Wanderbücher für "auf'm Sofa"

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  • blauloke

    Lebt im Forum
    • 22.08.2008
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    • Meine Reisen

    AW: Wanderbücher für "auf'm Sofa"

    Ich lese gerade das zweite "Tagebuch eines Jerusalempilgers". Wie im ersten Band ist wieder jeder Wandertag beschrieben und es sind diesmal auch einige größere Bilder drin.
    Du kannst reisen so weit du willst, dich selber nimmst du immer mit.

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    • Tiscali
      Anfänger im Forum
      • 29.05.2015
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      • Meine Reisen

      AW: Wanderbücher für "auf'm Sofa"

      Ich habe mir gerade "Laufen.Essen.Schlafen" von Christine Türmer aka Germantourist runtergeladen und möchte heute abend nicht mehr gestört werden
      Uschi

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      • Werner Hohn
        Freak
        Liebt das Forum
        • 05.08.2005
        • 10870
        • Privat

        • Meine Reisen

        AW: Wanderbücher für "auf'm Sofa"

        Laufen. Essen. Schlafen. Eine Frau, drei Trails und 12700 Kilometer Wildnis – Christine Thürmer, Malik

        Dass Christine Thürmer im Web German Tourist ist sollte hinlänglich bekannt sein. Ebenso muss nicht noch einmal erzählt werden, was sie so treibt. Auch nicht, dass sie auf ihren Weitwanderungen schon mal stinkt wie ein Schwein, mit sehr wenig Geld auskommt, und eigentlich kein anderes Leben mehr führen möchte. Das alles hat sie hier im Forum schon mehrfach erzählt.

        Lohnt das Buch denn überhaupt, fragen sich vermutlich einige, die ihren Blog kennen oder ihre Reiseberichte bei ods gelesen haben. Ja, lohnt.

        Das Buch ist sehr persönlich. Sie beschreibt, was Langstreckenwandern mit einem Menschen anstellen kann, wenn der es zulässt. Erzählt, wie sie sich da draußen nach und nach verliert, ohne die Realität des alltäglichen Lebens aus den Augen zu lassen. Augenwinkel passt besser, denn blauäugig ist sie nicht.

        Ihre drei Trails fangen alle in Berlin an. Christine schreibt von ihrer Arbeit; und wie das Wandern, eigentlich das Leben auf den Trails, alle ihre Bedenken nach und nach so klein werden lässt, dass es zum Niederreißen der letzten Brücke reicht. Vollständig gebrochen mit ihrem alten Leben hat sie dann doch nicht. Es gibt einen Steg, dessen Widerlager in unserer aller Alltag verankert ist, den Christine sorgsam intakt hält.

        Bis zum endgültigen Schritt sollte es zwar noch etwas dauern. Der Grundstein jedoch wurde auf dem PCT gelegt. Wie viele, die nach einem zeitlich begrenzten Ausstieg wieder im bürgerlichen Leben Fuß fassen müssen, stellt sich ihr schon auf dem ersten Trail nur eine Frage, ob man so weitermachen kann. Ein Leben reduziert auf elementare Dinge, ohne all den Ballast einer bürgerlichen Existenz. Am letzten Tag fragt sie ihren Mitwanderer, ob sie beide auch am nächsten Tag noch thruhiker sein werden, und ob dann alles vorbei sein wird. „Nein GT – einmal thruhiker, immer thruhiker. Das lässt dich nicht mehr los“, bekommt sie zur Antwort.

        So wie Christine von ihrem PCT erzählt, war das abzusehen. Spätestens am letzten Tag auf dem PCT hat Christine sich schon aus dem bürgerlichen Leben verabschiedet.

        Bei ihrem Buch hat Christine der Versuchung widerstanden, sich in technischen Details zu verlieren. Die Ausrüstung, wie das auf den US Trails abläuft, das Planungsgedöns, all das, womit manche Detailverliebten Autoren den Leser langweilen können, sind bei ihr im Text verstreut. Da wird mal so nebenbei erzählt, dass sie zum Abwasch in den Kochtopf pinkelt, um Wasser zu sparen. Ein Handtuch braucht es aus Gewichtsgründen auch nicht. Wie das mit den Versorungs-Boxen funktioniert und vieles mehr. Nichts neues für die meisten Leser im Forum. Andere werden sich bestimmt mehrfach wundern und fragen, ob es nicht auch bequemer geht. So in Richtung vorgebuchtes Kreditkarten-Wandern halt.

