Schwarzer Sonntag am Pigne d'Arolla (ausgelagert aus "Bergunfälle")

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  • Karlsson
    Dauerbesucher
    • 20.05.2021
    • 941
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    • Meine Reisen

    vielen Dank für den link zu dem Film. Beeindruckend.

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    • Becks
      Freak

      Liebt das Forum
      • 11.10.2001
      • 19612
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      • Meine Reisen

      Zitat von Schoenwettersportler Beitrag anzeigen
      Kann sicher so sein. Persönlich habe ich bisher noch nie eine Mehrinformation aus meinem (barometrischen) Höhenmesser außer der Höhenangabe gezogen, die über Wetterbericht und Beobachtung des Wetters hinaus wichtig gewesen wäre.
      Ich habe schon in einer Hütte zugesehen, wie meiner relativ rasch an Höhe gewann, während ich ruhig am Tisch sass. Das Unwetter kam dann wenig später.

      Im vorliegenden Fall aber braucht es solch eine Information schlichtweg gar nicht. Wenn bereits am Vortag klar ist, dass mieses Wetter rein drückt, und einer der Führer dies sogar zum Anlass nimmt, die Strecke des kommenden Tages sich anzusehen und die Route in sein GPS zu speichern, dann ist allen klar, dass es wirklich mieses Wetter sein wird.
      Und wenn man dann los wackelt und auf 3400m bei 80 km/h im Whiteout landet, wie man an den Videoaufnahmen sehen kann, dann braucht es keinen Barometer mehr für die Erkenntnis: das Wetter ist da.

      Und wenn ich dann buchstäblich so in der gegend herum taumele, wie man es anhand der GPS-Daten des Italieners hat rekonstruieren können:

      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Image 248.png Ansichten: 0 Größe: 1,94 MB ID: 3198099

      .... dann sollte jedem mit halbwegs funktionierendem Kopf spätestens dann klar sein, wohin die Reise zu gehen hat, wenn man um 11:12 Uhr gerade einmal etwas mehr als 500 Meter Strecke geschafft hat, umdreht, und nach weiteren 100m wieder dort landet, wo man sich grob geschätzt vor 3 Stunden bereits befand - man geht runter.

      Dass er sich kurz nach 11:12 Uhr orientieren konnte, sieht man eindeutig an der Gehrichtung. Zuerst völliger Murks, ab nach Süden, Dann der Schlenker um den Hang herum und Umkehr um 11:12 Uhr. Rückkehr zum Ausgangspunkt, und dann der harte 90° Schwenk nach Osten in Richtung Ziel Hier wusste er, wo er war, hier hätter er schnurstracks gerade aus nach Norden und runter müssen.

      Zu dem Zeitpunkt irrt die Gruppe nämlich bereits mindestens seit 3 Stunden im Sturm umher und benötigt sicher weitere 3 Stunden für den Aufstieg zur Pigne hoch. Das kann man sich anhand der bisher verheizten Zeit aausrechnen. Dann überlegt man sich ein einziges Mal, dass wohl nicht jeder der Gäste solch ein harter Hund ist wie man selbst, und muss somit auch mit konditionellen Zusammenbruch der Gruppe rechnen, was in der Lage tödlich ist.


      Zuletzt geändert von Becks; 08.05.2023, 16:26.
      After much research, consideration, and experimentation, I have decided that adulthood is nothing for me. Thank you for the opportunity.

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      • Lobo

        Vorstand
        Moderator
        Lebt im Forum
        • 27.08.2008
        • 6497
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        • Meine Reisen

        Zitat von transient73 Beitrag anzeigen

        Meine digitale, barometrisch messende, Uhr zeigt neben der Höhe auch den Luftdruck (sowohl absolut, als auch relativ, also umgerechnet auf Meereshöhe) und die Luftdrucktendenz an.
        Die Tendenz ist schwierig zu beurteilen, da sie den Luftdruckverlauf der letzten Stunden vergleicht. Wenn dann der Luftdruck, auf Grund des Aufstiegs, fällt, wird dies ebenfalls als sinkender Luftdruck und damit "Schlechtwetter" gedeutet. Sprich jeder Aufstieg zeigt augenscheinlicht Tiefdruckgebiet im Anmarsch an, obwohl es nur die Höhenmeter waren.
        Was aber funktioniert, ist eben der Blick auf die Tendenz vor dem Start aus der Hütte.
        Jo, meine Frau bekommt im Aufstieg von ihrer Uhr regelmäßig "Unwetterwarnungen" aufgrund der schnellen Druckänderung. Mir ist das noch nie passiert, liegt bestimmt an der Uhr.

