Ultraleicht Trekking – die Macht der Schattenkrieger
Immer wieder, seid ich mich mit dem Thema Ultraleicht Trekking beschäftige, treffe ich auf Menschen, die die unglaublichsten Vorstellungen von diesem haben. Einige sind so überzeugt davon, dass sie es jedem aufzwängen wollen. Andere verneinen Ultraleicht so schnell und so vehement, als hätten sie Angst davor. Es kommt mir tatsächlich oft so vor, als wäre Ultraleicht eines dieser Wörter, bei denen jeder sofort ein genaues Bild vor Augen hat, obwohl es das Wort gar nicht gibt. So wie Sommernachtsstrand oder eben Schattenkrieger. Aber Ultraleicht Trekking gibt es. Und für alle, die es interessiert versuche ich mich hier an einer Erklärung.
Die Spirale
Was will man eigentlich mit der Umstellung auf leichtere Ausrüstung erreichen? Den gewünschten Effekt kann man am besten mit eine Spirale beschreiben, einer positiven Gewichtsspirale:
Reduziert man Gewicht und Volumen seiner Ausrüstung, reicht auch ein kleinerer und leichterer Rucksack um selbige zu transportieren. Durch die Einsparungen ist man unbeschwerter unterwegs und schafft so mehr Kilometer pro Tag. Eine geplante Strecke erläuft man so in weniger Tagen, wodurch man weniger Essen mitnehmen muss. Wieder kann der Rucksack kleiner und leichter werden… usw.
Natürlich ist das nur ein theoretisches Gedankenspiel, aber ich finde es veranschaulicht die Idee sehr bildlich. Außerdem erkennt man auch schnell für wen Ultraleicht ein guter Weg sein könnte.
Hiker oder Camper
Jörgen Johannsen hat auf dem Forumscamp 2013 folgende Frage in den Raum gestellt: Are you a Camper or are you a Hiker? – auf deutsch: Bist du ein Camper oder bist du ein Wanderer.
Mit Camper sind hier natürlich nicht die in Deutschland üblichen Wohnwagencamper auf Dauerplätzen gemeint, sondern viel mehr Leute, die auf Trekkingtouren täglich nur wenige Kilometer zurücklegen um jeden Abend an einem neuen Ort dem Lagerleben zu frönen. Hiker im Gegensatz sind Menschen, die des Wanderns wegen unterwegs sind. Sie legen tagsüber so viele Kilometer wie möglich zurück, sei es um einfach viel zu sehen, oder tatsächlich um Rekorde zu brechen.
Ultraleicht Trekking ist offensichtlich für alle Anhänger zweiter Kategorie interessant. Denn hier steht nicht der Komfort beim Schlafen an vorderster Stelle, sondern der beim Wandern. Und leichte Rucksäcke machen das laufen nun einmal angenehmer.
The RayWay
So wir wissen jetzt was man mit Ultraleicht Trekking erreichen will, aber was machen denn jetzt die ULer anders, als die anderen?
Um das zu erklären gehen wir am besten einige Jahrzehnte zurück zu Ray Jardine.
Ray Jardine gilt bis heute als der Vorreiter der Ultraleichtbewegung, obwohl es schon lange vor ihm Menschen gab, die leicht unterwegs waren. Auch hat Ray das Wort Ultraleicht nicht selbst in die Welt gesetzt, aber dazu später… Ray Jardine war als Raumfahrtingenieur für die NASA tätig, bevor er begann Outdoorsport in allen Facetten betreiben. Als einer der weltbesten Kletterer seiner Zeit erfand er zum Beispiel die Sicherungsgeräte „Friends“. Als Ray dann mit seiner Frau den Pacific Crest Trail wandern wollte ärgerte er sich über die käufliche Ausrüstung. Sie war zu schwer, es waren zu viele Features verbaut, die niemand braucht, und die einzelnen Ausrüstungsgegenstände waren überhaupt nicht aufeinander abgestimmt. Den RayWay entwickelte Ray Jardine in dem er das meiste seiner Ausrüstung selbst herstellte, wodurch er sie genau an ihn, an seine Tour und an die Bedingungen unterwegs anpassen konnte. Und genau das beschreibt was Ultraleicht Trekking eigentlich ist: Das bestmögliche Anpassen von Ausrüstung und Fähigkeiten auf die Tour und die eigene Einstellung.
