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Jemand hat sich im Sommer auf einem privaten Grundstück mitten in Freiburg ohne Genehmigung des Besitzers, ein Büdchen gebaut, schnorrt sich Essen, Strom, warme Duschen etc. zusammen und geht ansonsten seinem normalen Alltag (Studium) nach.
Das ist vielleicht unorthodox, hat aber mit Einsiedler, Wildnis und einem wie auch immer zu definierenden, hinreichenden Grad von Autonomie in letzterer nichts zu tun.
Eshche odin zhitel' Ekaterinburga zabralsja na stolb, chtoby dokazat' odnoklassnice svoju bespoleznost'. (@neural_meduza)
Der springende Punkt dürfte generell ohnehin der Winter sein. Ohne Geld, ohne vernünftige Behausung....so lange überleben? Zum erfrieren reichen auch -5 Grad locker.
Wir reden ja nicht von einem Nomadenvolk was sowas seit Generationen praktiziert. Und auch die überleben nur, weil sie sich mit der Moderne arrangiert haben und sich vorallem gegenseitig helfen.
Kennt jemand "Soweit die Füße tragen"?
Ich kenne das Buch (das ganz alte) und den modernen Film.
Selbst im Film wird finde ich ganz anschaulich dargestellt (obwohl viel ausgelassen wird), dass der Mann tatsächlich nur überlebt, weil ihm andere Menschen helfen. Ob die Geschichte tatsächlich war ist, sei mal dahin gestellt. Zeigt aber recht anschaulich was ich meine: "Ich hab auf Zivilisation kein Bock mehr und wohne daher völlig autonom im Wald" ist eigentlich völliger Humbug.
Das ist einer der, evt auch der Hauptgrund, warum der Ausstieg für einen wohlstandsgeborenen
Mitteleuropäer quasi Illusion ist.
Bei den zb Siebirischen oder Nordamerikanischen "Natives" war/ist eine funktionierende Sozialstruktur
Elementar für das Überleben.
Die Generationsübergreifende Weitergabe von Wissen, Zusammenarbeit wie auch Arbeitsteilung,
haben die Besiedelung solcher Lebensräume überhaupt erst möglich gemacht.
Von der Urzeit bis in die frühe "Neuzeit" blieb das gleich.
Nicht ohne Grund war die höchste Strafe die, aus der Gemeinschaft ausgeschlossen zu werden,
das übrigens kulturübergreifend, auch in wesentlich lebensfreundlicheren Regionen...
Selbst die Trapper oder Goldschürfer, mal abgesehen davon das auch hier stark romantisiert wurde,
waren keine Systemaussteiger, eher völlig im Gegenteil, extrem Abhängig vom "zivilisiertem Backup".
Ohne Nahrung, Waffen, Werkzeuge aus dem "zivilem" Bereich UND der wohlwollenden weitergabe von Wissen
und Hilfe der Natives,
hätte kaum einer dieser Abenteurer den ersten Winter überlebt.
Der Begriff "Aussteigen" ist doch ohnehin sehr komplexer Struktur.
Aussteigen aus dem System oder der sozialen Struktur passiert doch leider ständig.
Wir leben doch in einem System der Aussteiger.
Im kleinem wie im großem, oben und unten.
Auch der Heuschreckenkapitalist ist ein Systemaussteiger... nur bei ihm funktioniert es.
moo
Wer Sicherheit der Freiheit vorzieht, ist zu Recht ein Sklave.
spannendes Thema,
ich möchte auf ein Buch verweisen dessen Protagonisten Anlass für diese Serie waren.
Edit:
Habe gerade gesehen, dass Jonas bereits auf das Buch verwiesen hat.
Zuletzt geändert von Wollsocke; 21.10.2014, 21:37.
»Heut’ mach ich mir kein Abendbrot, heut’ mach ich mir Gedanken.« W.Neuss
Schöne Geschichte mit dem Studenten im Wald vor der Uni. Ob das dann so stimmt ist ja auch nebensächlich.