        Wer einen tiefschürfenden Ego-Trip erwartet, wird enttäuscht sein. Ebenso Liebhaber vor Adjektiven strotzender schwülstiger Landschaftsbeschreibungen. „Atemberaubend“ und gut ist es. Landschaften sind halt nicht zu vermeiden. Da kommt einen Haken dran, und dann auf zur nächsten. Landschaft ist eben auch nur profane „Gegend“. Erfrischend.

        Das Unterwegs-Sein zählt. Heute hier, morgen weiter. Darauf kommt es an, und das Leben auf den Trails. Ihre Hauptdarsteller sind die Leute auf und an den Trails. Eben das, was Jahrzehnte in der Erinnerung überleben wird. Sie erzählt viel von den Leuten mit den sie teils über Tage unterwegs ist. Unverkennbar nehmen die thruhiker nach und nach eine Sonderstellung ein. Auf diese fokussiert sich alles.

        Das Buch ist in drei große Kapitel unterteilt:

        Der Pacific Crest Trail

        Der PCT nimmt das halbe Buch ein. 149 von 290 Seiten. Neugierig, Schiss in der Hose, Zweifel nicht nur ob sie die mehr als 4.200 km schaffen wird. Je länger die Reise geht, umso mehr verändert sich Christine. Als sie ihren Trailnamen bekommt, ist sie Teil der Gemeinschaft.

        Aus Christine ist German Tourist geworden. Die anfänglichen Zweifel übers Ankommen sind weggewischt. Alles ist neu, alles wird beschrieben. In diesem Kapitel beschreibt GT nebenbei die technische Seite der großen Hiking Trails der USA. Der Pacific Crest Trail ist von Anfang bis Ende spürbare Begeisterung.

        Der Continental Divide Trail

        Spärlich markiert, eigentlich nur beschrieben, Varianten in der Streckenführung, logistisch aufwendiger, noch länger als der PCT, nur sehr wenige Wanderer. Knapp 3 Jahre später steht Christine an der Grenze USA/Kanada. Gemeinsam mit einem Bekannten vom letzten Trail ist die mexikanische Grenze das Ziel. Nicht mehr um die Trail-Gemeinschaft dreht sich Christines Leben. Das dreht sich im Bob. Mehr verrate ich nicht. Dass Christine den Trail geschafft hat, ergibt sich ja aus dem Titel. Den Bob allerdings, den hätte ich allerspätestens nach der Hälfte des Trails in die Wüste geschickt.

        Der Appalachian Trail

        Zum Start auf den AT hat Christine endgültig dem bürgerlichen Leben abgeschworen. Sie wird bis ihre Knochen auseinander fallen ein Leben auf Tour führen können. Und was passiert? Der AT kommt nicht gut weg! Im Buch bekommt der gut 50 Seiten. (Was auch am Verlag liegen wird.) Der AT wird verbissen runtergerissen, nur um anzukommen. Freiheit hin, Freiheit her. Christine schiebt Frust. Der Weg nervt oft. Aussichten gibt es keine. Wald auf 3.500 km. Die vielen Wochenendwanderer, die Kurzstreckenwanderer nerven. Die „Muss'de ma ein Stück jemacht haben Wanderer“ nerven. Überfüllte Hütten. Versiffte Plätze. „Thruhiker“ mit Tramperdaumen! Die Gänsefüßchen sind aufgefallen?

        Wenn Christine diesen Trail bis zum Ende durchhält, bekommt sie den Triple Crown Award (heißt das tatsächlich so?). Nur diese Messingtafel zählt. Einige Absätze sind der totale Kontrast zum Überschwang, zur Lockerheit auf dem PCT. Streckenweise liest sich das nach Arbeit. Wandern weil man etwas leisten muss. Darüber hätte ich gerne mehr gelesen. Das man am gesetzten Ziel ankommen muss, steht außer Frage. Doch wann wird aus Freiheit Zwang?

        Fazit: Das Buch ist klasse oder toll. Kann sich jeder aussuchen. Auch hat es herzlich wenig Überschneidungen mit dem, was wandernde Förster, Komiker und andere wandernde Weltenerklärer zwischen Buchdeckel pressen.