Die Grenze
Ab wann darf sich denn nun ein Wanderer als „Ultraleicht Trekker“ bezeichnen? Viele, die sich nie tiefer mit der Ultraleicht Materie beschäftigt haben werden sofort sagen: 4,5kg! Wenn man sich aber einmal vor Augen führt wie diese Zahl zustande gekommen ist, wird klar wie absurd diese Grenze eigentlich ist. 4,5kg(10lbs) war das Baseweight (Gewicht des Rucksacks ohne Essen, Wasser und weitere Verbrauchsgüter) von Ray Jardine auf dem PCT. Das bedeutet es war das Gewicht einer ganz bestimmten Ausrüstung, für eine ganz bestimmte Tour, unter ganz bestimmten Bedingungen für eine ganz bestimmte Person mit einer ganz bestimmten Einstellung. Dieses auf alle Menschen auf der Welt für alle Touren zu verallgemeinern ist, wie gesagt, absurd. Denn UL ist eben nicht der sportliche Anreiz ein ganz bestimmtes Gewichtsziel (L, UL, SUL, XUL) zu erreichen. Genauso wenig ist UL einfach im nächsten Onlineshop einen Haufen Ausrüstung zu kaufen, die aus Marketinggründen im Namen ein „UL“ tragen. Ultrateicht Trekking ist viel mehr harte Arbeit. Die Arbeit, vor Jeder Tour bei 0 anzufangen und seine Ausrüstung neu zusammen zu stellen. Deshalb hat Ray Jardine auch diese Art zu Reisen nie mit dem Label „Ultraleicht“ versehen. Es war eben sein Weg, der RayWay.
Auch gehört zu Ultraleicht nicht nur Ausrüstung, sondern auch eine ganz bestimmte Einstellung. Die Einstellung das Naturerlebnis so nah und unbeschwert wie möglich zu erleben. Zusammen mit der Einstellung alles zu hinterfragen. Am besten lässt sich das mit dem Beispiel Zelt vs. Tarp beschreiben. Frage: Brauche ich die Sicherheiten, die mir ein großer Outdoorhersteller mit einem Vollgeödät verspricht wirklich auf dem Heidschnuckentrail im Sommer? Und will ich die Natur wirklich so nah wie möglich genießen? Ja – dann greife ich zum Tarp. Jetzt fehlt nur noch meine Erfahrung und Können um das Tarp auf einem gut ausgesuchten Schlafplatz den Bedingungen entsprechend aufzubauen.
"Ultralight is not about a single products weight!
It's about the interaction of all parts!
The gear, the trail conditions and the person!"
mfg
der Ray
Immer wieder, seid ich mich mit dem Thema Ultraleicht Trekking beschäftige, treffe ich auf Menschen, die die unglaublichsten Vorstellungen von diesem haben. Einige sind so überzeugt davon, dass sie es jedem aufzwängen wollen. Andere verneinen Ultraleicht so schnell und so vehement, als hätten sie Angst davor. Es kommt mir tatsächlich oft so vor, als wäre Ultraleicht eines dieser Wörter, bei denen jeder sofort ein genaues Bild vor Augen hat, obwohl es das Wort gar nicht gibt. So wie Sommernachtsstrand oder eben Schattenkrieger. Aber Ultraleicht Trekking gibt es. Und für alle, die es interessiert versuche ich mich hier an einer Erklärung.
Die Spirale
Was will man eigentlich mit der Umstellung auf leichtere Ausrüstung erreichen? Den gewünschten Effekt kann man am besten mit eine Spirale beschreiben, einer positiven Gewichtsspirale:
Reduziert man Gewicht und Volumen seiner Ausrüstung, reicht auch ein kleinerer und leichterer Rucksack um selbige zu transportieren. Durch die Einsparungen ist man unbeschwerter unterwegs und schafft so mehr Kilometer pro Tag. Eine geplante Strecke erläuft man so in weniger Tagen, wodurch man weniger Essen mitnehmen muss. Wieder kann der Rucksack kleiner und leichter werden… usw.
Natürlich ist das nur ein theoretisches Gedankenspiel, aber ich finde es veranschaulicht die Idee sehr bildlich. Außerdem erkennt man auch schnell für wen Ultraleicht ein guter Weg sein könnte.
Hiker oder Camper
Jörgen Johannsen hat auf dem Forumscamp 2013 folgende Frage in den Raum gestellt: Are you a Camper or are you a Hiker? – auf deutsch: Bist du ein Camper oder bist du ein Wanderer.
Mit Camper sind hier natürlich nicht die in Deutschland üblichen Wohnwagencamper auf Dauerplätzen gemeint, sondern viel mehr Leute, die auf Trekkingtouren täglich nur wenige Kilometer zurücklegen um jeden Abend an einem neuen Ort dem Lagerleben zu frönen. Hiker im Gegensatz sind Menschen, die des Wanderns wegen unterwegs sind. Sie legen tagsüber so viele Kilometer wie möglich zurück, sei es um einfach viel zu sehen, oder tatsächlich um Rekorde zu brechen.
