Spazierwandern?!

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  • Ziz
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    • 02.07.2015
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    AW: Spazierwandern?!

    OT:
    Zitat von Smo Beitrag anzeigen
    Das muss ich melden.
    Es war natürlich eine von EU-Mitteln bezahlte Pause. Das hier auch.
    Nein.

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    • Gast20200802
      GELÖSCHT
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      • 25.04.2014
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      AW: Spazierwandern?!

      Zitat von Ziz Beitrag anzeigen
      OT:

      Es war natürlich eine von EU-Mitteln bezahlte Pause. Das hier auch.
      Ich verstehe, du setzt das Geld gezielt zur Erholung und damit Produktivitätssteigerung ein. Es macht sich also doppelt bezahlt. Löblich, löblich

      Viele Grüsse
      Steve

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      • Scrat79
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        • 11.07.2008
        • 12533
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        AW: Spazierwandern?!

        Wenns so wäre, wärs ja toll.
        Allein mir fehlt der Glaube.
        Ob dadurch tatsächlich mehr Menschen raus kommen?
        Oder ob nicht eher die, die ehr schon raus gehen dieses Angebot nutzen, da der Weg halt da ist.
        Und eben kein anderer Wanderweg ohne schöne gekaufte Bezeichnung.
        Der Mensch wurde nicht zum Denken geschaffen.
        Wenn viele Menschen wenige Menschen kontrollieren können, stirbt die Freiheit.

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        • lina
          Freak

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          • 12.07.2008
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          AW: Spazierwandern?!

          Ich finde es auch gar nicht so einfach, eine zu den aufgeführten Ansprüchen passende "Wegdramaturgie" auf kleinem Raum herzustellen. Einen "Ausblick mit Weite" gibt es hier bspw. zwar schon, ...


          Blick gen Westen


          Blick gen Osten

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          • Igelstroem
            Fuchs
            • 30.01.2013
            • 1888
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            AW: Spazierwandern?!

            Zitat von Enja Beitrag anzeigen
            Dass Menschen gucken, wo es Marktlücken und Bedarfe gibt, die man füllen und damit Geld verdienen kann, gehört zu unserer Wirtschaftsform. Da regiert im Grunde Angebot und Nachfrage.
            Schon klar. Aber wenn ich die Marketingstrategien des Premiumwanderns auf meine Branche übertrage, kommt ungefähr dies heraus: »Früher klebten Studenten und Wissenschaftler bei Kerzenschein am Schreibtisch und mussten sich mit solchen Petitessen wie Darstellungslogik, Syntax und Grammatik herumschlagen. Heute geht Wissenschaft anders. Wer Karriere machen will, konzentriert sich auf seine kreativen Gedanken und überlässt die Textgestaltung dem Spezialisten. Sie liefern uns den großen Wurf, und wir machen eine Qualifikationsarbeit daraus, die jeden Dozenten begeistern wird.«

            Das wäre einfach eine Einladung zu schlechter wissenschaftlicher Praxis, und genauso ist das Premiumwandern eine Einladung zum Erlebniskonsum und zur Verkitschung der Landschaftswahrnehmung. Im kleinen Maßstab finde ich das übrigens unproblematisch, d.h. ich suche zum Beispiel eine idyllische, angenehme Strecke heraus, wenn ich mit jemandem einen Tagesausflug mache. Aber bei der mehrtägigen Erkundung einer Landschaft muss irgendwie etwas anderes passieren als ›Erlebnisinszenierung‹ und ›Einklang mit der unberührten Natur‹. Wirklichkeitskontakt schließt das Angenehme und das Unangenehme oder Befremdliche ein.
            Lebe Deine Albträume und irre umher

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            • Gast20200802
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              • 25.04.2014
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              AW: Spazierwandern?!