        OT: So, damit andere nicht zur Tastatur greifen müssen, gibt es ein OT.

        Ja, was soll der sonst auch schreiben! Die beiden sind schließlich befreundet. Stimmt. Doch hätte Christine Schrott abgeliefert, würde ich ihr das sagen und hätte hier einfach den Mund gehalten.
        Zuletzt geändert von Werner Hohn; 06.04.2016, 10:45. Grund: Nach Mitternacht kein Computer und morgens besser hinschauen.
        .

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        • kletterling
          Dauerbesucher
          • 30.07.2012
          • 613
          • Privat

          • Meine Reisen

          AW: Wanderbücher für "auf'm Sofa"

          Mein Fazit zu 'Laufen. Essen. Schlafen.' deckt sich ziemlich gut mit dem von Werner Hohn.

          Ich habe die allermeisten Bücher über den PCT und den AT, die so allgmein erhältlich sind (Townsend (PCT), Strayed (PCT), Bryson (AT), Foskett (PCT, AT, Jakobsweg), Quinn (PCT)) gelesen, und von all den Büchern gefällt mir German Tourists Buch mit am Besten, in etwa gleich auf mit Carrot Quinns 'Thruhiking will break your heart' und den sehr witzig geschriebenen Büchern von Keith Foskett.

          Besonders gut gefällt mir bei 'Laufen. Essen. Schlafen.' auch, dass es ein sehr persönliches, nicht so technisches Buch geworden ist und der Leser anekdotenhaft die Wandlung von Christine Thürmer zu German Tourist ganz gut nachvollziehen kann.

          Eindeutiger Kauftipp!

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          • Freierfall
            Fuchs
            • 29.06.2014
            • 1003
            • Privat

            • Meine Reisen

            AW: Wanderbücher für "auf'm Sofa"

            Habs inzwischen auch gelesen und kann die Ausführungen meiner Vorposter so unterschreiben. Das einzige was mich etwas gestört hat, ist wie oft sie erwähnen musste, was für eine tüchtige erfolgreiche Geschäftsfrau sie vorher war. Hängt sicherlich auch etwas mit der Selbstidentifikation zusammen, die sie vorher aus dem Beruf gezogen hat, und die, nach und nach, weniger wurde bzw. zu einer neuen Selbstidentifikation beitrug.

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            • Igelstroem
              Fuchs
              • 30.01.2013
              • 1888
              • Privat

              • Meine Reisen

              AW: Wanderbücher für "auf'm Sofa"

              Zitat von Werner Hohn Beitrag anzeigen
              Liebhaber vor Adjektiven strotzender schwülstiger Landschaftsbeschreibungen. „Atemberaubend“ und gut ist es. Landschaften sind halt nicht zu vermeiden.
              Es gibt allerdings Autoren und Autorinnen, die der Landschaft eine andere (innigere) Art von Aufmerksamkeit widmen, ohne deshalb schwülstig zu werden. Mein Beispiel wäre Robert McFarlane, Karte der Wildnis. Oder Godela Unseld, Bergtundra; letzteres wurde oben schon mal erwähnt.

              Es wäre aber nicht uninteressant, mal allgemeiner nachzufragen, wie sich die Landschaftserfahrung speziell bei Thruhikern mit der Zeit fortentwickelt. Denn Christine ist ja nicht die Erste, die nach einigen Langstreckentrails eine Art Zynismus gegenüber der spektakulären Landschaft entwickelt hat.
              Lebe Deine Albträume und irre umher

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              • sompio

                Erfahren
                • 25.04.2013
                • 284
                • Privat

                • Meine Reisen

                AW: Wanderbücher für "auf'm Sofa"

                Jedenfalls steht bei Christine die Landschaft eher am Rande, der Fokus des Buchs scheint mir auf ihrer persönlichen Entwicklung zu liegen. Das lässt sich für mich gut und sehr leicht lesen. Die Schriftsprache von Christine ähnelt da m. E. stark ihrer Redeweise. An einigen wenigen Stellen hätte ich mir gleichwohl ein strengeres Lektorat gewünscht.

                Interessant finde ich, dass bei Christine einerseits durchscheint, was Igelstroem als "eine Art Zynismus gegenüber der spektakulären Landschaft" beschreibt, sie aber andererseits auch mehrfach durchblicken lässt, dass ihr die eintönigen Gegenden (Straßenkilometer, Great Divide Basin?) oder auch die fehlenden Aussichten auf dem AT mächtig auf den Senkel gehen.

