Hallo Wafer,
"Ich habe mir schon überlegt den E4 weiter zu gehen aber der scheint auf den Kämmen des Jura südlich des Doubs entlang zu laufen. Vielleicht lohnt sich eine kleine Variante?"
Ich würde sagen "Auf jeden Fall". Man kann ja beides kombinieren, dann hat man Kamm- und Talabschnitte. Bei uns soll es Mitte Juni weitergehen, dann über die Jurakämme, den Creux du Van, den Chasseron bis zum Genfer See.
Kleine Fluchten vom Rheinland bis zum Mittelmeer
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Hallo Stefan.
Das Tal des Doubs sieht ja richtig gut aus!
Vielen Dank für deinen Bericht und die schönen Bilder! Blöderweise wird beim Lesen von sowas die ToVisit-Liste immer länger ... 🤔
Ich habe mir schon überlegt den E4 weiter zu gehen aber der scheint auf den Kämmen des Jura südlich des Doubs entlang zu laufen. Vielleicht lohnt sich eine kleine Variante?
Hoffentlich hast du bald wieder Zeit und die Verfassung weiter zu wandern!
Viele Grüße
WaferZuletzt geändert von Wafer; 22.04.2024, 11:51.
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30. Abri des Pecheurs - Saut du Doubs - Les Brenets (Doubs/ Jura) 14 km 14.04.2024
https://www.komoot.com/de-de/tour/1421807937
Moin, moin in unserer Abri. Ich habe gut geschlafen, Mischa hingegen wurde mitten in der Nacht von einem Stein geweckt, der aufs Hüttendach geplumst ist. Mich fasziniert der Gedanke, dass hier Luchse leben sollen, leider hat uns keiner besucht.
Wir sind schon vor 8 unterwegs, die letzten Kilometer unserer diesmaligen Teil-Tour erwarten uns. Der blaue Himmel der letzten Tage hat sich bezogen und es tröpfelt dann und wann. Der "GR 5-Urwaldpfad" durch die Schluchten des Doubs nimmt uns direkt wieder gefangen.
Nach ca. 7 km erreichen wir den Stausee Lac de Moron mit seinen schönen Felspartien.
Am Ende des Stausees wartet eine ***- Michelin-Sehenswürdigkeit: Der ziemlich gewaltige Wasserfall Saut du Doubs. Sicherlich ein instagramtauglicher Fotospot, aber die unberührten Doubsschluchten vorher ohne Aussichtsplattform und Parkplätzen in der Nähe waren doch weitaus stimmungsvoller.
Wir trinken Kaffee an einem kleinen Kiosk, in dessen Fenster mehrere Fotos von einem Luchs hängen, der hier an dem Kiosk vorbeitrabt. Faszinierend.
Wir verlassen bis auf Weiteres Frankreich und den GR 5, wechseln über eine schmale Brücke auf das schweizer Doubsufer und laufen das letzte Stück über ein Asphaltsträßchen mit Blick auf einen weiteren Stausee hinauf ins Städtchen Les Brenets.
Highnoon in Les Brenets. Ziel erreicht. Um 13:03 Uhr geht's vom Bahnhof heimwärts. Nach dieser 5-Tageswanderung fühl ich mich so gesund und munter wie noch nie in diesem Jahr.
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29. Goumois - La Rasse - Abri des Pecheurs (Doubs/ Jura) 26 km 13.04.2024
https://www.komoot.com/de-de/tour/1400881869
Heute mal etwas früher raus. Dementsprechend klamm die Situation beim Campingfrühstück, denn die Sonne zeigt sich im engen Tal erstmal nicht. Außerdem nur Labbertoast und ein Stück Käse; Mischa scheint not amused.
In Goumois hat aber dann trotz Sonntag ein kleiner Lebensmittelladen mit Cafe offen, so dass wir uns noch Kaffee mit Crossaints gönnen und uns für die nächsten beiden Tage vernünftig eindecken können. Wir folgen heute dem GR 5 und wissen noch aus den Vogesen, dass das eine gute Wahl ist, denn attraktive Trailabschnitte sind das Markenzeichen dieses französischen Weitwanderwegs.
Hinter der Talweitung bei Goumois verlässt jegliche Straße das Tal, welches sich verengt und mehr und mehr Schluchtcharakter entwickelt. Der Pfad ist sehr steinig und erfordert ganz schön Zeit, ist aber wunderschön!
In der Nähe des Flusses sind die Bäume bis hinauf in die Äste mit einer dicken Moosschicht bedeckt und wecken Urwaldgefühle. Eine Folge der nebligen Kaltluft im Herbst und Winter.
Auf beiden Flussseiten werden die hellen Kalkfelswände immer höher. Ich rekapituliere laienhaft die Gesteinsarten unserer bisherigen Tour: Basalt (Siebengebirge), Schiefer (Westerwald, Eifel, Hunsrück), Rhyolith (Nahe), Buntsandstein (Pfälzer Wald, Nordvogesen), Gneis und Granit (Vogesen) und nun Kalk (Jura). Jede Gesteinsart gibt einer Gegend ein bestimmtes Gepräge; für Abwechslung ist in Mitteleuropa gesorgt.
