Warum tut man sich den Outdoor-Scheiß an?

[Gast190520]

AW: Warum tut man sich den Outdoor-Scheiß an?

Wenn ich meinen eigenen Motiven auf den Grund gehe, finde ich ein sozusagen ›metaphysisches‹ Motiv, nämlich die Vorstellung, dass das Wandern eine unmittelbar einleuchtende Art ist, dem Virtuellwerden der Welt entgegenzuwirken. Der Leib besteht gewissermaßen darauf, dass die Welt kein bloßes Netz von Sinn- und Kommunikationsbeziehungen, sondern etwas Räumliches ist und deshalb in ihrer Ausdehnung am besten erfahren werden kann, indem man eine Landschaft mit den Füßen berührt und sie dabei durchmisst: eine tausendfach wiederholte taktile Empfindung in den Fußsohlen. Es kommt also für mich tatsächlich auf das Gehen als Tätigkeit an.

Hm. Dein Versuch, einer virtuell werdenden Welt zu entgehen, muss scheitern, wenn Du das Gehen selbst zu einem metaphysischen Programm erklärst. In dem Fall wird eine Virtualität durch eine andere ersetzt. Der Körper ist natürlich an Raum und Zeit gebunden, nicht weniger der Geist. Der Informationsbegriff, den man versucht zu bemühen, wenn über digitalen Wandel diskutiert wird, lässt sich nur auf technischer Ebene verstehen, und die Übertragungen auf den Geist sind nur Metaphern. Ein Gegenprogramm zu einer möglichen Virtualisierung der Welt ist daher nicht notwendig. Für Geist/Körper ist die Raumzeit unhintergehbar, und das in Abhängigkeit von Sinnzusammenhängen, die ihrerseits durch Raum und Zeit strukturiert werden.
Aber es geht Dir offensichtlich um das Zusammenspiel von Geist/Körper und Welt (vielleicht besser Geist-Körper-Welt),
das beim Gehen besonders konfiguriert ist. Ich würde sagen, dass eben diese Konfiguration bereits eine Intensität ist. Die Triebfeder zum Wandern sozusagen. Die Frage ist dann, worin diese Intensität besteht, wie das Verhältnis der Komponenten in der Konfiguration exakt zu fassen ist etc. pp.

[Leser]

AW: Warum tut man sich den Outdoor-Scheiß an?

Nee, das muss schon von mir kommen. Ich suche nach nichts. Aber es muss doch Menschen geben, die das ähnlich erleben (erlebt haben). Machen die alle weiter mangels Alternativen?

Für mich ist draußen die Alternative. Habe ich erst gefunden, als die Kinder nicht mehr mitwollten. Draußen geht auch in abgeschwächter Form, wenn man nicht mehr unbedingt bei jedem Wetter ins Zelt kriechen will. Zeigen zwei der letzten Radreiseberichte (Ochsenweg, Rügen).

[AlfBerlin]

AW: Warum tut man sich den Outdoor-Scheiß an?

Ich suche nach nichts. Aber es muss doch Menschen geben, die das ähnlich erleben (erlebt haben). Machen die alle weiter mangels Alternativen?

Diese Leute sind nicht hier.

Aber vielleicht gibt es hier einige, die ähnliche Phasen haben wie Du oder einen interessanten Kompromiss zwischen Outdoor und anderen Urlaubsaktiväten gefunden haben. Zur Suche nach solchen Alternativen passt der Threadtitel hier aber nicht. Also mache einen neuen Thread auf "Alternativen zum Outdoor-Urlaub" oder so.

Oder beschreibe mal genauer, was Dich am "Outdoor-Scheiß" nervt. Vielleicht gibt es dafür ja Lösungen.

Vielleicht solltest Du Dir einfach andere Interessen suchen oder andere Interessen mit Outdoor verbinden oder neue Outdoor-Aktivitäten finden: z.B. könntest Du Leute, die im Outdoorbereich aktiv sind unterstützen: Forscher, Bauern, Förster, Wegewarte, Biwakplatz-Warte etc.

[Gast190520]

AW: Warum tut man sich den Outdoor-Scheiß an?

Nee, das muss schon von mir kommen. Ich suche nach nichts. Aber es muss doch Menschen geben, die das ähnlich erleben (erlebt haben). Machen die alle weiter mangels Alternativen?

