Tour der Industriekultur mit dem Rad (Tour de Ruhr)

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  • Wanderzwerg
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    Tour der Industriekultur mit dem Rad (Tour de Ruhr)

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Tua de Ruha mittem Farratt
    (26-05-2022 bis 29-05-2022)

    Gezz isset raus, ich bin kein Bealiner sodon aussem Pott. Meine Schwester, wohnt aunich mea im Pott, wollte abba iian Freund:innen madie alte Heimat mittem Farratt zeigen, da binnich dann quasi als Fremdenführer mamitgefaan. Et sollte nich so schön duachs Ruhrtal geen sondon mittenduach, nich Bäage und Schlösser als Seenswüadichkeiten sondon Zechen, Halden und Stahlwäake. Die "Tour de Ruhr" vonne alten Industriekultur. Ap gezz lassich den Bericht zur besseren Veaständlichkeit in sünkronnisierter Fassun laufen...


    Da das Ruhrgebiet bei aller Heimatliebe doch nicht das spektakulärste Gelände für eine lange Radtour war der Plan Anreise Himmelfahrt und dann 2,5 Tage Radtour und am Sonntag Nachmittag nach Hause zurück. Für die An./Abreise Berlin-Duisburg habe ich dann zum ersten Mal ICE + Fahrrad gewählt, das klappte erstaunlich unproblematisch.

    Da die Anreisewege unterschiedlich waren war der erste Treffpunkt das Alte Fährhaus in Mintard, Also lief meine Anreise über den Bahnhof Duisburg, beim Aussteigen fühlte es sich ganz eigenartig an, ein Fahrrad mit Packtaschen aus dem Osttausgang des Bahnhofs zu schieben und nicht nach Hause zu fahren (dabei wohne ich jetzt schon über 30 Jahre nicht mehr hier). Um nicht zu sehr in alte Routinen zu fallen und gleich am Anfang etwas Urlaubsgefühl zu bekommen habe ich dann die maximal grüne Route über Waldwege durch den Mülheim-Duisburger Wald und die Ruhraue gewählt (gut einmal hat der Autopilot mich dann zur Hauptstraße geführt) ab ab dem Biergarten fühlte es sich denn doch nach Kurzurlaub an.
    Kurz neben dem Biergarten war dann auch das Hotel.

    hier die Route für den Auftakt:

    Hier sollte eine GPX-Karte erscheinen! Wenn diese nicht nach wenigen Sekunden nachgeladen wird bitte die Seite aktualisieren.













    Da ich es jetzt schaffe die Route anzeigen zu lassen hier schon mal als Spoiler der erste Tag:
    Hier sollte eine GPX-Karte erscheinen! Wenn diese nicht nach wenigen Sekunden nachgeladen wird bitte die Seite aktualisieren.














    Der nächste Tag war dann der der Hinweg über den Ruhrschnellweg, natürlich nicht über die A430, pardon A40 sondern parallel dazu über den entsprechend ausgebauten Radweg entlang einer ehemaligen Bahnstrecke.

    (Fortsetzung folgt, da ich in einem anderen Thread den Bericht angekündigt habe wollte ich mit diesem Start mal den Druck auf mich etwas erhöhen)
    Angehängte Dateien
    Zuletzt geändert von Wanderzwerg; 17.03.2023, 11:33.

  • Sternenstaub
    Alter Hase
    • 14.03.2012
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    #2
    oh, wie schön, da freue ich mich total schon zu Beginn und werde öfters ggf mal anmahnen.
    Irgendwie ist der Kohlenpott noch immer meine innere Heimat.
    Two roads diverged in a wood, and I—
    I took the one less traveled by,
    And that has made all the difference (Robert Frost)

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    • Flachlandtiroler
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      #3
      Meine Reisen (Karte)

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      • jeha
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        • Meine Reisen

        #4
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        • blauloke

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          • 22.08.2008
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          #5
          Ahh..., mal ein Bericht aus einer total unbekannten Gegend. Da bin ich gespannt was es dort alles zu sehen gibt.

