[AT] Alter Herr auf neuen Wegen: in den Ötztaler und Stubaier Alpen

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  • OutofSaigon
    Erfahren
    • 14.03.2014
    • 433
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    • Meine Reisen

    #21
    14. Juli 2024

    Fünf Tage und sechs Nächte war ich nun im Hochjochhospiz, länger als jeder andere Gast während dieser Zeit, länger wahrscheinlich auch als die allermeisten Hüttengäste überhaupt. Es wird also Zeit, zu neuen Ufern aufzubrechen. So wandere ich denn im Morgenlicht zurück nach Vent, natürlich wiederum vorbei an den Rofenhöfen.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 41  ods.jpg Ansichten: 0 Größe: 270,7 KB ID: 3291608 33 - Im Morgenlicht wandere ich zurück nach Vent


    Wie ich von Vent zur Amberger Hütte komme, hat mir Carmen, die super-nette Hüttenwirtin erklärt. "Fahr mit dem Bus bis nach Längenfeld und warte dort, gleich neben der Bushaltestelle, bei der sogenannten Mitfahrbank, bis dich jemand mitnimmt nach Gries im Sulztal. Von dort an mußt du allerdings wieder laufen".


    Also gehe ich in Vent erst einmal zur Endhaltestelle des Busses. Zwei Damen sind auch schon dort. Voller Vorfreude verfolgen wir auf der digitalen Anzeige, wann der Bus kommen wird. Noch sechs Minuten ... noch vier Minuten ... noch zwei Minuten ... (???) ... (???) ... noch 50 Minuten ... - Oh, was ist da los? Warum ist der Bus nicht gekommen??

    Verwirrt gehe ich in Richtung Ortsmitte, um heraus zu finden, was da vorgeht. Eine freundliche junge Polizistin gibt mir alsbald Auskunft: heute ist "Kirtag" (Kirchweihtag) in Vent, und die Straße ist wegen der Prozession kurzzeitig gesperrt. Da sehe ich auch schon die Einheimischen, in schöne Tracht gekleidet, den Pfarrer usw.


    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 42 ods.jpg Ansichten: 0 Größe: 275,6 KB ID: 3291609 34 - Kirtag (Kirchweihtag) in Vent


    Das hatten wir natürlich nicht auf dem Plan gehabt, und auch die digitale Anzeige hatte es nicht berücksichtigt. Ich nehme aber zur Kenntnis, daß die Gebete ausdrücklich sowohl für die Bewohner als auch die Besucher des Ortes den göttlichen Segen erbitten, und das versöhnt ja denn doch wieder.
    .

    Der nächste Bus kommt dann wieder regulär, und so fahre ich erst einmal hinunter nach Schicki-Micki-Sölden. Dort gefällt es mir heute auch nicht besser als vor einer Woche, aber der Anschlußbus bringt mich bald nach Längenfeld, wo ich auch sogleich die von Carmen erwähnte Mitfahrbank finde.


    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 43 ods.jpg Ansichten: 0 Größe: 345,1 KB ID: 3291610 35 - Mitfahrbank in Längenfeld

    Ich habe kaum ein paar Minuten gewartet, da hält auch schon ein Auto an, ein Sammeltaxi (diese fahren hier relativ oft und werden von der Landesregierung subventioniert). Drinnen ist noch mehr als genug Platz für mich und meinen Rucksack, denn es sitzt nur einzige junge Dame drin. So fahren wird denn los in Richtung Gries, das erste Stück über bemerkenswert steile Serpentinen. Beim Plaudern stellt sich heraus, daß die junge Dame eine Cousine von Carmen ist. Das überrascht mich allerdings nicht allzu sehr, denn Carmen stammt ja aus Gries.

    In Gries angekommen (was nicht lange gedauert hat), habe ich erst einmal Hunger und kaufe mir in einem Laden eine Leberkäs-Semmel (LKW = Leberkäs-Weck sagt man in Schwaben dazu). Der Laden wird bemerkenswerterweise von einem "Zuag´roasten" betrieben.

    Anschließend starte ich zum Fußmarsch zur Amberger Hütte. Am Straßenrand fällt mir eine interessant gewachsene Lärche auf.


    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 44 ods.jpg Ansichten: 0 Größe: 491,9 KB ID: 3291613 36 - Interessant gewachsene Lärche an der Straße zur Amberger Hütte

    Notabene: ich sagte "Straße", nicht "Weg", und in der Tat führt zur Amberger Hütte eine gewalzte Straße. So kann man die Hütte leicht versorgen: der Lastwagen fährt bis an die Küchentür. Außerdem ermöglicht diese Straße zahlreichen E-Bikern eine bequeme Fahrt bis zur Hütte, und daher ist diese Hütte auch in erheblichem Maße eine Ausflugsgaststätte für Tagesgäste.
    .

    So wandere ich denn eine ganze Weile bergauf. Es ist ordentlich heiß, und ich habe einen relativ schweren Rucksack dabei. Relativ schwer ist er, weil ich verschiedene Schuh-Modelle mitgenommen habe, um sie unter unterschiedlichen Bedingungen zu testen. Darauf komme ich noch zurück. Nun aber sehe ich erst einmal, schwitzend, am Straßenrand ein Haus mit Bänken und Sonnenschirmen davor - höchst einladend für eine Rast.


    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 45 ods.jpg Ansichten: 0 Größe: 268,6 KB ID: 3291611 37 - Rast auf der Sulztalalm

    Dies ist die Sulztalalm, betrieben von Wirt Gabriel und seiner Frau. Zwei Kinder, Magdalena und Johann, hüpfen ebenfalls herum. Hier lasse ich mir nicht nur ein Getränk servieren, hier schließe ich auch schnell Freundschaft mit Gabriel und den Seinen und nehme mir vor, wieder zu kommen.

    Dennoch muß ich heute nun erst einmal weiter (habe mich ja schließlich auf der Amberger Hütte zur Übernachtung angemeldet). Eine gute halbe Stunde später treffe ich denn auch an meinem Tagesziel ein.


    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 47 ods.jpg Ansichten: 0 Größe: 263,5 KB ID: 3291614 38 - Ankunft an der Amberger Hütte

    Irgendwann gibt es ein leckeres Abendessen, und ich hatte also einen guten Tag.

    Leicht belustigt bemerke ich, daß hier gratis Ohropax ausgegeben wird.


    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 48 ods.jpg Ansichten: 0 Größe: 102,4 KB ID: 3291612
    39 - Oropax (oder Ohropax?) gibt es hier gratis

    Ich habe aber sowieso immer meine eigenen Ohrstöpsel dabei und schlafe daher sehr gut. Mal sehen, was der morgige Tag bringen wird!
    .
    Fortsetzung folgt​

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    • StefanBoe
      Erfahren
      • 14.12.2020
      • 425
      • Privat

      • Meine Reisen

      #22
      Lustig: Wo ich dein Bild sehe, kann ich mich wieder an die verwachsene Lärche am Weg zur Amberger Hütte erinnern. (Tour durch die Stubaier 2013). Auch an die Oropax-Dose auf der Amberger Hütte meine ich mich erinnern zu können. Den Weg zur Hütte fand ich durch die gewalzte Piste mittelmäßig, aber den flachen Sulztalboden und überhaupt das weitläufige Gebiet oberhalb der Hütte fand ich super!