Nach 14 km Natur pur treffen wir bei den Echelles de la Mort auf einen großen Parkplatz. Hoch oben in den Felswänden befindet sich ein Klettersteig mit spektakulären Hängebrücken, der hier für einen gewissen Ausflugsrummel sorgt. Wir ziehen gleich weiter und das Tal wird wieder ruhig.
Es ist bereits 15 Uhr, wir bräuchten dringend mal eine längere Pause, aber wir möchten bei dem sonnig-warmen Wetter einen Badeplatz. Endlich werden wir etwas unterhalb des GR 5 fündig. Und wie. Schöner geht's kaum.
Das Wasser ist schon noch aprilkalt, aber ich muss zweimal rein. Zu schön die Badestelle.
Irgendwann müssen wir uns losreißen, Rucksack schultern und weiter. Am Lac de Biaufond geht's die Felsen eine Leiter hoch. Hinter dem Stausee und der Siedlung La Rasse wird das Doubstal noch schmaler und wilder. Zwischen Feenwald, Felsen und Fluss gibt's Wildnisfeeling.
Noch ein paar Kilometer bis zu unserem Tagesziel, der kleinen, unbewachten Abri des Pecheurs. Wir haben nur 3 l Wasser dabei, davon ausgehend, dass es unterwegs noch einige Quellflüsse zu finden gäbe. Aber nichts. 2 km vor der Hütte treffen wir auf ein weiteres Hüttchen, das von einem Franzosen am Wochenende bewohnt wird. Wir kommen ins Gespräch und er erkennt unsere Wasserknappheit. Sofort bietet er uns 2 große Wasserflaschen an, die er selbst mühsam hier hin geschleppt hat. Wieder eine nette Geste!
Die Abri des Pecheurs liegt toll an einer völlig abgelegenen Stelle im Tal und ist zudem noch richtig gemütlich. Wir legen Isomatten und Schlafsäcke auf den Boden hinter dem Ofen.
Den Abend genießen wir mit Trekkingmeal und Lagerfeuer.
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Zitat von StefanBoe Beitrag anzeigenHeißt es eigentlich der oder die Doubs?
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Hallo Flachlandtiroler, sogar noch einiges weiter bis zum Lac de Brenets. Der spektakulärste Talabschnitt mit Schlucht- und Wildnischarakter kommt erst hinter dem Lac Biaufond. Auf jeden Fall ziemlich einzigartig in Mitteleuropa über einen so langen Abschnitt einem von Straßen und Bebauung weitgehend unversehrten Mittelgebirgswildfluss folgen zu können. Von unseren 70 km am Doubs waren vielleicht 5 km nicht so spannend, ansonsten toll. Heißt es eigentlich der oder die Doubs?
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Bin sehr gespannt, wie lange ihr der wunderbaren Doubs noch folgt -- auch noch bis zum Lac de Biaufond?
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28. Tariche - Soubey - Goumois (Doubs/ Jura) 23 km 12.04.2024
https://www.komoot.com/de-de/tour/1400859950
Die nette Campingplatzbetreiberin bringt uns morgens mit der Barke ans andere Doubsufer. Ist schon bisschen weniger stressig als das Furten des Flusses, das wir gestern Abend betreiben mussten. Max und Moritz haben Spaß an der kurzen Überfahrt.
Auf uns wartet auf der nördlichen Flussseite der eindeutig schöner zu laufende Trail. Erstmal 5 km- Wandergenuss ohne nennenswerte Steigungen bei bestem Frühlingswetter (die Woche zuvor und danach sind gruselig kalt und nass). Kein Auto oder Motorrad zu hören, nur das Plätschern oder Rauschen des Doubs und jede Menge Vogelgezwitscher, welches Mischa mit seiner Vogelstimmen-App mehr und mehr auseinanderhalten kann.
Nach 5 km eine Brücke, über die man die Flussseite wechselt, da am nördlichen Ufer kein Weg mehr verläuft. Hier wartet ein asphaltiertes Sträßchen, auch ca. 5 km lang, das bis zum Ort Soubey führt. Auch wenn hier im Prinzip gar kein Auto fährt, ist es doch viel zäher zu laufen als der schicke Uferpfad zuvor.
Soubey ist ein nettes schweizer Jura- Dorf, leidet aber am Wochenende unter knatternden Motorrädern, die hier das Doubstal queren. Das einzige Gasthaus im Ort, das Hotel du Cerf, scheint zu zu sein, aber wir sehen ein junges Paar mit Baby im Garten, die wir fragen, wann das Gasthaus öffnen würde. Sie sagen, dass es eigentlich erst im Mai öffne, aber sie würden uns trotzdem gerne bewirten. In der Gaststube bekommen wir neben Tonic und Cola einige frisch gepresste Obstsäfte geboten, auf die der zukünftige Betreiber schwört. Bezahlen sollen wir nichts, da der Betrieb ja noch gar nicht laufe. Wieder so eine sympathische Begegnung! Wir Menschen sind doch gar nicht so indifferent und verdorben, wie es bei chronischem Nachrichtenkonsum den Anschein hat.
Anschließend nehmen wir die nächste Strecke in Angriff: 150 hm- Aufstieg, um eine Doubsschleife abzukürzen, Abstieg zur Ansiedlung Lobchez, dann weiter dem idyllischem Flusslauf folgen.
