Schwarzer Sonntag am Pigne d'Arolla (ausgelagert aus "Bergunfälle")

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  • Becks
    Freak

    Liebt das Forum
    • 11.10.2001
    • 19612
    • Privat

    • Meine Reisen

    Also wars ein fehlerhafter Führer, der nicht umdrehen wollte, und die sind tatsächlich beim miesen Wetter noch über den Gipfel.
    After much research, consideration, and experimentation, I have decided that adulthood is nothing for me. Thank you for the opportunity.

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    • walnut
      Fuchs
      • 01.04.2014
      • 1121
      • Privat

      • Meine Reisen

      Mhm, weiß jemand mehr über die Kompetenzen dieses youtubers oder woher er seine Informationen bezieht? Von seinen Videos kann mensch höchstens ableiten das er nen Faible für "something was going wrong" hat.

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      • Becks
        Freak

        Liebt das Forum
        • 11.10.2001
        • 19612
        • Privat

        • Meine Reisen

        Die Infos stammen wohl/hoffentlich von einem der Überlebenden. Wenn das Video nichts verfälscht, dann passt es schon in das Gesamtbild des Ablaufs hinein.


        After much research, consideration, and experimentation, I have decided that adulthood is nothing for me. Thank you for the opportunity.

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        • Linard
          Erfahren
          • 30.08.2014
          • 292
          • Privat

          • Meine Reisen

          Lohnt sich definitiv anzuschauen (Schilderungen vieler Beteiligter und Orginal Fotos/Videoaufnahmen ):
          https://www.youtube.com/watch?v=zBbtfX16UFE

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          • HO
            Erfahren
            • 04.02.2016
            • 188
            • Privat

            • Meine Reisen

            Danke für den Tip! Ich finde die Dokumentation sehr bewegend.

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            • Estephane
              Anfänger im Forum
              • 21.02.2020
              • 19
              • Privat

              • Meine Reisen

              Zitat von Linard Beitrag anzeigen
              Lohnt sich definitiv anzuschauen (Schilderungen vieler Beteiligter und Orginal Fotos/Videoaufnahmen ):
              https://www.youtube.com/watch?v=zBbtfX16UFE
              Eine sehr gute Dokumentation des Schweizer Radio- und TV-Senders SRF 2023, aus der man m.E. sehr viel lernen kann. Vor genau fünf Jahren Ende April 2018 auf der Alpensüdseite auf der Haute Route sieben tote BergsteigerInnen. Es wären um ein Haar 14 tote BergsteigerInnen gewesen, hätten nicht in den frühen Morgenstunden um 06.30 Uhr sieben Rettungshubschrauber der italienischen und französischen Bergwacht und Bergrettung in Zusammenarbeit mit der schweizerischen REGA die gerade noch Lebenden (Körpertemperatur 23 Grad, Herzschlag: nur noch 4 – 5 mal in der Minute) in die Notfallkrankenhäuser der Uni-Kliniken in Bern und Genf geflogen.

              Was war passiert? Alle waren sehr gut hochalpin ausgerüstet, sehr erfahren, gut trainiert. Der Bergführer Mario aus Como war Profi, hatte über 40 Jahre weltweit Bergerfahrung. Er hatte drei Achttausender Gipfel bestiegen.

              Aber es kam der gewaltige Gewitter- und Schneesturm. Auf 3000 Meter Höhe im Hochgebirge. Die Gruppe war etwas erschöpft und ausgelaugt, da sie bereits fünf Tage im Hochgebirge unterwegs war.

              Richtig gemacht: Um 06.30 Uhr von der Hütte los, wie die beiden anderen Gruppen, die überlebt haben.

              Ebenso richtig gemacht: am Vorabend mittels WLAN (insbesondere da sehr schlechter Empfang) sich mit den anderen Bergführern und Gruppen über den morgigen Tag und die anstehende, bedrohliche Wetterfront in der Hütte auszutauschen. Vielleicht war aber dieser Austausch zu kurz, unprofessionell, zu viel Konkurrenz unter den Bergführern...

              Fehler waren m.E. unklare Beschlussfassung des Bergführers, alles im Vagen halten, mal sehen, was kommt, drauf los gehen, sich nicht in der nächsten Hütte anzumelden, nichts richtig, also die reale und drohende Gefahrenlage, mit der Gruppe zu kommunizieren, von denen einer zumindest einen guten GPS-Track hatte.