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      • Schwindelfrei
        Gerne im Forum
        • 13.11.2017
        • 65
        • Privat

        • Meine Reisen

        #23
        Danke für diesen netten Bericht (bzw. den bisherigen Berichtsabschnitt) !

        Die Rofenhöfe bei Vent sind nicht nur Bauernhöfe wie viele andere. Vielmehr lese ich im Internet, sie seien (1) oberhalb der Baumgrenze gelegen sowie (2) die höchstgelegene Dauersiedlung Österreichs und auch (3) die höchstgelegene Dauersiedlung der Ostalpen insgesamt.

        Behauptung (1) ist unrichtig, wie das erste Foto hier schon beweist: noch oberhalb der Rofenhöfe stehen ausgewachsene Bäume. Behauptung (2) mag richtig sein; jedenfalls kann ich sie (derzeit) nicht widerlegen. Behauptung (3) ist ebenfalls unrichtig: das kleine Dorf Juf in Graubünden liegt nochmals rund hundert Meter höher (und da Juf östlich der Linie Chur-Chiavenna liegt, rechnen wir es zu den Ostalpen).

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        • mariusgnoedel
          Dauerbesucher
          • 11.05.2017
          • 878
          • Privat

          • Meine Reisen

          #24
          Zitat von Schwindelfrei Beitrag anzeigen
          Danke für diesen netten Bericht (bzw. den bisherigen Berichtsabschnitt) !

          Die Rofenhöfe bei Vent sind nicht nur Bauernhöfe wie viele andere. Vielmehr lese ich im Internet, sie seien (1) oberhalb der Baumgrenze gelegen sowie (2) die höchstgelegene Dauersiedlung Österreichs und auch (3) die höchstgelegene Dauersiedlung der Ostalpen insgesamt.

          Behauptung (1) ist unrichtig, wie das erste Foto hier schon beweist: noch oberhalb der Rofenhöfe stehen ausgewachsene Bäume. Behauptung (2) mag richtig sein; jedenfalls kann ich sie (derzeit) nicht widerlegen. Behauptung (3) ist ebenfalls unrichtig: das kleine Dorf Juf in Graubünden liegt nochmals rund hundert Meter höher (und da Juf östlich der Linie Chur-Chiavenna liegt, rechnen wir es zu den Ostalpen).

          OT:
          Naja, je nach Quelle sind diese Höfe auch nur die höchstgelegenen, ganzjährig bewirtschafteten Höfe in Österreich. Beispielsweise ist Kühtai auf dem Papier höher und es gibt auch wenige Einwohner.

          Baumgrenze - was ist die genaue Definiton?
          Richtig ist, dass oberhalb der Höfe - Richtung Breslauer Hütte es keine Bäume mehr gibt.

          Andererseits auf der anderen Talseite gehen die Bäume/der Wald bis ca 2200hm ... 2300hm (bei der Talleitspitze/Hörnle).

          Zum Bericht:
          Toller Bericht und tolle Bilder, ich war bei Vent/Hochjochhospitz/... immer später dort und es gab dann keine (Alt)Schneefelder mehr. Im Hochjochhospitz war der Bach ziemlich laut im Zimmer.

          Amberger Hütte/Gries war ich noch gar nicht.

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          • Flachlandtiroler
            Freak
            Moderator
            Liebt das Forum
            • 14.03.2003
            • 29742
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            • Meine Reisen

            #25
            OT:
            Zitat von mariusgnoedel Beitrag anzeigen
            Baumgrenze - was ist die genaue Definiton?
            Die Bäume bilden noch "Wald" i.e. die Kronen berühren sich untereinander.


            Zu Amberger Hütte und Vent vergleiche auch hier (Schrankogel & WIldspitze).
            Schaut noch ziemlich gleich aus...
            Meine Reisen (Karte)

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            • OutofSaigon
              Erfahren
              • 14.03.2014
              • 433
              • Privat

              • Meine Reisen

              #26
              Wir sind hier nun abermals auf ein gewisses "Nebengleis" gekommen, auf dem wir nicht allzu lange verweilen sollten.

              Erklärungen zu den Begriffen "Waldgrenze" bzw. "Baumgrenze" findet ihr u.a. in einem Artikel bei Wikipedia (klick) und auch auf der Homepage des Schweizer Alpenclubs (klick). - Kamerad Martin "Flachlandtiroler" ist hier etwas durcheinander geraten, indem er eine Frage zur Baumgrenze mit einer Definition der Waldgrenze beantwortet. Die Baumgrenze liegt höher als die Waldgrenze; denn selbst dort, wo kein geschlossener Wald mehr vorzufinden ist, wachsen noch einzelne Bäume oder ganz kleine Baumgrüppchen. Irgendwann einmal ist aber auch damit Schluß.

              Auf dem allerersten Foto in meinem Bericht seht ihr noch oberhalb der Rofenhöfe ein kleines Waldstück. Das zweite Foto ist aufgenommen oberhalb der Waldgrenze, aber noch unterhalb der Baumgrenze; es war NACH (also westlich) der Talstation der Materialseilbahn zur Vernagthütte - bis zu dieser führt noch ein Fahrweg für Klein-LKW, danach existiert nur noch ein Wanderweg; dort fährt nur noch das Gelände-Motorrad von Florian Scheiber.​

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              • OutofSaigon
                Erfahren
                • 14.03.2014
                • 433
                • Privat

                • Meine Reisen

                #27
                Danke für euere Kommentare, StefanBoe und mariusgnoedel !

                Nein, es ist kein "toller Bericht" - es sind eigentlich nur die Urlaubsfotos eines älteren Herrn. Dieser ist absolut kein Ironman, Olympiasieger o.ä., aber noch einigermaßen rüstig, und er hat auch keine Tomaten auf den Augen, sondern erlebt und registriert noch viele schöne Dinge, die eigentlich alle erleben und registrieren können, sofern sie auch nur einigermaßen fit und aufgeschlossen sind.

                Marius: wenn du noch nicht im Sulztal und auf der Amberger Hütte warst (so wie ich selbst bis vor einem halben Jahr), dann lies einfach weiter!

                Stefan: ich bin belustigt, daß du dich nach elf Jahren noch an jenen Baum erinnerst. Ich bin sogar beeindruckt. Ich bin nicht sicher, ob ich mich nach elf Jahren noch an so etwas erinnern würde; ja: ich bin nicht einmal sicher, ob ich in elf Jahren überhaupt noch am Leben sein werde, hahaha! - Wenn du 2013 in den Stubaier Alpen warst, kommt vielleicht irgendwann einmal noch ein Bericht davon

                Die Ohrenstöpsel kenne ich nur als Ohropax (mit "h"). Ohne "h" schreibt man die geologisch-geographischen Fachbegriffe "Orographie" (Beschreibung von Gebirgen) und "Orogenese" (Entstehung von Gebirgen).

                Die ungewöhnliche Weite des Tals oberhalb der Amberger Hütte ist auch mir aufgefallen, und ich werde noch darauf eingehen. Wartet ab!