              Zitat von Scrat79 Beitrag anzeigen
              Wenns so wäre, wärs ja toll.
              Allein mir fehlt der Glaube.
              Ob dadurch tatsächlich mehr Menschen raus kommen?
              Oder ob nicht eher die, die ehr schon raus gehen dieses Angebot nutzen, da der Weg halt da ist.
              Und eben kein anderer Wanderweg ohne schöne gekaufte Bezeichnung.
              Gibt halt Leute die das gern annehmen. Ist der Malerweg im Elbi zertifiziert? Ich weis es grad nicht. Aber ich treffe da einklich immer Leute die genau wegen dieses Weges kommen und dann ne Woche in der Region verbringen. Klar, wenns den nicht gäbe, dann würden sie vielleicht auch wandern gehen. Vielleicht auch in Deutschland. Vielleicht aber auch bei den Franzosen oder den Österreichern. Keine Ahnung. Ich weis nur, dass Werbung wirkt. Und dass einfach zu schimpfen, dass Steuergelder verplempert werden auch bisschen kurzsichtig ist. Vor allem für die paar Kröten.Andere finden halt Weltraumforschung bescheuert. Aber, ist halt ne schaft aus vielen verschiedenen Gesellen in der wir leben.

              Viele Grüsse
              Steve

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              • Gast20200802
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                • 25.04.2014
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                AW: Spazierwandern?!

                Zitat von Igelstroem Beitrag anzeigen
                . Im kleinen Maßstab finde ich das übrigens unproblematisch, d.h. ich suche zum Beispiel eine idyllische, angenehme Strecke heraus, wenn ich mit jemandem einen Tagesausflug mache. Aber bei der mehrtägigen Erkundung einer Landschaft muss irgendwie etwas anderes passieren als ›Erlebnisinszenierung‹ und ›Einklang mit der unberührten Natur‹. Wirklichkeitskontakt schließt das Angenehme und das Unangenehme oder Befremdliche ein.
                Im Gegensatz zu deiner Herangehsweise ans Wandern ist die an die Gesellschaft scheinbar etwas enger gefasst. Nicht alles was gut und erstrebenswert für dich ist, ist es auch für andere.

                Viele Grüsse
                Steve

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                • Igelstroem
                  Fuchs
                  • 30.01.2013
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                  AW: Spazierwandern?!

                  Zitat von Smo Beitrag anzeigen
                  Nicht alles was gut und erstrebenswert für dich ist, ist es auch für andere.
                  Genau. Deshalb kritisiere ich das Premiumwandern aus einer bestimmten Perspektive, fordere aber nicht, es zu verbieten.

                  Ebenfalls viele Grüße:
                  Igelstroem
                  Lebe Deine Albträume und irre umher

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                  • Gast20200802
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                    AW: Spazierwandern?!

                    Das "muss" war es was mich störte

                    Viele Grüsse
                    Steve

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                    • Igelstroem
                      Fuchs
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                      AW: Spazierwandern?!

                      Zitat von Smo Beitrag anzeigen
                      Das "muss" war es was mich störte
                      Ja, das ist zweideutig. Entweder »muss, für mich« oder »müsste eigentlich, wenn man nicht ganz systematisch Wirklichkeitselemente selektiert«.

                      Ich zitiere mal Stephan Seyl, Sprecher des Schwarzwaldvereins, der ebenfalls in der ersten Person Singular redet:

                      »Ich möchte die Landschaft sehen und erleben, wie sie ist: Dazu gehören in einer intensiv landwirtschaftlich genutzten, teils zersiedelten Region auch mal ein paar Meter auf Asphalt oder der unromantische Forstweg mit hässlichem Holzlagerplatz. All das lehrt mich etwas über die Landschaft und wie die Menschen in ihr leben und arbeiten. Die in den letzten Jahren immer häufigere Neuzertifizierung setzt bei der wandernden Kundschaft der Tourismusorganisationen eine Anspruchsspirale in Gang, die den immer aufwändiger optimierten Prädikatsweg zur Normalität erklärt und damit jeden ›normalen‹ Wanderweg abwertet. Nebenbei wächst die Gruppe der Wanderer, die sich ihr Wandererlebnis aus Hochglanzprospekten zusammenstellen und ein Highlight nach dem anderen abhaken, dabei aber nicht mehr in der Lage sind, selbstbestimmt zu planen und sich mit Wegemarkierung und Wanderkarte zurechtzufinden.« (Der Schwarzwald 3/2015, S. 10)
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                      • Werner Hohn
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                        AW: Spazierwandern?!