Wir erreichen die alte Mühle Moulin Jeannottat, unterhalb derer sich eine schöne Kiesbank befindet, die das Wasser zu einer großen Flussbadestelle aufstaut. Hier muss eine längere Pause sein! Es ist zwar erst April, aber bei dem warmen Wetter können wir der Versuchung nicht widerstehen und nehmen ein kurzes, kaltes Bad.
Erfrischt geht es weiter. Noch 7 km dem Doubs folgend bis Goumois, unserem Zielort für heute.
Es ist bereits Abend, als wir Goumois erreichen, ein Ort, der halb in der Schweiz und halb in Frankreich liegt.
Es gibt sowohl in der CH, als auch in F jeweils einen Camping. Wir entscheiden uns für den französischen Camping Municipal. Bevor wir zum Camping laufen, kommen wir jedoch an dem lockenden Restaurant "Hotel du Doubs" vorbei, welches attraktiv am Doubsufer liegt. Jedoch auf der schweizer, also der vermeintlich teuren Seite. Aber surprise. Wir checken zwei franz. Restaurants hinsichtlich Forelle, Kartoffeln, Salat, und die sind eindeutig teurer.
Also lassen wir es uns auf der schweizer Seite schmecken. Bon Appetit.
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27. Morimont - Saint Ursanne - Tariche (Doubs/ Jura) 23 km 11.04.2024
https://www.komoot.com/de-de/tour/1400843746
Morgens erwartet uns im Hotel Morimont ein Frühstück mit allem Zip und Zapp, welches wir in aller Ausführlichkeit genießen. Und ein strahlender Frühlingstag!
Aufbruch dann ziemlich spät nach 10 Uhr.
An der Burgruine Morimont vorbei geht es steil in den Wald zu einem bereits etwas ausgeprägterem Jurakamm hinauf.
Oben auf 735 m Höhe am Roc de Corbeau haben wir die Grenze zur Schweiz erreicht und freuen uns über die tolle Aussicht hinunter ins Tal auf die Burgruine und das unweit daneben liegende Hotel Morimont.
Unsere Route zieht sich nun leicht fallend durch Wälder auf die schweizer Seite hinab in ein weites, von Landwirtschaft geprägtes Tal.
Im Dorf Miecourt gibt es Capucchino - zum ersten Mal mit schweizer Preisen. Und die Handynutzung wird extrem teuer, da unser Handyvertrag nicht in der Schweiz gilt. Uff! Wir ziehen weiter. Bei diesem Wetter sind sogar die asphaltierten Feldwege über die Wiesen ein Genuss.
Hinter dem Dorf Cornol folgt zum ersten Mal ein ernsthafterer Aufstieg vorbei am Mont Terri auf den ca. 900 - 1000 m hohen Jurakamm, der den Sundgau vom Doubstal trennt. Ich fühle mich erstaunlich fit und freue mich wie Bolle, dass ich so gut den Berg hoch komme und über die herrliche Frühlingslandschaft.
Oben am Kamm öffnet sich der Blick nach Süden auf die zentralen Jurakämme, zu Füßen ahnt man die Schlaufen des Flusses Doubs. Zeit für eine ausgiebige Mittagsrast.
Der steile 500 hm Abstieg vorbei am Weiler Outremont verläuft über spaßige Wiesen- und Waldtrails und entlässt uns im Tal im schweizer Städtchen Saint Ursanne. Ein mittelalterlich geprägter Bilderbuch-Ort mit französischem Charme, in dem man Stunden zubringen möchte.
Richtig sehenswert ist die Klosterkirche mit ihrem Kreuzgang. Mischa studiert das Kloster-Infoheftchen besonders gründlich und ist dann eine Stunde verschwunden, um sich alles im Detail anzugucken, während ich auf dem Dorfplatz hocke und Sonne tanke.
Wir finden einen gut bestückten, kleinen Supermarkt und kaufen für zwei Tage Nahrungsmittel. So war der Plan, denn so konnten wir unser Rucksackgewicht bis hierher deutlich reduzieren. Wir verlassen den Ort über die alte Brücke und wenden uns dem Doubs zu, dessen Verlauf wir nun Richtung Südwest für volle 3 Tage folgen wollen.
Nach zwei Kilometern über Asphalt- und Kieswege beginnt der attraktive Doubsufertrail und nimmt uns sogleich gefangen. Ein weitgehend naturbelassenes Mittelgebirgstal mit einem echten Wildfluss. Wow - das gefällt uns sehr! Trotz der müden Beine verfliegen die Kilometer.
Endlich sichten wir auf der gegenüberliegenden Flussseite den kleinen Campingplatz Tariche, unser Tagesziel. Laut Komoot gibt es hier ein kleines Fährboot, welches man mit Seilwinde selber nutzen kann. Doch Oh Schreck: Das Boot ist außer Betrieb, die Seilwinde funktioniert nicht. Wir rufen hinüber, ob uns jemand holen kann, doch der Camper, der uns wahrnimmt, fühlt sich nicht zuständig und wimmelt uns ab. Was nun? Auf unserer Flussseite wild zelten, ohne fließend Wasser? Oder durch den Doubs furten? Der Fluss sieht hier nicht besonders tief oder wild aus. Ich versuche es, Hose aus, Bergschuhe umbinden, Sandalen an und los. Doch die Optik täuscht. Rasch stehe ich bis zur Hüfte im Wasser, schließlich bis zum Bauch. Der Rucksack mit dem Schlafsack zuunterst kratzt bedenklich an der Wasseroberfläche. Zum Glück wird es nicht noch tiefer, ich komme durch. Mischa folgt eher widerwillig, er muss barfuß durch. Er kommt in der Mitte mächtig ins Schlingern - aber es geht gut. Puh!