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                • Igelstroem
                  Fuchs
                  • 30.01.2013
                  • 1888
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  AW: Wanderbücher für "auf'm Sofa"

                  Zitat von sompio Beitrag anzeigen
                  An einigen wenigen Stellen hätte ich mir gleichwohl ein strengeres Lektorat gewünscht.
                  Sag mal konkreter.
                  Lebe Deine Albträume und irre umher

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                  • sompio

                    Erfahren
                    • 25.04.2013
                    • 284
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    AW: Wanderbücher für "auf'm Sofa"

                    OT: Bin ich dir damit versehentlich auf den Fuß getreten? Ich habe das Ganze in ein paar Stunden durchgelesen und mir nix dazu rausgeschrieben, bin aber ein paar Mal über Wortfolgen gestolpert, die in meinen Ohren klanglich nicht ganz gelungen waren. In einem Fall war es wohl ein Homoioteleuton auf "-bar".

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                    • Igelstroem
                      Fuchs
                      • 30.01.2013
                      • 1888
                      • Privat

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                      AW: Wanderbücher für "auf'm Sofa"

                      Zitat von sompio Beitrag anzeigen
                      OT: Bin ich dir damit versehentlich auf den Fuß getreten?
                      OT: Nee, überhaupt nicht. Ich trage auch keine Lektoratsverantwortung. Habe nur das erste Manuskript gelesen und zu ein paar Stellen was gesagt; das Endergebnis habe ich noch nicht gesehen. Nach Zwimons Buch hatte ich vom Malik-Lektorat einen eher positiven Eindruck. Mich interessiert nur, auf welcher Ebene Dir etwas negativ aufgefallen ist. Dramaturgie, Jargon oder der Klang einzelner Formulierungen – das sind ja ganz unterschiedliche Themen.
                      Lebe Deine Albträume und irre umher

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                      • Waldhexe
                        Alter Hase
                        • 16.11.2009
                        • 2893
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        AW: Wanderbücher für "auf'm Sofa"

                        Ich habe das Buch noch nicht gelesen, freue mich aber auf Ihren Vortrag und darauf, GT beim Forumscamp persönlich kennen zu lernen.
                        Ich habe schon einige Ihrer Berichte und Beiträge hier gelesen und schwanke zwischen Bewunderung und Unverständnis. Mir schien es Ihr eher um Strecke machen, Zahlen und Fakten zu gehen, darum mit möglichst wenig Geld möglichst viele Kilometer zu sammeln. Genuss oder Freude ist nicht wirklich spürbar. Von daher ist der Buchtitel bei GT "Programm".

                        Das ist und wäre - sollte ich meine bürgerliche Existenz zurücklassen - absolut nicht meins. Je älter ich werde, umso weniger zählen für mich Tempo und Kilometer, die neue Währung ist Muße und Eindrücke. Es gibt viele Zwischendinge zwischen "Kreditkartenwandern" und in den Kochtopf pinkeln um Wasser zu sparen.

                        So konnte ich z.B. nicht verstehen, wie man den Mississippi paddeln kann, ohne Tom Sawyer und Huckleberry Finn zu lesen! Oder wie man mit Ohrstöpseln und Hörbuch wandern kann. Oder wie man in England - dem Mutterland der Süßigkeiten - in den Lidl gehen kann, um endlich mal wieder deutsche Schokolade zu kaufen (ok, englische Schokolade ist nicht die beste der Welt, aber andere Dinge). Oder wie man auf der Straße laufen kann, da man auf englischen Wanderwegen nicht schnell genug voran kommt. Dass GB (ich bin ziemlich anglophil!) als Wanderland so schlecht wegkommt, habe ich Ihr wohl nicht so ganz verziehen!

                        GT polarisiert, stellt sich durchaus der Diskussion und trotz dem manchmal etwas verbissenen Beigeschmack scheint für sie ihre Art zu reisen richtig und stimmig zu sein. Ich bewundere ihr know-how, vor allem aber ihren Mut und ihre Entschlossenheit. Ansonsten geht mir die Schreibe und die Reisephilosophie von "Grenzenlos" wesentlich näher...