                        Zitat von Smo Beitrag anzeigen
                        ... Nicht auszudenken was schon durch einen einzigen verhinderten Herzinfarkt an Geldern gespart wird. Vielleicht sogar bei deiner Kasse?
                        Das ist ein Ammenmärchen, dass gerne gepflegt wird. Auch von Medizinern. Spazieren verhindert keine Herzinfarkte, manche Spaziergänge verursachen sogar welche, weil sich die Leute übernehmen, oder weil sie einen schlechten Tag hatten. Ich weiß wovon ich rede, denn ich hatte schon einen beim Wandern. Also ist Wandern ungesund, oder doch nicht? Oder braucht's ein ganzes Bündel zur Vorbeugung gegen Herzinfarkt oder andere Krankheiten?

                        Du schreibst in jeden dritten Beitrag, dass das alles nichts kostet. Du hast auch Zahlen?
                        Zuletzt geändert von Werner Hohn; 12.02.2018, 15:55.
                        .

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                        • Gast20200802
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                          AW: Spazierwandern?!

                          Zitat von Werner Hohn Beitrag anzeigen
                          Das ist ein Ammenmärchen, dass gerne gepflegt wird. Auch von Medizinern. Spazieren verhindert keine Herzinfarkte, manche Spaziergänge verursachen sogar welche, weil sich die Leute übernehmen, oder weil sie einen schlechten Tag hatten. Ich weiß wovon ich rede, denn ich hatte schon einen beim Wandern. Also ist Wandern ungesund, oder doch nicht? Oder braucht's ein ganzes Bündel zur Vorbeugung gegen Herzinfarkt oder andere Krankheiten?
                          Natürlich brauchts mehr als nur spazierengehen. Ich würde den Effekt aber auch nicht unterschätzen, denn rausgehen bringt viele Vorteile für körperlichen und geistigen Zustand. Dass dir sowas passiert ist, das ist natürlich schlimm. Aber hat leider auch genau keine Aussagekraft.

                          Zitat von Werner Hohn Beitrag anzeigen
                          Du schreibst in jeden dritten Beitrag, dass das alles nichts kostet. Du hast auch Zahlen?
                          Wie ich schon schrieb, genau so wenige wie alle anderen hier. Deshalb hau ich ja so auf das Argument Steuerverschwendung drauf.

                          Viele Grüsse
                          Steve

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                          • lina
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                            AW: Spazierwandern?!

                            OT:
                            Zitat von Igelstroem Beitrag anzeigen
                            Schon klar. Aber wenn ich die Marketingstrategien des Premiumwanderns auf meine Branche übertrage, kommt ungefähr dies heraus: »Früher klebten Studenten und Wissenschaftler bei Kerzenschein am Schreibtisch und mussten sich mit solchen Petitessen wie Darstellungslogik, Syntax und Grammatik herumschlagen. Heute geht Wissenschaft anders. Wer Karriere machen will, konzentriert sich auf seine kreativen Gedanken und überlässt die Textgestaltung dem Spezialisten. Sie liefern uns den großen Wurf, und wir machen eine Qualifikationsarbeit daraus, die jeden Dozenten begeistern wird.«
                            Jein ... es gibt bei Deinem Beispiel noch immer ein Zwischenstadium mit einen Unterschied zwischen "Ich muss das lesen" (der Inhalt scheint interessant zu sein, aber der Text wirkt rezeptionspräventiv) und "Ich möchte das lesen" (der Inhalt scheint interessant zu sein und sieht sehr gut strukturiert und lesefreundlich aus)

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                            • Werner Hohn
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                              Zitat von Pfad-Finder Beitrag anzeigen
                              Ich behaupte: Es geht nicht ehrenamtlich, jedenfalls nicht (mehr) überall. Die meisten Wandervereine sterben aus und können nicht mehr das leisten, was vielleicht in den 90ern noch ging.
                              Ernstzuzunehmden Wanderweginstandhaltung bedeutet, dass jemand jeden Weg einmal im Jahr abgeht, kontrolliert, ob die Bäume noch stehen, an denen die Markierung hängen, und gegebenfalls nachpinselt oder Markierungen freischneidet.
                              Genau, und weil das bei Premium- und Zertifikatswegen zu teuer wird, machen das immer noch Ehrenamtliche. Die nennen sich jetzt Wegepaten.