Der Zeltplatz ist einfach nur toll. Keine Wohnwagenödnis, viel Outdoorfeeling. Abgelegen in der Natur, sogar Lagerfeuer sind erlaubt. Wir bauen rasch das Zelt auf und kochen Ratatouille.
Anschließend lassen wir uns die Gelegenheit auf ein Feuerchen natürlich nicht entgehen. So soll Leben für uns alte Pfadfinder sein.
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"Ich wünsche dir, dass du noch weit kommst und du den Krebs in den Griff bekommst!
Noch viel Spaß auf deinem Weg und bestmögliche Gesundheit wünscht Wafer"
Vielen Dank, lieber Wafer!!
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Hallo Stefan.
Schön, dass es hier weitergeht! Auf den Sundgau habe ich mich schon gefreut! Schöne Bilder hast du da mitgebracht.
Ich wünsche dir, dass du noch weit kommst und du den Krebs in den Griff bekommst!
Ich habe gerade gesehen, dass sich unsere Wege bei der Etappe beim 5. Bild auf Komot gekreuzt haben. An der Passerelle sur la Largue war es soweit. Das ist ja nicht weit weg von Pfetterhouse, wo du den Treffpunkt im Vorfeld schon vermutet hattest.
Noch viel Spaß auf deinem Weg und bestmögliche Gesundheit wünscht
WaferZuletzt geändert von Wafer; 17.04.2024, 13:36.
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26. Dannemarie - Tal der Largue - Hotel Morimont (Sundgau) 27 km 10.04.2024
https://www.komoot.com/de-de/tour/1400822430
Der Chemotherapie zum Trotz möchte ich wandern - und Freund Mischa ist mit an Bord. Mal gucken, ob in der tablettenfreien Woche was geht, nachdem ich mich mit Tabletteneinnahme zwei Wochen lang schwer wie Blei fühle. Anfang Februar hatte mich eine Krebsdiagnose aus dem Sattel gehoben, heftige OP, jetzt Chemo. Eine Fortsetzung unserer Tour zum Mittelmeer könnte mir neue Lebensfreude und Mut schenken, so der Gedanke, und gleichzeitig anknüpfen an meiner körperlichen Gesundheit, an der ich mich bisher 60 Jahre erfreuen konnte. Also auf!
Mittwochnachmittag nach der Arbeit (Mischa) bzw. Kliniktermin (ich) mit dem Zug nach Basel. Während der Fahrt bemerkenswerte Szene, in der deutlich wird, wieviel Unfriede die Vergabe von Privilegien bewirken kann. Direkt hinter uns meint ein muskulöser Fahrgast, dass er im "Bahncard-Premiumpunkte-Bereich" seinen Nebenplatz für seine Tasche verwenden dürfe und nicht für einen platzsuchenden Fahrgast räumen müsse, solange dieser nicht seine Bahncard-Premiumpunkte nachweisen könne. Dieser lässt sich nicht vertreiben, sondern sucht den Disput - und schon will der privilegierte Platzhirsch dem Platzsuchenden eine aufs Maul hauen. Doch Mischa geht heldenhaft dazwischen und besänftigt väterlich die aufgebrachten Gemüter - Chapeau! Beide sitzen dann tatsächlich noch stundenlang nebeneinander und diskutieren emotional ihre differierenden Standpunkte, aber immerhin bleiben sie körperlich unversehrt.
Wir übernachten in der sympathischen Basler Jugendherberge und bummeln abends noch durch die schöne Altstadt. Früh am nächsten Morgen nehmen wir den Zug rüber nach Frankreich über Mulhouse nach Dannemarie, dem kleinen Sundgaustädtchen, in dem vor knapp einem Jahr unsere bisherige Tour du Sud endete. Ich fühle mich ziemlich fit und auch der auf 12 kg runtergeschraubte Trekkingrucksack drückt mich nicht sonderlich. Es kann also tatsächlich losgehen - vor ein paar Wochen war das noch fast undenkbar! Um mir den Einstieg ins Wandern zu erleichtern, beschließen wir, die 27 km- Etappe auf ca. 20 Wanderkilometer zu verkürzen. Da weder Bus noch Taxi von Dannemarie aus verkehren, bleibt dafür nur das Trampen. Ein mühsames Geschäft in Zeiten, in denen eigentlich niemand mehr trampt.
Wir stehen lange, laufen dann 2 km auf befahrener Straße bis Manspach, stehen dort nochmal 45 min, bevor wir aufgeben und loslaufen, ab und zu den Daumen raushaltend. Und tatsächlich hält nach 50 vorbeirauschenden Mannsbildern eine ältere Dame, die uns gerne ein paar Kilometer mitnimmt, obwohl sie eigentlich gar nicht in unsere Richtung wollte. Einfach aus Gefälligkeit - wie sympathisch! Im Dorf Friesen nach ca. 7 km Fahrt lassen wir uns absetzen, um endlich ans Wandern zu kommen. Ein herrlich sonniger Frühlingstag, die Luft noch prickelnd kühl, da kommt sogleich tiefe Freude auf.