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                • OutofSaigon
                  Erfahren
                  • 14.03.2014
                  • 433
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #28
                  15. Juli 2024

                  Kurz nach sieben Uhr trete ich vor die Hüttentür, um hinauf zu schauen zu dem Ziel, das ich mir für heute vorgenommen habe: dem Vorderen Sulzkogel, 2796m hoch, dem Hausberg der Amberger Hütte. (Notabene: es gibt mehrere Berge namens "Sulzkogel"; wer also im Internet nach weiteren Informationen sucht, sollte sorgfältig darauf achten, auf welchen dieser verschiedenen Sulzkogel sich die gefundenen Informationen beziehen).


                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 51 ods.jpg Ansichten: 74 Größe: 308,0 KB ID: 3293716 40 - Von der Amberger Hütte schaue ich hinauf zum Vorderen Sulzkogel (2796m)

                  Das erscheint mir ein verlockendes Ziel: steil und felsig, eine gewisse Herausforderung. Zwar war die Guslarspitze, die ich am 10. Juli bestiegen habe (siehe oben), deutlich höher (3126m), aber doch auch irgendwie leicht zu bezwingen und keine technische Herausforderung.

                  Dann gehe ich also los. In Anbetracht des felsigen Geländes habe ich heute keine Wanderschuhe angezogen, sondern Zustiegschuhe, die für felsiges Geländes ausgelegt sind. Mal sehen, wie die sich hier bewähren! Allerdings führt der erste Teil des Anstiegs natürlich zunächst durch grasiges Terrain bzw. über erdige Wege, bevor es weiter oben richtig felsig wird.


                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 52 ods.jpg Ansichten: 73 Größe: 372,8 KB ID: 3293718 41 - Aufstiegsroute zum Sulzkogel

                  Irgendwo auf dem grasigen Terrain nehme ich erst einmal mein mitgebrachtes Frühstück ein. Ich frühstücke eigentlich viel lieber draußen, in der freien Natur, als in irgendeiner Hüttenstube, aber das ist natürlich Geschmackssache. Etwa um halb neun Uhr steige ich dann wirklich an, und es ist auch wirklich ein schöner Anstieg im Morgenlicht.


                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 53 ods.jpg Ansichten: 72 Größe: 392,2 KB ID: 3293723 42 - Anstieg im Morgenlicht

                  Rasch erreiche ich den felsigen Teil des Aufstiegs, und der hat es in der Tat in sich. Sehr große Blöcke, keinerlei "Weg" mehr, sondern nur noch Markierungen, mit denen man der besten Route durch das Gestein folgt. Mit Fotos kann man das eigentlich gar nicht recht dokumentieren. Ohne Hilfsmittel kommt man da kaum noch weiter. Ich müßte wohl meine Hände zu Hilfe nehmen, hätte ich nicht meine Trekkingstöcke dabei. An einigen Stellen sind künstliche Trittstufen aus Stahl angebracht, damit es überhaupt noch geht. Ich sehe sogar einige Sicherungsringe in den Fels gebohrt, und das erstaunt mich denn doch. Zum Abseilen sind die offensichtlich nicht; denn dafür ist das Gelände immer noch zu "flach", also bei weitem nicht steil genug. Ich kann mir den Zweck dieser Ringe nur so vorstellen, daß viele Bergführer ihre Gäste bzw. Gästegruppen dort am Seil sichern wollen; denn ein Sturz könnte hier schon zu erheblichen Verletzungen führen.

                  Ob das noch Wegklasse T4 ist oder schon T5, das kann ich nicht kompetent beurteilen; da müßten wir einige unserer ODS-Fachleute hier her schicken. Auf jeden Fall habe ich hier das, was ich mir gewünscht habe: die Art von Herausforderung, die ich an der Guslarspitze irgendwie vermißt habe. Andererseits ist dies auch schon nahe der Grenze dessen, was ich noch ungesichert gehen will - ich bin ja schließlich kein wirklicher Bergsteiger, sondern nur ein Wanderer. - Am Seil gesichert zu klettern, wäre eine andere Sache, und auch dazu werde ich später in diesem Sommer noch kommen (Spannung, Spannung).
                  .

                  Etwa um zehn Uhr erreiche ich dann den Gipfel und schieße, nicht ohne einen gewissen Stolz, ein Selfie mit dem Gipfelkreuz. Und natürlich bin ich bei so einem herrlichen Wetter nicht allein hier oben.


                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 54a ods.jpg Ansichten: 73 Größe: 109,8 KB ID: 3293717 Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 54b ods.jpg Ansichten: 72 Größe: 191,7 KB ID: 3293719 43 & 44 - Auf dem Gipfel des Sulzkogel


                  Vom Gipfel aus hat man selbstredend eine tolle Aussicht, vor allem nach Süden, in den oberen Teil des Sulztals.

                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 55 ods.jpg Ansichten: 72 Größe: 336,1 KB ID: 3293720 45 - Blick nach Süden ins obere Sulztal

                  Ihr seht (von rechts) die Gipfel der Kuhscheibe (3188m), der Wilden Leck (3359m), des zweithöchsten Berges im Sulztal, dann in Bildmitte des Windacher Daunkogels (mit 3348m nur wenig niedriger) und ganz links der Mutterberger Seespitze (3302m).
                  .

                  Im Nachhinein merke ich auch, daß ich euch auf diesem Foto meine Wanderziele der nächsten drei Tage zeigen kann: am 16. Juli ging ich - in Bildmitte - zu dem Gletschersee, der hier von einem Felsriegel verdeckt wird und daher nicht zu sehen ist; am 17. Juli wanderte ich rechts hinauf in das weite grasige Kar unterhalb der Kuhscheibe (der Berg heißt tatsächlich Kuhscheibe mit "b", nicht etwa mit "ß"); dann am 18. Juli wanderte ich am Hang des Schrankogels (3497m), des höchsten Berges im Sulztal, hinauf bis zu einer Schulter, die "Hohes Egg" genannt wird). - Von all dem werde ich euch im Folgenden berichten.

                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 55 ods annot1.jpg Ansichten: 73 Größe: 337,8 KB ID: 3293722 46 - Blick nach Süden ins obere Sulztal, mit Erläuterungen


                  Zwar ist es wunderschön hier oben, aber ewig kann / will man hier ja auch nicht bleiben - irgendwann geht es wieder zurück. Ich turne also den felsigen Teil des Hanges wieder hinunter. Meine Zustiegschuhe bewähren sich sehr gut; für solches Gelände sind sie ja auch gemacht. Ein wenig gehe ich leider noch fehl und gerate auf eine Seitenroute, die woanders hin führt. Bei der Markierung der Route haben die Kameraden vom Alpenverein leider nicht genügend daran gedacht, daß die Markierungen nicht nur beim Anstieg, also von unten, gut zu sehen sein müssen, sondern auch beim Abstieg, also von oben. Irgendwann bemerke ich aber natürlich meinen Irrtum und finde den Weg auf die korrekte Abstiegsroute auch wieder.

