrainiert so eine Sache anzugehen!
Dabei hätte ich es besser wissen sollen, ich war ja schon öfter in den Bergen... aber ich habs auf die leichte Schulter genommen und dachte, meine Beine würden mich schon tragen... als ich das letzte Mal in den Bergen war, wog ich auch gut 10 kilo weniger
Also bin ich nur son büschen Radgefahren und war n paar Runden schwimmen, damit habe ich intelligenterweise auch erst 4 Wochen vor Tourbeginn angefangen...
Stellt euch vor, zwischen Ausbildung und Studienbeginn hatte ich 3 (!!!) Monate Zeit dafür und wollte auch eigentlich viel länger als 5 Tage da unten weilen, durch den ganzen Postverkehr mit der Fachhochschule und diversen gescheiterten Mitfahrgelegenheiten hatte ich es tatsächlich geschafft, 2 1/2 Monate zu vertrödeln.... geil oder? Jetzt werden einige aufschreien, die sich wohl seit 10 Jahren wünschen mal wieder so viel Zeit zum Abenteuern zu haben... das tue ich heute auch
Also mussten es 5 Tage tun....
Um die so effizient wie möglich zu nutzen, kam ich auf die glorreiche Idee, nachts anzureisen und abzureisen, um die Tage voll zur Verfügung zu haben. Etwaige Probleme durch Schlafentzug und die Tatsache, dass ich mich als Nordlicht innerhalb weniger Stunden auf eine ungewöhnte Höhe katapultieren würde, ignorierte ich innerlich.
So war dann die einzige billige Möglichkeit da hinzukommen war für mich das 34,- quer durch Deutschland-Ticket der Bahn (gibts heute leider nicht mehr), damit bin ich bis Frankfurt gefahren, dann mit einer Mitfahrgelegenheit nach Bern und von da aus weiter.
Als ich in Interlaken eintraf, war es 1.30 Uhr nachts... ich war seit 18 stunden unterwegs. Es war Anfang September und ARSCHKALT. Eine klare Nacht. Der erste Zug nach Lauterbrunnen fuhr um 6 Uhr nochwas... und ich war scheißmüde... ich hatte 2 lange stunden in Bern damit zugebracht, vor der besoffenen Schweizer Jugend in Deckung zu gehen und nicht einzupennen am Bahngleis, ich wollte nun endlich mal schlafen.
Da ich mir das Geld für die Jugendherberge sparen wollte, spazierte ich in dunkelster Nacht am Brienzer See entlang, bis ich eine Bank entdeckte. Ich rollte da meine Isomatte aus und versuchte zu pennen... was mir nicht gelang. Dauernd schreckte ich auf weil ich dachte da steht jemand mitm Hackebeil über mir, oder irgendwelche anderen Muchties wollen wir was... natürlich war ich völlig allein.
So zitterte ich 3 Stunden vor mich hin, bis ich leicht unterkühlt (weil ich Idiot nicht den Schlafsack benutzt hab) wieder zum Bahnhof herübertrottete, und mich da noch einmal den Rest der Zeit zitternd auf die Wartebänke setzte, bis es endlich endlich endlich 6 Uhr nochwas wurde und der Zug einfuhr.....
1. Tag
Ich war im Zug nach Lauterbrunnen mit 2 hübschen Berufspendlerinnen alleine, draussen war es immer noch Scheissduster... und ich wollte in 20 Minuten loswandern, über die Sefinenfurka hinüber ins Kiental... hielt ich auf einmal für keine gute Idee mehr. Als ich den Zug in Lauterbrunnen verließ, schien jedoch die Dämmerung schnell anzubrechen.
Um mir wenigstens etwas kraft zu sparen, hab ich 6 Euro oder so geblecht und bin mit der Seilbahn hoch nach Grütschalp.
Die Sonne ging langsam auf, und ich machte mich bereit loszuziehen. Handschuhe an, Trekkingstöcke ausfahren, und los gehts.... in Richtung Schynige Platte bot sich mir ein atemberaubender Sonnenaufgang.