Wir wandern das weite, grüne Tal des Flüsschens Largue aufwärts, welches uns langsam vom flachen Sundgau in die ersten hügeligen Ausläufer und schließlich zu den ersten ernsthaften Bergkämmen des Jura führt. Sehr idyllisch.
Im Dorf Seppois-le-Bas können wir mehrere Storchennester mit Jungvögeln bestaunen. Die Alten bringen Essbares und sind dann rasch wieder fort.
Hinter Seppois-le-Haut ist das Tal bewaldet und unser Weg bekommt nun häufig Pfadcharakter. Hier verlief die Front zwischen Frankreich und Deutschland im 1. Weltkrieg. Immer wieder sieht man befestigte Stellungen und Gräben im Wald. Nach ca. 3 Stunden Wandern wird es Zeit für eine ausgiebige Picknick-Pause am Flüsschen Largue. Ich stelle fest: Es läuft, ich kann tatsächlich wandern, fühl mich fit und froh.
Unser Weiterweg führt anschließend langsam aus dem Tal der Largue heraus zum Dorf Liebsdorf. Sehr schön: Blühende Rapsfelder, geschwungene Hügellandschaft, Fernblick nach Norden zum Vogesenkamm.
In Liebsdorf kein Cafe, kein Laden, also weiter ca. 200 hm im Wald den ersten Jurakamm hinauf und oberhalb des Dorfes Oberlarg dem Kamm folgend, bis wir linkerhand den Pfad nach Chateau du Morimont nehmen, der uns nochmals in ein idyllisches Wiesental führt.
Hinter einer Kuppe versteckt im Wald liegt dann die Ruine von Chateau du Morimont.
Jetzt haben wir es fast geschafft, nur noch 300 m bis zum Hotel Morimont, in dem ich telefonisch bei der jungen Hotelbetreiberin ein Zimmer reserviert habe. Als wir ankommen ist alles ruhig, offenbar außer uns keine Gäste, und die Mutter der Betreiberin weiß nichts von einer Reservierung in dieser Zeit, in der das Hotel eigentlich noch gar nicht offen hat. Dennoch nimmt sie uns auf, gibt uns ein urig-stilvolles Zimmer und sagt uns ein Abendessen zu. Wie sympathisch - bereits die zweite hilfsbereite ältere Dame an diesem Tag.
Das Hotel ist übrigens ein Traum für jeden, der eine abgeschiedene, ländliche Lage und ein entspanntes französisches Ambiente mag. Hier könnte man Tage mit Spaziergängen und guten Büchern verbringen.
Wir essen gut zu Abend und fühlen uns sauwohl. Gutes Nächtle.
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Zitat von StefanBoe Beitrag anzeigenda wir im Prinzip auf den Fluss Doubs im Jura zusteuern, dem wir über längere Strecken folgen wollen
[...]
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Hallo Wafer,
deine E 5 Tour und unsere Tour du Sud werden sich vermutlich im französischen Sundgaudorf Pfetterhouse (klingt mehr nach deutsch-englisch als nach französisch) kreuzen. Dein E 5- Bericht macht zwar große Lust, in unsere Tour noch das Dorf Ferrette aufzunehmen, aber es wäre schon ein ordentlicher Zusatzschlenker, da wir im Prinzip auf den Fluss Doubs im Jura zusteuern, dem wir über längere Strecken folgen wollen.
Viele Grüße
Stefan
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Hallo Stefan.
Ganz großes Kino! Vielen Dank! Ich verfolge deinen Bericht schon eine Weile und freue mich immer, wenn es weitergeht. Das liest sich nach einer wirklich tollen Tour! Mach weiter so und berichte uns, was du so erlebst auf deinem Weg ans Mittelmeer. Ich freue mich auf jede Fortsetzung!
Mit dem Sundgau hast du eine Gegend erreicht, die ich ganz klasse fand. Ich war damals auf meiner E5-Wanderung aber noch südlich von euch unterwegs. Mal sehen wann und wo sich unsere Wege kreuzen.
Viele Grüße
Wafer
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25. Etang Belle Escale - Bellemagny - Dannemarie (Sundgau) 17 km 21.05.2023
https://www.komoot.de/tour/1094473273
Bon jour nach einer nicht ganz so einfachen Nacht - vor allem für den armen "Wachhund". Wir starten ohne Frühstück zu unserer diesmaligen Schlussetappe, da wir gestern Abend noch alle Wasservorräte verbraucht haben. Bei warmem Maiwetter geht es durch eine freundlich-unspektakuläre Wald-, Feld- und Wiesenlandschaft, in der man alsbald in eine getragene Pilgerstimmung gerät. Und tatsächlich: Wir sehen mehrfach Schilder nach Santiago de Compostella, denn hier verläuft der elsässische Jakobsweg.
Im kleinen Ort Belemagny erhoffen wir uns ein Cafe, aber es findet sich nichts dergleichen. Dafür aber eine nette Oma, die ihren Enkel 1 km durchs Dorf zurück zu ihrem Haus schiebt, um unsere Wasserflaschen füllen zu können. Gleich darauf lassen wir uns zu einem ausgiebigen Frühstück mit Nescafe und Tee am Straßenrand nieder.
