Allein unterwegs? Allein im Zelt?

[Chris8080]

Hallo,

bin jetzt schon mehrere tausend Km in verschiedenen Ländern mit dem Fahrrad und Zelt unterwegs gewesen - für das kommende lange Wochenede sieht es aber zum ersten Mal so aus, als wäre ich ganz alleine (sonst immer mit Freund oder einer kleinen Gruppe).
Bin am Überlegen ob das so sinnvoll ist - glaube eine doof Frage: Habt ihr nie ein ungutes Gefühl im Zelt bekommen?
Ist es nicht irgendwann mulmig ganz allein draußen?
Oder muss man sich da einfach nur dran gewöhnen?

Bye, Chris

[Radhalunke]

AW: Allein unterwegs? Allein im Zelt?

Naja die Frage finde ich garnicht so doof, für mich gehört manchmal ein mulmiges Gefühl dazu. Man ist es einfach nicht mehr gewohnt, wirklich "allein" zu sein. Oder vielleicht ist der Mensch als Rudeltier von vorneherein dazu nie gemacht gewesen.

Kleine Geschichte dazu:

Ich hab mal 2 Nächte in NZ an der "Devils Hut" gecampt, am 1. Tag kamen vormittags mal 2 Mountainbiker vorbei ... das wars dann auch. In der Hütte schlafen ging nicht, da ein Possum im Dach rumgeturnt ist. Direkt nebenan die verfallene Hütte aus den 1930ern, alles umgeben von dichtestem Wald ... überall Namen wie "Hopeless Creek" oder "Dooms Creek", "Devils Creek". In den engen Schluchten hingen überall verwesende Ziegenkörper von der letzten Überflutung...

Ich verrat mal soviel: Die Spaltaxt aus der Hütte hab ich nachts mit ins Zelt genommen .

[Enja]

AW: Allein unterwegs? Allein im Zelt?

Wenn ich alleine mit Fahrrad und Zelt unterwegs bin, nutze ich auf jeden Fall Campingplätze. Ansonsten mache ich solche Touren gern. Obwohl ich irgendwann anfange, mit meinem Fahrrad zu reden.

[Fletcher]

AW: Allein unterwegs? Allein im Zelt?

Ich bin seit Jahren idR nur alleine zu Fuß unterwegs.

....und das ist auch gut so; endlich mal Ruhe. Passiert ist nie was, dafür sind mir große Menschenmengen und Städte nicht geheuer, da ist einfach zuviel krankes Volk unterwegs .

Ich würd eher nen Pfefferspray mit in die Stadt nehmen, als in den Wald .

[Chris8080]

AW: Allein unterwegs? Allein im Zelt?

Campingplätze fallen hier weg - ich wohne in China.

Längere Touren und allein sein - kein Thema. Aber Nachts allein im Zelt .. :-S Auch wenn hier keine toten Ziegen rumliegen ...

Ja .. sehe das ganz genauso - habe am Hauptbahnhof auch wesentlich mehr Panik/bin angespannter als in jedem Wald, aber Nachts ist es irgendwie etwas anders.
Logisch gesehen bin ich meist immer gut versteckt und weit entfernt von Menschen.
Gefährliche Tiere gibt es hier nicht/kaum.
Suche immer früh einen Zeltplatz und bin früh wieder weg.
Naja .. ein komisches Gefühl bleibt immer wenn ich daran denke allein zu übernachten und das hilft halt nicht wirklich bei der Entscheidung ob ich denn jetzt die Tour allein antreten soll oder nicht ;)

[Polte]

AW: Allein unterwegs? Allein im Zelt?

Ich war bisher noch nicht auf einer Solotour mit Übernachtung im Zelt. Überlegt habe ich das schon öfter, aber mir würde wohl Abends die Kommunikation fehlen. Weiterhin ist ein Wald für mich am Tage sehr beruhigend aber Nachts so ziemlich das unheimlichste was ich kenne. Warum auch immer!

[Hunter9000]

AW: Allein unterwegs? Allein im Zelt?

Einfach so lange wandern, dass einem Abends alles egal ist und man nur noch schlafen will. Dann ist es völlig egal ob man alleine ist oder nicht.