        Aber ein Abgleich mit der tatsächlichen Höhe, abgelesen auf einer Karte, ist natürlich ein deutliches Indiz für eine Wetteränderung.

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        • momper
          Dauerbesucher
          • 05.12.2011
          • 674
          • Privat

          • Meine Reisen

          Vielen Dank für den Dokulink! Ich habe keine Ahnung von hochalpinen Skitouren, aber ganz naiv gefragt: Gehört da nicht immer Ausrüstung für eine ungeplante Übernachtung dazu?
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          • Flachlandtiroler
            Freak
            Moderator
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            • 14.03.2003
            • 29038
            • Privat

            • Meine Reisen

            Die Frage ist bestimmt auf den zurückliegenden 23 Seiten bereits gewürdigt worden...

            Also ja, ein Biwaksack als Windschutz gehört dazu. Schaufel zum Eingraben auch (Lawinenausrüstung). Winterschlafsack, Isomatte oder gar Zelt sicher nicht.

            Immerhin möchte man in der Lage bleiben, steile Hänge mit Skiern zu befahren... mit eine 15-kilo-Rucksack wird jeder Schwung dann zum Doppelschwung und schließlich gibt es auf der Haute Route genügend Stellen, wo man nicht stürzen darf.
            Ebenso gibt es genügend Gelände, wo Du nirgends ein Zelt hingebaut bekommst geschweige denn bei Sturm und erst recht nicht mit einer ganzen Gruppe.
            Meine Reisen (Karte)

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            • momper
              Dauerbesucher
              • 05.12.2011
              • 674
              • Privat

              • Meine Reisen

              Danke, aber da werde ich wohl mal bei Seite 1 anfangen
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              • Becks
                Freak

                Liebt das Forum
                • 11.10.2001
                • 19612
                • Privat

                • Meine Reisen

                Zitat von momper Beitrag anzeigen
                Vielen Dank für den Dokulink! Ich habe keine Ahnung von hochalpinen Skitouren, aber ganz naiv gefragt: Gehört da nicht immer Ausrüstung für eine ungeplante Übernachtung dazu?
                Für eine Nacht im Freien wie hier, ohne Windschutz weil Untergrund blank gefegt und kein Schnee zum Eingraben, benötigt man einen dicken Schlafsack und eine gut isolierende Isomatte. Das hat keiner dabei, weil es zu schwer und voluminös ist.

                Selbst mit Ausrüstung ist es immer noch selbstmörderisch, sich bei einem Wettersturz/einer Kaltfront im Winter auf 3500m draussen herum zu treiben. Die Cap. Margherita liegt auch ganz grob in der Ecke und ist zwar noch weiter oben auf 4500m angesiedelt, aber ebenso exponiert. Die bekommt im Winter des öfteren Wind mit 250 km/h ab. Auf 3500m sind bei Sturm locker 150 km/h und mehr drin. Da bleibt nichts stehen und liegen und selbst Expeditionszelte zerlegt es dann.

                Macht man einfach nicht und geht solchen Situationen mit Respekt und viel Luft hinsichtlich geplanten Zeiten aus dem Weg.



                After much research, consideration, and experimentation, I have decided that adulthood is nothing for me. Thank you for the opportunity.