Weiter geht's durch die freundliche Landschaft des Sundgau, immer den Schildern zum Ort Dannemarie folgend, denn hier liegt der Bahnhof an der Bahnstrecke nach Mulhouse und Basel. 14:20 Uhr geht unser Zug, der uns dieses mal pünktlich und zuverlässig nach Köln und Königswinter bringt.
Beflügelnde Vorstellung: Irgendwann später im Jahr pilgern wir weiter Richtung Süden.
Zuletzt geändert von StefanBoe; 25.05.2023, 05:58.
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24. Refuge Gazon Vert - Rossberg - Sentheim - Etang Belle Escale (Südvogesen) 30 km
20.05.2023
https://www.komoot.de/tour/1094473272
Erholsame Nacht im Zelt, gutes Frühstück im Refuge, dann kurzer Aufstieg zum Col de Perche (1200 m), von wo man auf den hübschen Sternensee (Lac de Perches) hinabschaut. Ein für die Hochvogesen typischer kleiner Karsee.
Hier wenden wir uns vom nach Westen zum Balon d'Alsace führenden Hauptkamm ab und dem nach Osten auf den Thanner Hubel und die Ebene des Sundgau zulaufenden Kamm zu. Hauptgrund: Wir wollen die spätere Durchquerung der Großstadtregion um Belfort meiden und den Sundgau lieber in ländlichen Gebieten hinüber zum Jura queren.
Wir sind nun wieder auf dem GR 5 unterwegs, der uns in ca. 3 Stunden auf einem ungemein schönen Abschnitt durch Wald über den Rimbachkopf (1200 m) in das Almgelände von Belacker führt.
Die Ferme Auberge Belacker (1150 m) ist geöffnet und wir bekommen Kaffee und Kuchen. Eine sehr gemütliche Alm, die auch Zimmer und Lager zur Übernachtung bietet.
Anschließend dürfen wir noch einmal für ca. 1 Stunde das entspannte, aussichtsreiche Laufen auf einem Vogesenkamm genießen. Pure Wanderfreude.
In einer kleinen Skihütte zwischen Rossberg und Thanner Hubel, den letzten beiden Gipfeln des Höhenzuges, bekommen wir tatsächlich ein Bier, bevor wir die Höhen verlassen und in die Wälder eintauchen. In langen Schleifen gelangen wir nach und nach aus der kühlen Höhe ins viel wärmere Tiefland. Die Strauchschicht im Wald wird zusehends dichter und höher, der Farn entfaltet sich immer mehr, Insekten summen, das Gras steht hoch. Und bei uns perlt wieder zunehmend der Schweiß.
Unten in der Landschaft des Sundgaus angekommen schauen wir gerne zurück auf die Vogesen, die wir nun ganz von Nord nach Süden durchwandert haben. Absolut empfehlenswert!
Ein paar Kilometer sind es durch schönes Wiesenland bis in den Ort Sentheim. Zunächst sieht es hier nach tote Hose aus, doch dann entdecken wir einen Kiosk mit kleinem Kneipenbetrieb und freuen uns über Bier und Sandwich. Wir wollen nun am Abend noch ein wenig weiter und sehen auf der Karte an einem Teich einen kleinen Campingplatz eingezeichnet. Die Kioskbetreiberin bestätigt die Existenz des Platzes und recherchiert, dass man dort im Restaurant bis 21:00 essen könne. Wohlan, also laufen wir über Feld-, Wald- und Fahrwege nach Mortzwiller und weiter zum Etang Belle Escale. Doch böse Enttäuschung. Der Camping existiert nicht mehr, das Restaurant ist eine geschlossene Bruchbude, kaputte Boote und Müll samt einer stark befahrenen Landstraße machen die Anti-Idylle perfekt. Dafür sieht der Etang eigentlich ganz nett aus und die ungemähten Wiesen des ehemaligen Campings würden sich zum Zelten ganz gut anbieten. So beschließen wir zu bleiben, errichten unser Nachtlager, nehmen ein erfrischendes Bad im Teich und beginnen mit dem Kochen. Irgendwie doch nett hier!
Zu früh gefreut. Zwei 20-jährige Burschen kommen und erklären uns, dass wir das Privatgelände verlassen müssen. Und das kurz vor Einbruch der Dunkelheit bei knurrendem Magen und müden Knochen. Mist! Früher wurde man in ähnlichen Situationen als 20-jähriger von 60-jährigen verscheucht - heute wird man als 60-jähriger von 20-jährigen verscheucht!
Wir packen zusammen und laufen 1 Kilometer weiter zu einem Waldrand, wo wir unser Zelt im Schutz des Waldes erneut aufbauen und endlich unser Trekkingmeal zu Ende kochen und verspeisen können. Anschließend in der Walddunkelheit im Zelt liegend hindern uns Autobahnrauschen, Hundekläffen, eine röhrende Maschine und Wildschweinquieken nachhaltig an der für Schlaf nötigen Absenkung des Stresshormonpegels. Wie immer jedoch schlafe ich deutlich früher ein als Freund Mischa, mein Wachhund.
Zuletzt geändert von StefanBoe; 30.05.2023, 18:08.