                  Dann endet der Felshang, und ich komme wieder zurück in das grasige Terrain und auf den erdigen Weg. Auf diesem steige ich entspannt ab in Richtung Amberger Hütte... - da passiert es: ich rutsche auf dem erdigen Weg aus und setze mich auf den Hosenboden. Für dieses Gelände sind meine Zustiegschuhe eben nicht gemacht, dafür haben ihre Sohlen zu wenig Profil. Kein großes Problem, sollte man denken, aber leider ist es nicht so einfach: beim Ausrutschen und Hinsetzen verhakt sich meine rechte Hand in der Schlaufe des Trekkingstocks, so daß mein rechter Oberarm vehement nach hinten-oben gerissen wird. Es tut ordentlich weh in der Schulter. Ich rappele mich wieder auf, gehe weiter zur Hütte, lege dort meinen Tagesrucksack und die Stöcke ins Lager und setze mich erst einmal auf die Terrasse. Mein Oberarm schmerzt, und meine Selbstdiagnose lautet "Zerrung des rechten Trizeps" (der Trizeps ist der Muskel an der Hinterseite / Unterseite des Oberarms). Wie falsch das war, sollte sich noch zeigen.

                  Nun aber ruhe ich mich erst einmal aus, lasse mir einen Kaffee bringen und sitze lange und gemütlich auf der Terrasse der Hütte.


                  Am Spätnachmittag, noch bevor sie auf der Hütte das Abendessen servieren, denke ich mir, ich könnte doch noch einmal das gute halbe Stündchen bergab spazieren zur Sulztalalm und dort essen. Gabriel ist so ein netter Kerl, und er macht leider viel weniger Umsatz als die Wirtin auf der Amberger Hütte; warum also sollte ich nicht noch einmal bei ihm einkehren? Gedacht, getan - ich spaziere hinunter, setze mich auf die Terrasse der Sulztalalm, ruhe mich aus und schaue aus einer leicht anderen Perspektive nochmals zurück auf den Sulzkogel.

                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 56a+46 ods.jpg Ansichten: 4 Größe: 273,7 KB ID: 3293899 47 - Auf der Terrasse der Sulztalalm; der Blick auf den Sulzkogel ist kostenlos, das Bier aber nicht


                  Nach genossenem frühen Abendessen spaziere ich wieder hinauf zur Amberger Hütte. Dort herrscht spürbare Unruhe unter den Gästen, fast ein wenig Aufregung. Was denn da los sei, frage ich und bekomme gesagt, die Wirtin sei drauf und dran, die Bergwacht zu rufen, denn einem Gast sei möglicherweise etwas zugestoßen. Auf mein Nachfragen hin erzählt man mir, ein Wanderer sei heute früh zum Sulzkogel aufgebrochen und seither nicht mehr gesehen worden. "Oh weh", denke ich, "aber da kann ich wohl auch nichts machen".

                  Na, und während ich noch so in der Gaststube stehe, kommt die Wirtin aus der Küchentür, sieht mich und ruft: "ACH, DA BIST DU JA!". Ich bin verdattert und antworte "Wieso? Ich war doch die ganze Zeit schon da, habe lange bei euch auf der Terrasse gesessen und danach nur noch einen kleinen Spaziergang gemacht". Ich selbst war also "der Vermißte", dessentwegen man fast die Bergwacht gerufen hätte. Die wären ganz schön sauer gewesen, und das mit Recht. Mein langes Sitzen auf der Terrasse ist vom Hüttenpersonal irgendwie nicht so registriert worden, wie ich gedacht hatte. Ich entschuldige mich also und verspreche, ab morgen jeden Tag genau ins Hüttenbuch einzutragen, wann ich in welche Richtung aufgebrochen bin und wann ich wieder zurück gekommen bin.
                  .

                  Ich quatsche anschließend noch ein wenig mit anderen Gästen in der Stube, dann geht der Tag zu Ende. Meine rechte Schulter schmerzt immer noch, aber vielleicht wird es morgen besser.

                  Fortsetzung folgt
                  Zuletzt geändert von OutofSaigon; 17.11.2024, 07:06.

                  Kommentar


                  • Wafer

                    Lebt im Forum
                    • 06.03.2011
                    • 9570
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #29
                    Hallo OutOfSaigon.

                    Da stellst du uns wieder eine tolle Region vor! Ich lese deine Berichte sehr gerne mit, weil sie sehr gut in mein 'Beuteschema' passen! Vielen Dank also, für's mitnehmen!

                    Zu deiner Frage zur Schwierigkeitsgradeinteilung des Weges auf den Sulzkogel: der Weg ist bei OSM als T5 eingetragen. Das gilt sicher nicht für den ganzen Weg, denn die ersten Meter ab der Hütte beschreibst du ja als überschaubar. Da der Weg aber als Ganzes bei OSM eingetragen ist und nicht in einzelne Abschnitte unterteilt wurde, wurde er nach der schwierigsten Stelle eingestuft und das scheint T5 - demanding_alpine_hiking - zu sein. Zu sehen in den Attributen des Weges selber.
                    Dazu musst du nur die Region in OSM suchen und nah genug heranzoomen. Dann auf den Button oben rechts mit dem Pfeil und dem Fragezeichen klicken und dann mit dem Cursor oder dem Finger auf die Stelle klicken, an der du wissen willst, wie es da aussieht. Dir wird im linken Bereich der Seite eine Liste der Objekte angezeigt, die im Umfeld dieser Stelle liegen. Such dir den Eintrag aus, über den du Details wissen willst und klicke auf ihn. Dann siehst du dessen Attribute. Die Schwierigkeitsgradeinteilung, von der du sprichst, liegt im Attribut sac_scale. Wenn du auf den Namen des Attributes klickst, wird dir angezeigt, was es da für Details dazu gibt.
                    Wie du siehst, brauchst du garnicht die Experten von ODS anzufordern und dorthin schicken, sondern du kannst die Rauchzeichen des Internets auch aus der Ferne deuten! 😇Aber sei dir bitte immer bewusst: Nicht alles was in den Weiten des Internets zu finden ist, ist die reine Wahrheit!!!

                    Übrigens:
                    Zitat von OutofSaigon Beitrag anzeigen
                    .
                    Fortsetzung folgt


                    Darüber freue ich mich am meisten!!!

                    ​Viele Grüße und noch viel Spaß in den Bergen rund um das Ötztal!

                    Wafer
                    Zuletzt geändert von Wafer; 19.11.2024, 06:34.

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                    • OutofSaigon
                      Erfahren
                      • 14.03.2014
                      • 433
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                      #30
                      Hallo Wafer,
                      ganz herzlichen Dank für deinen Kommentar und vor allem den Hinweis darauf, was man aus Openstreetmap.org (OSM) alles heraus ziehen kann! Das war mir gar nicht bekannt. Ich bin mit "klassischen" Topokarten groß geworden und ausgebildet worden, und ich schaue immer noch lieber auf Opentopomap.org. Muß also meinen Horizont in dieser Hinsicht noch erweitern. Auch viele andere KameradInnen hier sind dir sicher dankbar für deine wertvollen Hinweise, auch wenn sie es nicht explizit hier (oder anderswo) hin schreiben.
                      .
                      Also: ein gewisser Martin Borsje hat auf OSM eingetragen, daß er den Weg auf den Sulzkogel als T5 einstuft. T5 ist eine Klassifizierung des Schweizer Alpenclubs: "Anspruchsvolles Alpinwandern" mit den Erläuterungen: "Oft weglos. Einzelne einfache Kletterstellen. Exponiert, anspruchsvolles Gelände, steile Schrofen. ...". Das paßt schon. Ich bin also mit Martin Borsje einer Meinung (was natürlich nicht bedeutet, daß die gesamte Menschheit unsere Meinung teilen muß). Diese Einstufung bezieht sich, wie üblich, auf den schwierigsten Teil des Gesamtroute. Weiter unten ist es viel einfacher, wie das folgende Foto zeigt - meines Erachtens ein typisches Beispiel für einen Weg der Klasse T2 (im Hintergrund wieder der Windacher Daunkogel).
                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 57 ods.jpg Ansichten: 0 Größe: 218,7 KB ID: 3294384


                      Ansonsten freut es mich, daß dein "Beuteschema" meinem ähnelt. Allerdings komme ich nun bald zum Ende meines Berichts über das Ötztal. Außerhalb des Ötztals habe ich im Sommer 2024 noch eine weitere Tour gemacht, über die ich - aus gutem Grund - lieber einen separaten Bericht schreiben werde.
                      Zuletzt geändert von OutofSaigon; 21.11.2024, 13:51.