Auch das berühmte Dreigestirn war im glasklaren Morgenlicht eine Augenweide

Ich zog also immer weiter Richtung Mürren und war in der kühlen Morgenluft auf einmal hellwach und euphorisch, und genoß die langsam ansteigende "Autobahn" in das nahgelegene Dorf.
Je weiter die Sonne stieg, desto wärmer wurde es auf einmal. Nach gut zwei Stunden war schönstes Spätsommerwetter und meine Augen wurden bleischwer, nach 27 Stunden ohne Schlaf. Da kam mir eine am Weg stehende Rasthütte grade recht. Ich setzte mich also da hinein, mit dem Rucksack auf dem Rücken, hach wie schön, nur mal kurz die Äuglein schließen, ist das schön.....
SCHEISSE!! Ich schreckte auf, als ich bemerkte, dass ich über eine Stunde gepennt hatte, Augen zu-Augen auf: Eine Stunde! Was für ein Powernap!
Ich musste zusehen dass ich Land gewann, sonst würde das nie was werden. Zum Glück wars nicht mehr weit nach Mürren.
Dort kam ich nach einer halben Stunde an, und ich war zugegeben etwas erschrocken, weil da doch ein ganz schönes Gerummel herrschte. Zu meinem Glück aber gabs einen Supermarkt, also rein und Brot kaufen sowie Gruyere Surchoix, auf den hatte ich mich seit Monaten gefreut!
Dann ließen sich auch weitere "Eisriesen" blicken, das Berner Breithorn hinter Wolken.

Ich ließ Mürren hinter mir und quälte mich den Weg hoch Richtung Spielbodenalp, und ich hatte das Gefühl, ich würde seit Ewigkeiten schon laufen, so müde war ich. Nach einem Blick auf die Uhr stellte ich fest, dass es gegen mein Zeitgefühl nicht 17.30 Uhr war, sonder erst 10.30 Uhr!! Auweia, das kann ja ein langer Tag werden.
Doch lustwandelte ich durch diese Gegend mit leuchtenden tränenerfüllten Augen Angesichts der Landschaft, die sich vor mir ausbreitete, bei Kaiserwetter, Leute!

Auf einer Bank oberhalb Spielbodenalp legte ich den Rucksack ab und genoß das Panorama auf Jungfrau und das Sefinental unter mir. Im MP3-Player lief John Barry´s Dances with Wolves-Soundtrack, und die Welt war schön.
Der weitere Weg zur Rotstockhütte war leicht zu finden.

Dort angekommen, trank ich einen Kaffee und versuchte, irgendwie etwas klarer im Kopf zu werden, was nicht so leicht war, immerhin war ich schon auf über 2000m höhe und die rasante Art der Anreise des Nachts mit dem Zug und die plötzliche Höhe setzen mir jedes mal etwas zu.
Als ich wieder aufbrach, schoß ich noch ein Panorama- Bild der Rotstockhütte.

Dann ging es hinter einem Berg (ich glaube der hieß Horen) hoch zum Pass, der Sefinenfurka. Die Höhe machte sich nun immer mehr bemerkbar, und meine desolate körperliche Verfassung ebenfalls. Painfully slow ging es voran, meter für meter, eine quälerei, hindurch zwischen Milka- Kühen und deren Scheisshaufen.

Dann kam der Pass in Sicht, eine dunkle Schutthalde und nicht sehr einladend, wobei mir auffiel, dass das gute Wetter auf der anderen Seite vorbei zu sein schien.

So nutzte ich die mir verbleibenden Momente auf der Sonnenseite, um noch einmal den Piz Gloria zu fotografieren, einen Kindheitstraum von mir. Den muss ich unbedingt mal hochlaufen als großer James Bond- Fan!

Die letzten Meter hoch zur Passhöhe waren unvorstellbar schwierig für mich, die Leute die mit entgegenkamen, blickten sich immer wieder nach mir um, in dem offensichtlichen Glauben, ich würde Hilfe benötigen. Ich muss ausgesehen haben wie einer, der den Gipfelgrat des Everest besteigt. So stellte ich mir das auch vor!
Inmitten in die aufsteigenden Wolken des Kientals hinein stand ich schließlich oben, nach Luft schnappend, und angesichts des Windes auch frierend.