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23. Hinterbockloch - Grand Ventron - Drumont - Refuge Gazon Vert (Südvogesen) 25 km 19.05.2023
https://www.komoot.de/tour/1094473270
Gut geschlafen und ausgiebig gefrühstückt am hinteren Bockloch. Wir folgen heute mit dem GR 531 dem Vogesenhauptkamm, der sich allerdings in mehrere Bergstöcke (Ventron, Tete de Fellering, Drumont) untergliedert und uns daher ordentlich Höhenmeter (1100 hm jeweils in Auf- und Abstieg) offeriert. Ein toller Weg!
Gleich zu Beginn geht es für 1 Stunde durch wunderbaren, hier im Ventrongebiet streng geschützten Bergmischwald aufwärts.
Oben werden wir entlassen auf die weite Hochfläche des Grand Ventron (1204 m) mit Fernblick in alle Richtungen garantiert ohne Motorenlärm. An den Heidelbeerbüschen lassen sich im Sommer wohl kiloweise Blaubeeren sammeln. Wir genießen den Weg sehr!
Der GR 531 senkt sich allmählich zurück in den Wald und folgt in einigem Auf und Ab dem Kamm zum Col de Oderen (884 m). Ein weiterer sehr schöner Abschnitt!
Mittags am Col de Oderen angelangt hat sich der Himmel bezogen. Wir lassen den Gipfel der Tete de Fellering links liegen und steigen kilometerlang einem Forstweg folgend direkt zum Petite Drumont auf mit großer Vorfreude auf ein gutes Essen und ein kühles Getränk - aber die Ferme Auberge Drumont hat leider fertig. Traurig liegt die verlassene Alm in den Bergwiesen.
Wir haben leichtsinnigerweise keine Wasservorräte mehr und schieben richtig Durst, als wir später am Col de Bussang (729 m), einer viel befahrenen Passstraße, ankommen. Auch hier keine Gastronomie. Zum Glück erhalten wir den Hinweis auf die Quelle der Mosel, die sich gleich unterhalb des Passes befindet. Zeit, für eine ordentliche Pause.
Nach dem Pausenkoma ist es schwer, wieder in die Gänge zu kommen. Wir mühen uns die Forstwege aufwärts, bis endlich ein zackiger Bergpfad zuerst zum Kiosque de Sotre (1050 m, ein kleiner Aussichtspavillion) und anschließend zurück auf die aussichtsreichen Hochflächen am Gazon Rouge hinauf führt. Das Hotel Gazon Rouge wäre eine Übernachtungsoption, aber das Gebäude hat den Charakter einer Skistation. Davor ein großer Parkplatz, der außerhalb der Skisaison völlig deplatziert wirkt. Also ziehen wir weiter ins nächste Hochtal, und das hat direkt unterhalb der Hangkante einen völlig anderen Charakter. Nach einem Steilabstieg gelangen wir zur Alm Gazon Vert, ein verwunschenes Bergidyll.
Noch 5 min weiter und wir haben unser Etappenziel, das Refuge Gazon Vert, erreicht. Eine richtig charmante, gemütliche Gite. Leider sind alle Betten und Lager belegt, aber wir dürfen etwas unterhalb zelten und zum Abendessen und Frühstück einen Tisch bestellen. Von dem Abendessen werden wir noch lange schwärmen, der Nachtisch (Blaubeertarte mit Sahne) wird legendär.
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22. Metzeral - Col du Herrenberg - Wildenstein - Chalet du Hinterbockloch (Südvogesen)
17 km 18.05.2023
https://www.komoot.de/tour/1094473267
Zwei Monate liegen zwischen dem letzten Bild und diesem. Beide sind so ziemlich vom selben Standort in Metzeral aus aufgenommen. Zwischenzeitlich sind die Wälder ergrünt, die Wiesen blühen. Die Vogesen haben uns wieder. Im Gegensatz zum März macht der Bahnhof in Metzeral auch keinen verlassenen Eindruck. Etliche Wandergruppen brechen am langen Wochenende zur Tour auf. Wir wandern die paar uns schon bekannten Kilometer das Tal hinauf in den Ort Mittlach und gönnen uns dort Flammkuchen und Cafe au Lait.
Anschließend folgen wir ein Stück dem GR 5, der sich über 700 hm durch attraktiven Mischwald hinauf kurvt. Wir sind also gleich gefordert. Ziemlich weit oben treffen wir einen Weitwanderer aus Dresden, der sich über unsere 17 kg-Trekkingtonnen wundert. Er erklärt uns an vielen Beispielen, wie er mit Zelt, Isomatte und Schlafdecke auf nur 7 kg Gepäck kommt und meint, mit so viel Gepäck wie wir würde er niemals wandern wollen. Nun ja, wir finden es halb so wild, haben dafür aber so manches Leckere im Rucksack - und traben schwitzend weiter.
Auf ca. 1100 m entlässt der Wald uns auf die vogesentypischen, aussichtsreichen Heide- und Graskuppen in den Gipfellagen, welche das Wandern hier so abwechslungsreich und schön machen.
Am Col du Herrenberg (1200 m) überqueren wir die Vogesenhochstraße "Route de Cretes", welche dem ganzen Kamm vom Col de la Schlucht bis zum Grand Ballon folgt und (leider) ein Paradies für Motorradfahrer ist. Am Feiertagswochenende nervt das allgegenwärtige Motorengeheul erheblich. Also folgen wir nicht dem GR 5 zum Grand Ballon, sondern steigen flugs ins nächste Tal ab.