              Weiterer Fehler: sich auf das Funktionieren des Smartphones verlassen. Der Bergführer Mario war absolut erfahren, die Strecke ist bei normalen, guten und hellen Bedingungen und mit guten Karten einfach mit Touren-Skiern und Steigeisen gut zu gehen. Wenn man unsicher ist, da hilft dann noch das Smartphone mit GPS. Oder ganz einfach: den Spuren der Vorgänger im Schnee nachlaufen. Wenn man sie unterwegs nicht mehr antrifft, sind sie wohl im Ziel eingelaufen. Also weiter auf der Spur. So kommt man ans Ziel. Hier waren aber alle Spuren der Vorgänger durch extremen Wind weggeblasen und und zu geschneit durch den Schneesturm.

              Fällt dann das Smartphone aus, weil kein Funkkontakt möglich ist oder es aufgrund von dichten Wolken kein GPS mehr gibt, wenn man den Track vorher nicht offline gespeichert hat, der Bildschirm aufgrund von starkem Schneefalls nicht mehr ablesbar ist, dann ist in diesem Fall das Ende nah.

              Und dann kam das „Whiteout“. Hochebene in alle Richtungen offen, riesige, weiße, endlose Fläche und man sieht nichts. Absolut und gar nichts mehr. Wohin soll man gehen? Der Bergführer weiß auch nichts, tut aber so, als wisse er Bescheid, verteilt das rote Seil nach hinten, damit niemand verloren geht, und geht voran und mit der ganzen Gruppe hinten dran. Er geht aber absolut fehl, weil er nichts sieht und keinerlei Orientierung hat.

              Der Sturm wird stärker und gewinnt an Geschwindigkeit, es wird kälter. Das „Whiteout“ ist in solch einer Situation tödlich. Man geht im Kreis. Verliert Ressourcen und Kraft und Wärme, hat keine Zeit und keine Möglichkeit mehr, neue Energie zu tanken, man kann keine Pausen mehr machen, weil sie viel zu viel Zeit kosten und viel zu gefährlich sind. Die Ressourcen des Körpers schwinden. Die restliche Lebenszeit wird knapp. Man müßte mit den restlichen Körperkräften haushalten. Kann man aber nicht, weil der Sturm, der Wind und die Kälte unermesslich zunehmen.

              Also gilt es, auch noch unter allen längst bedrohlichen Umständen die restlichen und schwindenden Ressourcen zu mobilisieren, um doch noch irgendwie an der Hütte, die keiner mehr sehen kann, anzukommen.

              Umkehren? Das wäre die einzige Rettung gewesen. Das ging aber im „Whiteout“ nicht mehr. Denn wohin und in welche Richtung hätte man umkehren sollen? Es gab keine Orientierung und keinerlei Spuren mehr. Alles von den Winden und Stürmen verweht.

              Einer aus der Gruppe hatte noch ein GPS-Gerät. Das half bis zur Scharte. Aber auf der Scharte wehte der Sturm-, Schnee- und Eiswind dann extrem und besonders stark. Es waren minus 20 Grad auf 3000 Meter stundenlang, eine Nacht lang, im Freien. Auf dem felsigen, vereisten Boden. Man konnte sich im Schnee nicht eingraben. Es gab zu wenig Schnee, zu wenig Tiefe.

              Das war dann bis 06.30 Uhr tödlich für sieben Personen, bevor der erste Helikopter aufsteigen konnte.

              Biwacksäcke und Thermoskannen mit heißem Tee hätten vielleicht geholfen.

              Reinhold Messner mochte dem Bergführer jedenfalls keinen Vorwurf machen:

              https://www.alpin.de/home/news/23932...odesopfer.html

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              • Becks
                Freak

                Liebt das Forum
                • 11.10.2001
                • 19612
                • Privat

                • Meine Reisen

                Ich bleibe bei meiner Meinung, auch wenn ich damit z.B. dem Reinhold auf die Hufe trete.

                Es ist schlichtweg Wahnsinn, wenn man mit dem Wissen, dass ein Wettersturz ansteht, los geht, und dann, wenn das Wetter eintrifft, nicht umdreht, sondern versucht, noch zig Höhenmeter aufzusteigen.