                        Gruß,

                        Claudia

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                        • Igelstroem
                          Fuchs
                          • 30.01.2013
                          • 1888
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          AW: Wanderbücher für "auf'm Sofa"

                          Zitat von Medion
                          eine Art Zynismus gegenüber der spektakulären Landschaft

                          dann würde ich ihr doch ein Laufband empfehlen

                          Woher die Empörung? Ein solcher ›Zynismus‹ könnte ja verschiedene Formen annehmen und verschiedene Gründe haben. Auf jeden Fall ist damit zu rechnen, dass die bloße Quantität des Laufens die Struktur der Landschaftserfahrung verändert. Dass man sich ganz dem Flow hingibt und die Umgebung bedeutungslos wird wie auf dem Laufband, ist nur eine Variante. Eine andere wäre die, dass die visuelle Kulisse (oder das Erhabene oder das Spektakuläre) gegenüber anderen Erfahrungsschichten an Bedeutung verliert.

                          Dass eine Landschaft ›etwas zu bieten hat‹, ist ja schon auf der sprachlichen Ebene eine eigentlich unselbstverständliche Indienstnahme. Vielleicht schleift sich die allmählich ab, wenn man lange unterwegs ist.
                          Lebe Deine Albträume und irre umher

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                          • Waldhexe
                            Alter Hase
                            • 16.11.2009
                            • 2893
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            AW: Wanderbücher für "auf'm Sofa"

                            Bei "Grenzenlos" ist das z.B. nicht so, auch kein Zynismus spürbar. Ein "Automatismus" der sich einstellt, wenn man viel läuft und viel gesehen hat, scheint das also nicht unbedingt zu sein. Manche bleiben beeindruckbar und begeisterungsfähig, manchmal fast schon kindlich-naiv - als Kompliment gemeint.

                            Gruß,

                            Claudia

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                            • mitreisender
                              Alter Hase
                              • 10.05.2014
                              • 4855
                              • Privat

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                              AW: Wanderbücher für "auf'm Sofa"

                              Zitat von Medion
                              eine Art Zynismus gegenüber der spektakulären Landschaft

                              dann würde ich ihr doch ein Laufband empfehlen
                              Nun. Die Frage ist was Landschaft ist und was sie für uns bedeutet. Schließlich hat der Mensch auf die Landschaft eingewirkt und auch wenn sie uns überdauert, so formt sich auch Landschaft und überdauert nicht ewig. Ein schönes Beispiel sind die Highlands, nach deren Kargheit hier viele so verrückt sind. Vor nicht allzulanger Zeit dicht mit Wäldern überzogen. Wäre es noch heute so würden die mich gar nicht reizen. Aber auch kulturgeschichtlich hat das Auswirkungen. Die Wahrnehmung der Schotten selbst wird ja auch dadurch geprägt. Filme stimmen so gar nicht usw. Derer gibt es bestimmt viele Beispiele.

                              Und jetzt mein genialer Schlenker. Kenne es nur in Auszügen. Manfrau lese:

                              Das Anthropzän Verlag Matthes und Seitz - Natur ist inzwischen vom Menschen gemacht. Darum geht es. Die Erforschung der Definition Natur.

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                              • Waldhexe
                                Alter Hase
                                • 16.11.2009
                                • 2893
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                                AW: Wanderbücher für "auf'm Sofa"

                                Von Berufswegen habe ich mit Landschaftsästhetik zu tun, auch mit verschiedenen Ansätzen, sie zu messen. Ja, richtig. Landschaftsästhetik messen.
                                Ob gemessen oder umgefragt oder nach Abstimmung mit Füßen (Tourismuszahlen), die ästhetischsten und beliebtesten Landschaften sind überwiegend Kulturlandschaften. Toskana, Alpen (Almbereich), Lüneburger Heide, Olivenhaine, Streuobstwiesen... oder meine Lieblingslandschaft, der Lake District.

                                So what? Ein Grund Zynismus zu entwickeln?

                                Gruß,

                                Claudia

                                Kommentar


                                • Igelstroem
                                  Fuchs
                                  • 30.01.2013
                                  • 1888
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                                  AW: Wanderbücher für "auf'm Sofa"

                                  Zitat von Waldhexe Beitrag anzeigen
                                  Ein Grund Zynismus zu entwickeln?
                                  Ja, auf jeden Fall.