Ich setzte mich erstmal hin, und stand auch für eine gute Stunde nicht mehr auf. Mir war kalt, das Wetter wurde schlechter, und ich konnte nicht mehr, ich hatte das Gefühl, meine letzten Reserven verbraucht zu haben. Eine Gruppe Wanderer, die von der Bütlasse kamen (oder Gspaltenhornhütte), fragten, ob alles okay sei, ich konnte die da beruhigen, kein Grund zur Sorge.
Nur fühlte ich mich auf einmal schrecklich einsam. Mutterseelenallein und völlig übermüdet überkam mich ein Schwall von Einsamkeit und ich hatte auf einen Schlag null Bock mehr auf die ganze Sache. Mir fehlte einfach ein Gefährte, jemand an den man sich halten kann oder der einen wieder aufbaut. Scheiss Gefühl mitten in so einer Schotter- und Eiswüste (der dünne Neuschnee der alles bedeckte ließ alles noch trostloser aussehen).
Es war nun doch schon erschreckend spät geworden, ich meine mich zu erinnern dass es so um 14.30 Uhr um gewesen sein muss, wenn mal einer von euch da hoch ist, dann glaube ich dass man als fitter wanderer das ganze auch in weniger als 7 Stunden schaffen kann
Nun ging es an den Abstieg, der sah nun auch alles andere als verlockend aus.

Ab da hab ich keine Fotos mehr gemacht, weil ich alle mühe hatte, auf den Beinen zu bleiben. Ich schleppte mich diese endlose Schutthalde hinab, bin keinem einzigen Menschen mehr begegnet, und wusste in dem dichter werdenden Nebel manchmal gar nicht, ob ich noch auf dem richtigen Weg war. Da ich aber nachher nur noch einem Fluß das Tal runterfolgen musste, konnte zum Glück nichts schiefgehen.
Mit letzter Kraft hab ich dann die oberen Siedlungen der Griesalp erreicht, irgendwann um halb acht abends, und ich hatte keinen Nerv mehr, mir einen Platz zum Campen zu suchen, zudem mich die Verbotsschilder (Jagdbanngebiet) abschreckten. So biss ich in den sauren Apfel und mietete mich für eine Nacht in dem Naturfreundehaus ein, weil die anderen Hütten alle voll waren, große Gesellschaft. Ich hatte aber das Glück, ein Einzelzimmer zum Bettenlagerpreis zu kriegen!
Völlig fertig nach 39 Stunden ohne Schlaf, wirklich, ich war noch nie sooo müde, und völlig demotiviert, fiel ich in die pofe und hab wie ein Stein bis 10.00 Uhr am nächsten morgen durchgepennt.
2. Tag
Es hat ne gute Stunde gedauert, bis ich alles beisammen hatte, weil mir ALLES wehtat, ALLES. Ich konnte mich kaum bewegen, und hatte dabei aber meinen 12 Kilo Rucksack zu tragen.
Das Wetter am nächsten Morgen war wieder herrlich, doch machte ich mir keinerlei Illusionen darüber, dass ICH ganz bestimmt nicht mehr den Hohtürli-Pass packen würde, nicht in meinem Zustand.

Ich ging bis ans Ende des Tales hoch zum Einstieg des Weges hoch zum Pass, und setzte mich dahin, fieberhaft überlegend, was ich nun machen sollte. Noch so eine Nacht hier in der Hütte konnte ich mir nicht leisten. Als es schließlich auf halb zwölf zuging, war mir klar dass das alles keinen Sinn mehr hatte, zudem der Hohtürli- Pass noch ne ganze Ecke straffer ist als die Sefinenfurka.
Kurzerhand hab ich auf meinen Bauch gehört und den Rücktritt angetreten. Ich hatte auch längst keine Lust mehr, ich fühlte mich schrecklich einsam und immer noch über alle maßen erschöpft.
Ich trat also eine wunderschöne Wanderung das Kiental hinab an, wirklich eine tolle Route! Malerisch und einfach zauberhaft, vor allem weil es nur noch Bergab ging