                Bei einem Wettersturz dreht man um, Punkt. Da gibt es keine Diskussion, kein Hoffen auf "eventuell wird er nicht so schlimm"., vor allem nicht im Winter auf knapp unter 4000m, wo alleine schon der Wind problemlos auf 140 km/h und mehr aufdreht, und kein GPS einem davor schützt, vom Berg geblasen zu werden, zusammen mit Thermoskannen und Biwaksäcken, Fachwissen, Arroganz und Stursinn.


                Die einzig richtige Vorgehensweise ist: Wetterbericht einholen, bei einem angedrohten Wettersturz möglichst früh starten, ständig(!) die Wetterentwicklung im Kopf behalten und ständig(!) nachrechnen, wieviel Zeit man für den Rückzug und für den Weiterweg benötigt, und beim geringsten Zweifel - umdrehen.

                Nebenbei werden GPS-Geräte nicht vom Nebel oder Wind oder Wolken blockiert. Die funktionieren einwandfrei, man darf halt nicht so dumm sein, sich bei widrigen Bedingungen auf Geräte mit Touchscreen zu verlassen, oder lediglich Material einzusetzen, welches nicht für die Bedingungen gebaut sind. Und obwohl ich weder das Fachwissen von Reini noch des Bergführers besitze, ist bei mir ein dediziertes GPS-Gerät in der Tasche, sobald ich auf grössere Touren im Winter aufbreche.







                After much research, consideration, and experimentation, I have decided that adulthood is nothing for me. Thank you for the opportunity.

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                • Vegareve
                  Freak

                  Liebt das Forum
                  • 19.08.2009
                  • 14389
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  Der Bergführer hatte kein GPS, sondern nur Handy und App. Was ja nicht mehr funktionierte. Anscheinend kannte er die Gegend extrem gut, aber bei white-out hilft das auch nicht mehr. Laut Artikel im Tagesanzeiger ist Steve House extra einen Tag vorher allein 800 Hm bis zur Scharte (?) hochgestiegen, um die genaue Strecke auf seinem Gps aufzunehmen, im Wissen auf das kommende Wetter.
                  "Niemand hört den Ruf des Meeres oder der Berge, nur derjenige, der dem Meer oder den Bergen wesensverwandt ist" (O. Chambers)

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                  • Becks
                    Freak

                    Liebt das Forum
                    • 11.10.2001
                    • 19612
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    Zur Verdeutlichung: https://youtu.be/zBbtfX16UFE?t=2064 - das sind Aufnahmen um 9 Uhr morgens an der Serpentine. Zu dem Zeitpunkt sind 2.5h Aufstieg rum, und es stehen weitere 800Hm bis zum Gipfel an, was in Anbetracht des Wetters mindestens 2 Stunden in Anspruch nehmen wird, selbst wenn dieses nicht schlechter wird. Und um die 3h hin zu bekommen, müssen die Leute schnell beim Wechsel auf die Steigeisen und zurück sein, die Spur darf nicht vereist sein, usw. usw. usw.

                    Und wir stehen auf 3400m und nicht auf 3800m, wo das Wetter zu 100% schlechter sein wird. Und danach muss die Gruppe im Whiteout noch einmal 800Hm absteigen, um die Hütte zu erreichen.

                    Wenn man dann noch zuhört, wie gelassen die erklären, dass kurz danach auf dem Plateau bereits 80 km/h Wind herrschte, bei quasi Null Sicht, da erübrigt sich für mich jegliches Geblubber, mit dem die Entscheidung der Bergführer in Schutz genommen wird.

                    Um 9 Uhr hätte ich spätestens umgedreht, mit dem sicheren Wissen, dass schon die Abfahrt zum Ausgangspunkt kein Spaziergang werden wird, weil das Wetter sicher noch übler kommt.

                    Und bevor jemand jetzt mit dem Satz kommt: "Hinterher ist man immer schlauer, und aus dem Sessel argumentiert es sich ganz gut..."


                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 20180429-0900-DSC04367.jpg Ansichten: 0 Größe: 174,6 KB ID: 3197140 Das Bild entstand um 9 Uhr morgens am Gwächtenhorn, am Unglückstag. Da waren wir unterwegs, und wie man auf dem Bild unschwer erkennt, rüsten wir hier zur Umkehr um.




                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 20180429-0932-DSC04369.jpg Ansichten: 0 Größe: 193,5 KB ID: 3197139 Um 9:30 Uhr waren wir bereits längst wieder auf dem Weg zur Hütte....