          OT: Tipp: Deinen GPX Track kannst du auch direkt in den Bericht einbinden. Einfach wie ein Bild in die Anhänge laden und an die gewünschte Stelle setzen.
          Du kannst reisen so weit du willst, dich selber nimmst du immer mit.

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          • Wanderzwerg
            Fuchs
            • 09.07.2009
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            • Meine Reisen

            #6
            Der erste Tag

            Der Tag fing an wie im Urlaub, ein schöner Blick über die Ruhrauen auf die Ruhr, fast nur grün, aber sobald ich das Fenster aufmachte war ich „zu Hause“, die A52 dröhnt doch recht vernehmbar von der Ruhrtalbrücke runter.
            Die erste Strecke das Ruhrtal abwärts (entweder über den Deich wo erlaubt oder durch die Ruhrauen) war mir als Rennradstrecke, bzw. Schulweg aus meiner Jugend so bekannt, daß mir nichts anderes übrigblieb, den Rest der Gruppe mit unwichtigen Fakten zur Stadgeschichte zu langweilen. Wenn ich mal Luft holen mußte übernahm meine Schwester.



            Auf dem Deich in den Ruhrauen

            Zum Glück erreichten wir nach wenigen km und Missachtung der vorindustiellen Sehenswürdigkeiten Kloster Saarn und Schloss Broich den Radschnellweg.
            Der Radschnellweg ist auf einer ehemaligen Güterbahnstrecke geführt und für mich wie oft bei den Radstrecken entlang alter Bahnen etwas zwiespältig. 3m breit, feiner Asphalt, gut ausgeschildert und durch die etwas erhöhte Lage hat man entweder Ausblick oder es geht durch „Grüne“ (Bäume und Büsche auf alten Industriebrachen), man kommt gut voran aber irgendwie geht es nur geradeaus.



            Aber bald sind wir Richtung Zeche Zollverein abgebogen. Es ging dann zeitweise etwas weniger radoptimiert durch Essen und bald sah man die beindruckende Silhouette der Kokerei der Zeche Zollverein, weitere pathetische Beschreibungen aus einen Versuch den Reisebericht über ChatGPT schreiben zu lassen erspare ich Euch.






            https://www.zollverein.de/



            Der nächste Abschnitt zur Landmarke Halde Rheinelbe gefiel mir dann wesentlich besser, es ging über autofrei Wege in kleinen Parks (wahrscheinlich entlang einer alten Zechenbahn, aber nicht so geradeaus ehr kurvig) zu der besagten Halde, die wie viele jetzt zur Landmarke mit Kunst aufgewertet wurde.
            https://www.ruhrgebiet-industriekult...lde-rheinelbe/
            Beim Hochfahren wollte ich ins kleinste Ritzel schalten und bekam das schlecht eingestellte Schaltwerk in die Speichen, so dass der Rest des Nachmittags für mich und B., der mich freundlicherweise begleitetet, durch einen Umweg über die wenig sehenswerte Innenstadt von Gelsenkirchen bestimmt war (schieben nach Gelsenkirchen, dort repariere ein freundlicher Radhändler das ausgerissene Schaltauge in weniger als zwei Bieren und denn im gestreckten Galopp weiter nach Dortmund um den Rest der Reisegruppe zum Abendessen einzuholen. Ein Stück des Weges in Gelsenkirchen ist extrem unattraktiv, aber ohne den Umweg über Gelsenkirchen wird man das vermeiden können. Danach wird es dann aber richtig schön, alte Zechensiedlungen, begrünte Halden, einzelne Industriedenkmäler (Malakowtürme, Jugendstil-Maschinenhäuser auf begrünten Zechengeländen) und irgendwo dazwischen ist man mal kurz im ländlichen Westfalen.