                                  Zynismus ist aber nach meiner Auffassung des Begriffs nur die Verachtung für etwas, das jemand anderes für wertvoll hält. Im Ästhetischen kann das schon mal passieren, dann ist auch mit der Messung der Mehrheitswertschätzung nichts gewonnen.

                                  Meine Vermutung war, dass sich beim Fernwandern in vielen Fällen die Landschaftswahrnehmung und die ästhetische Wertschätzung der Landschaft signifikant verändert. Das ist einfach eine Hypothese, und Hypothesen sind normalerweise kein Anlass für Empörung.
                                  Lebe Deine Albträume und irre umher

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                                  • Waldhexe
                                    Alter Hase
                                    • 16.11.2009
                                    • 2893
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                                    AW: Wanderbücher für "auf'm Sofa"

                                    Oh, empört bin ich darüber keinesfalls, warum auch!? Es ist ja auf jedenfalls eine interessante - wenn auch ernüchternde Hypothese. Ich brachte nur das Gegenbeispiel "Grenzenlos" bei dem sich kein Zynismus einstellt.

                                    Aber an sich hast Du ja zwei Hypothesen: Zynismus gegen Kulturlandschaft, die nicht unbeding gleich als solche zu erkennen ist und als besonders reizvoll, oft auch wild empfunden wird.
                                    Und Zynismus gegen Landschaft allgemein, der sich entwickelt, je länger man in ihr unterwegs ist.

                                    Die Messung der Mehrheitseinschätzung ist zum Beispiel in der Planung wichtig. Beim Tourismus und dessen Problemen geht es um Mehrheiten, zumindest um "Vielheiten".

                                    Gruß,

                                    Claudia

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                                    • Sternenstaub
                                      Alter Hase
                                      • 14.03.2012
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                                      AW: Wanderbücher für "auf'm Sofa"

                                      ein spannendes Gespräch. Zynismus / Gleichgültigkeit der Landschaft gegenüber als Nebeneffekt von Langzeit/Weitwanderungen? Bei manchen Schilderungen besonders sportlich ambitionierter Wanderer hatte ich schon öfters beim Lesen das Gefühl, einem Läufer zuzusehen bzw zu lesen, der sich als einziges Element bewegt in einer starren Kulisse. Ohne Wertungen vornehmen zu wollen, frage ich mich, ob es vom Typus des jeweiligen Wanderers abhängig ist, in wie weit eine Art Zynismus entwickelt wird oder eben nicht. Da wird es sicherlich viele Nuancen geben. Aber bis jetzt ist es für mich ja nur von außen zu betrachten und daraus (vielleicht falsche) Erkenntnisse zu gewinnen, wie Langzeitwandern einen verändert (oder nicht).
                                      Ich bin jedenfalls schon sehr gespannt, wie sich das bei mir entwickeln wird, wenn ich das endlich selber erfahren werde. ok, noch ein bisserl mehr als ein Jahr, dann kann ich eigene Erfahrungen sammeln.
                                      Two roads diverged in a wood, and I—
                                      I took the one less traveled by,
                                      And that has made all the difference (Robert Frost)

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                                      • Waldhexe
                                        Alter Hase
                                        • 16.11.2009
                                        • 2893
                                        • Privat

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                                        AW: Wanderbücher für "auf'm Sofa"

                                        Meine persönliche Schlussfolgerung aus Reiseberichten und Erfahrungen mit Tourpartnern auch auf kürzeren Touren ist, dass das Unterwegssein sozusagen den "wahren Charakter" hervorbringt oder zumindest die wesentlichen Eigenschaften eines Menschen verstärkt.
                                        Letztlich nimmt man sich überallhin selbst mit.

                                        Gruß,

                                        Claudia

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                                        • Vegareve
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                                          *räusper*Lasst uns bitte zurück zum vorstellen empfehlenwerter Bücher kommen und von Metadiskussionen erstmals absehen. Das ist ein Sammelthread. Danke.

                                          Bei Nachfragen bitte eine PN an den Moderator senden.  Dein Team der
                                          Zuletzt geändert von Vegareve; 08.04.2016, 16:40.
                                          "Niemand hört den Ruf des Meeres oder der Berge, nur derjenige, der dem Meer oder den Bergen wesensverwandt ist" (O. Chambers)

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