Für die einen klingt das romantisch und für die anderen dubios.
Vielleicht gibt es doch die Möglichkeit, so etwas (auf legale Weise) zu tun. Dazu braucht man schon irgendwoher Geld. Aber eigentlich auch nicht so viel.
Natürlich kann man das nicht so leicht in Sibirien, aber in gemäßigtem Klima? Warum nicht?
Mal ein paar Jährchen durch die Auvergne streifen? Hört sich für mich nicht schlecht an. (Außer natürlich, dass ich viel zu alt für sowas bin. Aber man kann ja etwas von den verpassten Gelegenheiten der Jugend träumen. Aussteigen heißt ja auch nicht, nicht wieder einsteigen zu können)
Wie würdet Ihr es anstellen bzw. wie hättet ihr es damals angestellt (Natürlich nur, wenn euch der Gedanke angenehm ist)
Tippi bauen? Umherwandern? Was müsste man alles bedenken?
Ich habe 10 Jahre auf einem Campingplatz in DK zugebracht. Natürlich nicht als Aussteiger, sondern als Wochenend- und Urlaubsgast. Ich habe die Campigplatzgesellschaft als klassenlose Gesellschaft kennengelernt, in der sich keinesfalls nur tummelte, was sich nichts besseres als einen Campingplatz leisten konnte. Ditschi eingeschlossen.
Dort habe ich einen Aussteiger kennengelernt. Er lebt dauerhaft auf dem Platz, produziert eigenen Strom und eigenes Wasser, obwohl das eigentlich nicht nötig ist. Ein Spleen. Seine Ausstattung-- Boot, Allrad-Auto, technisches Equipment-- konnte sich sehen lassen. Ärmlich roch das nicht. Kein Wunder, denn er hatte , wie er mir verriet, für 40 Mill. € seine Software-Firma verkauft, weil er die Schnauze voll hatte. So extrem muß es nicht immer sein, aber Ausstieg ist für mich, wenn man auch etwas hat, aus dem man aussteigen kann. Von ganz Unten nach Erbärmlich ist nicht Ausstieg, sondern weiterer Abstieg. Die Beispiele, die wir hier gelesen haben, sehen mir eher nach Letzterem aus. Das regt bei mir Mitleid an, nicht eine irgendwie geartete Bewunderung. In einem verdreckten Loch zu hausen und sich das Überleben mit Straftaten zu sichern, ist nur noch traurig. Darin etwas Sozialromantisches zu sehen, ist nach meiner Erfahrung verfehlt. Ich hatte beruflich in den letzten 22 Jahren genug mit Menschen in derart schwierigen sozialen Lebenssituationen zu tun, um mir diese Beurteilung zu erlauben.
Ditschi
So ist es. Dann sollte man nicht verkennen, daß Ausstieg Geld kostet. In einem der ODS-Hefte findet sich der Bericht einer Userin, die sich "through-hikerin" betätigte und uns vorrechnete, daß man da wenig Geld bräuchte. Sie käme mit knapp 1000,-€ monatlich durch.
Wenn man das 5 Jahre ohne eigene Einküfte macht, läßt sich mit schnöder Mathematik errechnen, daß irgendwo 60.000,-€ rumliegen müssen. Sonst geht das nicht. Von kreditfinanziertem Ausstieg habe ich jedenfalls noch nichts gehört.
Will man stationär aussteigen und nicht in die Illegalität abgleiten, brauch man einen festen Platz, auf dem man sich dauerhaft legal aufhalten und ausbreiten darf. Wenn es kein Campingplatz sein soll, dann benötigt man ein eigenes Grundstück.
Nebenbei: mein Aussteiger auf dem Campingplatz in DK mußte als formale Adresse ein D ein Zimmer mieten und vorhalten, auch wenn er es nicht nutzte. Ansonsten ist es in DK verboten, dauerhaft auf einem Campingplatz zu leben. Ohne deutsche Adresse als ersten Wohnsitz hätten sie ihn rausgeworfen.