Die steilste Busstrecke Europas ging ich kurzerhand zu Fuß (ich hab erst hinterher gelesen, dass es die steilste ist), und der weitere Weg Richtung Reichenbach stellte sich als Glücksfall heraus. Tolle Landschaft und ein sehr entspannter Tag!
Ich hab schließlich in Frutigen auf dem Zeltplatz übernachtet, der von einer supernetten Holländerin geleitet wird (ich glaube zumindest dass sie holländerin ist).
Da hab ich auch ein opulentes Mal genossen, Erbswurst- Eintopf mit getrockneten Pilzen, schmeckte so wie es aussieht

Am nächsten Morgen bin ich mit dem ersten Zug nach Basel wieder abgerauscht, um erneut eine 19 -stündige Odysee mit der Regionalbahn quer durch Deutschland auf mich zu nehmen.
Während der ganzen Fahrt nagte es an mir, und ich konnte nicht aufhören mich das zu fragen: Was war da nur schiefgegangen? Warum ist diese Traumhafte Tour, auf die ich mich so lange gefreut hatte, zu so einem Albtraum geworden?
Jetzt wo ich den Bericht schreibe, weiß ich glaub ich dass es vor allem an meiner desolaten körperlichen Verfassung gelegen hat, und an der totalen Fehlplanung. Man sollte vielleicht nicht unbedingt so eine Anreise antreten und direkt danach loslaufen, das war für mich persönlich zu viel.
Auch weiß ich nu, dass ich nie wieder alleine auf Tour gehen will, weil ich einfach Gesellschaft brauche, diese Einsamkeit da oben war für mich nur schwer zu ertragen.
Nächstes mal wird alles besser
Die Tour, über die ich schreiben möchte, ist zwar schon ne ganze Ecke her (anfang September), aber ich hab irgendwie das Bedürfnis, dadrüber mit irgendjemandem zu reden oder drüber zu schreiben, über den schwarzen Fleck in meinem Wandererleben

Vielleicht ham das schon andere erlebt, vielleicht schreibt nicht jeder über sowas auch n Tourenbericht, aber vielleicht ist es anderen nun eine Lehre!
Ich bin ziemlich untrainiert und überhastet an die Sache rangegangen, was dazu führte, dass der Spass nach 2 Tagen bereits für mich gelaufen war. Wie es dazu kam?
Ich war in der Schweiz, um eine schöne Bergwanderung von Lauterbrunnen bis Adelboden zu machen, mit einem Rundweg über Gemmipass und Leukerbad zurück nach Adelboden, in 5 Tagen. Ein paar weitere Etappen auf der von mir so heißgeliebten Alpenpassroute (meine Leidenschaft könnte man sagen ;))
Durch überwiegend sitzende Tätigkeit im Job und überwiegend dahinvegetierende Motivation zum Sport führte meine Lethargie schonmal weit vor der Tour zum größten Fehler, den ich während der ganzen Geschichte begehen sollte: völlig überfressen, übergewichtig und untrainiert so eine Sache anzugehen!
Dabei hätte ich es besser wissen sollen, ich war ja schon öfter in den Bergen... aber ich habs auf die leichte Schulter genommen und dachte, meine Beine würden mich schon tragen... als ich das letzte Mal in den Bergen war, wog ich auch gut 10 kilo weniger

Also bin ich nur son büschen Radgefahren und war n paar Runden schwimmen, damit habe ich intelligenterweise auch erst 4 Wochen vor Tourbeginn angefangen...
Stellt euch vor, zwischen Ausbildung und Studienbeginn hatte ich 3 (!!!) Monate Zeit dafür und wollte auch eigentlich viel länger als 5 Tage da unten weilen, durch den ganzen Postverkehr mit der Fachhochschule und diversen gescheiterten Mitfahrgelegenheiten hatte ich es tatsächlich geschafft, 2 1/2 Monate zu vertrödeln.... geil oder? Jetzt werden einige aufschreien, die sich wohl seit 10 Jahren wünschen mal wieder so viel Zeit zum Abenteuern zu haben... das tue ich heute auch