                    Die Vorgehensweise bei uns an dem Tag war:
                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Image 237.jpg Ansichten: 0 Größe: 912,6 KB ID: 3197141
                    Der roten Linie folgend auf das Sustenhorn und wieder runter. Allerdings hatten wir schon auf 2800m so viel Wind, dass ich die Entscheidung traf, stattdessen auf das Gwächtenhorn zu gehen, weil dieses niedriger ist, und im Gegensatz zum Sustenhorn ich nur auf den oberen 300Hm voll im Wind (Windrichtung = rote Pfeile) unterwegs bin. Zudem kann bei einem Rückzug die steilere Abfahrt (grüner Pfeil) als Abkürzung nutzen (haben wir auch gemacht), um möglichst schnell in den Windschatten von Gwächtenhorn und Rot Stock zu kommen, und dann im Schutz der Bergkette südwestlich von der Aufstiegsspur möglichst ungeschoren zur Hütte zu gelangen. Am Sustenhorn muss ich von 3500m bis auf 3000m ungeschützt runter, und etwaige Spuren dort oben wird es extrem schnell wegblasen und die Orientierung auf dem weiten Plateau noch deutlich erschweren.
                    Wir sind an dem Tag also auf 3200m kurz vor 9 Uhr umgedreht, obwohl das Wetter (aus SW kommend) im Südwesten zu dem Zeitpunkt garantiert noch garstiger war als bei uns.


                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Image 239.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,11 MB ID: 3197142 Und so sieht die Arolla aus. Für mich als Laie ist da auf den ersten Blick eindeutig, dass bei 3400m der Spass vorbei ist. Dann komme ich aus dem Windschatten raus auf den Kamm und die Hochebene, und ab dann bin ich den ganzen Weg rauf und runter zu 100% im Wind




                    Zuletzt geändert von Becks; 02.05.2023, 11:02.
                    After much research, consideration, and experimentation, I have decided that adulthood is nothing for me. Thank you for the opportunity.

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                    • Schoenwettersportler
                      Erfahren
                      • 08.07.2016
                      • 427
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      Zitat von Becks Beitrag anzeigen
                      Ich bleibe bei meiner Meinung, auch wenn ich damit z.B. dem Reinhold auf die Hufe trete.
                      Ich denke nicht, dass du damit Reinhold auf die Hufe trittst. Schaut man sich die Aussagen im verlinkten Artikel an, so handelt es sich um allgemeine Aussagen zu Whiteout usw. Auch ist zu bedenken, dass Messner dieses Interview kurz nach dem Unfall gab, also ohne alle inzwischen ermittelten Umstände zu kennen.

                      Estephane in deinem Post steht jetzt nichts Neues, was nicht auch vor 5(!) Jahren hier schon diskutiert worden wäre. Diese Zusammenfassung oder Analyse dessen was passiert ist, erscheint mir sehr "allgemein".



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                      • zeitungleser
                        Gerne im Forum
                        • 30.12.2021
                        • 75
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        Danke für den Link zum Film.

                        Eine dumme (weil ahnungslose) Frage zur Wetterkunde:

                        Wenn ein super-heftiger Sturm angesagt wird (laut Film abends zuvor dem Steve House angeblich schon klar, dass es ein Sturm wird, bei dem es schnell ums Überleben geht), kriegt man nicht auch durchs eigene Barometer (Verlauf) mit, dass der Sturm superheftig wird (und heftiger = früher kommt als angesagt / bevor die Wolken und Whiteout da sind)? Oder ist "superheftig" übertrieben?
                        Wolkenhöhe (höher über den Bergen oder aufliegend/verhüllend) - kriegt man die auf dem WLAN-Screen in der Hütte? Oder Erfahrung? Oder nur durch Selbergucken?

                        Bei dem heftigsten Sturm, den ich je erlebt hatte, hatten wir uns 20 Minuten vorher übers zufällig angeguckte Barometer gewundert und gedacht, das spinne. Sichtbare Wolken waren: alles grau und niesel, gedrückte Unlust beim Wandern.

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                        • Becks
                          Freak

                          Liebt das Forum
                          • 11.10.2001
                          • 19612
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                          An dem Tag war ein Wettersturz angesagt, und eine imo eigentlich selbstverständliche Regel ist, dass man sich mit einem Wettersturz überhaupt und ganz und gar nicht anlegt.