Ich sehe gelegentlich im TV Bilder deutscher Auswanderer und Aussteiger in der Wildnis Kanadas oder Alsakas, die schwärmerisch berichten, sie hätten dort ihr Glück gefunden. Am Rande wird erwähnt, daß sie das Grundstück gekauft hatten und daß die selbstgebaute Blockhütte selbstverständlich der Baugenehmigung bedurfte. Über die Gesamtkosten schweigen sich die Berichte meist aus.
Ditschi
Sie käme mit knapp 1000,-€ monatlich durch.
Wenn man das 5 Jahre ohne eigene Einküfte macht, läßt sich mit schnöder Mathematik errechnen, daß irgendwo 60.000,-€ rumliegen müssen. Sonst geht das nicht. Von kreditfinanziertem Ausstieg habe ich jedenfalls noch nichts gehört.
Jeder Rentner/Pensionär muss das irgendwie hinkriegen. Insofern finde ich es nicht unmachbar.
Hier wird ziemlich viel über einen Kamm geschoren, was nicht wirklich passt.
In der Wildnis ohne mitgenommene Ausrüstung komplett allein überleben, ist in Deutschland schwierig. Woanders offensichtlich auch. Irgendwelche Winkel könnten sich trotzdem noch finden.
Sind die Anforderungen nicht ganz so hart, gibt es durchaus Möglichkeiten. Eine Freundin von mir war zum Beispiel drei Jahre lang in Kanada ausgestiegen. Da gehörte jemandem eine Insel, die er bewohnt haben wollte. Sie wurde dort hingeflogen. Bekam eine Grundausstattung mit und musste dann dort allein zurechtkommen. Erste Aufgabe war der Bau eines Blockhauses bis zum einbrechenden Winter. Sie ist immer noch ziemlich begeistert von der Zeit.
Leute auf Weltreise, die zu Hause alle Zelte abgebrochen haben (für immer oder auf Zeit) gibt es viele. Man kann ihre Berichte im Internet (zum Beispiel hier) lesen. Oder man begegnet ihnen auf Tour. Auf Nachfrage erzählen die meisten auch gerne, wie sie das finanzieren.
Die Campingplatzbewohner kenne ich auch. Das sieht nicht immer so lustig aus. Gerne fehlt da auch mal die Krankenversicherung. Im Winter im Wohnwagen im Mittelgebirge. Über Sommer auf Wanderung durch Europa. Da habe ich schon etliche getroffen, die das auch ohne "Finanzierung" betreiben. Schnorrt man sich halt durch.
Und so ein Zelt im Wald ist auch nicht besonders ungewöhnlich. Oder ein Lager unter einer Brücke.
Ich sehe gelegentlich im TV Bilder deutscher Auswanderer und Aussteiger in der Wildnis Kanadas oder Alsakas, die schwärmerisch berichten, sie hätten dort ihr Glück gefunden. Am Rande wird erwähnt, daß sie das Grundstück gekauft hatten und daß die selbstgebaute Blockhütte selbstverständlich der Baugenehmigung bedurfte. Über die Gesamtkosten schweigen sich die Berichte meist aus.
Ditschi
Afaik benötigt es zum Einwandern in solche Länder einen Nachweis, dass man einen Mehrwert zur dortigen Gesellschaft erbringt. Und wer es in Deutschland zu nichts bringt, bringt es imho in solchen Ländern erst recht zu nichts.
Ich habe mir meine eigenen Gedanken zum Threadtitel "Einsiedler - Der Ausstieg in die Wildnis" gemacht: Von der Jagd leben, selbst wenn man sämtliche Waidgesetze, Schonzeiten, etc. als Modell jetzt mal ausser acht lassen würde, wäre der Energieaufwand zu hoch, um davon dauerhaft zu (über-)leben. Ausserdem lässt sich das "Gesetz", das mich zur nachhaltigen Jagd zwingt, nicht aushebeln.