Aber Tipp von mir: Egal wie müde du bist, alleine in einem bekanten Spukhaus (Schutzhütte) in den schottischen Highlands ist NICHT lustig!

Ansonsten gab es zur Psyche auf der Solotour einen sehr ergiebigen Faden:
https://www.outdoorseiten.net/forum/...ht=solo+psyche

[Serienchiller]

AW: Allein unterwegs? Allein im Zelt?

Ich habe auch schon eine kürzere Solotour gemacht. Unbehaglich war mir dabei nie, ich war aber auch in keiner gefährlichen Gegend unterwegs. Mir hat vor allem die Einsamkeit zu schaffen gemacht. Irgendwann fing ich an, Selbstgespräche zu führen... Nächstes mal würde ich bei eine Solotour darauf achten, dass ich zwischendurch doch mal unter Menschen komme und vielleicht auch mal in einer Pension oder auf einem Campingplatz übernachte.

[Ultraheavy]

AW: Allein unterwegs? Allein im Zelt?

....und das ist auch gut so; endlich mal Ruhe. Passiert ist nie was, dafür sind mir große Menschenmengen und Städte nicht geheuer, da ist einfach zuviel krankes Volk unterwegs .

Geht mir auch so und ich denke, da liegen wir richtig.

Ich würd eher nen Pfefferspray mit in die Stadt nehmen, als in den Wald .

Das ist bei mir unterwegs immer dabei, habe es jedoch noch niemals benutzt.
Bin bisher öfter von Hunden angegriffen worden. Mögliche Erklärung: chinesisches Sternzeichen Hund
Ohne Pefferspray mußte ich den armen Kötern leider richtig wehtun. Das gilt im Zweifelsfall auch für Menschen.

An Waldrändern ist nachts oft viel Betrieb, die meide ich daher.

Essen gehört nicht ins Zelt, lieber an einen Baum hängen.

Am meisten erschreckt hat mich bisher eine Katze in den Haute Alpes, die wollte unbedingt in mein Zelt zum Kuschel und ich konnte das zuerst überhaupt nicht einordnen.
Röhrende Hirsche im Wald sind aber auch erschreckend, wenn man das Geräusch noch nicht kennt

Am meisten erschreckt habe ich eine Diebesbande in Dänemark. Auf der Rückfahrt Richtung Heimat war das Geld alle und ich mußte am Strand schlafen. So baute ich mir eine Grube, welche ich mit sandfabener Zeltplane abgedeckt habe und die auch noch mit Sand getarnt habe. Das Fahrrad lag daneben mit Oberrohr in meine Richtung. Daran einen Faden und an meinem Handgelenk befestigt. Nacht wachte ich dann auf, weil jemand mein Rad aufrichtete. Mit lautem Schrei bin ich aus aufgesprungen und sah nur noch drei Menschen davonrennen, was auch wirklich eine gute Idee war. Die hatten definitiv die Hose voll
Der angrenzende Campingplatz wurde dann von denen geplündert, einer Niederländerin haben sie das Rad inklusive Gepäck geklaut.

[Enja]

AW: Allein unterwegs? Allein im Zelt?

Tut mir leid. Keine Ahnung, wie man sich allein in chinesischen Wäldern fühlt. Ich glaube sogar, so groß wie China nun mal ist, dass man das schlecht verallgemeinern kann.

Da müsstest du also wohl von Ortskundigen Informationen einholen.

[Chris8080]

AW: Allein unterwegs? Allein im Zelt?

Tut mir leid. Keine Ahnung, wie man sich allein in chinesischen Wäldern fühlt. Ich glaube sogar, so groß wie China nun mal ist, dass man das schlecht verallgemeinern kann.
Da müsstest du also wohl von Ortskundigen Informationen einholen.

Naja .. wohne schon seit fast 4 Jahren hier und war schon oft genug draußen im Wald mit dem Zelt.
Logisch gesehen finde ich es hier recht friedlich und wenn man etwas abseits schläft, .. da wurden wir noch nie von irgendwas überrascht.

Es geht mir wirklich darum wie man die Psyche überlisten kann ;)

[Fritsche]

AW: Allein unterwegs? Allein im Zelt?