Also mussten es 5 Tage tun....
Um die so effizient wie möglich zu nutzen, kam ich auf die glorreiche Idee, nachts anzureisen und abzureisen, um die Tage voll zur Verfügung zu haben. Etwaige Probleme durch Schlafentzug und die Tatsache, dass ich mich als Nordlicht innerhalb weniger Stunden auf eine ungewöhnte Höhe katapultieren würde, ignorierte ich innerlich.
So war dann die einzige billige Möglichkeit da hinzukommen war für mich das 34,- quer durch Deutschland-Ticket der Bahn (gibts heute leider nicht mehr), damit bin ich bis Frankfurt gefahren, dann mit einer Mitfahrgelegenheit nach Bern und von da aus weiter.
Als ich in Interlaken eintraf, war es 1.30 Uhr nachts... ich war seit 18 stunden unterwegs. Es war Anfang September und ARSCHKALT. Eine klare Nacht. Der erste Zug nach Lauterbrunnen fuhr um 6 Uhr nochwas... und ich war scheißmüde... ich hatte 2 lange stunden in Bern damit zugebracht, vor der besoffenen Schweizer Jugend in Deckung zu gehen und nicht einzupennen am Bahngleis, ich wollte nun endlich mal schlafen.
Da ich mir das Geld für die Jugendherberge sparen wollte, spazierte ich in dunkelster Nacht am Brienzer See entlang, bis ich eine Bank entdeckte. Ich rollte da meine Isomatte aus und versuchte zu pennen... was mir nicht gelang. Dauernd schreckte ich auf weil ich dachte da steht jemand mitm Hackebeil über mir, oder irgendwelche anderen Muchties wollen wir was... natürlich war ich völlig allein.
So zitterte ich 3 Stunden vor mich hin, bis ich leicht unterkühlt (weil ich Idiot nicht den Schlafsack benutzt hab) wieder zum Bahnhof herübertrottete, und mich da noch einmal den Rest der Zeit zitternd auf die Wartebänke setzte, bis es endlich endlich endlich 6 Uhr nochwas wurde und der Zug einfuhr.....
1. Tag
Ich war im Zug nach Lauterbrunnen mit 2 hübschen Berufspendlerinnen alleine, draussen war es immer noch Scheissduster... und ich wollte in 20 Minuten loswandern, über die Sefinenfurka hinüber ins Kiental... hielt ich auf einmal für keine gute Idee mehr. Als ich den Zug in Lauterbrunnen verließ, schien jedoch die Dämmerung schnell anzubrechen.
Um mir wenigstens etwas kraft zu sparen, hab ich 6 Euro oder so geblecht und bin mit der Seilbahn hoch nach Grütschalp.
Die Sonne ging langsam auf, und ich machte mich bereit loszuziehen. Handschuhe an, Trekkingstöcke ausfahren, und los gehts.... in Richtung Schynige Platte bot sich mir ein atemberaubender Sonnenaufgang.

Auch das berühmte Dreigestirn war im glasklaren Morgenlicht eine Augenweide

Ich zog also immer weiter Richtung Mürren und war in der kühlen Morgenluft auf einmal hellwach und euphorisch, und genoß die langsam ansteigende "Autobahn" in das nahgelegene Dorf.
Je weiter die Sonne stieg, desto wärmer wurde es auf einmal. Nach gut zwei Stunden war schönstes Spätsommerwetter und meine Augen wurden bleischwer, nach 27 Stunden ohne Schlaf. Da kam mir eine am Weg stehende Rasthütte grade recht. Ich setzte mich also da hinein, mit dem Rucksack auf dem Rücken, hach wie schön, nur mal kurz die Äuglein schließen, ist das schön.....
SCHEISSE!! Ich schreckte auf, als ich bemerkte, dass ich über eine Stunde gepennt hatte, Augen zu-Augen auf: Eine Stunde! Was für ein Powernap!
Ich musste zusehen dass ich Land gewann, sonst würde das nie was werden. Zum Glück wars nicht mehr weit nach Mürren.
Dort kam ich nach einer halben Stunde an, und ich war zugegeben etwas erschrocken, weil da doch ein ganz schönes Gerummel herrschte. Zu meinem Glück aber gabs einen Supermarkt, also rein und Brot kaufen sowie Gruyere Surchoix, auf den hatte ich mich seit Monaten gefreut!
Dann ließen sich auch weitere "Eisriesen" blicken, das Berner Breithorn hinter Wolken.