                          Wenn so etwas angekündigt ist, dann geht man eventuell noch los, aber dreht um, sobald entweder das Wetter zu schlecht wird, man zu weit exponiert unterwegs ist, oder man nicht mehr sicher umdrehen kann, weil man für den Rückweg zu viel Zeit benötigt.

                          Imo war der Umkehrpunkt auf 3400m, bei Ankunft an der Serpentine. Dann steht man das erste Mal richtig ungeschützt im Wind, hat einen Blick nach Süden und zudem einen Blick auf die weitere Route. Ich wäre nur dann weiter, wenn zu dem Zeitpunkt das Wetter noch klar gewesen wäre, also man die umliegenden Berge im Auge behalten kann, und bei weniger Wind.

                          Wenn wie hier schon Null Sicht und 80 km/h Wind herrschen, dann ist das Unwetter eindeutig da, und es wird auf jeden Fall noch schlimmer. Dann rechnet man kurz mal die regulären 1-1.5h, die man bei gutem Wetter bis zum Übergang auf 3700m benötigt, addiert da drauf zumindest 1h Sicherheitspuffer für die Extrazeit durch das miese Wetter und dann noch mindestens 1h für die Abfahrt im Nebel ein, und kommt so auf knapp 4 Stunden, die man in der Suppe steckt. Dann wirft man einen Blick auf den Routenverlauf und erkennt: entweder da durch oder umdrehen, aber später umdrehen ist kaum noch möglich. Wenn es extra dick kommt, der Sturm so richtig hart aufdreht, und man dann zufällig auf vielleicht 3600m steckt, und man wegen Wind nicht über die Kante kommt, dann muss man im Sturm die ganze Strecke und Höhenmeter zurück, bis man auf 3400m endlich in den Windschatten rein kommt. Das wäre mir das Risiko nicht wert, vor allem wenn man bedenkt, dass die Gruppe eigentlich auf eine andere Hütte weiter südlich wollte, und ein Übergang auf die nun angepeilte Hütte eh nicht zwingend notwendig ist.





                          After much research, consideration, and experimentation, I have decided that adulthood is nothing for me. Thank you for the opportunity.

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                          • Schoenwettersportler
                            Erfahren
                            • 08.07.2016
                            • 427
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            Zitat von zeitungleser Beitrag anzeigen
                            Danke für den Link zum Film.

                            Eine dumme (weil ahnungslose) Frage zur Wetterkunde:

                            Wenn ein super-heftiger Sturm angesagt wird (laut Film abends zuvor dem Steve House angeblich schon klar, dass es ein Sturm wird, bei dem es schnell ums Überleben geht), kriegt man nicht auch durchs eigene Barometer (Verlauf) mit, dass der Sturm superheftig wird (und heftiger = früher kommt als angesagt / bevor die Wolken und Whiteout da sind)? Oder ist "superheftig" übertrieben?
                            Wolkenhöhe (höher über den Bergen oder aufliegend/verhüllend) - kriegt man die auf dem WLAN-Screen in der Hütte? Oder Erfahrung? Oder nur durch Selbergucken?
                            Kann sicher so sein. Persönlich habe ich bisher noch nie eine Mehrinformation aus meinem (barometrischen) Höhenmesser außer der Höhenangabe gezogen, die über Wetterbericht und Beobachtung des Wetters hinaus wichtig gewesen wäre. Vielleicht liegt das aber auch daran, dass ich getreu meinem Nutzernamen nur bei schönem Wetter in die Berge gehe

                            Was ich in jedem Fall hier nicht machen würde (und was du ja auch nicht tust oder andeutest), ist zu unterstellen, dass dieses Unglück durch Beobachtung eines Barometers verhindert worden wäre. Da gibt es hier sicher gravierendere (und in diesem Thread sehr detailliert analysierte) Ursachen und mögliche Ansatzpunkte.

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                            • danobaja
                              Alter Hase
                              • 27.02.2016
                              • 3287
                              • Privat

                              • Meine Reisen

                              nichts habe ich mehr gefürchtet in den bergen wie am morgen 100 höhenmeter mehr auf dem höhenmesser angezeigt zu bekommen als abends beim zeltaufbau.

                              am denali bin ich sogar während des lagerbaus "hochgewandert" bevor der sturm kam.