Es geht mir wirklich darum wie man die Psyche überlisten kann ;)

Ich fürchte fast, dass das nur über Gewöhnung durch Wiederholungen geht. Meine erste Solotour habe ich mit 15 gemacht. Ich hatte durchaus 2 oder drei Jahre nachts Bammel. Irgendwann legte sich der nächtliche Bammel und es blieb nur das geniale Gefühl, alleine zu sein übrig.

Ich habe dann 25 Jahre lang fast nur Solotouren gemacht und das Alleinesein sehr genossen, und erst als ich mit Frau und Kind im Wald lag, habe ich nachts wieder mehr gewacht als geschlafen.

[Summit]

AW: Allein unterwegs? Allein im Zelt?

Als Ich zum ersten mal alleine in den Bergen gezeltet habe, hatte ich echt schiss.
Obwohl müde, lag Ich hellwach im Schlafsack und konnte kein Auge zumachen da die Gedanken zu rasen begonnen.
Selbst ein Grashalm der vom nicht wahrnemenden Wind gegen das Zelt kitzelt, lässt einem vermuten das jemand um deinen Lagerplatz schleicht.

Im Wald ist das was anderes, wenn die nachtaktiven Tiere unterwegs sind...da raschelt es an allen Ecken und Enden.
Aber auf´m Berg ist da nachts gar nix los.

[Schmusebaerchen]

AW: Allein unterwegs? Allein im Zelt?

Redet in Zukunft nicht mit dem Fahrrad, sondern mit der Digicam. Dann hat auch die Familie was davon.

Ich mag es allein unterwegs zu sein. Einsamkeit kommt in bewohnten Gegenden eher weniger auf, weil einen ständig Leute ansprechen. Eine Gruppe spricht man eher seltener an, als eine einzelne Person.

Neben der Gewöhnung ist es auch eine Frage des Typs. Entweder man ist Einzelgänger oder nicht.
Wobei mir mal jemand sagte: "So langsam lerne ich es zu schätzen auch mal ganz allein zu sein. Und ich finde es auch gar nicht schlimm, sondern auch irgendwie etwas schön."

[Ultraheavy]

AW: Allein unterwegs? Allein im Zelt?

Eine Gruppe spricht man eher seltener an, als eine einzelne Person.

OT: Genau darum bin ich ja so gerne solo unterwegs, man bekommt einfach besseren Kontakt zu den Ureinwohnern.
Gerade wenn es eher kontaktscheue Menschen sind.

[Wanderreiterin]

AW: Allein unterwegs? Allein im Zelt?

Ich bin ja fast nur "alleine" unterwegs... Meist sind Pferd und/oder Hund dabei. Dieses Jahr gehe ich 3 Wochen mit 3 Hunden wandern und will ausschliesslich zelten. Die meisten Leute lachen, weil sie 2 Chihuahuas nicht als Hund ansehen... Das sind aber die besten Alarmanlagen, die man sich wünschen kann Denen entgeht nix. Und die Große bellt ordentlich, wenn ich den Chihuahuas nicht sage, sie sollen ruhig sein... Dann wissen die - Attacke

Letztens war ich bei einer Familienfeier. Da ich nachts Heim fahren musste, hab ich mich etwas auf die Couch im Gästezimmer geknallt und hab geschlafen. Wie die Family so ist - lustige Schlaffotos gehen immer. Ganz dumm Idee: Ich konnte mich auf meine Wachhunde verlassen... Die drei haben sowas von tief geknurrt, dass die Fotografen entsetzt erstarrt sind und sich weder vor noch zurück getraut haben. Hätte keiner von meinen Hunden gedacht, da sie wirklich Menschenfreundlich sind. Aber die wissen schon, wann sie aufpassen müssen.