Ich ließ Mürren hinter mir und quälte mich den Weg hoch Richtung Spielbodenalp, und ich hatte das Gefühl, ich würde seit Ewigkeiten schon laufen, so müde war ich. Nach einem Blick auf die Uhr stellte ich fest, dass es gegen mein Zeitgefühl nicht 17.30 Uhr war, sonder erst 10.30 Uhr!! Auweia, das kann ja ein langer Tag werden.
Doch lustwandelte ich durch diese Gegend mit leuchtenden tränenerfüllten Augen Angesichts der Landschaft, die sich vor mir ausbreitete, bei Kaiserwetter, Leute!

Auf einer Bank oberhalb Spielbodenalp legte ich den Rucksack ab und genoß das Panorama auf Jungfrau und das Sefinental unter mir. Im MP3-Player lief John Barry´s Dances with Wolves-Soundtrack, und die Welt war schön.
Der weitere Weg zur Rotstockhütte war leicht zu finden.

Dort angekommen, trank ich einen Kaffee und versuchte, irgendwie etwas klarer im Kopf zu werden, was nicht so leicht war, immerhin war ich schon auf über 2000m höhe und die rasante Art der Anreise des Nachts mit dem Zug und die plötzliche Höhe setzen mir jedes mal etwas zu.
Als ich wieder aufbrach, schoß ich noch ein Panorama- Bild der Rotstockhütte.

Dann ging es hinter einem Berg (ich glaube der hieß Horen) hoch zum Pass, der Sefinenfurka. Die Höhe machte sich nun immer mehr bemerkbar, und meine desolate körperliche Verfassung ebenfalls. Painfully slow ging es voran, meter für meter, eine quälerei, hindurch zwischen Milka- Kühen und deren Scheisshaufen.

Dann kam der Pass in Sicht, eine dunkle Schutthalde und nicht sehr einladend, wobei mir auffiel, dass das gute Wetter auf der anderen Seite vorbei zu sein schien.

So nutzte ich die mir verbleibenden Momente auf der Sonnenseite, um noch einmal den Piz Gloria zu fotografieren, einen Kindheitstraum von mir. Den muss ich unbedingt mal hochlaufen als großer James Bond- Fan!

Die letzten Meter hoch zur Passhöhe waren unvorstellbar schwierig für mich, die Leute die mit entgegenkamen, blickten sich immer wieder nach mir um, in dem offensichtlichen Glauben, ich würde Hilfe benötigen. Ich muss ausgesehen haben wie einer, der den Gipfelgrat des Everest besteigt. So stellte ich mir das auch vor!
Inmitten in die aufsteigenden Wolken des Kientals hinein stand ich schließlich oben, nach Luft schnappend, und angesichts des Windes auch frierend.

Ich setzte mich erstmal hin, und stand auch für eine gute Stunde nicht mehr auf. Mir war kalt, das Wetter wurde schlechter, und ich konnte nicht mehr, ich hatte das Gefühl, meine letzten Reserven verbraucht zu haben. Eine Gruppe Wanderer, die von der Bütlasse kamen (oder Gspaltenhornhütte), fragten, ob alles okay sei, ich konnte die da beruhigen, kein Grund zur Sorge.
Nur fühlte ich mich auf einmal schrecklich einsam. Mutterseelenallein und völlig übermüdet überkam mich ein Schwall von Einsamkeit und ich hatte auf einen Schlag null Bock mehr auf die ganze Sache. Mir fehlte einfach ein Gefährte, jemand an den man sich halten kann oder der einen wieder aufbaut. Scheiss Gefühl mitten in so einer Schotter- und Eiswüste (der dünne Neuschnee der alles bedeckte ließ alles noch trostloser aussehen).
Es war nun doch schon erschreckend spät geworden, ich meine mich zu erinnern dass es so um 14.30 Uhr um gewesen sein muss, wenn mal einer von euch da hoch ist, dann glaube ich dass man als fitter wanderer das ganze auch in weniger als 7 Stunden schaffen kann

Nun ging es an den Abstieg, der sah nun auch alles andere als verlockend aus.