                              ein höhenmesser guter alter art hätte hier ein weiteres indiz geliefert. ich wär vielleicht noch losgegangen, aber definitiv mit rückzugsplänen von begin an im kopf. ich kann mir aber nicht vorstellen, dass es die bergsteiger um die´s hier geht abgehalten hätte. die wollten hoch und .... yeehaw.
                              danobaja
                              __________________
                              resist much, obey little!

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                              • zeitungleser
                                Gerne im Forum
                                • 30.12.2021
                                • 75
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                                Schoenwettersportler nee, auf keinen Fall. Ist auch klar, dass "Fehler" oder "dumm" wie im Film nicht gleichzusetzen ist mit rechtlicher/moralischer "Schuld".
                                Vergleicht man Film und Thread (hier mitgeteilte Medien), sieht man auch, wie sehr Äusserungen einzelner Personen variieren oder sich widersprechen können und kann nicht wissen, welche behauptete / zugeschriebene Äusserungstatsache zutreffend ist und welche Nachbesserung oder Erinnerungsüberlagerung oder -verschiebung (mit welcher zugrundeliegenden bewussten oder unbewussten Motivation auch immer). Hier wurde ja lange davon ausgegangen, die Gruppe habe eine "Entscheidung" getroffen - hat sie aber wohl nicht. Die Entscheidungsstruktur und Entscheidungsmöglichkeiten waren offenbar sehr bis völlig unbesprochen und die im Film kolportierte Kommunikationsunfähigkeit oder -verweigerung des Bergführers (der von anderen Überlebenden wiederum -verschieden interpretierbar- entgegengetreten wird) hätte doch weitere Fragen nahegelegt. Mir bleiben nach dem beeindruckenden Film Fragen ungestellt. Warum war der "unkommunikative" und unentschlossene Bergführer dann auch noch "blind"? War er? Warum will die (undiplomierte) Bergführerin (die aber offenbar doch keine Verantwortung zu tragen hatte) sich eingraben, aber nicht die anderen? Wollte sie? Warum wird sie nicht eingegraben aufgefunden? Da scheinen mir zahlreiche Wendungen auf weiteres Befragen möglich.

                                Mit der Frage nach der Verlaufskurve vom Barometer gehts mir tatsächlich ganz ahnungslos nur im Allgemeinen darum, ob man aus der am Berg auch was ziehen kann (so ähnlich wie beim Segeln oder beim Fliegen) oder ob am Berg die Wetterwirkungen zu kleinteilig sind (die Franzosen lt. Film paar Meter höher mit 15 Grad weniger Windchill...), also ob man durchs Barometer sehen könnte (regelmässig sehen könnte?), dass zB konkret das Zeitfenster bis Eintreffen des Sturms nicht 14 Uhr/Wettervorhersage sein wird, sondern deutlich kürzer. Bzw.: in den Alpen bei Zugang zum Wetterbericht ich so wie Becks, aber beim Trekken ohne Wetterbericht Fokus aufs Barometer (Island, erster Herbststurm)?

                                Die andere allgemeinere, aber schon etwas konkretere Frage, die sich mir aufdrängt, ist, ob und was Bergführer über Kommunikationstechniken und Gruppendynamik lernen (und sich da fortbilden / fortbilden müssen). Wie man auch im Film sieht, wo zB auch sozialer Status zum Teil dargestellt wird, haben Bergführer in der Regel nicht das einfachste Publikum, das Ausbildung erwartet, sondern eher Leute im besten Bergsportrisikoalter = Ü50, die sich in sozial privilegierter Stellung befinden, selber auch "führen" (und Führung erwarten, die mE besprochen gehört).

                                @danobaja: jo. Höhenmesser, danke. Gibts hier leute, die noch fachkundiger was sagen können?

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                                • transient73
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                                  • 04.10.2017
                                  • 983
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                                  Zitat von Schoenwettersportler Beitrag anzeigen
                                  ...Persönlich habe ich bisher noch nie eine Mehrinformation aus meinem (barometrischen) Höhenmesser außer der Höhenangabe gezogen....
                                  Meine digitale, barometrisch messende, Uhr zeigt neben der Höhe auch den Luftdruck (sowohl absolut, als auch relativ, also umgerechnet auf Meereshöhe) und die Luftdrucktendenz an.
                                  Die Tendenz ist schwierig zu beurteilen, da sie den Luftdruckverlauf der letzten Stunden vergleicht. Wenn dann der Luftdruck, auf Grund des Aufstiegs, fällt, wird dies ebenfalls als sinkender Luftdruck und damit "Schlechtwetter" gedeutet. Sprich jeder Aufstieg zeigt augenscheinlicht Tiefdruckgebiet im Anmarsch an, obwohl es nur die Höhenmeter waren.
                                  Was aber funktioniert, ist eben der Blick auf die Tendenz vor dem Start aus der Hütte.