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                • Lampi
                  Fuchs
                  • 13.05.2003
                  • 1791
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  Zitat von Flachlandtiroler Beitrag anzeigen
                  ...gehört dazu. Schaufel zum Eingraben auch (Lawinenausrüstung)
                  Ohne Schaufel lässt Dich niemand mitgehen, eine professionell geführte Gruppe schon gar nicht. Die Schaufel nutzt nur nix, wenn die Landschaft abgeblasen ist. Gar nichts :-(
                  Liebe Grüße von Lam?[tm]-Nur echt mit dem Pi und cw-Wert > 0,3
                  Auf Tour
                  "Exclusiv Klettern mit der Sektion Breslau" bei Facebook. Mit Stuttgarts kleinster Sektion, kein Lärm, kein Anstehen, familiäres Umfeld!

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                  • Flachlandtiroler
                    Freak
                    Moderator
                    Liebt das Forum
                    • 14.03.2003
                    • 29038
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    Zitat von Lampi Beitrag anzeigen
                    Ohne Schaufel lässt Dich niemand mitgehen, eine professionell geführte Gruppe schon gar nicht. Die Schaufel nutzt nur nix, wenn die Landschaft abgeblasen ist. Gar nichts :-(
                    Naja, einen Eispickel zum Aushacken sollte man auch dabei haben (ok. die Skitourendinger taugen dafür nix).
                    Immerhin bleibt man in Bewegung beim Pickeln
                    Meine Reisen (Karte)

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                    • blende8
                      Dauerbesucher
                      • 18.06.2011
                      • 882
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      Der Film ist sehr aufwändig und gut gemacht! Habe mir den schon zwei mal angesehen.
                      Es gibt auch noch 1-2 weitere kleinere Interviews mit Tommaso Piccioli auf youtube.

                      Folgendes ist mir aufgefallen:
                      1. Alle sagen, dass der Wetterbericht den Wetterumschwung erst für 14 Uhr vorhergesagt hat. Er kam aber schon 4 h früher. Das ist für eine Wettervorhersage schon ziemlich schlecht. Selbst Steve House MIT aktuellem GPS hat es nur haarscharf geschafft.
                      2. Im Film wurde gesagt, dass nicht geklärt werden konnte, warum Handy und Satellitentelefon nicht funktionierten. Julia Hruska sagte, dass das Satellitentelefon geladen war und sie gesehen hat, dass es leuchtete.
                      3. Unklar ist mir auch, warum sie sich nicht eine geschütztere Stelle gesucht haben, so wie die Franzosen.
                      Irgendwas ist immer ...

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                      • Karlsson
                        Dauerbesucher
                        • 20.05.2021
                        • 941
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        So wie ich es verstanden haben konnten die meisten Gruppenmitglieder da einfach nicht mehr weiter.

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                        • TeilzeitAbenteurer
                          Fuchs
                          • 31.10.2012
                          • 1416
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          zu 1. Das Wetter hat sich schon vor dem eigentlichen Sturm im Laufe des Vormittags deutlich verschlechtert. Das hat es natürlich schwieriger gemacht, die Entwicklung zu beobachten, aber man hätte da schon gewarnt sein können. Der richtige Einruch kam dann aber im Prinzip wie angekündigt. Davon abgesehen ist es nicht ungewöhnlich, dass die Wettervorhersage ein paar Stunden danebenliegt. Das sollte man mit einpreisen.
                          zu 2. wenn ich mich richtig erinnere, ist nicht geklärt, warum das Satellitentelefon nicht benutzt wurde, obwohl es augenscheinlich funktionsfähig war. Ob das in der Situation noch geholfen hätte, ist eine andere Frage. Luftrettung wäre wahrscheinlich keine Option mehr gewesen, aber von der Hütte hätte wahrscheinlich jemand aufsteigen können, wenn sie Bescheid gewusst hätten.
                          3. Zu der Zeit war die Gruppe nach den beiden Fehlversuchen bei der Wegsuche zur Hütte und den entsprechenden Auf- und Abstiegen schon völlig entkräftet.

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                          • Shuya
                            Fuchs
                            • 26.12.2006
                            • 1267

                            • Meine Reisen

                            Vielen Dank für das Video.