            Malakowturm der Zeche... (leider vergessen)

            Die Einfahrt nach Dortmund bietet dann leider wieder die weniger radtourgeeignete Seite des Ruhrgebiets, dafür gabs denn lecker Bier und brauhausspezifisches zum Abendessen.

            Der zweite Tag:
            Hier sollte eine GPX-Karte erscheinen! Wenn diese nicht nach wenigen Sekunden nachgeladen wird bitte die Seite aktualisieren.

            Der erste Tag ging im wesentlich entlang alter Bahntrassen, der zweite wird ehr vom Wasser geprägt sein, es geht entlang des anderen wichtigen Verkehrsmittel der Schwerindustrie, die Kanäle. Aber zuerst muß man wieder aus Dortmund raus. Aber kurz hinter Dortmund ein echtes Industriehighlight: die Kokerei Hansa, touristisch gut aufbereitet bietet sie einen beeindruckenden Einblick in das Industrielle Ruhrgebiet des 20. Jahrhunderts, man muß sich nur ein wenig Schmutz Lärm und Hitze hinzuvorstellen.
            https://www.route-industriekultur.ru...kokerei-hansa/






            Da der Tag lang wird, sind wir danach nicht direkt zum Dortmund-Ems Kanal gefahren sondern erstmal entlang der Hauptstraßen und dann später an den Kanal. Über den nicht asphaltieren Weg entlang des Kanals ging es dann zum Schiffshebewerk Henrichenburg. Wenn es auch die ganze Zeit fast nur gerade aus gegen den Wind ging, was es doch mal eine Abwechslung über Wasser in Felder zu sehen und nicht nur in überwucherte Industriebrachen.

            Da es im Schleusenpark Waltrop mit der alten Schleuse, neuen Schleuse und dem neuen Schiffshebewerk genug zu sehen gab haben wir (auch wieder aus Zeitgründen) von einer Besichtigung des alten Hebewerks abgesehen. Ich war zuletzt Anfang der 80er Jahre da, damals gabs es noch nicht die Neue Schleuse und man konnte noch Durchfahrten durch das Neue Hebewerk sehen.


            Weiter entlang des Rhein-Herne Kanals wurde es wieder urbaner und industrieller. Eigentlich wurde es außer in Dortmund erstmal wirklich industriell, weil es hier tatsächlich lebendes Gewerbe ist und nicht nur Erinnerung an eine vergangene Zeit. Erst mit dem Blick auf existierendes wird mir wieder bewusst was hier verschwunden ist. Ich kenne ja noch die etliches aus den 70 und 80 Jahren in Betrieb, aus Ferienjobs im Walzwerk, Besichtigungen in Hochöfen und Stahlwerken oder einfach vom Vorbeifahren. Es machte mich ein wenig wehmütig, dabei sind hier ja keine Mamuts ausgerottet worden, sondern es ist nur etwas verschwunden, dass so nicht mehr gebraucht wird (und vor dem Hintergrund des Klimawandels auch andernorts verschwinden muss).
            Hinter Herne bogen wir dann ab Richtung Halden der Zechen Ewald und Recklinghausen II. Das Trainingsbergwerk Recklinghausen ließen wir rechts liegen, eine Führung dort ist sicher spannend, aber wie auch die Besichtigung des Bergbaumuseums Bochum zu zeitaufwändig für eine Radtour.
            Durch die aufgeforsteten und als Naherholungsgebiet aufbereiteten Abraumhalden ging es zur Ruine der Zeche Ewald. Im Biergarten hinter der Zeche gab es dann das erste Bier des Tages, nachdem sich ein zweites zum ersten gesellte hatten wir dann keine Lust mehr weiterzufahren und nahmen den Zug nach Oberhausen.



            Da Oberhausen langweilig wie eh und je ist und weder das Hotel noch der Italiener, in dem es unser Abendessen gab keine Empfehlung sind spule ich mal ein wenig zum nächsten Tag vor.