Fazit: Ohne meine Hunde hätte ich wohl ein ungutes Gefühl, weil ich Angst hätte zu schlafen und dann eine drohende Gefahr nicht mitzubekommen. Aber durch die Hunde bin ich dreimal aus dem Schlafsack draussen, bis der jenige da ist - und dann ist eh Angriff die beste Verteidigung

Ich sag unterwegs nie, bis wohin ich laufe oder wo ich lang will. Und bei der Schlafplatzsuche frage ich entweder bei Bauern ob ich bei ihnen im Garten etc. zelten darf oder ich gucke das ich nicht am Waldrand etc. campiere. Jugendliche in der Nähe finde ich am gefährlichsten, die wollen sich meist was beweisen und Gruppenzwang ist auch nicht zu unterschätzen. Bei Bauern hab ich bisher die besten Erfahrungen gemacht. Die fühlen sich dann " verantwortlich" für einen und gucken ob alles okay ist.

[Ultraheavy]

AW: Allein unterwegs? Allein im Zelt?

Hab gerade Kopfkino wegen der Chihuahuas.
Wenn man die nicht sieht, können die auch durchaus bedrohlich wirken.
Eine Frühwarnanlage dabei zu haben ist immer gut.
Meine Schäferhündin schoß gerne mal über das Ziel hinaus

[Fletcher]

AW: Allein unterwegs? Allein im Zelt?

Ich frag mich ja gerade, mit was für "Bedrohungen" ihr da so rechnet, bzw euch einbildet.

Okay, da wurden jetzt Jugendliche/Halbstarke erwähnt, das kann ich vielleicht so gerade noch nachvollziehen. Aber dann hört es bei mir auch schon auf.

Das Einzige, was ich manchmal als echte Bedrohung empfinde, ist das Wetter. Ganz vielleicht noch Wildschweine....




Aber mal ehrlich, bei einigen Beiträgen hier hört es sich an, als wären draußen nur Mörder, Vergewaltiger und sonstige Psychopathen unterwegs.
Meiner Erfahrung nach sind die aber doch eher in der großen, bösen Stadt unterwegs .

[Wanderreiterin]

AW: Allein unterwegs? Allein im Zelt?

Hab gerade Kopfkino wegen der Chihuahuas.
Wenn man die nicht sieht, können die auch durchaus bedrohlich wirken.
Eine Frühwarnanlage dabei zu haben ist immer gut.
Meine Schäferhündin schoß gerne mal über das Ziel hinaus

Ganz fies ist ja: 2 Chihuahuas machen Radau, alles lacht und dann macht es auf einmal ganz tief "knurrrrrrr" hinter einem und ein "Wolf" steht da

[Benzodiazepin]

AW: Allein unterwegs? Allein im Zelt?

moin chris

ich kann dir nur empfehlen, mach einfach mal!
ich hab bisher in tunesien, marokko, ecuador, chile, argentinien, norwegen, deutschland - und natürlich der schweiz alleine draussen oder im zelt übernachtet. hatte bisher nur sehr selten ein schlechtes gefühl, es fallen mir spontan grad mal zwei situationen ein, in denen ich mir eventuell berechtigterweise ein klein wenig sorgen gemacht habe.

natürlich ist alleine draussen schlafen etwas, an das man sich gewöhnen muss. ideal wäre vielleicht ein start zu zweit, jedoch mit getrennten zelten? auch ist es nicht schlecht, das zelt erst zu schliessen, wenn schlechtes wetter kommt. so kann man öfter mal nen kontrollblick rauswerfen.

psychisch vorbereiten kann man sich auch, indem man sich über die objektiven gefahren informiert. wie das in china ist, das kannst du bestimmt von uns hier am besten beurteilen. ich les meist im vornherein, welche tiere in der gegend vorkommen. so dass ich nicht mitten in der tunesichen wüste auf die idee komme, ein nashorn "schleiche" um mein zelt
ist man über die objektiven risiken informiert, kann man die wahrscheinlichkeit einer effektiven gefährdung besser abschätzen und sich selbst ab und zu mal nen idioten schelten, wenn man unnötig angst hat. hilft manchmal ein klein wenig.

ebenfalls eine wichtige "psychische vorbereitung" ist die auswahl der richtigen bücher. ultra-spannende mystery-psycho-nervenkitzel-thriller les ich nicht mehr so gerne bevor ich alleine in meinem zelt verschwinde

kleiner tipp noch: das fahrrad würde ich mit einer schnur am zelt befestigen.


OT:

2 Chihuahuas......die Große