Ach, Du hast das Danton-Problem:
http://gutenberg.spiegel.de/buch/dantons-tod-417/4

Gilles Deleuze benutzt diese Stelle um dafür zu argumentieren, dass man die Wiederholung im Leben nicht als Wiederholung von Ähnlichkeiten betrachten sollte, sondern dass man sich kreativ mit ihnen auseinandersetzen und den Unterschied suchen muss. Heruntergebrochen ausgedrückt.

[oo0OooO0oo]

AW: Warum tut man sich den Outdoor-Scheiß an?

Zwei Anmerkungen noch:

1. Es wurde überlegt, dass einem Outdoor vielleicht dann irgendwann zu viel wird, wenn man sehr viel Urlaub hat und schon sehr oft draussen war. Das kann ich mir gut vorstellen. Wenn mein Urlaub nicht so rar wäre und ich z.B. 5 Jahre Zeit hätte...ich glaube, dann würde ich auch nicht nur eine Wanderung an die andere hängen. Ich brauche Kontrast und Abwechslung. Und gerade deshalb (als Ausgleich) zu meinem Job, hat Outdoor für mich derzeit eine hohe Priorität.

2. Outdoor mangels Alternativen? Bei mir ist es definitiv nicht so. Wenn ich genug Zeit hätte...dann würde ich viel mehr andere Dinge (neben Trekking machen). Derzeit konkurriert das Trekking mit Job, Freunden & Verwandten, Windsurfen, Ski, MTB, Tauchen, Paragliding, Coding, Computerspiele, Lesen, Foto-/Videoediting usw. Es gäbe also mehr als genug Alternativen.

[Pfad-Finder]

AW: Warum tut man sich den Outdoor-Scheiß an?

Die Reflexionsverweigerungsfolklore ähnelt ein bisschen der des Jungschriftstellers, der auf die Frage, warum er schreibe, antwortet: »Weil ich schreiben muss.« Seit der Romantik gibt es das Phantasma des von intrinsischen Kräften getriebenen Dichtergenies. Man kann also, wenn man so antwortet, darauf hoffen, dass man wegen dieser Antwort pauschal als Dichtergenie anerkannt wird.

Genauso kann man, wenn man sich in diesem Thread die Mühe macht, eine Antwortverweigerungspose einzunehmen, darauf hoffen, als jemand anerkannt zu werden, dem das In-der-Natur-Sein (wenn schon nicht der Heroismus) im Blut liegt.

Fürs Reflektieren und Antworten habe ich keine Zeit, ich muss den Rucksack für morgen packen.


(ich hoffe jetzt, das es so funktioniert, wie der Freiherr es beschrieben hat= )

[lina]

AW: Warum tut man sich den Outdoor-Scheiß an?

OT:

Fürs Reflektieren und Antworten habe ich keine Zeit, ich muss den Rucksack für morgen packen.

Öhm ... wieso steht der eigentlich nicht immer fertig gepackt griffbereit?

[Chouchen]

AW: Warum tut man sich den Outdoor-Scheiß an?

Werner, nur für Dich (die ersten 25 Sekunden):

(INFO: Bitte kein Bildmaterial einfügen, das die Rechte Dritter verletzt. d.h. i.d.R. keine Musikvideos, TV-Serien etc. )

[Vegareve]

AW: Warum tut man sich den Outdoor-Scheiß an?

OT:

Zwei kleine Hinweise: wir fahren seit Jahrzehnten mehrmals im Jahr in Urlaub, und für mich müssen 3 Monate voll werden. Der überwiegende Teil davon sind immer Wandern oder Radfahren gewesen. Wenn ich das in der Form nicht mehr machen möchte, was dann?

Weniger Urlaub machen. Mehr Arbeitsprojekte, Freiwilligendienste etc. Was zu viel wird, macht irgendwann keinen Spass mehr (wenn das das Problem ist). Ich möchte den Thread aber nicht in die "Lebensberatungsrichtung" schieben, sonst muss der noch ausgelagert werden .

[blauloke]

AW: Warum tut man sich den Outdoor-Scheiß an?

Hallo Werner,

mir geht es ähnlich wie dir, aber nicht mit draußen unterwegs sein sondern mit Laufen.
Ich bin jahrzehnte lang gelaufen und seit über einem Jahr habe ich keine Lust mehr dazu. Lange habe ich mich dazu gezwungen, weiter zu laufen, jedoch hat das keinen Sinn. Es macht einfach keinen Spaß mehr.
Ich laufe seit einem halben Jahr nicht mehr, sondern mache mehr Wanderungen, bzw nehme für OSM verstärkt die Umgebung auf, da bin ich dann auch draußen unterwegs.
Im Frühjahr will ich versuchen wieder mit dem Laufen zu beginnen. Vielleicht bringt die lange Pause den Spaß zurück. Wenn nicht ist es halt so.
Versuche es auch mal mit einer Auszeit vom Wandern, vielleicht hast du danach wieder Spaß daran.
In der Zwischenzeit kannst du ja einen der Vorschläge von AlfBerlin ausprobieren.