                              Die Traumpfade hatte ich ja schon genannt. Beim Eifelsteig läuft es ähnlich. Eigentümer sind die Kommunen am Steig. Vermarktet, organisiert und auf dem Papier in Schuss gehalten wird der Steig von der Eifel Touristik. Pro Kilometer und Jahr zahlten 2009 die Anliegergemeinden 100 Euro. Der Steig ist 310 km lang. Wieviel davon auf das Wegemanagement entfallen, ist mir nicht bekannt.

                              Aus dem Jahr 2009:
                              Zitat von NRZ
                              ... Eigentümer des Eifelsteigs sind die Anrainer-Kommunen. In ihrem Auftrag kümmert sich die Eifel Tourismus GmbH um das Wegemanagement und auch das Marketing. Je 100 Euro netto pro Kilometer beträgt die Einlage der Anrainer für Marketing und Streckenpflege.
                              Quelle: https://www.nrz.de/nrz-info/der-wand...-id344587.html
                              "Streckenpflege" bedeutet nicht größere Instantsetzung oder ähnliche Arbeiten.

                              Organisiert wird das Wegemanagement vom Eifelverein, der dafür extra ehrenamtliche Wegepaten gewonnen hat. Nach wenigen Jahren hat der Eifelverein das Wegemanagement an das Planungsbüro Irle abgetreten. Die Ehrenamtlichen sind immer noch im Boot. Wieder die Vermischung von Gewinnstreben und Ehrenamt.

                              Als Rheinländer behaupte ich mal, hier tut sich auch beim Kommerzwandern ohne Ehrenamtliche nichts. Untergehen werden viele Wanderwege, die im Schatten stehen; denn das Reservoir an Ehrenamtlichen ist begrenzt.

                              Zitat von Pfad-Finder Beitrag anzeigen
                              Im übrigen hälte ich die Zahl von 20.000 ehrenamtliche Wegewarten für willkürlich gegriffen. Oder ballen die sich alle in den gebrauchten Bundesländern?
                              Keine Ahnung. Wegewarte leisten sich ja alle (westdeutschen) Wandervereine und die sind immer gelistet, daher gehe ich davon aus, dass das halbwegs stimmt.

                              Es gibt ein sehr extremes West-Ost-Gefälle, wenn man sich das Premiumgedöns auf der einzigen verfügbaren Übersichtskarte anschaut. (Fast) alles im Westen, ganz besonders westlich des Rheins. Vermutlich hat der Osten eine andere Wandertradition.
                              Zuletzt geändert von Werner Hohn; 12.02.2018, 16:53.
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                                AW: Spazierwandern?!

                                Zitat von lina Beitrag anzeigen
                                OT:

                                Jein ... es gibt bei Deinem Beispiel noch immer ein Zwischenstadium mit einen Unterschied zwischen "Ich muss das lesen" (der Inhalt scheint interessant zu sein, aber der Text wirkt rezeptionspräventiv) und "Ich möchte das lesen" (der Inhalt scheint interessant zu sein und sieht sehr gut strukturiert und lesefreundlich aus)
                                Ist gar nicht zwangsläufig OT. In der Tat gibt es ja sinnvolles Wissenschaftslektorat als Verbesserung der Textgestalt unter Wahrung der wissenschaftlichen Eigenverantwortung der Autor/innen. Genauso gibt es eine sinnvolle Pflege des markierten Wanderwegenetzes als Infrastruktur eigener Landschaftserfahrung beim Wandern.

                                Aber bei den Prädikatswanderwegen geschieht eben etwas anderes: Wege werden professionell als Marken aufgebaut und konkurrieren miteinander um Kunden, denen sie fertig geschnürte Erlebnispakete anbieten. Dadurch verschiebt sich in der Praxis das Wandern von der möglichen ›Exploration einer Landschaft als Wirklichkeit‹ zu einem Akt des gelenkten Erlebniskonsums. Exploration wird zwar nicht eigentlich behindert, aber der Konsumakt wird so bequem gemacht, dass die Exploration (bzw. schon das Sich-selbst-Zurechtfinden in einem herkömmlichen, raumerschließenden Wanderwegenetz) als unplausible Variante erscheint. Dafür kann man natürlich wirtschaftliche Argumente finden, aber insoweit ein solcher Trend das Wanderverhalten beeinflusst, wirft er (zumindest für den Einzelnen) die Frage auf, ob es nun das ist, was man beim Wandern gesucht hat.
                                Lebe Deine Albträume und irre umher

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                                • Werner Hohn
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                                  • 05.08.2005
                                  • 10870
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                                  AW: Spazierwandern?!