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                      • OutofSaigon
                        Erfahren
                        • 14.03.2014
                        • 433
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                        #31
                        16. Juli 2024

                        Als ich morgens aus dem Fenster des Lagers schaue, sehe ich dies:

                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 61 ods.jpg Ansichten: 0 Größe: 155,9 KB ID: 3294802 48 - Der Morgen des 16. Juli

                        Nicht wirklich berauschend, aber irgend etwas will ich denn doch unternehmen, irgend eine leichte / kurze Wanderung. Meine Wahl fällt auf den Talweg, der von der Hütte stracks nach Süden führt bis zu dem Gletschersee, den ihr auch of Opentopomap seht.

                        So gehe ich denn erst einmal etwa einen Kilometer auf der Westseite des Baches entlang, drehe mich dann um und schaue zurück auf die Amberger Hütte.

                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 62 ods.jpg Ansichten: 0 Größe: 207,4 KB ID: 3294804 49 - Blick auf die Amberger Hütte von Süden

                        Ihr seht die Hütte, relativ klein, am Fuß des Felsriegels, der dort das Tal absperrt. Dieser Felsriegel ist offenbar auch der Grund dafür, warum wir hier, so hoch in den Bergen, diese große Schotterfläche vorfinden. Das ist ja nicht klassisch. Typischerweise sind Bäche so hoch in den Bergen tief eingeschnitten, oft fast schluchtartig, mit erheblichem Gefälle. Ausgenommen davon sind Täler, die von Gletschern zu der typischen U-Form ausgehobelt worden sind. - Wenn sich hoch in den Bergen doch große Schotterfelder bilden, hat das immer einen besonderen Grund (davon schrieb ich ja schon in meinem Bericht über den Jomsom-Trek in Nepal - klick), und hier ist das meiner Meinung nach eben jener Riegel aus einem anscheinend äußerst harten Gestein, das den Bach, den Wannenbach, daran hindert, sich tiefer einzugraben und den Schotter abzutransportieren.

                        Auf Opentopomap seht ihr diese ganzen Flächen als "See" eingetragen...
                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Sulztal OTM.jpg Ansichten: 0 Größe: 136,3 KB ID: 3294810
                        Kartendaten: © OpenStreetMap-Mitwirkende, SRTM | Kartendarstellung: © OpenTopoMap (CC-BY-SA)

                        ... aber das ist eben nicht ganz richtig, auch wenn dieser ganze Schotter hin und wieder knöchelhoch unter Wasser stehen mag.​
                        .

                        Ein wenig weiter südlich quert der Wanderweg dann den Bach auf die Ostseite, und dies nicht durch eine Furt, sondern über eine Brücke (und von dieser habe ich auch das folgende Foto gemacht)

                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 63 ods.jpg Ansichten: 0 Größe: 279,1 KB ID: 3294807 50 - Der vom Gletschersee kommende Bach wird mit Hilfe einer Brücke gequert
                        ..​

                        Dann geht es weiter, ein wenig langweilig, durch sehr steinig-kahles Gelände. Steinig-kahl ist es natürlich deswegen, weil es bis vor einigen Jahrzehnten noch permanent von Eis bedeckt war und sich eine Vegetation in solcher Höhe eben nicht innerhalb weniger Jahre entwickelt.

                        Ich passiere einen etwas lädierten Wegweiser

                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 59 ods.jpg Ansichten: 42 Größe: 311,3 KB ID: 3294805 51 - Lädierter Wegweiser auf dem Weg zum Gletschersee

                        Schließlich erreiche ich dann den Gletschersee. Er liegt am Fuß dieser Felsstufe:

                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 64 ods.jpg Ansichten: 0 Größe: 255,5 KB ID: 3294806 52 - Der Gletschersee im oberen Sulztal. Rechts oben in den Wolken der Gipfelaufbau der Wilden Leck

                        Das Wasser, das hier herunter rauscht, ist das Schmelzwasser aus dem Sulztalferner bzw. den Resten desselben. Noch ein paar Jahrzehnte, und diese Reste werden ganz verschwunden sein. Dann wird der Wannenbach nicht mehr das ganze Jahr über reichlich Wasser führen, sondern nur noch während der Schneeschmelze und nach starken Regenfällen.

                        Dieser kleine See und diese Felsstufe bilden das südliche Ende des Sulztals, soweit man es als Wander-Territorium betrachten kann, also mit Wegen, die nicht über die Schwierigkeit T2 hinaus gehen. Natürlich kann man auch auf den Sulztalferner gehen, der noch weiter südlich liegt, und von dort nach Westen ins Ötztal und nach Osten ins Stubaital queren. Das sind dann allerdings hochalpine Übergänge und nicht mehr das Gelände, wo ein älterer Herr, nur mit Halbschuhen und Tagesrucksäckchen ausgerüstet, problemlos im Alleingang herum rennen kann.
                        .

                        Mangels einer praktikablen Alternative gehe ich dann den gleichen Weg wieder zurück zur Hütte und habe dabei noch einmal den Blick auf die gesamten großen Schotterflächen, von denen ich oben sprach. Das ist schon sehr ungewöhnlich in solch einer Umgebung.

                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 60 ods.jpg Ansichten: 0 Größe: 228,8 KB ID: 3294803 53 - Die Schotterflächen oberhalb der Amberger Hütte; die Hütte selbst ist kleinwinzig genau in Bildmitte zu sehen. Links oben der am Vortag bestiegene Sulzkogel
                        .

                        Das Ganze war absolut keine spektakuläre Wanderung, hat auch nur ein paar Stunden gedauert. Ebenso unspektakulär verlaufen der Nachmittag und der Abend, die ich hauptsächlich in der Gaststube verbringe, zugegebenermaßen etwas gelangweilt, aber auch in der angenehmen Gesellschaft von Lothar, Iris und Beatrix (die genau wissen, daß ich sie meine, falls sie rein zufällig diesen kleinen Bericht lesen sollten).


                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 90 ods.jpg Ansichten: 0 Größe: 256,6 KB ID: 3294808 54 - Ein Kind freut sich über den gelungenen Aufbau eines Kartenhauses
                        .