                            Ich will hier nicht in die Diskussion um die Ursache und falsche Entscheidungen einsteigen, dafür fehlt mir noch die Erfahrung.
                            Ich verfolge sie dennoch, um zu lernen.
                            Ich habe auch schon paarmal umgedreht oder bin nicht losgegangen ob der Prognose, hab die Tour angepasst ob einer Kaltfront.
                            Die Entscheidung, zurück zu stecken und abzubrechen ist immer schwer, aber sie ist nie schlecht oder falsch.

                            Was mich persönlich erschüttert ist die Aussage, dass die Leute nicht vermisst wurden trotz Reservierung.
                            Dass aufgrund der vielen unabgemeldeten Fernbleiber keiner die Bergwacht informiert.
                            Das all die, die bei Touränderungen nichtmal absagen, einen sonst lebensrettenden Mechanismus torpedieren.
                            Das macht mich schon traurig.
                            EVER TRIED. EVER FAILED. NO MATTER. TRY AGAIN. FAIL AGAIN. FAIL BETTER.

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                            • Shuya
                              Fuchs
                              • 26.12.2006
                              • 1267

                              • Meine Reisen

                              Zitat von Flachlandtiroler Beitrag anzeigen
                              Naja, einen Eispickel zum Aushacken sollte man auch dabei haben (ok. die Skitourendinger taugen dafür nix).
                              Immerhin bleibt man in Bewegung beim Pickeln
                              Nach den Bildern der Gruppe im Film (originale Bilder) hatten sie schon gescheite Pickel dabei, Petzl Summit und Grivel Airtech Racing oder Nepal meine ich erkannt zu haben.
                              Aber die helfen bei miesem Untergrund und völliger Entkräftung auch nicht mehr.
                              EVER TRIED. EVER FAILED. NO MATTER. TRY AGAIN. FAIL AGAIN. FAIL BETTER.

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                              • Becks
                                Freak

                                Liebt das Forum
                                • 11.10.2001
                                • 19612
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                                Zitat von blende8 Beitrag anzeigen
                                Folgendes ist mir aufgefallen:
                                1. Alle sagen, dass der Wetterbericht den Wetterumschwung erst für 14 Uhr vorhergesagt hat. Er kam aber schon 4 h früher. Das ist für eine Wettervorhersage schon ziemlich schlecht. Selbst Steve House MIT aktuellem GPS hat es nur haarscharf geschafft.
                                Aussage eines Leiters beim DAV Sicherheitskreis: "Mit einer Kaltfront ist wie einer Schwangerschaft. Die Geburt kommt mal früher, mal später, aber sie kommt ganz sicher".

                                Deswegen eben auch das, was ich auch die ganze Zeit predige. Bei solch einer Vorhersage die Entwicklung beobachten, und früh und mit Luft für Pausen/ungeplante Probleme die Reissleine ziehen und umdrehen. Wer stumpf nach der Vorhersage läuft, ist ähnlich selbst am Unfall schuld wie jemand, der stumpf nach Navi fährt und sein Auto trotz Warn- und Hinweisschilder in einem Fluss versenkt, weil die im Navi angekündigte Brücke eine Fähre ist.


                                After much research, consideration, and experimentation, I have decided that adulthood is nothing for me. Thank you for the opportunity.

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                                • atlinblau
                                  Alter Hase
                                  • 10.06.2007
                                  • 4126
                                  • Privat

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                                  Bietet sich hier der Vergleich mit dem Hochwasser an der Ahr an?
                                  Das Wetterereignis wurde in Zeit und Umfang relativ genau angesagt.
                                  Auch da hätte keiner sterben müssen, wenn...
                                  Die Bürger haben den Verantwortlichen ähnlich vertraut, wie die Gruppe dem Bergführer.

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                                  • HO
                                    Erfahren
                                    • 04.02.2016
                                    • 188
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                                    Zitat von atlinblau Beitrag anzeigen
                                    Bietet sich hier der Vergleich mit dem Hochwasser an der Ahr an?
                                    nicht ganz - von den Verantwortlichen im Ahrtal wurde wohl niemand weggespült......

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