            Tag 3

            Bald erreichten wir dann den Gasometer Oberhausen, da dunkle Wolken Regen ankündigten sind wir ohne Besichtigung weitergefahren, eine Entscheidung, die man sich nicht zu leichtmachen sollte, der gewaltige Innenraum ist auch bei einer Ausstellung, die einen nicht so interessiert beeindruckend und vom Dach gibt es den besten Fernblick über das Ruhrgebiet und den angrenzenden Niederrhein.

            Die folgende Radstrecke bleibt den Rest des Tages etwas belanglos, es geht oft am Wasser entlang, meist autofrei und mit etwas Grün am Rand, aber die Gegend ist bestimmt durch Verkehrsinfrastruktur (Autobahnen, Eisenbahnlinien, Kanäle) einfache Wohngegenden sowie Industrie und Handel. Also keine ernsthafte Empfehlung. Aber anders kommt man nicht zum Landschaft Park Duisburg Nord, und ein Hochofen ist für eine Ruhrgebietsbesichtigung Pflicht.





            Klettergarten in den Erzbunkern (mit DAV Hütte)
            Über den Hafen Duisburg Ruhrort ging es dann zurück zum Bahnhof Duisburg, den Endpunkt der Radtour. Aus nostalgischen Gründen (es ist eine frühe Kindheitserinnerung) besichtigten wir noch den Schlepper Oscar Huber (Teil des Binnenschifffahrtsmuseum, kann aber oft auch einfach separat besichtigt werden).


            Was fehlt noch?
            Erstes ein Fazit: Zu sehr ist alles mit Kindheits- und Jugenderinnerungen verbunden. Dazu kommen Erzählungen meines Vaters (Stahlindustrie) und von Kollegen und älteren Freunden. Ob es lohnenswert ist muss jeder selbst entscheiden, wenn ich einmal im Leben eine Radtour mache und mich zwischen Ruhr und Loire entscheiden müsste wäre es einfach, aber die Industrie hat unser Land wahrscheinlich mehr geprägt als so mancher Landesfürst mit seinen Schlössern. Am Ende halte ich unsere Entscheidung hin und zurück mitten durchs Ruhrgebiet zu fahren und nicht einen Weg über das landschaftlich reizvollere Ruhr Tal zu fahren für richtig.
            Zweitens Villa Hügel und die Zechensiedlungen: Der Bericht beschreibt den Teil der Route, den ich gefahren bin, Meine Mitreisenden sind zum Bahnhof Essen angereist und über Villa Hügel zum ersten Treffpunkt gefahren. Ebenso fehlen die Zechensiedlungen, die meine Mitreisenden besichtigten, als ich zur Fahrradwerkstatt gefahren bin. Die Siedlungen der Kumpels, die repräsentativen Wohnhäuser der Ingenieure und Zechendirektoren und die „Schlösser“ der Superreichen (Krupp, Thyssen Stinnes und Haniel) gehören aber genauso zur Lebenswirklichkeit des Ruhrgebietes wie Zechen, Hochöfen Stahlwerke und Halden.

            ​(Bilder und Tracks kommen noch)
            Angehängte Dateien
            Zuletzt geändert von Wanderzwerg; 25.07.2023, 11:36.

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            • Wanderzwerg
              Fuchs
              • 09.07.2009
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              • Meine Reisen

              #7
              So featich!!

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              • Igor28
                Anfänger im Forum
                • 23.07.2018
                • 14
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                • Meine Reisen

                #8
                Das Ruhrgebiet ist ein sehr schönes Fahrrad-Revier, auch für Mehrtagestouren! Bin ich vor 5 Jahren schon mal gefahren und werde es bei Zeiten gern wiederholen! Zechen, Stollen, wunderschöne alte Architektur, Bahntrassen-Radwege und Industriekultur sowie maroder Charme satt in einer überraschend grünen Region! Schöner Bericht der Lust für einen Besuch macht!

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