                                  Zitat von Igelstroem Beitrag anzeigen
                                  Ich zitiere mal Stephan Seyl, Sprecher des Schwarzwaldvereins, der ebenfalls in der ersten Person Singular redet:

                                  »Ich möchte die Landschaft sehen und erleben, wie sie ist: Dazu gehören in einer intensiv landwirtschaftlich genutzten, teils zersiedelten Region auch mal ein paar Meter auf Asphalt oder der unromantische Forstweg mit hässlichem Holzlagerplatz. All das lehrt mich etwas über die Landschaft und wie die Menschen in ihr leben und arbeiten. Die in den letzten Jahren immer häufigere Neuzertifizierung setzt bei der wandernden Kundschaft der Tourismusorganisationen eine Anspruchsspirale in Gang, die den immer aufwändiger optimierten Prädikatsweg zur Normalität erklärt und damit jeden ›normalen‹ Wanderweg abwertet. Nebenbei wächst die Gruppe der Wanderer, die sich ihr Wandererlebnis aus Hochglanzprospekten zusammenstellen und ein Highlight nach dem anderen abhaken, dabei aber nicht mehr in der Lage sind, selbstbestimmt zu planen und sich mit Wegemarkierung und Wanderkarte zurechtzufinden.« (Der Schwarzwald 3/2015, S. 10)
                                  Obwohl ich schon einige Premiumwanderwege "habe", hätte ich das aktuell gerne als Signatur.

                                  Wenn man ehrlich ist, muss man der älteren Wandergeneration zugestehen, dass sie so richtig "selbstbestimmt" auch nicht unterwegs waren. Ca. 70 % konnten schon damals keine Karte lesen; und haben deshalb gut markierte Routen gewählt oder waren in einer Gruppe unterwegs. Das ist wie beim Autofahrer: die Masse kann erst Karte lesen, seitdem die Frau im Navi ihm sagt wo er langgeht.
                                  .

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                                  • Torres
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                                    • 16.08.2008
                                    • 30723
                                    • Privat

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                                    @Igelström
                                    Es gab schon immer die „Cleveren“, die kleben haben lassen...

                                    Ich denke mal, dass man den „geborenen“ Wanderer, der um des Wanderns willen das Land durchstreift, und die Einsamkeit oder zumindest die Kontemplation sucht und auch dann wandert, wenn er die Wege schon von Geburt an kennt, mit dem großstädtischen Komfortwanderer nicht vergleichen kann. Wer seine zwei Wochen Urlaub optimal nutzen will, geht halt ins Netz und sucht aus den schönen Bildern was aus. Ich hab im Dezember gut zwei Wochen oder mehr herumgeplant, bis ich eine knapp 200 km Strecke zusammenhatte (die wegen Wetter ausfiel), das nervt doch einfach. Wer abends seine gepflegte Unterkunft haben will und sich einfach nur erholen will, weil er täglich genug Stress hat, nimmt vorgefertigte Angebote an. Und strukturschwache Gegenden tun gut daran, das zu akzeptieren und zu nutzen. Sonst fliegen die potentielle Kunden eben ins Ausland zu den bekannten Trails, die Briten, die ich traf, wanderten mit Gepäckservice durchs Land, einige auch mit Zelt organisiert, natürlich auf den bekannten Trails, und auch ich war auf dem Nordseeküstenradweg unterwegs. Bei der Arbeitsverdichtung heute will man nicht irgendwo stecken bleiben oder Frust schieben. Und die Selfies müssen auch stimmen.
                                    Mein Vater hat Bilder von seinen Wanderurlauben gezeigt. Für uns hier wären seine Wanderungen sicher ein Traum, und auch damals war so ein Wanderurlaub das Hobby einer feinen, wanderaffinen Minderheit. Man wanderte meist in der eigenen Region (mein Vater sonst ja auch), nicht umsonst war die Unterkunft ein Fremdenzimmer (!).
                                    Ist doch klar, dass eine Gesellschaft mit mehr Geld, mehr Freizeit, wenig oder gar keinem Bezug zum Landleben und einer anderen Serviceorientierung, veränderte Ansprüche an Wanderungen hat. Es wird dennoch genug individuelle Wanderer geben, so, wie die Familie, die sich am Sonntag auf Skiern mit Anbrechen der Dunkelheit im Harz verirrt hat und drei Stunden auf Rettung warten mussten, weil sie nicht geortet werden konnten.
                                    Oha.
                                    (Norddeutsche Panikattacke)