Vermutlich würde dann zwangsweise der Übergang zum Ackerbau und Viehzucht anstehen. Aber dann, ist der Lebensraum keine Wildnis mehr...
Wie gesagt, nur meine Gedanken. Mehr nicht.
"Es gibt kein schlechtes Wetter, nur das falsche Fell!"
-Samson und Beowulf- Als Hunde sind sie eine Katastrophe, aber als Menschen unersetzbar.
Zitat Enja: Jeder Rentner/Pensionär muss das irgendwie hinkriegen. Insofern finde ich es nicht unmachbar.
Verstehe ich nicht: Wieso muß jeder Rentner und Pensionär es irgendwie hinbekommen, 5 Jahre ohne eigene Einkünfte durchzuhalten?
Von 1000,-€ im Monat kann man leben, wenn man muß, sofern sie jeden Monat kommen. Das war nicht das Problem.
Ditschi
mann muss das ja nicht alleine machen, das tendiert dann häufig ins seltsame.
und 1000.-- euro im monat brauchts auch nich unbedingt, der thread hier ist sachlicher: http://www.selbstvers.org/forum/view...hp?f=61&t=8231
im forum dort gibts übrigens noch reichlich anderes interessantes.
"ausstieg in die wildnis" ... da is leider das eine wie das andere schlagwort zum aktuellen anlass des zu # 21 verlinkten artikels unpassend.
beide begriffe sind überhaupt unpassend und funktionieren nur als zuschreibung.
Zuletzt geändert von Gast180628; 24.10.2014, 10:37.
Den verlinkten thread findest Du sachlicher? Das sagt auch etwas über den Autor.
Obwohl: die eine oder anderen Antwort im link klingt hinreichend vernünftig. Deshalb paßt das Gegensatzpaar sachlich-unsachlich nicht so richtig. Unsachlich paßt auch nicht auf unsere Beiträge. ( Wobei ich die eigenen mal ausklammere. Man sollte nur die der anderen beurteilen.) Nüchtern -realistisch gegen naiv-schwärmerisch paßt als Gegensatz besser.
Ditschi
"ausstieg in die wildnis" ... da is leider das eine wie das andere schlagwort zum aktuellen anlass des zu # 21 verlinkten artikels unpassend.
beide begriffe sind überhaupt unpassend und funktionieren nur als zuschreibung.
Das ist doch völlig zutreffend. Es besagt, dass der Fall des Freiburger Studenten nicht viel mit dem Thema zu tun hat, weil ein Privatgrundstück am Freiburger Schlossberg offenbar keine Wildnis ist und die Errichtung eines Ein-Mann-Studentenwohnheims auf diesem Grundstück offenbar kein Ausstieg ist. Ditschi hat in wonderrentners Aussage irgendetwas anderes hineingelesen ...
Zu dem anderen Thread: Dass ein Achtzehnjähriger solche Überlegungen anstellt, kann ihm (auch moralisch) kaum verwehrt werden, nachdem ja das »Nüchtern-Realistische« derzeit vornehmlich ein anderer Ausdruck für eine ›Pflicht zum Leben im Hamsterrad‹ ist.
Edit: Ach ja, und die oben erwähnte Thruhikerin traf ich gestern im Walhalla. (Das ist eine Kneipe in Berlin.) Es ging unter anderem um die Frage, wie ein solcher ›Ausstieg‹ finanzierbar ist bzw. in anderen realen Fällen finanziert wird. Außer der Vermögensvariante gibt es auch noch die, dass jemand temporär arbeitet in einer Branche, die das zulässt. Natürlich gibt es auch Leute, die dann in der Zeit, in der sie nicht arbeiten, mit viel weniger als 1000 Euro monatlich auskommen.
Zuletzt geändert von Igelstroem; 24.10.2014, 13:17.
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