Vielleicht solltest Du Dir einfach andere Interessen suchen oder andere Interessen mit Outdoor verbinden oder neue Outdoor-Aktivitäten finden: z.B. könntest Du Leute, die im Outdoorbereich aktiv sind unterstützen: Forscher, Bauern, Förster, Wegewarte, Biwakplatz-Warte etc.

[MatthiasK]

AW: Warum tut man sich den Outdoor-Scheiß an?

Wozu für alles Gründe finden müssen?

[atlinblau]

AW: Warum tut man sich den Outdoor-Scheiß an?

Das ging flott. Fürn Outdoor-Scheiß habe ich Prügel erwartet. Der Titel bezieht sich aber tatsächlich auf die Situationen, in denen man im Geiste im Katalog eines Reiseveranstalters blättert. Und dann doch immer wieder hier landet:
...Sind eine Häufung der "Outdoor-Scheiß"-Momente oder -Tage ein Fingerzeig sich nach sinnvollen Alternativen umzusehen?

In einem outdoorforum nach Alternativen zufragen, weil die Bequemlichkeit lockt???
...da denke ich irgendwie Cypher, dem Verräter im Film "Matrix"......klick!!!

Thomas

[lina]

AW: Warum tut man sich den Outdoor-Scheiß an?

In einem outdoorforum nach Alternativen zufragen, weil die Bequemlichkeit lockt???

Die "Bequemlichkeit" lockt, Werners Beschreibung nach, ja nicht wirklich

[lorenzo]

AW: Warum tut man sich den Outdoor-Scheiß an?

ach, im endeffekt machen wir das heutzutage doch alle nur um im internet damit anzugeben...

[Werner Hohn]

AW: Warum tut man sich den Outdoor-Scheiß an?

ach, im endeffekt machen wir das heutzutage doch alle nur um im internet damit anzugeben...

Angeben im Internet war ja mal der Brüller. Internetgeschichten rangieren ja noch hinterm Seemannsgarn. Damit kann man nichts mehr reißen. Aber macht man's nicht auch, um sich von den Pauschalurlauber-Kumpels ein bisschen abzugrenzen und ein gaaanz klein wenig anzugeben? Und dann steht man im Jahr darauf neben Karl-Jupp am Frühstücksbuffet auf Malle. Dann doch lieber noch mal den Rucksack aufs Kreuz zwingen, oder?

[Werner Hohn]

AW: Warum tut man sich den Outdoor-Scheiß an?

Hallo Werner,

mir geht es ähnlich wie dir, aber nicht mit draußen unterwegs sein sondern mit Laufen.
Ich bin jahrzehnte lang gelaufen und seit über einem Jahr habe ich keine Lust mehr dazu. Lange habe ich mich dazu gezwungen, weiter zu laufen, jedoch hat das keinen Sinn. Es macht einfach keinen Spaß mehr.

Fett von mir.

Hallo blauloke,

genau das ist der Punkt. Im Prinzip habe ich 2014 mein Outdoorgerödel ohne Wehmut in die Ecke gepfeffert. Wenn mir das jemand am Jahresanfang gesagt hätte, hätte ich den für bekloppt erklärt. Den Kopf voller Pläne, das sogar für die kommenden 20 Jahre, und dann packt man zusammen, und gut ist. Das Wandern war für mich weniger Natur- oder Landschaftserlebnis, sondern eine spezielle Art zu Reisen. An diesem "und gut ist" knabbere ich daher etwas.

... sondern mache mehr Wanderungen, bzw nehme für OSM verstärkt die Umgebung auf, da bin ich dann auch draußen unterwegs.

OT: OSM mache ich auch. Weil mir die Wanderziele hier ausgegangen sind, vielleicht war es die nicht erkannte Unlust, habe ich letzten Winter systematisch angefangen die Gegend hier abzuklappern. Seitdem ich wirklich jeden Meter aufzeichne, staune ich über das was immer noch an Wanderungen zusammen kommt.

[blauloke]

AW: Warum tut man sich den Outdoor-Scheiß an?