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                                    • Igelstroem
                                      Fuchs
                                      • 30.01.2013
                                      • 1888
                                      • Privat

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                                      AW: Spazierwandern?!

                                      Zitat von Werner Hohn Beitrag anzeigen
                                      Wenn man ehrlich ist, muss man der älteren Wandergeneration zugestehen, dass sie so richtig "selbstbestimmt" auch nicht unterwegs waren.
                                      @Werner + Torres:
                                      Beides stimmt natürlich: ›Gelenkter Erlebniskonsum‹ ist nicht neu und er ist auch nicht per se anstößig. Auch sollte man bei der Kritik von Trends nicht in Nostalgie verfallen.

                                      Was aber bei den Prädikatswanderwegen auffällt, ist die Aggressivität, um nicht zu sagen Übergriffigkeit der Marketingstrategien. Premiumwandern ist ja nach dieser Lesart nicht einfach ein attraktiv gestaltetes Angebot für den häufig vorkommenden Fall, dass man eine Wanderung nicht selbstbestimmt planen möchte. Sondern: Selbstbestimmtes Wandern ist altmodisch, anspruchslos, genussfeindlich, sinnlos mühselig. Man verpasst dabei die Erlebnisqualität der Landschaft, weil man dauernd auf Karte und Kompass starrt. Wer die Prädikatswanderwege nicht nutzt, hat irgendwas noch nicht mitgekriegt. Wahrscheinlich (so würde Brämer es historisieren) liegt das daran, dass er an asketischen Motiven oder »überkommenen Vorstellungen eines entdeckenden, abenteuerlichen Wanderns« festhält.

                                      Und in diesem ›diskursiven Kontext‹ (d.h. im Rahmen dieser propagandistischen Sprache) könnte dann etwa auch aus der Fähigkeit, sich mit Karte und Kompass zu orientieren, die früher immerhin noch einhellig als Kompetenz anerkannt war, ein Merkmal von Rückständigkeit werden.
                                      Lebe Deine Albträume und irre umher

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                                      • derSammy

                                        Lebt im Forum
                                        • 23.11.2007
                                        • 7412
                                        • Privat

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                                        AW: Spazierwandern?!

                                        äääh...ich hab jetzt (versucht) Alles/Einiges/das Meiste zu lesen aber kapier NullKommaNull

                                        Geht es jetzt darum dass Spazierenwandern auf Premiumwanderwegen schlecht ist weil es Geld kostet diese zu zertifiziere ( zertifzieren zu lassen) oder um was??
                                        Ich hatte zwischenrein den Eindruck dasse sauch daum gehen könnte dass hier die freiwillige Leisteung von einigen ( Wegpfleger) dazu mißbraucht wird dass andern damit Geld verdienen....


                                        Wie auch immer ... ich finde es ganz schön herablassend sich hier über die Zielgruppe der Spazierwanderer zu erheben, selber aber dann doch sehr gernen die Markierungen im Sarek die Schutzhütten im Harz und rotweissrote Striche in den Alpen dazu zu benutzen sich sein eigenes Hobby leichter oder gar überhaupt zu ermöglichen!

                                        Vielleicht täusche ich mich ja auch ... ich bin ja gerstern den von der Gemeinde Bad Feilnbach markierten Nordic Walking Weg #10 gelaufen ...

                                        aber *pssssssst*

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                                        • Enja
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                                          • 18.08.2006
                                          • 4751
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                                          AW: Spazierwandern?!

                                          Selbstbestimmtes Wandern ist altmodisch, anspruchslos, genussfeindlich, sinnlos mühselig.
                                          Und Menschen, die gekennzeichnete Wanderwege nutzen, sind zu dumm, eine Karte zu lesen.

                                          Ich würde sagen, wir sind quitt.

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