                        Im Rückblick kann ich sagen, daß dies leider nur ein gewisser "Lückenbüßer-Ausflug" war, nichts Besonderes in irgendeiner Hinsicht. In Anbetracht des Wetters hat der heutige Tag aber eben nicht mehr hergegeben als dies, und so muß man damit zufrieden sein.
                        .

                        Meine rechte Schulter schmerzt immer noch, aber vielleicht wird es morgen besser.
                        .
                        .

                        Nachbemerkung: zwei Tage später sollte ich noch einmal einen Blick in diesen südlichsten Teil des Sulztales werfen, und zwar aus einer sehr interessanten erhöhten Perspektive. Selbstverständlich werde ich euch auch daran teilhaben lassen - bleibt am Ball!
                        .
                        Fortsetzung folgt


                        Zuletzt geändert von OutofSaigon; 24.11.2024, 09:30.

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                        • OutofSaigon
                          Erfahren
                          • 14.03.2014
                          • 433
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #32
                          17. Juli 2024

                          Auch dieser Tag beginnt mit einem Blick aus dem Fenster, genau um 6.30h, und wiederum denke ich mir "Hmmm"

                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 71 ods.jpg Ansichten: 0 Größe: 143,4 KB ID: 3295694 55 - Blick aus dem Fenster um 6.30h

                          Aber, wie es so oft ist in den Bergen: schon eine halbe Stunde später sieht die Sache wieder anders aus:

                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 71a ods.jpg Ansichten: 0 Größe: 224,9 KB ID: 3295695 56 - Blick aus dem Fenster um 7.00h

                          Also, worauf soll ich noch warten?? Schuhe an, und los!


                          Heute nehme ich mir vor, ein wenig die Westseite des Sulztals zu erkunden, genauer gesagt: den Bereich, der zu dem Berg namens Kuhscheibe hinführt. Den Berg selbst habe ich mir abgeschminkt, als ich gestern abend in der Gaststube mitbekam, wie eine Gruppe, die dort hinauf wollte, sich ausgerüstet hat: mit Steigeisen und sonst etwas. Ich will aber nur ein wenig wandern, ein wenig schöne Landschaft genießen und wenn möglich auch ein wenig Sonnenschein. Gletscherausrüstung habe ich aber leider keine dabei, Begleitung auch nicht.


                          Zunächst ist die Route für eine kurze Zeit dieselbe wie zu dem Gletschersee am Vortag, dann aber geht es rechts (also nach Westen) die grasige Talschulter hinauf. Dort bietet sich dann bald die Art von Ausblick, die wir Bergwanderer so lieben: unten im Tal hängt der Nebel drin, aber wir hier oben haben den allerschönsten Sonnenschein.

                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 72 ods.jpg Ansichten: 0 Größe: 189,1 KB ID: 3295693 57 - Nebel im Tal, Sonnenschein hier oben

                          Dann wird es immer herrlicher. Ich wandere gemütlich nach Südwesten durch das weite Kar. Von besonderen Vorkommnissen kann ich euch nicht berichten, aber die folgenden beiden Fotos fassen es zusammen:


                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 73 ods.jpg Ansichten: 0 Größe: 548,8 KB ID: 3295706 Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 74 ods.jpg Ansichten: 0 Größe: 340,0 KB ID: 3295698 58 & 59 - In dem weiten Kar unterhalb der Kuhscheibe


                          Nach Osten schaue ich über das Tal hinweg auf den Schrankogel, der mit fast 3500m der höchste Berg des Sulztals ist (er ist auch nur zehn Meter niedriger als der höchste Gipfel der Stubaier Alpen insgesamt: das etwas weiter südöstlich gelegene Zuckerhütl). Diese Richtung habe ich mir für morgen vorgenommen, aber ich schaue heute schon einmal voller Vorfreude dort hinüber.

                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 75 ods.jpg Ansichten: 0 Größe: 298,4 KB ID: 3295697 60 - Blick über das Sulztal auf den formschönen Schrankogel um Viertel nach zehn Uhr morgens


                          Dann aber trübt es sich rasch ein, und es entsteht sogar eine geschlossene Wolkendecke, gar nicht weit über meinem Kopf. Die Gipfel sind weg. Mit Unmut bemerke ich auch, daß die Untergrenze dieser Wolkendecke sich abwärts bewegt, und dies mit durchaus sichtbarer Geschwindigkeit. Das war es dann wohl für heute, und ich trete wohl besser den Rückweg an.

                          Während ich zurück marschiere, senkt sich dann auch die Wolkendecke schneller, als ich selbst wieder zur Amberger Hütte absteige. Kurz vor der Hütte hat sie mich eingeholt, und ich stehe im Nebel.

                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 76 ods.jpg Ansichten: 0 Größe: 235,3 KB ID: 3295708 61 - Ankunft an der Hütte kurz vor Mittag; das war es für heute


                          Am Nachmittag entscheide ich mich, auch heute wieder auf der Sulztalalm zu Abend zu essen, und wandere also hinunter. Am Straßenrand (wie schon erwähnt, ist es kein Wanderweg, sondern eine Fahrstraße) sehe ich zwei Wegweiser gewissermaßen ins Nirgendwo:

                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 58 ods.jpg Ansichten: 0 Größe: 463,1 KB ID: 3295696 62 - Wegweiser ins Nirgendwo (?)

                          Winnetous scharfe Augen würden erkennen, daß hier irgendwann einmal jemand gegangen sein muß. Sie würden auch die Reste einer Farbmarkierung auf einem großen Stein sehen (für Nicht-Winnetous: der obere dieser beiden Wegweiser zeigt genau darauf). Es belustigt mich auch, daß Westfalen hier mit "h" geschrieben ist. - Im Ganzen aber ist eines klar: auf dieser Route geht (heutzutage) fast niemand (mehr), und wer trotzdem hier gehen wollte, liefe erhebliche Gefahr, irgendwo unterwegs die Route zu verlieren, was in Anbetracht des unübersichtlichen Geländes wohl reichlich blöd wäre.
                          .

                          Während ich auf der Sulztalalm esse und trinke, fängt es an zu regnen, richtig ordentlich sogar. Mist! Da passiert dann etwas wirklich Rührendes: Gabriel, der nette Wirt, sagt zu mir: "Ich kann dich doch jetzt nicht durch den Regen zurück latschen lassen. Wart´! Ich werde meinen Schwiegervater bitten, dich mit dem Auto nach Hause zu fahren". So geschieht es denn auch, und ein netter Herr meiner eigenen Altersgruppe bringt mich mit dem Auto zurück zur Amberger Hütte. - Das sollte dir mal mit einem deutschen Gastwirt passieren!!


                          Meine rechte Schulter schmerzt immer noch, aber vielleicht wird es morgen besser.


                          - - - - - - -

                          18. Juli 2024

                          Heute ist der morgendliche Blick aus dem Fenster so verheißungsvoll, daß ich mir gar nicht erst die Mühe mache, ihn zu fotografieren, sondern baldestmöglich aufbreche.

                          Heute quere ich den Bach auf die Ostseite schon gleich bei der Hütte, und anschließend geht es in leichtem aber stetigem Gefälle bergauf. Es ist ein wunderschöner Morgen. Bereits nach einer halben Stunde habe ich einiges an Höhe gewonnen und schaue hinüber auf die Westseite des Sulztals, wo ich gestern war.