OT: OSM mache ich auch. Weil mir die Wanderziele hier ausgegangen sind, vielleicht war es die nicht erkannte Unlust, habe ich letzten Winter systematisch angefangen die Gegend hier abzuklappern. Seitdem ich wirklich jeden Meter aufzeichne, staune ich über das was immer noch an Wanderungen zusammen kommt.

OT: Mit OSM kann ich gut zwei, drei freie Stunden am Nachmittag füllen. Für eine "richtige" Wanderung ist das zu kurz und einfach in meiner bekannten Gegend rummarschieren ist zu langweilig. Da ich ebenfalls systematisch, halbquadrat Minuten weise, die Umgebung aufnehme und dabei auch kleinste Wege begehe, komme ich manchmal in Ecken wo ich sagen muss:" Schau an, da war ich auch noch nicht!", obwohl es ganz in der Nähe ist.
Bis ich "meine beiden Städchen" abgearbeitet habe, habe ich jedenfalls noch gut vier, fünf Jahre zu tun.
Allerdings hatte ich bei OSM auch schon mal einen Durchhänger und rund ein halbes Jahr lang fast nichts getan.

[stefan87]

AW: Warum tut man sich den Outdoor-Scheiß an?

Wie der Titel schon sagt, warum geht man immer wieder raus?
...
Weshalb schleppt man über Tage, vielleicht auch Wochen einen Rucksack durchs Land, läuft stundenlang im Regen, kriecht morgens mit schmerzenden Knochen aus einem nassen Zelt, "gönnt" sich Tütenfraß, Kaffee aus einem Alutütchen? ...

Hallo Werner,

weil es genau das ist, was mich lebendig hält. Ich stehe einfach voll auf diesen Scheiss und solange ich darüber auch fluchen kann ist alles in Ordnung.

Was gibt es besseres als von einer Tour noch Tage bis Wochen danach zu zehren und anderen zu erzählen was man wieder alles erlebt hat, egal ob man einfach nur gemütlich durch irgendwelche Bergwälder geschlendert oder mal wieder an seine Grenzen gegangen ist oder auch solche Highlights wie mal ein verlängertes Wochenende auf einer Berghütte mitgeholfen hat, Einblick in die Abläufe, die Technik (Trinkwasser, Abwasser) usw. bekommen hat ...


Schöne Grüße

Stefan

[Prachttaucher]

AW: Warum tut man sich den Outdoor-Scheiß an?

Um die Frage zu beantworten : Zu einem sehr großen Anteil empfinde ich unterwegs einfach große Freude und auch schon wenn ich nur daran denke. Es ist mein Jungbrunnen, ich fühle mich danach meist richtig gesund, alle merkwürdigen Gedanken sind wieder verschwunden, um mich dann nach 2 Wochen wieder raus zu treiben...

...Fürn Outdoor-Scheiß habe ich Prügel erwartet....

Ich habe mir zumindest die ganze Tour am WE überlegt, woher diese Formulierung kommt, ob es unweigerlich dazu kommen muß oder ob es vielleicht auch an der Art und Weise liegt, wie man seine Touren betreibt. Ich könnte mir das sogar als gutes Thema für ein neuen Thread vorstellen.

Für mich mal beantwortet : Sicher kenne ich auch solche Momente, aber meistens habe ich daraus gelernt, also z.B. nichts leisten wollen, kein Kilometerfressen, Pausentage einplanen, beim Schärenpaddeln lange Auszeiten (windbedingt) einplanen, unterwegs auch mal eine Einkehr ermöglichen und so weiter... Wenn ich so manche Planungen/ Reiseberichte hier lese kommt mir da nur das Grausen !

[lina]

AW: Warum tut man sich den Outdoor-Scheiß an?

Ich habe mir zumindest die ganze Tour am WE überlegt, woher diese Formulierung kommt, ob es unweigerlich dazu kommen muß oder ob es vielleicht auch an der Art und Weise liegt, wie man seine Touren betreibt.

Den Gedanken hatte ich auch in Betracht gezogen: Wenn man etwas schon sehr lange und sehr ausgiebig betreibt, kann das schon sein, dass irgendwann der Zeitpunkt kommt, an dem man keine Lust mehr dazu hat. Ich habe zum Beispiel letztes Jahr festgestellt, dass ich lieber neue Pfade entdecken wollte als auf bekannten solchen unterwegs zu sein. D.h.: Wenn einem etwas prinzipiell Freude macht – vielleicht reicht schon etwas mehr Variation aus oder ein anderer Schwerpunkt?