Im Ort Wildenstein ist die Talsohle erreicht. Wir steigen direkt wieder auf, um ins hintere Bockloch zu gelangen. Ein abgelegenes Hochtal mit hübschem Bergbach und altem, unter besonderem Schutz stehendem Wald. Es ist wie erfreulich oft in den Vogesen ein Mischwald mit z.T. riesigen Tannen, Buchen und auch Ahornen.
Im hintersten Winkel des Tales treffen wir auf das Chalet du Hinterbockloch (900 m), unserem Übernachtungsplatz. Ein perfekter Ort für eine ruhige Nacht im Wald. Zwei Franzosen sitzen zunächst noch lange an dem Holztisch und wir plaudern mit ihnen. Später sind wir allein. Da die Hütte zum Übernachten für zwei Personen zu klein ist, bauen wir das Zelt auf und schlafen richtig gut.
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21. Von der Auberge Schantzwasen über das Hohneck nach Metzeral (Hochvogesen) 17 km 26.03.2023
https://www.komoot.de/tour/1010449906
Begrüßung am Morgen im Flur der Auberge Schantzwasen
Nach den beiden vorherigen Nächten auf Basic-Niveau tat das gute Bett, die heiße Dusche und das Frühstücksbuffet in der Auberge schon richtig gut. Vor allem wenn man nach draußen in den strömenden Regen schaut. Pünktlich zum Aufbruch lässt der Regen kurzzeitig nach. Durch Wald und über Hochweiden zurück zum Vogesenhauptkamm auf den GR 5. Oben am Kamm setzt wieder kräftiger Regen ein. Hier reihen sich die "Point de vue" aneinander, doch der Fernblick nach Osten über Lothringen, nach Westen ins Rheintal und zum Schwarzwald und nach Süden auf die Vogesengipfel Hohneck und Belchen bleibt uns verwehrt. Trotzdem ist das Laufen auf dem breiten, ca. 1200 m hohen Kamm über Weiden, Heide und durch vermooste Buchen- und Fichtenwälder eine Freude.
Vorbei am Wurzelstein, ein besonders hübsches Granitensemble.
Am Straßenpass Col del la Schlucht (1139 m) schüttet es wie aus Kübeln, so dass wir uns in die wenig anheimelnde Passgaststätte zum Kaffee verziehen müssen. Endlich lässt der Regen nach und die Wolken beginnen sogar aufzureißen. Weiter geht's im heftigen Sturm dem Vogesenkamm folgend nach Süden dem Hohneck entgegen. Am Col du Falimont gibt es rasante Tiefblicke über die Felsen der Martinswand ins Hochtal von Frankenthal und weiter ins hell in der Sonne liegende, grüne Tal von Munster. Das hat alles schon fast alpine Dimensionen. Trotz des Sturmes steigen wir bis zum Hohneck (1363 m), dem zentralen Vogesengipfel, auf.
Die Gipfelhütte ist noch geschlossen, Graupelschauer peitschen über den Gipfel - aber ich kann glasklar das Mittelmeer ausmachen. Zumindest die grobe Richtung.
Nun müssen wir nur noch hinab ins einladende Tal zum gut sichtbaren Lac de Schiessrothried und weiter bis nach Metzeral. Immerhin ca. 900 hm.
Rasch hinab zum Col du Wormspel. Hier wartet noch eine Schneewechte auf uns, die nur durch eine kleine Rutschpartie zu meistern ist.
Der nun folgende ca. 2 km lange Abstieg durch das entlegene Hochtal zum Lac de Schiessrothried ist ein Gedicht! Das Tal ist dem Westwind abgewandt, so dass die Sonne hier etwas wärmt. Der Pfad führt über steile Grashänge in kleine Moorböden und taucht dann in urige Weiden- und Buchenwälder ein, ständig begleitet von Quellwassern.
Vom aufgestauten Lac de Schiessrothried queren wir durch Tannenwälder zum kleinen Lac de Fischboedle. Von hier rauscht die Wormsa mit zahlreichen Kaskaden durch urwaldartigen Tannen- , Fichten- und Buchenwald hinab: Ein weiterer fesselnder Wegabschnitt.
Erst kurz vor Ende des Tales erreicht der steinige Pfad den Talgrund der Wormsa. Wieder setzt kräftiger Regen ein, aber daran haben wir uns in den letzten Tagen ja gewöhnt. Nicht wirklich schlimm. Trotz des "schlechten" Wetters haben wir so viel Schönes gesehen.
Nun noch ein paar Kilometer auf asphaltiertem Talweg, dann Einlauf im Etappen- Zielort Metzeral.
Zu guter Letzt noch ein kleiner Schock: Der anvisierte Zug um 16:19 Uhr nach Colmar fällt aus und der nächste um 18:19 Uhr hilft uns nichts mehr. Die Franzosen streiken vehement gegen Macrons Rentenpläne. Das Zugverbindungsdomino bricht wie auf der Hinfahrt zusammen und das setzt uns gehörig unter Stress! Denn morgen ist Montag, ein Arbeitstag. Wir trampen nach Munster und bestellen uns ein Taxi nach Colmar. Weiter nach Straßbourg mit dem Zug, aber auch von dort gibt es wegen der Streiks keine Verbindung nach Deutschland. Also nochmal Taxi nach Offenburg, von wo wir dann doch noch am Abend zurück ins Rheinland (Köln, Königswinter) gelangen. Et voila!
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