                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 81 ods.jpg Ansichten: 0 Größe: 398,6 KB ID: 3295709 63 - Blick zurück auf das Gelände des gestrigen Ausflugs


                          Linker Hand liegt im Licht der Morgensonne der Hang des Schrankogels. Auf einmal sieht er so flach aus, gar nicht mehr wie gestern. Aber das ist ja immer so in den Bergen: das beste und akkurateste Bild von einem Berg hat man immer vom gegenüber liegenden Hang; am Fuß des Berges selbst sieht er immer ganz anders aus.

                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 82 ods.jpg Ansichten: 0 Größe: 266,1 KB ID: 3295699 64 - Blick hinauf zum Schrankogel


                          Langsam biegt der Wanderweg nach Osten um und verläuft dann eine ganze Weile auf einer alten Seitenmoräne.

                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 83 ods.jpg Ansichten: 0 Größe: 349,5 KB ID: 3295702 65 - Der Wanderweg verläuft nun auf einer alten Seitenmoräne

                          Auch hier gilt wieder: noch vor 200 Jahren muß die ganze rechte Hälfte des obigen Bildes die Oberfläche eines Gletschers gewesen sein. Beinahe unglaublich!

                          Ich drehe mich um 180 Grad und schaue über Seitenmoräne talabwärts.

                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 84 ods.jpg Ansichten: 0 Größe: 265,3 KB ID: 3295700 66 - Blick talwärts auf selbiger Seitenmoräne. Ganz links die Wilde Leck, rechts daneben die Kuhscheibe

                          Hier überholt mich eine Gruppe drahtiger junger Männer, die mir natürlich weit überlegen sind. Sie wollten auf den Gipfel des Schrankogel, erzählen sie mir. Dies könnte ich mir zwar auch für mich selbst vorstellen, aber es wäre eben doch ein Maximalziel, das ich nun nicht unbedingt mit aller Macht erreichen muß.


                          Bald verläßt der Weg die Moräne wieder und führt steiler hinauf in Richtung zu einer Schulter, die "Hohes Egg" genannt wird, und von dort weiter zum Schrankogel. So gewinne ich rasch an Höhe.

                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 86 ods.jpg Ansichten: 0 Größe: 499,3 KB ID: 3295703 67 - Steiler Weg hinauf zum Hohen Egg

                          Wenig später habe ich dann auch jenes Hohe Egg erreicht und schaue den weiteren Hang hinauf. Von hier bis zum Gipfel des Schrankogel sind es noch weitere 700 Höhenmeter, und ich entscheide relativ schnell, daß ich nun nicht derartig weit diese Steinhalde hinauf krabbeln will. Ich bin schließlich ein Pensionär im Urlaub, verdammt noch mal! - Hier mache ich für heute Schluß, setze mich ins Gras und schaue nur so in die schöne Sommersonnen-Landschaft, hinüber in das Gelände, wo ich gestern war.


                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 87 ods.jpg Ansichten: 0 Größe: 387,5 KB ID: 3295704 68 - Die Steinhalde hinauf zum Schrankogel, die ich mir erspare

                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 88 ods.jpg Ansichten: 0 Größe: 465,1 KB ID: 3295705 69 - Blick nach Westen in das Gelände, wo ich gestern war. Links oben die Kuhscheibe, rechts oben die schroffen Hänge, die schon in Foto Nr. 59 zu sehen waren

                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 85 ods.jpg Ansichten: 0 Größe: 426,7 KB ID: 3295701 70 - Ohne Worte

                          Nach Süden blicke ich noch einmal in das Tal, in dem ich vorgestern war, zu dem Gletschersee hin und auf den Sulztalferner bzw. seine traurigen Reste. Das ist also der Blick aus erhöhter Perspektive, den ich euch oben versprochen hatte.

                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2024 Oetztal 89 ods annot.jpg Ansichten: 0 Größe: 537,9 KB ID: 3295707 71 - Blick nach Süden auf den Sulztalferner. Moränenreste, die im Gelände noch klar erkennbar sind, habe ich mit farbigen Punkten markiert


                          Nach einer langen und gemütlichen Rast auf dem Hohen Egg trete ich dann den Rückweg an und erreiche die Hütte ohne besondere Vorkommnisse am frühen Nachmittag. Etwas später treffen auch die drahtigen jungen Männer dort ein und erzählen mir von ihrer Tour auf den Gipfel. Lang und steinig sei es gewesen, und das hatte ich mir ja auch gleich gedacht. Der letzte Teil vor dem Gipfel sei sogar sehr schroff gewesen, fast gefährlich. Diese Auskunft bestätigt mir nun erst recht, daß ich gut daran getan habe, mich mit dem Erreichen des Hohen Egg zufrieden zu geben.


                          Nun habe ich also vier Tage und fünf Nächte auf der Amberger Hütte verbracht und im Sulztal alles erkundet, was für einen Wanderer wie mich sinnvoll war. Genug! Morgen soll es weiter gehen ...
                          .
                          Fortsetzung folgt

                          Zuletzt geändert von OutofSaigon; 30.11.2024, 02:13.

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                          • Ditschi
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                            • 20.07.2009
                            • 12750
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                            #33
                            Toll, wie Du da noch mit 75 Jahren in den Bergen rumstapfst. Ich weiß es zu würdigen. Bin auch ein alter Herr und nur ein Jahr jünger.
                            Wir beide in einem Alter, in dem sich andere -- auch viel jüngere--mit künstlichen Hüft-und Kniegelenken oder Herz-Kreislauf-Problemen rumplagen. Berge zum Wandern habe ich nicht, aber Holzarbeiten im Wald und Gartenarbeit erfordern auch eine gewisse Fitness. Ich bin dankbar für jeden Tag, an dem ich das alles noch kann. Ich vermute, Du genießt Deine Tage auf der Tour mit ähnlicher Dankbarkeit.
                            Ditschi

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                            • OutofSaigon
                              Erfahren
                              • 14.03.2014
                              • 433
                              • Privat

                              • Meine Reisen

                              #34
                              19. Juli 2024

                              Auch auf der Amberger Hütte war ich, wie gesagt, nun ziemlich lange. Heute will ich dann also nach Ötz, dem größten Ort im unteren Ötztal. Ich verabschiede mich von der Wirtin und wandere erst einmal hinab zur Sulztalalm, um dort zu frühstücken.


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ID: 3296682 72 - Beim Abstieg von der Amberger Hütte schaue ich noch einmal zurück auf den Sulzkogel, dann ...


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ID: 3296687 73 - ... gibt es auf der Sulztalalm ein köstliches Heidelbeer-Omelett zum Frühstück


                              Wohl gesättigt verabschiede ich mich denn auch von Gabriel und seiner Familie und wandere weiter talabwärts nach Gries zu der dort stehenden "Mitfahrbank". Bevor ich noch richtig dort bin, sehe ich eine Dame, die gerade in ihr Auto einsteigen will. Höchstwahrscheinlich wird sie nach Längenfeld fahren; denn woanders hin kann man eigentlich von Gries aus überhaupt nicht fahren. Als ich sie freundlich frage, ob sie mich wohl mitnehmen könne, willigt sie sofort noch freundlicher ein. Während der Fahrt bestätigt sie mir, wie üblich es hier sei, Anhalter mitzunehmen. Sie sei in jüngeren Jahren fast immer so unterwegs gewesen.