Ab da hab ich keine Fotos mehr gemacht, weil ich alle mühe hatte, auf den Beinen zu bleiben. Ich schleppte mich diese endlose Schutthalde hinab, bin keinem einzigen Menschen mehr begegnet, und wusste in dem dichter werdenden Nebel manchmal gar nicht, ob ich noch auf dem richtigen Weg war. Da ich aber nachher nur noch einem Fluß das Tal runterfolgen musste, konnte zum Glück nichts schiefgehen.
Mit letzter Kraft hab ich dann die oberen Siedlungen der Griesalp erreicht, irgendwann um halb acht abends, und ich hatte keinen Nerv mehr, mir einen Platz zum Campen zu suchen, zudem mich die Verbotsschilder (Jagdbanngebiet) abschreckten. So biss ich in den sauren Apfel und mietete mich für eine Nacht in dem Naturfreundehaus ein, weil die anderen Hütten alle voll waren, große Gesellschaft. Ich hatte aber das Glück, ein Einzelzimmer zum Bettenlagerpreis zu kriegen!
Völlig fertig nach 39 Stunden ohne Schlaf, wirklich, ich war noch nie sooo müde, und völlig demotiviert, fiel ich in die pofe und hab wie ein Stein bis 10.00 Uhr am nächsten morgen durchgepennt.
2. Tag
Es hat ne gute Stunde gedauert, bis ich alles beisammen hatte, weil mir ALLES wehtat, ALLES. Ich konnte mich kaum bewegen, und hatte dabei aber meinen 12 Kilo Rucksack zu tragen.
Das Wetter am nächsten Morgen war wieder herrlich, doch machte ich mir keinerlei Illusionen darüber, dass ICH ganz bestimmt nicht mehr den Hohtürli-Pass packen würde, nicht in meinem Zustand.

Ich ging bis ans Ende des Tales hoch zum Einstieg des Weges hoch zum Pass, und setzte mich dahin, fieberhaft überlegend, was ich nun machen sollte. Noch so eine Nacht hier in der Hütte konnte ich mir nicht leisten. Als es schließlich auf halb zwölf zuging, war mir klar dass das alles keinen Sinn mehr hatte, zudem der Hohtürli- Pass noch ne ganze Ecke straffer ist als die Sefinenfurka.
Kurzerhand hab ich auf meinen Bauch gehört und den Rücktritt angetreten. Ich hatte auch längst keine Lust mehr, ich fühlte mich schrecklich einsam und immer noch über alle maßen erschöpft.
Ich trat also eine wunderschöne Wanderung das Kiental hinab an, wirklich eine tolle Route! Malerisch und einfach zauberhaft, vor allem weil es nur noch Bergab ging


Die steilste Busstrecke Europas ging ich kurzerhand zu Fuß (ich hab erst hinterher gelesen, dass es die steilste ist), und der weitere Weg Richtung Reichenbach stellte sich als Glücksfall heraus. Tolle Landschaft und ein sehr entspannter Tag!
Ich hab schließlich in Frutigen auf dem Zeltplatz übernachtet, der von einer supernetten Holländerin geleitet wird (ich glaube zumindest dass sie holländerin ist).
Da hab ich auch ein opulentes Mal genossen, Erbswurst- Eintopf mit getrockneten Pilzen, schmeckte so wie es aussieht


Am nächsten Morgen bin ich mit dem ersten Zug nach Basel wieder abgerauscht, um erneut eine 19 -stündige Odysee mit der Regionalbahn quer durch Deutschland auf mich zu nehmen.
Während der ganzen Fahrt nagte es an mir, und ich konnte nicht aufhören mich das zu fragen: Was war da nur schiefgegangen? Warum ist diese Traumhafte Tour, auf die ich mich so lange gefreut hatte, zu so einem Albtraum geworden?
Jetzt wo ich den Bericht schreibe, weiß ich glaub ich dass es vor allem an meiner desolaten körperlichen Verfassung gelegen hat, und an der totalen Fehlplanung. Man sollte vielleicht nicht unbedingt so eine Anreise antreten und direkt danach loslaufen, das war für mich persönlich zu viel.
Auch weiß ich nu, dass ich nie wieder alleine auf Tour gehen will, weil ich einfach Gesellschaft brauche, diese Einsamkeit da oben war für mich nur schwer zu ertragen.
Nächstes mal wird alles besser

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