Ultraleicht Trekking ist offensichtlich für alle Anhänger zweiter Kategorie interessant. Denn hier steht nicht der Komfort beim Schlafen an vorderster Stelle, sondern der beim Wandern. Und leichte Rucksäcke machen das laufen nun einmal angenehmer.
The RayWay
So wir wissen jetzt was man mit Ultraleicht Trekking erreichen will, aber was machen denn jetzt die ULer anders, als die anderen?
Um das zu erklären gehen wir am besten einige Jahrzehnte zurück zu Ray Jardine.
Ray Jardine gilt bis heute als der Vorreiter der Ultraleichtbewegung, obwohl es schon lange vor ihm Menschen gab, die leicht unterwegs waren. Auch hat Ray das Wort Ultraleicht nicht selbst in die Welt gesetzt, aber dazu später… Ray Jardine war als Raumfahrtingenieur für die NASA tätig, bevor er begann Outdoorsport in allen Facetten betreiben. Als einer der weltbesten Kletterer seiner Zeit erfand er zum Beispiel die Sicherungsgeräte „Friends“. Als Ray dann mit seiner Frau den Pacific Crest Trail wandern wollte ärgerte er sich über die käufliche Ausrüstung. Sie war zu schwer, es waren zu viele Features verbaut, die niemand braucht, und die einzelnen Ausrüstungsgegenstände waren überhaupt nicht aufeinander abgestimmt. Den RayWay entwickelte Ray Jardine in dem er das meiste seiner Ausrüstung selbst herstellte, wodurch er sie genau an ihn, an seine Tour und an die Bedingungen unterwegs anpassen konnte. Und genau das beschreibt was Ultraleicht Trekking eigentlich ist: Das bestmögliche Anpassen von Ausrüstung und Fähigkeiten auf die Tour und die eigene Einstellung.
Die Grenze
Ab wann darf sich denn nun ein Wanderer als „Ultraleicht Trekker“ bezeichnen? Viele, die sich nie tiefer mit der Ultraleicht Materie beschäftigt haben werden sofort sagen: 4,5kg! Wenn man sich aber einmal vor Augen führt wie diese Zahl zustande gekommen ist, wird klar wie absurd diese Grenze eigentlich ist. 4,5kg(10lbs) war das Baseweight (Gewicht des Rucksacks ohne Essen, Wasser und weitere Verbrauchsgüter) von Ray Jardine auf dem PCT. Das bedeutet es war das Gewicht einer ganz bestimmten Ausrüstung, für eine ganz bestimmte Tour, unter ganz bestimmten Bedingungen für eine ganz bestimmte Person mit einer ganz bestimmten Einstellung. Dieses auf alle Menschen auf der Welt für alle Touren zu verallgemeinern ist, wie gesagt, absurd. Denn UL ist eben nicht der sportliche Anreiz ein ganz bestimmtes Gewichtsziel (L, UL, SUL, XUL) zu erreichen. Genauso wenig ist UL einfach im nächsten Onlineshop einen Haufen Ausrüstung zu kaufen, die aus Marketinggründen im Namen ein „UL“ tragen. Ultrateicht Trekking ist viel mehr harte Arbeit. Die Arbeit, vor Jeder Tour bei 0 anzufangen und seine Ausrüstung neu zusammen zu stellen. Deshalb hat Ray Jardine auch diese Art zu Reisen nie mit dem Label „Ultraleicht“ versehen. Es war eben sein Weg, der RayWay.
Auch gehört zu Ultraleicht nicht nur Ausrüstung, sondern auch eine ganz bestimmte Einstellung. Die Einstellung das Naturerlebnis so nah und unbeschwert wie möglich zu erleben. Zusammen mit der Einstellung alles zu hinterfragen. Am besten lässt sich das mit dem Beispiel Zelt vs. Tarp beschreiben. Frage: Brauche ich die Sicherheiten, die mir ein großer Outdoorhersteller mit einem Vollgeödät verspricht wirklich auf dem Heidschnuckentrail im Sommer? Und will ich die Natur wirklich so nah wie möglich genießen? Ja – dann greife ich zum Tarp. Jetzt fehlt nur noch meine Erfahrung und Können um das Tarp auf einem gut ausgesuchten Schlafplatz den Bedingungen entsprechend aufzubauen.
"Ultralight is not about a single products weight!
It's about the interaction of all parts!
The gear, the trail conditions and the person!"
mfg
der Ray
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