                              In Längenfeld aus ihrem Auto ausgestiegen, erwische ich auch bald einen Bus talabwärts nach Ötz. Dort habe ich mich angemeldet in einem Gasthof, der mir verlockend erschien. Als ihn sehe, übertrifft er allerdings meine Erwartungen bei weitem: das muß wohl einer der urigsten Gasthöfe der ganzen Ostalpen sein. Georg, der super-nette Wirt, erklärt mir auch die viele Jahrhunderte lange Geschichte dieses Hauses und führt mich herum. Ich bin beeindruckt und freue mich, daß ich hier zwei Übernachtungen gebucht habe.


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ID: 3296681
                              74 und 75 - Gasthof zum Stern in Ötz; ein tolles Original

                              Überhaupt ist Ötz ein netter Ort und gefällt mir viel besser als Sölden. Natürlich gibt es auch hier reichlich Fremdenverkehr und demzufolge Restaurants und Geschäfte aller Art; es wirkt aber nicht so, als ob der Ort seine Seele an den Teufel der Geldgier verkauft hätte.

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ID: 3296685 76 - Ötz, ein netter Ort


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                              20. Juli 2024

                              Als Georg, der super-nette Wirt, mir am Vorabend meine Gästekarte übergab, machte er mich noch darauf aufmerksam, daß ich heute damit eine Seilbahn kostenlos benutzen dürfe. Na, und weil ich kein verbohrter Purist bin und in diesem ganzen Sommer noch nicht ein einziges Mal mit einer Seilbahn gefahren bin, nehme ich mir vor, mit der Acherkogelbahn hinauf zu fahren zur Neuen Bielefelder Hütte und die dortige Umgebung zu erkunden. Zu jener Umgebung gehört auch der Acherkogel. Die Ötztaler weisen stolz darauf hin, daß er der nördlichste Dreitausender der Alpen sei. Damit ist er natürlich auch der nördlichste Dreitausender Europas insgesamt (denn die Berge Skandinaviens sind ja nur viel niedriger), aber letzteres scheint den Ötztalern gar nicht so bewußt zu sein.

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ID: 3296684 77 - Morgendlicher Blick auf den Acherkogel


                              Als ich während der Seilbahnfahrt mein Handy heraus ziehen will, um ein Foto zu machen, merke ich: Mist! Ich habe das Handy im Hotelzimmer liegen gelassen. - So müßt ihr euch in diesem vorletzten Abschnitt meines kleinen Berichts leider mit Text ohne Fotos zufrieden geben. Von der Bergstation der Seilbahn wandern viele, sehr viele, Besucher in Richtung zur Neuen Bielefelder Hütte und weiter zu den nahe gelegen Roßköpfen. Anfangs habe ich keine andere Wahl, als mit der Meute zu gehen, biege dann aber, so bald es geht, vom Hauptweg ab nach Süden, wo es viel ruhiger ist. So wandere ich wohl eine knappe Stunde durch die dortigen Latschenkiefern, sehe vor mir die Ruine der Alten Bielefelder Hütte, biege dann aber wieder nach Nordosten ab und besteige den Wetterkreuzkogel (2591m) "von hinten", also von der Südseite her, während fast alle anderen Wanderer von der Nordseite her hier ankommen (sofern sie überhaupt so weit gewandert sind und sich nicht mit dem Erreichen der Roßköpfe begnügt haben und wieder abgestiegen sind zu Speis und Trank auf der Neuen Bielefelder Hütte - dies tun offenbar die meisten).

                              Den Acherkogel selbst zu besteigen, habe ich mir gar nicht erst vorgenommen, und dies nicht nur aus Zeitmangel. Ihr seht in Foto 77, wie steil er ist - das sollte ich lieber nicht im Alleingang versuchen. So spaziere ich denn gemütlich über die Roßköpfe zur Neuen Bielefelder Hütte, wo ich gerade noch einen Sitzplatz bekomme für mein eigenes Mittagessen nebst Bier in sehr erholsamer Atmosphäre, diesen letzten Tag im Ötztal voll genießend. Nach all diesem geht es zurück zur Seilbahn und wieder hinunter nach Ötz. Es war ein netter kleiner Ausflug gewesen.

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                              21. Juli 2024

                              Mein Aufenthalt im Ötztal ist beendet. Mit dem Bus fahre ich von Ötz zum Bahnhof und von dort mit dem Zug wieder in die Richtung, aus der ich gekommen bin: Kanton Jura, Schweiz.

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ID: 3296686 78 - Dieser Zug bringt mich vom Bahnhof Ötztal wieder in Richtung Schweiz. Genau darüber seht ihr noch einmal den Acherkogel und links davon die kleineren Gipfel, auf denen ich am Vortag war


                              Notabene: ich schrieb nicht "in die Schweiz" sondern "in Richtung Schweiz"; denn vorher machte ich, von Bludenz aus, erst noch einmal eine Bergtour, die in meinem ganzen Leben immer einen besonderen Stellenwert haben wird. Davon allerdings berichte ich demnächst separat...


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                              • Wafer

                                Lebt im Forum
                                • 06.03.2011
                                • 9570
                                • Privat

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                                #35
                                Hallo OutOfSaigon

                                Da warst die wieder in einer mir sehr gut bekannten Ecke unterwegs. Ich war da schon viel im Winter auf der Bielefelder Hütte. Aber auch im Sommer. Hier habe ich ein paar Eindrücke hinterlassen. Zuerst ein paar vom Winter, im Folgenden aber auch von den Roßköpfen im Sommer. Und auch von hinten erstiegen. Das möge dem einen oder anderen als Ersatz-Ilustration für deine Tour dienen.

                                Viele Grüße

                                Wafer 🙋🏼‍♂️

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                                • walnut
                                  Fuchs
                                  • 01.04.2014
                                  • 1196
                                  • Privat

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                                  #36
                                  Ich war heuer kurz vor dir auf der Amberger und muss sagen ich finds erstaunlich wie du die Bauarbeiten für die Wasserkraft ausblendest.
                                  Ich kann mir schwer vorstellen dass sie im Juli schon fertig waren?

                                  Zum Sulzkogel, die Sicherungsringe sind vor allem dafür wenns nass ist die Leute wieder sicher runter zu bringen, wenn du zb. mit nem Kurs da bist. Und dass es nötig ist, du hast ja sicherlich auch die Plakette für den Unfall vom letzten Jahr gesehn.

                                  Zu dem hier "Sehr große Blöcke, keinerlei "Weg" mehr, sondern nur noch Markierungen, mit denen man der besten Route durch das Gestein folgt. Mit Fotos kann man das eigentlich gar nicht recht dokumentieren. Ohne Hilfsmittel kommt man da kaum noch weiter"

                                  ich sags mal so, ich weiß nicht ob du dich vertan hast? Grad im Blockgelände haben die Wegwarte doch unglaubliches geleistet, nicht durchgängig aber zum großen Teils hats da Stufen, befestigte Wege, der interessante Teil mit den von dir angesprochenen Haken kommt doch erst weiter droben.

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