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                                  • Bambus
                                    Fuchs
                                    • 31.10.2017
                                    • 1862
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                                    Neben der sozialen "Strukturen" innerhalb so einer Gruppe (wie von Zeitungleser dezent angesprochen) sollte man aber auch darüber im Klaren sein, das sich das Gehirn die Erinnerung, mal neutral gesagt, an die damaligen Erwartungen und die heutigen Erfahrungen anpassen kann (und tut) und dabei Verdrängungsmechanismen für eigene Versäumnisse eine nicht unbeträchtliche Rolle spielen (können).
                                    Zeugenaussagen von Beteiligten sollte man mit einer gebührenden Skepsis zur Kenntnis nehmen und immer mit evtl. vorhandenen sicheren Daten (Meßwerten, schriftliche Aufzeichnungen während des Geschehens, Photos etc.) auf Plausibilität abgleichen.

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                                    • Simon
                                      Fuchs
                                      • 21.10.2003
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                                      Zitat von transient73 Beitrag anzeigen

                                      Meine digitale, barometrisch messende, Uhr zeigt neben der Höhe auch den Luftdruck (sowohl absolut, als auch relativ, also umgerechnet auf Meereshöhe) und die Luftdrucktendenz an.
                                      Die Tendenz ist schwierig zu beurteilen, da sie den Luftdruckverlauf der letzten Stunden vergleicht. Wenn dann der Luftdruck, auf Grund des Aufstiegs, fällt, wird dies ebenfalls als sinkender Luftdruck und damit "Schlechtwetter" gedeutet. Sprich jeder Aufstieg zeigt augenscheinlicht Tiefdruckgebiet im Anmarsch an, obwohl es nur die Höhenmeter waren.
                                      Was aber funktioniert, ist eben der Blick auf die Tendenz vor dem Start aus der Hütte.
                                      Was auch funktioniert, den Höhenmesser mit identifizierbaren Punkten (Hütte, Gipfel,...) auf der Karte abgleichen. Wenn die angezeigte Höhe plötzlich nicht mehr mit der Kartenhöhe übereinstimmt, hat sich der Luftdruck verändert. (Glaube aber nicht, dass bei dem Unglück ein Barometer große Änderungen ergeben hätte)
                                      Mein Blog: www.steilwaende.at

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                                      • opa
                                        Lebt im Forum
                                        • 21.07.2004
                                        • 6732
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                                        Zitat von Simon Beitrag anzeigen
                                        (Glaube aber nicht, dass bei dem Unglück ein Barometer große Änderungen ergeben hätte)
                                        ich meine auch, veilleicht hetuzutage noch einer interessante informationsquelle, wenn du wirklich ohne jegliches netz unterwegs ist.
                                        ansonsten erinnert mich das schon an meine frühzeit, wo die nächste bezugsquelle für den wetterbericht die telefonzelle im tal war. und die dann ordentlich franken "gefressen" hat, gerade, wenn man die perönliche beratung bemüht hat. da hat man sowas genutzt, aber ansonten gibt es da heute ja genauere und bessere inforamtionsquellen. stimmt ja IMHO auch nicht immer, mti dem luftdruck, bei fön z.b. hast du ja, meine ich, niedrigen luftdruck, obwohl es noch tagelang halten kann.

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                                        • Lampi
                                          Fuchs
                                          • 13.05.2003
                                          • 1791
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                                          Zitat von Linard Beitrag anzeigen
                                          Lohnt sich definitiv anzuschauen (Schilderungen vieler Beteiligter und Orginal Fotos/Videoaufnahmen ): https://www.youtube.com/watch?v=zBbtfX16UFE
                                          Ich beneide Euch um einen ÖRR, der solche Dokus herstellt.

                                          Zitat von opa Beitrag anzeigen
                                          bei fön z.b. hast du ja, meine ich, niedrigen luftdruck, obwohl es noch tagelang halten kann.
                                          Das meinst Du nicht nur, das ist so.
                                          Liebe Grüße von Lam?[tm]-Nur echt mit dem Pi und cw-Wert > 0,3
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